lich geheim abgehaltene Versammlungen. Bei Gen. Reimer wurde der ganze Zigarrenladen umgekehrt und in jede Kiste hineingeschnüffelt, aber auch hier gab es Nichts. Als man diesen frug, ob er den Sozialdemokrat nicht lese, bemerkte er, der müsse wohl abgefangen werden, sonst würde er ihn wohl erhalten haben. Von den am 18. Februar inhaftirten 13 Personen fitzen   noch die Genossen Forschner, Wiemeyer und Heinecke, letzterer als Opfer der Freundschaft. Bei ihm wurden 22 fuvertirte " Sozialdemokrat" gefunden, die der ehemalige Kolporteur Karl Fett, der es vorgezogen hat, inzwischen einen Wohnungswechsel nach New- York   vor­zunehmen, bei Heinecke einlegte, da ihn das schlechte Wetter vom 17. Fe­bruar hinderte, den Rest seiner Sendung zu vertreiben. Am nächsten Tage fand die Haussuchung statt und der arme Heineke, der schwind­süchtig ist und sich jetzt auf dem Krankenlager( im Gefängniß) befindet, ließ sich ruhig einstecken, ohne den Freund zu verrathen. Ferner sitzt auch noch der aus Berlin   ausgewiesene Buchdrucker Könnecke, der sich angeblich einer Majestätsbeleidigung schuldig gemacht haben soll.

Angesichts der uns auferlegten Opfer fordern wir unsere hiesigen Par­teigenoffen auf, Gelder zu sammeln, damit wir im Stande sind, die schweren Schäden, die uns zugefügt werden, nach Kräften ausmerzen. zu fönnen.( Wie wir soeben erfahren, sind die drei oben genannten Ge­nossen jetzt ebenfalls in Freiheit gesetzt. Gegen Forschner und Wiemeyer ist die Untersuchung niedergeschlagen, Heinecke mußte aber auf freien Fuß gesetzt werden, weil der Gefängnißarzt erklärte, eine längere In­haftirung des Genannten würde den sicheren Tod desselben zur Folge haben. Die geradezu skan dalösen Vorgänge in Altona  , wo man förm lich zum Spaß Personen, gegen die absolut nichts vorliegt, Wochen lang einsperrt, um sie dann wieder laufen zu lassen, dürften im Reichstag seitens unserer Abgeordneten in der entsprechenden Weise zur Sprache gebracht werden. D. R.  )

Qefterreich- Angarn.

* Nach vielwöchentlichen Verhandlungen ist nun endlich der Krakauer Sozialistenprozeß zum Abschluß gekommen. Das Ergebniß entspricht vollkommen den allgemeinen und auch von uns bereits ausgesprochenen Erwartungen. Trotz aller erdenklichen Anstrengungen der Polizei, die vor keiner Willkür und Schändlichkeit zurückschreckte, und der Regierung, die keinen Druck auf das Gericht sparte, trotz der raffinirtesten Manöver des Anklägers und trotz der offenbarsten Parteilichkeit des Ge richtsvorsitzenden wurden die sämmtlichen Angeklagten von dem Verbrechen der Störung der öffentlichen Ruhe freigesprochen. Demnach sind unsere polnischen Genossen mehr als 14 Mo­nate selbst nach Meinung des Gerichts unschuldig im Rerter gesessen und dort in der gemeinsten Weise ge­peinigt worden! Die Schlußverhandlungen fanden unter groß­artigem Menschenandrang statt und wurde das Urtheil von der meist nichtsozialistischen Zuhörerschaft mit großem Veifall auf genommen. Die günstigen Folgen des Prozesses für die sozialistische Propaganda in Galizien   werden nicht ausbleiben.

