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vereins wurde in dem Kreise der nächsten Bekannten H.s der Satz aufgestellt: das hat Hasselmann gesagt, folglich ist es nicht wahr. Eine Musterleistung dieser Verlogenheit ist nun die an die Berliner „ Tribüne" und die ,, Kölnische Stg." gesandte Erklärung des H.( Wir erwähnten und kennzeichneten dieselbe bereits in unserer letzten Nummer gebührend; weshalb wir auch die nun folgende, fie betreffende und vorweg nehmende Stelle des Berichtes weglassen. D. R. ) Der Behauptung H.s, daß er wegen des Verbots seines Hamburg - Altonaer freien Volksblatts" abgereist sei, ist es Thatsache, daß dies Verbot, erst am 31. Juli erfolgte( siehe Befanntmachung in Nr. 179 des Reichsanzeigers"), während H. bereits den 30., also Tags vorher, von hier flüchtig geworden ist. H. hat das Verbot erst aus den Zeitungen erfahren, und hat dasselbe mit der Flucht absolut nichts zu thun. Wenn H. behauptet, er sei nicht geflohen, so muß man fragen: wer lügt? Hasselmann, der in der Köln . 3tg." behauptet, daß er eine politische Rundreise" macht; oder Kistenmaeker, die ihn nach Brüssel fliehen und dort ein Mansardenstübchen beziehen lätt? Weiter sagt Ehren- Hasselmann: ,, Ich habe durchaus keine Privatschulden. Ich leiste allerdings für die von einem Freunde verlegten Zeitschriften Bürgschaft; diese werden aber in meiner Abwesenheit weiter geführt." So viel Worte, so viel Lügen. Gewiß ist es für jemanden noch kein Vorwurf, wenn er Schulden hat, auch wenn er sie nicht bezahlen kann.( D. h. das ist nur dann kein Vorwurf, wenn sie nicht aus Leichtsinn, Verschwendung und dgl. gemacht werden. D. R.) Schmählich aber ist es, wenn Jemand borgt, in der festen Absicht, das Darlehen nicht zurückzuzahlen, doppelt schmählich und gemein aber, wenn diese Darlehen von armen Arbeitern entnommen werden, oder wenn man Arbeitern für sauer verdienten Arbeitslohn werthlose Wechsel in die Hand gibt, die niemals eingelöst werden. Dies alles hat aber Hasselmann gethan. In meiner Hand befindet sich ein Brief eines aus Berlin ausgewiesenen Parteigenossen, der ein treffendes Bild der Art und Weise gibt, wie H. es verstand, die Parteigenossen zu beschwindeln, und der zugleich zeigt, was H.s Erklärung, er habe durchaus keine Privatschulden, werth ist. In dem betr. Brief, welcher auf Verlangen durch die Redaktion des ,, Sozialdemokrat" zur Verfügung steht, ist folgende Stelle euthalten: ,, Ich habe im April für Herrn Hasselmann mehrere Wechsel auf seine Bitte unterschrieben. Dieselben erreichen die Höhe von Mt. 250. Herr Haffelmann wollte dieselben in den Terminen, und zwar am 20. Mai M. 100, am 27. Juni M. 100, am 12. Juli M. 50 einlösen, hat dieselben aber nicht eingelöst, sondern die Wechsel kamen mit Protest zurück. Er gab mir auf den Wechsel vom 20. Mai zwei neue Wechsel und zwar einen über M. 50 und einen über M. 57,50( M. 7,50 Protestkosten). Dieselben find im August und September fällig. Der zweite Wechsel vom 27. Juni tam ebenfalls mit Proteft zurück, ohne von Herrn Hasselmann einer Antwort gewürdigt zu werden. Ich möchte Sie daher bitten, mir irgend eine Anleitung zu geben, wie ich zu meinem Gelde kommen tann." Dieser Brief ist vom 7. Juli d. I. datirt. Am 23. Juli erhielt ich dann folgende Nachricht:„ Hiermit zur Nachricht, daß Hasselmann den letzten Wechsel mit Di. 50 auch nicht eingelöst hat, und bin ich gesonnen, beide Wechsel einzuflagen." Bum Einklagen kam es aber nicht. Am zweiten oder dritten Tage nach Hs Verduftung fandte ich an den Genossen nach) Berlin ein Blatt mit der betr. Notiz. Darauf erhielt ich am 8. ds. einen Brief, dem ich folgende Stelle entnehme: Ihre Beitung habe ich am Mittwoch hier erhalten. Sie hatten dieselbe nach Berlin gesandt, ich habe aber am Freitag meine Ausweisung erhalten und mußte am Montag Berlin mit meiner Familie verlassen. Die Geschichte von H. hatte ich bereits gelesen; ich bedauere nur die armen Leute, welche außer mir noch rein gefallen sind. Nach den sogenannten Enthüllungen habe ich H. nur noch als Polizeispiel betrachtet."
