Ev.- luth. Kirchenzeitung" die Ausdrucksweise der Offiziösen auf bas kirchliche Gebiet übertragen, indem es anläßlich des Streitfalles des Predigers Werner das Recht jeder freisinnigen Richtung in der Kirche bekämpft und jene mit der Kommune auf eine Stufe stellt.„ Unbedenklich sagt sie sind die tirchlichen Kommunards noch gefährlicher als die politischen, da diese nur den materiellen, jene aber den gesammten geistigen Besisstand in Frage stellen."
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im Nachstehenden doch Einiges über die Thaten unserer Polizei seit Erlaß des Oktobergesetzes berichten. Da hier um in der Sprache unserer Gegner zu reden- ein Hauptheerd der Sozialdemokratie ist, so ließ sich voraussetzen, daß es unsere republikanischen"( sic!) Behörden nicht an dem nöthigen Eifer fehlen lassen werden. Die Voraussetzung traf auch zu. Sobald das Gesetz in Kraft getreten war, ging es an ein Verbieten, daß es eine wahre Freude war. Da blieb kein Verein. chen, kein Klub und keine auch noch so unschuldige Verbindung von der Auflösung verschont, sobald die Polizei nur irgendwie den Namen eines Sozialisten unter den Mitgliedern entdeckte. Auch an Haussuch. ungen fehlte es nicht, und da unsere hiesigen Genoffen es nicht gewohnt waren, sich auf den Besuch der Polizei vorzubereiten, so fiel derselben mancherlei Fahnen 2c. in die Hände, was sie eigentlich nicht hätte zu sehen brauchen. Auch an Verboten von periodischen und nicht periodischen Zeitschriften hat es nicht gefehlt; so wurde hier das unschuldige Betroleum- Lied von Jakob Audorf jun. verboten. Doch dieses
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Damit aber aller guter Dinge drei sind, kommt auch noch die Handelskammer von Aachen und Burtscheid und schreibt( in ihrem Jahresbericht) dem freihändlerischen Liberalismus Folgendes ins Stammbuch:„ Die Phrase nennt das Zerstörungswerk des absoluten Freihandels die Entfesselung des Verkehrs, aber man müßte es wohl anders bezeichnen. Es wäre ein großer Segen lettere Berbot scheint die Polizei selbst genirt zu haben, denn bis heute für das Land, wenn dieser wilde konkurrenzkampf aufhören könnte: denn wenn der Sozialismus höchst gefährlich ist, so hat doch einstweilen der abstrakte Freihandel mehr materiellen Schaben angerichtet, und was sehr bebauerlich ist, auch talentvolle Persönlichkeiten ergriffen, deren bewährte Kräfte dem Staate von großem Nußen sein können."
Wir enthalten uns hier jeder Kritik der angezogenen Angriffe auf den politischen, kirchlichen und ökonomischen Liberalismus. Wir wollen nur zeigen, wie schnell man aus dem Hammer Ambos werden kann und wie thöricht es daher ist, wenn man ben Kampf beider aus einem natürlichen, regelmäßigen und loyalen in einen wüthenden Vernichtungskampf umgestalten hilft.
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hat sie es unseres Wissens unterlassen, dem Verleger dieses Verbot zuzustellen. Es ist dies auch nur zu erklärlich, wenn man weiß, daß das Sedicht nichts weiter als ein von Humor und unschuldigem Wit sprudelndes Kneiplied ist.
