von dem Kapital die Ursache des Elends und der Knechtschaft| in aller Form( namentlich auch der politischen Unfreiheit) ist, läßt sich durch ein einfaches Beispiel nachweisen. Man nehme an, einem Volte werden alle politischen Freiheiten gewährt: allgemeines gleiches Wahlrecht, Preßfreiheit, Vereinsund Versammlungsfreiheit u. s. w.; das System der kapita listischen Produktion, der Lohnarbeit, bleibe aber bestehen was wäre die Folge? Die Ungleichheit: Elend der Massen und unverhältnißmäßiger Reichthum einiger Weniger würde fortdauern, die arbeitende Mehrheit des Volkes wäre ökono misch abhängig von der besitzenden Minderheit und diese ökonomische Abhängigkeit würde alle politischen Freiheiten rein illusorisch machen, sie jedes praktischen Werthes berauben. Haben wir nicht bei den Reichstagswahlen zur Genüge erfahren, daß der Druck, welchen der Kapitalist auf seine Lohnsklaven ausübt, weit stärker ist als der Druck selbst des reak tionärsten Staates?
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Setzen wir dagegen den umgekehrten Fall: die politischen Freiheiten werden dem Volke vorenthalten, die Arbeit wird aber befreit, und, so wie wir es verlangen, durch sozialistische ( genossenschaftliche) Produktion und sozialistische Vertheilung des Arbeitsproduktes„ jedem Arbeiter sein voller Arbeitsertrag" gesichert, was wäre die Folge? Die herrschende Minderheit würde ihre Machtmittel verlieren, die ausschließlich in in der heutigen Produktionsweise, in der Ausbeutung der Arbeit durch das Kapital ihre Wurzel haben, und die ökonomische Unabhängigkeit würde die Masse des Volkes sehr bald in die Lage bringen, sich auch die politische Unabhängigkeit zu erkämpfen. Dieser Fall kann freilich in Wirklichkeit ebensowenig eintreten wie der andere; denn die soziale Frage ist untrennbar von der politischen, die vernünftig organisirte Gesellschaft nur denkbar im freien Staat.
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Auf wem lastet nicht erdrückend, entwürdigend, das eiserne Joch des heutigen Klassenstaats! Was gilt heute das Volf? Ein Fürst begehrt nach seines Nachbars Land. Vergebens fleht das Volk um Frieden. Die Wünsche, das Glück und Wohl der Millionen in der Einen Wagschale der Wille, die Laune eines Einzigen in der andern, und federleicht schnellt die Wagschale mit den Wünschen, dem Glück und Wohl der Millionen empor. Die Kriegsfurie ist entfesselt: Tausende werden in den Tod, Hunderttausende in das Elend gestürzt. Soll das sein? Die Sozialdemokratie will, daß kein Krieg geführt werde, außer zur Vertheidigung der Freiheiten und Rechte des Volks; sie will daher, daß die Macht, Krieg zu erklären denn von einem„ Recht" kann hier nicht die Rede sein dem Volk und seinen Vertretern gehöre. Der kräftigste Theil des Volks, die Männer in der Blüthe des Lebens, werden jetzt auf Jahre aus ihrem Berufe gerissen, nützlicher, fruchtbringender Arbeit entzogen, in das stehende Heer eingereiht und zu blindem Gehorsam einererzirt. Die Folge hiervon? Krieg auf Krieg, wodurch alle Leidenschaften entfesselt und alle guten Sitten in ihren Grundfesten erschüttert werden. Soll das sein? Die Sozialdemokratie will, daß das stehende Heer, so oft Mittel der Knechtung und Eroberungssucht, abgeschafft, und so lange noch die Möglichkeit des Kriegs vorhanden ist, durch ein Volksheer ersetzt werde. Jeder Bürger soll von Jugend auf im Gebrauch der Waffen geübt und zu militärischen Leistungen tüchtig gemacht werden. Ist jeder Bürger Soldat, dann ist auch jeder Soldat Bürger, und kein Tyrann mehr im Stande, das Volk zu vergewaltigen.
