Nr. 280, Berlin  , Sonntag den 24. Deecmber 1865. Zorial Demiilirat. Diese Zeitung erickeint täglich mit AuSnabme der Sonn« und Festtage. Organ des Allgemeinen deutschen Arbeiter-Vereins. Redigirl von I. B. V. Hosstettcn und I. B. v. Schweitzer. Redaction und Expedition- Berlin  , Dresdnerstraße Nr. 85. Abonnement?- Preis für Berlin   incl. Bringerlohn: vierteljährlich 18 Sgr., mo- natlich 6 Sgr., einzelne Nummern 1 Sgr.; bei den Königl. preußischen Post- ämtern 22�/2 Sgr., bei den preußischen Postämtern im nichtpreußifchen Deutsch- land 18� Sgr., im übrigen Deutschland 1 Thlr.(st. 1. 45. südd., fl. 1. 50. österr. Währ.) pro Quartal. Bestellungen werden auswärts auf allen Postämtern, in Berlin   auf der Expedition, von jedem soliden Spediteur, von der Expreß-Tompagnie, Spandauerbrücke 5, sowic auch unentgeltlich von jedemrothen Dienstmann" entgegen genommen. 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Sie erössnet ihren Leiter mit den Worten: Ob Herr Barnum, der Vater der Reclame, der jetzt, wo sein Museum niedergebrannt, vielleicht die nöthige Muße zu einer Nebenbeschäftigung erübrigen konnte, die Botschaft an den Nordamerikanischen   Congreß redigirt hat, wird schwer sestzustellen sein. Bekanntlich ist das Aktenstück von dem Präsidenten Johnson unterzeichnet; redigirt ist dasselbe aber offenbar von einem dieser men- schenkundigen Köpfe, welche uns durch die Dreistigkeit ihrer Feder in dem Jnseratentheile der Tagesblätter täglich das alte Wort-blunstus vult stscijü"(die Welt will betrogen sein) in'S Gedächlniß zurückrufen. Wenn nun auch die Regierung der Vereinigten Staaten   ihre Machtsphäre durch diesen Artikel keineswegs bedroht sehen und ein internationaler Conflict keineswegs dadurch heraufbeschworen wer- den wird, so kann man doch nicht umhin, sich über diesen Ton eines officiösen Blattes zu wundern, welches sonst, Gegnern gegenüber, in dergleichen Dingen keinen Spaß zu verstehen gewohnt ist. sAus den Elbherzogthümernj wird ge- meldet, daß das frühere Mitglied der schleswigschen Ständeversammlung, Herr Hansen-Grumbye am 12. d. Bt. in Hadersleben   eine Zusammenkunft der dänisch redenden Abgeordneten aus Nordschleswig veranstaltet habe, welche zugleich die einzigen Mit- glieder der Ständeversammlung sind, die ihr Man- dat nicht niedergelegt haben. Als Gegenstand der Zusammenkunft wird u. A. ein Vorschlag des Äbg. Krüger- Bestoft bezeichnet, den König von Preußen durch eine Adresse um Rückgabe Nord- schleswigs an die Krone Dänemark   zu ersuchen. * Wien  , 20. Dec. sDer Kaiser und Un- garn. Der böhmische Landtag. Aus Un- g arn.j Der Kaiser wird heute Abend Pesth  - Ofen verlassen. Er soll beabsichtigen, Ende Januar in Begleitung der Kaiserin nach Ofen zurückzukehren, aber dennoch seinen Schwerpunct in Wien   zurückzulassen. Ob dieses in seiner Macht liegt, ist eine andere Frage. So viel man hüben und drüben auch vom Ausgleiche mit Ungarn   reden mag, die Ungarn   werden schwerlich darauf verzich- ten, ein vollständiges Ministerum zu haben, und schwerlich sich entschließen, einen gemeinschaftlichen Reichstag zu beschicken. Und auf beide Puncte scheint der Kaiser und seine Regierung bestehen zu wollen. Der Rücktritt der vier Deutschen  Grafen und Fürsten   aus dem Böhmischen L and- tage macht bei Hofe sehr viel Aufsehen. Der Kaiser soll von unparteiischer Seite Bericht darüber er- hallen haben und seinem Statthalter Unrecht geben, der seinerseits nun wieder die ungeschickte Entschul- digung vorbringt, er sei durch den Lärm der Sitzung außer Fassung gebracht worden, er könne die Heiter- keit derHerren nicht vertragen. GrafBelcredisollnach Prag   gereist sein, um die Sache möglichst in Frieden zu schlichten, denn man kann jenen würdigen Staats- diener um deswillen augenblicklich doch nicht gut entbehren, da er der Staatskasse 40,000 Gulden schuldet und außer seinem abzugsfähigen Gehalte kein Vermögen besitzt. Daher mag wohl auch der Trotz und Starrsinn der reichen. Aristokratie kommen, die sich in Oesterreich   noch streng von dem nichts- habenden Junker zu scheiden weiß. Fürst Auerspcrg hat sich übrigens nicht dazu bewegen lassen, wozu man ihm durch eine neue Wahl Gelegenheit geben wollte, seinen Entschluß zurückzunehmen. Daß Hr. v. Schmerling ebenfalls plötzlich von oppositionellem Ehrgefühl befallen worden, darüber lachte alle Welt. Aus Ungarn   lauten die intimen Nachrichten für die Regierung nicht allzu günstig. Es wird nur die Abreise des Kaisers erwartet, um mit den Anforderungen bezüglich der in Frage gestellten 48er Artikel schroffer und entschiedener hervorzu- treten. Zur Stunde wird das oppositionelle Ge- lüst noch durch jenen tief dynastischen Zug im un- garischen Charakter, der gegenwärtig mit großem Geschick in umfassendster Weise verwerthet wird, in Schranken gehalten. Wer kann überhaupt berech- neu, welch' mildernde Wirkung noch im entscheiden- den Moment ein Paar im Fasching auf der Ofener Königsburg allerhöchst getanzte Czardase auf die widerborstigen Beschlußmänner ausüben würden. Selbst so ernsthafte Journale wiePesti Naplo", Politikai Hetilap" undHon" legen in ihren Leitartikeln dem Umstände Wichtigkeit bei, daß apostolische Majestät des Magyaren Gottes(Ma- gyar Jsten, trägt natürlich, Schnurrbart) edles Ungarisch mit correctem Accent sprechen und den Husaren-Schnürrockfesch" tragen. ' Frankfurt   a.M., 21. Dec. jDie heutige Bundcstagssitzungj, in diesem Jahre die letzte, erledigte fast nur geschäftliche, sodann wenig er- hebliche Feltungs-Angelegenheiten, sonstige Militaria nnd einige Unlerstützungsgesnche. Nächste Sitzung Milte Januar. * Königsberg  , 21. Dec.[Die armen Ge- richtsschreiber und derressortmäßige Weg.") Wir haben seinerzeit der traurigen Lage der schlechtbesoldeten Lohnsckreiber des hiesigen Stadtgerichts und ihrer Bemühungen Erwähnung gethan, eine Erhöhung ihres Soldes zu erlangen. Dieselben, meist invalide Exunterofficiere, beziehen einen Lohn von 1 Sgr. 2 Pf. per Bogen, wovon sie, nebst ihren Familien, leben sollen, ein Kunst- stück, das ihnen schwerlich irgend ein Minister vor- machen wird. Sie reichten also eine Petition beim Justizminister ein, welche unberücksichtigt zurückkam, worauf sie sich in einer unmittelbaren Eingabe an den König wandten. Vom Kabinet wurde diese Eingabe, ohne weitere Bestimmung, auf den ressortmäßigen Weg" verwiesen und gelangte so an den Minister und von diesem an das ostpreu- ßische Tribunal. Von dem Letzteren wurde den Armen in diesen Tagen ein Verweis zu Theil; außerdem wurde ihnen ihre Entlassung in Aussicht gestellt, falls sie derlei Immediateingaben wieder- holt und direct absenden sollten. * JLieSbaden, 22. Dec.[Die Casino- gesellschaft), so wird telegraphirt,(!) hat in ihrer gestrigen General- Versammlung den Antrag der Offiziere auf Ausschließung des Abgeordneten Dr. Siebert in geheimer Abstimmung abgelehnt. Der Staat Nassau   befindet sich übrigens, den Um- ständen nach, so gesund als möglich und ist ver- läufig gerettet. Ausland. * ParlS, 21. Decbr.[Tagesbericht.) Der Constitutionnel" giebt heute eine neue Umschrei- bung der im gestrigen Moniteur erschienenen Be- urtheilung der amerikanischen   Botschaft und ihres ! Verhältnisses zur französischen   Politik in der mexi- kanischen Frage. Man muß sich erinnern, daß noch ! vor ganz kurzer Zeit die Existenz einer Monroe- Doctrin und die Möglichkeit einer Meinungsver- schiedcnheit zwischen Frankreich   nnd Amerika   von der officiellcn und officiösen Preye ganz umgangen wurde, um den wahren Charakter der jetzt eingetretenen neuen Lage zu überschauen, in welcher man die Schwierigkeiten nicht mehr todtschweigen, sondern sich durch eine ganz unschuldige Erörterung der- selben den Weg zur Umkehr anbahnen will. Wäh- rend so alle Parteien einig sind, in der tranSat- laotischen Politik den Degen einzustecken, wuchert in den höheren Kreisen doch noch immer so viel Universalmonaribie-Schwärmerei fort, daß manche hochgestellte Persönlichkeiten sich selbst jetzt nocki nicht idarin finden können, die schöne Gelegenheit mit Belgien   sei für immer verfehlt. Ter gestrige Artikel derPatrie" hat gerade besonderes Aufsehen erregt, weil man von kundiger Seite versichert," derselbe verdanke seinen Ursprung den zurück- gestauten Gefühlen der erwähnten Kreise, die sich in irgend einer Weise Luft machen wollten. Der Artikel entspmcht allerdings seinem ganzen Inhalte nach dem Gesichtskreise jener unablässig an wenigen Ideen kauenden bonapartistischen Theoretiker und Praktiker. Die Studenten bringen auch wieder etwas Leben in die innere Politik. Nicht weil sie heute abermals die Vorlesungen in der Rechtsschule unterbrochen haben und weil in der Medicinschule . das Auditorium deS Professors Wurtz wieder ge- räumt werden mußte, sondern weil alle diese Bor  - fälle der Presse und den politischen Kreisen Anlaß geben, die tieferen Gründe der Studenlen-Emeute