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Das ist ein Fall von den vielen, wie Ehren Hasselmann die ihm Vertrauenden geprellt hat.( leber einen anderen Fall berichtet die Hambg. Reform". H. wohnte sammt seinem Freund Schneidt seit vorigen Herbst bei einer mittellosen Frau zur Miethe und ist ihr seitdem für Wohnung, Reinigung, Wäsche 2c. die Summe von 144 M. schuldig geblieben. Alle Monate bekam Hasselmann Geldbriefe von Elberfeld , die Logisgeberin versuchte alsdann immer, doch etwas auf Abschlag zu befommen; sie glaubte indessen den festen Versprechungen Hasselmann's, daß er ihr zur Miethe bestimmt das ganze Geld auf einmal geben werde, und so ließ sie denn die Schuld aufsummen. Sezt ist sie für ihr Butrauen sehr schwer gestraft wor den: Hasselmann ist fortgegangen, ohne sie zu bezahlen, und die arme Frau, welche einen arbeitsunfähigen Mann und vier Kinder hat, für die sie sorgen muß, ist von ihrem Hauswirth unter Zurücklassung ihres Mobilais zur Deckung der Miethsschuld am 1. August ausgesetzt worden! Achtzehn Jahret hat sie immer ihre Miethe bezahlt, und jetzt muß sie, weil sie den oft wiederholten bestimmten Busagen Haffelmann's geglaubt, ihre sämmtlichen Mobilien stehen lassen und ausziehen! Ferner hat H. zwei Hamburger Gastwirthen Schulden von 110 und 150 M. aufgehängt; sodann noch am Tage vor seinem Ausreißen einen Wechsel von 400 M. ausgestellt und weiter gegeben, natürlich ohne die Absicht, ihn wieder einzulösen. Wie ver. schiedene Blätter berichten, soll sich gegenwärtig der Staatsanwalt mit Hasselmann beschäftigen, aber nicht etwa politischer Angelegenheiten wegen, sondern wegen H.6 finanziellen Manipulationen, von denen mehrere nahe an Betrug grenzen. D. R. ) Ich habe H. oben vorgeworfen, daß er sogar Arbeiter um ihren Lohn betrogen hat. Hier der Beweis. Mehrere Arbeiter von Dütschkes Druckerei, in der H. seine Blätter drucken ließ, hatten größere Lohnbeträge gut stehen; sie verlangten schließlich Geld und drohten zu klagen. Dütschte gab ihnen eine Anweisung auf Hasselmann, der bei D. damals schon bedeutend verschuldet war, and H. gab den Arbeitern einen Wechsel über M. 100, den diese in ihrer Unschuld auch annahmen, weil sie meinten, ein Arbeiterabgeordneter müsse auch ein reeller Mann sein. Der Wechsel ist nie eingelöst, die Arbei ter sind von H. direkt um ihren Lohn betrogen worden. Und Nebenbei dieser Schuft wagt zu sagen, er habe keine Privatschulden! bemerkt, gibt Wißmann, cin Intimus von H. und dessen früherer Verleger und bis zuletzt Expedient der diversen Blätter, in einer in der hiesigen ,, Tribune" veröffentlichten Erklärung, die die Devise trägt ,,, der Wahrheit die Ehre," die hinterlassenen Schuiden H.s auf za. M. 3000 an. R. Wolf aber, ebenfalls ein Spezialfreund von H. und von diesem, nach eigener Angabe in einer in der deform" veröffentlichten Erklärung, zum Redakteur des lokalen Theils des Nuen Hamburger Volksblatt" engagirt, sagt in dieser Erklärung, daß H. vor seinen Gläubigern entflohen ist." Ich denke, das sind klassische Seugen, und die Leser können darnach bemessen, über welche Portionen von Frechheit H. verfügen muß, wenn er, wie geschehen, behauptet, er habe keine Privatschulden!