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Die in unserer vorlegten Nummer gebrachte Notiz über die Verfolgungen von Sozialisten im ruthenischen Galizien   erhalten eine Berichtigung. Demnach sind die beiden in Kolomea verhaf teten Schwestern Pavlik noch nicht abgeurtheilt. In dem Prozeß, welchen die ältere Schwester in Gemeinschaft mit einer Anzahl Landleuten hatte, konnte das Bestehen einer geheimen revolutio nären Gesellschaft" nicht nachgewiesen werden; das ganze Ver­brechen der Angeklagten bestand im Lesen sozialistischer Schriften, was indessen in Desterreich an und für sich denn doch noch nicht strafbar ist, weshalb Freisprechung erfolgen mußte. Die Polizei rächte sich aber für ihre Niederlage bald und verhaftete die un­ermüdliche Propagandistin unter dem Landvolk wieder und zwar diesmal mit ihrer Schwester. Es besteht die Hoffnung, daß die Geschwornen auch diesmal freisprechen, aber einige Monate Ge fängniß haben die Schwestern auch in diesem Falle weg. Das nennt man politische Freiheit in einem Verfassungsstaat! Ein Klerikales Blatt aber ist damit noch lange nicht zufrieden, sondern bedauert, daß Desterreich kein Sibirien   für die aus den Gefäng­nissen kommenden Sozialisten hat.

Frankreich  .

Indem wir nachfolgenden Bericht über die skandalöse Pariser   Massen- Ausweisung zur Veröffentlichung bringen, können wir nicht umhin, unserm Erstaunen über die Haltung der radikalen, ganz besonders aber der sozialistischen   Presse Frankreichs   gegenüber diesem Ereigniß Ausdruck zu geben. Die selbe, welche noch kürzlich mit so anerkennenswerther Einhellig­keit und Thatkraft für Hartmann eintrat, hat bis jetzt kein Wort der Entrüstung über die empörende und Frankreich   schändende Polizeimaßregel gegen die deutschen   Sozialisten gefunden, sondern die Angelegenheit meist ganz todtgeschwiegen.« Justice»,« Reveil social»,« Lanterne» ect.- tein Wort! Und der sozialistische« Pro­létaire» die« Egalité  » ist noch nicht erschienen auch kein Wort! Es liegt uns fern, den in solchem Falle doppelt nahe liegenden Spruch:« Qui tacet, consentire videtur»*) anzu ziehen; aber die beliebte Handlungsweise ist wenig ehrend und zeigt von Seite der französischen   sozialistischen   Presse von wenig Solidaritätsgefühl und viel Vorurtheile, was wir gerade im gegenwärtigen Augenblick des mächtig wachsenden Bedürfnisses nach Einigung der Sozialisten aller Länder und Richtungen tief

bedauern.

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E. R. Paris  , 15. April. Eine Schandthat, wie sie kaum im reaktio­närsten Staate vorzukommen pflegt, begeht soeben die französische Republik  . Nicht weniger als 19 deutsche   Genossen, worunter ein großer Theil Familienväter, werden vom französischen   Boden vertrieben. Daß die französische   Regierung, die sich sonst gerade durch die Feigheit aus­zeichnete, es wagt, dem französischen   Volke eine solche Schmach aufzu­bürden, daß sich bis jetzt die Pariser   Bevölkerung und die Presse gegen­über diesem barbarischen Akte der Republik  " ruhig verhält das haben wir Deutsche   einerseits dem Preußenhasse überhaupt, den in das Herz des französischen   Volkes einzuprägen unsere Mordspatrioten sich alle Mühe geben, andererseits aber dem nichts weniger als ehrenvollen Rufe, den die deutsche Bourgeoisie hier genießt, zu verdanken. Außerdem hat die reaktio­näre Republik nicht gerade die edelsten Mittel angewendet, um die öffent liche Meinung zu unseren Ungunsten zu bearbeiten. Die öffentliche Dirne reaktionäre Preffe mußte herhalten. Trotzdem, daß einzelne Ausgewiesene nicht deutscher   Nationalität sind, werden doch alle als prussiens" be­zeichnet. Damit wollte man bei dem Spießer den etwas eingeschlafenen Chauvinismus zu unseren Ungunsten aufrütteln. Doch das allein schien nicht genug zu sein. Auch das arbeitende Volk sollte in uns einen Feind, einen Brodfeind erblicken. Trotzdem fast alle Ausgewiesenen in Deutsch­ land   mehr oder weniger politisch kompromittirt sind und daher ihnen der ungestörte Verbleib auf deutschem Boden unmöglich, werden wir als Auswurf", der nur den Pariser   Arbeitern das Brod entzieht, feineswegs aber als politische Emigranten dargestellt. Besonders zeichnet sich in dieser Methode der Nestor der hiesigen Preßbanditen, Emile de Girardin  , in seine ,, France  " aus, wo er die Ausgewiesenen obdachlose Vagabunden" uennt. Und ihm folgte der ganze Rudel, das ganze Gewürm, das aus dem republikanischen Reptilienfond seine Nahrung bezieht. So *) Wer schweigt, scheint beizustimmen.

