Großbritannien   und Irland.

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* Liberale Blätter bringen folgende Notiz: Entsetzliche Statistit. Aus einem eben veröffentlichten parlamentarischen Ausweise erhellt, daß im verflossenem Jahre in London   ach tzig Todesfälle stattfanden, über welche das Verdikt der Leichen­schaujury auf Tod durch Erhungern" oder Tod beschleu­nigt durch Entbehrungen" lautete. Von diesen Todesfällen ereig neten sich 48 im Zentraldistrikte, 28 im Osten und 1 im Westen der reichsten Stadt der Welt. Zwei erfolgten in Westminster und 1 in Greenwich  . Diese trockene Thatsache beweist flar und denn deutlich, wohin die privatkapitalistische Produktion führt während auf der einen Seite Millionen aufgehäuft werden, findet man es ganz in der Ordnung, daß in denselben Mauern für den Proletarier am Tische der Natur nicht gebeckt ist". Uebrigens haben wir es hier nur mit einer Stadt zu thun und außer allem Zweifel nur mit solchen Fällen, wo der Mann der Wissen= schaft mit dem besten Willen kein anderes Verdikt abzugeben vermochte. Doch welch' ungezählte Massen der sogenannten zivi­lifirten Welt alljährlich in's Gras beißen, auf die das Verdikt " Tod beschleunigt durch Entbehrungen" anzuwenden wäre, er= fahren wir nicht. Aber gewiß dürfte die Ziffer eine solche Höhe erreichen, daß dem Menschenfreund das Blut in den Adern er­starren müßte.

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* Das englische Parlament hat in einer Sigung zu Anfang dieses Monats eine schlagende Probe der Bourgeoismoral gegeben, welche von jedem Arbeiter gekannt zu werden verdient. Bekanntlich ist das Opium von allen Berauschungsmitteln das weitaus gefährlichste; es verdummt das menschliche Gehirn in der erschrecklichsten Weise, macht den Menschen zu seinem willenlosen Sklaven und zu jedem thatkräftigen Schaffen un­fähig, und vergiftet, wo sein Genuß einmal eingerissen, ganze Völker. Trotzdem aber ist diesem puritanischen England, allen diesen Hochkirch­lichen und Quakern, allen diesen Familienvätern voll der strengsten, christlichsten Sittenreinheit, die Kultur des Mohns, die Fabrikation des Opiums und die systematische Vergiftung China's   eine unentbehrliche, unerschöpfliche Einkommenquelle für die indische Regierung und für die Tausende der Händler. Schon die alte indische Kompagnie zog aus der Herstellung des Opiums und dessen Einschmuggelung nach China   ein ungeheures Einkommen. Als sich die englische   Regierung an die Stelle jener bevorrechteten Räubergesellschaft setzte, war eine ihrer ersten An­strengungen, jenen einträglichen Handel zu legalisiren und moralisiren, indem sie China   mit Waffengewalt zwang, den freien Eintritt des Opiums zu gestatten, wodurch nach den Worten des Marquis Hartington einem Zustand ein Ende gemacht wurde, der einen massenhaften uner­laubten Handel erzeugte und eine entsetzliche Demoralisation für alle an ihm Betheiligte mit sich brachte". Das heißt: was im Namen und In­teresse der Wohlfahrt und Gesundheit des chinesischen Volkes bis dahin verboten gewesen, wurde nun ein rechtmäßiger, löblicher, sittlicher Handel, der den ehrenwerthen, ihn nun ohne Gefahr und unter dem Schutze ihrer Regierung betreibenden Engländern riesige Gewinne abwarf. Vergeblich suchte sich China   gegen die aufgezwungene Opiumeinfuhr aufzulehnen; das, moralische" und zivilifirte" England schlug jeden derartigen Versuch des barbarischen" Reichs der Mitte mit Waffengewalt nieder. 1840 mußte China  , nach einem unglücklichen Krieg, eine Kriegsentschädigung von 90 Millionen Franken bezahlen; und seitdem wurden verschiedene Opiumkriege gekämpft, zu dem einzigen Zweck, die chinesische   Regierung dazu zu zwingen, die Vergiftung ihres Volkes durch die englischen Opium­händler ruhig zu dulden.

