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ländlichen Wahlbezirk gelingen wird, einen Sozialisten und offenen Anhänger der Kommune ins Parlament zu schicken, ist nicht aus­fichtslos. Freilich gerirt sich auch Gent  , der 1876 sich der Ab­stimmung über die volle Annestie enthielt, der für die Invalidation Blanqui's gestimmt und sich großmüthig" weigerte, die Schufte Broglie und Fourtou in Anklagezustand zu versetzen, heute als Anhänger der vollen Amnestie. Hoffentlich lassen sich aber die Wähler des Orange Departements durch das Versprechen eines Mannes, der die Ehre eines Volksvertreters gegen den höhern Lohn eines Regierungsbeamten verschacherte, nicht verführen, und stimmen morgen wie ein Mann für Humbert, den Kandidaten der vollen Amnestie und der sozialdemokratischen Republik  .

Friedrich Stadelberg.

( Seit Niederschreibung des vorstehenden Artikels hat die Wahl in Orange wirklich stattgefunden und ist Gent   mit 6069 wieder­gewählt worden. Haben sich so die Hoffnungen der französischen  Sozialisten allerdings nicht ganz erfüllt, so ist es doch angesichts der Thatsache, daß die Gegner Humberts schon im Besitz des Wahlkreises waren, über alle Machtmittel verfügten und auch vor den elendesten Mitteln gegen die Kandidatur des Kommu­narden- Mordbrenners" nicht zurückschreckten( u. A. wurde im letz­ten Augenblick noch die Nachricht verbreitet, Humbert sei als , entlassener Zuchthäusler" gar nicht wahlfähig!)- schon als ein großer Erfolg zu betrachten, daß ein Sozialist in einem ländlichen Wahlkreis die bedeutende Minorität von 4119 auf fich vereinigen konnte. Man sieht, welche Sinnesänderung in Frankreich   plaßgegriffen; weitere, großartigere Erfolge der So­zialisten werden nicht auf sich warten lassen. D. Red.)

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Sozialpolitische Rundschau.

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Deutschland  .

* Die deutsche   Polizei hat das Friedensfest der Christenheit" recht würdiger Weise gefeiert. Unter der Aufschrift: Was einer anständigen Frau unter dem Schuze des fleinen Belagerungszustandes passiren tann", le= sen wir in der Volks- 3tg." Volks 3 tg." Folgendes: Die Frau Schneidermeister B., Annenstraße 21 wohnhaft, begab sich am legten Sonnabend Vormittag in das Droguengeschäft des Herrn V. in der Prinzenstraße, um demselben im Auftrage ihres Mannes ein Paar Beinkleider abzuliefern. Nach kaum zwei Minuten Aufenthalt in dem betreffenden Laden verließ Frau B. denselben, unter Mitnahme von zwei Flaschen Petroleum. Ihrer Rückkehr nach Hause stand jedoch ein unerwartetes Hinderniß entgegen. Ein Geheimpolizist hielt Frau B. auf der Straße an und verlangte von ihr die Herausgabe der Züricher   so­zialdemokratischen Zeitungen, welche sie bei sich trage. Ihre Erwiderung, daß sie weder ein Zeitungsbote sei, noch ein Eremplar irgend einer Zeitung bei sich führe, nüßte Frau B. nichts, denn sie mußte mit. Dort hatte sie sich bis auf's Hemd zu entkleiden, worauf ihre Kleider und ihr Körper einer Visitation unterzogen wur­den! Von dem Gesuchten fand man aber bei Frau B. nichts und wurde dieselbe nach zweistündiger Detention wieder ent­laffen." Ehrbare Frauen und Mütter ohne den geringsten Beweis, ohne jeden richterlichen Befehl, lediglich auf die An­gabe eines beliebigen Polizeischuftes hin gleich öffentlichen Dir­nen auf der Polizei entfleidet und am Leib untersucht, bloß weil sie die Frauen und Töchter eines Sozialisten oder selbst Sozialistinnen find das ist die neueste Errungenschaft der überlegenen borusso- germanischen Kultur, eine Errungenschaft, um welche die Sitte, the und Familie vor den Sozialdemo­kraten rettende deutsche Regierung selbst von der bonaparti­stischen und zarischen Polizei beneidet werden könnte! An den Pranger, damit alle Welt die Schande sehe!

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deß darf man begierig sein, ob sich die Polizei im Kampf ge­gen die Nihilisten" mehr Lorbeeren holt, als in dem gegen die deutsche Sozialdemokratie!