Im Uebrigen muß man es der hiesigen Polizei lassen, daß sie sich gegenüber der Polizei in dem benachbarten preußischen Altona und anderen Orten verhältnismäßig anständig benimmt. Das ekelhafte Spionagesystem kennt man hier nicht und ebenso wenig erlauben sich die Beamten bei Haussuchungen 2c. Rohheiten, wie sie von anderwärts berichtet werden. Die Folge dieses bis zu einem gewissen Grade noblen Benehmens der Polizei ist nun aber eine ganz merkwürdige. Unsere Genossen wollen sich nämlich von der Polizei nicht übertrumpfen lassen und so meiden sie denn theilweise mit einer wahren Aengstlichkeit jede Parteithätigkeit, um- der verehrlichen Polizei feine Ver
Legenheit zu bereiten! Man sollte es taum für möglich halten,
aber es ist thatsächlich so. Ein großer Theil unserer Genossen besteht nämlich steif und fest darauf, daß unsere Hamburger Polizei " nicht so schlecht sei" und daß sie nur von Berlin aus getrieben werde. Um aber den Berlinern nicht die Freude zu machen, der hiesigen Polizei einen Vorwurf machen zu können, plaidiren diese Genoffen für mög lichstes Ruhigverhalten. Daß diese Thatsache eine besonders erfreuliche
wäre, möchten wir nicht gerade behaupten; aber eine Kenderung läßt fich leider nicht so schnell als wünschenswerth herbeiführen.- Bünstler Bauer, sein Mandat niedergelegt und wir sonach eine Neu
Daß der bisherige Vertreter des II. Hamburger Wahlkreises. der
Haussuchungen in größerem und kleinerem Maßstab nach dem„ Sozialdemokrat" und sonstigen verbotenen Schriften haben wieder stattgefunden in Chemnitz , Burgstädt , Ottensen , Hamburg , München , Schwabach , Har burg, Ulm , Reutlingen , Schwäbisch Hall , Rönigsberg, Eisenach , Magdeburg , Wilhelmshaven , Copperhörn, Mez, Breslau . Soweit wir erfahren konnten, ist der Erfolg der polizeilichen Bemühungen allenthalben gleich Null gewesen. Trotzdem wurden aber an einzelnen Orten vorübergehende Verhaftungen vorgenommen. Nur in Wilhelmshaven die Schutzölle zu stimmen. Die Folge war, daß Bauer bei dem ganzen soll ein Arbeiter der kaiserlichen Werft bei Verbreitung des " Sozialdemokrat" ertappt worden und auf Anzeige der Polizei sofort aus der Arbeit entlassen worden sein. Am unverschämtesten und ungesetzlichsten, und sogar die Berliner Polizei übertreffend, geht bei den Haussuchungen das Polizeipräsidium Breslau vor. Nachdem die einigen 50 in letter Zeit unter Aufbietung aller Kräfte unternommenen Durchschnüffe lungen nichts als einige Broschüren und eine russische Revolutionszeitung ergeben hatten, erschienen am 10. d. M. in der Schlesischen Volksbuchhandlung Zimmer u. Co. Polizeibeamte und präsentirter folgenden unglaublichen Utas des Polizeipräsidenten:" Da sich
wahl zu bestehen haben, ist Ihren Lesern bereits bekannt. Bauer, welcher seinerzeit als Kandidat der Ordnungspartei sich zum Freihandel be. tannte, ließ sich durch einen Händedrud von Bismard bestimmen, für Ordnungsmischmasch, der ja hier ausschließlich freihändlerisch ist, in Mißkredit tam und daß er schließlich bei den letzt stattgehabten Bürgerschafts. Wahlen, wo ihn seine Handwerksbrüder" als Kandidaten aufstellten, jämmerlich durchfiel. Wann die Wahl stattfindet, ist noch nicht betannt; schwerlich wird sie vor Mitte Mai angesetzt. Wer von unserer Seite als Kandidat aufgestellt wird, ist noch nicht entschieden, wahrscheinlich wird es der frühere Kandidat des Kreises, G. W. Hart. mann, sein. Ueber die Wahlaussichten läßt sich wenig sagen; möglich wäre es immerhin, daß wir siegen, allzugroß ist indeß die Hoffnung in unseren Kreisen nicht.
Ein Strike, der so recht die Brutalität unserer Kapitalistenklasse zeigt, ist mit Anfang dieser Woche in der Druckerei des Korrespondent" und der Börsenhalle" ausgebrochen. In dieser Druckerei sind Arbeiter bereits seit 30 und 40 Jahren, einige sogar schon über 45 Jahre beschäf
tigt. Bor ein paar Wochen wurde nun ein neuer Zeiter, angeſtellt,
deren Inhaber H. Zimmer mit der Verbreitung verbotener resp. auf Grund des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 zu verbietender Druckschriften beschäftigt, sollen zur näheren Ueberwach jämmtliche die Arbeit niedergelegt und die beiden Blätter müſſen nun
ung alltäglich und zu jeder Tageszeit Durchsu chungen der genannten Geschäftsräume stattfinden"!
