Rr. 80 Berlin, Mittwoch den Ii. April 1866. Zweiter Zahrgang. Demolirlit. Diese Zeitung erscheint drei Mal wöchentlich und zwar: Dienstags� Donnerstag« und Sonnabends Abend«. Organ der social-demokratischen Partei. Redigirt von Z. 8. v. Hofstetten und Z. 8. v. Schweitzer. Redaction und Expedition: Berlin  , Dresdnerstrage Nr. 85. Abonnements- Preis silr Berlin   incl. Bringerlohn: vierteljährlich 15 Sgr., mo­natlich 5 Sgr., einzelne Nummern 1 Sgr.; bei den Königl. preußischen Post- -mtern 15 Sgr., bei den preußischen Postämtern im nichrpreußischen Deutsch  - land l2Vi Sgr., im übrigen Deutschland 20 Sgr.(st. 1. 10. südd., fl. 1. österr. Währ.) pro Quartal. Bestellungen werden auswärt  » auf allen Postämtern, iu Berlin   auf der Expedition. von jedem soliden Spediteur, von der Expreß-Compagnie, Zimmerstraße 48», sowie auch unentgeltlich von jedemrothen Dicnstmaun" entgegen genommen. Inserate(in der Expedition auszugebe») werden pro dreigcspaltcne Petit-Zeile be> Arbeiler-Annoncen mit 1 Sgr., bei sonstigen Annoncen mit 3 Sgr. berechnet. Agentur für England, die Coloniecn und die überseeischen Länder: blr. Bender, 8. Little New-Port-Street, Leicester- Square W. C.   London  . Agentur für Frankreich  : G. A. Alexandre, Strassbonr�, 5. Kue Brulee; Paris  , 2. Cour du Commerce Saint-Andre-des-Arts. Bestellungen für das zweite Quartal 1866 werden fortwährend(auswärts aus den Post- ämtern) angenommen. ZUM 11. April. Wieder kehrt morgen zum zweiten Male be- reitS, seitdem wir den Verlust des Mannes be- trauern, der unser Stern, unsere Hoffnung war wieder kehrt ein hoher Gedächtnißtag für uns: der Tag der Geburt Ferdinand Lassalle's  . Taufende und aber Taufende werden ganz be- sonders an diesem Tage seiner mit dankbarem Her- zen gedenken, in weihevoller Stimmung, trauernd um den geliebten Tobten, dem es nicht vergönnt sein sollte, zu schauen die Frucht, die dem Saalkorn entkeimen wird, das er ausgestreut. Nur im Geiste sah er das Saatfeld entgegen- reifen dem Tag der Ernte. Nur im Geiste schauen vielleicht auch wir ihn. Nicht für heute, nickt für morgen und nicht für die nächste Zeit, nein, für die Zukunft, für kommende Geschlechter hat er den Samen aus- gestreut, haben wir das Saatkorn zu hegen und zu pflegen, a uf daß es gedeihe und der- einst Früchte trage. Genug, daß es uns beschieden war, durch Nebel und Wolken hindurch, wenn auch nur einen Strahl der Zukunftssonne zu schauen, die einst glücklichere Tage erwärmen wird. An solchen Gedenktagen aber ist an uns, den großen Tobten, der in uns geistig fortlebt, zu ehren, indem wir das Gelöbniß erneuern, seinen heißesten Wunsch zu verwirklichen, dem er in den Worten des römischen Dichters Aus- druck lieh: Lxoriar« aliquis nostris ex ossibus ultor!", politischer Theil. Rundschau. Berlin  , 10. April. Auf dem Gebiete der politischen Nachrichten in Deutschland   begegnen wir im HabSburg-Ho- 1 henzollernschen Conflict noch immer bald kriegerischer, bald friedlicher Kunde. Ueber den Inhalt einer gestern hier überreichten österreichischen Note verlautet, das hiesige Kabinet werde darin aufge- fordert, seine am 28. März angeordneten Rüstun- gen zurückzunehmen. Oesterreich   habe seinerseits keine Rüstungen rückgängig zu machen, da von ihm nicht gerüstet sei. Der Ton der Note soll kein verbindlicher sein. In der gestrigen Sitzung des Bundestags überreichte der preußische Gesandte den Antrag seiner Negierung auf Bundesre- form. Wir theilen darüber das nachstehende Telegramm aus Frankfurt   mit, worin es heißt: Der Antrag, von dem notorischen Reformbedürf- nisie ausgehend und auf die Principien hindeutend, welche Preußen bereits in Folge des Fürsten-Con- grefses als nothwendige Grundzüge der Reform bezeichnet habe, lautet:Eine aus directen Wahlen und allgemeinem Stimmrechte hervorgehende Ver- sammlung für einen noch näher zu bestimmen- den Tag einzuberufen, um die Vorlagen der deutschen   Regierungen über eine Reform der Bundesverfassungen entgegenzunehmen und zu beruthen; in der Zwischenzeil aber bis zum Zusamnientritte derselben durch Verständigung der Regierungen unter einander diese Vorlagen festzu- stellen. Nach Verlesung des Antrages beantragte das Präsidium die sofortige Mittheilung desselben an die Regierungen, und daß über die geschäftliche Behandlung desselben in der nächsten wöchentlichen Sitzung beschlossen werde. Dieser Antrag wurde angenommen. Preußen befürwortet noch die bald- möglichste Einsetzung eines Ausschusses ad hoc." Daß sich die beiderseitigen Regierungen schon halb und halb als kriegführende Mächte betrachten, geht aus nachstehendem Vorfall hervor. In Prag   wurde nämlich ein preußischer Offizier, Graf Waldersee, verhaftet, weil dessen Taschenbuch die Aufnahme der Prager   Festungswerke gezeigt und er nach Pardubitz   habe abreisen wollen. Auf Weisung von Wien   wurde jedoch der Verhaftete wieder in Freiheit gesetzt. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt über diese Angelegenheit: Wenn ein preußischer Osfizier, al« solcher unter sei- nem Namen durch Oesterreich   reisend, so ohne Weiteres verhastet und ausgewiesen wird, so muß solcher Lorgang auch dem Ungläubigsten die Gewißheit geben, daß bezüg- lich der österreichischen Rüstungen wichtige Thatsachen vorliegen, deren Verheimlichung in Wien   wichtiger er- scheinen muß, al« die Verminderung der Kriegsgesahr durch Austlärung der Wahrheit. Wir glauben, die preu- ßische Regierung werde aus diesem Vorgänge nur eine neue Mahnung entnommen haben, gegen das, was sich in Böhmen   vorbereitet, auf der Hut zu sein. Welche Maßnahmen dem österreichischen Verfahren gegenüber die preußische Regierung für die in Preußen reisenden Oester- reicher ergreifen muß, darüber wird zweifelsohne die preußische Regierung ihre Entschlüsse fassen. Das Reisen fängt also bereits an, sehr unge- müthlich zu werden. Die letzte preußische Depesche hat in den maßgebenden österreichischen Kreisen einen nichts weniger als friedlichen und günstigen Eindruck gemacht, wie sich aus den Aeußerungen der dortigen Officiösen schließen läßt, so daß man die Friedens-Actien als beträchtlich herab- gesunken ansehen kann. So schreibt die officiöse Debatte" vom 9. April:Der Thatsache gegen- über, daß die preußische Mobilmachung offi- ciell imStaats-Anzeiger" angeordnet worden ist, dürfte Oeslerreich die Erklärung abgeben, daß, so lange nicht eben so officiell die Ordre zur Demobilisirung ertheilt worden, Oesterreich nicht in der Lage sei, etwaige Verhandlungen fortzuführen." Dein steht eine telegraphische De' pesche derKölnischen Zeitung  " ganz entschiede« gegenüber, der zufolge die preußische Antwortsnote in den Wiener   maßgebenden Kreisen als die KriegS' gefahr beseitigend aufgefaßt wird. Kurz, es ist noch der alte Schwebezustand. Die Mittelstaate« fahren fort, gegen den Krieg auf Grund der Bu«' desacte zu Protestiren. So veröffentlicht die ossi ciöseBayerische Zeitung" eine Depesche del bayerischen Regierung an die bayerischen&t> sandten in Wien   und Berlin  , welche die erste« beiden Bundesglieder ersucht, es auszu'preche«, daß sie sich jedes gewaltigen Angriffes auf andere Bundesglieder unbedingt enthalten wollen un» daß sie bereit seien, sofort in Verhandlungen zur Wahrung des Friedens im Bunde einzutreten, and) zugleich den Weg und die Art der Verhandlunge« zu bezeichnen, dem sie den Vorzug geben. Dst( Antworten der Kabinette von Wien   und Berti« vom 5. April begründen die Hoffnung, daß zur Zeit ein gewaltsamer Conflict nicht zu befürchte« sei. Beide Regierungen erklären sich geneigt, zw Lösung der Schwierigkeiten den Unterhandlungsivez unter sich und mit den Bundesgenossen zu bclreteu In Preußen und auä> im übrigen Deulschlanb fahren die den Krieg fürchtenden Kreise der Fori' schrittsmänuer der Bourgeoisie fort, Resolutione« gegen denselben zu fassen. Der Sechsunddreißiger' Ausschuß hat es in einer am 7. d. MtS. stattge' habten Sitzung gletchfalls wieder zu einer lange« Resolution gebracht, zu einer Resolution gegen jede Regierung, der mit dem Vertrauen des eige- neu und des deutschen   Volkes die Gewähr für das Gelingen des deutschen   Einigungswerkes fehlt. Jammervoll. In Hessen-Kassel hat sich der Kur« fürst am 5. April zwar wieder zu Bett gelegt, am anderen Tage jedoch eine Ministerialsitzung ab- gehalten. Nach Berichten von dort ist das April' weiter vorherrschend. Nach neueren Berichten aus Paris   hat sich die Donaufürftenthilmcr-Conferenz aus dem Grunde vertagt, weil man über nichts Anderes z« einer Verständigigung gelangen konnte, als übet das Prinzip der Ausrechterhaltung der Souze- rainetät der Pforte. Es soll dies Prinzip selbst in dem Falle gewahrt bleiben, daß es den R»' mänen doch noch gelänge, eine» ausländische« Prinzen zur Annahme des Fürstenhutes zu be- wegen. Sämmtliche Consuln in Bucharcst sind denn auch von«Seiten ihrer respectiven Regierunge« in dieser Richtung verständigt worden. Die euer- zischen Rüstungen der Pforte deuten darauf hi«, daß man in Konstantiiiopel nicht gesonnen sei, de« Rumänen freie» Spiel zu lassen. Hinsichtlich der letzten Eonferenz- Sitzung vom 4. April will da» Memor. Dipl." wissen, daß man eine Eombinalio« ausfindig gemacht, welche sowohl dem SelbstbestiM'