Politischer Theil.

Rundschau. Berlin  , 28. Juni.

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Artillerie arbeitete bis 3 Uhr Nachmittags. Die Defter­reicher wurden von Skalitz auf der Straße nach Jaro mirz zurückgedrängt. Das 4. Dragoner- Regiment und das 1. Ulanen Regiment, dessen Oberst und Adjutant verwundet worden sind, eröffneten das Gefecht. Drei Fahnen wurden erobert, viele Gefangene gemacht. Bei Derfeits viele Berwundete.

Breslau  , Mittwoch, 27. Juni. Das ganze erste Armeecorps hat gestern die Grenze bei Lieban, ohne Widerstand zu finden, überschritten und ist auf Trautenau  in Böhmen   marschirt. Es fand Trautenau   vom Feinde besetzt und ist seit 11 Uhr Vormittags im Gefecht. Der Feind ist in der Richtung auf Josefstadt   zurückgeworfen. Die Truppen schlagen sich brav. Das Gefecht währte um 3 Uhr Nachmittags noch fort.

Kiel  , 27. Juni, Abends. Das holsteinische ,, Verord­nungsblatt" enthält eine amtliche Bekanntmachung, durch welche die Ertheilung von Erlaubnißscheinen an Wehr­pflichtige zum Aufenthalte im Auslande ohne Autorisa flon des Ober- Präsidiums untersagt wird.

Caffel, 27. Juni, Abends. Mehrere hannoversche Offiziere haben ihr Ehrenwort gegeben, in diesem Kriege nicht gegen Preußen dienen zu wollen.

Hamburg  , 27. Juni, Abends. Der Hamburger Senat   hat sich, wie Lübeck   und Bremen  , bereit erklärt, wegen eines Bündnisses mit Breußen zu verhandeln. Der hamburgische Gesandte ist aus der Versammlung der österreichischen Verbündeten in Frankfurt   a. M. ab­berufen.

noch nicht zu übersehen. Der Verlust beträgt: 2 Offi­ziere todt, 7 verwundete, von Unteroffizieren und Ge meinen 115 an Todten und Verwundeten.

Schloß Sichrow in Böhmen  , 26. Juni, Abends. Heute hat von 9 Uhr früh bis gegen 2 Uhr Nachmittags zwischen Liebenau, Turnau   und Botol   ein Artilleriekampf zwischen der 2. vierpfündigen Batterie der 4. Artillerie­Brigade und 14 österreichischen Geschüßen, die von mehren Escadrons Husaren und Dragonern bedeckt waren, statt­gefunden.

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Die diesseitigen Verluste sind unbedeutend. Feind zog sich gegen Mittag auf Windischgrätz   zurück. Bei Böhmisch- Aich a machten die brandenburgischen Dragoner mehre Gefangene vom österreichischen Infanterie­Regiment König von Preußen Nr. 34.

Heute Abend soll die Brigade Boschacher angegriffen werden.

Eisenach  , 26. Juni, Nachm. Die von Sr. Ma jestät dem Könige in schonendster Weise gestellten Capi­tulationsbedingungen sind Seitens der Hannoveraner nicht angenommen worden. Die Feindseligkeiten sind demnach seit heute früh 10 Uhr wieder eröffnet.

Gotha  , 26. Juni, Abends. Die hannoversche Armee hat den Rückzug nach Norden angetreten, verfolgt von den Truppen des Generals von Falckenstein.

