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Petersburg, Freitag, 21. Septbr. Per Dampfer sind aus Konstantinopel Nachrichten vom 18. d. in Odessa eingelaufen. Der frühere Gouverneur von Kandia, Ismail Bascha, war nach Konstantinopel zurückgekehrt. Bei der Niederlage der türkisch - ägyptischen Armee durch die Insurgenten haben die ägyptischen Truppen beson ders stark gelitten. Am 16. d. gingen ein Linienschiff, zwei Fregatten und zwei Dampfschiffe mit neuen Truppen nach Kandia ab.
trennt und war von den Insurgenten eingeschloffen die Gewerke auf, rechts und links, hinter den eroberten d. Mülbe anschlossen. Nunmehr folgten die Truppen, die worden. Geschützen sich aufstellend, ein zweites Spalier bildend. eroberten österreichischen Fahnen an der Spize tragend. Fortwährend spielen nun die Musikhöre der Gewerke, Womöglich steigerte sich jetzt der Jubel des Volkes noch als während der Jubel der unzähligen Menschenmassen das es die eroberten Fahnen und die Truppen selbst erblickte. zwischen braust. Gegen 10 Uhr marschiren die Verwun Fortwährend, so lange als dann die Regimenter vorbeibeten, an Krücken, Stöcken 2c. binfend, die Linden- Pro- marschirten, dauerte der Zuruf fort. Wie ein wogendes menade entlang, um die für sie bestimmten Plätze auf meer webte es von weißen Tüchern aus allen Fenstern, einer der Magistrats Tribünen auf dem Pariser Plaße von allen Tribünen und den höchsten Dächern herab bis einzunehmen; donnernde Hochrufe erschallen, als das die Aufstellung vor der Blücher Statue erfolgt war. Volk sie erblickt, während die Musik den Düppelmarsch Hier nun entwickelte sich das glänzende militairische und die Melodie des Preußenliedes spielt. Um 10 Uhr Schauspiel unter der lebendigsten Theilnahme der Zuerschien der König, gefolgt vom Kronprinzen, dem Prinzen schauer, die nicht müde wurden, den tapferen Kriegern Friedrich Karl und sämmtlichen übrigen Prinzen des immer von Neuem durch jauchzenden Zuruf ihre SymKöniglichen Hauses und den hier anwesenden fürstlichen pathie auszudrücken. Hier erschienen die einzelnen AbGästen, durch die Linden Promenade auf den Königsplatz theilungen des siegreichen Heeres als lebendige Zengen Berlin , 22. Sept.[ Ueber das Sieges binansreitend, um dort die zum Einmarsche aufgestellten der für Preußen so glorreichen jüngsten Bergangenheit, fest] geben mir nachstehend einen kurzen, den Truppen zu begrüßen und zu inspiciren. Großer Jubel und wenn sich auch vorzugsweise Stolz und Freude beim Raumverhältnissen unseres Blattes entsprechenden begrüßt den König, während die Musikchöre der Gewerke Anblicke der Heldensöhne des Landes regten, so fehlte es Bericht: die Preußenhymne spielen. Bald erscheinen, zu Wagen, doch auch nicht an mannigfachem Anlaß zur Rührung ( Erster Tag) 20. Sept.: Das Wetter ist vortreff auch die Königin, die Königin- Wittwe, die Kronprinzessin, und damit auch dieser Zug dem lebensvollen Bilde lich. Die meisten Häuser sind mit schwarz weißen Fah so wie die sämmtlichen übrigen Prinzessinnen des fönig nicht mangle Heiterkeit. Einen wahren Sturm des nen, mit Blumen, Teppichen u. f. w. geschmückt. Der lichen Hauses. Das Hochrufen erneuert sich wieder und Enthusiasmus erregten die eroberten feindlichen Fahnen Hauptschmuck befindet sich aber in der Straße Unter den die Musikchöre fahren fort, die Preußenhymne zu spielen. und herzlicher konnten heimkehrende Krieger wohl niemals Linden, der ,, via triumphalis"( Triumphstraße). Das Bran- Auf dem Königsplate begrüßte der König die Truppen, begrüßt werden, als es einzelnen Offizieren geschah, welche, denburger Thor ist in eine große Ehrenpforte umgewan- die ihrerseits ihren Kriegsherrn, der die Gefahren der obschon verwundet, den Arm in der Binde tragend, oder delt, auf dem Pariser Platz befinden sich dann rechts und Schlacht mit ihnen getheilt, mit ungeheurem Jubel be- in der Linken den Degen führend und mit der Rechten links die riesigen Tribünen des Magistrats mit Sißen