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-So So wenig unsere Gegner von Staatshilfe wissen wollen, sobald dieselbe für das ausgebeutete und nothleidende Volk gefordert wird, so schnell sind sie zu derselben bereit, wenn Angehörige der berrschenden Klasse ihrer bedürfen; man denke nur an die Ziusgarantie für die Privatbahnen, an die Unterstügung, nothleidender" Banken und Bahnen u. dgl. mehr. Eine ähnliche Staatshilfe wird gegenwärtig wieder verlangt und von einem großen Theile der deutschen   Bour geoispresse lebhaft befürwortet. Die Hamburger Plantagen­gesellschaft Godefroy, welche große Besizungen und Handels­niederlagen auf den bielgenannten Samoa   Inseln hat, wurde kürzlich fallit. Da soll nun dem armen reichen hanseatischen Senator und seinen Theilhabern durch den Staat geholfen werden und wird zu diesem Zweck die Rettung der Gesell­schaft als ein eminentes nationales Interesse" dargestellt Be kanntlich schloß die deutsche Regierung zu Beginn dieses Jah. res mit den Samoa- Inseln   einen Freundschaftsvertrag ab, durch den nicht nur das Eigenthum deutscher   Unterthanen" dortselbst( d. h. eben der Firma Godefroy) geschützt, sondern auch eine selbstständige Marinestation in der Südsee gewon­nen wurde. Wenn nun das Eigenthum der Hamburger Plan: tagengesellschaft auf den Samoa- Inseln   in den Besitz Nicht­deutscher überginge so schlußfolgern die nothleidenden" Plantagenbesitzer so würden dadurch die wesentlichsten Vor­theile des Vertrags wieder verloren gehen! Bei dieser Gele­genheit erfährt man auch, daß die Frage wegen Ankaufs des deutschen   Besitzes auf den Schifferinseln schon früher zur Sprache gekommen ist, man aber damals davon Abstand ge­nommen habe. Durch den Fall der Plantagengesellschaft ist jedoch eine Zwangslage geschaffen, bei welcher das Reich um so eher wird eingreifen müssen, als die erwartete Privathülfe in der Sache sich als nicht stichhaltig erweist! Durch die Uebernahme der Plantagen würde die Stellung des Reiches auf den Inseln wesentlich befestigt werden." Das Projekt scheint alle Aussichten auf Annahme zu haben, da das feine Geschäft" sogar von allerhöchsten" Personen protegirt wird; es handle sich blos noch um die Alternative, ob die Planta­gengesellschaft durch Betheiligung des Reichs an dem Aktien­unternehmen zu stützen sei, oder ob gleich der ganze Planta­genbesitz durch das Reich in Besitz genommen werden müsse. Es werden also so oder so einige Millionen mit faurem Schweiß verdienter und durch gesetzliche Erpressung eingetriebes ner Steuermart aus dem Reichssäckel gelangt werden, um eine reiche Ausbeutergesellschaft schlimmster Sorte vor Verlu ſten zu bewahren. Das Volf aber darbt und frohndet wei­ter, ohne daß sich Jemand seiner Leiden erbarmt, ohne daß ihm Jemand hilft. Es kann sich nur selbst helfen!-

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Oesterreich- Angarn.

* Die Kultur- nach- Osten Trager" lösen ihre be­rühmte Mission" in den türkischen Provinzen Bosnien und Herzegowina   in einer Weise, welche mit der Behandlung des eigenen österreichischen Volkes vollkommen übereinstimmt. Die Regierung beherrscht das Land mit diktatorischer Gewalt, zieht Steuern ein, stellt jeden der sanften Gewalt der Desterreicher Widerstrebenden vor ihre Kriegsgerichte kurz sie gibt sich von A bis Z als Herrscherin und läßt sich dieselben Unter­von A bis Z als Herrscherin und läßt sich dieselben Unter thanenpflichten" leisten, wie sie die armen Bosniaken und Her: zeworzen nur jemals der Schreckensherrschaft der Türken leisten mußten. Dem so lange niedergetretenen Volt aber das ihm von der Türkenherrschaft auferlegte Joch zu erleichtern, die wahr haft vorsintfluthlichen politischen und vor Allem auch ökonomischen Verhältnisse desselben gründlich umzugestalten und mindestens auf das wahrlich noch mehr als bescheidene Niveau derer der öster reichischen Unterthanen" zu bringen davon ist keine Rede. Zwei Dritttheile des Landes fast sind Wakuf, d. i. islamitisches Staats- Kircheneigenthum. Statt es einzuziehen und es von Staatswegen national zu bewirthschaften und dadurch wirklich die Kultur zu fördern, läßt man in diefer Richtung Alles beim Alten; das Land bleibt wie bisher miserabel bewirthschaftet, halb oder ganz unbebaut, der Bauer muß frohnen und die Einkünfte gehen nach Stambul  . Bezüglich des übrigen Grundeigenthums herrscht fast ausschließlich der Feudalismus   in seiner härtesten Form. Das Land gehört den Begs, d. i. dem größtentheils einheimi­

