Wir haben diese Eventualität und ihre Folgen nicht zu fürch ten, wenn wir sie auch keineswegs suchen. Aber unsere Gegnersollten es sich doch ernstlich überlegen, ehe ste fortfahren, die Drachensaat des Hasses auszustreuen. In ihren Händen lieg: die Wahl! Auf ihr Haupt falle die Verantwortung!
Die Knappschaftskassendebatte im sächsischen im sächsischen Landtag und die Zwickauer GrubenKatastrophe.
Als am 27. November Genosse Liebknecht in der sächsischen Abgeordnetenkammer die sächsischen Bergbauverhältnisse einer vernichtenden Kritik unterzog und an der Hand jahrelanger eingehender Studien dieser Frage und massenhaften von den Bergarbeitern selbst gelieferten Materials schlagend nachwies, wie der Betrieb sowohl der staatlichen als der privaten Bergwerke ein vernunftwidriger und geradezu mörderischer sei, indem Gesundheit und Leben der Arbeiter durch die übermäßigste Abrackerung der selben und die Vernachlässigung ber nothwendigen Sicherheitsmaßregeln, vor Allem der Ventilationsvorrichtungen auf das Gewissenloseste gefährdet und geschädigt würden, blos um große Ausbeutergewinne zu erzielen; als der Redner deßhalb die selbst raffinirt ausbeuterische und darum auch die ausbeutungslustigen privaten Werkbefizer ungestört ge währen lassende staatliche Bergverwaltung in der für sie verantwortlichen Regierung scharf angriff:- da erhoben sich die Regie rungsmänner und die Vertreter aller großen Kammerparteien ein müthig voll, sittlicher Entrüstung" gegen die angeblich vollkommen grundlosen und nur auf die Aufreizung der stets unzufriedenen Arbeiter berechneten dreisten Behauptungen" Liebknechts und behaupteten schlankweg, daß im sächsischen Bergwerksbetrieb Alles in bester Ordnung, daß für die Interessen der Arbeiter auf das Gewissenhafteste, ja Reichlichste gesorgt sei und daß irgendwelche Mißverhältnisse und Gefahren nirgends existirten. Der sozialdemokratische Störenfried" predigte tauben Ohren und ward wegen seiner Mahnungen und Warnungen mit Verdächtigungen, Lügen und Verläumdungen förmlich überschüttet. Die gegen den gemeinsamen Feind solidarisch vorgegangenen Anhänger der„ Ord nung" aller Schattirungen und die gesammte Presse war einstimmig darüber, daß die schweren Klagen der Bergarbeiter und ihr Vertreter gründlich widerlegt und abgethan worden seien und daß die Vortrefflichkeit des sächsischen Bergbetriebes über jeden Zweifel erhaben sei.
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Noch waren aber nicht fünf Tage verflossen, und die Macht der Thatsachen ertheilte eine furchtbare, vernichtende Antwort auf die Entrüftung, die hohlen Phrasen und frechen Lügen der vereinigten Regierung und Bourgeoiste. Am 2. Dezember früh 3 Uhr entzündeten sich im Brückenbergschacht in 3 widau schlagende Wetter und tödteten in wenigen Augenblicken 91 an der Arbeit befindliche Berg Ieute!!
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sonst und nur für das tägliche Brod. Für die Hinterbliebenen der Verunglückten haben die„ Brotherren" natürlich auch nicht oder doch nur selten zu sorgen. Die Bourgeoisievertreter des Reichstages haben ja in bekannter Unparteilichkeit und Uneigennüßigkeit dafür gesorgt, daß die Bestimmung des Haft pflichtgesetzes, welche die an der Verunglückung des Arbeiters schuldtragenden Arbeitgeber zur Entschädigung anhält, nicht allzuoft zur Anwendung komme. Der Arbeiter muß zuerst die Schuld des Herrn nachweiſen und die Todten find bekanatlich stumm. Deshalb wird auch aller Voraussicht nach die reiche Zwidauer Grubengesellschaft für all die vielen Wittwen und Waisen der ihrer Profitmacherei zum Opfer gefallenen Verunglück ten nicht einen rothen Heller zu bezahlen haben! Was gehen sie diese Erbarmenswerthen an? Ihre Männer und Väter haben zu leben aufgehört, können also nicht mehr ausgebeutet werden, nichts mehr durch ihre harte Arbeit und ihr Darben zur Bereicherung der Herren leisten. Damit ist das Interesse der letzteren an ihnen und ihren Angehörigen verschwun den und diese werden der Fürsorge der öffentlichen Mildthätigkeit und Gottes überlassen, des Allgütigen, der über Euch thront, der Euch Vater sein und die Herzen der Menschen zum Wohlthun leiten und nach den Tagen der Noth und Sorge Euch Tage der Tröstung entstehen lassen wird" trostreich und salbungsvoll in den Aufrufen an die Hinterbliebenen heißt. Es ist doch eine schöne Erfindung um diesen großen Lückenbüßer„ Gott ", dem man so bequem eine Fürsorge aufhalsen kann, die man selbst nicht tragen mag! Und welch guter Gott guter Gott die Wohlthätigkeit, der Bettel, dem die schmerzgebeugten Frauen und Kinder der meist in der Blüthe ihrer Jahre dem Moloch Kapital geopferten Einundneunzig überliefert
werden!
