während seine Bedrücker und Ausbeuter die Früchte seines Fleißes und Schweißes üppiger denn je verschwenden und verschwelgen?!
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Klassenjustiz. Anfangs Oktober wurde bei Gniewkowo im Thorner Kreis von einem rohen, übermüthigen Arbeitgeber, dem Pfarrgutspachter Frevert zu Gr. Murzynno, an einem„ seiner" Arbeiter kalten Blutes ein Mord verübt, indem Frevert einen Landarbeiter, der eben seinen Dienst verließ und mit welchem er wegen widerrechtlicher Zurückhaltung einer demselben gehörigen Kuh in Streit kam, wie einen tollen Hund" nieder: schoß. Als wir damals( in unserer Nr. 3) über diese empörende Gewaltthat zuerst berichteten und konstatirten, daß der Mörder länger als eine Woche nach der That von der sonst so schnell zugreifenden Polizei noch nicht verhaftet worden sei- da da knüpften wir an unfern Bericht die bittere Bemerkung: daß der Mordbube von Arbeitgeber vermuthlich zu guter Letzt von seinen Bourgeoiskollegen von Geschworenen auch noch freigesprochen werde. Diese gehäffige, aufreizende" Vermerkung hat natürlich die Bour: geoispresse schnell in gewaltige„ Entrüstung" gebracht, welche sie der Schandthat des Pachters gegenüber nicht hatte finden können ( ist doch der Mord in dent weitaus größten Theile der deutschen Presse todtgeschwiegen worden!). Ja sogar verschiedene Parteigenossen sind damit unzufrieden gewesen, weil sie glaubten, daß es umecht sei, dem Geschwornengericht eine solch eklatante Un gerechtigkeit, eine solche nimmer erhörte Infamie zuzutrauen. Man hielt angesichts der Unangreifbarkeit des Schuldbeweises die eremplarische Verurtheilung des feigen Mörders für undistutirbar.
Und nun das Resultat der dieser Tage stattgefundenen Schwurgerichtsverhandlung? Der mörderische Arbeitgeber ist bollkommen freigesprochen worden!! Wie man sieht, ganz wie wir, durch früherere Ereignisse ähnlicher Art über das Wesen unser heutigen Justiz belehrt, es vermuthet hatten. Natürlich, wie kann sich auch der Arme, der Lohnsklave unterstehen, dem Reichen, dem„ Herrn" gegenüber sein Recht behaupten und sich gegen seine patriarchalische Gewalt auflehnen zu wollen? Das, was unserer suchtlosen Zeit vor Allem Noth thut, ist die Stärkung des Autoritätsinns und deshalb der Gewalt des Staates, der Kirche und des Arbeitgebers und Dienstherrn . Der Arbeitgeber darf deshalb nicht Unrecht bekommen, vielmehr muß dem Knecht gezeigt werden, daß er von Rechtswegen in der Gewalt seines Herrn steht und ihm unbedingten Gehorsam zu leisten hat ohne Murren noch Deuteln und Rechthaberei. Und wenn er seinen Nacken nicht willig beugt, nun, so muß er ihm eben gebrochen, wenn er sein Lebenslichtlein nicht bescheiden niederschraubt, so muß es ihm ganz ausgeblasen werden! Gibt es doch von diesem Arbeiterpad ohnehin mehr als genug. wäre denn sonst der Arbeitgeber Herr, als daß er Recht betommt, und wofür unterhielte denn die herrschende Klasse ihre " Justiz", als daß sie in der herrschenden Klasse Sinn und Interesse wirkt?!
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Wofür
Die Börse ist bekanntlich gleich den ihrer Geschäftsthätigkeit nahe verwandten gewöhnlicheren, dem Strafgesetz mehr ausgesetzten Formen der privaten Enteignung in ihrer Wirksamkeit wesentlich auf Dunkel und Finsterniß angewiesen und sie fürchtet deßwegen nichts so sehr, als den Lichtstrahl, der die Geheimnisse ihres Treibens der von ihr ausgeplünderten Welt offenbart. Gleich wie in einem Bienenstock der durch die Glasscheibe fat lende Blick des neugierigen Menschen allgemeines Summen und Schwärmen hervorruft, worauf die in ihrer lichtscheuen Thätigkeit Gestörten schnell die Scheibe zu verschmieren und dadurch ihre Arbeit dem Zubringlichen wieder zu entziehen suchen, ebenso empfindlich zeigt sich die Börse gegenüber jedem Versuch, ihre Thätigkeit zu untersuchen, zu analyfiren und zu kontroliren. Ein solches Gesumme, einen allgemeinen Aufruhr in der Börsenstock brachte eine Bemerkung hervor, welche der preußische Minister Maybach im Laufe der jüngsten Eisenbahnbebatte machte, und in welcher derselbe- offenbar durch den sozialistischen Zug der Verstaatlichungsvorlage mitgerissen- die Börse einen„ Gift baum " nannte,„ ber über das Leben des Volkes seinen verderb: lichen Schatten werfe und dem die Wurzeln zu beschneiden und seine Aeste zu nehmen, ein verdienstliches Wert sei." Eine solche Sprache hatte die Börse von„ Oben", wo sie immer der liebenswürdigsten Protektion und Kooperation ficher gewesen, noch nicht gehört und ihre Wuth, aber auch ihr Schreck war deßhalb nicht gering, weßhalb sich die Börsianer eiligst in den Börsenkommisfionen, Handelskammern, Kaufmannsältestenkollegien u. bgl. ihren Interessen dienstbaren Körperschaften sammelten und Rath hielten, wie der„ Anmaßung" des Ministers wirksam entgegen zu treten und weiterer Schädigung der Börseninteressen vorzubeugen sei.
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Eine interessante Information über die Stimmung, die Be fürchtungen und Hoffnungen in den Börsenkreisen bringt die " Magdeb. Ztg.", die derlei wissen kann.„ Unsere Jobber, die täglich in wilder Lust den„ Giftbaum" umtanzen Giftbaum" umtanzen schreibt sind, zum ersten Male vielleicht in ihrem Leben, nach. dentlich geworden. Es erfaßt sie der Gedanke, plötzlich könnte eine staatliche Kontrole ihrem bisher unkontrolirten Treiben ein Ende machen ober es auch nur einschränken. Diese Besorgniß an der Börse ist allgemein, denn die Jobberei treibt ihr Wesen nicht etwa bloß an der„ Lombarden- Ecke", sondern sie beherrscht, bis auf einen ehrenwerthen Bruchtheil großer und tleiner Bankiers, die gesammte sogenannte« haute finance». In ihr herrscht als allgewaltige Macht das Haus Rothschild, und hierin liegt für die kleinen Macher eine Beruhigung; denn sollte wirklich einmal eine Reinigung der Börse inszenirt werden, käme also der Spekulations: schwindel in Gefahr, von den Börsen schlechtweg ausgeschlossen zu werden, so hätten das erste Ausweisungsdekret Nothschild und ſeine Agenten zu gewärtigen. Es ist zwar schon bekannt, muß aber in Erinnerung gebracht werden, wie dieses erste Welthaus an den Börsen operirt. Neulich brachte es in Paris durch einen Beamten des Finanzministeriums Absichten der Regierung in Bezug auf Rentenkonvertirung„ in Erfahrung", und sofort wurden ben, uneingeweihten" Millionen von Renten aufgehalst. Das Haus Rothschild erfuhr rechtzeitig, daß die Konvertirung nicht bor sich gehen sollte, und so wurde denn die bei stürmischer Hauffe abgegebene Rente bei Panik zurückgekauft. Das Ge schäftchen brachte ein paar Millionen Francs ein. Das rechtzeitige Verkaufen und Kaufen des Hauses Rothschild spielte eine große Rolle vor der Kriegserklärung Frankreichs und Ita liens an Desterreich und kurz vor dem Frieden von Villafranca.
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Die Rothschild's , immer zuerst unterrichtet, verkauften| auch der Kandidat der Sozialdemokratie, Genosse Viereck, und kauften deßhalb immer rechtzeitig, turz, sie verschmähten niemals die Manipulationen der ordinärsten Jobberei, fie blieben bis zu dieser Stunde die Spekulanten par excellence. Ihnen haben's erst die kleinen Jobber abgesehen, wie ein„ Geschäftchen" zu machen sei, und käme also in das Treiben an der Börse plötzlich ein Wetter hineingefahren, würde mit den „ Machern " vor und hinter der Koulisse aufgeräumt unsere fogenannte« haute finance» wäre dann zuerst auf die Straße gesetzt. Dieß beruhigt die kleinen Existenzen, die sich nicht vorzustellen vermögen, es tönnte an die Großen" irgend wer sich heranwagen. Das Nach denken über die möglichen Gefahren wird bald genug wieder dem Gefühl absoluter Sicherheit den Platz räumen."
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Und dies Gefühl, absoluter Sicherheit" vor der Einschränkung ihres schwindelhaften Treibens, welches der Börse bald wieder zurückkehren wird und zum Theil bereits wieder zurückgekehrt ist, zurückkehren wird und zum Theil bereits wieder zurückgekehrt ist, ist vollkommen berechtigt. Mögen auch der Hof, der, Adel, das höhere Beamtenthum theilweise eine noch so große Abneigung vor dem gesellschaftlichen Umgang mit den Juden“ und„ Parvenus" der Börse haben im Grunde verbindet sie alle, die ganze herrschende Klasse, doch das gemeinschaftliche Interesse der Bez herrschung und Ausbeutung des Volkes diesem gegenüber allzufest mit einander, als daß sie sich in ihren speziellen Ausbeutungs zweigen gegenseitig auf die Dauer entgegenarbeiten könnten. Warum auch gerade die Börse allein zum Sündenbock machen, da dieselbe doch nur eine Form der kapitalistischen Theilerei" und Räuberei ist, die überdies das nothwendige Produkt der kapi talistischen Wirthschaft ist und nur mit derselben fallen kann und fallen wird! Ueberdies wissen auch die Angestammten", die Aristokraten und Regierungsmänner die Vortheile der Börse und des Zusammenwirkens mit ihr recht wohl zu schätzen und zu berechnen und kennen viel zu gut, welch süße Früchte der " Giftbaum" für den mit ihrer Gewinnung Vertrauten liefert, als daß sie ihn ernstlich schädigen möchten. Und dann darf auch die Macht ber Börsenpotentaten nicht vergessen werden. Die Magd. 3tg." hat ganz recht, daß sich an die„ Großen" Niemand heranwagen wird"!
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Man braucht deshalb das hochtrabende Wort des Herrn Maybach nicht allzu ernst zu nehmen; es war kein Brustion. Und daß man sich in unserer humanen Zeit jest nicht mehr damit begnügt, die kleinen Diebe zu hängen, sondern sie auch noch martern, prügeln und rädern will, hindert durchaus nicht, daß das Steh len und Rauben der Großen nach wie vor straflos bleibt, sondern auch zu Ansehen, Ehren und Würden bringt!
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-In den sächsischen Landtag, in welchem sonst die rührendste Harmonie zwischen der vortrefflichen Regierung und den edlen Volksvertretern" und die musterhafteste Ruhe und Gleich müthigkeit herrschte, welche höchstens durch eine wichtige Hoftheater: debatte gestört wurde, in dieses Haus des Friedens ist durch den Eintritt der drei sozialdemokratischen Abgeordneten eine arge Unruhe und tiefgehende Bewegung gekommen, dergleichen dortselbst seit den Bewegungsjahren 48-49 nicht mehr erlebt worden ist.
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Nachdem die Genossen Liebknecht und Freytag schon einige Tage vorher in der Debatte über das Landarmenwesen gesprochen hatten, um darzulegen, wie durch das von den sächsischen Behörden besonders infam ausgelegte Unterstützungswohnsizgesetz die einst vielgerühmte Freizügigkeit" großentheils gänzlich illusorisch gemacht werde, und für den Uebergang der von den Gemeinden elend gehandhabten Armenpflege an den Staat zu plaidiren,- ergriff Liebknecht am 27. v. Mts. in der Besprechung einer Interpellation des Abg. Stephani wegen der eingetretenen theil: weisen Unterstüßungsunfähigkeit verschiedener bei den sächsischen Staatsbergwerken bestehenden Knappschaftskaffen das Wort, um die Regierung wegen der kopflösen und arbeiterfeindlichen Art der Verwaltung der Knappschaftskaffen und der raffinirt ansbeuteri,
schen Verwaltung der Staatsbergwerke überhaupt heftig anzu greifen. Es liegt uns leider weder ein eigener Bericht, noch der Wortlaut der betreffenden Verhandlung vor und wir müssen uns daher angesichts der gänzlichen Unzuverlässigkeit der lügnerischen und gehässigen Berichte der Bourgeoispreffe einerseits und der Voraussichtlichkeit, daß wir bis zur nächsten Nummer einen eigenen Bericht aus Dresden erhalten, anderseits, vorläufig auf eine Notiz der unparteiischen„ Dresdner Abendzeitung" beschränken.
Demnach mußte die Regierung in ihrer Beantwortung der Interpellation die Thatsache, daß die Knappschaftstassen ihren Verpflichtungen gegen die unterstützungsbedürftigen Witalieder nicht nachkommen und die Invalidenpensionen auf die Hälfte des Versprochenen herabseßten, vollko in men zugestehen. Sie suchte dieses skandalöse Vorgehen aber dadurch zu entschuldigen, daß fie behauptete, der Grund der enormen Vermehrung der Invaliden liege darin, daß jetzt die Zeit gekommen sei, in welcher die seit Begründung der Kassen denselben angehörigen Mitglieder invalid werden; dieser Umstand aber sei bei Berechnung der Höhe der Pensionen nicht beachtet worden!-Hierauf erklärte Liebknecht, daß der Grund der Mehrung der Invaliden ein ganz anderer, nämlich der vernunftwidrige, Leben und Gesundheit der Arbeiter gefährdende gewinnsüchtige Betrieb der Staatsbergwerke und die mangelnde strenge Aufsicht über die Privatbergwerte sei, und gab hierauf eine sachkundige Charakteristik der Kassen und Arbeitsverhältnisse der Bergleute, indem er die Ausbeuterwirthschaft des sächsischen Bergwerksbetriebes einer vernichtenden Kritik unterzog Die Antwort der hierauf sprechenden Redner aller Parteien waren in Ermangelung von Gegengründen wüthende Angriffe auf die Sozialdemokratie. Dieselben wurden
indessen von Liebknecht, welcher noch zwei Mal das Wort ergriff, in einer Weise abgefertigt, welche nicht nur in der Kammer selbst, sondern auch auf den Tribünen 2c. solche Sensation erregte, daß 3. B. viele Mitglieder der ersten Kammer bestürzt herübergeeilt famen, um dem Redekampfe beizuwohnen. Die Herren werden sich an solche, unerhörte Szenen" wohl oder übel noch gewöhnen müssen!
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Der deutsche Liberalismus hat wieder einmal einen vollgültigen Beweis seiner politischen Ehrlosigkeit und Niedertracht gegeben. In der zur Vorbereitung der Magde burger Reichstagswahl am 25. v. Wis. in Magde burg stattgehabten Versammlung liberaler Wähler" erschien
und meldete sich sofort, nachdem der Kandidat der Fortschrittspartei seine Kandidatenrede beendigt hatte, zum Wort. Der ., liberale" Vorsitzende ertheilte ihm dasselbe indessen nicht, indem er erklärte, daß es sich lediglich um eine häusliche Angelegenheit Magdeburgs" handle, und daß deßhalb der in Leip zig wohnende Viereck nicht zum Sprechen berechtigt fei! Selbstverständlich riß den zahlreich anwesenden Sozialdemokras ten ob solcher Infamie die Geduld und sie protestirten ener gisch gegen diese feige Mundtodtmachung des Gegners durch die angeblich für das„ freie Wort" schwärmenden Liberalen", die sich dadurch zu Helfershelfern der Polizei machen. Alle Vorstellungen gegen die Schamlosigkeit dieses von den tapfern Liberalen natürlich schon vorher gefaßten Beschlusses, die So= zialdemokraten um keinen Breis zum Wort zu lassen, führten zu keinem Resultat, vielmehr benügte der Vorsitzende die Aeußerung der Empörung seitens der Versammlung dazu, um ,, wegen des eingetretenen Tumultes" die Versammlung für geschlossen zu erklären und den Saal mit Beihilfe der Polizei schnell räumen zu lassen, was indessen nicht so schnell geschehen konnte, daß nicht vorher noch von der Mehrzahl der Versammlung der Sozialdemokratie und ihrem Kandidaten donnernde Hochs ausgebracht werden konnten. Unsere Genossen werden natürlich auch in fünftigen Versammlungen nicht dulden, daß die Bourgeoisparteien das Recht der Meinungsäußerung nur für sich allein üben und unter dem Schutz des Ausnahmegesetzes im Trüben fischen Wenn die Magde burger Ordnungsleute aller Sorten demnach etwa gehofft haben, die gefürchtete Sozialdemokratie durch das Sozialisten gesetz los geworden zu sein, so sind sie ebenso eflich enttäuscht worden, wie früher ihre Gesinnungsgenossen in Breslau , Erfurt , Sachsen 2c. Die Sozialdemokratie zeigt eben, wo immer sich die Gelegenheit dazu bietet, daß sie noch eben so zahlreich, gut organisirt und schlagfertig ist, wie sie es vor dem Ausnahmegesetz war. Das Resultat der Magdeburger Wahl wird es wohl noch weiter beweisen..
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- Ein wahreres Bild unserer gerühmten moder nen Zivilisation", als Bücher voll begeisterter Lobeshymnen, gibt eine trockene Zahlenzusammenstellung, welche der belgische Akademiker Léon Donnat veröffentlicht hat und welche wir dem L'Etat de Californie entnehmen. Die statistische Aufstellung enthält eine Vergleichung der Geldaufwendungen, welche die größeren Staaten einerseits für den Volksunterricht und anderseits für Militärzwecke machen. Demnach gaben aus pro Kopf der Bevölkerung:
für die Volksschule Dollars 2, 18
für den Krieg
Dollars 1, 50
55
2,48
75
2,48
57
2,48
40
2,48
37
1,50
52
1,52
1,05
1,96
31
4,86
15
1,70
72
4,01
England und Wales Schottland Rußland
71
4,18
72
4,18
3
2,32
95
1,08
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Es wird demnach von den einzelnen Ländern, unter wel. den Deutschland gleichfalls eine traurige Rolle spielt, ganz abgesehen im Durchschnitt für Zwecke des systematischen Massenmordes mehr als das Vierfache von dem ausgeben, was für die Bildung des Volkes, sür die Vervollkommnung des Menschen, für die wahre Zivilisation aufgewendet wird!
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- Die portugisischen Sozialisten haben sich bei den im Oftober stattgehabten allgemeinen Wahlen zum ersten Mal be theiligt und 6 Kandidaten, 3 in Porto und 3 in Lissabon , aufgestellt. Indessen haben sie nur geringe Erfolge erzielt, da die Macht der Regierung gegenwärtig übermächtiger als je ist und lettere außerdem vor keinem Mittel zur Verstärkung ihrer Stimmenzahl und Einschüchterung ihrer Gegner zurüdscheute. Der Samum, der Gluthwind der Korruption, welchem unser Land wehrloser als andere preisgegeben ist schreibt unser por tugisisches Parteiorgan ,, O Protesto"- hat sein Werk gethan und Alles verwüstet. Wein, Geld und Versprech.ngen, das waren die vornehmsten Wahlagitatoren. Und so hat das„ frei befragte" Land die Volke vertreter gewählt, welche der Versicherung der Thronrede zufolge das Land regeneriren sollen! In der herrschenden politischen Atmosphäre ist alles vom Brand ergriffen. Troß unserer Niederlage aber herrscht in unseren Reihen keine Muthlosigkeit. Haben wir heute nur 130 Stimmen, so wissen wir, daß wir morgen mehr haben werden und daß uns die Zukunft gehört."
Daß die fiegreiche Regierungspartei unsere portugisischen Genoffen wegen ihrer Wahlniederlage verspottet, darüber ist nichts zu sagen; die Herren am Tajo werden das Lachen dereinst noch eben so gut verlernen, als ihre Standesgenossen an anderen Or ten. Aber auch arbeiterfreundliche Blätter, wie die» Revista social« von Barcelona , halten die Betheiligung an der Wahl für verfehlt, weil das voraussichtliche Resultat ein zu unbedeu tendes gewesen. Wir sind nicht hinreichend informirt, welche Bedeutung die auf die sozialistischen Kandidaten gefallene Stimmenzahl hat, da ja hierbei der Wahlmodus von entscheidendem Einfluß ist. So viel wir jedoch wissen, ist das portugisische Wahlgeiet durch Klassenwahl und hohen Zensus für die Arbeiter überaus ungünstig und wäre alsdann das Häuflein sozialistischer Stimmen durchaus nicht so unbedeutend. Auf alle Fälle aber sind durch die Wahlbetheiligung zwei Vortheile gewonnen: Erftlich ist durch den Eintritt der Sozialisten in die parlamentarische Bewegung vor dem ganzen portugisischen Volk offen das Banner des Sozialismus aufgepflanzt und dadurch weiten Schichten erst dessen Existenz gezeigt worden. Todann aber konnten die portugisiichen Genossen im Wahlkampf ihre Kräfte messen; die richtige Erkenntniß ihrer Kräfte aber ist für eine politische Partei das Grunderforderniß jeglicher ersprießlichen Thätigkeit, und ist das Bebauern über die Betheiligung an einer Wahl wegen schlech