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Adel, dem die rechtlosen Rajah noch ebenso unterthan sind, wie die mitteleuropäischen Bauern ihren Baronen im vorigen Jahr:

hundert.

Außerdem find auch sonst die nie endenden Verfolgungen gegen die Sozialisten gerade während der Festwoche ganz be­sonders schwunghaft betrieben worden. Namentlich fahndet die Polizei unablässig auf den Sozialdemokrat" und soll es ihr nach Berichten der Berliner   Blätter gelungen sein, einige Sene dungen desselben abzufangen; indessen müssen wir die Freude der Reaktion über diesen Fang" etwas dämpfen durch die Mittheilung, daß sie nicht etwa ganze Nummern oder auch nur eine größere Anzahl von Exemplaren, sondern lediglich einige Hundert Stück zu stehlen vermochte, was bei der Anzahl des in Berlin   verbreiteten Sozialdemokrat" nur wenig in's Ge­wicht fällt. Wegen muthmaßlicher Verbreitung unseres Blat- schen, aber unter der Türkenherrschaft muhamedanisch gewordenen tes und anderer verbotener Schriften nehmen nun die Haus suchungen und Verhaftungen kein Ende und gibt die Polizei bor  , hiebei zwei inhaltsreiche Namensregister, von denen das eine die Adressen sämmtlicher Berliner   Sozialdemokraten, das andere aber die Adressen solcher Personen enthält, welche Mit glieder eines inzwischen aufgelösten Vereines gewesen sind" zu benußen. Natürlich wird sich durch solch polizeiliches Ge­flunker fein vernünftiger Mensch, viel weniger ein Sozialdemo­krat belügen laffen. Die Polizei hat zu ihrem und der Ord­nungsfreunde" großem Leidwesen schon oft genug erfahren, daß die Sozialdemokraten nicht so dumm find, als die Gegner fie haben möchten und als sie sein müßten, wenn sie so mit beiden Füßen in die groben Fallen der wohl in der Infamie ausgelernten, aber in den diplomatischen Finessen ihres Metiers schüler und tölpelhaften deutschen   Polizei springen sollten. Hat die Polizei wirklich solch inhaltsschwere" Papiere, dann find es sehr wahrscheinlich alte Bolizeiakten oder erfundene Konspirationslisten nach Art des Stieber'schen Protokollbuches im Kölner   Kommunistenprozeß. Wahrscheinlich hat sie aber gar nichts dergleichen und streut diese Prahlereien nur aus, um ihre totale Erfolglosigkeit gegen die Sozialdemokratie zu verdecken und ihre Angst zu betäuben!

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Die vernichtete" Sozialdemokratie und ihre Presse in Berlin   haben eine interessante Nachfolgerschaft erhalten. Wie nämlich die Presse meldet, hat die Polizei am 25. Dezember eine geheime Druderei entdedt, in welcher eben die erste Nummer einer geheimen nihilistischen Zeitung gedruckt wurde. Die Druder Schriftsezer Werner, ein Desterreicher und ein Sachse - wurden verhaftet und zahlreiche Haus suchungen bei ausländischen Studirenden vorgenommen. Wir sind heute nicht in der Lage Eingehenderes zu berichten. In­