Jetzt ist die Erziehung ein Privilegium Weniger, und für diese Wenigen nicht eine Erziehung zum Menschen thum, sondern zur Ausübung der Klassenherrschaft. Die große Mehrzahl der Bevölkerung erhält nur eine schmachvoll ungenügende und verkehrte Erziehung, wird planmäßig an der Entwickelung ihrer Fähigkeiten gehindert, weil ein gebildetes, ächt menschlich gebildetes Volk die herrschenden politischen und sozialen Zustände nicht dulden würde. Denn Bildung wahre Bildung, nicht systematische Verbildung und hündische Dressur, die sich heute so gern unter dem Namen der Bildung breit macht ist die Mutter der Freiheit, Gerechtigkeit und Gleichheit; und darum nicht verträglich mit der Die Sozialdemokratie Existenz des heutigen Klassenstaats. will die höchst mögliche Bildung für Alle und Jeden: gleichen, unentgeltlichen Unterricht in bestmöglichen Volksschulen und höheren Schulen( Realschulen, Fachschulen, Gymnajien, Akademien, Universitäten). Sie geht von der Ansicht aus, daß es der Zweck des Staats ist, für die leibliche und geistige Wohlfahrt der Staatsglieder zu sorgen; der sozialdemokratische Staat ist daher in erster Linie eine große allgemeine Bildungsanstalt.
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tigen Schwurgerichten, wie der heutige Staat sich von dem Volksstaat unterscheidet. Nicht ein Monopol der besitzenden Klassen soll das Schwurgericht sein, nicht ein Mittel zur Inszenesetzung jener schimpflichen Farce der Gerechtigkeit: der Klassenjustiz, wo die Vertreter der besitzenden Klasse über die Vertreter des enterbten Volkes zu Gericht sitzen, und ihren Klassenhaß und ihre Klasseninteressen in die Toga des Gesetzes hüllen nein, durch frei e, allgemeine Wahl sollen die Geschworenen aus dem Schoße des Gesammt volks hervorgehen, auf daß das Schwurgericht in Wahrheit ein Volksgericht sei.
Sozialpolitische Rundschau.
* Das„ Ereigniß" der Woche, das lange vorher schon die ganze deutsche Presse unsicher machte, ist die formelle Spaltung der längst zerfallenen nationalliberalen Partei. Achtundzwanzig Abgeord nete des Reichstags und des preußischen Landtages, welche bisher Mitglieder der Fraktion waren, haben öffentlich ihren Austritt aus ihr erklärt, indem sie zugleich eine Art Programm veröffentlichen, worin sie von festem Widerstand gegen die rückschrittliche Bewegung", politischer, wirthschaftlicher und religiöser Freiheit, wahrhaften Konstitutionalismus, materieller Wohlfahrt der Nation und dergl. schönen Dingen mehr sprechen. Die deutsche Presse aller Schattirungen mißt diesem Schritt der Fordenbeck, Stauffenberg, Rickert und Comp. großen Werth bei und nicht wenige Oppositionsblätter erwarten davon eine gänzliche Verschiebung der Parteiverhältnisse in Reichs- und Landtag, welche der Regierung bedeutende Schwierigkeiten bereiten werde. Wir denken darüber fühler. Die ,, neue Partei" könnte wohl eine solche Wirkung üben und Bismarck und der gesammten Reaktion sehr zusetzen, gleichwie die nationalliberale Partei hätte so vieles ändern können, wenn diese„ Libe ralen " politische Männer wären, statt Molusken. Da wir aber den Herren der neuen Partei bis zur Lieferung des Gegenbeweises ebensowenig zutrauen, daß sie im Ernstfall das Rückgrat steif halten können, so messen wir der Sache wenig mehr Tragweite bei, als dem KörnerFinn'schen Polizeisozialismus. Die Leute, welche sich vermessen, mächtigen Strömungen im Staats- und Gesellschaftsleben entgegenzuwirken und sie in ihrem Sinn zu wenden, müssen anders aussehen!