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Ebenfalls erlogen ist, wenn H. behauptet, die von ihm redigirten und von seinem Freunde" herausgegebenen Zeitschriften eristirten noch und bürgten sonach für die Schulden. Rein einziges der Hasselmannschen Blätter ist nach dessen Verschwinden mehr erschienen, wohl aber ist der Freund", für den H. angeblich gebürgt hat es ist dies Karl Schneidt mit, ebenfalls verschwunden. Von den sämmtlichen Angaben des H. in seiner Erklärung, ist also nicht eine einzige wahr, und ist die ganze Erklärung nichts weiter als eine Kette von Lügen. Und dasselbe gilt von der Erklä ung( von uns ebenfalls bereits mitgetheilt D. R. ) des Brüsseler Buchhändlers Riftenmaekers im Pariser ,, Citoyen". Es ist insbesondere auch eine Lüge, daß H, vor der Polizei fliehen mußte und daß diese die Privatpapiere des H. beschlagnahmt hat.( Die Hamburger Polizei läßt in verschiedenen Blättern erklären, daß Herr Hasselmann nichts gethan habe, das Veranlassung zu einem Einschreiten der Polizei gebe; man habe ihn deshalb ruhig und ungehindert laufen lassen. D. R. ) Ebenso ist es erlogen, daß H. schon zehn Mal willkürlich verhaftet worden ist. H., der während seiner ganzen journalistischen Thätigkeit sich durch. Strohredakteure decken ließ, ist noch nie bestraft und nur zwei Mal ein Mal in Barmen und ein Mal in Altona , am letzteren Orte nur ein paar Tage in Untersuchungshaft gewesen. Der Beistand der Arbeiterbevölkerung aber, dem es H. danken soll, daß er nach Belgien kam, bestand in klingender Münze, die H. seinen Anhängern in der oben geschilderten Weise abschwindelte. Es ist aber auch nicht richtig, daß H, wenn es wahr wäre, daß er des Hochverraths bezichtigt wird, nach Eröffnung der Reichstagssession wieder ungeschoren nach Deutschland kommen könnte. Läge nämlich eine solche Anklage gegen H. wirklich vor was aber, wie gesagt, nicht im geringsten der Fall ist so würde dieselbe auch in Abwesenheit desselben verhandelt; und würde er dann verurtheilt, so würde er auch bei Betreten des deutschen Bodens in Haft genommen, wenn gleich er Reichstagsabgeordneter und der Reichstag eröffnet ist. Der bekannte Fall Majunke's hat dies bewiesen. Ehren Hasselmann hat also seinem Freund Kistenmaefer einen argen Bären aufgebunden, und dieser mag sich in Bufunft vorsehen, wenn er auf H.sche Angaben hin wieder ein Mal irgend welche Erklärungen veröffentlichen läßt.
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Die Genossen in Deutschland aber mögen aus Vorstehendem sehen, welches Subjekt die deutsche Arbeiterbewegung los geworden und sie mögen sich freuen, daß dieses rändige Schaf nicht mehr in unserer Mitte ist.
C. Th. Vom Main , 9. August. Wenn in irgend einer Gegend Deutschlands das Bismarck 'sche Tabaksmonopol Unheil angerichtet hat, so ist es bei uns in Stadt und Kreis Offenbach . Die Herren Fabrikanten unserer Gegend gehörten stets zu den besonders findigen Anhängern des Camphausen'schen Rezeptes und nehmen nun die Gelegenheit wahr, auf Kosten des Monopols zu sündigen, da es sonst fast unmöglich wäre, den Hungerpreis noch mehr hinabzudrücken. Die armen Teufel von Zigarren arbeitern sind gezwungen, entweder um jeden Preis Zigarren zu machen oder sich eine andere Beschäftung zu suchen, was bei der jetzigen Zeit eben auch keine leichte Aufgabe ist. Bei solchen Verhältnissen läßt es sich denken, daß die gezahlten Löhne wahrhafte Hungerlöhne sind und gegen die Löhne der schlesischen und sächsischen Weber an Erbärmlichkeit feineswegs zurückstehen. In der Stadt Offenbach gehen die tüchtigen Arbeiter mit 9 und 10 Mark wöchentlich zu Haus, während der geringere Arbeiter kaum 5 oder 6 Mark verdient. In den Ortschaften Mühlheim , Klein- Kratzenburg, Groß- Steinheim 2c. 2c. steht es noch trauriger; dort kommt es vor, daß die Leute nur 3 und 4 Mark nach Hause bringen, wenn sie überhaupt noch Arbeit haben. Leider ist schon ein großer Theil ganz tüchtiger Leute ausgewandert und immer noch rüsten sich solche, denen es möglich ist, das Reisegeld zu erschwingen, um in der ,, neuen Welt" ein erträgliches Heim zu suchen.