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Diese Feudalunterthänigkeit wird aber von den Oesterreichern sorgfältig erhalten und den reichen Begs und Agas jede Hilfe zur Erhaltung ihrer wohlerworbenen Rechte" geleistet. Die Rajah sind nämlich der naiven Ansicht, daß ihnen die christ­lichen" und zivilisirten" Desterreicher Befreiung von der Lehens­herrschaft der muhamedanischen Grundherren bringen müssen und wollen vor Allem die unleidliche Tretina, d. H. die Abliefe­h. rung des vollen Dritttheils der Ernte an den Grundherrn, nicht mehr leisten. Schon im Oktober kam es wegen Verweigerung der Tretina im herzegowinischen Bezirk Nevesinje zu Unruhen, welche durch die Verbindung politischer Momente mit der ökonomischen Unzufriedenheit größere Dimen­fionen anzunehmen drohten, dann aber von der Regierung mit Waffengewalt gedämpft wurden. Von einer gänzlichen Unter­drückung aber ist keine Rede, da einerseits der Druck der Tretina zu ungeheuer ist, um ohne Widerstand getragen zu werden, und weil anderseits die Beschaffenheit des Landes und das Naturell des Volkes einem Widerstand günstig sind. So flackert die Flamme hie und da empor, neuerdings besonders auch in Bos­ nien  . Dort verweigerten die Kmete( Bauern) des Mustafa Beg Fazly Pascha in Bjela wiederholt die Tretina und sollte deshalb die Exekution ausgeführt werden. Die unzivilifirten" Bosniaken fügten sich aber nicht so gutwillig, wie dies die wohlgezogenen Mitteleuropäer thun, sondern verjagten den zur Pfändung er schienenen Bezirksvorsteher und seine Gendarmen. Diese riefen indeß Militär herbei, vor welcher höheren Gewalt" sich die Bauern nach einem kurzen Widerstand endlich beugten, sich Hab und Gut zu Gunsten des Grundherrn abnehmen und die" Agi­tatoren" verhaften ließen. Ob damit den Tretinaunruhen und

überhaupt den agrarischen Unruhen für längere Zeit

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auf immer" natürlich gar nicht zu reden- ein Ende gemacht ist, muß trotz des in Bosnien- Herzegowina   unumschränkt herr­schenden Säbelregiments bezweifelt werden. Vielmehr werden die Bestrebungen, diese skandalöse Ausbeutungsform zu beseitigen, so lange nicht aufhören, sich in allen möglichen Formen und wenn die friedlichen nicht wirken, in gewaltsamen zu äußern, bis ihnen Genüge geleistet wird.

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Jeder Druck ruft Gegendruck hervor, der so lange dauert, bis jener aufhört, und der, je länger er dauert, desto unwider­stehlicher wird und dem schließlich die größte Kraft biegend oder brechend nachgeben muß. Das unterdrückte Volk aber mag aus dem Vorgehen der österreichischen   Regierung auf's Neue ersehen, daß das gemeinsame Interesse der staatlichen und wirthschaftlichen Machthaber stärker ist, als alle Rück­sichten der Humanität, der Nationalität, ja selbst als die viel= fach noch so großen religiösen Vorurtheile. Wenn es darauf ankommt, dann verschwinden alle sonstigen Unter­schiede, welche die herrschende Klasse sonst trennen mögen und es gibt nur mehr zwei Nationalitäten, zwei Religionen, zwei Menschenraffen: Bedrücker und Bedrückte"! Eben deshalb aber müssen auch die Unterdrückten, die Völker wissen, daß sie gegen ihre Beiniger nur Ein Interesse haben: das ge= meinsame Interesse der Menschheit gegen das schädliche Raubgethier!

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- Eine hübsche Illustration der kaiserlich königlich öfter­reichischen Vereinsfreiheit liefert die Thatsache, daß der Arbeiterverein in Klagenfurt  ( Kärnthen) lediglich deshalb aufgelöst worden ist, weil er den Sozialdemokrat" abonnirt hatte. Allerdings ist letzteres ein gewaltiges Ver­brechen und es läßt sich wohl begreifen, daß die Regierung alle Mittel ergreift, um von dem Bezug so gefährlicher Blätter abzuschrecken und ihn unmöglich zu machen. Die Frage ist nur, ob ihre Bemühungen zu dem gewünschten Ziel führen; und das müssen wir auf Grund allgemeiner Erfahrungen sowohl als auch speziell unserer eigenen verneinen. Verbotene Waare schmeckt immer noch einmal so süß und die Verfolgung der Regierungen gereicht beim Volt, soweit es bereits zur Erkenntniß gelangt ist oder dieselbe instinktiv ahnt, nur zur Empfehlung. Behördliche Maßregeln können uns in Dester­reich gleichwie in Deutschland   nicht alte Freunde abwendig machen, wohl aber neue zuführen.

Niederlande  .