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- wie es gar
Nicht wahr wie das sächsische Bergwesen vortrefflich ist, und das Bestehen gesundheitsgefährlicher Zustände, der vernunftwidrige Betrieb, die Ausbeutung, Abrackerung und die gewiffenlose Schädigung des Lebens der Arbeiter nichts als„ sozialdemokratische Lügen" und" grundlose Behauptungen gewissenloser Agitatoren" sind, wie es 11. A. der Amtshauptmann Vopel im Landtag gegenüber Liebknecht so trefflich ausführte, selbe Mann, der durch eine eigenthümliche Verkettung von Um ständen heute an der Spitze des Hilfskomites für die Opfer von Zuständen steht, deren Nichtvorhandensein er wenige Tage vorher selbst so eifrig nachwies!
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der:
Nicht wahr wie die gewissenlosen Agitatoren" auch nach anderen Richtungen hin lügen und unsere Staats- und Gesell: schaftsordnung frech herabwürdigen und kein gutes Haar an ihr lassen, während sie in der That eine so vortreffliche ist! Es ist freilich wahr, daß der Arme, der Arbeiter, der Lohnsklave Zeit seines Lebens hart arbeitet, und dennoch hungern und barben muß, während der Reiche nichts thut und dabei herrlich und in Freuden lebt; daß der Bergarbeiter tief unter der Erde Tag um Tag sich zwölf Stunden abrackert und durch Ueberanstrengung und Entbehrung seinem Leben frühzeitig ein Ende seßt, wenn er nicht vom einbrechenden Gestein erschlagen oder vom giftigen Schwaden erstickt wird, während der Bergwerksbesitzer im wonnigen Licht des Tages den Schweiß seiner Minensflaven genießt! Es ist wohl wahr, daß der reiche Besitzer selbst an dem lächerlich geringen Lohn noch auf jede Weise abzwackt, den älter werdenden Arbeiter zur Vermeidung einer Unterstützungspflicht mittelfos aufs Pflaster wirft und lieber Hunderte von Arbeiterleben gefährdet und vernichtet, ehe er ein neues Förderseil, eine gute Wetter: führung, einen zweiten Schacht, eine bessere Zimmerung herstellte; baß er die Witwen und Waisen der für die Mehrung seines Ueberflusses Ausgepreßten und Getödteten mitleidslos auf die Bettelstraße schickt, um dann mit neuem Bergwerksfutter das alte Spiel zu beginnen. Es ist endlich allerdings wahr, daß der Staat, die angebliche Verkörperung der Gerechtigkeit", dieſem herzlosen Ausbeutertreiben nicht nur keinerlei Hindernisse durch energische Handhabung des ihm zustehenden Aufsichtsrechtes in den Weg legt, sondern daß er selbst seinen eigenen Arbeitern gegenüber dasselbe raffinirte und mörderische Ausbeutungssystem zur Anwendung bringt. Alles dies ist wahr, unleugbar wahr! Aber das ist nun einmal der Welt Lauf und nach göttlicher und menschlicher Ordnung" so bestimmt, daß es Reiche und Arme gibt und daß die Ersteren zum Herrschen und Genießen leben, während die Letzteren die Aufgabe haben, durch ihre Arbeit, ihr Elend, ihre seelischen und körperlichen Schmerzen, ihre intellettuelle und physische, wirthschaftliche und politische Knechtschaft, durch ihre ganze menschliche und bürgerliche Entrechtung der Ersteren Vorrechte, Faulheit, Verschwendung, Uebermuth, Ueppig teit und Herrschaft zu ermöglichen!
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Alle sächsischen und deutschen Blätter schildern die gräßlichen Szenen der Zutagschaffung der entstellten und verkohlten Leichname und des herzzereizenden Schmerzes und Elendes der Hunderte von Wittwen, Waisen, Eltern und Verwandten der Ver: unglückten, und appelliren an die Wohlthätigkeit, damit diese für die Hinterbliebenen thue, was eigentlich die Pflicht der Berg werksbefizer wäre, und durch einige Bettelgroschen die Schuld, welche das ausbeuterische Kapital an dem Tod der Einundneunzig trägt, wieder gut mache"! Denn daß eine solche Verschuldung in diesem, wie in den meisten solchen Fällen vorliegt, scheint trotz aller Vertuschungsversuche seitens der Zwi: cauer Grubenherren zweifellos. Am Nachmittag vor dem Unglück waren Arbeiter damit beschäftigt, mittels Patronen Gestein loszubrechen, um ein neues Füllort( Lagerraum für Steinkohlen, welche zur direkten Beförderung nach Oben aufgehäuft werden sollen) zu schaffen. Sie beschädigten dabei durch einen Schuß den Wetterscheider( ein Latten resp. Balkenverschlag, dazu bestimmt, die durch den Ventilator eingeführte gute Luft and Abzug zu verhindern und sie zu zwingen, in die unteren Regionen des Bergwerkes einzubringen, d. h. die Ventilation so zu reguliren, daß sie dem ganzen Werke zu Gute kommt) so stark, daß er seine Bestimmung nicht mehr erfüllen konnte, indem durch das entstandene Loch die gute Luft abzog. Die Wirkungen dieses Ereignisses wurden auch sofort bemerkt, da natürlich die Wetter" ganz anders ziehen mußten, als es sonst der Fall war. Unter solchen Umständen wäre es selbstverständlich die Pflicht der Die rektion gewesen, den Betrieb augenblicklich einzustellen, da das Anfahrenlassen bei nichtfunktionirendem Wetterscheider fast eben so gut wie vorbedachter Mord ist. Trozdem aber wurde der Betrieb, um die lukrative Förderung nicht unterbrechen zu müssen, fortgesetzt und so die Archerische Gleichheit sehen, in welcher jeder Unterschied zwischen beiter um des schmußigen Gewinnes willen einem fast gewissen Tod überliefert! Ja damit noch nicht genug, wurden die nach dem Bekanntwerden des Unglückes zuerst anfahrerden Rettungsmannschaften ohne pneumatische Reitungsapparate in den gaserfüllten Schacht herabgeschickt, wo sie so: fort erstiden mußten! Und nach alledem hat die Bergwerksdirektion die mehr als eherne Stirn, ihren geschraubten Be richt mit der Behauptung zu schließen:„ Ein Verschulden dieses schweren Unglücksfalles trifft Niemand!"
Aber freilich, von ihrem Ausbeuterstandpunkt hat die Direktion des Brückenberg- Steinkohlenbau- Vereins durchaus korrekt gehandelt, indem sie Gesundheit und Leben ihrer Arbeiter dem pekuniären Vortheil der Gesellschaft unterordnete, und die letztere hätte nimmermehr so brillante Geschäfte machen und ihren Mitgliedern so riesige Dividenden abwerfen tönnen( die auf 250 oder 300 Thaler lautenden Aktien standen bereits auf 1200!), wenn sie nicht von jeher nach diesem Grundsatz gehandelt hätte. Was hat die Gesellschaft auch für einen Nachtheil davon, wenn infolge dieser obersten Betriebsmarime größere oder kleinere Unglücksfälle oder selbst solche Katastrophen wie die lette eintreten? Der durch den Tod geräumte Platz ist ja im nächsten Moment wieder besetzt an lebendem Arbeitsmaterial" ist ja tein Mangel! Und dazu kostet der Wechsel den Besitzern nicht einen Pfenning, denn die finstern Zeiten der Sklaverei sind ja Gott sei Dank ein überwundener Standpunkt und man braucht sich die Sklaven nicht mehr zu kaufen man bekommt sie heute um
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Uud diese vortreffliche Ordnung, diese höchste Blüthe unserer Kultur wollen die gewissenlosen Agitatoren" frevlen Wuths init Stumpf und Stiel vernichten und an ihre Stelle eine verbre
den höheren Klassen" und dem gemeinen Volk verwischt werden und Alle gleichheitlich zur Arbeit verpflichtet, wie zum Genuß und Alle gleichheitlich zur Arbeit verpflichtet, wie zum Genuß berechtigt sein sollen, in welcher es keine Knechtschaft und kein Elend mehr geben soll und in welcher demnach auch beider noth: wendige Ergänzung, die staatlichen und gesellschaftlichen Vorrechte der Reichen nicht mehr bestehen können! Gegen diesen unerhörten Raub an den heiligsten Rechten der Menschheit, gegen diesen verbrecherischen Wahn und dies wahnsinnige Verbrechen müssen sich alle Besitzenden, alle Gebildeten und alle Freunde der alten herrlichen Ordnung erheben und sich einmüthig zu deren Vers theidigung und zur Bekämpfung der sozialdemokratischen Wütheriche sammeln welche religiösen, politischen, wirthschaftlichen und nationalen Ansichten sie sonst auch trennen mögen!
Diesem Grundsatz gemäß hat auch die sächsische Kammer gelegentlich der„ gemein gefährlichen" Rebe des Sozialdemokraten Liebknecht gehandelt, und wir haben die Genugthuung erlebt, daß ihm, d. h. der Sozialdemokratie gegenüber alle andern Barteien und Klassen:„ demokratische" Fortschrittler, Nationalliberale und Konservative, Büreaukraten, Fabrikanten, Bürgermeister und Minister ihres sonstigen Haders und Neckens vergaßen und fich einträchtiglich zusammenfanden. So lieben wir's: so wird der Blick doch nicht durch Nebensächlichkeiten getäuscht und die beis den einzig ernsten Parteien fönnen sich scharf in's Auge faffen und erkennen: hie Ausbeuter und Unterdrücker, hie Aus. gebeutete und Geknechtete, hie herrschende Klasse, hie Proletariat!
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Es ist nur selbstverständlich, daß sich diese beiden Todfeinde mit allen Mitteln und auf jede Weise bekämpfen und unschädlich zu machen suchen. Die Sozialdemokratie ist deßhalb auf Alles gefaßt und weiß, daß sie noch größere Gewaltthätigkeiten und Fährlichkeiten als heute zu bestehen haben wird. Wenn also der sächsische Minister des Innern Liebknecht gegenüber bemerkte, daß die sozialistischen Grundsäße wol den Absolutismus herbeiführen, niemals aber schlagende Wetter verhüten können," so schreckt uns die erstere Prophezeiung um so weniger, als wir ja schon ein ganz respektables Stück Absolutismus haben und der lettere unter Umständen einem Scheinkonstitutionalismus vorzuziehen ist. Was aber den Nachsatz betrifft, so ist es nicht unsere Aufgabe, mit dem Minister über die Fortschritte und den Stand der Montanwissenschaft zu streiten; wir wollen deßhalb seinen geist reichen Satz lieber politisch auffassen. Und da haben wir ihm zu erwidern, daß unter dem Absolutismus, d. h. bei der Fortdauer und Verschärfung der brutalen Unterdrückungsmaßregeln, der Rechtlosigkeit des Boltes und der Vogelfreiheit der Sozialdemokra tie allerdings und in nicht allzu weiter Ferne ein Zeitpunkt fommen müßte, wo die Sozialdemokra tie ein, fchlagenbes Wetter" nicht mehr verhüten kann noch will, gegen dessen elementare Gewalt das Zwick auer und alle in der Neuzeit durch ihre Verheerungen bekannt gewordenen Explosionen zusammengenommen in ihren erschütternden Wirkungen geringfügig erscheinen! Aber bei dieser Katastrophe werden Verluste und Wehklagen nicht auf Seite der Arbeiter sein!
Mögen die Staatsingenieure diese Warnung nicht in den Wind schlagen, sondern sie besser beachten, als die Liebknecht'sche vom 27. November; andernfalls wird ihr eben so un abwendbar wie dieser- wenn auch nicht in we nigen Tagen die drohende Katastrophe folgen!
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Eine traurige Alternative.