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Jetzt, nach dem abermaligen Regierungsantritt der Liberalen, hielt es das Parlamentsmitglied Pease für nützlich, an das neue Kabinet die Anfrage zu stellen: welche Stellung es gegenüber dem Opiumhandel einnehmen und ob es der chinesischen Regierung gestatten werde, ihre Häfen dem indischen Opium zu verschließen, um den erschrecklichen Fort schritten der Opiumpest unter dem chinesischen Volk Einhalt thun zu­fönnen. Dieser unzeitigen" Anfrage gegenüber zeigte sich das ganze, aus verschiedenartigen Elementen zusammengesetzte Kabinet einhellig. Der überaus liberale und humane Gladstone erklärte, daß er noch heute der Meinung sei, daß im Opiumfrieg von 1840 das Recht weit mehr auf Seiten des heidnischen und halbbarbarischen" China   als auf der des zivilifirten England gewesen, und daß er große Achtung vor dem sittlichen Abscheu vor dem Opiumhandel habe; aber für den Augenblick müiffe dies berechtigte Gefühl vor Erwägungen des Verstandes und Rechtes(!!) zurücktreten. Es sei im Gegentheil ein Glück, daß an die Stelle eines ungesetzlichen Schmuggelhandels ein offener, rechtmäßiger und durch das Land gebilligter Handel getreten sei.( Man sieht, daß man kein Jesuit zu sein braucht, um deren Moral zu huldigen!) Hartington ermahnte, die Sache vom indischen Standpunkt zu betrachten und sich nicht durch Ge­fühle beirren zu lassen; die platonische Moralität sei eine sehr billige Waare( very cheap), aber manche jetzt für die Ab­schaffung des Opiumhandels eintretende Leute würden ihre Ansichten be­deutend ändern, wenn infolge des dadurch bewirkten Einkommenaus falls eine neue Steuerauflage von 150-170 Millionen Franken gemacht werden müßte.( Wenn schon der Staat von diesem schändlichen Handel soviel bezieht, was muß erst die zahllose Bande von Händlern für Ge­winne machen!) Gewiß hatte der Irländer Suliman recht, als er der Regierung zurief: daß er während der zehn Jahre seiner Parlaments mitgliedschaft noch niemals von Staatsmännern Reden von so niedriger politischer Maral gehört habe. Aber was fümmern sich diese Leute um solche Vorwürfe? So wird auch die Opiumpest ruhig fortdauern gleich manchem andern Schandfleck unserer Zivilisation. Gemeinheit und Heuchelei, das sind die beiden hervorstechendsten Eigenschaften der Bour­goisie Englands wie der aller Länder, gleichviel ob monarchisch oder republikanisch, christlich oder freidenkerisch; und sie werden es bleiben bis zu ihrem Ende.

( Nach der Egalité.)

Schweden   und Norwegen  .

J. G. Christiania  , 14. Juni. Wie schon andere Blätter berichtet haben, hat es hier wieder einen ernsten Arbeiter konflikt gegeben. Als nämlich die Ziegelarbeiter eine Lohnerhöhung von 1 Krone per Tausend forderten, wurde ihre sehr mäßige Forderung, wie immer, brutal ver­weigert. Die hierüber aufgebrachten Arbeiter belagerten hierauf die Wohnung des progigsten Arbeitgebers und sendeten eine Abordnung zu ihm, um ihn zu einem gütlichen Uebereinkommen zu bewegen. Da dies nicht gelang, war die Einschließung des Arbeitgebers vollständig, und dem herbeigerufenen Vogt und Lehnsmann gelang eine Vermittelung eben­falls nicht, so daß sie sich zurückziehen mußten, wobei Letzterer von einem Steine am rechten Arme getroffen wurde und der ihn begleitende Polizist einen Steinwurf im Rücken erhielt. Der Besitzer und die Beamten mußten sich auf den Oberboden flüchten, um den Steinen zu entgehen, welche das Haus von allen Seiten trafen. Ein Knecht, welcher als Ar­beiter verkleidet wurde, brachte das Hilfsgesuch der Belagerten zur Polizei, die aber erst militärische Bedeckung holte. Als die Polizei auf dem Platze erschien, wurde sie von den Arbeitern unverzüglich angegriffen, und mußte sich vor den Unbewaffneten zurückziehen. Nun erschienen Reiterei, Fuß­volt und Artillerie, vor welchen sich die Arbeiter zurückzogen. Am nächsten Abend aber erschienen die Arbeiter wieder, trotzdem die Bedeckung der Ziegelei per Mann 10 scharfe Patronen hatte; auch Reiterei und Jäger waren sofort wieder zur Stelle, so daß ein Zusammenstoß nicht ausbleiben konnte. Nachdem der Vogt die Massen vergeblich aufgefordert hatte, auseinander zu gehen, wurde das Aufruhrgesetz unter einem schwachen Steinregen das erſtemal verlesen. Darauf sandte der Vogt nach der bereitstehenden Artillerie und ging mit 40 Jägern auf die Ver­sammelten zu, wurde aber von einer so energischen Steinsalve empfangen, daß das Militär wankte, so daß er sich auf eine kleine Anhöhe zurück­ziehen mußte, wo die Aufruhrakte das zweite und dritte Mal verlesen wurde. Die Arbeiter suchten nun auch Deckung, und als die Artillerie auffuhr, wurde sie ebenfalls von einem Steinhagel empfangen, welcher den anführenden Lieutenant mit dem Pferde stürzte, so daß er bewußtlos mit blutender Stirne in die Ziegelei getragen werden mußte. Ein Bajonnetangriff der Jäger führte endlich den Schluß herbei, ohne daß