D.N. Saag, 25. Dez. Das Bedürfniß nach Revifion der Verfassung, besonders der Artikel, welche das Wahlrecht regeln, wird immer allgemeiner empfunden. Diese Artikel sind geradezu unhaltbar geworden. Ein hoher Geldzensus ist die einzige und ausschließliche Bedingung und es gibt bei uns sogar Volksver­treter, welche selbst das Wahlrecht nicht besitzen. Unter solchen Umständen ist der Name Volksvertreter" natürlich nichts als eine euphonistische Bezeichnung, denn das eigentliche Volk ist im Parlament gar nicht vertreten. Jüngst kam die Frage der Wahlreform, welche in unserm Lande seit einiger Zeit an der Tagesordnung ist, gelegentlich der Berathung des Budgets in der Kammer zur Besprechung. Hr. van Houten forderte die Einführung des allgemeinen direkten Wahlrechts und wies dabei auf den Ernst der Lage hin; wer bei Zeiten reformire, beuge dadurch einer Revolution vor, denn Gewalt von unten setze stets Unterdrückung von oben voraus. Aber die Regierung bleibt wie überall und immer taub selbst für die bescheidensten Forderungen des Volkes. Das cynische Erempel Bismards mit seiner Ver herrlichung des beati possidentes( glücklich sind die im Besitz Be­findlicher) findet bei allen Gewaltigen Anklang und Zustimmung. Die Arbeiter aber lassen sich dadurch in ihrer Forderung nach dem allgemeinen Wahlrecht nicht irre machen und betheiligen sich mit Eifer an der von aufgeklärten Männern aller Parteirich tungen ins Werk gefeßten Agitation für diesen Eckstein aller politischen und wirthschaftlichen Reformen. Der Aufforderung des provisorischen Wahlreform- Komite's an cle Arbeitervereini­gungen des Landes zum Anschluß an diese Bewegung entspre­chend, sind Delegitte des sozialdemokratischen Vereins zu Rotter dam, der Rotterdamer   Sektion des allgemeinen niederländischen Arbeiterbundes, der provinzialen Arbeitervereinigung von Grö ningen und des Zentralkomite's des allgemeinen niederländischen Arbeiterbundes gewählt worden und in das Komite eingetreten. In der Presse und in öffentlichen Versammlungen ist man einig über diese Sache.

Die sozialistische Bewegung geht langsam, aber allmälig weiter. Man fürchtet den Namen und kennt die Sache zu wenig. Eine lebhafte Propaganda für die Jdee entwickelt der sozialdemokratische Verein in Amsterdam   durch Herausgabe von Broschüren, unter denen mehrere Uebersetzungen deutscher   Schriften von Bracke, Im Haag ist man daran, eine neue Oldenbu g, Liebknecht 2c. Sektion zu stiften! Ferner machen die allgemeine Noth und

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die Handlungen der Regierung mehr Propaganda für uns, als alle Bücher und Versammlungen zusammen. In den meisten Fabriken ist Arbeitlosigkeit eingetreten und trotzdem macht die Regierung Bestellungen beim Kanonenkönig Krupp, während die Eisenfabriken in Amsterdam   und im Haag die Arbeit um ähnliche Preise liefern könnten. Das Geld der Bevölkerung führt man aus und das Volk führt man ein unter der alleinseligmachenden Regierung der Manchesterleute und im Namen der Freiheit! Das Volk bekommt die Freiheit des Hungers und Frierens, oder der öffentlichen Wohlthätigkeit, während Arbeit genug wäre, um Brod zu geben im Tausche gegen Arbeit. Und solche Wirthschaft soll man vernünftig nennen!

Belgien  .

* Die General-( Delegirten-) Versammlung der sozialisti­ schen   Arbeiterpartei Belgiens   hat einen Beschluß gefaßt, welchen wir mit lebhaftem Beifall begrüßen. Sie hat nämlich beschlossen, gleich der deutschen   Arbeiterbewegung der sechziger Jahre das allgemeine gleiche Wahlrecht als politisches Fundamentalrecht auf die Fahre der Arbeiterpartei zu schreiben und zur Erringung desselben eine großartige Agitation zu ent­falten. Zu diesem Zweck wendet sich der Genter Generalrath der Partei an alle Arbeitervereine, sowie auch an alle für das allgemeine gleiche Wahlrecht eintretenden bürgerlichen Vereine mit der Aufforderung, in öffentlichen Versammlungen für die Ein­