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Bem Kriegsschauplage in Deutschland   liegen, wie von dem in Italien  ,( f. unten) Nachrichten vor, welche beweisen, daß die Zeit der Procla­mationen und Tagesbefehle vorüber ist und die der Action begonnen hat. Die Italiener haben eine Schlappe erhalten, die Preußen Erfolge gehabt. In beiden Fällen sind jedoch die Ergebnisse des Kampfes nicht entscheidend für den weiteren Ver­lauf der kriegerischen Ereignisse. In Desterreich ist man inzwischen auch mit Bundesreform"-Plä­nen beschäftigt. Das Memor. dipl  ." wenigstens vernimmt aus Wien  , die österreichische Regierung habe sich mit den bundestreuen" Staaten bereits über die von ihrer Seite zu machenden Vorschläge für eine Bundesreform geeinigt; man würde das Reformproject von 1863, allerdings mit ver­schiedenen Abänderungen, zur Grunglage nehmen; die Selbstständigkeit der einzelnen Bundesstaaten Glazz, 26. Juni, Abends. Von den Seiten- Detache folle unangetastet bleiben und die Trias- Idee im ments der Armee des Kronprinzen sind österreichische Windischgrätz Dragoner und Ulanen des 10. Ulanen­Bunde eine Verwirklichung erhalten; auch Preußen würde also nach diesem Plane eine Stelle in dem Hannover  , Mittwoch, 27. Juni, Abends. Die Nach regiments zu Gefangenen gemacht worden. reformirten Bunde einnehmen; die gesetzgebende richt englischer Blätter, daß preußischerfeits ,, Kriegscon- Berlin 27. Juni, 7 Uhr, Abends. Von der han­Gewalt folle einer National- Vertretung auf ,, sehr tributionen" ausgeschrieben seien, ist vollständig unbe- noverschen Armee, die nach Berichten von heute früh bei breiter" Grundlage übertragen werden; über den gründet. Zur Ünterhaltung der im Lande stehenden Thamsbrück   stand, sind bis diesem Augenblick keine wei­Wahlmodus selbst sei man gegenwärtig noch in preußischen Truppen( an Stelle der hannoverschen, teren Rachrichten eingetroffen. Telegramme aus benach­Unterhandlung(!); diese National- Vertretung hätte welche das Land verlassen haben) ist von der Landes- barten Orten sprechen nur die Vermuthung aus, daß die nicht allein vom politischen, sondern auch vom welcher von den zuständigen Behörden erhoben wird. regierung ein Zuschlag zu den Staatssteuern angeordnet, Hannoveraner, an einem Entkommen nach Süden vete zweifelnd, nach Nordhausen   ausbiegen wollten. commerciellen und volkswirthschaftlichen Stand- Frankfurt a. M., Dienstag, 26. Juni, Mittags. Die neuesten beute Nachmittags 2 Uhr ausge­punkte aus die Entwickelung der deutschen Einheit( Auf indirektem Wege.) 15,000 Mann badischer Trup gebenen Amil. Nachrichten" vom Kriegsschauplatze zur Grundlage, und es wäre dann durch die Bil- pen, welche um Heidelberg  , Ladenburg   und Mannheim   gebenen Amil. Nachrichten" vom Kriegsschauplaze find folgende: dung eines neuen Zollvereins die beste Gelegenheit concentrirt sind, werden, verstärkt durch andere dispo­zum Eintritte Desterreichs in denselben geboten; nible Truppen der mit Defterreich verbündeten Regie­einstweilen werde Desterreich die commerciellen rungen, Stellung zwischen Darmstadt   und Frankfurt  Unterhandlungen mit Frankreich   und England wie- nehmen. der aufnehmen. In Preußen soll die Berufung Die neuen Amtl. Nachr. v. Kriegsschauplaße" des Landtages am 13. Juli erfolgen. Nach der lauten wie folgt: Brov. Correfp." soll die Berufung ,, unmittelbar nach den Wahlen" erfolgen. Das Berliner   Sta­binet hat, wie das ,, Fr. Jour." meldet, an den mittel- und fleinstaatlichen Höfeu, welche noch in diplomatischem Verkehr mit Preußen stehen neuerdings die Erklärung abgeben lassen, daß es die Theilnahme an den Berathungen des Bundes als eine feind­liche Maßregel betrachten und demgemäß verfahren werde. Hiernach ist kein Zweifel, daß der Abbruch des diplomatischen Verkehrs zwischen Preußen und Baden, Braunschweig   und Nassau   in Kurzem erfolgen muß. Welche Stellung Weimar   ein­nehmen dürfte, scheint noch nicht sicher zu sein. Diejenigen Regierungen, welche mit Defterreich ge­meinsam gegen Preußen kämpfen, werden, so viel man vernimmt, eine entsprechende Haltung gegen den Verbündeten Preußens, Italien  , einnehmen und es dürfte die Abberufung der Gesandten Bayerns  und Badens von Florenz unmittelbar bevorstehen. Nachstehend folgen die neuesten telegraphischen Depeschen:

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Gotha  , 27. Juni, Abends. Die Avantgarde des v. Falckenstein'schen Corps hat gestern, unter Führung des General v. Flies, die Nachhut der sich auf Tennstedt abziehenden Hannoveraner mit Entschiedenheit angegriffen und zum Stehen gebracht. Die von den bannoverschen Truppen besetzten Höhen bei Langensalza   wurden mit Berlin  , 26. Juni, Nachm. Die Elbbrücke bei Riesa   stürmender Hand genommen und bis Mittag behauptet. ist seit gestern wieder fahrbar. Die Wiederherstellung Als um diese Zeit die Hauptkräfte der Hannoveraner wurde von der Feldeisenbahn- Abtheilung der Elbarmee, sich gegen General v. Flies entwickelten, eine starke Ka­unter Leitung des Baumeisters Schweitzer, bewirkt, und vallerie und ihre gesammte Artillerie ins Gefecht führten, der militairischen Bedeutung dieses Elbüberganges entzog sich die Avantgarde in guter Ordnung auf West­sprechend, schnell und solide ausgeführt. hausen zurück.

Die Brücke, welche bekanntlich ein wichtiges Verbin dungsglied auf den Eisenbahnlinien zwischen Berlin  , Leipzig  , Chemnitz   und Dresden   bildet, bat 10 Deffnun­gen von etwa 90 Fuß lichter Breite, welche durch böl­zerne Bogenkonstruktionen überspannt sind. Die Sachsen  batten, um die Operation der preußischen Truppen zu erschweren, am 15. Juni diese Brücke dadurch unfahrbar gemacht, daß fie die Holzkonstruktionen zweier Deffnun gen durch Feuer zerstörten. Hierbei wurden auch die angrenzenden Zwischenpfeiler erheblich beschädigt, so daß zur Wiederherstellung dieser äußerst wichtigen Eisenbahn Verbindung der Neubau einer Brücke von gegen 200 Fuß Länge und 40 Fuß Höhe erforderlich war.

Sichrow, 27. Juni, 8 Uhr. 36. M. Vormittags. Bergangene Nacht bis 12 Uhr hat die preußische Di vision Horn ein lebhaftes Gefecht bei Boclock, östlich von Turnau  , mit der österreichischen Brigade Boschacher und dem 18. Jäger- Bataillon gehabt. 7 österreichische Offis Reinerz, 27. Juni, Nachmittags 3 Uhr. Zwischen ziere und 500 Mann wurden gefangen genommen. Auf Nachod und Station Groß- Skalitz bis Wisoka in Böhmen   preußischer Seite fielen Oberstlieutenant v. Drygalski hat ein Gefecht stattgefunden, bei welchem hauptsächlich vom 31. Regiment und Hauptmann v. Michalowski vom Cavallerie engagirt war. Die mitengagirte preußische 4. Jägerbataillon  ; die anderen diesseitigen Verluste sind

Feuilleton.

Dem Volk die Freiheit und sein Recht.

Jetzt spielt die Trommel auf zum Reigen,

arsy Der Kanoniere Lunte brennt!

Jetzt sollt ihr euch als Männer zeigen,

Die ihr euch deutsche Männer nennt!

