den Eid zu leisten; ich ertheilte ihnen aber den Rath zuvor, auch die übrigen dazu zu bewegen. Nach einigen Tagen erklärten sich Alle einverstanden, mit Ausnahme eines Einzigen. Sie forderten von mir, daß ich mit gutem Beispiele vorangehe, zuerst schwören solle. Ich erklärte ihnen die Worte des Eides und erfüllte ihre Forderung. Nachdem ich den Bauern den Sinn des Eides hatte wiederholen lassen, ging er zur Vereidigung über; bloß der Eine( ein alter Mann) wankte immer noch und nur die dringende Ueberredung der Uebrigen, die zum Theil sogar einen drohenden Charakter annahm, veranlaßten ihn, fich zu bekreuzen und niederzuknien.
Ich verwendete darauf einige Versammlungen dazu, die vom Statut auferlegten Pflichten auseinander zu setzen. Den Plan im Allgemeinen begriffen sie sofort, manche Einzelheiten dagegen nur mit großen Schwierig keiten( z. B. die Bedeutung der Parole). Dafür gaben sie selbst mehrere praktische Winke: Einige mit Hintansetzung der Feldarbeiten verknüpfte Funktionen meinten sie, werde man vernachläßigen; das Trinken werde sicherlich zum Bekanntwerden der geheimen Gesellschaft führen; um letzterem Umstande zu steuern, beabsichtigten die Bauern, sobald die Druschina zahlreicher geworden sei, die Zahl der Schenken durch Gemeindebeschluß zu beschränken. Aus dem Statut erkannten die Bauern, daß die Hauptpflicht eines Mitgliedes in der Werbung von neuen Mitgliedern bestehe; daraus folgerten sie die Nothwendigkeit, sich nach Hause zu begeben. Die Polizei hatte sie schon früher öfters zu bewegen gesucht, die Lustrations akten( für die Parzellirung) zu unterschreiben, resp. unterschreiben zu lassen. Hierbei wird von einem des Schreibens Unkundigen gefordert, entweder selbst unter das betreffende Protokoll ein Kreuz zu setzen oder aber einem des Schreibens Kundigen die Hand zu reichen; die Unterzeichnung durch und mit einem Kreuz wird von den Bauern für religiös bindend gehalten, und hatten die Bauern deshalb auch bisher die Unterschrift hartnäckig verweigert und lieber auf die ihnen im Fall der Unterschrift freistehende Heimkehr verzichtet. Ich erklärte ihnen nur, daß einerseits eine einfache Unterschrift ohne Kreuz", nach dem von ihnen geleisteten Eide keinen bindenden Charakter mehr haben könne; andererseits aber sei unter ihnen kein des Lesens und Schreibens Kundiger, was doch den Erfolg ihrer Thätigkeit als erster Propagandisten der Tainaja Druschina unbedingt hindern müsse. Ich rieth ihnen deßhalb, daß wenigstens einer von ihnen dem Polizeimeister das( scheinbare) Einverständniß mit der„ Barzellirung" und unterschreiben" erkläre, und wenn man dabei kein Kreuz fordere, diese Fiction auch zu vollziehen, aber nur zu dem Zweck, um nach Hause gehen zu können, dort einen Vertrauenswürdigen des Lesens und Schreibens Kundigen in die Angelegenheit einzuweihen und hierher zu bringen. Dazu erbot sich L. Mit Jubel erzählte er mir Tags darauf, daß, bevor man seinen Namen unterschrieben, von ihm weder das Unterzeichnen mit einem Kreuz, noch sogar der Handschlag gefordert worden.