Während der Eintritt der sozialistischen Abgeordneten in den sächsischen Landtag und ihr bisheriges Wirken in dem selben, vor Allem das energische und die Gegner der Sozial demokratie in und außer dem Landtag heftig erregende Auftreten Liebknechts in der bekannten Knappschaftstassendebatte die allge meine freudige Zustimmung der deutschen und außerdeutschen Parteigenossen findet, und jeder vernünftige und ehrliche Anhänger unserer Sache die angesichts des im Reichstag herrschenden Mundtodtmachungssystems doppelt werthvolle Gelegenheit, den schreiendsten Klagen des Volkes selbst unter dem Druck eines injamen Ausnahmegesetzes öffentlich Ausdruck zu geben, will fominen heißt; während anderseits die Gegner der Sozialdemo tratie wüthend sind darüber, daß nunmehr im sächsischen Landtag die Grundsäße des Sozialismus ganz fo rüdüchtslos und gewaltthätig wie ehedem in den Volksversammlungen und in der fozialistischen Presse" gepredigt und dadurch das Volt auf's Ge fährlichste zum Haß gegen alle bestehende Ordnung aufgereizt werde:- währenddessen behauptet ein in London erscheinendes Blatt, welches sich nicht nur sozialdemokratisch nennt, sondern sich bescheidener Weise sogar als das einzige ehrliche und prinzipientreue, streng sozialdemokratische" Organ gerirt, unserer Sache nicht besser dienen zu können, als indem es die Betheiligung unserer Getroffen an den Verhandlungen des Landtages als Verleugnung unserer Prinzipien, Abwiegelung, Einlentung in die Bahnen des korrupten Parlamentarismus, und wie die
Beschuldigungen sonst noch alle heißen, fuiz als eine Schädigung der Partei bezeichnet und die betreffenden Genoffen mit Verdäch tigungen, Verläumbungen und Beschimpfungen überhäuft. Ihr Eintritt in den Landtag, bezw. die zu Ausübung ihres Man dates erforderliche Ableistung des Abgeordneteneides wird eine " Blamage", eine Beschmutzung des Sozialismus genannt und der strenge Richter der Lebendigen und Todten"- wie sich das Blatt in dem bekannten blühenden Stil ebenso bescheiden als geschmackvoll nennt findet, daß die Leistung dieses Eides
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einer Abschwörung der Sozialdemokratie verdammt ähnlich" sieht. Daß seit Existenz der Sozialdemokratie der größte Theil der Genossen zum Theil wörtlich den gleichen„ Treueid" als Ver fassungseid, Bürgereid 2c. leistete, ja daß der einzig streng fozialdemokratische Revolutionar in London dies sen Eid selbst bereits geleistet hat( gelegentlich seiner Bürgeraufnahme und Aenderung der Staatsangehörigkeit) dies scheint das Londoner Blatt ebenso vergessen zu haben, wie so ziemlich die ganze Geschichte der deutschen Bewegung, welche mit dem Grundsatz der Wahlbetheiligung großgewachsen ist, den der einzig strenge Sozialdemokrat" in London eine Dummheit und einen quasi Verrath an unsern Prinzipien nennt.
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Da das Londoner Blatt in seinen endlosen Variationen über dieses letztere ihm bereits zur firen Jdee gewordene Thema außer einigen Kraftworten im bekannten Genre nichts Neues bringt, und wir die Ansicht der Partei übe: diese Frage bereits früher erörtert haben, so würden wir vielleicht die Frage der Wahlbe theiligung nicht noch einmal berührt haben, wenn nicht das Londoner Blatt in einer seiner lesten Nummern die Grenzen eines ziemlich harmlosen und gewissen Leuten erlaubten politischen Kinderspieles überschritte und sich auf den Boden der baa ren Perfidie und des offenbaren Verrathes an ber Partei begäbe.
Unsere Magdeburger Genossen find in die Wahlbewegung eingetreten. Wie schwierig eine Wahlagitation unter den heus tigen Verhältnissen ist und wie sehr es der wärmsten Hingebung und des Opfermuthes aller Genossen des betreffenden Kreises bedarf, um ohne Vereine und Versammlungen, ohne Presse, ohne Berechtigung zum Vertrieb von Wahlflugblättern und selbst von Stimmzetteln, unter strengster Beaufsichtigung der offenen und geheimen Polizei, furz unter Verhältnissen, die sich wenig vom Belagerungszustand unterscheiden. gegen die erdrückende Gewalt der vereinigten Staats: und Kapitalmacht anzufämpfen- das wiffen alle deutschen Genossen. Wer daher auf den Ehrennamen eines Parteigenossen, eines Sozialdemokraten Anspruch erhebt, der hat die heiligste Pflicht, die Magdeburger Genossen nach besten Kräften in ihrem schweren Kampf zu unterstützen. Weit entfernt davon aber sucht das einzig streng sozialdemokratische" Londoner Blatt mit raffinirter Infamie gerade den Zeitpunkt,
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