Jetzt tretet zu den Fürstenthronen

Und, wie es Männern ziemet, sprecht: Trotz allem Donner der Kanonen

Dem Volk die Freiheit und sein Recht!

Wie habt ihr, Sänger, frisch gesungen, Von Recht und Freiheit manch ein Lied! Jetzt wird der Säbel hoch geschwungen, Des Friedens fromme Taube fliebt. Jezt singt der Krieg die wilden Lieder, Doch ihr, ihr Sänger, recht und ächt, Singt nur das Eine immer wieder:

Dem Volk die Freiheit und sein Recht!

Shr, Turner, babt mit Neck und Hanteln Der jungen Muskeln Kraft erprobt. Wollt ihr verschämt im Dunkeln wandeln, Dieweil der Kampf der Völker tobt? Empor! Zu aller Throne Stufen Bring, deine Ford'rung, jung Geschlecht! Mit allen Männern sollt ihr rufen: Dem Bolt die Freiheit und sein Recht!

Ihr Schüßen in den grauen Joppen, Ihr Helden an dem Scheibenstand, Wie brülltet ihr bei'm guten Schoppen Das Hoch auf's deutsche Vaterland! Seid ihr in buntgeschmückten Hallen Daheim nur, wo man jauchzt und zecht? Ruft mit uns aus, ruft mit uns Allen: Dem Volt die Freiheit und sein Recht!

Ihr Männer rings in Blous' und Jacke, Ihr Bauern mit der schwiel'gen Fauft, Die Stirnen hoch und hoch die Nacken! Der Sturm durch uns're Gauen braust.

Die hannoverschen Trupp'n, welche gefolgt waren, bivonatiren wieder bei Langensalza  . Ein von ihnen ab­geschickter Parlamentair, der unterhandeln wollte, wurde abgewiesen. Die Verluste sind noch nicht bekannt.

Aus Mühlhausen   wird, aber nicht von militairischer

Seite, gemeldet, die Hannoveraner hätten 2000 Manu

verloren.

Reinerz, 27. Juni, Abends 9 Uhr 55 Min. Die Armee Sr. Königl. Hoheit des Kronprinzen ist bei ihrem weiteren Vormarsch in Böhmen   heute früh auf stärkere Streitkräfte des Feindes gestoßen.

Ein preußisches Truppenkorps traf bei Nachod   in Böhmen   mit dem österreichischen Ramming und der Re­serve Kavallerie- Division des Prinzen von Schleswig­Holstein zusammen. Nach heftigem Kampfe, der von 11 Uhr Vormittags bis 3 Uhr Nachmittag währte, wurden die Desterreicher zum Rück­zuge gezwungen. Unsere Kavallerie ist noch in der Verfolgung begriffen. Der Verlust der Desterreicher ist bedentend; der des preußischen Korps ist im Verhältnisse zu den Verlusten des Feindes gering.

Unter den Augen des Kronprinzen, Königl  . Hoheit,

In Südlands und in Nordlands Marken Erheb' die Stimme Herr und Knecht: Gebt, wollt ihr unsern Arm, den starken, Dem Volt die Freiheit und sein Recht!

Ihr Volksvertreter in den Kammern, Euch ist ein hohes Amt vertraut! Ihr habt gehört der Armuth Jammern, Ihr habt die Noth im Land geschaut. Ob man euch schlimm, ob gut begeg'ne, Nicht disputirend Silben frecht, Ob's Dornen oder Lorbeer'n reg'ne, Dem Bolk die Freiheit und sein Recht!

Und jenen, die da Scepter halten, Sei dieses eine Wort gesagt: surg Web', wer in Deutschland  , tief zerspalten, Aus Selbstsucht heut' zu kämpfen magt! Im Volte murrt's mit dumpfem Grolle: Nur der ist Sieger im Gefecht, Der Freiheit giebt, bie ganze, volle, Dem Bolt die Freiheit und sein Recht! Emil Rittershaus  .