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Es ist doch so schön, an der Spitze der europäischen Reaktion zu marschiren; marschiren die Franzosen an der Spitze der Kultur, so müssen wir doch auch irgend eine Spitze haben und wäre es auch nur die blecherne Spitze der bo- russischen Pickelhaube. Es wird also frisch weiter ausgewiesen, natürlich mit Raffinement. Während der verflossenen Reichstagssession hütete man sich, allzu terroristisch aufzutreten, man war sparsam mit den Ausweisungen. Hätten doch die sozialistischen Abgeordneten den Herren Ministern, resp. deren Vertretern, ein paar sehr unangenehme Minuten bereiten können, und wenn das auch nichts geändert hätte, so ist es einem Fürstenknecht doch stets sehr fatal, einem freien Manne ins Auge zu blicken und offen Rede zu stehen; vielleicht hätte auch einer oder der andere ihrer Mamelucken Anstoß genommen, wenn die Regierung zu unvorsichtig brutal gewesen wäre. Jetzt dagegen, wo dergleichen nicht zu fürchten ist, unterbrechen zwei oder drei Ausweisungen wöchentlich die politische Todtenstille der Reichshauptstadt. Letzthin erhielt ein Tapezier die Marschroute, dessen Frau hochschwanger war; in hilf losestem Zustand mußte er sie zurücklassen, und jetzt ist die Beklagenswerthe erwerbsunfähig; die Entbindungs- u und Pflegekosten haben ihr nicht allein den letzten Groschen entzogen, auch Schulden drücken das arme Weib nieder. Aber was kümmert das die hohe Polizei?
" Und wenn auch je zuweilen ein Menschenfind frepirt, Die Ruhe und die Ordnung des Staats find garantirt." Wozu haben wir denn das Sozialistengesetz, denkt die Behörde, wenn wir es nicht anwenden sollen? Mag doch die Kanaille zu Grunde gehen! Ausgewiesen wurden ferner Tischler Henning Familienvater und Weber Neumann. Familienväter eignen sich ja am besten zur Ausweisung, denn die Strafe trifft dann nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Angehörigen, deren Erhaltung wieder der Partei größere Kosten auflegt. Das schafft Erbitterung, das soll sie schaffen, das soll jenenwüthenden Haßerwecken, der mit seinem Thatendrang jetzt der Regierung sehr gelegen fäme! Die Reichstagswahlen rücken ja auch heran und bis dahin muß noch fleißig ausgewiesen werden, damit das Philisterthum, eingeschüchtert und entmuthigt, in das Horn der Regierung bläst und der Zug nach links" paralyfirt werde. Diese erbärmlichen Gesellschaftsretter, zu feig und zu stupid, um uns bei hellem Tageslicht unter gleichen Bedingungen entgegenzutreten, suchen uns im Dunkel der politischen Nacht meuchlings zu überfallen und niederzustoßen; lächerliche Narren, welche sich einbilden, mit ihren jämmerlichen Kunststückchen die Flammen ersticken zu können, deren Zündstoff ihre eigene Schurkereien sind!
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Neben den Ausweisungen haben wir noch andere Chikanen zu erwähnen. Den wegen Verbreitung Most'scher Wahlaufrufe Angeklagten, Struck, Bachernick 2c., ist mit Ausnahme eines von ihnen, gegen den die Anklage fallen gelassen wurde, die Mittheilung zugegangen, daß, nachdem jetzt die VorVerhandlung kommen
untersuchung geſchloſſen ist, ihre Sache bem Reichsgericht. Was das zu bedeuten hat, mögen die Götter der Wilhelmstraße wissen. Noch einer sehr ernsten Sache wollen wir Erwähnung thun, welche geeignet ist, ein grelles Licht auf die Rechtspflege Knutogermaniens zu werfen. Seit dem 26. Dezember sitzen bekanntlich in dem Schlößchen am Molkenmarkt Werner, Krohn und Genossen, welche bei Gelegenheit der Entdeckung einer ,, geheimen Druckerei" verhaftet wurden. Seit sieben Monaten warten sie auf die Verhandlung der Anklage. Niemand hört ein Sterbenswörtchen über den Gegenstand der Anklage, niemand weiß, wie es ihnen eigentlich geht; mitten in der Hauptstadt Deutschlands sind sie lebendig begraben. Die Verwandten des Krohn erhielten seither vom Untersuchungsrichter die stereotype Auskunft: die Verhandlung würde demnächst" stattfinden; es könne nicht mehr lange dauern 2c. In neuester Zeit soll Krohn noch strenger als bisher isolirt sein, und kein Besuch mehr vorgelassen werden, wie es heißt, weil eine Zeitung eine Nachricht über ihn gebracht hätte. Dies könnte sich nun höchstens auf eine ganz farblose Bemerkung des Berliner Fremdenblattes beziehen, in der nichts weiter gesagt wurde, als daß die Betreffenden noch in der Untersuchungshaft sitzen. Ist die Erwähnung dieser Thatsache den Herren schon so unangenehm, so zeigt dies recht deutlich, was für ein reines Gewissen die Ehrenwerthen haben müssen. Jedenfalls ist die ganze Angelegenheit eine Schmach und Schande für Deutschlands resp. Preußens Rechtspflege. Es ist übrigens äußerst charakteristisch, daß bisher kein fortschrittliches Blatt den Muth hatte, diese Infamie gebührend an den Pranger zu stellen. Leben wir in Ruß land ?
