Wer über Politik urtheilen will, muß ein Gelehrter sein; Ihr Arbeiter aber seid geistig Unmündige, dumme Tröpfe! Mit der Politik verdient Ihr keinen Pfennig und werdet noch der hohen Polizei mißliebig. Laßt daher das unnüße Geschwätz über Dinge, die Ihr nicht versteht und die Euch nichts angehen. Die Politit, das Regieren, das kommandiren und Machtgenießen ist die Sache der Großen, der Fürsten , Minister, Beamten, Advokaten, Fabrikanten und Reichen; Eure Sache ist es, zu arbeiten, zu dienen, Steuern zu zahlen, Euer Blut im Kriege zu vergießen, zu hungern und im Uebrigen das Maul zu halten! Was schwätzt Ihr von Noth, schlechtem Verdienst, Arbeitslosigkeit, ungerechten Gesetzen, von Unterdrückung und Ausbeutung an allen Ecken und Enden, von schlechter Staats- und Gesellschaftsverfassung? Seid Ihr doch an allem Eurem Elend selbst schuld. Ihr Arbeiter seid faul, unverschämt, verschwenderisch, wollt Euch göttlicher und menschlicher Zucht nicht mehr fügen und seid mit allem unzufrieden. Da geschieht Euch Back ganz Recht, wenn Ihr von Kaiser und Reich, von Bismard und Polizei, von Arbeitgebern und Geldproßen aller Art gedrängt und gedrückt und geschunden, wenn Ihr nicht nur mit Ruthen gezüchtigt, sondern mit Skorpionen gepeitscht werdet! Kehre zurück, Pöbel, in Deine alten Fesseln, schlage Dir die Flausen von gleichem Recht mit den herrschenden Klassen, von Erlösung aus den Jahrtausende alten Banden, von Freiheit und Glück aus Deinem dummen Kopf und überliefere Dich der Gnade Deiner Herren, der Großen und Reichen!
Das war so ungefähr des acht Seiten langen Papieres furzer Sinn. Daß ein solches Breßerzeugniß den deutschen Polizei- und Regierungsmännern aus der Seele geschrieben war und ihrer thatkräftigen FördeSchicher ſein konnte, ist klar. Und der Verleger der famosen Schrift, der außer dem„ patriotischen" Zweck auch noch einen hübschen Gewinn erzielen wollte," verfehlte in richtiger Kenntniß der heutigen deutschen„ Rechts" verhältnisse auch nicht, sich um diese Förderung, um die hohe Protektion der Regierung zu bewerben. Er sandte das Manuskript an den Polizeipräsidenten von Magdeburg , v. Arnim, indem er es mit folgenden Worten begleitete:„ Ew. Hochwohlgeboren überreiche ich anliegend das Manuskript einer durch den Druck zu vervielfältigenden Broschüre, welche im tonſervativem ginn das Wesen der Sozial demokratie bespricht und deren Anhänger im Interesse des allgemeinen Wohles(!) zu beeinflussen sucht. Ich war gezwungen, Titel und Anfang scheinbar sozialdemokratisch zu halten, damit das Heftchen auch in diejenigen Hände komme, für die es bestimmt ist. Bevor ich dieses Manuskript dem Druck übergebe, lege ich es Ew. Hochwohlgeboren mit der Bitte vor, den Titel zu gestatten(!) und etwaigen durch denselben seitens der Natürlich traf der Verfasser des edlen„ Werkchens" in dem Polizei
daher nicht nur schon am selben Tage die Antwort, daß polizeilich dem Druck nichts entgegenstehe"( man sieht, daß wir bereits wieder auf einem kleinen Umweg zur seligen Zensur gelangt sind!), sondern der ihm zu werden, indem er auf Seite 6 und 7 einige Bemerkungen Polizeipräsident erwies dem Werkchen" sogar die Ehre, Mitarbeiter an
einschaltete.