Infolge dessen beginnt sich seit dem Tadelsvotum des belgischen Parteikongresses ein sozialistisches Organ nach dem andern offen Parteifongresses ein sozialistisches Organ nach dem andern offen und entschieden gegen den unverbesserlichen, gewissenlosen Zwietrachtstifter zu wenden. Das niederländische Parteiorgan« Recht voor Allen» legt( Nr. 14 und 15) die Schuld Most's klar dar; die Pariser« Egalité» veröffentlicht in Nr. 22 einen einstimmig gefaßten Beschluß des Redaktionsausschusses, wodurch Most wegen einer mehr oder weniger polizistischen" Notiz*) gegen die Kommunebemonstration des 23. Mai von der bisherigen( nominellen) Mitarbeiterschaft ausgeschlossen wird; der Genter« Volkswil» endlich erklärt( Nr. 12) mit flämischer Geradheit: daß für ihn Most schon längst aufgehört habe, den Namen eines Sozialisten zu tragen, und daß der einzige Play, den er noch ausfüllen könne, der eines Berliner Polizeispions sei."
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Die neueste Nummer( 25) der Freiheit" aber wird den ausländischen Sozialisten die Augen noch vollends öffnen. Wir heben aus der Fülle des in ihr wieder enthaltenen Angriffs, Verläumdungs- und Beschimpfungsmaterials nur dreierlei kurz hervor.
ein in letzter Nummer der„ Freiheit" enthaltener Bericht aus Zürich . Derselbe rührt geständigermaßen von einem Menschen namens Schauffert her, der gar kein Sozialist ist, noch vor kurzem Redakteur eines bayrischen konservativen Blattes war und nach seinem eigenen Geständniß und erweislich zu der Münchener Polizei in Beziehung stand. Dieser Mensch, der noch nicht nachgewiesen, daß er diese Verbindungen gelöst, vor dem deshalb auch die Genossen allerwärts gewarnt werden, wurde aus den genannten und noch anderen Gründen vom„ S.-D.", an den er sich gleich bei seiner Ankunft in der Schweiz herandrängen wollte, kurzweg abgewiesen und als er sich dann durch die Unvorsichtigkeit einiger Genossen in eine Sektion des schweis zerischen Arbeiterbundes, den deutschen Verein zu Zürich , einzuschmuggeln verstanden hatte, von dem Internationalen Arbeiterverein, Sektion Zürich , bis zur Beendigung einer eingeleiteten ge= nauen Untersuchung über sein Vorleben aus den Versammlungen gewiesen, worauf es der saubere Patron vorzog, schleunigst aus dem genannten Verein wieder auszutreten und dadurch der drohenden Untersuchung aus dem Wege zu gehen. Auf die mit einer ebenso pyramidalen Unkenntniß der Thatsachen und skrupellosen Lügenhaftigkeit geschriebenen Ausführungen jenes Berichtes einzugehen, fällt uns natürlich nicht ein; überwiegt doch bei uns wie in den Züricher Sozialistenkreisen der humoristische Eindruck, den er auf jeden der Sache Kundigen machen muß, bei weitem. Aber die Aufnahme der Schreiberei in die Freiheit" zeigt aufs neue, mit welch bodenlosem Leichtsinn und welcher Gewissenlosig= keit Herr Most die Freiheit" jedem beliebigen ihm Unbekannten, Stänker oder Lumpen, öffnet, wenn er nur die deutsche Sozialdemokratie und die mit ihr zusammenhängenden Bestrebungen und Personen anfeindet. Wenn Herr Most da öfters Erfahrungen à la Lehmann- Paris macht, so ist daran gar nichts Wunderbares. Und ein Mensch, der solches thut, hat die Stirne, sich nicht nur einen Sozialisten, sondern den einzig echten Sozialisten" zu nennen und die Arbeiter vor der Verlumpung" der Führer, b. h. aller irgendwie hervortretenden deutschen Genossen warnen zu wollen. Es ist wahrlich Zeit, daß der bisherigen unverdienten Langmuth der Partei gegenüber diesem Treiben ein Ziel gesetzt
werde.