soll, und zwar, wie wir vernehmen, vor
Trotz all dieses Ungemachs schreitet die deutsche Sozialdemokratie ristig weiter. Sie ist stark genug, unter der Herrschaft des Sozialistengesetzes ihre innere Krise durchzumachen, welche ihr als Resultat die ungetrübte Einheit bringen wird. In Berlin und Umgegend hat Hasselmann schon mehr und mehr an Boden verloren. Die Arbeiter haben großentheils die Hohlheit seiner Phrasen erkannt und die Unlauterfeit seiner Absichten durchschaut. Es ist ein erhebendes Bewußtsein, wenn man in den Kreisen einfacher Arbeiter die Verurtheilung des persönlichen Ehrgeizes Einzelner aussprechen hört, wenn man sieht, wie Leute beſtrebt find, auf Grund der Einheit unſerer Prinzipien auch die praftische Einheit der Partei zu fördern. Ist man über alle Störenfriede erst endgültig zur Tagesordnung übergegangen, dann wird das heilige Banner der einigen Sozialdemokratie wieder stolz mitten im Sturm der
Reaktion flattern!
F.
Leipzig, 23. Juli. Lassen Sie mich heute etwas über„ Allerlei" im Deutschen Reiche plaudern. Natürlich zuerst über Bismarck . Derselbe weilt noch immer in Friedrichsruhe und hat Angst,„ gefullmannt" zu werden. Zahlreiche Madai'sche Sommerfrischlinge umgeben sein Palais und Madai selbst war in Friedrichsruhe, um sich höchst eigenäugig zu überzeugen, ob die Zahl und die Qualität derselben zur„ Sicherheit" des Kanzlers genügend seien. Vor einigen Tagen bekam ich einen Brief aus Friedrichsruhe von einem Freunde, der die dortige Situation mit folgenden Worten schildert:„ Seit einigen Tagen ist Onkel Otto bei uns eingerückt, gefolgt von einem ganzen Heere von Geheimpolizisten, an denen nichts geheim ist, als der räthselhafte Grund, weshalb sie sich geheim" nennen. Sie stehen den ganzen Tag um die fürstliche Backsteinmauer herum und mopsen sich, daß es einen Hund jammern könnte ,,, weil noch feine Mörder kommen." H... e sollte Mitleid mit den armen Schluckern haben und hier ein bischen attentaten. Wenn ich mich nicht sehr irre, ist auch auf unserer Post jetzt ein kleines schwarzes Kabinetchen eingerichtet, deshalb Onkel Otto sieht übrigens enorm heruntergekommen aus; ein so vergrelltes, vergristes Gesicht habe ich noch selten gesehen. Er beschäftigt sich hier lebhaft mit dem neuen Bahnprojekt; da die Bahn durch seine Besitzungen laufen soll, so werden zu den Millionen, die Otto als„ Belohnung" für seine enormen Verdienste um das Volk schon empfangen hat, noch einige Milliönchen hinzukommen.. Im Uebrigen soll Otto doch noch nach Kissingen reisen wollen, das heißt wenn der bayrische König ihm die bekannten Equipagen zur Verfügung stellt sonst wird dem armen Kanzler die Geschichte zu theuer.
Nach Bismarck folge Hasselmann. Als derselbe vor mehreren Monaten einige Ballen seiner„ Deutschen Zeitung" auf sein Reichstagsbillet von Hamburg nach Berlin schaffte, wurde er dabei geschnappt und, da ihm die Befugniß zur Verbreitung von verbotenen und nicht verbotenen Schriften entzogen ist, vor Gericht gestellt. Hasselmann betonte der Anflage gegenüber, daß eine Verlegung der Gesetze nicht vorliegen könne, da er hiezu viel zu klug sei. Dreizehn Jahre habe er mit Preßgeschäften zu thun gehabt und sei niemals bestraft worden, deshalb möchten die Richter nur die Ueberzeugung gewinnen, daß er auch diesmal keinen Verstoß gegen das Gesetz gemacht habe. Und die Richter beschlossen, daß der unschuldige Hasselmann auch jetzt ganz unschuldig sei. Bemerken aber will ich, daß Herr Hasselmann in seiner ganzen Breßlaufbahn nur wenige Monate ein Blatt als verantwortlicher Redakteur gezeichnet hat und daß zu dieser Zeit das betreffende Blatt immer überaus zahm war, daß er aber als unverantwortlicher Redakteur zahlreiche Parteigenossen, die z. B. den Neuen Sozialdemokrat" gezeichnet haben, in's Gefängniß und zwar auf lange Zeit hineinredigirt hat. Das nennt er juristischen Scharfsinn, den seine früheren Genossen nicht besessen hätten, weil sie selbst als verantwortlich gezeichnet haben! Viele seine Anhänger haben auch wirklich seine Feigheit als juristische Tüchtigkeit ausposaunt. Das Reichsgericht hat aber kürzlich in der betreffenden Angelegenheit entschieden, daß es ebenso Verbreitung sei, wenn man Mengen von Schriftstücken zum Zwecke der Weiterverbreitung von einer Stadt zur anderen bringe, als wenn man einzelne Blätter vertheile; und so hat die lange Unschuld des Herrn Hasselmann ihn doch nicht vor einem reichsgerichtlichen Attentat auf dieselbe geschützt.
Bei der vor einigen Tagen stattgehabten Verhandlung gegen die Reichsboten Fritzsche und Hasselmann wegen Bannbruchs( siehe Artikel:
„ Der Reichstag vor Gericht" D. R. ) kamen einige reizende Episoden vor, die ich nicht verschweigen will. Herr Hasselmann hat sich nämlich bei der betreffenden Gerichtsverhandlung erstlich zur evangelischen Konfession bekannt, während er im Parlamentsalmanach angibt, daß seine Konfession philosophisch materialistischer Richtung sei. Ferner behauptete Herr Hasselmann in der betreffenden Gerichtsverhandlung, daß er ein revolutionärer Sozialist" sei und daß ihn seine Thätigkeit als Reichsbote so sehr in Anspruch genommen habe, daß er nicht mehr wisse, ob und wann er in Lichterfelde gewesen sei! Herr Hasselmann hatte nämlich nicht den Muth, offen zu gestehen, daß er in Lichterfelde gewesen sei, sondern half sich mit der obigen Ausrede jedenfalls etwas stark von einem ,, revolutionären Sozialisten". Er sprach überhaupt so tonlos und ängstlich, daß die Richter lächelten. Also: Lassalleaner und Anarchist ,,, revolutionärer Sozialist" und thätiger Reichstagsabgeordneter, evangelischer Christ und philosophischer Materialist und daneben thatendürftiger Kampfesheld so führt sich Hasselmann seiner gläubigen Gemeinde vor. Aber wer da noch glauben mag!?
Stuttgart , 19. Juli. Die Hamburger Korrespondenz in Nr. 29 macht auf mich, soweit darin Genosse Körner angegriffen ist, nach Ton und Inhalt einen ungünstigen Eindruck. Ich fühle mich umsomehr verpflichtet, mich gegen solches Vorgehen zu wenden, als ich dem Angegriffenen durchaus ferne stehe und ihn nicht einmal persönlich kenne. Soviel ist mir und Anderen jedoch bekannt, daß Körner für unsere Sache seit Jahren fräftig eingetreten und ihr auch Opfer gebracht hat. Wie kann man ihn jetzt wegen einiger Kliquenstreitigkeiten in solcher Weise herunterreißen? Sind seine Hamburger Gegner etwa ausschließliche und unfehlbare Vertreter der Partei? Thatsache ist, daß die Haltung der„ Gerichtszeitung" sowohl hinsichtlich der Energie, als der prinzipiellen Haltung Manches zu wünschen übrig läßt. Wenn Körner sich hierüber eine Meinungsäußerung gestattete, verdient er eher Dank, als Anfeindung; bringt er durch sein Auftreten etwas mehr Feuer und Leben in die Herren, so kann das nur ersprießlich sein. Besonders verwerflich aber ist's, wenn man Körner gar durch offenbare unwahrheiten zu schaden sucht. Es ist nicht wahr, daß Körner das Programm des Staatssozialist" ohne Kommentar abgedruckt hat. Die betr. Nummer der, Warte" liegt mir vor. Körner schickt dem Programm eine Einleitung voraus, worin für jeden verständigen Leser deutlich genug steht, daß er mit Herrn Stöcker nicht ex mit einverstanden sei. Zu allem Ueberfluß sagt er am Schlusse, daß er auf das Programm noch zurückkommen werde. Es ist ferner nicht wahr, daß Körner Herrn Stöcker als einen hochachtbaren, tüchtigen Arbeiterfreund" lobt; er sagt nur, Herr Stöcker sei ,, unstreitig ein Mann, dem man persönlich alle Hochachtung entgegenbringen kann." Darüber allerdings kann man verschiedener Meinung sind; indeß ist es bei uns noch nicht Dogma, daß jeder Gegner als Schuft oder schlechter Kert angesehen werden müsse.
Der Hamburger Korrespondent hat ſeiner Sache keinen Dienſt geleistet, indem er eine Kampfweise einschlägt, welche wir entschieden verwerfen müssen. Ob Gen. Körner oder die Herren von der„ Gerichtszeitung" im Rechte sind, das soll hier nicht erörtert werden, zumal über die Geldangelegenheit auch die andere Seite erst zu hören ist. Soviel aber steht fest, daß Entstellungen und Verdrehungen entschieden Zurückweisung erfahren müssen. Man weise Körner eine Untreue gegen unsere Prinzipien nach dann, aber nur dann dürfen wir ihn verurtheilen; so lange das aber nicht geschieht, gilt uns Körner als ein ebenso guter Genosse, als der Ehud. ihn angreifende Hamburger Berichterstatter.*)
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* Daß das sozialistische Gift selbst schon in das glaubens: einige Tyrol eingedrungen ist, zeigt die am 8. Juli d. erfolgte Verhaftung der Gen. Perz und Loy in Innsbruck . Dieselbe erfolgte wegen angeblicher Verbreitung verbotener Schriften. In Mähren wurde der wegen sozialistischer Agitationen in Untersuchungshaft befindliche 18jährige Ackerbauschüler Prazak wegen Majestätsbeleidigung" zu drei Monaten Kerkers verur theilt; die Untersuchung wegen Hochverraths wird fortgesetzt. Die schwarz gelben Staatsretter werden sich in Bälde aufs neue überzeugen können, wie wenig ihnen alle diese krampfhaften Anstrengungen helfen.
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London , 22. Juli. Eine Anzahl der Pariser Ausgewiesenen wandte sich nach England. Ueber ihre Aufnahme in London wird uns von dort mit dem Ersuchen um Veröffentlichung folgendes geschrieben: ,, Wir hatten eine bedeutende Zeit vor unserer Abreise aus Dieppe an die Redaktion der Freiheit" in London geschrieben und ersucht, für uns Ausgewiesene wenigstens eine einstweilige Unterkunft zu schaffen. Ich weiß aber nicht, was ich von der ganzen Sache eigentlich halten soll; denn man gebrauchte die Ausrede, unser Brief sei erst kurz vor unserer Ankunft angelangt, weshalb man nichts habe thun können. Dann war aber das erste Wort: Ja, warum kommt denn alles nach London ? Warum geht Ihr denn nicht nach der Schweiz oder anderswohin? Hier ist für Euch nichts zu machen." Nun befanden sich aber unter uns einige, welche seit dem Ausbruch des bekannten Streites feine richtigen Anhänger der " Freiheit" mehr waren und besonders seit der letzten Zeit und ihren Vorkommnissen gar keine Freunde dieses Blattes mehr gewesen sind; was wohl das ſeinige zu dem abkühlenden Empfang beigetragen haben mag. Hierauf gingen wir nach dem Komm. Arb.- Bild. Verein Percy- Street 3, der wacker zur deutschen Partei hält. In diesem Verein nun fanden wir die herzlichste, brüderlichste Aufnahme, die man sich denken kann. Nicht alle dortigen Genossen mit der größten Bruderliebe zusammen
wirften,
da, a thiete, cage zu erleichtern; sondern es wurde auch sogleich um Arbeit gesehen und mit solchem Eifer und Erfolg, daß wir uns bereits alle in Arbeit befinden. Denn obwohl die Freiheit" in ihrer Nr. 29 eine Warnung erließ, nicht nach London zu kommen, da es sehr schwer sei, Arbeit zu bekommen; so möchte ich doch sagen, daß wenn man nur ein wenig guten Willen hat, die Sache nicht so schlimm iſt,- wenn die Verhältnisse auch freilich keine glänzenden sind. Dem Klub in Perch Street ist es nicht eingefallen, so kühle Worte zu gebrauchen, wie es ein anderer gethan hat; da sieht man, wo es noch Menschen und Bruderliebe gibt, die nicht nur für ihre eigenen Interessen sorgt, sondern an dem Wahlspruch, der auf unserer Fahne steht, hochhält:„ Einer für alle, alle für einen!" Otto Nüßler.
London , 14. Juli. Mancher Parteigenosse, der s. 3. von der Reorganisation des hiesigen Kommunistischen Arbeiter- Bildungsvereins, welche vorzunehmen wir durch das unqualifizirbare Gebahren des Herrn Most und Konsorten gezwungen wurden, Notiz genommen hat, der wird auch ein Interesse an dem Fortschritt und Gedeihen unseres Vereins nehmen. Wir glauben deshalb in nachstehenden Zeilen dem Wunsche vieler Genossen zu entsprechen, wenn wir einige dahin gehende Mittheilungen machen. Am 14. März d. J. reorganisirten wir den Verein, und es ließen sich am selben Tage 68 Genossen als Mitglieder einschreiben. Am letzten Sonnabend den 10. d. M. hielten wir unsere erste ordentliche Generalversammlung ab, in welcher die verschiedenen Vereinsbeamten ihre Berichte abgaben. Aus denselben ging hervor, daß wir in der Zeit vom 14. März bis zum 15. Juni d. J. 121 Mitglieder gewonnen haben
*) Wir haben unserm werthen Mitarbeiter das Wort in dieser Angelegenheit er= theilt, weil wir es auch dem Angreifer Körners gegeben haben. Aber so einfach und zweifelsohne, wie Ehud die Sache darstellt, liegt sie doch nicht. Wir lassen hier die in Hamburg spielenden Verhältnisse außer Betracht, weil wir sie nicht kennen. Aber daß die Haltung Körners in der„ Warte"( welche übrigens mit Nr. 3 bereits eingegangen ist) Anlaß zu ernstlichen Klagen, ja zu Zweifeln an A's sozialistischer Prinzipientreue bieten tonnte, wird uns von verschiedenen Seiten bestätigt; uns selbst ist das Blatt nie zu Händen gekommen. Wie uns ein Freund auf Grund eigener Anschauung mittheilt, trat die Warte" fast schrankenlos für die Bismarc'sche Wirthschaftsreform ein und zeigte sich in allem und jedem als staatssozialistisches Organ. Daß Genoſſen das Recht freisteht, das parteiwidrig zu finden und jemanden, der solche Grundsätze vertritt, die Befugniß zu bestreiten, als Sozialdemokrat zu gelten, ist zweifellos. Uebrigens hoffen wir, daß damit diese Streitfrage erledigt ist, und beabsichtigen nur noch dem Angegriffenen selbst zur Erklärung sowie allenfalls unferm Hamburger Berichterstatter jur furzen Entgegnung das Wort zu geben. D. R.
und unser Verein augenblicklich 189 Mitglieder zählt. In derselben Zeit hatten wir eine Gesammteinnahme von 45 Pfd. St. 14 Sh. 4 Pence ( ca. 914 Mark) und eine Gesammtausgabe von 35 Pfd. St.- Sh. 4 Pence ( ca. 700 Mark). Die wirthschaftliche Abtheilung( Klubhaus) unseres Vereins schloß ihre Rechnung mit einem Umsatz von 499 Pfd. St. 15 Sh. 11 Pence( ca. 9995 Mark) ab. Beide Resultate wurden von der Versammlung mit Beifall aufgenommen.
Um den Raum des Parteiorgans nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen, wollen wir es bei diesen Mittheilungen bewenden lassen. Aus denselben geht zur Genüge hervor, daß wir bedeutende Fortschritte machen, ja wir dürfen sagen, daß das Resultat unsere Erwartungen übertroffen hat. Möge nun auch in Zukunft Jeder seine Schuldigkeit thun, damit wir das Vergnügen haben, im nächsten Vierteljahr ähnliche Fortschritte melden zu können. Vor allen Dingen möchten wir hier nicht unterlassen, den Wunsch auszusprechen, daß aller kleinlicher Zwiespalt, Zank und Hader aus unseren Reihen verbannt bleiben möge, dann wird auch der Fortschritt nicht mangeln und unser Verein wird ein nützliches Glied in der sozialistischen Arbeiterbewegung bilden. Alle Briefe 2c. sind an den Sekretär Bürger G. Lemke( siehe untenstehende Adresse) zu richten. Zureisende Parteigenossen bitten wir genau auf unsere Adresse: Nr. 3, Percy Street, Tottenham Court Road, London W. zu achten. Mit sozialdemokratischem Gruß!
Im Auftrag des Komm. Arb.- Bild.- Vereins, London Der Sekretär: G. Lemke.
Rumäniem.
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Bukarescht, 18. Juli. ,, Wo alles liebt, kann Karl allein nicht haffen." Dem allgemeinen Reigen der internationalen Sozialistenverfolgung, in dem augenblicklich die edle gallische Republik" den Vortanz hat und wo selbst die Dame Helvetia schon manche schüchterne Versuche gemacht hat, hat sich nun auch unser, seit dem Beginn der neuen Aera" aus der nominellen„ Souzeränität" des Großtürken in die thatsächliche Oberherrschaft des Zaren übergangene Staat angeschlossen. Bisher erfreuten sich die zahlreichen hierher geflohenen russischen Nihilisten dahier einer ziemlichen Freiheit, ja selbst des Schutzes und der Förderung der Behörden, da diesen die Niederlassung dieser meist gebildeten und energischen Männer mit Recht ein wünschenswerther Zuwachs unserer an solchen Elementen nicht reicher Bevölkerung schien. Plötzlich hat sich das vollständig geändert, indem infolge eines energischen Druckes seitens des zarischen Oberherrn eine allgemeine Hetze auf die Nihilisten eröffnet worden ist. Ganze Wagenladungen russischer Polizeispione find angekom= um die Ausführung des gegebenen Befehles zu überwachen; die Agenten der russischen Gesandschaft haben einen ganzen Feldzug von Lüge und Verläumdung eröffnet, um dem rumänischen Volk die Maßregelung der Nihilisten annehmbar zu machen. Die infamsten wie die lächerlichsten Erfindungen werden zu diesem Zweck nicht geschont; sogar bis zu der Behauptung, die Nihilisten hätten eine gräuliche Höllenmaschine gebaut, ist man bereits gekommen. In Tultscha wurden die Nihilisten verrätherischer Weise an die russischen Polizisten ausgeliefert und nur wenigen gelang es, zu entfliehen. Und das geschieht in einem Land mit verhält nißmäßig freiheitlichen politischen Einrichtungen! Aber machen es andere freie" Staaten nicht ebenso? Ein Pereat solcher Freiheit", welche sich Nebun. von dem nächstbesten Despoten schänden läßt!
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Die Bauernaufstände nehmen kein Ende. Jüngst erhielten die Bauern eines podolischen Dorfes, namens Ladara, infolge Entscheidung der Regierung, an Stelle ihrer bisherigen Ländereien neue, welche aber viel schlechter als die früheren waren, weshalb auch die Bauern deren Annahme verweigerten. Da indessen die Obrigkeit auf der gefällten Entscheidung bestand, verbreitete fich unter den Bauern eine große Gereiztheit, der besonders die Weiber rückhaltlosen Ausdruck gaben. Sie zerstörten die Grenzzeichen, setzten hierauf die Dorfobrigkeiten ab und ernannten neue, welche zum großen Theil aus Frauen bestanden. Die Kreispolizei suchte zu beruhigen, erhielt jedoch von den aufrührerischen Weibern die bestimmte Antwort:„ Wir werden die neuen Ländereien niemals annehmen. Ihr könnt gut die zerstörten Grenzzeichen wieder aufrichten, aber wir werden sie wieder umreißen. Laßt Truppen kommen und tödtet uns, wenn ihr wollt; wir müssen sonst ohnehin Hungers sterben!" Die Regierung zaudert jedoch, Truppen aufzubieten.