eine Verhaftung erfolgen konnte, und das Militär behauptete den Platz mit 14 Verwundeten: den Lieutenant, zwei Unteroffizieren und elf Mann. Ob die Arbeiter auf diese Weise die gewünschte und nothwendige Lohn­erhöhung durchsetzen werden, ist noch ungewiß.

Eine wichtigere und erfreulichere Kunde ist die Einberufung einer ,, ersten norwegischen Arbeiterversammlung"( eigentlich Kon­greß) auf den 26. bis 28. Juli nach Christiania  . Die Zutritts- Bedingungen und die Tagesordnung sind folgende: Jeder Theilnehmer hat zwei Kronen zu erlegen und läßt sich in eine der Abtheilungen einschreiben, welche die verschiedenen Gegenstände vorberathen, ist jedoch berechtigt, auch an den Sitzungen der anderen Abtheilungen theilzunehmen. Die Abtheilungs­Versammlungen finden jeden Vormittag von 9 bis 1 Uhr statt, die eigent­lichen Kongreßfitzungen 5 Uhr Nachmittags. Die zur Behandlung kommen­den Punkte sind folgende: 1) Ist der Schulunterricht, welchen die Kinder der Arbeiter in der Regel erhalten, zufriedenstellend, um dieselben zu entwickeln, und entspricht er den Anforderungen des praktischen Lebens? Darunter a. Soll in der Volksschule Schulgeld erlegt werden, in gewissen Klassen, oder in keinen. b. Sollen Handarbeiten als feste Unterrichts­richtsgegenstände für alle Kinder, welche das zehnte Lebensjahr erfüllt haben, aufgenommen werden? e. Sollen militärische Uebungen für Knaben ein Lehrfach sein für Volksschulen und von welchem Alter an? ( Aufgestellt von: Farfunds, Hamars, Kristianias, Kristiansunds und Drontheims Arbeitersamfund.) 2) Was kann gethan werden, um größere Aufklärung und Bildung unter der aus der Volksschule ent­laffenen Jugend zu befördern, und was können insbesondere die Arbeiter­vereine dazu beitragen?( Von obigen Vereinen.) 3) Was können die Arbeiter thun, um ökonomische Selbstständigkeit zu erlangen und sich ein sorgenfreies Alter zu sichern? Was soll der Staat thun, um die Arbeiter in ihren Bestrebungen in dieser Richtung zu unterstützen? Darunter a. Kooperative Vereinigungen für Produktion, Verbrauch und Verkauf, Antheil am Arbeitsertrag. b. Gemeinschaftliche Pensions, Unterstützungs­und Krankenkassen  . e. Sparkassen, Lebensversicherung.  ( Von den Arbeiter­vereinen im Hamerfest, Kristiania  , Kristiansund, Drontheim   und Vardö, sowie von einem Mitgliede vom Fredrikshalder.) 4) Ist das gegen­wärtige Besteuerungssystem gegen die Arbeiter gerecht und würde ein gemäßigter Schutzzoll auf Industrieerzeugnisse demselben von Nutzen sein?( Von Kristianias, Fläkkefjords und Hamars Arbeitersamfund.) 5) Ist Akkord- oder Stückarbeit der Arbeit im Tagelohn vorzuziehen? Könnte nicht bei Einführung der Letzteren ebensoviel oder mehr in für­zerer Arbeitszeit ausgerichtet werden, als bei der nun allgemein gebräuch­lichen?( Vom Arbeiterverein Kristiania.) 6) Was kann gethan werden, um das Zusammenarbeiten unter den Arbeitervereinen des Landes zu befördern? Hierunter: a. Wird es als wünschenswerth angesehen, daß ein Zentralverein errichtet wird, bestehend aus Vertretern sämmtlicher Arbeitervereine des Landes, zur Beförderung eines näheren Zusammen­wirkens unter diesen? b. Wenn ein Parteiorgan als nützlich zu diesem Zwecke angesehen wird, auf welche Weise kann ein solches zu Stande gebracht werden?( Von Kristianias und Vardös Arbeitersamfund, sowie einem Mitglied des Frederikshalder.) 7) Welchen Einfluß wird eine Er­weiterung des Stimmrechts für die Arbeiter haben? Darunter: a. Kann von Seiten der Arbeitervereine etwas in dieser Sache gethan werden? b. Wie weit soll man gehen, um den wirklichen Anforderungen der Ar­beiter in dieser Hinsicht zu genügen? e. Ist die Furcht begründet, daß die Arbeitgeber, im Falle einer Erweiterung des Stimmrechtes auf alle Arbeiter, einen unzulässigen Einfluß auf die öffentlichen Wahlen ausüben würden?( Von Farsunds, Hamars, Kristianias, Kristiansunds und Dront­heims Arbeitersamfund.) 8) Sollen die Arbeitervereine, ebensogut wie andere Vereine, die Angelegenheiten, welche den Staat und die Gemeinde betreffen, berathen in ihren Versammlungen, darunter auch die öffentlichen Wahlen?( Vom Arbeitersamfund Vardö.)