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den Präsidentenstuhl derselben gesetzt hatte, um sie zu verrathen. Die faktische Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht und die unumschränkte Herrschaft der Eisenbahn- und Bankbarone in den gefeßgebenden und vollziehenden Behörden scheinen uns diese Schlußziehung zu rechtfertigen. Die Säbelraßler scheinen übrigens in ihrem innersten Herzelein-sofern sie überhaupt so was haben haben selber so zu denken, da sie den„ Sozialdemokrat" zu ihren Gegnern zählten, ohne ihn gesehen zu haben. Uebrigens haben die Herren, mit oder ohne Absicht, ihre Statistit auch abgesehen von uns schlecht gemacht. Die « Revue» von Lausanne schreibt: Die fünf Zeitungen, welche gegen das Projekt geschrieben, seien( so sagen die Obersten) zwei sozialdemokratische Blätter in Zürich , der« Nouveliste vaudois>> Truppen ebenſogut paffiren wie diejenige der Zeitungen, so können und zwei ultramontane. Wenn unsere Offiziere die Revue der wir ihrem Scharfblick keine große Bewunderung zollen. Von den waadtländischen Blättern haben sich alle gegen die Toquade ausgesprochen, ebenso der« Democrate » von Delsberg ( welcher schon bei Berathung des Militärgesetzes die Heißsporne mit Kübeln voll Wasser überschüttete). Was die Ultramontanen be= trifft, so prefsiren sie mit dem Sprechen nicht, allein ihre Politik riecht nach Kompromiß, und wenn, wie nicht anders möglich, die Befestigungen mit Hülfe der Ultramontanen erbaut werden, so ge
schieht es auf Kosten der Demokratie und des Fortschritts, und dann können gewisse Dandins, indem sie Befestigungen auf ihrem Bauch errichten sehen, ausrufen:« tu l'as voulu!»>
Wir zitiren diese Stimmen gerne zur Erinnerung, daß der Entſcheid nicht bei einem Halbbußend Obersten , sondern beim
Bolt liegt.
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* Als neuestes Ereigniß der genialen" inneren Politik Bismarcke und ein Markstein der staatlichen Entwicklung Deutschlands liegt jetzt der lange besprochene aber gegen die Bermuthung aller Parteien ausgefallene Gefeßentwurf zur Einleitung des Endes des berühmten Kulturkampfes", die Vers ordnung über die Benüßung des neuregulirten Weges nach Canossa vor. Wir haben keinen Raum, um unsere Leser mit den Früchten der gesetzgeberischen Weisheit der deutschen Regierung eingehender bekannt zu machen; es ist aber auch gar nicht nöthig, denn wenn man die elf Paragraphen des Ent. wurfes aufmerksam liest, so fommt man zu der Ueberzeugung, daß die ganzen langen Ausführungen eigentlich vollkommen überflüssig sind und wohl durch einen einzigen Paragraphen
im Großen nichts mehr im Wege zu stehen. Man machte fünf- oder Nun schien dem massenhaften Vertrieb, bezw. der Volksbeschwindelung sechstausend Abzüge und versandte dieselben dann mit einer Wiederschleunigen Verbreitung im patriotischem Interesse bei hohem Rabatt." willens waren, den Schwindel ungestraft ausüben zu lassen, sondern Uber man hatte die Rechnung ohne die Sozialisten gemacht, die nicht ersetzt werden könnten:„ Die Regierung hat das Recht, die schnell entschlossen waren, den Stil umzudrehen, den Gegnern die Waffe aus der Hand zu reißen und sie gegen ihre Verfertiger zu kehren. Im Ausgabe desselben an die Buchhändler wurde eine Broschüre hergestellt, welche der vom Polizeipräsidenten privilegirten im Umschlag und auf der ersten und letzten Seite täuschend nachgeahmt war, so daß sie nicht nur auf den ersten Anblick, sondern selbst bei flüchtigem Ueberlesen der nicht aufgeschnittenen Blätter von der reaktionären Schwindelschrift nicht zu unterscheiden war. Im Innern aber fand sich Canossagesetz und die folgenden eine fulminante Brandpredigt gegen die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung", wie es die über diesen gelungenen Streich wüthenden Gegner jetzt nennen. Die Genossen finden dieselbe ihrem wesentlichen Inhalt nach in dem Artikel der heutigen Nummer An das deutsche
Volk!"
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Maigesetze zu beachten oder zu ignoriren ganz nach ihrem ganz nach ihrem Belieben." Gegen Uebertretungen der Maigesetze darf nur der ( von der Regierung befehligte) Oberpräsident Klage erheben, die gerichtlich abgesetzten Bischöfe können durch die Regierung wieder eingesetzt werden u. s. f. alles nach administrativer Willkür. Man sieht, es ist System in der inneren Politik Bismarcks: das Sozialistengesetz, die indirekten Steuern, das die Regierung hat das Recht, die Geseze zu beobachten oder nicht, ganz nach ihrem Gutdünken zu handeln; und alles das vollkommen, verfassungs
und gesetzmäßig". Was diese Verfassungen boch für eine schöne
Einrichtung sind für findige Staatsmänner!
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Das Interessanteste ist übrigens, daß die katholische Pfaffenschaft, welcher der Appetit im Essen kommt, das Angebot der Regierung furzweg abweist, oder doch vorläufig sich anstellt, als ob es für sie unannehmbar wäre. Welches Schicksal die Vor
Abzügen zur gleichen Zeit wie ihre reaktionäre Doppelgängerin ausDie so ausgestattete sozialistische Broschüre wurde in etwa 25,000 gegeben und gelangte, da sie allenthalben für die polizeilich befürwortete Schrift gehalten wurde, unter dem Schuh der Polizei ungehindert, ja zum großen Theil an Stelle der letzteren in ganz Deutschland zur Messer geschnitten und selbst den Sozialisten einen vortreff haben wird, läßt sich noch nicht berechnen Verbreitung, so daß sich die überschlaue Polizei mit ihrem eigenen lage demnach in dem neuzusammenberufenen preußischen Landtag lichen Weg zur Propaganda im deutschen Volk geliefert
spielt da doch
hatte! Und wie gründlich derselbe ausgenützt werden konnte, zeigt die so viel hinter den Koulissen. Was uns betrifft, so haben wir
nicht allzuviel Jnteresse an der Sache. Schaden fann uns der
Ausgang weder so noch so, vielmehr wird er auf alle Fälle zur Zersetzung und Versumpfung der Parteien und Verhält- zu unserem Nußen.
Thatsache, daß die weise Behörde erst jetzt, nach mehr als zwei Monaten, auf die Sache gekommen ist und zum Verbot schreiten fonnte. Und sauer genug ist ihr letzteres geworden; denn wie die sozialistische Nahrung verbieten, ohne die ganz gleiche reaktionäre mitzutreffen? niffe wesentlich beitragen, Das Verbot vermag denn auch kein anderes äußeres Kennzeichen anzugeben, als daß die Farbe des Umschlags hellroth statt blaßroth" sei. Wie viele Polizisten werden aber entwickelten Farbenfinn genug haben, um diese heitle Unterscheidung machen zu können? Da wird wohl am Ende nichts übrig bleiben, als daß die Regierung den ganzen Wortlaut der verfehmten und doch so schwer faßbaren Schrift zum Abdruck bringt. Wenn sie das aber nicht will, wird die sozialistische Brandschrift" im gegnerischen Gewande wohl noch lange in Deutschland Verbreitung finden und das„ konservative Interesse", wie das besondere Interesse des reaktionären Magdeburgers gleich schlechte Geschäfte machen.
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Im ganzen sozialistischen Lager erschallt selbstverständlich ein Hohn so gründlich und schmerzlich hineingefallen ist Die von den Reaktiogelächter über die weise Polizei, die in die Andern gegrabene Grube selbst nären angegaffte sozialistische Findigkeit" dürfte aber damit ihr Ende noch nicht erreicht haben, sondern durch den erzielten Erfolg nur zu weiteren Unternehmungen angespornt werden.
Sozialpolitische Rundschau.
einiger Zeit ventilirten Frage der schweizerischen Landesbefestigung Republikanischer Militarismus. In der seit haben eine Anzahl Ober- Kriegsgurgeln das Verhalten der Blätter in dieser Hinsicht statistisch rubrizirt. Dabei heißt es:„ Die zwei in Zürich erscheinenden sozialdemokratischen Organe bekämpfen mit aller Entschiedenheit das Projekt"; wozu die Züricher Post" bemerkt, der Sozialdemokrat" habe sich in der Frage ihres Wiffens gar nicht ausgesprochen. Es ist richtig, daß wir uns bamit bis jetzt nicht beschäftigten, weil die Frage für ein inter nationales Organ der Sozialdemokratie von sekundärer Bedeu tung ist. Wenn wir aber bei dieser Gelegenheit unsere Meinung furz sagen sollen, dann ist es die:
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th. Reutlingen , 19. Mai. Sechs Mann hoch: ein Amtsrichter nebst Schreiber, der Stationskommandant mit zwei Gendarmen, sowie der Polizeiwachtmeister drang heute früh gegen 8 Uhr die heilige Hermandad in die Wohnung unseres Gen. Fehleifen ein, um sofort das ganze Haus von oben bis unten aufs sorgfältigste durchzustöbern. Ein mitgenommener „ Reichsbürger ", sowie eine Leipz. Volkszeitung" vom vorigen Jahre wurden am Abend desselben Tages zurückgegeben; behalten wurden einige Handschriften des Delinquenten, sonst wurde Nichts gefunden. Wie es scheint, handelt es sich um Verbreitung eines„ Ungeziefer- Tod" betitelten Flugblattes und wird die morgen den 20. ds. in Tübingen stattfindende Untersuchung wohl Näheres zu Tage fördern. Viel Worte über eine im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Deutschland alltägliche Geschichte zu verlieren, wäre lächerlich. Es soll blos konstatirt werden, welch ekelhaftes, schuftiges und erbärmliches Gesindel die niederen Polizeihunde find. Hatte z. B. der Amtsrichter schon sämmtliche Kinderspielzeuge, Schulranzen, Betten, Dienstbotenschränke, Nachttische, schmutzige Wäsche u. dergl. u. dergl. untersucht, namentlich auch die Wände gemessen und deren Resonanz geprüft, hatte der Stationskommandant mit seinem langen Spieß die größten Staubwolfen unter den Kästen hervorgezaubert: so entdeckte sicher der naseweise Schreiber noch irgend einen vergessenen Winkel, auf welche er die Aufmerksamkeit seines Vorgesetzten lenkte. Nur zu gut ist männiglich bekannt, daß Jedermann auch hat einmal einen Hang zum Kitchenpersonal". Doch nicht um holde Minne war es dem wackern Gesellschaftsretter zu thun, der mit raschem und fühnem Griff sich eines vom Feueranzünden auf dem Boden der Küche liegen gebliebenen, geheimnißvoll zusammengeknitterten Papierchens bemächtigte, sondern schon mehr um eine allerhöchste Belobigung oder gar um eine Medaille, oder einen Orden! Die Untersuchung des Kellers war eben beendigt, als der dicke Wachtmeister einen Spalt in der Mauer entdeckte und, nachdem er einen Haufen Kartoffeln mit seinen Elephantenhufen zertreten hatte, in das kahle und feuchte Gemäuer, leider mit getäuschten Hoffnungen, hineinleuchtete. Wozu der Stationskommandant sein Gewehr bis unter die oberste Dachlucke, sowie in den untersten Keller mitschleppte, bleibt wohl ewig ein Räthsel. Zu bedauern war Frau Fehleisen, welcher an diesem Morgen auf Schritt und Tritt einer dieser vom Staate bezahlten faullenzenden Spione nachfolgte!
bielmehr die reinste Jronie, so lange man bas Asylrecht schändet, Beberbezirken. Und die Lage ist in der That etwas besser geworden, insofern
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Die Landesbefestigung wird der Schweiz nichts nützen, ist die wahren Republikaner des Auslandes ihren Feinden ausliefert, gemeinsam mit den Kaisern und Kartätschenprinzen die republifanische Bewegung in den Nachbarländern die beste Ver= theidigung der Schweiz gegen monarchische Gelüste von Außen- nieberbrüdi. Bei dieser Sorte Politik würden die Befestigungen vielmehr für das Schweizervolt das werden, was die vom föniglichen Minister Thiers begründeten Befestigungen von Paris für beß letteren Einwohner wurden, als dieselben die Republik gegen ben gleichen Thiers vertheidigen wollten, der sich unterbessen auf
H. M. Aus dem Mülsengrund, 18. Mai. Seit einiger Zeit ist es still geworden von der früher viel besprochenen Noth in unseren nämlich die Arbeitsgelegenheit nicht mehr so selten wie frither ist. Bei uns fehlt es jetzt an Arbeit keineswegs, aber einen Lohn gibt es nicht; denn eine so niedrige Bezahlung, wie wir sie haben, kann doch nicht wohl ehrlicher„ Lohn" genannt werden. Der Verdienst ist so schlecht, daß wir die ganze Woche, Sonntags wie. Werktags, täglich 14-16 Stunden arbeiten müssen, wenn wir nur trockenes Brod schaffen wollen; an Fleisch und andere, wenn auch noch so bescheidene, Genüsse kann gar nicht gedacht werden. Daß trotzdem mit einem gewissen Recht von einer Besse rung" gesprochen werden kann, kennzeichnet das Elend dieses Winters und zugleich eine Gesellschaft, in der solche Dinge zur Alltäglichkeit gehören, am besten.
Defterreich- Angarn.
* Der Vereinigungstongreß der ungarländischen Sozialisten hat trotz des willkürlichen Verbotes der Regierung zu Pfingsten in Budapest stattgefunden und ist vom besten Er: folg begleitet gewesen. Die Vereinigung der bisher in zwei Fraktionen gespaltenen ungarländischen Sozialisten wurde fast einstimmig( 107 gegen 3 Stimmen) angenommen, und das Gleiche war mit dem von Mitgliedern beider Richtungen ausgearbeiteten Programm, welches die Umwandlung von Grund und Boden wie aller übrigen Arbeitsmittel in gesellschaftliches Eigenthum behufs Abschaffung des Lohnsystems und Einführung des genossenschaftlichen Arbeitssystems" an die Spitze stellt, der Wahlrecht; wissenschaftlichen unentgeltlichen Volksunterricht; AbFall. Die weiteren Punkte des Programms fordern: Allgemeines schaffung des stehenden Heeres; Trennung von Kirche und Staat; volle Vereins, Versammlungs- und Preßfreiheit; Rechtsprechung durch das Volk; einzige progressive Einkommenssteuer; Normalarbeitstag; Verbot der Kinder- und Beschränkung der Frauenarbeit; wirksame Haftpflicht und Arbeiterschutz- Gesetze; strenge Bestrafung der Lebensmittelverfälschung; Regelung der Gefängnißarbeit; Arbeits- Schiedsgerichte; staatliche Arbeitsnachweisbureaus; Berstaatlichung aller Verkehrsmittel; Uebergang aller Knappschafts-,
Fabriks und sonstigen Werkskaffen an den Staat; Aufhören der Veräußerung und Verpachtung von öffentlichen Gütern und Uebergang derselben an Produktivgenossenschaften; Aufhebung der Zahlenlotterie; progressive Erbschaftssteuer. Die weiteren Beschlüſſe beſtimmen die Herausgabe eines deutschen und magya
rischen Parteiorgans, sowie von Flugschriften in beiden Sprachen, die Gründung einer Agitationskasse, die Beauftragung des Kons greßpräsidiums mit Abfassung und Verbreitung eines Manifestes an das Volk Ungarns und die Ausarbeitung einer Parteiorga nisation. Zahlreiche Begrüßungsschreiben aus allen Theilen Desterreich- Ungarns , sowie von der Redaktion des„ Sozialdemokrat" namens der deutschen Sozialdemokratie waren eingegangen. Die
Polizei versuchte, da sie den Kongreß nicht zu hindern wagte, ihm wenigstens möglichst viele Schwierigkeiten zu bereiten und mengte sich alle Augenblicke in die Verhandlungen. Ihr ganzer Erfolg bestand indessen darin, daß sich die geeinigte Partei ins folge des willkürlichen Verbotes der anwesenden, im Namen der Regierung handelnden, Polizeier statt, Sozialdemokratische Partei Ungarns " die offizielle Bezeichnung ,, Ungarländische Allgemeine Arbeiterpartei" gab, wodurch selbstverständlich in der That nichts geändert, und die Partei kein Jota weniger sozialistisch wird. Die ganze oppofitionelle Presse verhöhnt die Regierung wegen dieser Lächerlichkeit; die Regierung ist aber über diesen Mißerfolg wüthend und weiß die Sozialisten nicht besser zu bekämpfen, als indem sie dieselben in Berechnung auf den magyarischen Chauvinismus, Germanisatoren" nennt, um dadurch den Rassen haß zwischen Deutschen und Magyaren zu schüren, was sie aber nicht abhält, in demselben Athem nach einer ungarischen Ausgabe des Bismard'schen Sozialistengeseßes zu schreien. Unsere Genossen aber werden sich selbstverständlich weder durch diese noch durch sonstwelche Mittel der Gegner an der eifrigen Verfolgung ihrer Ziele hindern lassen.
* Am 16. und 17. bs. fand zu Brüssel der Jahres kongreß der sozialistischen Arbeiterpartei Bel giens statt. Derselbe faßte folgende Beschlüsse: 1) Der General rath( Vorstand) wird für ein weiteres Jahr in Gent ſein; nach drei Monaten wird in Antwerpen ein Kongreß zusammentreten, der über Aenderungen der Organisation zu beschließen hat. 2) Es soll eine lebhafte Agitation für Aenderung der Hilfs
kaffengefeße ertfaltet werden; auf Januar 1881 wird ein 21gemeiner Bergarbeiter- Kongreß einberufen. 3) Es soll eine Schrift über die gesundheitlichen Verhältnisse der Werkstätten auf Kosten der Partei herausgegeben und vertheilt werden. 4) Die Partei fördert die Errichtung von Produktivgenossenschaften als vortheilhaft für die Arbeiter, ist aber zugleich weit entfernt, von denselben die alleinige Lösung der sozialen Frage zu erwarten. 5) Die Frage der Arbeitseinstellungen ist auf den nächsten Kongreß verwiesen und wird dieselbe bis dahin von zwei bazu beauftragten Genossen eingehend studirt, und werden die Ergeb. nisse dieser Untersuchung in einer auf Parteitosten erscheinenden Schrift veröffentlicht werden. 6) Thatkräftige Agitation für das allgemeine Wahlrecht. Einberufung eines sozialistischen Weltkongresses. 7)( siehe den Artikel dieser Nummer Proletarier aller Länder vereinigt euch!"). 8) In der Streitfrage der deutschen Sozialisten( über Zulassung der in Brüssel bestehenden Gruppe der " Freiheit"-Richtung zu belgischen Arbeiter Organisationen) be schloß der Kongreß: daß jede Bruppe fremdländischer Sozialisten ohne Rücksicht auf ihre Stellung in ihrer heimathlichen Partei zu zulassen sei, sofern sie nur Programm und Taktik der belgischen Partei nicht zuwiderhandle. Der Kongreß lautet der Be : schluß dann weiter wörtlich läßt die beiden deutschen Gruppen in Brüssel trotz ihrer Meinungsverschiedenheiten zu; aber er bebauert zugleich die Zwiftigkeiten, welche zwischen den deutschen Sozialisten bestehen und mißbilligt( blàme) die Art der Polemik, wie sie die Freiheit" übt." Dieser Tadel wurde mit 18 gegen 8 Stimmen beschlossen.
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* Die thiers- gambetta'sche Bourgeoisrepublik arbeitet folgerichtig ganz mit denselben Mitteln fort, mit denen sie begonnen. Verrath, Mord, Unterdrückung das ist die Geschichte ihrer Haltung gegen das Volt, gegen das revolutionäre Proletariat vor allem: ganz wie das infame Raiserreich; und genau wie dieses, ja fast noch schlimmer handelt die„ republikanische" Regierung auch heute wieder. Am 23. ds. sollte an den Gräbern der zum großen Theil feig ermordeten Kommunekämpfer eine Gedächtnißfeier stattfinden. Die Regierung aber, welche die Veilchenstraußprozessionen der Bonapartisten, die Wallfahrtsdemonstrationen der Ultramontanen und dgl. ungerügt duldet, beschloß sofort, dem Volk die sichtbare Erinnerung an seine Vorkämpfer zu verbieten und jeder Zuwiderhandlung" mit Gewalt entgegenzutreten. Wie sie diesen Beschluß ausführte, zeigt der nachstehende Bericht, auf den wir uns für heute beschränken.