für die Gesammtheit unserer arbeitenden Gruppe, beziehungsweise für diejenigen, welche sie mit Re- gelung der betreffenden Verhältnisse beauftragt hat, bestimmend fein. Sie sehen also dort immer ganz wie hier! Alles was Sie für Sich geltend machen können, machen Sie zugleich für uns geltend. Auch nicht im Entferntesten ist einzusehen, warum der Arbeiter gegen fixen Lohn im socialen Staate weniger Au- trieb zur Arbeit haben sollte, wie heutzutage. Aber wir sind mit den Arbeitern gegen fixen Lohn noch nicht fertig, die Hauptsache kommt noch. Es giebt nämlich heutzutage eine besondere Art von Arbeitern gegen fixen Lohn, die man aber ge- wohnlich nicht dahin rechnet, wohin sie ökonomisch gehören, und zwar blos darum nicht, weil man bei ihnen den LohnGehalt" zu nennen pflegt. Mit anderen Worten: Alle Staatsbeamten, alle Direc- toren industrieller Etablissements, und eine ganze Reihe zu bestimmte» Zwecken öffentlich oder privat Angestellter beziehen einen festen Lohn und man nimmt an, daß diese Leute, obschon sie durch ge- wissenhafte Pflichterfüllung ihre materielle Lage nicht zu verbessern vermögen, im Ganzen doch ihre Schuldigkeit Ihun. Ja!" rufen Sie hier entrüstet ausdas ist etwas ganz Anderes; diese Beamten, Direcloren u. f. w. sind Leute von Bildung, Leute, bei denen das Ehrgefühl entwickelt ist. Aber wie können Sie so Etwas bei der Masse des Volks voraussetzen? Nehmen Sic Sich in Acht! Entfesseln Sie die Bestie nicht!" Was dieBestie" betrifft, Herr Schulze, so gedenken wir darüber in einem späteren Artikel ein Wörtchen mit Ihnen zu reden. Für die jetzt vor- liegende Frage genüge Folgendes: Angenommen, Sie hätten darin Recht, daß man eine stricte Pflichterfüllung nur bei Leuten er- warten dürfe, denen die Wohlthat der Ausbildung durch Schule und Erziehung zu Theil geworden, was folgt daraus? Doch nur dieS: daß man diese Wohlthat für die Gesammtheit zugänglich zu machen, daß man von Staatswegen dafür zu sorgen hat, daß jeder Einzelne durch Schulunterricht und Er- ziehung einen gewissen Grad von AuSbil- dung und humaner Gesinnung erreiche? Gerade das aber ist es, Herr Schutze, was eine Hauptforderung unserer Partei ist. Und zwar nehmen wir eS sehr ernst mit dieser Forderung. Wir wollen nicht, wie Sie in IhrenBildungsvereinen", daß der arme Mann, der sich von Morgens 7, oder noch früher, bis Abends 8 abgearbeitet hat, Abends von 8 bis S'/g Uhr sich schnell noch ein wenigbildet"; wir, den entsetzlichen Hohn erkennend, der in solcher Forderung liegt, verlangen vielmehr, daß die Ausbildung zu derjenigen Zeit geschehe, wo der Mensch nicht ar- beiten soll in der Kindheit und Jugend. Dann wurde auch eine Fortbildung Sinn und Verstand haben. Freilich könnten Sie hier einwenden, daß die Kinderarbeit für die Industrie durchaus nicht zu verachten sei, wie das Beispiel England so glän- zend beweist. Und allerdings, Herr Schulze, seien Sie nur consequent, vertheidigcn Sie nur auch die Mobilmachung der kindlichen Arbeitskraft; aber muthen Sie uns nicht zu, daß wir darüber ein Wort verlieren. Wir wissen wohl, daß der englischeNationalreichthum" nicht nur der Dieb- stahl in Permanenz ist, sondern auch der Mord in Permanenz. Wir haben Ihnen, Herr Schulze, in Vorstehendem gezeigt, daß, von welcher Seite Sie auch die Sache betrachten mögen, �der Arbeit gegen fixen Lohn im socialen Staate durchaus nicht gerin- gerer, sondern vielmehr höherer Antrieb zur Thätigkeit innewohnt, als beim Heuligen Zustande. 2)Aber", so könnten Sie bemerken,es ist ja anerkannt, daß es mit der Arbeit gegen festen Lohn eine schlimme Sache ist; allein die Stückarbeit, wie wir sie heutzutage sehen diese bewirkt doch im Arbeiter einen Sporn zu erhöhter Thätigkeit." Ganz gut! Aber wer in aller Well hindert uns, im socialen Staate auch die Form der Stück- arbeit zu verwerthen? Auch hier würde also der Sporn zur Thätigkeit an sich unvermindert sein, während derselbe wiederum durch das Hinzukommen der früher erwähnten Aussicht auf größeren Ertrag der Arbeit der Gesammtgruppe sogar ein erhöhter würde. 3) Es verbleibt uns zu betrachten die Form des Theilhabers. Diese Form besteht, wie bereits erwähnt, darin, daß eine arbeitende Gruppe ledig- lich aus Theilhabern zusammengesetzt ist, d. h. daß die gemeinsame Thätigkeit auch für die Gesammt- heit geschieht, das Ergebniß der Arbeit der Ge- fammtheit zufällt, welche dasselbe, beziehungsweise den entsprechenden Werth, nach bestimmten Regeln unter sich zur Bertheilung bringt. Da Sie nicht läugnen werden, daß ein Ge- schäftsinhaber Interesse daran hat, daß die Arbeit vorwärts gehe, so sind wir hier, wo jeder Arbeiter zugleich als Unternehmer erscheint, oder, richtiger gesagt, wo dieser Zwiespalt aufgehört hat, des Be- weises überhoben, daß eine gewichtige Veranlassung zur Arbeit vorliegt; dieselbe ist, ebenso wie hentzu- tage in einem gleichen Falle, gerade hier in hohem Grade vorhanden. Und es wird Ihnen einleuchten, daß Sie hier, durch die Art und Weise, wie die Bertheilung des gemeinsam Erarbeiteten vor sich geht, durch die Regeln, nach welchen sich die Antheile der Einzelnen bestimmen, wiederum ein-Nittel in der Hand haben, auf den Eifer eines Jeden einzuwirken. 4) Es wird Ihnen freilich nicht entgangen sein, daß auch die Arbeiter, welche unter 1) und 2) als Lohn- ober Stückarbeiter erschienen, nur der Form nach solche waren, während sie dem Wesen nach unter allen Umständen als Geschäftstheilbaber, wie man heutzutage sagt, erscheinen. Ganz gut! Aber was Sie aus obiger Darstellung lernen können, ist dies: daß wenn Sie de» persönlichen Antrieb durch die Aussicht auf Verbesserung der persönlichen Lage auch im Einzelnen und Kleinen für nöthig halten, durchaus nichts entgegensteht, durch bestimmte Formen innerhalb der arbeitenden Grup- pen im socialen Staate jenenAntrieb bei- zubehalten, ja zu erhöhen. Aber" so könnten Sie jetzt hier einwenden, wenn ich auch jetzt sehe, daß man den Einzel- nen innerhalb jeder Gruppe anspornen, beziehungs- weise überwachen könnte; wenn ich auch weiter zu- geben muß, daß die Eigenschaft als Theilhaber schon an und für sich unendlich mehr anspornen muß, als die Lohnarbeit in jeglicher Form; so sehe ich doch nicht ein, wie diese Gruppen selbst, jede Gruppe der andern gegenüber, zu gehöriger Arbeit- samkeit angespornt werden sollen; es sei denn, Sie wollten diesen Gruppen als solchen die Concur- renz beibehalten, was Sie doch als Socialisten schwerlich thun wollen." Vortrefflich, Herr Schulze! Da bringen Sie uns zunächst auf die niederträchtige Begrifssver- wirrung, die man geflissentlich mit dem Worte Concurrenz" in die Gehirne einzuschmuggeln und einzupfropfen sucht! Wir prüfen also nunmehr auf Ihren Wunsch die Frage: Ob für die einzelnen arbeitenden Grup- pen im socialen Staate ein genügender Antrieb zur Arbeit vorhanden sein werde? politischer Theil. Deutschland . * Berlin , 24. Febr.[Zur Habsburg- Hohenzollern 'schen Allianz] sind verschiedene kriegerische Gerüchte im Umlauf. Man spricht von der Mobilmachung dreier preußischer Armeecorps und be- zeichnet Erfurt , Neisse und Kreuznach als Eon- centrationSpunkie. Die ofsiciösePatrie" enthält eine ähnliche Correspondenz aus Frankfurt , vom 19. d. M., wonach sich in der Gesinnung des Königs von Preußen, der bisher nur von einer friedlichen Lösung der Elbherzogthümersrage habe wissen wollen, eine Aenderung vollzogen haben soll, und dieRhein . Ztg." will von Anfragen des Generalcommandos des 7. preußischen Armeecorps bei den Westphälisch- Rheinischen Eisenbahnen be- Hufs Uebernahme großer Pferdetranspvrte wissen. Die gestrige Börse warweichend",flau,"matt". sPreußische Preßschicksale.j ConfiScirt wurde dieOstd. Ztg." zu Posen am 2l. Gleichzeitig fand, ohne Vorzeigung eines richterlichen Befehls, Haus­suchung nach dem Manuscriple statt. Eine gleiche Haussuchung fand am 22. zu Duisburg in der Re- daction desBoten am Niederrhein " wegen der confis- zirlen Nummer vom 14. d. statt. Verurtheilt wurde gestern vor der hiesigen siebenten Deputation der Re- daclcur derStaalsb.-Ztg.", Richter, und ein Gerichts- actuar Iähnichen, letzlerer als Verfasser, wegen einer Notiz über die angeblich schlechte Verpflegung im hiesigen Waisenhause, zu 19, resp. 15 Thlr. Geldbuße. Ein Be- weis der Wahrheil war in der Voruntersuchung nicht genügend geführt worden, eine weitere Erhebung lehnte der Gerichtshof ab. DieKönigsb. Neue Ztg." vom 22. erscheint mit drei großen Censurlücken. In Wittenberg stand am 29. der Verleger de« dortigen Wochenblatts," Fiedler, und der Schriftsteller M. Anl. Niendorfs vor Gericht, angeklagt wegen Beleidigung de« Bürgermeisters in Pretzsch . Der Beweis der Wahr- heit gelang und der Verleger ward freigesprochen, der Vcrsasser jedoch wegen Verleumdung, die in der ganzen Darstellung und in der Unrichtigkeit von Nebeuangaben beruhe, zu lb Thlr. Geldbuße verurtheilt. Wien , 21. Febr.[Truppen für Mexiko . Die russischen Truppen- Bewegungen.] Officiös wird eine Nachricht, baß die österreichische Regierung dem Kaiser Max von Mexiko alle von diesem zu verlangenden Truppen zur Verfügung stellen werde, als falsch bezeichnet. Man wirb nur die vertragsmäßig festgestellten Werbungen ge- statten. Ein Officiöser bestätigt die ver­dächtigen Konzentrirnngen und Bewegungen von russischen Truppen an der österreichische» Grenze; derselbe fügt hinzu: Oesterreich beunruhige sich aber darüber gar nicht, indem es ja das Mittel habe, die polnische Nationalität zu ent- fesseln. Jedenfalls werde vor der Hand der österreichische Gesandte in Petersburg sich von Fürst Gortschakofs die nölhige Aufklärung erbitten, die hoffentlich befriedigend ausfalle. Karlsruhe , 23. Febr.[Ministe rverant- wortlichkeitsgesetz.j Heute hat die Regierung der zweiten Kammer ein Gesetz über die Verant- wortlichkeit der Minister, sowie ein hierauf bezüg- liches Vollzugsgesetz vorgelegt. ». Hagen , 24. Febr.[DieRheinische Zeitung " und die bekannten Ochsen des Pythagoras . Auflösung der großen libe- ralen Partei. Ludwig Walesrode , derAb- trünnige.] Die Redaktion derRheinischen Zei- tung" hat mir den Gefallen erzeugt, den Artikel in Nr. 38 desSocial-Demokrat" über den Adressen- schwindel der Liberalen und Fortschrittler abzu- drucken, wenn auch selbstverständlich mit einigen gehässigen, persönliche» und verläumderischen Be- merkunaen. lieber den Artikel selbst sagt sie Nichts, sie scheint doch in etwas die Richtigkeit desselben zu fühlen ja, denken darf man bei der jetzigen schwächlichen Menschheit Alles, aber aussprechen darf man es nicht denn fast jede ehrliche Wahr- heil in bestimmte, stramme Form gekleidet, wird als Hochverrath gegen die sogenannte, durch die libe- rale Presse vertretene öffentliche Meinung aufgefaßt. Weil man nun die Wahrheiten nicht widerlegen kann, so schimpft man auf die Personen, eine be- kannte Taktik des Fortschrittlerthums davon konnte der große Lassalle auch ein Lied singen. Als derselbe mit seinen Wahrheiten auftrat, fingen auf einmal die bekannten Ochsen des Pythagoras schmählich und schmähend an zu brüllen, diese kapi- taten»nd fetten Burschen wußten wohl, daß es ihnen jetzt an'S Leben gehe, daß sie geopfert wür- den, deßhalb das Angst- und Wulhgebrüll der- selben, denn die Wahrheiten Lassalle's zu widerlegen verstand keiner von den Brummschädeln. Zwar versuchte es dergroße" Wackernagel aus Elber- feld seiner Zeit in derDeutschen Allgem. Zeitung"; doch jene Artikel machten sofort den Eindruck, als wenn sie mit einem Ochsenfuße geschrieben wären. lieber die Widerlegungs versuche des Herrn Schulze wollen wir in dieser Weise, und jetzt, nicht sprechen; er meint es sicherlich nicht so übel mit dem Ar- beiterstande, er hat auch in mancher Beziehung seine großen Verdienste, deßhalb muß auch immer die Verurtheilung Schulze's in milderer Form geschehen; er ist besser, als seine Trabanten. Ich wollte durch das Vorstehende nur wiederum constatiren, daß, ebenso wie Lassalle selbst, die Anhänger seiner Lehren verhöhnt, verläumdet, nur nicht widerlegt werden. Die social-demokratische Partei erfreut sich in