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Wie aus Vorstehendem hervorgeht, ist der alte Geist, welcher schon 1848 die norwegischen Arbeiter beseelte, wieder hervorgetreten und hat Bahnen eingeschlagen, welche in ihrem Verfolg in Bälde zum Sozialismus führen müssen. Es werden deshalb auch die Sympathien der deutschen  Sozialisten und der sozialistischen   Arbeiter aller Länder die norwegischen Brilder bei ihren Verhandlungen begleiten, auf daß die Sache der Eman­zipation der Arbeit durch sie auch in Norwegen   Wurzel fassen und zum Gedeihen komme. Ein herzliches Willkommen den Brüdern in Europas  hohem Norden auf dem Kampfpiazze zur Befreiung der darbenden Menschheit!

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Aber nicht allein die Arbeiter sind vom Geiste der neuen Zeit erfaßt; auch die anderen Klassen der Gesellschaft, der Bürger- und Bauernstand bleiben wenigstens auf politischem Gebiet nicht zurück. Wie wohl alle Blätter schon berichtet haben werden, ist augenblicklich das Storthing ( der große Rath, die Volksvertretung) im offenen Kampfe mit dem König und der Regierung. Die norwegischen Blätter enthalten gegenwärtig Leitartikel, die an ungeschminkter Deutlichkeit Nichts zu wünschen übrig lassen und, den alten normannischen Geist, wie in der Zeit der Vickinger, wo er in kühnen Raub- und Eroberungszügen sich äußerte, im Hinter­grunde, ein Bild giebt, wogegen die Freiheitsphrasen der Bourgeoisie anderer Länder sich höchst schwächlich und erbärmlich ausnehmen. Die Geschichte der gegenwärtigen Krisis ist in Kürze folgende: Als Norwegen  der dänischen Herrschaft im Beginne dieses Jahrhundert entzogen wurde, gab sich das Land selbst eine Verfassung, die der gewählte König vor­behaltslos anerkennen mußte, wenn er König in Norwegen   sein wollte. Nach dem Sturze des ersten Napoleon war der zum König erwählte ehe­malige französische Marschall Bernadotte bestrebt, seine Macht in Nor­ wegen   auszudehnen; doch gelang es bis heute keinem der fünf Bernadotte ( wie die Könige heute im Lande kurzweg genannt werden), so schlau sie es auch versuchten, und das höchste, was sie erreichen konnten, war ein beschränktes Veto. Der König erhielt nämlich das Recht, die Be­stätigung eines vom Storthing beschlossenen Gesetzes zweimal zu ver weigern; doch faßte das Storthing zum dritten Mal den Beschluß, so war es Gesetz im Lande und wurde vom Präsidenten öffentlich publizirt, wonach sich Alle, auch der König und die Minister( Staatsräthe), zu rich ten hatten. Vor zwei Jahren nun legte die Regierung ein Heergesetz vor, welches ein stehendes Heer in Norwegen   schaffen sollte, jedoch kurzweg abgelehnt wurde, wodurch der König die gewünschte Waffe nicht erhielt. Letztes Jahr ging nun das Storthing zum Angriff vor, indem der Antrag eingebracht wurde, das sogenannte Unionszeichen aus der Landesfahne zu entfernen, weil es als Zeichen der Zugehörigkeit unter Schweden   betrachtet wurde, während doch nur eine Personalunion statt hat. Das Storthing ließ das Zeichen der Hörigkeit" noch sitzen, aber die Agitation, welche dadurch hervorgerufen wurde, weckte die Bevölkerung auf, und da man in Stockholm   durch Starrfinn