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Man erinnert sich der sympathischen Aufnahme, welche der Beschluß des jüngsten belgischen Parteifongresses auf Einberufung Beschluß des jüngsten belgischen Parteifongresses auf Einberufung eines sozialistischen Weltkongresses zur Vereinigung der Sozia listen aller Richtungen und das dahin gerichtete namens der deutschen Partei erlassene Begrüßungsschreiben des„ Sozialdemofrat" unter den Parteigenossen allerwärts gefunden. Nicht nur die schon früher für eine solche Verbrüderung eintretenden Ge nossen, sondern auch Männer, welche noch vor wenigen Jahren eine Vereinigung für schädlich hielten und ihr aufs entschiedenste widerstrebten, wie Andrea Costa , P. Brousse und andere Anar chisten erklärten sich für den Vorschlag der belgischen Brüder. Herr Most aber erklärt sich sofort, wie gegen jede Vereinigung, jede Zusammenfassung zu einem organischen Ganzen, so auch gegen den Weltkongreß. Und zwar thut er das nicht etwa mit fachlichen Gründen, sondern in seiner gewohnten, lediglich durch persönliche Gründe diftirten Manier. Auf dem Kongreß könne nur zweierlei geschehen: Entweder würden die Vertreter der verschiedenenen Gruppen und Länder ganz kapuzinermäßig über einander herfallen" und von ihren entgegengesetzten Meinungen fein Jota aufgeben: dann wäre der Kongreß ein Skandal und Geldvergeudung. Oder man schließe wirklich einen Verbrüderungspakt und halte ihn, dann verkaufe(!) die sich dem Gesammiwillen fügende Minderheit ihre Gesinnung und alles löse sich in einen " Verlumpungsprozeß" auf. Es bestehe ohnehin schon ein inter nationaler Literatenring"( d. i. der brüderliche Verkehr der sozialistischen Presse aller Länder), vor dem die„ revolutionären" Schriftsteller( nämlich Herr Most) nicht die Segel streichen dürften; die angestrebte liebe Einigkeit" fei nichts als„ Gesinnungslumperei". Die Arbeiter dürfen desDas ist Das ist deſſen war t, nicht zur feſtgeſetzten Zeit nach Tſcherkaſſi kommen. In halb nich für einen solchen Humbug" eintreten. alles, was zu den erhebenden Vereinigungsbestrebungen der Sozialisten aller Länder derselbe Herr Most zu sagen weiß, der die Spalten der Freiheit" nicht oft genug mit dem von ihm ,, verbesserten" kommunistischen Manifest mit seinen goldenen Wor: ten:" Proletarier aller Länder vereinigt euch!" anzufüllen weiß. Könnte fich ein gegnerisches Organ anders ausdrücken? Wer Vergleichgültig fein, ob ein paar Pfaffen mehr oder weniger in stand hat, dente.
Ich war außer Stande, sofort mit L. nach Schabelniki zu gehen. Mit gedruckten Exemplaren des Statuts und der Eidformel ihn versorgend, beauftragte ich 2., selbst zu agitiren und versprach nach 2 Wochen nach Tscherkassi zu kommen, wo 2. mich zu erwarten und ein Versammlungslokal im Voraus vorzubeiten hatte. 2. erwartete ungeheueren Erfolg von der Sache und zeichnete sich überhaupt durch seine optimistischen Anschauungen aus; sanft und vertrauensvoll, liebte er die allegorische Ausdrucksweise; seiner bildlichen Sprache mangelte gewöhnlich die Klarheit, aber gerade diese Eigenschaften wirkten bezaubernd. Der Bauer fügte sich leicht, von der geheimnißvollen Art hingerissen, in welcher 2. den Ausgang aus der qualvollen Lage ihm schilderte. Bei 2. bemerkte ich absolut keine eigennützigen Absichten auf die bevorstehende Betheiligung an der Sache; sein Benehmen zu mir war einfach, enthielt nichts von Erniedrigung gegen die Bedeutung meiner Person, was von den andern Bauern nicht gesagt werden könnte. Mit einem Worte, L. konnte ein ausgezeichneter Propagandist und Agitator, aber kaum ein guter Orga nisator werden.