welcher sein horrendes Gehalt, 7500 Mart, dadurch herauszuschlagen sucht, daß er dem gesammten Segerpersonal einen Lohnabzug bis zu 15 Prozent zumuthete. Die Setzer, 57 an der Zahl, haben darauf durch Pfuscher fertig gestellt werden, welche der neugeworbene technische Leiter aus allen Windrichtungen zusammen geholt hat. Dieses brutale Verfahren der Besitzer der Druckerei wird dadurch besonders illustrirt, Daß der Strike seitens der Geschäftsleiter hauptsächlich nur deshalb pro
Hierauf wurde zur Durchsuchung geschritten, welche jedoch nicht daß das Geschäft in diesem Jahre sein 150jähriges Jubiläum feiert. das geringste Resultat ergab. und zu jeder Tages- vozirt wurde, um die alten Arbeiter los zu werben, ist hier
zeit" sollen Haussuchungen stattfinden! Ist das nicht mehr als russisch ? Der Breslauer Polizeipräsident hat sich offenbar den
ein öffentliches Geheimniß und beweist eben wieder einmal recht treffend, was es mit der Harmonie zwischen Kapital und Arbeit" auf sich hat. Die Harmonie existirt eben nur so lange, als die Arbeiter sich
geduldig, ausbeuten laffen und vor Adem, o lange site auch noch die
Kraft haben, um ausgebeutet werden zu können.
In den letzten Tagen hatten wir hier und auf dem Landgebiet eine große Anzahl von Haussuchungen. Die Polizei suchte, auf Requisition der Altonaer Staatsanwaltschaft, Exemplare des, Sozialdemokrat". Gefunden wurde nichts.
ist die Maßregel im höchsten Grade ungeseßlich. Denn erstens stellt das Sozialistengeset gar kein Durchsuchungsrecht, sondern lediglich ein Beschlagnahmerecht fest. Auf Grund der gemeinen Gesetzgebung aber sind nur für jeden Einzelfall besonders an geordnete Haussuchungen zulässig; eine generelle Haussuchungs: berfügung ist, da sie die elementarsten Bürgschaften der persön lichen Freiheit aufheben würde, absolut unzulässig. Aber auch eine einzelne Haussuchung kann nur von jenen Polizeibeamten befohlen und vorgenommen werden, welche als„ Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft" gelten, niemals aber vom Polizeipräsidenten. Was fümmert sich aber die Polizei, wenn es den Sozialisten gilt, um solche Lappalien wie Geseze? Wer weiß übrigens, ob das neue Breslauer Verfahren nicht eines schönen Tages noch allgemeines Sozialistenrecht wird. Nun, wir wüßten uns auch darauf einzu richten und es würde das Maß dem Ueberlaufen bedeutend näher heit" noch nicht zu Gesicht gekommen sind. Hoffentlich zwingen uns
führen.
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In Berlin wurde abermals ein Genosse ausgewiesen,
der Weber Neßnaz. Es ist das der Hundertzweiunddreißigste Ausgewiesene!
Unsere Leser werden sich an einen, in Nr. 12 vom Dezember v. J. abgedruckten Brief des Gen. Hasenklever an einen Genossen C. H. in London über die vielbesprochene„ Eidfrage" erinnern. Ende Januar oder Anfangs Februar übersandte uns nun Karl Hirsch denn dieser war der Empfänger jenes Briefes -aus London eine berichtigende Erwiderung, welche indessen sehr wenig berichtigte", dagegen die längst entschiedene Eid
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Sonst wäre nur noch zu melden, daß sich hier eine kleine Klique von Stäntern befindet, welche es sich zur Lebensaufgabe gemacht zu ha. ben scheinen, den Frieden und die Einheit unter den Genossen zu stören. Leider befinden sich darunter auch ein paar Genossen, von denen man, in Folge ihrer früheren Stellung in der Partei, Besseres erwarten sollte. Daß es übrigens teine prinzipielle Opposition ist, welche diese Herrn machen, geht wohl am besten daraus hervor, daß sie sich zu gleicher Beit an die Most'sche Freiheit", an die Findel'sche Bolksztg." und an die hiesige Tribune"( ein Bordellblatt, das kein anständiger Mensch in die Hand nimmt) wandten, um da ihre Stinkbomben los zu werden. Die Tribüne" hielt sich indeß für zu gut, um diesen Lenten die Spalten zu öffnen, Findel prostituirte sich dagegen; was Herr Most gethan, wissen wir nicht, da uns die letzten Nummern der Frei
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die Herren nicht, uns noch öfter und in ernsterer Weise mit ihnen zu beschäftigen.
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-dt- München , 12. März. Ein Beweis, daß unsere Sache immer mehr an Ausdehnung und Popularität gewinnt, ist, daß die Gesellschaftsretterin Polizei ärger denn je mit uns zu thun hat, freilich ohne dadurch irgend welche Erfolge zu erzielen. So hielten es die Spürhunde in den ersten Märztagen für nöthig, Tag und Nacht zu suchen, bei welcher Thätigkeit sich allerdings der Bibelspruch nicht bewährte: Suchet, so werdet Ihr finden". Die Rerle tamen bei dieser undankbaren Arbeit sogar bis weit über den Burgfrieden unserer Stadt, bis Bogenhausen , in den englischen Garten hinunter. Da sie nun aller Mühe ungeachtet teine Sozialisten erwischen können, so scheinen sie nach dem Sprüchwort: Wenn der Teufel teinen Braten hat, frißt er Fliegen ihren Grimm nun an gänzlich unschuldigen Leuten auszulassen. Vor einigen Tagen wurde auf Grund einer
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geschichte mit den drum und dran hängenden taktischen Fragen Denunziation bei einem Lehrer in dem benachbarten Dorf Neuhausen eine noch einmal breit trat und zum Ueberfluß auch noch eine Reihe Haussuchung gehalten, in welcher einige sozialistische Schriften gefunden
bon zum Theil ziemlich perfiden Ausfällen gegen mehrere betannte Genossen enthielt. Wir theilten das Hirsch'sche Elaborat den angegriffenen Genossen, u. A. Liebknecht und Hasenklever mit, welche gegen die Veröffentlichung nichts einzuwenden hatten,
worden sein sollen, welche der Mann aber( wenn es sich wirklich so verhält) nur zum Studium gehabt haben kann, da er uns vollkommen unbe fannt ist und wahrscheinlich eher zu unseren Gegnern gehört. Troßdem wurde er von der Kreisregierung sofort seines Dienstes enthoben. Die jüngsten Reden unserer Abgeordneten Bebel und Bahlteich haben
sie vielmehr befürworteten. Wenn also der Brief nichtsdestoweniger hier allgemein befriedigende Bustimmung hervorgerufen.
nicht veröffentlicht wurde, so trifft die Schuld nicht die Genannten, sondern allein uns, die wir den kostbaren Raum unseres Blattes nicht mit einem neuen unfruchtbaren Streit anfüllen wollten, der burch die dann natürlich unvermeidlich erfolgende Erwiderung
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Dresden , 10. März. Gestern ist endlich der seit langem spielende und im Juli v. Is. mit der Verhaftung mehrerer Genossen und Beschlagnahme großer Mengen von Schriften, Briefe 2c. begonnene Sozialistenprozeß beendigt worden. Auf die anfänglich gehegte Hoffnung, eine
der Angegriffenen große räumliche Dimensionen hätte annnehmen Haupt- und Staatsaktion daraus arrangiren zu können, hat die Regierung müssen. Wir erklärten deshalb Hirsch, daß wir seine langen Ausführungen nicht aufnehmen könnten, dagegen einer thatsächlichen
ständlich unsere Spalten öffneten. Hirsch antwortete hierauf, daß Schriften. Schufter sollte an seinen Freund Kaufmann Goldstein eine
sein Brief entweder ohne Veränderung auch nur eines Wortes, oder gar nicht veröffentlicht werden dürfe. Damit war die Sache schnell entschieden und wir stellten bem gebieterisch auftretenden Verfasser seine Arbeit wieder zur
Berfügung.
- Hamburg , 11. März. Um bei unseren Genossen nicht den Glau ben auftommen zu lassen, als ob wir hier im Rosenbeete säßen und uns weder um Polizei noch Obrigkeit zu. fümmern hätten, wollen wir
Angeklagten freigesprochen wurden. In den Entscheidungsgründen ist bon prinzipieller Wichtigkeit, namentlich für die Leser des ,, Sozialdemokrat", der Punkt, daß es nicht als Verbreitung im Sinne des Gesepes anzusehen sei, wenn man einem Freunde ein Exemplar einer verbotenen Zeitschrift zur Lektüre gibt, sondern daß erß das Eindringen des verbreiteten Objekts in größere reise resp. in die Oeffentlichkeit die Straf. barkeit bedinge. Diese Definition stimmt auch mit einem Kommentar des Generalstaatsanwaltes Schwarze überein. Die Regierung dürfte einen solchen Ausgang kaum erwartet haben und von ihm wenig erbaut sein.
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Weimar , 5. März. Wenn seit dem Bestehen unseres neuen Parteiorgans bis jetzt kein Bericht über hiesige Parteiverhältnisse eingesandt wurde, so ist das kein Beweis, daß hier eine Stagnation in der Bewegung eingetreten wäre; im Gegentheil, die Genossen sind sich bewußt, daß es bei der reaktionären Hochfluth mehr als je geboten ist, aktiv zu sein, ohne die gebührende Taktik außer Auge zu lassen. Denn auch auf unserem klassischen Boden gibt es wie überall im Reiche der Gottesfurcht und frommen Sitte", wo sich alles so herrlich gestaltet", Briefdiebe, Bostspißel und ähnliches Gelichter. Einige Nummern des Sozialdemokrat" find den Häschern in die Hände gefallen und wurden dieserhalb zwei Genossen polizeilich vernommen, wobei es vorläufig sein Bewenden hatte. Am 3. d. Mts. tam ein Packet von Leipzig an einen hiesigen Genossen zur Beförderung an einen hier ebenfalls wohnenden Geschäftsmann. Der schuftigen Neugierde gewiffer Beamten" war es zu verdanken, daß das sehr solid gepackte Packet an einer Ede vollständig zerriffen war. In derselben Weise waren im borigen Sommer einem hiesigen Genossen mehrere Jahrgänge der Neuen Welt", welche gebunden, mit dem Namen des Befizers versehen und in je einem Exemplare vorhanden waren, weggenommen worden; alles Reklamiren auf Herausgabe des Eigenthums blieben erfolglos. Aerger als durch solche Machinationen kann das Eigenthum nie in Frage gestellt werden; würden es andere als Sozialdemokraten sein, welche so schamlos enteignet werden, der deutsche Spießbürger würde noch um eine Gäusehaut bereichert, aber so ist er ,, ruhig und friedlich", eingedent seiner pietätsvollen Tradition, die ihn dazu verpflichtet, die von Gott " eingesezte ,, Ordnung" zu respektiren. Ueber den Nothstand in Thüringen haben Sie bereits referirt. Die Betroffenen, deren 3ahl eine enorme ift, theilen ihr trauriges L008 in allen seinen Konsequenzen mit den armen Oberschlefiern. Oberschlesier ? Als wenn nur diese Distrikte Deutschlands von Hungersnoth betroffen wären. Sachsen , Berlin 2c. 2c. liefern ebenfalls ihre Kontingente als mahnendes Beugniß, wie nothwendig es ist, bald mit den fluchenswerthen Einrichtungen aufzuräumen. Hungersnoth, Arbeitslosigkeit, Steuererhöhung, mehr Militär ( natürlich mehr für den innern als äußeren Feind"), Knebelung jeder freien Regung im Volke wie lange wird das Volk der Denker und Dichter diesem Treiben ruhig zu sehen? Aber freilich ist das Maß der Sünden noch nicht voll; der Deutsche ist nirgends größer, als in Langmüthigkeit, und deshalb kann die herrschende Klasse Deutschlands mehr sündigen als in verschiedenen anderen Länderen, ohne daß die Masse des Boltes sein kräftiges Halt ertönen läßt. Glücklicherweise mehren sich die Sünden der Männer" für ,, Ordnung und Recht" in Deutschland von Tag zu Tag, weshalb ihre Eristenz nur noch von kurzer Dauer sein dürfte und ihre Tage gezählt find. Die Reaktion muß immer weiter schreiten auf ihrer verhängnißvollen Bahn, bis sie auch dem uns noch fernstehenden Theil des Volkes unerträglich wird und dieser, seine passive Rolle aufgebend, zu uns kommt und mit uns gemeinschaftlich den Schmaroßern der Menschheit ihr Treiben endigt. Wenn diese Taktik befolgt wird, kann unser Sieg nicht fern sein. Deshalb wurde auch der Rechenschaftsbericht unserer Abgeordneten von den hiesigen Genossen freudig begrüßt; die darin enthaltenen Gründe für diese Taktik find korrekt und werden auch nach und nach von jenen als richtig erkannt werden, welche noch theilweise schmollend im Winkel stehen.
freilich schon längst verzichten und u. a. auch zwei Mitangeklagte schon vor vielen Wochen wegen völligen Mangels an Beweisen außer Anklage sezen müssen. Angeklagt waren die Genoffen Kaufmann Schuster, Redakteur Regel und Expedient Schlüter wegen angeblicher Verbreitung verbotener Nummer der Freiheit" gegeben haben, Schlüter wurde des Verkaufs verschiedener auf Grund des Sozialistengeseges verbotener Schriften beschuldigt, der in der Expedition der jetzt verbotenen Dresdner Presse" vor sich gegangen sein sollte, und betreffs Regel's wurde angegeben, er sei verdächtig, an diesem Verkauf Theil genommen zu haben, weil- er als Re dakteur des genannten Blattes in dem neben der Expedition gelegenen Bimmer beschäftigt gewesen sei! Die Verhandlung, bei welcher ,, in Rücksicht auf die öffentliche Ordnung" die Oeffentlich. teit ausgeschlossen war, endigte mit einem großen Mißerfolg für die Regierung, indem sämmtliche drei, von Genoffe Freytag I. bertheidigten
A propos, wegen der Diebesbande bei der deutschen Post: die Diebe find hungrig; spielen Sie daher diesen Leutchen etwas ,, Nahrhaftes", z. B. trichinöses Fleisch, verdorbenen Käse 2c. 2c. in die Hände; denn von oben bekommen die Diebe für ihren Diebstahl anscheinend wenig.- Von hiesigen Genossen, desgleichen von denen in Legefeld , Gelmeroda, Oberringen, Berka 2c. brüderliche Grüße. Bergismeinnicht.
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Aus Süddeutschland , 5. März. Nach den Beitungsberichten soll Genosse Bebel in der Debatte über die Militärvorlage im Eingange seiner Rede eine Erklärung abgegeben haben, die etwa folgendermaßen lautete: Wenn das deutsche Gebiet von einem auswärtigen Feinde ange taftet oder angegriffen wird, wird auch die deutsche Sozialdemokratie bei der Vertheidigung mitwirken." Diese Erklärung, wenn sie so ohne jede weitere Bedingung abgegeben worden wäre, könnte nur als subjektive Meinung unseres Parteigen offen betrachtet werden; in Parteitreisen ist man mißgestimmt über diesen Theil der Bebel'schen Rede.*) Es kann ja dahingestellt bleiben, ob es parlamentarisch erforderlich war, die Betheiligung oder Nichtbetheiligung der Partei an einem Bertheidigungskriege zur Sprache zu bringen; zu einer rückhaltlosen Aeußerung über gewisse Punkte ist ja die Reichstag stribüne nicht gerade der zweckmäßigste Ort. Wenn aber das Thema berührt werden mußte, so hätte unser Vertreter es in einer anderen Tonart thun mögen. Er hatte etwa sagen können:
,, Wenn Sie ein starkes Land, wenn Sie in demselben opferwillige Bürger haben wollen, dann streben Sie vor Allem dahin, die Lage der nothleidenden Klaffen zu einer menschenwürdigen zu machen, dann heben Sie jene Gefeße auf, welche die Nation in zwei Heerlager scheiden: in Unterdrücker und Unterdrückte. Nur freie, glückliche Bürger haben den wahren Muth, ihr Gut und Blut für die Vertheidigung ihres Landes einzusehen, wenn die Noth ruft. Sklaven und Unterdrückte haben kein Vaterland, sie haben nur eine Geburtsstätte und es kann ihnen sehr gleichgültig sein, wer in der selben schaltet und die Peitsche schwingt. Sie haben für Millionen von Deutschen einen Zustand der Aechtung und Rechtlosigkeit geschaffen; Sie haben den deutschen Arbeiter faktisch durch Ihre Ausnahmegesetzgebung, durch Ihre Fixirung der Polizeiwillkür in eine Lage verseßt, die um wenig besser ist, als jene der chriftlichen Rajah unter der Herrschaft der Osmanli. Diese Schwächung der innern Volkskraft kann nicht durch Vermehrung der Bataillone aufgewogen werden. Geben Sie dem Volke Freiheit, gewähren Sie ihm die Mittel, an der Verbesserung seiner Lage zu arbeiten wird ganz Deutschland ebenso opferfreudig zur Vertheidigung der Grenzen fich erheben, wie die freien Männer Frankreichs im Jahre 1793."
dann
Nur in solcher Weise hätte unser Abgeordneter an jener Stelle als das Echo der Partei gehört werden dürfen. Wie, wir, die Verfolgten und Gehegten, die Geächteten und Rechtlosen, wir sollten freiwillig mitwirken an einem Kampfe, der nur die längere Dauer unserer Ketten zur Folge hätte? Wie wurden die Opfer des Volkes in den Jahren 1813-1815 belohnt? Mit den Karlsbader Beschlüssen, mit der Zentraluntersuchungskommission, mit Kerker für jedes freie Wort. llnd 1870 dasselbe Spiel. Und wir sollten so bodenlos thöricht sein, um sehenden Auges abermals in die Falle zu rennen? Wir sollten freien Willens das deutsche Reichszuchthaus und dessen Buchtmeister mit unserem Blute vertheidigen helfen? Wenn wir unsere Rücken der Knute darbieten müssen, kann es uns ein Unterschied fein, ob dieselbe von deutschen oder nichtdeutschen Händen geschwungen wird? Wir sollten all die seit Jahren erduldeten Mißhandlungen mit einem Schlage wegwischen? Bergessen die Ausweisungen, die Verhaftungen ohne Recht und Urtheil, vergessen die Hungerpeitsche, vergessen die Konfiskationen, vergeffen die Mundtodtmachung, vergessen allen blutigen Hohn und Spott der Gewalthaber? Nimmermehr! Mögen jene das Land und die Staatseinrichtung vertheidigen, die sich im Genusse aller Privilegien befinden; uns, die Unterdrückten und Rechtlosen, spornt Nichts dazu an. Es ist undenkbar, daß der aus Dresden ausgewiesene ,, Vagabond" Kayser und der in Elber feld rechtlos eingekerkerte Hasselmann ihre Leiber zum Bollwerk hergeben sollen, um den wackeren Polizisten und Richtern Schuß vor dem Feinde zu bieten. Bismarcks Reichshund Nero mag ihm die Hand lecken, von welcher er die Prügel empfangen: die deutsche Sozialdemokratie bewahrt sich ihr Gedächtniß und wartet schweigend und aufmerksam ihre Beit ab!
*) Wir halten es für voreilig, über etwas ,, mißgestimmt zu sein, worüber man gar nichts Genaueres weiß und was lediglich nach Berichten der gegnerischen Presse geschehen sein soll. Wir sind keine Autoritätsanbeter, aber wir meinen denn doch, daß die Gesinnungstreue eines Bebel bis zur Entscheidung der Sache bei Sozialdemokraten mehr Kredit haben sollte, als die Behauptung eines beliebigen Bourgeoisblattes. Da wir indeffen nicht den Gensor spielen wollen und uns die Intention des Berfaffers eine sympathische ist, geben wir der Einsendung nichts desto weniger Raum; enthalten uns auch um so mehr, als uns der stenographische Bericht der Rede nicht zur Hand ist jeder Bemerkung, da unser Genosse Bebel zweifelsohne selbst die Antwort nicht schuldig bleiben wird. D. Red.