reizte, so kam es dies Jahr zum offenen Bruch mit dem König, den man derb in die ihm zu­kommenden Schranken zurückwies. Der Kernpunkt im augenblicklichen Streit ist, daß die Mitglieder der Regierung( Staatsräthe), welche in Folge eines Verfassungsparagraphen bisher nicht berechtigt waren, bei den Verhandlungen des gesetzgebenden Körpers anwesend zu sein, durch ein neues Gesetz zur Theilnahme berechtigt, ja verpflichtet werden. Dies Gesetz will nun der König bereits das dritte Mal nicht bestätigen, weil ihm damit das Hauptwerkzeug zur Geltendmachung seines Einflusses ent­zogen wird, indem die Minister dann nicht mehr seine Diener, sondern Beamte des Storthings sind. Die Bewegung ist nicht nur tiefgehend, sondern auch allseitig, da sich selbst die Rechte genöthigt sieht, gegen den König Front zu machen und sich zuletzt der Mehrzahl angeschlossen hat. Andererseits will man wissen, daß die Regierung in Stockholm   sowohl Waffen und Schießbedarf zum Kampfe gegen die widerspenstige Bevöl­ferung in Norwegen   ansammelt, infolge dessen letztere vielerorts das Gleiche thut; denn bei dem bekannten Starrsinn des romantischen Königs Oskar II.   ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß er einen Kreuzzeug unternimmt, um die unbotmäßigen Normannen für das Gottesgnadenthum zu gewinnen, was ihm indessen schlimm bekommen und seine Absetzung sowie die wahrscheinliche Proklamirung der norwegischen Republik zur Folge haben würde, da der König mit schwedischen Truppen einrücken müßte und alle Norweger gegen sich hätte. Ob er es so weit kommen lassen wird, muß die nächste Zukunft lehren.

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Den größten Antheil an der gegenwärtigen Bewegung haben die beiden norwegischen Dichter Henrik Ibsen   und Björnstjerne Björnson  , und der letztere ganz besonders, nicht nur mit seinen Schauspielen und Gedichten, sondern auch durch seine Reden und Leitartikel in Bardens Gang"( der Welt Lauf). Beide sind stark von einem idealistischen Sozialismus durchdrungen, der in ganz Norwegen   damit verbreitet ist, so daß wir im höchsten Grade gespannt sein müssen, wie sich die Dinge entwickeln und namentlich auch, wie sich der Arbeiterkongreß anlassen, welche Be­schlüsse er fassen und welchen Einfluß auf das arbeitende Volk und die Lage er gewinnen wird.

Italien  .

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* Gen. Andrea Costa   ist von dem Mailänder   Schwurgericht aller Vermuthung zuwider wegen eines vor Jahresfrist in der « Plebe» erschienenen Artikels verurtheilt worden und zwar zu 1 Monat Gefängniß und 100 Franken Geldstrafe. Seitdem wurde Costa nach Bologna   gebracht wohin vor ihm die Genossin Anna Kulischoff in Begleitung von 8 Gensdarmen(!!) transportirt worden war-, wo er am 5. Juli sich wegen des Verbrechens" sozialistischer Organisation zu verantworten haben wird. Es ist uns ein Bericht über diese Verhandlung, welche interessant zu werden verspricht, zugesagt. Jr. verschiedenen Orten der Halbinsel finden gegenwärtig Rundgebungen für das allgemeine Wahlrecht statt und beginnt die Bewe­gung, für welche auch Garibaldi eintritt, eine immer tiefgehendere zu werden.