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Die Ersozialisten Körner und Finn, die mit der Verachtung der Sozialdemokraten von Hamburg nach Berlin gezogen sind, haben, wie das oft selbst bei den verderbtesten Menschen vorkommt, wenigstens noch Eine gute Seite: sie sind dankbar. Für die gütige Erlaubniß zur Rückkehr nach Berlin suchen sie der Polizei ein Stückchen Imperial sozialismus zu arrangiren. Sie haben einen Aufruf an die Ber liner Arbeiter erlassen und nach Kräften durch Anschlag, Verschickung 2c. verbreitet, in welchem sie ganz im Tone der Londoner Freiheit"- auf die„ herrschende Richtung" in der Sozialdemokratie schimpfen und eine neue Aera des Sozialismus verkündigen. Die Unterstützung der wohldurchdachten Wirthschaftspolitik der Reichs- und Staatsregierung" und die Bekämpfung der Sozialdemokratie sind die beiden Angelpunkte, um welche sich der Körner- Finn'sche Sozialismus dreht, der wie die Herren mit vergnügter Naivetät mittheilen von der Polizei durch die ihnen ertheilte Rückkehr- Erlaubniß sanktionirt worden sei, wodurch„ diese Behörde den Beweis geliefert habe, daß sie für den Arbeiterstand wirklich nützliche Bestrebungen eher zu fördern als zu unterdrücken gesonnen ist." Es kann uns natürlich nicht einfallen, gegen die beiden Abtrünnigen zu eifern; um das zu thun, müßte man sie ernst nehmen können. Sie sollen nur fortfahren in ihrem heiteren Unternehmen; wir geben ihnen unseren Segen dazu und wünschen sogar, daß nicht die Erbitterung eines Genossen der Durchführung ihrer Mission physische Hindernisse bereiten möge. Aber der Regierung hätten selbst wir mehr Vernunft zugetraut, als daß sie sich zu dem sehr begreiflichen Versuch, die Arbeiter gegen das stutzig werdende Bürgerthum auszuspielen und dadurch beider Kräfte zu lähmen, so I che Leute heraussucht. Man sieht, daß wir die Unfähigkeit unserer Gegner noch immer eher zu gering als zu hoch anschlagen.
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Ein neues Mittel der Polizei gegen den Sozialismus. Nachdem die Dresdener Kreishauptmannschaft den Genossen
Kayser, Zumbusch, Fromm und Schüschner die Befugniß zur Verbreitung
von Druckschriften entzogen hatte, mußte auch die Herausgabe der Dresdner Abendzeitung" eingestellt werden. An der Rechtsbeständigkeit letzterer Maßregel zweifeln wir denn doch sehr; im anderen Falle würde selbstverständlich alsbald die letzte von Sozialisten herausgegebene Zeitung zu existiren aufgehört haben.
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haftend. Ein anderer Genosse, Monier, wurde verhaftet, weil er rief: Es lebe das allgemeine Wahlrecht, und wenn man es uns nicht gibt, die Revolution!" Auch während der nächsten Tage fanden noch zahlreiche sozialistische Demonstrationen in Brüssel , Gent und anderen Städten statt. Der Eindruck ist ein für unsere Partei sehr günstiger.
* Man erinnert sich, wie vor einiger Zeit ein über die Korruption der herrschenden Bourgeoisie erbitterter Arbeiter ein„ Attentat" auf die Abgeordneten Kammer beging, indem er von der Tribüne einen Stein in den Saal warf, der indessen niemand beschädigte. Die Bourgeoisie rächte sich nun für die ausgestandene Todesangst(!) wie alle Feiglinge auf die barbarischeste Weise, indem ihre Gerichte den ,, Attentäter" zu 5 Jahren Gefängniß verurtheilten! Ein ähnliches Schandurtheil fällte jüngst ein Genueser Militärgericht, indem es gegen einen Soldaten, der seinen Major ins Gesicht geschlagen hatte, auf 57 Jahre Gefängniß erkannte! Wenn aber die bourgeoise Korruptionswirthschaft nur noch kurze Zeit so fortmacht wie bisher, dann dürften die von ihr Verurtheilten wohl in Bälde ihre Fesseln gesprengt und ihre Martern schwer gerächt sehen!
Unser Genosse und Mitarbeiter Andrea Costa befindet sich trotz seiner Freisprechung noch im Kerker, da der Generalstaatsanwalt gegen seine Freisprechung Beschwerde erhoben hat und ihn um jeden Preis verurtheilt sehen will. Währenddessen wurde Costa's Freundin und Mitangeklagte, Anna Kulischoff, trotzdem sie infolge ihrer Haft schwer erkrankt ist, von den Schergen aus dem Gefängniß an die Schweizer Grenze gebracht und aus dem Land geworfen. Humbert ahmt seinem ,, galanten" Vater„ Ehrenmann" würdig nach!