grüßten. Die Truppen schwenkten hierauf, den König auf einen Stock gestüßt mannhaft ihrer Truppe voranfür 7000 Personen. Unter den Linden felbft stehen Flag an der Spitze, nach der Charlottenburger Chaussee, zum schritten. genbäume mit Trophäen und Fahnen in den Farben Einmariche formirt, ab. Um 11 Uhr begann hierauf, des Landes, der Provinzen und der Stadt, während unter dem Geläute sämmtlicher Glocken der Stadt und innerhalb der Lindenpromenade die eroberten Geschütze unter dem Donner der Geschütze, der feierliche Einzug rechts und links bis zum Denkmal Friedrichs ein Spa- der Truppen, und dauerte das Glockengeläute so wie der lier bilden. Das Denkmal Friedrichs des Großen prangt Kanonendonner ununterbrochen bis nach Beendigung der in ganz besonderem Schmucke. Die Lindenbäume selbst Einzugsfeier fort. Jetzt begann der Einzug selbst. Den find durch Laubgewinde mit einander verbunden, so daß Einzug eröffneten, geführt von dem Feldmarschall fich auf dem ganzen Wege unter den Linden gewisser Wrangel, alle diejenigen Generale, Stabsoffiziere und maßen ein Ehrenbogen an den andern reiht. Brachtvoll Offiziere der mobilen Commandostäbe, welche nicht in ist sodann der Weg von dem Denkmal Friedrichs des der Fronte der heute aufgestellten Truppen gestanden Großen bis zum Luftgarten vor dem königlichen Schloffe. haben. Als der König durch das Brandenburger Thor Mast reibt sich au Wast und eine Fahne rauscht neben ritt, wurde er von dem Klange der Breußenhymne em der andern. Am Palais des Konprinzen ist eine unge pfangen, die ein dort anfgestelltes Orchester spielte, heure Trophäe aus österreichischen Waffen, die auf den worauf ihm von 50 Jungfrauen der Stadt, alle in die Schlachtfeldern aufgelesen wurden, errichtet. In beson Nationalfarben gekleidet, ein Gedicht und ein Lorbeerderem Schmucke prangt das Zeughaus. Herrlich ist der kranz überreicht wurde. Als der König bis zum Ein Lustgarten ausgeschmückt. Es ist dort, für das morgen gauge der Linden Bromenade weiter geritten war, wurde bier stattfindende Tedeum ein Altar errichtet, hinter er von einer Anrede des Oberbürgermeisters begrüßt. welchem sich eine riesige Borussia erhebt, während gegen Der König ritt hierauf, den erhaltenen Lorbeerkranz in über die Standbilder der brandenburgischen( hohenzollern ' der Hand baltend, durch die Linden Promenade zurück, schen) Kurfürsten, so wie der preußischen Könige errichtet mit allem Gefolge an der Statue des Fürsten Blücher find. Die ganze Stadt trägt ein festliches Gepränge. Plaß nehmend, um dort die Truppen an sich vorüber Alles steht Kopf an Kopf, Tribüne reibt sich an Tribüne, defiliren zu lassen. Fortdauernd und bis zum Schlusse wo nur irgend ein Raum dazu vorhanden war; Tris der ganzen Einzugsfeier spielten die Musikchöre die bünen sind in den Thorwegen, in den Fenstern gebildet, Preußenhymne, während das Hochrufen der Menge nicht ja vielfach sieht man sogar die Dächer abgedeckt und zu enden wollte und einem brausenden Meer zu vergleichen Tribünen umgewandelt, bis zu den Schornsteinen hin war. Unmittelbar vor dem Könige ritten der Chef des auf sitzt man. Die Truppen sammeln sich vor dem Generalstabes der Armee, Generallieutenant v. Moltke, Brandenburger Thor auf dem Königsplatze; ihr Ein- der Kriegsminister v. Roon und die Chefs des General marsch aus den umliegenden Dörfern, wo sie einquartiert ftabes der I. und II. Armee, die Generale v. Voigts waren, begann, hauptsächlich durch die Potsdamerstraße, Rhez und v. Blumenthal; hinter dem König ritten der schon früh unter dem Jubel der Bevölkerung, die Kränze Kronprinz, Prinz Friedrich Karl und die Prinzen Karl, und Blumen auf die beimfebrenden Sieger warf. In Albrecht, Adalbert und Alexander, welchen sich die Gezwischen zogen in der Straße Unter den Linden zwischen nerale Herwarth v. Bittenfeld, v. Bonin, v. Steinmetz , 8-9 Uhr mit flingendem Spiel und fliegenden Fahnen Vogel v. Falkenstein, v. Manteuffel, v. Schmidt und v.