Sprechsaal.

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Paris  . Das in London   bestehende, für die Pariser aus­gewiesenen Genossen Unterstützungen entgegennehmende Komite ist hiemit öffentlich aufgefordert, dem hier bestehenden Komite ( an dessen bekannte Adressen) einen Rechenschaftsbericht über die für obigen Zweck eingegangenen Gelder zu geben. Da auf zwei­malige briefliche Anfrage um Geld für die hier hinterbliebenen Familien( welche doch in erster Linie in Betracht kommen) die ganz kurze Antwort kam, daß kein Geld vorhanden sei, sind wir gezwungen, diesen Weg einzuschlagen. Das Komite.

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NB. Diese Aufforderung wurde auch der Freiheit" zur Auf­nahme zugesandt.

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Geehrte Redaktion! Die Trockenhängung der schmutzigen Wäsche Hasselmann's hat begreiflich bei allen Genossen ein peinliches Gefühl hervorgerufen: mitten in der heißen Schlacht eine kriegsgerichtliche Füfilade, oder besser eine Desertion vor dem Feinde, welchem guten Soldaten wäre das nicht schmerzlich! Genossen, die Gelegenheit hatten, gleichsam etwas hinter die Kulissen zu schauen, sind freilich nicht ver­wundert, fie fragen höchstens: Erst jetzt?" Andere staunen und werden noch irre geführt durch die Freiheit", die ihre befleckten Fittige über den schmutzigen Haffelmann breitet. Wahrhaft ein ekles Bild und ich glaube, es ist nothwendig, daß hier dieser Umstand in sein wahres Licht gestellt wird. Most und Hasselmann geben sich den Bruderkuß! Derselbe Most, der vor drei Jahren in Berlin   alle möglichen Schiebungen"( um den damals ortsüblichen Ausdruck zu gebrauchen) inszenirte, um Haffel­mann aus der Redaktion der Berl. Fr. Pr." hinauszudrängen! Der selbe Most, der dann bei der Uebersiedelung Hasselmann's nach Barmen jauchzend ausrief:" Nun haben wir wenigstens in der Redaktion feinen Polizeispion mehr!" Ja, derselbe Most, der noch wenige Monate vor dem Ausnahmegesetz in den vertrauteren Kreisen bei jeder Gelegenheit Hasselmann als Regierungsagenten, als den würdigen Schüler des würdigen Schweizer  " hinstellte, der offen erklärte, Hasselmann ist der einzige Parteigenosse", der bisher ohne jede Strafe ist, Haffelmann schreibt in seiner Volksstimme" nie gegen die preußische Regierung weil er als solche, sondern blos gegen einzelne Polizeimaßregeln Regierungsagent ist; und um dies zu verhüllen, betont er bei den Arbeitern so prononcirt die schwiele Brüderfaust"! Ja, es ist derselbe Most, der nach der letzten Wahl Hasselmann's seine Meinung dahin äußerte: Darum hat ihm die preußische Regierung das wohlfeile Mar­tyrium einer unschuldigen Untersuchungshaft( trotz dreimaliger Freisprechung, bisher unerhört!) bereitet, um ihm wieder ein drastisches Relief zu geben und dadurch zur Wahl zu verhelfen; ohne dieses Polizei­stückchen wäre Hasselmann nie gewählt worden." Wahrlich, wenn ich diese wörtlichen Auslassungen Most's mit seiner jetzigen Haltung ver gleiche, fann ich einen leisen Zweifel an der Ehrlichkeit des einzigen Revolutionärs" nicht unterdrücken! Solche Inkonsequenzen sind nicht mehr bloße Folgen der gewohnten konfusen Prinzipienreiterei, sondern verrathen deutlich die unehrliche Absicht, der Partei auch mit dem schlechtesten Mittel zu schaden, und zu diesem Zwecke sogar dem von ihm persönlich meistgehaßten Hasselmann den Bruderkuß zu geben! O, warum schützt eine ehrenvolle Vergangenheit den Parteimann nicht vor der un­rühmlichsten Selbstentmannung?!

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Augsburg, im Juni 1880.