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Der von uns in Nr. 27 angekündigte er ste norwegische Arbeiter Kongreß hat in Christiania stattgefunden. Derselbe berieth u. a. über die wichtigen Fragen der ökonomischen Lage der Arbeiter und des Wahlrechts. In ersterer Beziehung hielt der Kongreß für das beste Mittel zur Besserung der Arbeiterlage das- Partnershipsystem, während er sich gegen die Produktivgenossenschaften aussprach. In Bezug auf den zweiten Punkt faßte man einen Beschluß gegen das allgemeine Wahlrecht und strebte nur eine Erweiterung des jetzt geltenden Stimmrechtes an. Aus diesen Beschlüssen ist bereits hinlänglich zu ersehen, daß in der Versammlung ein nichts weniger als sozialistischer Geist herrschte. Trotzdem kann man an den Kongreß Hoffnungen knüpfen, weil schon die bloße Thatsache, daß die Arbeiter ihre Interessen selbstständig zu berathen und an die Hand zu nehmen beginnen, einen wichtigen Fortschritt bezeichnet, der im Verlauf der weiteren Entwicklung unfehlbar eine Reihe anderer nach sich zieht, die alle dem Sozialismus entgegenführen.
Rußland.
* Unter Paufen- und Trompetenschall wird im ganzen Reiche des Zaren ausgerufen, und in der loyalen Presse entsprechend herausgeputzt, daß die Diktatur und mit ihr zugleich die berüchtigte dritte Abtheilung( Geheimpolizei) abgeschafft seien und regelmäßigen, gesetzlichen" Zuständen Platz gemacht haben. Man braucht sich indessen nur daran zu erinnern, daß die dritte Abtheilung bereits vier- oder fünfmal ,, auf ewige Zeiten" abgeschafft worden ist, sowie daß dem bisherigen Diktator Loris- Melifoff als Minister des Innern die ganze Gensdarmerie zu unbedingten Befehlen gestellt ist, und man weiß, daß es sich
um nichts als um eine Formsache und eine Spiegelfechterei handelt. Die Polizeifnute wird in Rußland unter diesem oder jenem Namen so lange herrschen, als nicht der barbarische Zarenabsolutismus mit allem Drum und Dran in Trümmer geschlagen ist.
-Das Kijewer Kreisgericht hat sein Bluturtheil gegen die 22 angeklagten Nihilisten erlassen. Zwei, Popow und Iwanow, wurden zum Tod verurtheilt( jedoch zu lebenslänglicher Zwangsarbeit ,, begnadigt"); Jurkowski der berühmte Ingenieur Saschka und zwei andere wurden zu 20 Jahren, zehn Männer und drei Frauen zu 15 Jahren und die übrigen drei zu 13 und 10 Jahren Zwangsarbeit in den sibirischen Bergwerken verurtheilt. Das Strafausmaß wurde für einige Verurtheilte um mehrere Jahre vermindert, für zwei in einfache Verschickung umgewandelt. Unter den Verurtheilten befinden sich neben Edelleuten, Studenten, Beamtensöhnen zc. vier Bürger und drei Bauern. Wie viele Opfer werden noch fallen, bis dem Moloch der Garaus gemacht wird?