Briefkasten
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der Expedition: Nothwein Brg: 28 nachgesandt. Weiteres geordnet. Von D. noch nichts. E. M. Bchhz: Alles rechtzeitig fort, siehe Bft. 28. A. 3. postlagernd: Am 19./6. an A. beigelegt. Reklamiren! D. Peter: Fr. 43,- erhalten. Der Großschnautzige" ist unsern Schutzengeln empfohlen. 31 bringt letzte W.- Ration.„ Gesellsch. zur grünen Ptte: Mt. 4,- Ab. u. Flgscht. erh. Sozialdem. Ver. St. Gallen : Fr. 19,35 U. Fonds u. Flugscht. erh. Dank u. Gruß! 310 Brst: Mt. 3, Ab. 3. Qu. erh. C. B. in T.: Fr. 12,60 Schft erh. Alles besorgt, verbleiben Fr. 5,70 f. d. U.- Fonds. L. B., Bg.: Mt. 12,- Ab. 3. Qu. erh. 26 nachgel. H. M- z: Bf. v. 22. hier. Schft. abgegangen u. 10 mehr beigelegt. Russ. Grenze 6: Mt. 10,20 A6. u. Schft. erh., noch Mt. 3, senden. Schftverz. siehe in 23. W.-T. mit Mt. 6,50 pr. Mille baar zu Dienst. Vom Neckar : Mt. 2,60 Ab. erh. Xbd. 30 fort. Pontifex: ö. fl. 3,10 erh. u. 1,60 a. d. Vbhdig. abgeliefert. Ab. 3. Qu. kostet mindeſt. 1,70. Warum knappsen, da doch schlechter Kurs u. genug Umständlichkeit!? Br. N. N.: Jetzt noch nicht, hängt von Lpzg. ab, dorthin winken. Alles vorgemerkt. Rothkehlchen: Mt. 15, 2c. erh. 3 mit 30 i. d. P. abgegg. Schafft doch was Geeignetes zum Flgbl. Die Angestr. mit Nächstem. Zickel N.- Y.: Fr. 15,24 d. Fr. Lpzg. Ab. f. 2. Sem. 80 erh. L. V.: Mt. 4,- erh. Sdg. abgg. Condor G.: Nachricht v. 19./7. hier und beachtet. Mt. 24, v. D. avisirt. Fldhptm.: 600 Thierchen m. 30 ausgeschlupft. Bf. fort. J. Strauß N.- Y.: Fr. 7,75 Ab. 3. Qu. erh. F. Jonscher N.- Y.: Fr. 51,80 erh. à Cto. gutgebr. G. R. G.: Mt. 3,- Ab. 3. Qu. erh. M's. Sdg. erwartet. H. 2. B. Mt. 1,- erh. Bf. an ,, Tgw." besorgt.-g-: Mt. 5, Ab. 3. Qu. u. Flgschftfnds erh. Bs. unfrankirt, foftet 40 Pf. Strafporto . Aufgepaßt! M. G., Par.: Fr. 4, Ab. 3. Qu. erh., folgen 31-39. Dr. Eisele: P. K. erh. folgen fortan 60 u. Nachtfrg. zu dem Mehrbestellten.--r.- t. W.: M. 3, Ab. 3. Qu. erh. Was nützt der grüne Zeisig", wenn er keinen rechtskundig- façonirten Frack trägt?
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Hiedurch sage ich den Lütticher Genossen für die mir gelegentlich meiner jüngsten Ausweisung aus Belgien entgegengebrachte Sympathie und Unterstützung meinen Dank und sende ihnen die brüderlichsten Grüße. Zürich . Maximilian Höcht.
Die Zukunft, Sozialistische Revue.
Durch Unterzeichneten sind zu verkaufen: Vom 1. Jahrgang( 1878) 1 Expl. Heft 1-24 1. Oftober 1877-15. September 1878). Außerdem vom gleichen Jahrgang:
Exemplare: 5, 2, 2, 2, 2, 2, 3, 2, 3, 2, 2, 3, 3, 1, 1, 1, 1, 1. Heft Nr.: 1, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 15, 16, 17, 18, 19, 24. Preis: per Heft 50 Cts.( 40 Pfg.) franko. Riesbach - Zürich .
Verlag des ,, Sozialdemokrat".