Nicht nur wurde im Laufe der Frühjahrs- und Sommermonate wegen stockenden Absages bei bedeutenden Werksbetrie ben abermals eine nicht unerhebliche Verminderung der Belegschaften nothwendig, sondern verschiedentlich mußte auf einzelnen Gruben, beispielsweise im Saarbezirk,
auch noch die
ganze vorhandene Mannschaft
2 bis 3 und selbst mehr Tage im Monat un freiwillig feiern. Zwar brachten Herbst und Winter dem größten Theile der entlassenen und beurlaubten Bergleute wieder ausreichende Arbeit, indessen ging immerhin die Gesammtzahl der durchschnittlich beschäftigten Arbeiter erheblich unter die des Vorjahres herab."( Es sind nämlich, wie der Bericht an einer andern Stelle sagt, im Jahre 1878/79 42,543, d. h. 1,218 Arbeiter weniger als im Vorjahre auf den Staatswerken beschäftigt gewesen.)
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" Was die Höhe der Löhne betrifft, so stellte sich im Saar brücker Distrikt beispielsweise der Durchschnittslohn sämmtlicher Werksarbeiter( ausschließlich der Grubenbeamten) in 1878/79 auf 2,95 Mf. pro Mann und Schicht gegen 2,97 Mt. im Jahre 1877/78. Der durchschnittliche Jahresverdienst eines Arbeiters, welcher sich in 1877/78 auf 832 Mt. belief, betrug in 1878/79 811 Mif., wovon nach Berücksichtigung der Auslagen für Lampenöl, Neubeschaffung der Gezähen und Beiträgen zur Knappschaftskasse durchschnittlich 732 Mt. als freies Jahreseinkommen(!!) bezeichnet werden können. Auf der Königin Louise Grube in Oberschlesien verdiente der Häuer im Gedinge durchschnittlich 2,51 Mt., der Schlepper 1,82 Mt., der erstere hiernach 7,7 Pf., der letztere 7,8 PF. weniger als im Vorjahre. Der auf der Königsgrube in Oberschlesien den Arbeitern pro Tag in 1878/79 gezahlte Lohn betrug durchschnittlich für die Häuer 2,19 wt., b. i. 14,0 Pf. weniger wie in 1877/78, und für die Förder: le te 1,52 Mf. oder 3 Pf. weniger wie in 1877/78. Im Großen und Ganzen gingen, wie bei den angeführten Beispielen, die Löhne auf allen fiskalischen Werks betrieben.... zurüd."
Wenn der Minister nun an die punktirte Stelle die Worte " nicht erheblich" setzt und an anderen Stellen die Ansicht ausspricht, daß die Lage der fiskalischen Arbeiter trop der durch. schnittlich eingetretenen weiteren Ermäßigung(!!) der Löhne" ,, im Allgemeinen durchaus auskömmlich" und nirgends ein Nothstand eingetreten sei- so gehört das eben, sehr artig gesprochen, auf das Gebiet der schon besprochenen systematischen Schönfärberei. Uebrigens widerspricht der Minister diesen Zufriedenheits- Phrasen im weiteren Verlauf seines Berichtes seibst, indem er zugibt, daß, obgleich„ die Gesammtverhältnisse des Bergarbeiterstandes während des in Rede stehenden Jahres mit Rücksicht auf die alle Bevölkerungsschichten in Mitleidenschaft ziehende wirthschaftliche Krisis als befriedigende bezeichnet werden könne, doch nicht zu verkennen ist, daß es bei dem gegenwärtigen Stande der Löhne und der zu erzielen den Höhe des Verdienstes dem gewissenhaften Arbei ter nur durch die äußerste Einschränkung und sorgfältige Sparsamkeit gelingen kann, feine Familie ordentlich zu unterhalten." Entweder ist demnach die frühere Versicherung des Ministers, daß die Lage der Arbeiter eine„ befriedigende" und durchaus ausfömmliche" fei, nichts als eine leere und zwar recht alberne und gewissen lose Redensart, oder aber Herr Maybach ist der Meinung, daß der befriedigendste" Zustand zwar nicht für die Arbeiter, wohl aber für die herrschende und ausbeutende Klasse der sei, wenn die Arbeiter nur bei der äußerster Einschränkung sich und ihre Familien zu ernähren vermögen! Und damit werden wir wohl das Richtige ge troffen haben.
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Mögen die Arbeiter dieses werthvolle Geständniß nicht vergeffen!
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Die bekannte Affäre Fritsche- Hasselmann, nämlich die Anklage wider diese beiden Abgeordneten wegen angeblicher Nichtrespektirung des Berliner Belagerungszustandes durch ihre Anwesenheit im Reichstag, ist nun endlich zum Schluß gediehen. Und zwar ist derselbe sehr blamabel für die Regierung ausgefallen. Denn nachdem die Regierung das„ Verbrechen" der beiden Abgeordneten für groß genug befunden, um vom Reichstag die Ermächtigung zur sofortigen Verfolgung der Bannbrecher zu fordern, und nachdem Tessendorf nach der fast ein stimmigen Ablehnung dieses under- frorenen Verlangens durch den Reichstag , nach Schluß des Letzteren, die Anklage vor dem zuständigen Gericht erhoben und mit allem Nachdruck betrieben, hat nun die erste Strafkammer des Berliner Landgerichtes I. entschieden, daß Fritzsche und Hasselmann außer Verfolgung zu setzen seien, b. h. daß auf die Anklage Tessendorfs gar nicht weiter einzugehen sei!
Dieser Gerichtsbeschluß kann auch nach§§ 172 und 346 der neuen Strafprozeßordnung nicht mehr angefochten werden und ist somit die wahrhaft pyramidale Theorie der Regierung, daß es in ihrem Belieben stehe, durch eine einfache Ausweisung aus Berlin einem Reichstagsabgeordneten zugleich auch das Recht zur Ausübung seines Mandates zu nehmen, in letzter Instanz für rechtlich unzulässig erklärt worden. Natürlich ist die Regierung über diesen Ausgang nicht sehr erbaut und sucht sie, während sie den Beginn des Prozesses mit gewaltigem Lärm in Szene ſette, das unliebsame Ende möglichst todtzuschweigen. Vielleicht revanchirt sie sich durch neue Ausnahmebestimmungen gegen uns Sozialisten. Wir sind indeß verstockte Sünder genug, um solchen Dingen ziemlich ruhig entgegenzusehen.
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Aus Oesterreich kommen zwei Nachrichten, von denen die eine allgemeine Heiterkeit, die andere aber das peinlichste Aufsehen und in allen nicht durch den Parteigeist um jede Urtheilsfähig feit gekommenen Kreisen tiefe Empörung hervorruft. Was die erste betrifft, so wurde vorletzte Woche in Lemberg ein„ verdächtiges Individuum", in welchem man einen sozialistischen oder( 1) nihilistischen Agitator" vermuthete, angehalten und verhaftet. Nachdem man das„ Individuum" aber einige Tage in der aus unserer vorvorigen Nummer bekannten Weise hatte ohne Verhör brummen, hungern und frieren lassen und seine dringenden Forderungen nach Vernehmung mit Grobheiten und schließlich mit Dunkelarrest beantwortet hatte, stellte sich schließlich heraus, daß der Verhaftete kein Sozialist, sondern ein Geheimpolizist
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und zwar ein Agent der Petersburger dritten Abtheilung war, der einem gefährlichen, polnischen sozial- nihilistischen( was muß das für eine neue Thierspezies sein?) Agitator" nachgesandt war und während er ihn verfolgte, von seinen dummen Lemberger Kollegen festgenommen worden war. Die Heiterkeit, welche dieses Polizeistückchen erregt, ist um so größer, als während der Haft des Polizisten der von ihm Verfolgte zum großen Mißvergnügen der alliirten russisch - österreichischen Polizei spurlos verschwunden ist! Die zweite Nachricht meldet der Telegraph aus Krakau . Wie dortselbst die gefangenen Sozialisten behandelt werden und wie eine große Anzahl derselben sich in schreiendster Gesetzesverlegung bereits 6 und 8 Monate ohne Urtheil in Untersuchungshaft be: finden, haben wir des Ausführlichsten in unserer vorletzten Nummer erörtert. Durch diese unerhörte Behandlung sind nun 38 gefangene Sozialisten förmlich zur Verzweiflung getrieben worden und haben schon seit 3 Tagen weder Speise noch Trank genommen, indem sie erklärten, eher den Hungertod zu er tragen, als sich noch länger so behandeln zu lassen. Auf die Nachricht hievon begab sich der Landesgerichtspräsident in's Ge fängniß und beschwor die Gefangenen, von ihrem verzweifelten Entschluß abzustehen, da ihre Hauptverhandlung in naher Aussicht sei; auch gab er Befehl, den Gefangenen eine Anzahl kleiner Erleichterungen zu schaffen. Die Behörde hat auch in der That allen Grund, dem Standal einer freiwilligen Massenverhungerung -wenn sie auch nur halb, d. h. bis zur Erkrankung durchge führt würde führt würde vorzubeugen, da keine amtlichen Lügen den zwingenden Schluß umzustoßen vermöchten: wie elend die Be: handlung von Menschen sein müsse, wenn sie derselben sogar die entsetzlichen Qualen des Hungertods vorziehen! Schmach über eine Gewalt, die ihre politischen Gegner so infam behandelt!
Die französische Regierung empfängt fast Tag für Tag schlagende Beweise, wie dumm es von ihr war, ohne Noth einen Rampf mit den fortgeschrittensten Elementen des Landes zu beginnen. Den Wahlen Humberts in Paris und Garel's in Lyon ist nun ein weiterer Sieg der vereinigten Intranfigenten und Sozialisten gefolgt, der um so bedeutsamer ist, als er im Norden errungen wurde, der von den Reaktionären stets ob seiner Mäßigung" gepriesen wurde, die ihn allen„ eraltirten" Ideen unzugänglich mache. In Lille ist nämlich der Sozialist Cheri- Dumez gegen die Kandidaten der Gambettisten und des linken Zentrums gewählt worden; ein bis jetzt völlig unbekannter Mann, der jedoch von den Wählern gleichwol den andern, als langjährige Vorkämpfer des Liberalismus unter dem Kaiserreich bekannten Kandidaten vorgezogen wurde, blos af die Empfehlung durch ein sozialistisches Komite hin.
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Auch der verurtheilte Humbert fährt fort, der Regierung das Leben schwer zu machen Bei seiner bekannten jüngsten Gerichtsverhandlung machte er in seiner brillanten Vertheidigungsrede gräßliche Enthüllungen über die von der Regierung an den Deportirten und namentlich im Bagno in Neukale donien begangenen Schandthaten.„ Der Bagno, sprach er, ist ein Ort, in welchem Menschen mit den Füßen nach oben aufgeknüpft und dann durchgepeitscht werden, ein Ort, in dem man zum bloßen Zeitvertreib Menschen umbringt. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Depor bringt. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie Depor: tirte, die eines Diebstahls verdächtig waren, mit der Knute geprügelt wurden und wie man dann nach jedem Streich noch mit glühen dem Eisen in die Wunde brannte. Es gibt dort Marterwerkzeuge, die sogenannten poucettes ( Daumschrauben), welche den Unglücklichen erbarmungslos einen Finger nach dem andern abtrennen. Wenn man in der Kammer diese Gräuel zur Sprache bringt, so besteigt der Marineminister die Tribüne und erklärt kurzweg: das ist falich. Ich aber habe mit eigenen Augen gesehen und mit eigenen Händen die Wunden berührt. In diesem Bagno habe ich drei Jahre geschmachtet, bis die militärische Justiz selbst sagte, daß ich nicht in alle Zeit für die Uebrigen büßen solle und mich in die Kategorie der politischen Deportirten verwies. Diese neue Buße währte fünf Jahre. Ach, wenn ich daran denke, mag ich mich gar nicht mehr vertheidigen."
weins Muth einzuflößen pflegte!- Weiter veröffentlicht der„ ge= mäßigte"" National" eine Reihe von Briefen, aus denen hervorgeht, daß man nicht allein die Daumschrauben anwendet, sondern auch für das geringste Vergehen das Auspeitschen anordnet. Auf einmal fann nan nicht mehr als 25 Hiebe ertheilen; bei vielen Verurtheilten muß schon beim achten Hieb das Pettschen eingestellt werden, weil der neunte unfehlbar den Tod zur Folge haben würde. Und doch wurden Straflinge bis zu 250 Hieben verurtheilt. Nach jeden 25 Hieben werden fie dann in eine Zelle gebracht und erhalten, wenn sie wieder hergestellt sind, weitere 25 Hiebe, bis sie ihre volle Strafe erhal en haben. Sträflage suchten der Marter dadurch zu entgehen, daß sie einen Mord begingen; sie wurden dann nämlich nicht mehr gepeitscht, sondern hingerichtet!
Ewige Schmach und Schande über eine Ordnung", welche ihre Herrschaft mit solchen, eines altrömischen oder mittelalterlichen Folterfnechtes würdigen Mitteln aufrecht erhält! Und mögen alle ehrlichen, menschlich gesinnten Menschen zusammenstehen, um die Wiederholung solcher Greuelthaten unmöglich zu machen: durch den Sturz der heutigen Klassen. herrschaft und den Sieg des Sozialismus!
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Man erinnert sich der italienischen Sekte der Lazzaret tisten, welche gewisse sozialistische Ideen mit einem überwuchernden Mystizismus verquickte und dadurch, sowie durch die anziehende Persönlichkeit ihres Gründers und Propheten" unter der im tiefsten und hoffnungslosesten Elend dahinlebenden, abergläubischen Landbevölkerung zahlreiche Anhänger gewann. Als diese Sefte im Somner vorigen Jahres friedlich und unbewaffnet eine Prozession veranstaltete, trat ihr die Polizei entgegen und schritt in der rohesten Weise und durch nichts provozirt mit den Waffen gegen sie ein, wobei Lazaretti selbst ermordet und noch zahlreiche seiner Anhänger verwundet wurden. Um nun die viehische Gewaltthätigkeit zu beschönigen und als Nothwehr hinzustellen und um zugleich der quafisozialistischen Sette den Todesstoß zu geben, ließ die Regierung die hervor ragendsten der überlebenden Lazarettisten wegen Aufruhr und öffentlicher Gewaltthätigkeit anklagen und beauftragte einen ihrer geschicktesten Untersuchungsrichter mit der Vorbereitung der gewünschten Verurtheilung. Alle diese Bemühungen hab: n indeß zu feinem Resultat geführt, indem vor wenigen Tagen die Angeklagten freigesprochen wurden und dadurch konstatirt worden ist, daß sich die Polizei einer unerhörten Gewaltthat schuldig gemacht hat. Indessen läßt sich die Regierung durch dies Verdikt in ihren Willkärmaßregeln durchaus nicht beirren und betreibt die Verfolgung der Sozialisten gerade jest wieder rücksichtsloser denu je: So wird der sozialistische Movimento sociale" von Neapel fast jede Woche konfiszirt und letzte Woche ist der Mailänder ,, Plebe" dasselbe Schicksal widerfahren.
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Die Henker des russischen Zaren haben wieder einmal „ Urtheile" über politischer Verbrechen" angeklagte Nihilisten gefällt. Das Kriegsgericht in Kiew verurtheilte von neun Angeflagten Krzanzowsky zum Tode durch den Strang, Schirkan und Kajalschowsky zu zehn Jahren, Turowitsch zu sechs Jahren, Woljarsky und Stopansky zu vier Jahren Zwangsarbeit, Orlowsky, Gunadsy und Owißfy zu geringeren Arreststrafen. Wie wenig aber dadurch der„ Nihilismus" unterdrückt werden kann, zeigt die vor Kurzem erfolgte Ausgabe einer neuen geheimen Revolu tionszeitung mitten in Petersburg . Das Blatt, welches den Titel„ Narodnaja Wolja "( Volkswille) trägt, erklärt, daß das bisherige Schweigen der revolutionären Presse keineswegs durch eine Vernichtung der revolutionären Partei verursacht worden sei, indem diese Vernichtung überhaupt nur in der Phantasie der Regierung existire. Die Sistirung der Herausgabe des Revo lutionsorgans sei lediglich aus praktischen Gründen erfolgt, wie ebenso aus praktischen Gründen von nun an das Organ wieder weiter erscheinen werde. Die„ Narodnaja Wolja " ist bei aller Entschiedenheit verhältnißmäßig maßvoll und von einer Empfeh= lung von Mord und Brandstiftung findet sich kein Wort.
Berichte.
g. Berlin , 12. November. Ju Nummer 5 drücken Sie Ihre Verwunderung darüber aus, daß Ihnen seitens der hieft gen Genossen nähere Mittheilungen über die letzten Ausweisungen nicht zugegangen sind. Es ist dies allerdings unterblieben, aber nicht aus Lässigkeit, sondern nur, weil dem von Ihnen schon Berichteten nichts von Bedeutung hinzuzufügen war und weil ein besonders erwähnenswerther Charakter diesen Ausweisungen nicht anhaftete. Bemerkenswerth ist vielleicht nur außer der bereits von Ihnen zitirten Affäre Wienholz-, wie es dem gleichfalls ausgewiesenen Genoffen Mühlberger erging. Eine Schaar von Freunden begleitete denselben zur Bahn unter etwas lebhafter Bezeugung ihrer Gesinnungsfreundschaft. Diese kleine Demon
Diese Enthüllungen über diese unmenschlichen, aber der Versailler Bluthunde vollkommen würdigen Barbareien riefen natürlich allgemeines Aufsehen und allgemeine Empörung hervor, so daß die Regierung nicht anders konnte, als eine Untersuchung über die Zustände der Straffolonie einzuleiten. In welchem Geist und mit welcher Absicht dieselbe aber geführt wird, beweist die Thatsache, daß mit der Führung der. selben der berüchtigte Polizeikommissär Clément, einer der Hauptagenten Pietri's, der schon beim Prozeß von Blois und bei dem Putsch der weißen Blousen" unter dem Kaiserreich cine Rolle spielte, also eines der gewissenlosesten Werkzeuge eine Rolle spielte, also eines der gewissenlosesten Werkzeuge der Gewalt betraut wurde! Humbert wirft nun in einem offenen Brief an den Minister demselben diese Thatsachen vor und zählt dann neue Beispiele der Grausamkeit gegen die Verurtheilten auf. Ein Deportirter, Cibut, No. 671, sei in der schrecklichsten Weise auf den nackten Rücken geschlagen wor den; er, sowie ein Anderer seien nach dieser Behandlung für den; er, sowie ein Anderer seien nach dieser Behandlung für immer gelähmt gewesen. Wieder einen Andern habe man bei den gefesselten Händen aufgehenkt und in gleistration schien den anwesenden Polizeiseelen ein Dorn im Auge, cher Weise behandelt. Einen namens Cadot, Nro. 1050, habe man bei den Füßen aufgehenkt und mit einem Prügel auf den Kopf geschlagen. Er jei verrückt geworden, sowie denn überhaupt alle die Gepeinigten nach der„ Operation" unfähig geworden seien, irgend eine Arbeit zu ihrem Lebens. unterhalt zu verrichten. Der Brief schließt mit dem Post striptum:" Ich halte immer noch zu Ihrer Verfügung die Daumenschrauben, die ich aus dem Bagno mitgebracht habe."
Und diese Angaben werden auch von anderen Seiten be stätigt. So erklärt ein anderer Amnestirter in der„ Marstätigt. So erklärt ein anderer Amnestirter in der Mar seillaise ", im Bagno von Toulon Augenzeuge gewesen zu sein, wie man Kom: runeverurtheilte, die beim Cigarrettenrauchen ertappt wurden, auf eine Bank schnallte und ihnen mit einem dicken Strick Hiebe auf den nackten Rücken gab, bis das Blut emporiprizte. Manche der Gepeinigten hätten nach Empfang eines Theils ihrer Strafe in's Hospital gebracht werden müssen, und nach halber Heilung ihrer Wunden habe man ihnen den Rest der zugefpro: chenen Zahl von Hieben ertheilt! Einige hätten dann auch ihr Leben dabei eingebüßt. Zum Austheilen der Schläge habe man gewöhnlich einen der kräftigsten Galeerensträflinge verwendet, dem man vor der„ Operation" mittelst Brannt
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denn sie machten ihrem augenscheinlichen Werger dadurch Luft, daß sie M. dessen Zug eine kurze Zeit später abging, als ihm laut Ordre zu bleiben verstattet war verhafteten, auf's nächste Polizei: Bureau führten und von dort allerdings nach einigen Nörgeleien wieder freiließen. Einem der begleitenden Freunde soll ein anwesender Polizist unter barschem Anfahren eine rothe Blume, die derselbe im Knopfloch trug, gewaltsam entfernt haben. Welche Frechheit des Benehmens und zugleich welch' kindliches Vergnügen liegt in solchen und ähnlichen Handlungsweisen der hohen Obrigkeit"!
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Ob diesen Ausweisungen besondere Motive, besondere Absichten zu Grunde liegen, darüber herrschen hier zweifel. Der Belagerungszustand wird prolongirt werden oder nicht, mit oder ohne Motive! Wozu auch noch motiviren? Einem solchen Landtag, einem solchen Reichstag, einer solchen reaktionären Masse gegenüber die jauchzt über jeden Schlag, den man glaubt, der verhaßten Sozialdemokratie versetzt zu haben?!- Der Be lagerungszustand hier hat für die Polizei in erster Linie den Zwed burch Terrorisiren und Bange machen" jede Regung der Partei am Orte zu verhindern. Partei am Orte zu verhindern. Wir sind darüber unterrichtet, daß die Polizei nicht mehr nach dem Prinzipe der„ Gefährlichkeit" ausweist, sondern daß sie eine Liste führt über eventuell aus
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