Feuilleton.
T. Copuläre Beleuchtung der jetzigen Groß- Industrie und der fünftigen Productiv- Associationen.
( Fortsetzung.)
2000,00
Bergwerks- Vereins wird der durch die Waschanstalten vorher gereinigte Galmei zu Zink verschmolzen. Die in der„ Wäsche" befchäftigten Arbeiter verrichten ihr Geschäft zum Theil in dünnem Schlamm, zum Theil im Wasser, in welchem sie während der Dauer der Schicht( 12 Stunden) fast ununterbrochen verweilen, die untern Extremitäten freilich geschützt durch meist höchst unzuverlässige Wasserstiefel. Die 3intschmelzer schützt nichts gegen die c) die Gefährdung der Gesundheit. tödtlichen Folgen ihrer Beschäftigung. Lungenschwind Zum Beweise genügen einige Thatsachen: sucht, erzeugt entweder durch Erkältung der nackten 1. Nach dem Urtheile von Sachverständigen ist die Körper vor den glühenden Feuer Effen oder durch unabErgiebigkeit der Quellen, welche der Stadt Iserlohn lässiges Einathmen giftiger Stoffe, rafft die herkulischsten früher ein gutes Waffer in ausreichender Menge lieferten, Gestalten im fräftigsten Mannesalter dahin. Das Präser durch den Bergmännischen Tiefbau auf Galmei so be- vativmittel ist eine fräftige, nahrhafte Speise, deren Be deutend vermindert, daß die Stadtverwaltung im vorigen schaffung den verlockenden Lohn von 20 Sgr. pro Schicht Jahre ich genöthigt gesehen hat, die Zuführung jenes unter den gewöhnlichen Fabritarbeiterlohn erheblich herab. Quellwassers aus den„ Stadtsteichen" in die städtische drückt. Jenes Mittel verhindert indeß nicht, daß die Wasserleitung auf die Tageszeit zu beschränken, Zinkschmelzer nur ein Durchschnittsalter von höchstens dagegen zur Nachtzeit das von den Maschinen des 40 Jahren erreichen.
Tiefbaues fortwährend massenhaft zu Tage geförderte, In welcher Weise der Bergwerks- Verein die Zink durch Galmeilager gedrungene, also mebr oder schmelzer an ihren tödtlichen Beruf zu feffeln weiß, das weniger mit Bleisubstanzen geschwängerte rüber geben die nachstehenden Artikel des Statuts der Wasser aus den Galmei Schächten in die Wasserbehälter Krantentasse und der Allgemeinen Bestimmungen zur zu leiten. Inwiefern die choleraartigen Krankheits- Aufrechthaltung der Dronung" genügenden Aufschluß: fälle, von welchen im vorigen Jahre die Bewohner § 5. des Statuts. Iferlobne häufig heimgesucht wurden, der Wirkung ,, Rücksichtlich ihrer Verhältnisse zur Kaffe zerfallen des Galmei- Waffers beizumessen sind, das müssen die Mitglieder derfelben in ständige und unſtändige. wir dem sachverständigen Urtheile der Sanitätsbeamten überlassen, welchen die leibliche Gesundheit ihrer Schutzbefohlenen besonders anvertraut ist. Daß das fragliche Waffer der Gesundheit jedenfalls nicht förderlich ist, bedarf keines nähern Nachweises.
2. In den Zinkhütten des Märkisch- Westphälischen
( a) Ständige Mitglieder sind diejenigen, welche die Fabrikarbeit als ausschließlichen Erwerb betrachten und dieselbe drei Jahre ununterbrochen auf den werken des Märkisch Westphälischen Berg wertsvereins getrieben haben.
Sie theilen sich in drei Klaffen:
Dann ging wieder eine harmlose Lustigkeit durch die Reihen, als ein paar kleine Bursche von 11 bis 12 Jahren in voller Uniform ganz stramm und strack mit marschirten, oder wenn eine Anzahl Marketenderinnen in militairischer Haltung, die Feldmützen auf dem Haupte, salutirend vorbeidefilirten. Auch die nach dem gewöhnlichen Friedens Reglement verpönten Abweichungen von der militairischen Uniformirung erregten beute den lebhaftesten Antheil, weil sie ein Bild der Wechselfälle des Krieges wieder spiegelten. Helme und Mützen in demselben Zuge bunt durcheinander, glatte Gesichter und mächtige Bollbärte, gewöhnliches Schuhzeug und Wasserstiefel, es erregte Nichts Anstoß. Auch nicht, daß ein wackerer Fahnenjunker mit dem Ehrensymbol seines Bataillons rüstig einherschritt, obschon die feindlichen Kugeln ihm nichts davon unversehrt gelassen hatten als die Fahnenstange. und manchem Zuge marfchirte fein Offizier mehr voran, sie waren auf dem Felde der Ehre geblieben, und seine Stelle war von einem Feldwebel oder von einem Unteroffizier ersetzt worden. Nicht allein den Preußischen Truppen übrigens, auch den von ihrem Großherzoge geführten Mecklenburgischen Truppen wurde die herzlichste Begrüßung zu Theil.
Gegen 1 Uhr war der Einzug und Vorbeimarsch der Truppen zu Ende, in der Stadt dauerte jedoch der Festesjubel ununterbrochen fort. Die bekränzten Soldaten wurden in ihre Ehrenquartiere geführt u. s. w.
Abends Festvorstellung in allen Theatern. ( 3weiter Tag) 21. Sept.: Früb Morgens hatte es den Anschein, als ob ein Regentag zu erwarten stände. Allein gegen 9 Uhr hellte es sich auf und um 11 Uhr, wo der Einzug begann, stand die Sonne klar am Himmel.
Der Einzug der Truppen geschah in derselben Weise wie gestern, nur daß die Begrüßungsformalitäten durch die Jungfrauen und die städtischen Behörden fehlten.
Zur ersten Klasse gehören diejenigen, welche 30 Sgr. und darüber;
Zur zweiten Klasse diejenigen, welche 20 Sgr. und darüber, jedoch unter 30 Sgr.; Zur dritten Klasse diejenigen, welche unter 20 Sgr. täglich verdienen.
b) Unständige Mitglieder sind diejenigen, welche das Dienstalter von drei Jahren noch nicht erreicht haben; ferner alle einfachen Tagelöhner und diejenigen Arbeiter, welche nur gelegentlich nach dem Bedürfnisse des Betriebes angenommen werden."
Der Unterschied zwischen ,, ständigen" und" unstän digen" Mitgliedern besteht hauptsächlich darin, daß Erstere Unterstützung empfangen, wenn sie im Dienste invalide geworden sind und ,, wenn nach dem Ermessen des Vorstandes der Zustand der Kaffe es gestattet", daß dagegen Letztere nur Anspruch auf Unterstützung baben, wenn sie in Folge einer Körperverletzung im Dienste arbeitsunfähig geworden sind.(§ 22.) Bei anderweiter Redaction des Statuts( 12. April 1866.) ist die Klassifikation dahin abgeändert, daß zur Mitgliedschaft der I. Klasse ein Lohn von mehr als 20 Sgr., II. 15 bis 20 Sgr. III. bis zu 15 Sgr. täglich erforderlich ist. An Beiträgen zur Kaffe haben die Mitglieder, außer einem Eintriitsgelde zum dreifachen Betrage eines Tagesverdienstes, in der I. Klasse monatlich 25 Sgr., II. 1712III. 8
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zu zahlen, wogegen sie in Krankheitsfällen außer freier Kur und Arznei inne