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ward das Terrain geebnet, und die Regierung begann ihr schändliches Werk. Die Ausweisungen fanden an verschiedenen Tagen statt. 48 Stunden Aufenthalt war eine besondere Gnade, die nur Einzelnen zu Theil wurde; die Andern mußten binnen 24 Stunden den republikanischen Staub von den Füßen schütteln. Beschwerden gegen sofortige Auswei­sung, wegen Interessenschädigung und wegen Namenverwechslung u. s. f. halfen nichts. Vous êtes socialiste et cela nous suffit"( Sie sind Sozialist und das genügt!) war die gewöhnliche Antwort. Bei Einzelnen wurden sogar gefälschte Detektivberichte als Grund angegeben. Aber außer der obgenannten Furcht ist noch eine fieberhafte und infolge dessen fast kopflose Ausführung der Ausweisungsbefehle, die gewöhnlich die Folge des inneren Bewußtseins von der Üngerechtigkeit der eignen Handlung ist, wahrzunehmen. Selten war eine Ausweisung ohne einen Formfehler. Namenverwechslung, Städte und Namenverdrehung war auf der Tagesordnung. Aber ein Ausweisebefehl setzte dieser Kopflosigkeit die Krone auf. Gen. Rabbinowicz, ein Deutscher, wird als ein Rabbi­nowicz aus Charkow   in Rußland   ausgewiesen. Seine, sowie die von dem Anwalt Engelhard( dem bekannten Vertheidiger Hartmanns) erhobenen Beschwerden halfen nichts, ebensowenig das Vorzeigen eines deutschen  Passes für das Ausland, von Militärpapieren 2c.; der Deutsche   wird als russischer Unterthan ausgewiesen. Und als er die Annahme eines Passes, worin er als Russe bezeichnet wird, verweigerte, fügt man sich noch die göttliche Blamage zu, ihm nun einen andern Paß, worin er als Deutscher bezeichnet wird, zu geben, so daß dieselbe Person von der­selben Präfektur im Ausweisbefehl als Russe, im Paß hingegen als Deutscher bezeichnet wird! Das scheint schon keine republikanische", viel­mehr eine anarchistische" Wirthschaft zu sein! Die bis jetzt thatsächlich Ausgewiesenen sind: Bäthke( Familienvater von vier Kindern), Dave ( verheirathet), Erhard, Lozze, Osang, Poznansky, Rabbinowicz, Trunk, Voß, Wizka( verheirathet), Wolf und Wittmann( ver= heirathet), 3a det. Einzelne Genossen sind vor der Ausweisung ver­reist, weßhalb die Zahl bis jetzt nicht genan festgestellt werden konnte.

Italien  .

* Vor den Gerichten hat die Regierung Umberto's ein arges Pech denn mehr als drei Viertheile aller von der Polizei ver­folgten und angeklagten Sozialisten werden freigesprochen, wodurch bestätigt wird, daß ihre Bestrebungen gefeßliche gewesen sind. Aber die verfolgungssüchtige freisinnige und fortschrittliche" Re­gierung läßt sich durch so viele Mißerfolge nicht abhalten, sich immer neue Niederlagen zu holen. Kürzlich stellte sie 16,, Rädels­führer" des jüngst ausgebrochenen großen Mailänder Buchdrucker­streits wegen ungeseßlicher Koalition und Organisirung eines Arbeitsausstandes vor Gericht. Dieses aber sprach sämmtliche Angeklagte mit Ausnahme eines einzigen,( welcher wegen An­wendung unzulässiger, gewaltsamer Mittel zur Durchführung des Ausstandes zu 15 Tagen Haft verurtheilt wurde) frei. Dieses Urtheil ist um so wichtiger, als die italienischen Richter sonst nicht die Gewohnheit haben, die für ihre Unabhängigkeit käm pfenden Arbeiter zu schonen und ihnen die gleichen Rechte wie den Arbeitgebern zuzugestehen. Das Mailänder   Gericht erkennt unumwunden das Recht der Arbeiter, sich zur Vertheidigung ihrer bedrohten Interessen zu vereinigen, an und stellt damit zwei von der Polizei stets bestrittene Rechte: das Vereinigungsrecht und das Recht der Arbeitseinstellung fest. Die glückliche Lösung der Angelegenheit ist zum großen Theil der festen und würdigen Haltung der Mitglieder des Tarifausschusses und des Streit ausschusses wie der feiernden Arbeiter überhaupt zu danken.

Großbritannien  .

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London  , 14. April. Die neueste, vom großen Reichskanzler" in Szene gesetzte Rücktrittsposse hat uns ausgestoßenen Kinder der Mutter Germania   viel Spaß gemacht und umsomehr interesfirt, als ohne Zweifel unser Adoptivvaterland keinen geringen Antheil an der Entstehung des heiteren Schauspiels hat.( Der Hauptgrund ist aber zweifelsohne östlicher zu suchen. D. R.  ) Denn, gleich einem Theil der deutschen   Presse zu glauben, daß ein an und für sich so unbedeutendes Ereigniß, wie die im Bundes­rathe erlittene Niederlage bei der ziemlich unwichtigen Quittungsstempel­Vorlage den Unentbehrlichen" in solche Bewegung gesetzt haben solle, deutet einen Zustand von Leichtverdaulichkeit an, deren ich den, in Bezug auf Aufnahme der heterogensten Brocken sehr leistungsfähigen deutschen   Magen trotzdem nicht für fähig gehalten hätte. Die Thatsache ist, daß diese Donnerwettersterle von Engländern mit einer brutalen Nichtberücksichtigung der Herzenswünsche sehr erlauchter" Persönlichkeiten, hier sowohl als auf dem Festlande, wieder einen jener ungezogenen Streiche verübt haben, wie sie bei diesem, in polizeilicher Erziehung etwas vernachlässigtem Volke zuweilen vorkommen. Es hat nämlich eine miß­liebige Regierung gestürzt und dem getreuen Alliirten Bismarcks, sowie der ganzen europäischen   Reaktion, Beaconsfield  , den Laufpaß gegeben. Diese Grobheit des englischen Volkes ist es, welche den zartfühlenden Kanzler aufs schmerzlichste berührt, und ihn veranlaßt hat, die unerwartete Zerstörung seiner theuren Völkerknebelungs- Pläne in stiller Zurückgezogenheit zu betrauern. Wäre Beaconsfield   am Ruder geblieben, dann hätte er mit seiner treuen Schaar von Konservativen, die ihm folgten wie die Schafe des Panurge dem Widder, ehrlich mitgearbeitet, um überall eine solche Ruhe herzustellen, wie in Warschau  ! Und nun haben die eng­lischen Wähler ihr Veto eingelegt. Da liegt der Haase im Pfeffer! Es ist nun sehr ergötzlich, in dem von Bismarck   direkt inspirirten Berliner  Organe zu lesen, wie dem Beaconsfield   sehr naiv der Rath gegeben wird, das neue Parlament in aller Gemüthlichkeit wieder nach Hause zu schicken und ein ihm( Beaconsfield   oder Bismard?-) günstigeres wählen zu laffen. Das Studium der englischen Geschichte und Sitten scheint der Kanzler des deutschen Reiches doch etwas vernachlässigt zu haben, sonst würde er wissen, daß es ein etwas gewagtes Unternehmen ist, englische Volksvertreter à la Louis XIV.   oder à la Bismarck behandeln zu wollen. Denjenigen, die es versuchten, hat man schon den Kopf vor die Füße gelegt, eine Gewohnheit, die auch anderwärts zur Nachahmung an­zuempfehlen wäre. Bekanntlich ist Beaconsfield  , ein großer Bewunderer Bismarcks und seiner glorreichen Thaten", und die Lorbeeren des Blut­und Eisenmannes ließen ihn nicht schlafen. Ruhm und Pulverdampf, zäsarische Herrschaft, Beschneidung der Volksfreiheit, Organisirung einer internationalen Polizei, und die vielfältigen anderen schönen Errungen­schaften, die so unendlich viel zum gegenwärtigen glücklichen Zustand Deutschlands   beigetragen Tag und Nacht schwebten sie Beaconsfield  als Ideale vor, die zu erreichen er rastlos bemüht war, und deren Segen er aus vollem Füllhorn über Großbritannien   auszuschütten hoffte. Und nun ist diese ganze Herrlichkeit, womit ein ganz erklecklicher Anfang ge­macht war, zu Ende und das Kartengebäude des Zäsarismus mit einem fräftigen Volkshauche zu Boden geworfen; und die europäische Reaktion hüllt sich in Sack und Asche.  - Aber was mich am meisten in Erstaunen setzt, ist die sinnlose Art, womit der Chor europäischer Reaktion, den Kapellmeister Bismarck   an der Spize, seinen Liebling Beaconsfield   mit seienr Löwentate selbst todtschlagen half. Und diese Leute nennen sich feine Diplomaten! Daß Beaconsfield   dumm genug war, die ihm günstige Meinung der reaktionären Regierungen als einen Empfehlungsbrief zum Vertrauen des englischen Volkes zu präsentiren; daß die deutschen   und österreichen Regierungsorgane etwas gar zu aufdringlich und naseweis empfahlen; daß der Kaiser von Desterreich sogar so weit ging( von einem Habsburger läßt sich freilich nichts Gescheidteres erwarten), persönlich die englischen Wahlen dadurch beeinflussen zu wollen, daß er öffentlich in beleidigender Weise sich über Gladstone äußerte: all dies hat nicht wenig zum Sturz des ersteren und zum beispiellosen Sieg des letzteren und der Liberalen beigetragen. Die englischen Wähler sind etwas mißtrauischer gegen griechische Geschenke wie die weiland Trojaner, und mit einer gewissen Logik sagten sie sich: Ob Bismarck   oder Franz Josef mit unserer Regie­rung zufrieden sind, darum scheeren wir uns einen Pfifferling; die Haupt­sache ist, daß wir mit derselben zufrieden sind; da wir aber weder einen preußischen noch einen österreichischen Minister, sondern einen englischen haben wollen, so geben wir Beaconsfield   den Laufpaß und nehmen Gladstone. Je mehr dieser Euch verhaßt ist, desto lieber ist er uns." Hätten Bismarck   u. Co. etwas mehr Taft besessen, vielleicht brauchten sie

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und

jetzt nicht mit so außerordentlich verblüfften Gesichtern dazustehen, als ob ein geflügelter Elephant vor ihren Angen vorbeiflöge. Ich habe ziemlich gute Gelegenheit, die öffentliche Stimmung hier kennen zu lernen, von Hunderten von Leuten hörte ich die Bemerkung machen, man wolle es den anmaßenden Reaktionären Europas   zeigen, was es heiße, sich in aufdringlicher Art in ihre inneren Angelegenheiten einmischen zu wollen. Und sie haben es gezeigt. Wäre Bismard der seine Diplomat, für den man ihn hält, so hätte er der Reptilienpresse das Losungswort gegeben, schonungslos seinem Schützlinge den Krieg zu machen, und Gladstone empfehlen; vielleicht hätten sich die Briten   dann täuschen lassen. Schmeichel haft ist es gerade nicht für den Kredit des großen Mannes" bei dem freiheitliebenden englischen Volke, daß man nichts mit ihm zu thun haben will. Er hätte dieß aber wissen, und sich nicht so täppisch benehmen sollen. Um einen kleinen Beweis zu geben, wie weit es schon unter Beaconsfieldischer Regierung mit gegenseitigen freundschaftlichen Polizei Handlangerdiensten gekommen war, will ich aus der Objektivität hinaus treten, und subjektiv werden, wie die Philosophen sagen. Dem Aus weisungsbefehl, den ich in einer Ihrer früheren Nummern besprach, war ein Empfangschein Formular beigefügt, welches man mich in aller un schuld ersuchte, mit meiner Unterschrift versehen, zurückzusenden. Wahr scheinlich hielt mich die hochweise Polizei mit einer ebenso starken Dosis von Naivität begabt, wie die, welche sie selbst auszeichnet, um voraus zusetzen, daß die deutsche Regierung einen Werth von 20 Pf. für mich besitze. Also, anstatt für den Wisch Porto   nach Deutschland   zu zahlen, stecke ich mir gemüthlich eine Pfeife damit an. Acht Tage hernach kömmt ein Beamter vom hiesigen Generalpostamte mit der Mittheilung, die deutsche Regierung habe dieselbe ersucht, ihr von mir einen Empfangschein für einen abgesendeten registrirten Brief zu beschaffen. Ich erklärte dem selben, da der Briefträger von mir die richtige Ablieferung bescheinigt erhalten habe, sei dieß Alles, was die Post zu verlangen habe. Wolle das Postamt an die deutsche Regierung darüber berichten, so könne man schreiben, dieselbe werde balt den Empfangschein erhalten, wenn auch auf eine andere Art, als man erwarte. Wieder acht Tage nachher kömmt derselbe Beamte, zeigt mir ein Schreiben vom preußischen Ministerium, worin der Generalpostmeister( hat Kabinetsministerrang) sehr dringend gebeten wird, einen beigefügten Empfangschein von mir unterschreiben zu lassen. Um den Kerl los zu werden, unterzeichnete ich den bedeutungs losen Wisch, frug aber, seit wann es denn Gebrauch sei, daß eng lische Beamte dazu verwendet wirden, Polizeidienste fürs Ausland zu thun? Die Antwort ist man mir noch schuldig. Das ist zwar eine Klei nigkeit, aber es kennzeichnet die Situation. Unter feiner anderen Admi nistration, als der Beaconfields würde es die deutsche   Polizei auch nur gewagt haben, ein solches Gesuch zu stellen.

Rußland.

S. K.

* Einem interessanten Brief unseres Bruderorgans Egalité  " ent nehmen wir Folgendes: Außer der revolutionären Empörung zerstört noch ein anderer Feind lautlos die Gesundheit und die Kraft Rußlands  . Vom schwarzen bis zum kaspischen Meer und in allen südöstlichen Provinzen für nichts, weil sie es nicht mehr zu erhalten vermögen; und tausende herrscht Hungersnoth. Die Bauern verkaufen Vieh und Geflügel fast von Bauern verdingen sich als Taglöhner nicht für einen, wenn auch noch so geringen Lohn, sondern lediglich für ein elendes Mittag- oder Abendessen oder ein Stück schwarzes, aus Haidekorn, Roggenmehl und Heu, noch Korn, noch Bauholz. Die Landbevölkerung verläßt die Dörfer Häcksel hergestelltes Brod. Auf den Märkten sieht man nirgends weder und häuft sich in den Städten des Südens an: Stumm und zitternd vor Kälte und Hunger umgeben sie die Häuser derer, welche sich im glücklichen Besitz von Nahrung und Wärme befinden, und thun ihnen auch bisweilen Gewalt an. So haben 40,000 Bauern sich Saratoffs be mächtigt und im Verein mit 30,000 dortigen Bettlern die Zemstvo( eine Art Provinzial- und Ständeversammlung) gezwungen, die Unterstützung der Regierung für die Nothleidenden anzurufen. In der Provinz von Samana war die Heuernte im vorigen Jahr eine überaus schlechte und die Dorfgemeinden verkauften deshalb ganze Viehheerden für eine Note von 100 Rubeln oder tödten sie mangels an Käufern oder geben sie bis zum Frühling einigen reichen Besitzern zur Verpflegung, welche alsdann den größten Theil für ihre Mühe behalten. Viele Zemstvos haben von dem National- Ackerbau- Fonds Hilfe verlangt. Einige reiche Körperschaften haben jedem nothleidenden Bauer ihres Kreises eine Gabe von 25 Rubeln gegeben und eröffnen während des Tages Volksküchen und während der Nacht Schlafhäuser.- Ueber alledem erscheinen auch die Wölfe   in großer Anzahl. Während der Nacht kommen sie einzeln oder paarweise bis in die Straßen der Städte, tödten Kühe, Kälber und Pferde, stürzen ſich auf die Schafherden und zerreißen hunderte. In dem Gouvernement Moskau   wurden sogar Menschen von ihnen getödtet oder verwundet. Sie verscheuchen die in die Zemstvo  - Freischulen gehenden Bauernkinder und in vielen Kreisen schließen Bauern und Gutsherren, froh, eine gute Ausrede zu haben, die Schulen, welche niemals offen sind.... Armes Rußland  ! Ein Ereigniß von Bedeutung trug sich während des März in Kijew zu, nämlich eine Revolte der Arbeiter der Eisenbahnwerkstätten, in welchen mehr als 1500 Arbeiter beschäftigt sind. Infolge des Gerüchtes von der Verminderung der Arbeiterzahl und des Arbeitslohnes, sowie infolge eines Streites zwischen einigen, Arbeitern und einem Aufseher, standen die Waggonarbeiter auf, bemächtigten sich der Zentralmaschine und gaben das Signal zur allgemeinen Arbeitseinstellung. Die Arbeiter bewaffneten sich mit allen möglichen Instrumenten, Stangen u. s. w.; die Werkstätten waren in ihrem Besitz. Unter diesen Umständen mußten die Behörden, wollten sie es nicht zu einem Sturm kommen lassen, nachgeben; und der frühere Zustand wurde wieder hergestellt, worauf die siegreichen Arbeiter wieder an ihre Arbeit zurückkehrten. Es ist von Bedeutung, daß unter den fünf großen Tumulten, welche seit 1871 aus größeren Städten ge meldet wurden, vier auf kleinrussischem Boden spielten: in Odessa  , Charkow  , Rostow   am Don und Kijew.

Briefkasten

der Expedition: Wegen Raummangels können die Fonds" sämmtlich nur allmonatlich quittirt werden. Redaktionsschluß spätestens Mittwoch Mittags vor Ausgabe des Blattes. Tz. Brfil: Fcs. 10. Ab. I. Qu. erh. Sammellisten später. Flgbl. abgg. Redat tionnelles vorgemerkt. Barba: M. 15.- erhalten. Alles Weitere vor gemerkt. Flgbl. abgg. urd weiters in Aussicht.

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Arminius  : Erste Sdg. an G. H. erfolgt. Alles in Ordnung, Weiteres kommt. B. B. Rsstr. 24: M. 15.20 erh. und It. Bf. verwendet. Sdg. abgg. ††† Himmeldonn--: Am 20. ds. 1 Bfr. für Dich durch A ab geg. hoffen dort und besorgt. fld.: M. 45. Ab. 1. 2 Rsdrfr. und 13 dortige p. II. Qu. hier. Haben aber doch 16 dor tige und einen von B. zu kriegen; brfl. mehr.

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Ph. Leber

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D. Peter. St.: Für 1 Zigarre M. 4.75 und M. 1.50 f. d. Flugschft. F." quittiren vorläufig

hier. Bf. v. 12. am 15. hier. Inhalt besorgt.

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fl. 2. für II. Qu. und F. Fonds verwendet. Ab. II. Qu. und F. F. erh. Weiteres richtiggestellt.

A. Ly-- 13.: 5. W.

W. P. Mbg.: M. 5.

3. W. fl. 4. Ab. II. Qu. und Schrft. erh. Weiteres folgt. Verviers  : Fcs. 4.50 à Conto hier. Sdg. bewirkt.

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F. G.

V. W.- ensors. Dr. Eisele: M. 30. erh. M. 10. v. A. Sch. Abrg. am 23/3 dort ab, am 25. Abds hier eingetr. Briefl. durch Ky. am 20 ds. Weiteres berichtet. dur: Am 20. ds. Bf. an J. Ths. abgg. Hoffentlich alles Gut dort und in Arbeit. F. G. und W. R. au: M. 12.25 erh. und nach Vorschr. benützt. E. K.- m a/ Rh.: M. 6. Ab. und Flgbl. erh. Alles folgt. J. A. P.  : M. 33. Ab. Cto. erh.

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Peter

Wal

K. Tsch.-g.: M. 5.60 Ab. II. Qu. und Schft erh.-.80 Pf. bleiben davon für Flgbl.:

f. Vermittlung und Anerbieten.

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J. R. und Sch.

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Fb.

Br. Brüssel: M. 3.- für Frde. A. O." erhalten und besorgt. Dank M. 9. 3 Ab. II. Qu. durch Ds. erh. C. F. R.: M. 5.-, wovon f. d., 4000 Mehlgötzen" erh.: Ab. II. Qu. besorgt.

M. 2-

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N. York: P. K. vom 5 p. erh. Weiteres dankend vorgemerkt.

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U. a. D.:

Dr. St.

J. A.

K.: M. 3.- erh. und somit I. und II. Qu. geordnet. N. hat nur für sich bezahlt und 2 Expl. nach St. G. erhalten. Jetzt also Alles in 0.-H.: Fes. 22.89 durch C. hier. Fcs. 8.50 hievon a. d. Tagw. ausbez. 4 Ab. II. Qu. geordnet. Flgbl. abges.

Ordnung.

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Schweiz. Vereinsbuchdruckerei   Hottingen-   Zürich.