Schlimm genug, daß man sie trotz alledem als nicht ganz unglaubwürdig klingend bezeichnen und überhaupt besprechen muß. Um so mehr aber ist zu wünschen, daß die officiösen Organe, statt ihrer täglichen Dementi's verschiedener Zeitungsnachrichten über die Bundesverfassung, recht bald mit einer vollständigen Veröffentlichung des preußischen Entwurfes hervortreten möchten.
Eine Gefahr für den Verlauf der Verhandlungen vermögen wir darin nicht zu erblicken, da man von der preußischen Regierung mit Sicherheit erwarten darf, daß die wesentlichen Forderungen an die Verfassung des Bundes längst feststehen und mit Beharrlichkeit festgehalten werden, die Conferenzen sich also mehr nur noch um Formfragen drehen, während das Befragen der öffentlichen Meinung, der Volksstimme, in einer Angelegenheit, die der Nation innerstes Interesse berührt, nur heilsam sein fann.
Die Nation allein aber ist der unter allen Umständen zuverlässigste Bundesgenosse, dessen die preuBische Regierung zur Durchführung ihrer Aufgabe bedarf.
Unter allen politischen Vorgängen in Deutsch land stehen an Interesse unzweifelhaft die hier stattfindenden Conferenzen der Bundesbevollmächtigten für den Norddeutschen Bund oben an. Von den Verhandlungen dringt nur wenig in die Oeffentlichkeit, und was davon Schlimmes in den Blättern verlautet, sind vorläufig nur Zeitungshypothesen, mit deren genauerer Mittheilung wir unsere Leser nicht ermüden zu wollen erklärt haben. Eines Näheren über diesen Sachverhalt haben wir uns bereits in einem unserer heutigen Leitartikel ausgesprochen. Beachtung verdient, wie gesagt, vorläufig nur der schon erwähnte Artikel der " Prov.- Corr." welcher Die Aufgaben des norddeutschen Bundes" überschrieben ist und, seinem Hauptinhalte nach, wie folgt, lautet:
Die thatsächliche Gestaltung der Dinge in diesem Jahre und die flar vorliegenden Pläne der preußischen Regierung für den norddeutschen Bund lassen es als einen eitlen Wortstreit erscheinen, wenn hier und da mit großem Eifer erörtert wird, ob der norddeutsche Bund ein Bundesstaat oder ein Staatenbund oder ein Einheitsstaat werden soll. Nicht auf Worte und Begriffe, mit denen noch dazu die abweichendsten Auslegungen verbunden werden, kommt es an, sondern auf klare und beftimmte Aufgaben und Ziele. Alle früheren Versuche, einheitliche Staatengebilde in Deutschland zu schaffen, find gerade daran gescheitert, daß man sich dabei mehr an allgemeine Ideen und politische Schlagwörter, als an vorhandene Thatsachen und deren sachgemäße Weiterbildung hielt; man stellte hochfliegende Verfassungen für
Feuilleton.
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Der
Kaiser und Reich und umfassende Grundrechte für die nothwendige Einheit in der Einrichtung, in Waffen und deutsche Nation auf; als aber die Verfassung fertig auf Commando, in der Ausbildung der Mannschaften, sowie dem Papier stand, da fehlte die Hauptsache dazu, näm in den Anforderungen an die Offiziere hergestellt wird; lich der Kaiser und das Reich, und so blieb die Verfas- ferner das Recht, die kriegsbereite Aufstellung des Bundessung nebst den Grundrechten ein leeres Luftgebilde. heeres anzuordnen. Die Bundesverfassung wird durch Die preußische Regierung hat einen anderen, sicheren ihre Bestimmungen sichere Gewähr dafür zu geben haben, Weg betreten, den Weg der Wirklichkeit und der leben- daß den Anordnungen des Oberfeldherrn jederzeit unbedigen Thatsachen; sie knüpft an das Vorhandene und bingt Folge geleistet werde. Die Kriegs Marine Bewährte an, um daraus Neues und Höheres zu ent- der Nord- und Ostsee soll eine einheitliche Seewickeln, sie stellt nur Ziele hin, die unmittelbar erreich macht unter preußischem Oberbefehl bilden: der König bar sind, deren volle Verwirklichung aber ein weiteres von Preußen wird über die Einrichtungen und die ZuDer eigent sammensetzung derselben zu bestimmen haben. Borschreiten auf gleicher Bahn verbürgt. liche Bund wird zunächst das ganze Nord- und Mittel- Kieler und der Jahde- Hafen sollen Bundes KriegsDeutschland bis zum Main umfassen, ein Ländergebiet häfen sein. Die Kriegs- Marine wird zugleich den von nahezu 30 Millionen Deutschen , die schon jetzt durch Schutz der gemeinsamen Handels Marine bilden, ihre gesammte äußere und geistige Entwickelung innerlich deren Fabrzeuge eine und dieselbe Flagge des Norbdenteng verknüpft sind. In diesem Gebiete soll eine wahr schen Bundes führen werden. Wenn auf solchen Grundhaft einheitliche Bundesgesetzgebung alle wichtigen Beziehun lagen ein Bund von 30 Millionen Norddeutscher aufgegen des öffentlichen Lebens regeln und eine volle Gemein richtet und darin ein fester Stern deutscher Macht gewonschaft der bürgerlichen und staatlichen Interessen begründen. nen wird, dann fann es nicht feblen, daß auch die BeDie gemeinsame Gesetzgebung des Bundes wird sich ziehungen dieses Bundes zu den füddeutschen Staaten in erstrecken auf die volle und unbedingte Freizügigkeit, auf Kurzem durch besondere Verträge erfolgreich geregelt die Heimaths- und Niederlassungs- Verhältnisse und den werden und daß in naher Zukunft ein nationales Band Gewerbebetrieb, auf die Anlegung der Colonien und die so stark und wirksam wie niemals zuvor ganz DeutschAuswanderung nach außerdeutschen Ländern, auf die land umschlinge. Zur Durchführung des großen 3oll- und Handelsgesetze, auf die Ordnung des Maß, Werkes wird das preußische Volk durch die bevorstehen Münz- und Gewichts- Systems, und der Grundsätze über den Wahlen zum Parlament mitzuwirken haben; das die Ausgabe von Papiergeld, auf die allgemeinen Werk muß gelingen, wenn das Volk fest geeinigt zur Grundsätze des Bankwesens, auf die Erfindungs. Regierung steht und das Gewicht seiner Zustimmung in patente, auf den Schutz des geistigen Eigenthums, auf die Schale der Entscheidung wirft. Jetzt gilt es, mit die Sicherung eines gemeinsamen Schutzes des deutschen gemeinsamer, ungetheilter Kraft einzustehen für die volle Handels im Auslande, der deutschen Schifffahrt und Verwirklichung dessen, was Preußen durch eine siegreiche ibrer Flagge zur See und Anordnung gemeinsamer Ber- und ruhmvolle Bolitif angebahnt hat. Möge das preuauf das Eisen- ßische Volk sich einen klaren, unbefangenen Blick bewah tretung durch Consuln des Bundes, bahnwesen im Interesse der Landesvertretung und des ren, um nur solche Männer zu wählen, die unzweifelhaft allgemeinen Verkehrs, auf den Schifffahrtsbetrieb, auf entschlossen sind, die Regierung bei der Durchführung bie mehreren Staaten gemeinsamen Wasserstraßen, sowie ihres Werkes aufrichtig und rückbaltslos zu unterstützen. die Fluß- und Wafferzölle, auf eine einheitliche Lei- Ueber die jüngsten und zum Theil höchst, wichtung des Post- und Telegraphenwesens, auf eine ge- tigen Verhandlungen des preußischen Landtages meinsame Civilprozeß- Ordnung, ein gleiches Concurs siehe die neuesten Kammerberichte. Aus MünVerfahren, Handels und Wechselrecht. Die gesetzgebeden wird der Wiener Presse" vom 19. December rische Thätigkeit soll von der Vertretung der Regierungen über eine Bewegung unter den dortigen Arbeitern ( in einem„ Bundesrath") und von einer aus allgemeinen Boltewahlen hervorgehenden National- Bertretung mit telegraphisch berichtet, wie folgt:„ Eine ArbeiterIn der Vertre- Deputation von achtzig Mann erschien bei dem gleichem Antheile geübt werden. tung der Regierungen darf sich nicht der Uebelstand des Bürgermeister und verlangte Arbeit. Unruben alten Bundestages erneuern, daß der fleinste Staat er werden befürchtet. Infanterie wurde in das sprießliche Absichten für den ganzen Bund zu vereiteln Commandantschafts- Gebäude gelegt; die Garnison vermag; Preußen wird an seinem Theile auch in dem steht in Bereitschaft, die Hauptwache wurte ver Rathe der Regierungen ein erhebliches Gewicht in die stärkt." Aus Oesterreich wird gemeldet, daß Wagschaale zu werfen haben. Die Leitung des Bundes im Ganzen kann nur der Krone Preußens zustehen. Baron Beust sich nach Pest begeben hat, jedenfalls Die Bundesgewalt soll das Recht haben, Krieg zu er- um mit den ungarischen Parteiführern persönlich klären, sowie Bündnisse und Verträge zu schließen, Ge- über die Form eines Ausgleiches zu unterhandeln. sandte des Bundes zu ernennen und fremde Gesandte zu empfangen. Vor allem soll die Wehrkraft des gesammten Norddeutschen Bundes zu Lande und zur See unter Preußens Oberbefehl einheitlich und kräftig organifirt werden. Die gesammte Landmacht des Bundes wird ein einheitliches Heer unter dem Oberbefehl des Königs von Preußen bilden. Der Oberfeldherr wird die Pflicht und das Recht haben, dafür Sorge zu tragen, daß innerhalb des Bundesheeres alle Truppentheile voll zählig und friegstüchtig vorbanden sind, und daß die gramms überzeugt sein und er könne von Anfang an nur ein politisches Mitt el darin gesehen haben. ,, Was geht Sie oder mich oder irgend einem vernünftigen Menum eines Hauptes Länge überragt, den Kopf vor die Füße legen würde?" sagt ihm Urban und schlägt ihm als Programm vor, in der auswärtigen Politik neutral zu bleiben, weil der König das Ministerium mit der Partei des Prinzen identificiren oder dem Pöbel ausliefern würde, für die innere Politik aber den Kammern eine Reihe von Vorlagen zu machen, die dem Kapital zu Gute kommen, während sie sich den Anschein, geben, den Arbeiterstand heben zu wollen. Unter der Hand solle ferner die Macht der Kirche gestärkt werden, während man in scheinbar ultra liberalem Sinne aufträte. Schließlich müßten Hey und Massenbach in's Ministe rium genommen werden, um den Uebergang weniger scharf erscheinen zu lassen. Leo soll sich vorläufig mit dem Titel eines Geb. Raths im Ministerium des föniglichen Hauses begnitgen, während der General v. Tuchheim Leo's fünftiger Schwiegervater und Urban die eigentlichen Leiter sein sollten. ,, Das Programm sieht sehr nüchtern aus, hat aber den Vorzug, ausführ bar zu sein. Wollen Sie Minister werden, so können Sie es nur auf diesem Wege," bemerkte Urban.
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Ein focial- politischer Tendenzroman in der schen die blinde Menge an, die uns und Jedem, der sie
Bourgeoisiepreffe. ( Schluß.)
Das mehrbenannte Blatt fährt fort wie folgt: Der König hörte alsbald auf zu weinen. Seine Augen hefteten sich auf die Thür, durch die Leo hinaus gegangen war.
,, Das ist ein großer Mensch, ein sublimer Mensch. Mais du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas."*) Und dies Gefühl erregt denn auch der König gleich darauf in uns, indem er, nachdem er so eben Leo das Versprechen gegeben, sich drei Tage lang aller Geschäfte enthalten zu wollen, und nachdem er das Minister Conseil bat absagen lassen, die Glocke zieht und seinen Kammerbiener sagt:
Wenn der Minister Hey kommt, führen Sie ihn sogleich herein." Damit ist es für uns entschieden, das Leo's Hoffnun gen auf Sand gebaut sind, wie es sich alsbald ergiebt. Leo geht mit der Siegeshoffnung vom Könige, daß es ihm gelingen werde, in das Ministerium zu kommen, und diese Hoffnung verbreitet sich auch in seinem ganzen Anhange.
Als er aber zum Geb. Rath Urban fommt, um mit diesem zu berathen, sagt ihm dieser lächelnd, er werde doch wohl von der Unausführbarkeit seines socialen Pro
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Den Weg fann Jeder gehen," erwiderte zwar Leo stolz, mußte sich aber eingestehen, daß dies das einzige Programm sei, auf welches der König unbedenklich eingehen würde. Damit hat Leo sich selbst gerichtet. Er muß bekennen, daß er ein Bhantast ist, der Unmögliches erstrebte und scheitern mußte, weil er jungen Wein in alte Schläuche füllen wollte.
Die Adressen des ungarischen und des troatischen Landtages, welche sich diametral widersprechen, sind in ihren bekannten Fassungen endgiltig angenommen, und jetzt fehlte nur noch, daß die beiden gleichzeitig in Wien überreicht werden. Höchst charakteristisch ist es gewiß, daß vor Kurzem im Wiener Gemeinderathe gelegentlich einer Debatte über eine größere städtische Anleihe unverhohlen die Besorgniß ausgesprochen wurde, daß Wien in nicht
Der Dichter hat es uns mit Recht erspart, den Banterutt des phantastischen Socialismus und des romantischen Königtbums noch weiter zu verfolgen.
Nachdem Leo diese Höhe der Königsgunst erreicht hat, stürzt er auch von ihr herab. Er geht zwar durch ein äußeres Schicksal zu Grunde, wie Lassalle , aber erst, nachdem er, innerlich gebrochen, sich von der Vergeblichfeit seines Strebens überzeugt hat.
Der König verläßt ihn, sowie die Feudalpartei sich gegen Leo's Eintritt in das Ministerium erklärt. Es erscheint in deren Hauptorgan ein Artikel gegen Leo; und als der König ein letztes Gespräch mit Sylvia hat, wiederholt er dieser zu ihrem Schrecken die Phrasen dieses Artikels.
Als Sylvia ihn an seine Aeußerung erinnert ,,, ber Verlust dieses Mannes würde ihm sein, was einem Feldberrn eine verlorene Schlacht", erwiderte der König mit zornigem Blick: ,, das war früher, man kann seine Anfichten ändern! Sie können es mir nicht verdenken, wenn ich den Mann, dem ich mein höchstes Vertrauen schenken will, dreimal prüfe und wäge und ihn fallen lasse, wenn ich ihn zu leicht befinde."
Zu diesem Entschluß hat auch Sylvia's beabsichtigtes Fortgehen von ihrer Tante mitgewirft. Der König will sich für dieses Verlassen rächen, indem er Leo fallen läßt.
Sylvia sieht gleich Leo ihr ganzes Streben vernichtet, und auch ihr bleibt nichts zu wünschen übrig als ein rascher Tod. Der Geliebte ist für sie verloren, und sie selbst hat zu seinem Verderben beitragen müssen, nachdem sie ihn emporheben half, denn es ist ihr unmöglich, noch länger die zubringlichen Bewerbungen des Königs zu ertragen. Sie eilt nach ihrer Heimath, zu ihrem Vater,