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L3 Aus Rheinhessen , 3. August. Der treffliche Artikel„ Die bürgerliche Demokratie und die sozialdemokratische Partei" in Nro . 29 kann allen Parteigenossen, die in die Lage kommen, bei zufünftigen Reichstagswahlen mit der bürgerlichen Demokratie, vulgo Volkspartei, rechnen zu müssen, gar nicht genug empfohlen werden. Es ist eine grundfalsche Taktik, sich bei Wahlen, wo uns keine guten Aussichten winken, kurzwegs an die zunächststehende Partei anzulehnen. Noch nirgends ist ein derartiger Akt zu unserm Vortheil ausgeschlagen, wohl aber geschah häufig das Gegentheil. Die bürgerliche Demokratie ist freilich unser nächster Nachbar, ja ein entfernter Verwandter von uns; aber wenn man mit solchen auf gespanntem Fuße steht, dann muß man sich vor ihnen mehr in Acht nehmen, als vor Fernerstehenden. Und dieser Nachbar ist keineswegs ein guter. Wir wollen hier nicht von den Verläumdungen und Verdächtigungen durch die demokratische Presse reden, mit denen uns dieselbe so oft bei häufig vom Zaune gebrochenen Gelegenheiten begegnet; aber etwas anderes. Seitdem die sozialdemokratische Partei eine Macht geworden ist, mit der gerechnet werden muß, lebt die bürgerliche Demokratie mehr oder weniger von uns, weil sie sich selbstständig nicht mehr erhalten kann. Und für alle die Rücksichten, die wir gegen jene Partei bei allen Gelegenheiten übten in manchen Fällen schlugen wir sogar unsere eigenen Vortheile für sie in die Schanze wo ist die Anerkennung hiefür, von Dank oder Gegenleistungen gar nicht zu reden? Wann hat die bürgerliche Demokratie als Gegenleistung für unsere Unterstützung bei ihren Wahlen darauf verzichtet, uns da, wo wir Kandidaten aufstellten, zu bekämpfen, oder wo der Kampf mit uns eine Nothwendigkeit scheinen mochte, wenigstens achtungsvoll gegen uns gefämpft? Antwort: nirgends. Es kam ihr auf ein Fiasko mehr oder weniger nicht an, wenn es galt, uns zu schädigen. Betrachten wir uns einmal die letzte Reichstagswahl in Mainz . Guido Weiß, der Beste unter den Guten, scheute sich nicht, gegen Gen. Liebknecht zu kandidiren; gerade er, der von Einfluß war auf seine Wähler, er konnte dieselben belehren, daß es ein Attentat auf die Demokratie sei, Liebknecht zu bekämpfen und dadurch einem Erzreaktionär zum Siege zu verhelfen. Zu welcher Verirrung diese politische Freundschaft führen kann, geht weiter daraus hervor, daß das damalige Mainzer sozialdemokratische Wahlkomite lange gar nicht den Muth finden konnte, einen Parteigenossen aufzustellen, sondern daß die Hauptkoryphäen desselben die Aufstellung so lange als möglich hinausschoben, ja sie wohl am liebsten ganz hintertrieben hätten. Diese Leutchen glaubten nämlich, daß die hiesigen Demokraten"( die, nebenbei gesagt, wohl am allerwenigsten von all ihren Genossen diesen Namen verdienen) den Herrn Harig Bembe als Kandidaten aufstellen würden. Darin lag indeß eine totale Unkenntniß der hiesigen politischen Parteiverhältnisse, denn dieser Herr kann in Mainz nicht allein niemals gewählt, sondern überhaupt nie aufgestellt werden. Die Gründe hiefür gehören nicht hieher. Aber die Art der Gegner, die Politik zu einem Handwerk zu degradiren, ist leider auch manchem Sozialisten nicht so ganz fern geblieben und nicht jeder versteht bei solchen öffentlichen Angelegenheiten das persönliche Interesse gebührend aus dem Spiel zu lassen. Kurz, es gab Leute, denen Bembe und Konsorten vortheilhafter schienen, als so ein einfacher armer Sozialdemokrat. Nur der bessere und gesundere Sinn der übrigen Mitglieder des Wahlkomite's drängte die Spitze desselben vorwärts, und machte den realistischen Ideen derselben einen Strich durch die Rechnung. Einem Liebknecht gegenüber konnten nun die ,, Demokraten " freilich mit keinem Waschlappen auftreten; sie opferten deshalb das beste Stück ihrer Heerde. Aber trotzdem zog das Mittel nicht, denn es gab wohl viel Geschrei, aber herzlich wenig Wolle. Auch heute scheint der Zug nach links" unsere Mainzer Demokraten wenig zu berühren; sie weichen ihm vielmehr aus und schwenken lieber nach rechts, denn für die nächste Reichstagswahl sollen diese Herren bereits Eugen Richter als Kandidat in Aussicht genommen haben! Von Guido Weiß auf den Richter, vom Richter auf? Was ist hier anders zu thun, als den Gegner zu bekämpfen in jeder Gestalt, wo und wann immer man ihn findet, gleichviel ob er Leopold Sonnemann oder Guido Weiß oder Eugen Richter oder Forkenbek oder sonstwie heißt?! Ja, wir müssen ihn im Gegentheil um so entschiedener bekämpfen, je leichter es ihm gelingt, unter dem Deckmantel der Demokratie in unsere Reihen zu schleichen und unsere Wähler zu mißleiten und zu haranguiren. Aber ein solches offenes, rücksichtsloses Vorgehen ist leider nicht gewisser Leute Sache, ja sie seinden in ihrer Beschränktheit auch noch die an, welche energisch auftreten. Das Geschäft soll durch die Politik keine Noth leiden und durch eine radikale Bekämpfung der Demokratie" könnte sich die Kundschaft verlaufen! Wer es bei der letzten Reichstagswahl hier wagte, die Herren Demokraten in ihrer wahren Gestalt zu zeigen, den Kampf mit ihnen ohne Glacehandschuhe aufnahm, dem ging es nach der Wahl nicht immer zum Besten. Das sozialistische Wahlkomite verwandelte sich über Nacht in ein Vehmgericht, legte sich den Namen„ Exekutivkommission" bei und that jeden in Acht und Bann, der sich nach der Ansicht dieser Gewaltigen an den Herren Demokraten , diesen politischen Liliputanern, versündigt hatte. Ob's was eingetragen hat, wissen wir nicht; aber das Eine wissen wir: Das, was jedes ehrenhafte Wahlkomite nach der Wahl nicht vergessen dürfte und nicht vergessen hat, das hat man in Mainz vergessen, und wird sich die Partei mit dieser Angelegenheit vor der näch ften Reichstagswahl noch befassen müssen. Faule Flecke müssen gezeigt werden, wo immer sie sich finden, damit sie geheilt werden können. Einstweilen mögen sich die deutschen Sozialdemokraten allerwärts auf die Devise einrichten: Feinde ringsum!" Aber: viel Feind viel Ehr', desto besser werden die getreuen Kämpfer zusammenstehen und desto glänzender der Sieg!
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* Nach fünfjähriger, für seine sozialistische Gesinnung erdulbeter Zuchthaus strafe verließ unser Genosse Harald Brig vor kurzem die Kerkermauern. Er hatte dieselbe in blühender Gesundheit betreten; in dieſen Jahren aber hat ihn die Barbarei seiner und unserer Todifeinde zum gebrochenen Mann gequält, dem ein schmerzhaftes Brustleiden das Leben zur Pein macht! Hoffen wir, daß Jugendkraft und liebevolle Pflege durch seine Freunde den schändlich behandelten Vorkämpfer der Proletariersache wieder neue Kräfte geben werden, damit er aufs neue in unsere Reihen treten und dazu mitwirken könne, daß seinen Feinden recht bald alle ihre Schandthaten tausendfach heimgezahlt und sie und ihre scheußliche„ Ordnung" zur Erlösung der Menschheir mit der Wurzel vom Erdboden vertilgt werden!
* Am 25. v. Mts. fand in Ravenna ein sozialistischer Bezirkskongreß der Romagna statt. Derselbe sprach sich einstimmig für baldige Abhaltung eines allgemeinen italienischen Sozia listentongresses aus und wählte einen Ausschuß, welcher im Verein mit den übrigen sozialistischen Gruppen des Landes die Organisation des Kongresses und die Vorarbeiten zu dem
selben zu besorgen hat. Unser Genosse und Mitarbeiter Andrea Costa wurde von dem Gerichtshof zu Bologna von der Anklage der Zuwiderhandlung gegen die Ammonizione ( Polizeiaufsicht) freigesprochen und wird in Kürze die Redaktion der« Rivista internazionale del Socialismo» wieder übernehmen. Wir heißen ihn willkommen in der sogenannten Freiheit, welche zu einer wirklichen zu machen, er schon so viel ge= kämpft hat, und hoffen, bald aus seiner eigenen Feder einen eingehenden Bericht über seinen Prozeß und die ganze Lage der Dinge bringen zu können.
* Die Ablehnung der Pächterschutzbill durch das Oberhaus und die dabei von Seite der übermüthigen Landlords über Irland gefallenen Worte haben die unterdrückten Jrländer auf's äußerste gereizt, und wird die Lage auf der grünen Insel eine immer schwierigere. Bereits greift in ganzen Bezirken das verzweifelnde Volk zur Selbsthilfe und die aussaugenden Landlords und ihre Agenten haben, soweit das Volk ihrer habhaft werden kann, das Schlimmste zu gewärtigen. Vorige Woche wurde in der Grafschaft Tipperary der Landagent Boyd mit seinen zwei Söhnen von einer bewaffneten Bande überfallen, wobei er und einer der Söhne schwer verwundet, der zweite Sohn aber erschossen wurde. Und dieser Fall von gewaltsamem Vorgehen steht keineswegs vereinzelt; die Regierung will in den unruhigen Bezirken Truppen einquartieren, wird jedoch damit nur Del ins Feuer gießen. Allenthalben tauchen wieder die Fenier auf. Im Hafen zu Kork überfielen dieselben neulich 100 Mann stark ein Schiff und nahmen mehrere Waffenkisten weg. Allem Anschein nach dürfte es bald zu ernſteren Aktionen kommen. Groll genug ist angehäuft im schändlich unterdrückten Erin, und wenn die Unterdrücker und Aussauger unter seinem Ausbruch zu bluten haben, so geschieht ihnen nur ihr Recht.
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London , 15. Aug. Der Mann der That" und Kronzeuge Haffelmann ist hier angekommen. In eine Versammlung ging er wegen Unwohlseins"(?) noch nicht; aber in einer deutschen Speisewirthschaft sah ich ihn sein Wesen treiben. E wiederholte dort seine Lüge, daß er fort set, um nicht nochmal Bekanntschaft mit der deutschen Polizei zu machen; schimpfte über die Partei und alle möglichen Genossen; verstieg sich sogar soweit, die Gothaer Congreßbeschlüsse als gefälscht zu bezeichnen u. s. w. Kurz, er führte sich auf, daß jeder ehrliche Mensch ihm ein Pfui der Verachtung zurufen mußte. Eine zweite mit ihm gekommene Person( EhrenSchneidt? D. R. ) meinte sodann, sie hätten schon einen Plan, um den ,, Sozialdemokrat" zu untergraben; worauf Hasselmann seinen übereifrigen Adjutanten allerdings forrigirte. So lange die Kerls in Leipzig noch so einflußreich sind und Geld da ist, ist das unmöglich" meinte er. Ich denfe zwar, es wird Ihnen an H.s Geschwäß wenig liegen( wir haben für ihn nur dasselbe Interesse, wie für jeden beliebigen Spion, der überwacht werden muß. D. R. ), aber ich will Sie doch unterrichten, damit Sie darnach handeln können. Jedenfalls wird es Zeit, daß die Arbeiter einem solchen schuftigen Verräther das Handwerf legen! Otto Nüßler.
Sprechsaal.
Warnung.
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Vor Pfingsten traf angeblich aus der Schweiz (?) ein Schlosser mit Frau ein, der sich Alfred Kästner nannte und Präsident des deutschen Arbeitervereins in Zürich , sowie Redakteur an dem früheren Gewerkschaftsblatt Felleisen" gewesen sein wollte. Derselbe fand dahier, sowie in Neustadt und Sonneberg die brüderlichste Aufnahme und Unterstützung. Er vergalt dieselbe jedoch damit, daß er nicht nur durch angebliche Enthüllungen“ über die Partei die Genossen zu entmuthigen und zu verheizen versuchte, sondern auch zahlreiche vertrauende Genossen auf das schuftigste beschwindelte. Der Schurke hat eine Reihe armer Arbeiter um 10, 15 und 20 Mart, in Sonneberg einen Familienvater um 80 Mark beschwindelt. In Koburg allein betrugen seine Schwindeleien über 300 Mark.
Schließlich stellte sich heraus, daß der angebliche Alfred Kästner niemand anderer gewesen ist, als der bekannte Robert Schönhals, welcher sich s. 3., als er in Sachsen wegen einer Rede im Gefängniß saß, vom Pfaffen„ bekehren" ließ und Heidenmissionär werden wollte, sich dann aber der größeren Bequemlichkeit halber auf die Beschwindelung der deutschen Arbeiter verlegte. Es werden deshalb alle Arbeiter und Parteigenossen vor diesem Subjekt auf's eindringlichste gewarnt und aufgefordert, ihm im Betretungsfalle die Wege zu weisen. Mit sozialdemokratischem Gruß!
Koburg, im August 1880.
Der Vertrauensmann.
Briefkasten
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der Redaktion: Iste. Gedichte mit Nr. 33 abgeg. tw London . Bericht über... sehr interessant, forscht weiter nach. F7 zweite Aufl. von Stieber's Verdruß mit großer Chifferntafel demnächst. S- 8 aus Schwaben, Reutl. u. Heilbr. Mitarb. Ihre Einsdgu. mußten wegen Stoffandrang für später zurückgelegt werden. A. A. Neuft. Magdbg. Für uns ungeeignet. Lyfurg. Kongr. wird zu entscheiden haben, ob man sich mit der Sache noch weiter befaßt; Ihre treffende Charakteristik M.'s wird ihm vorgelegt werden. 0 0 0 Ueber das sehr empfehlenswerthe Jahrbuch, zweite Hälfte, demnächst einiges zugleich mit der Fortsetzg. der Bücherschau. Richard Remmler wird aufgefordert, seine Adr. an C. Zschauer bei H. Schneider gelangen zu lassen. C. Th. Natürlich erwünscht, wie sie sehen.
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der Expedition: O. Peter: Post v. 11. hier. M. 10,-. von S. v. H. f. d. Unterstygdfds. quittire vorläufig hier. Artikel 2c. besorgt. Feldhauptmann: 210 Stück vorgemerkt. Feldpost soll Schnellpost werden, sobald der Weg ins Jenseits besser gepflastert ist. Alles Weitere durch Ferd. Rothkehlchen: Berichtigung schreibe ich so genau nach deiner Vorlage ab, wie den Schnitzer. 28 ward Marderfraß. Warum sollten wir uns nicht verstehn? M. H.: 10 mehr, also 50 fort. Besor gung war.richtig. Brgr. Hufeisen: Brf. v. 11. erh. Auftrag vorge merkt. Auswärtige Kunden wären auch empfehlenswerth zur Liefrg. A. M. L- brch: M. 3, Ab. 3. Qu. erh. Addr. genau nach Vorschrift. C. D. D.- d: M. 3,-. Ab. 3. Qu. erh. Wunsch beachtet. Sch. K- bg: M. 3, 40 f. Schrft. u. Flgbl. erh. Sdg. fort. Preis M. 1,- per Hundert. W. M. Paris : Fr.-, 45 erh. Mouchards? Und ob! Ab. u. Flgschftfd. erh. Beilage gut. Wie stehts Mehlgößen: M. 5. sonst? C. G. Vvrs.: Fr. 6. 50. Ab. u. Schft. erh. Der Schstr. setzt doch die Flecken neben's Loch! Knörke: M. 5. 15. u. Ggrchng. p. Aug. eingestellt. 34 K. folgten. Sprich mit Ferd. wegen den 100 und grüße den Feldwebel. C. H. Bl.: M. 3,20. Ab. 3. Qu. u. Gegrchng. Dr. Eisele: Das Säugethier hat selbst an erh. Sdg. mit 34. Gruß! den großen Laubfrosch nach 2. berichtet. Er hat allgemeines Quacken anbefohlen, daher der Name„ Froschkantate!"
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