Ich konnte
unthätig. Zwischen den Gemeindeeigenthümlern, als den am meisten Zusammenhaltenden, verbreitete sich bald genug das Gerücht, daß L. erfreuliche Nachrichten mitgebracht. Die Bauern kamen von selbst und ersuchten ihn einzugestehen". Wohin ihr, Onkelchen, geht, dahin führt auch uns: zusammen haben wir gelitten, zusammen wollen wir auch sterben". In einer finsteren Nacht versammelte er zirka 300 Mann auf einer Steppe, in einem unterwühlten Grabhügel(„ Kosatengrab" genannt). Bei Laternenbeleuchtung las ein Gramotnii( des Lesens und Schreibens Kundiger) das Statut vor und alle 300 wurden daselbst auch gleich vereidigt. Diese Thatsache wurde aber den Beamten schnell bekannt und zwar auf folgende Art: Ein gewissern, fri herr Dorfschreiber, wohnte der Versammlung im Kosakengrab auch bei un wurde, von all dem Gehörten und Wahrgenommenen heftig erschüttert, wahnsinnig. Er meldete sich zum Popen( Geistlichen) und tadelte ihn dafür, daß er die Bauern immer einrede, das Parzellensystem anzunehmen, während der eigentliche Wille des Zaren ein anderer sei. L. habe den richtigen zarischen Utas gebracht und, mit Orden voll geschmückt, mit dem Säbel in der Hand, dem Volke vorgelesen. Wie zusammenhangslos das Geschwätz auch war, merkte doch der Pope, daß im Dorfe etwas Unheimliches passirt. Die Sache kam zur gerichtlichen Untersuchung, aber da die Haussuchungen erfolglos blieben und Niemand die Worte des Unglücklichen bestätigte, wurden letztere einfach als Fieberfantasien Rines Wahnsinnigen aufgefaßt
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Weiter nennt Herr Most in einer Erwähnung der( in unserer heutigen Nummer mitgetheilten) Erklärung der sozialdemokrati schen Reichstagsabgeordneten gegen Hasselmann die Ankündigung, daß diese Erklärung( als Flugblatt) zu Gunsten der Opfer des Sozialistengesetzes verkauft werde, einen„ Speck", d. h. einen Schwindel und Betrug, und fragt höhnisch:... wie viel wohl unter diesem Motto schon zusammengeschnorrt sein mag, ohne daß je eines Menschen Auge eine Abrechnung gesehen hat." Diese Ansführung kann nicht anders denn als eine schamlose Niedertracht und die Krone aller bisherigen Gemeinheiten bezeichnet werden. Man erwäge: Seit Jahresfrist hat Herr Most selbst, d. h. in der Freiheit", noch keinen Pfennig für die Opfer des Sozialistengesetes ge= Pfennig für die Opfer des Sozialistengesezes gesammelt er kennt blos Sammlungen für seine Sonderzwecke, d. h. für die denselben dienende" Freiheit". Nicht genug aber hiermit, sucht er auch noch die von der deut schen Partei gemachten Kraftanstrengungen( bie Sammlungen ergaben ausweislich unserer letzten Nummer bisher über 15,500 Mark) zu verdächtigen und damit zu ver eiteln, so daß, wenn er irgend welchen Einfluß besäße, die Sammlungen geschädigt und die Opfer des Sozialistengesetzes, deren Unterstützung jeder ächte Sozialiſt, ja mancher Ehrenmann einer andern Partei, als eine Gewissenspflicht betrachtet, gänzlich hilflos gemacht würden! Diesen eminenten Polizeidienst zu thun, hindert Herrn Most weber sein angeblich allein echter ( Schluß folgt.) revolutionärer Sozialismus“, noch die ihm wohlbekannte That
Von den in Kijew gebliebenen Mitgliedern in Kenntniß gesetzt, eilte ich nach Schabelnici, um so mehr, da ich den angekündigten Besuch noch nicht gestattet hatte. Zwei Kijewer Mitglieder( die nach L.'s Beispiel ,, des Kreuzes" nicht mehr zu fürchten hatten) sandte ich im Voraus mit einem Rundschreiben an die Druschina im Allgemeinen und an L. im Besonderen; letzteren bat ich, ein geschütztes Versammlungslokal zu besorgen und nach Kijew zu kommen, um mich abzuholen. 2 kam; nach in einigen
seinen Worten hatte mein Schreiben so belebend ürlich war
Tagen die Zahl der Mitglieder auf 500 gestiegen dieser schnelle Erfolg nur ein quantitativer; einige, wie ich mich nachher überzeugte, begriffen das Statut nicht ganz; auch an solchen fehlte es nicht, denen sogar das Ziel der geheimen Gesellschaft nicht einleuchtend war. Diese Letzteren ergaben sich einfach der magischen Wirkung der für den Bauer so bedeutungsvollen Worte:„ Land und Freiheit", und der im Statut erwähnte Name des Zaren wurde von ihnen so gedeutet, daß Jeder, der den bezüglichen Eid geleistet hat, vom Zaren Land und Freiheit bekommen werde. J. S.
* Herr Most hält sein, dem allgemeinen Willen der Partei auf Beseitigung der durch ihn hervorgerufenen und genährten Streitigkeiten entgegengesetztes Troßwort: Keine Aenderung, kein Einlenken, keine Rücksicht, keine Einigkeit- gewissenhaft: das muß ihm der Neid lassen. Seit er in der Schweiz gewesen, wo ihm vor öffentlicher Versammlung in Zürich in sechs Nachtſtunden so nachdrücklich die Wahrheit gesagt wurde, daß er vollkommen niedergeschmettert war und trotz seiner bekannten Redekunst kein Wort der Rechtfertigung zu finden mußte; seit er unter dem vernichtenden Eindruck der traurigen Rolle, die er als Angeklagter da gespielt, wo er als Ankläger aufzutreten sich vermessen, auf einen Augenblick mit dem Muth auch den Trotz vergessen uud sich Zeit zur Ueberlegung erbeten hat: seitdem treibt er es ärger als je zuvor. Eine Nummer überbietet die andere an wüthendsten Ausfällen nicht nur gegen die deutsche Sozialdemokratie und die einzelnen deutschen Parteigenossen, sondern gegen die sozialistischen Bestrebungen und Parteien aller Länder, soweit sie sich nicht mit seinem Thun und Treiben unbedingt einverstanden zeigen. Letzteres ist aber schon seit langem seitdem die ausländischen Genossen durch den Sozialdemokrat" zur Beurtheilung der Sachlage in den Stand gesetzt sind immer seltener der Fall gewesen und hat in letzter Zeit, nachdem die schroffe Abweisung des vom„ Sozialdemokrat" angenommenen Vermittlungsvorschlages und das jeder Rücksicht ledige Auftreten Most's für jeden auch noch so Fernstehenden vollständige Klarheit über den Hort der Zwietracht geschaffen, ganz aufgehört.
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sache, daß die Unterstützungen aus dem genannten Fonds bisher gänzlich ohne Rücksicht darauf gegeben wurden, ob der Unterstüßungsbedürftige im Dienste der Partei oder bei den der= selben meist fremden Agitationen der Freiheit" zu Schaden getommen war. Sollte Herr Most das auch gleich manchem andern vergessen haben, so möge er sich z. B. einmal nach den Aufbringern der Kosten des Altonaer Freiheits"- Prozesses sowie nach den an seine nächsten Mitarbeiter geflossenen Unterstützungen erkundigen. Doch weiß ja Herr Most natürlich sehr wohl, was es damit sowie mit der Verrechnung der Sammelgelder und manchem andern für eine Bewandtniß hat, und es handelt sich lediglich um gewerbsmäßige Zwietrachtsstiftung, Verläumdung und Schädigung der Partei, die man haßt, weil sie sich nicht von einem beliebigen Hans Dampf leiten und zu jeder Unüberlegtheit und Verrücktheit hinreißen läßt, sondern ruhig ihre, durch Prinzip und Verhältnisse vorgezeichnete, Bahn wandelt. Was ist aber von einem Menschen, der aus verletzter Eitelkeit und ungezügelter Großmannssucht, wenn nicht aus noch schlimmeren Beweggründen, so gewissen und schamlos, so verrätherisch handelt, zu halten? Das mögen sich die Genossen selbst beant
worten.
Nun nur noch eins. Wie Herrn Most bei seinem einzigen Ziel, der Bekämpfung der deutschen Sozialdemokratie und aller mit ihr Sympathisirenden und Gleichstehenden, jeder Kampfgenosse willkommen ist, möge derselbe auch noch so anrüchig sein, zeigt
vergewaltigten sozialistischen Demonstranten für Polizeispiel und *) Most erklärte nämlich die von der Pariser Polizei so schmählich und bedauerte, daß an diesem Tage nicht das Standrecht proklamirt gewesen, weil dann die Welt um einige Schufte ärmer wäre".
Sozialpolitische Rundschau.
* Der Reichsgewaltige sett- wie es sich in seinem" Reich nicht anders gehört- wieder einmal, trop Siräuben und Ach der Mehrzahl der Betheiligten, seinen allmächtige Willen durch. Die edlen Nationalliberalen, welche der famosen irchenvor lage wochenlang ihr Iage wochenlang ihr„ unannehmbar" zugerufen, haben auch diesmal, wo es selbst wenig vertrauensseligen Leuten kaum möglich schien, das oft praktizirte Kunststück des Abschwenkens vor der dritten Lesung mit gewohnter Eleganz exekutirt und werden im Gefolge ihres Herrn und Meisters nach dem so oft verfluchten Canossa marschiren. Uns Sozialisten kann es natürlich ziemlich
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Deutschland sind und ob ihre Schwindeleien mehr oder weniger gesetzlich" geduldet und gefördert werden. Wir werden mit ihnen f. 3. so gut fertig werden, wie mit ihren politischen und ökono= mischen Unterdrückungsgenossen!
Herr Hasselmann hat bekanntlich in seiner neulich erwähnten denunziatorischen Aufforderung zur Verdeckung seiner Infamie behauptet: daß Sammlungen für die Familien der Ausgewiesenen nicht verboten seien und daß deshalb die Einsammler der betr. Beiträge wohl öffentlich Rechnung stellen könnten( Herr Most behauptete neuerdings dasselbe). Nun, die Berliner Polizei hat zu diesen Behauptungen eine treffende Jalustra tion geliefert. Es ist gewiß, daß von den neuerdings sich wieder mehrenden Ausweisungen meist die Genossen betroffen worden, die für die bereits ausgewiesenen Gesinnungsgenossen Gelder gesammelt haben. Nun wurde zwar bei der letzten Berathung über die Verlängerung des Sozialistengesetzes im Reichstag ein Amendement eingebracht, wonach dieses Sammeln von Geldern nicht unter die Strafbestimmungen des Gesetzes gestellt werden soll, dasselbe wurde jedoch vom Hause abgelehnt. Freilich sprach sich der Minister des Innern, Graf Eulenburg, dahin aus, daß nur in sehr flagranten Fällen" von diesen Strafvestimmungen Anwendung gemacht und überhaupt hierin eine milde Praxis ausgeübt werden solle. Indessen hat diese Erklärung feinerlei bindende Kraft und wie sie gehalten wird, zeigt die obige Thatsache, die sich bei der gemeinen Brutalität der Polizei leicht voraussehen ließ. Die Genossen werden sich auch indessen darauf einzurichten wiſſen.
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Der bekannte Altonaer Sozialistenprozeß ist endlich in zweiter Instanz entschieden worden und zwar infolge des maßgebenden Spruches des Reichsgerichtes ungünstig für die ( vorher freigesprochenen) Angeklagten. Dieselben wurden schuldig befunden, durch ein gemeinsames Abonnement eines verbotenen Blattes letzteres verbreitet" zu haben, und elf von ihnen mit je vier Wochen Gefängniß bestraft, während zwei freigesprochen wurden. Zwei in diesem Prozesse Verurtheilte, die Tischler Petersen und Eichler, welche in Hamburg ihren Wohnsit haben, sind auf Veranlassung der Altonaer Polizeibehörde sofort wieder verhaftet worden, da sie dringend verdächtig seien, Gelder für sozialistische Zwecke gesammelt und verbotene Zeitschriften wieder verbreitet zu haben. Außerdem wurde in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend ein junger Mann verhaftet, der, in einer Droschke fahrend, verbotene Schriften vertheilt haben soll. Im Anschluß hieran wurden viele Haussuchungen und mehrere Verhaftungen vorgenommen. Weiteres abzuwarten.
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