Briefkasten

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Richard F.

der Redaktion. L. Rud. Schaufert, Zürich  : Auf Ihre längere Einsendung gegen unsere Sie gebührend vorstellenden Bemerkungen in voriger Nummer haben wir kurzweg zu antworten, daß wir unsere Mit­theilungen über Sie, sowie namentlich auch über Ihre früheren Verbin dungen mit der Münchner   Polizei vollständig aufrechterhalten und hiefür sowie noch für manches andere mit Beweisen dienen fönnen. Doch ist uns der Raum des Sozialdem." zu werth, um denselben mit Ihrer Angelegenheit anzufüllen. Wenn Sie jetzt selbst einen Unter­suchungsausschuß beantragen, so haben wir dagegen nichts einzuwenden. Allein, da wir die von Ihnen geschilderten allgebietenden Führer" nicht sind noch sein wollen, so haben wir zur eigenmächtigen Einsetzung eines solchen Ausschusses tein Recht. Suchen Sie eine Sektion, z. B. die mit Ihrer Sache bereits befaßte Internationale, zur Einsetzung zu bewegen und Sie sollen sich nicht darüber zu beklagen haben, daß wir unserer­seits das nöthige Material nicht liefern. Natürlich werden wir so frei sein, Sie wie bisher scharf im Auge zu behalten, wenn wir auch wohl begreifen, daß Ihnen diese" Spionage" unangenehm sein mag. Aug. Fil. Paris: Brief wegen K., sowie Geldsendung angekommen. Strahl, Frauenfeld  : Ihre Zuschrift tommt nächstesmal zur Veröffent fichung.

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der Expedition: G., Verviers  : Fr. 6.-, Ab.- Cont. gutgebr.- F. M.: 3. fl. 1. 70. Ab. 3. Qu. erh. One Ag. a. E.: 3. fl. 1. 80 erh. 23 nach. Mehrbestelltes folgt. Alles geordnet. W. P.,-wld: B. ft. 2: F erh. u. nach Vorschr. verwendet. Sdg. an W. fort. Waa., Kft.: Die f. f. Staatspolizei hat Sie vorgeladen, um Ihren ,, Brief vor dem f. f. Kommissär zu öffnen?" Welche f. f. Bescheidenheit! r- z: Auch vorgeladen? So ein Mauthgewissen ist doch eine hübsche Einrichtung; also Absolution ertheilen und der frommen Anstalt eine frische Kerze" stiften. Cz. Wien: Fastenwoche im ganzen Reich" rief Franzert und fraß dem Peppert sein Vesperbrod. Aufgepaßt", sagte Viktoria: die Mutter und schenkte dem Peppert den Fastentuchen. Auch das Erwischen will gelernt sein, sorgen wir weiter dafür, daß Ihre Stempelfang- Praktiker Genies werden müssen, Habsburg   kanns brauchen. Redhat  : Brj. v. 2 ds. durch Zwischenhand erst am 29.hier. 36 neue mit den alten abgerückt. M. 3. Signal vom 27. beachtet, neue Adr. M. H. In der Mehrzahl sicher. Die 40 Neugewonnenen

erwartet.

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und Beilage folgen genau nach Vorschrift. Im Weiteren einverstanden. K- n, Ag: Mauthschwindel! A. B., Prs.: Fr. 90.- Abon. 2. Qu. erh. Alles vorgem. Rothwein Brg.: Mt. 3. Abon. 3. Qu. erh. Weiteres besorgt W. P. 8. Mt. 3. erh. Flgschr. folgen über Br. A G. R.: Mt. 5. Ab. 3. Qu. u. 13 C. erh. L. R. L.: Mt. 8. Ab. u. Flugschr. erh. Flgbl. folgen. Gruß Allen. Dr. J. r: Fcs  . 13. Schft. erh. E. F. Beauvais  : Fcs  . 5. Ab. II. Sem. erh. Knoerke, Peter, Gustel, Petroleum, Salter, M. 31, Feldhauptm., Roth­tehlchen, Gaisbarth, Dr. Eisele, N. N. Prag  , Grh, Whn.: am 30/6. Bfe. 11. Beilagen abgg Bürger Hufeisen: Post v. 27/6. hier 3 mal 50 fort. Alles Bestellte= 34%, Qu. à M. 1. 50 Franco M. 52. Nebst

avisirten M. 12.

3 Addr. erh.: Aber

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noch M. 16. senden. W. u. Cie.

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wie viel sollen einrücken?

Edweiz. Bereinsbuchdruckerei Hottingen- Zürich  .

August: