befestigen und die Knechtschaft der Völker zu einer unzerbrech-| müssen, werden Arbeiter, Industrielle und Kapitalisten sich ge­

lichen zu machen, gefunden. Die Herren brauchten ja dann nur alle ihre Unterthanen zu kräftigen Treueiden zu zwingen und könnten dann um ihre Throne und Kronen ganz unbe­besorgt sein, weil die Eidesformel die Sklaven sicherer als Schwert und Eisen im Zaum hielte. Auch die schwer errungenen Verfassungen würden ja, wenn der Staatsbürger, besonders aber der Abgeordneteneid im Ernst zu nehmen wäre, vollstän­dig illusorisch sein, weil ja dann die Volksvertreter" nur das thun dürften, was das Wohl des Herrschers fördert"; und dieses steht bekanntlich den Interessen des Volkes stets feindlich gegenüber. Das wäre zweifellos sehr bequem für die Macht­haber, aber dazu find die Menschen denn doch nicht mehr- dumm genug.

Sollte übriges noch Jemand über die Bedeutung solcher Eide im Zweifel sein, so braucht er sich blos an das Beispiel der Könige und Großen selbst zu halten, die sich durch Eide noch niemals in ihrem Streben nach Macht haben hindern laffen.

Die Frage nach der Herrschaft im Staat ist einfach eine Machtfrage. Heute haben noch unsere Gegner, die Feinde, Unterdrüder und Ausbeuter des Volkes die Macht und sie unterdrüden und verfolgen uns deshalb und suchen uns zu vernichten. Sie mögen das thun und sehen, wie sie es fertig bringen; aber mit Kindereien sollen sie uns wenigstens vom Halse bleiben. Wir werden unsere Zeit jedenfalls beffer an= zuwenden wissen, als Retzen um Kruzifire zu stellen und die, welche wir fürchten, mit erhobenen Fingern ernst und feierlich sinnlose Worte nachbeten zu lassen....

Sozialistischer Arbeiterkongreß zu Marseille .

III.

Der Vorsitz der vierten Sigung( 23. Oktober) wird in praktischer Bethätigung der Anerkennung der Frauenrechte sei tens der Versammlung, und um der Achtung des Kongresses bor der beredten Berichterstatterin über die Frauenrechte Aus­druck zu verleihen, der Bürgerin Hüb. Auclert übertragen. Die Zuhörertribünen sind von mehr als 1200 Personen be­sucht, wie überhaupt das Interesse des Publikums an den Kon­greßverhandlungen von Tag zu Tag steigt.

Nachdem Begrüßungsadressen von Genf , Lyon , Madrid , Lon­ don und Livorno verlesen worden, erhält die Bürgerin Julie Martin das Wort über die Emanzipation der Frau durch die Syndikatskammern. Sie schildert die elende Lage der Ar­beiterinnen und findet als erste Voraussetzung einer Befferung die ökonomische Bildung, welche zu geben eine der Hauptauf­gaben der Eyndifatskammern sei, in welchen über Arbeitspreis, Taglohn, Behandlung und alle sonstigen Angelegenheiten des Arbeiters diskutirt und letzterer über seine eigentlichsten In­teressen aufgeklärt werde. Die Synditatskammern seien so, wenn auch keineswegs Zweck, so doch ein wichtiges Mittel zur schließ­lichen Verbesserung der Lage. Als Arbeitsnachweisbureau für Arbeiterinnen könnten sie namentlich auch verhüten, daß die Arbeitslosen der Prostitution in die Arme getrieben werden.

genseitig zur Ohnmacht verurtheilen. Die wahre Abhülfe ent­stehe aus einem System der Genossenschaft zwischen Kapital und Arbeit..." Diese alten Harmoniephrasen mißfielen indessen dem Kongreß erfreulicherweise so sehr, daß Coutte unter Zi­schen die Rednertribüne verließ. Indessen votirte der Kongreß doch in Uebereinstimmung mit des Redners Schlußfolgerungen folgende Wünsche": 1) daß die Regierung eine aus der glei chen Anzahl von Industriellen und Arbeitern zusammengesetzte Kommission ins Leben rufe, welche die Aufgabe übernimmt, die Arbeiterassoziationen und ihren Produktionsmodus von den bei­den Gesichtspunkten des sozialen Daseins und der Geschäfts­frisis zu studiren; 2) daß ein Gesetz über die Affoziationen und über die Produktion ausgearbeitet werde, das unabhängig von dem jetzt vor den Kammern schwebenden politischen Geseze über das Assoziationsrecht bleibt, da ersteres nur einen geschäft­lichen Charakter habe; 3) daß die Regierung mit Rücksicht auf die zu Stande kommende Uebereinkunft zwischen den Mitglie­dern der oben erwähnten Kommission die Herabsetzung der Steuern genehmige zu Gunsten derjenigen Industriellen, die fich mit den Arbeiterassoziationen abfinden würden, oder daß sich mit den Arbeiterassoziationen abfinden würden, oder daß die Regierung den letzteren die Arbeiten der Arsenale und überhaupt aller Staatsmanufakturen zukommen lasse."

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Bgr. Finance erklärt sich nicht nur gegen diese Wünsche", deren letter allerdings besonders konfus ist, sondern bekennt fich als Feind aller Cooperationen". Auch findet er, daß dem Proletariat eine Idee fehle, welche es vereinigen könne, der Sozialismus existirt nämlich für anstatt es zu trennen der Sozialismus eristirt nämlich für diesen Positivisten nicht, der seit Längerem schon sein redlich Theil dazu beiträgt, daß sich die französischen Arbeiter nicht zu bereinigen vermögen.

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Auch die Bgr. Dupat und Bernard sprechen sich da­gegen aus, an die Kooperativgenossenschaften zu viel Kraft zu verschwenden, welche besser für die prinzipielle Entwicklung auf zuwenden sei. Dagegen will Bgr. Rousset lediglich die praktische" Frage der Kooperativgenossenschaften debattiren und mittler und will die Fahnen der Republik und der sozialen bekämpft den Kollettivismus; Chazaud aber spielt den Ver= schön gesagt, aber schwer gethan ift. Revolution brüderlich vereint flattern sehen, was wohl recht

Auf der Tagesordnung der sechsten Sigung stehen die Fragen des allgemeinen und Gewerbe- Unterrichts, des Lehr­jungenwesens und der Kinderarbeit. In keiner Frage zeigten die Redner eine solche Einhelligkeit, wie in der Forderung des obligatorischen, unentgeltlichen und religionslosen Unterrichts. Am beredtesten sprach dafür Bgr. Roux, welcher auch einen vollständigen Gewerbeunterricht verlangte, aber die Arbeiter warnte, sich wegen der anscheinenden augenblicklichen Ueberein­stimmung der Arbeiter mit der Bourgeoisie in der Unterrichts­frage nicht von der Bourgeoisie ins Schlepptau nehmen frage nicht von der Bourgeoisie ins Schlepptau nehmen zu laffen. Bgr. Finance verlangt die raditale Entfernung des religiösen Aberglaubens und seiner Vertreter aus der Schule und deshalb auch die Aufhebung der von den Pfaffen beein­flußten Krippen- und Kleinkinderbewahranstalten. Bgr. Coutte weist auf den Nachtheil hin, welchen die abergläubische den Kindern in den pfäffischen Schulen beigebrachte Scheu und Ehr­

Hat diese Rednerin die Dienste, welche die Syndikatskam­mern der Arbeitersache im Ganzen leiften fönnen, richtig be= zeichnet, so zeigt sich Bgr. Aiglon als ein richtiger Selbst- furcht vor goldgestickten Gewändern und sonstigem Firlefanz hilfler, der in ihnen ein Universalheilmittel zu sehen glaubt. Indessen wird dieser Irrthum von den meisten nachfolgenden Rednern, wie von den Brgrn. Arnoux, Goudefer und Godefroy nicht oder doch nicht in so ausgeprägter Weise getheilt. Legterer, der auch interessante Mittheilungen über die Entstehung des s. 3. Aufsehen erregenden großen Droschken­tutscherstrikes in Paris macht, belont vielmehr gleich seinem Nach­folger Ginquin, daß diese Syndifatskammern vollkommen unzulänglich zur Lösung der sozialen Frage und lediglich ein Nothbehelf seien. Der letzte Redner will auch noch den Syn­dikatskammern die Frage, durch welche Mittel der Ueberg.ng des Bodens und der übrigen Arbeitsinstrumente in den Besitz der Allgemeinheit am besten überzuführen sei, zum Studium überwiesen haben.

Von den nun folgenden Rednern, welche zur Tagesfrage

sprachen, ist noch Bgr. Roche zu nennen, welcher in seiner Rede auf die zweideutige und verrätherische Haltung Gambet= ta's und seiner opportunistischen Anhänger zu sprechen tam. Er erinnerte an das Programm von Belleville, in welchem der jezige Rammerpräsident neben anderen schönen Dingen voll­ständige Preß- und Versammlungsfreiheit, Unterdrückung der Privilegien und Einführung ökonomischer Reformen, welche das soziale Problem betreffen", versprach, um bis heute kein Wort davon zu halten. Als Roche Gambetta und Konsorten des= halb rothe Jesuiten " nennt und die Arbe ter vor ihnen wie vor einer Best warnt, ertönt von allen Seiten lauter Beifall.

Die fünfte Sigung ist dem Genossenschaftswesen gewid­met, und lautet die Tagesordnung: Ueber die Bildung und Funktion der fooperativen Produktionsgesellschaften. Die Wege, auf welchen die Arbeiter in den Besitz des für diese Gesell­schaften unentbehrlichen Rohmaterials, der Kapitalien und der Arbeitsinstrumente, gelangen könnten. Ueber den Geißt dieser Assoziationen und ihre Resultate. Ueber die Föderation aller Arbeiterassoziationen und die Rolle, welche dieselbe in der Zu­kunft zu spielen berufen sein würden."

Das Hauptreferat hatte Bgr. Coutte, welcher die Schwie­rigkeiten schildert, mit welchen die Arbeiter bei der Erreichung ihrer Ziele zu kämpfen haben, und seine Ausführungen in die Echlußsäße zusammenfaßt:" Die gegenwärtigen Beziehungen des Kapitals zur Arbeit erschweren die Beurtheilung der Sach­lage und fälschen die ökonomische Situation. Das Interesse des Arbeite. ist antagonistisch gegenüber demjenigen der Ka­pitalisten und der Grundeigenthümer. Die Ursache dieser Zu­stände entspringt aus dem Lohnwesen. Die Abschaffung des legteren fann durch die Bethätigung der Arbeiteraffoziationen und Produktivgenossenschaften erzielt werden. Die Geschäfts­frisen und die gesellschaftlichen Krisen werden erst dann auf gehoben, wenn das Kapital und die Arbeit das gleiche In­tereffe daran haben werden, biel, gut und billig zu erzeugen. So lange Arbeiter, Industrielle und Rapitalisten vereinzelt die Beziehungen studiren, die zwischen Rapital und Arbeit bestehen

fang an allen Respekt vor einem schlecht gekleideten Menschen. dieser Art hervorbringe. Auf diese Weise verlören sie von An­Komme das Kind dann mit zwölf Jahren in die Lehre, so sei es meist schon ganz verdummt und die Gewerbe- und Syn­difatskammern könnten daran nichts mehr ändern. Der rebo lutionäre Unterricht solle den Kindern hingegen Achtung bei­bringen vor Allem, was Achtung verdient, für die Eltern, das Unglück, die Armuth, Verachtung aber für den verlogenen Pfaffen, den herrschsüchtigen Beamten und den eitlen Offizier und überhaupt für Alle, welche die Gesellschaft exploitiren.- Hierauf sprachen noch einige andere Redner in demselben Sinn, u. A. auch der seit seinem legten Angriff auf den Gam­bettismus sehr populär gewordene Bgr. Roche , der auch gegen den schädlichen Einfluß des von gewinnsüchtigen Bourgeois ge=

pflegten schmuziger Romanunwesens eifert.

Sozialpolitische Rundschau.

Wieder ein fräftiger Schritt nach rückwärts! Die deutsche Regierung hat, wie man sich erinnern wird, vor einiger Zeit zum Zweck der Vereinfachung der Finanzverwaltung" beim Bundesrath Vorlagen wegen Einführung von zweijäh­rigen Finanzperioden gemacht. Diese Vorlagen find nun von den Bundesrathausschüssen für die Verfassung und für das Rechnungswesen einstimmig angenommen worden für das Rechnungswesen einstimmig angenommen worden und gehen nunmehr an das Plenum des Bundesrathes, von dem sie natürlich ebenfalls angenommen werden. Und der Reichstag , an den die Vorlagen schließlich gelangen, wird na­türlich eben so bereitwillig sein Ja und Amen dazu geben- ist er ja doch in seiner jetzigen Zusammensetzung ohnehin gleich ist er ja doch in seiner jetzigen Zusammensetzung ohnehin gleich den altfranzösischen Parlamenten zu nichts als zum Einregi­striren der Regierungsdekrete da.

Nach Annahme der zweijährigen Finanzperiode ist die Ver= längerung der Legislaturperiode von 3 auf 4 Jahre etwas ganz Selbstverständliches, da fein Reichstag der Regierung Gelder für eine, über seine Lebensdauer hinausreichende Zeit bewilligen, die Regierung aber nicht jedes vierte Jahr ohne Budget wirthschaften kann. Auf diese Weise würde ja die konsti­tutionelle Form vollständig flöten gehen und diese ist der Regie­rung denn doch viel zu verwendbar, als daß sie sie missen möchte. Die Reichstagsmandate würden demnach in Zukunft möchte. Die Reichstagsmandate würden demnach in Zukunft der Regel nach vier Jahre dauern, zugleich aber eine wesent liche Erleichterung" erfahren, indem mit der Abschaffung der einjährigen Finanzperiode zugleich auch die durch die Verfassung vorgeschriebene alljährliche Berufung wegfallen soll, so daß der Reichstag nach Befinden der Reichsregierung nur alle zwei Jahre einmal berufen zu werden braucht, wodurch viel unan­genehmes Reden und Besserwissen und eine Menge Agitation" hinwegfällt. Daß aus denselben Gründen die zweijährige Fi­nanzperiode, sobald sie einmal Reichsinstitution ist, auch für den preußischen Landtag eingeführt wird, ist zweifellos.

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Und in dieser Dicke wird es dann weiter gehen, so lange noch etwas an staatsbürgerlichen Rechten zum Zustuzen da ist und so lange man die Macht zum Beschneiden hat!

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Nothstand und Hungertyphus greifen in Deutsch­ land immer weiter um sich. In den oberschlesischen Kreisen Lubliniz und Pleß mangeln dem Arbeiterstand bereits vielfach seine sonstigen, ohnehin schon nichts weniger als opu­lenten Nahrungsmittel: Kartoffeln, Kraut und saurer Mehlbrei ( polnisch Zur), und auch die Lage der Kleinbauern ist eine äußerst prekäre. In der Ortschaft Latscha ist bereits der Hungertyphus ausgebrochen. Auch im Fürstenthum Schwarzburg herrschen ähnliche Zustände. Infolge gänzlicher Mißernte ist in der Oberherrschaft Gehren ein besorgnißerregender Nothstand eingetreten und in den Waldortschaften, wie in dem Goldis­ thal und anderen Orten Rudolstadts herrschen bereits Typhus und andere Krankheiten. Welche Dimensionen dies Elend im Laufe des Winters noch annehmen wird, ist vorläufig noch gar nicht abzusehen.

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-Das von uns schon angekündigte Zentralorgan der sozial­demokratischen Arbeiterpartei Oesterreichs , der Volksfreund", ist nunmehr in seiner ersten Nummer erschienen und wieder­holen wir unsere ihm bereits gewidmeten Grüße und Wünsche um so lieber, als auch die Redaktion das Beste verspricht. Uebrigens hat das in der Form sehr ruhig gehaltene Blatt gleich bei seinem ersten Erscheinen die Annehmlichkeiten der kai­ferlich schwarzgelben Preßfreiheit zu fosten bekommen, indem es sofort in erster und dann auch in der, unter Weglaffung der möglicherweise bedenklichen Stellen veranstalteten, zweiten Auf­lage tonfiszirt wurde; erst die dritte Auflage blieb von der Beschlagnahme verschont. Der Zweck dieser durch nichts pro­bozirten Verfolgungen ist offenbar, das Blatt finanziell todi zu machen, was der sauberen Regierung indeß hoffentlich durch die Pflichttreue unserer waderen österreichischen Genossen unmög­lich gemacht wird.

Die schweizerische Bourgeoisie hat ihren Widerwillen und Widerstand gegen das infame" Fabrikgesetz noch immer nicht aufgegeben und läßt die Hoffnung nicht sinken, es eines schönen Tages wieder zu Fall zu bringen. Nur sind die Fabri­fanten schlau genug, ihre Angriffe nicht mehr gegen das ganze Gesetz zugleich zu richten, sondern sie geben sich den Anschein, als ob sie dessen Nothwendigkeit im Allgemeinen jezt aner­tennten und nur einzelne Bestimmungen aus Gründen des für sich wollen) geändert wissen wollen. Auf diese Weise öffentlichen Wohles( so sagen die Herren stets, wenn sie etwas gedenken fie Bresche in das Gesetz zu legen und dann die Hauptbestandtheile nach und nach abzubröckeln.

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So wurde jüngst unter Benutzung der allgemeinen Revi­fionsbewegung in Appenzell gegen das Verbot der Kinderarbeit agitirt und nun wagt sich auch bereits eine Stimme mit der Forderung der Verlängerung des Normalarbeitstages von 11 auf 12 Stunden hervor. Als Gründe" werden die all­gemeine Nothlage der Industrie, die Schußzzolleinrichtungen der Nachbarstaaten und das beinahe rücksichtslos durchgeführte Freihandelssystem" der Schweiz und das eigene In teresse der Arbeiter, die bei der 11stündigen Arbeitszeit auf die Dauer unmöglich so viel wie früher verdienen könnten, angeführt. Es ist wirklich rührend, wie besorgt die Bourgeoisie um das Wohl der Arbeiter ist! Wir meinen aber, sie könnte diese Sorge recht wohl den Arbeitern selbst überlassen und Normalarbeitstages oder gar eine Aufhebung desselben fordern, demnach abwarten, bis diese selbst eine Verlängerung des was den Herren Fabrikanten jedenfalls das Liebste wäre. Aber da würden sich die Herren allerdings noch eine Zeitlang ge dulden müssen. Deshalb tritt auch gleich ein Fabrikant selbst auf und stellt die Forderung einer diesbezüglichen Revision; und zwar hat es dabei große Eile, denn er will die Angelegenheit bereits der Dezemberßigung der Bundesversammlung unter­breitet haben.

Indessen glauben wir, daß der Erfolg dieses Hilf- and Sammelrufes, troßdem er zweifellos in der ganzen Bourgeoisie dié lebhaftesten Sympathien erweckt, doch kein allzugroßer sein wird, da einerseits die überwiegende Mehrheit der slimmbe= rechtigten Schweizerbürger durchaus keinen Nachtheil des 11stün= digen Normalarbeitstages empfindet und anderseits infolge der schon vorhandenen zahlreichen Revisionsbegehren in dieser Be­ziehung bereits eine gewisse Ermüdung plaggegriffen hat, welche einer neuen Revisionsagitation wenig Erfolg verspricht. Doch wird es natürlich nichts desto weniger gut sein, wenn die Arbeiter auf ihrem Boften sind und Acht haben, daß nicht eine ihrer wichtigsten Errungenschaften Gefahr laufe.

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Das alte Wort: Wen die Götter verderben wollen, dem nehmen sie zuerst den Verstand scheint sich wieder einmal an einer französischen Regierung, dem Kabinet Waddington, be­währen zu wollen. Nicht nur, daß es, während die Idee der allgemeinen Amnestie immer größere Fortschritte im Lande macht und selbst die opportunistische Presse schon die Zeit berechnet, in welcher die volle Amnestie mit oder gegen den Willen der Re­gierung durchbringen wird, mit einem lächerlichen Eigensinn an seiner Anschauung festhält, daß schon mehr als genug Kom­munarden begnadigt" seien und dem unbegnadigten Rest der Kommunefämpfer unmöglich ohne größte Gefahr für die öffent­liche Sicherheit Frankreich wieder eröffnet werden könne, es thut in unbegreiflicher Verblendung auch Alles, um der ihm so überaus unangenehmen Agitation zu Gunsten der ganzen Am­nestie und der entschieden republikanischen Reformen stets neuen Stoff zu geben und die öffentliche Meinung dadurch nur immer mehr aufzuregen.

So läßt sie den Wunsch" des Generalraths des Seinedepartements zu Gunsten der ganzen Amnestie, statt ihn einfach unbeachtet zu lassen( was sie bei der Machtlosigkeit der Generalräthe in politischen Dingen ja leicht kann), feierlich annulliren und fordert dadurch natürlich weitere Demonstrationen des radikalen und kampfbereiten Rathes heraus. Als der Prä­fekt die Annullirung verlas, rief ein Mitglied:" Das ist gerade wie unter dem Ordre moral", und ein anderes: Das allge meine Stimmrecht wird der Richter sein" und die Mehrheit erklärte durch lauten Beifall, daß sie diese Gesinnungen theile. Der Generalrath wird nun wahrscheinlich an den Staatsrath appelliren, vor dem dann die Angelegenheit über eine Zeit zur erneuten Behandlung kommt, wobei sich natürlich die Presse aber= mals mit der Sache beschäftigen wird. Gleich nach der Annul