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Briefkasten
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der Expedition: Pechfritze: Bf. v. 25. erh. u. besorgt. Wird Berücks. finden. Condor : Hausnummer geordnet. War von Ihrer Der deutschen Polizei schwillt der Kamm immer mehr. In Hand falsch vorgeschrieben. Agens: Bf. v. 25. hier, Alles vorgem. Dresden wurde der sozialistische Abg. Kayser auf eine Stunde verhaftet, Gust. sagte, daß Plakate verwendet werden, also Extrabl. erledigt sei. weil er einen Gensdarmen Gr. hat wohl weiter berichtet? angesehen! Jetzt will die Polizei W... r B.: Kleiner Satz bleibt Kayser und der Redaktion der Dresdner Abendztg." sogar verbieten, stehen. Im Uebrigen sehr schön gesprochen, nur schade, daß wir nicht die polizeilichen Organe Polizisten zu nennen! Freilich ist der" Dukaten aus der Erde stampfen" können. O. R. Schbrg.: Mt. 3.50 Name nicht besonders angenehm. Die Verhältnisse werden immer Ab. 3. Qu. u. Schft. erh. Bf. trotz verstümmelter Adr. eingetroffen. russischer. Th ger Paris : Fehlendes nachgesandt, Adr. in Ordnung. A. Z. postlagernd: Der Verlorene gefunden, folgt durch Freundeshand Lpzg. R. W. B. 343: Mt. 5.- Ab. 2. Sem. 80 erh. Neue Adr. kann L. auswärts aufgeben, wenn verlangt. Laubfrosch u. Unke sind abgethan. May R.: Fr. 2.- Ab. 3. Qu. erh. J. B. Amst.: Mt. 20 f. 3 Ab. 3. Qu. u.„ Ausschr. d. pr. Poliz." verwendet. Theodor Sturm: 35 zurückgehalten, da Verspätung. Soz.- dem. V. St. Gallen: Fr. 17.65 U. ds. dankend erh. Frau E rrau: ö. fl. 2. Ab. p. drei Mt. u. Flgschr. erh. Sendg. fort. 3. R- or: Senden 20-36. Bitten kurze Notiz, ob eingetroffen. Redhat : Bf. v. 29./8. erh., drei mehr folgen. via Fegyvérnek: ö. fl. 2.20 erh. Xbandsdg. fort. Kalend. später. W. W. London : Fr. 2.- Ab. Juli- Sept. erh. Nachliefrg. fort. St. D. W. W- brg: Von 32-36 folgen 30 St. Abrechnung monatl. à Mt. 1.80 franko. Verbindg. mit Moldau fehlt. Zugesagtes
Während der letzten Woche haben zahlreiche FlugschriftenVertheilungen in Hanau , Nürnberg , Fürth , Eßlingen , in vielen Orten des Schwarzwaldes n. s. w. stattgefunden. Es sollen infolge dessen mehrere Verhaftungen stattgefunden haben. Auch in Altona wurden am 29. v. M. drei oder vier Genossen verhaftet, angeblich wegen eines Nachdem das Reichsgericht die Flugblattes gegen die Sedanfeier. gegen Paschky und Weidner in Dresden erhobene Anklage auf Hochverrath zurückgewiesen, hat die Staatsanwaltschaft eine solche wegen„ Anreizung verschiedener Klassen gegen einander" und gegen P.'s Frau und Bruder eine wegen Verbreitung verbotener Schriften erhoben. In Mannheim wurde. der für die Freiheit" agitirende F. Ehrhardt verhaftet.
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* Die Polizei hat das zu einer Staatsaktion aufgepauschte Ereigniß“ des fünfzigsten Geburtstages des Kaisers in ihrer Weise gefeiert, indem sie eine umfangreiche Sozialisten he te veranstaltete und zahlreiche Verhaftungen vornahm, von denen indessen nur drei, die der Genossen Moy, Temta und Schratt aufrecht erhalten blieb. Der formelle Grund der Maßregelungen soll die massenhafte Vertheilung von Flug
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erwartet.
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Durch die Expedition des„ Sozialdemokrat" und die Volksbuchhandlung in Hottingen - Zürich ist zu beziehen:
Die soziale Baufunst
oder
gesellschaftlichen Verhältnisse.
Von
schriften sein, in welchem die ſegensreiche Wirksamkeit der Regierung Gründe und Mittel für den Umsturz und Wiederaufbau der des„ vielgeliebten" Kaisers entsprechend illustrirt ist. Die Polizei gab sich die erdenklichste Mühe, alle diese Flugschriften wieder einzusammeln, damit das monarchische Fest„ durch keinen Mißton gestört", d. h. das verblendete Volk nicht auf Dinge aufmerksam gemacht werde, die jedem fern bleiben müssen, der ein guter Unterthan" bleiben soll. Ob dieser 3weck jedoch erreicht wurde und ob selbst im Falle seiner Erreichung das österreichische Volk ewig blind bleibt, ist eine andere Frage.
Im heutigen Klassenstaat ist die Justiz gar oft ein Spott auf ihren Namen. Justiz heißt Gerechtigkeit. Wie kann aber von Gerechtigkeit die Rede sein, inmitten von Zuständen, die im Ganzen und Einzelnen, in ihrem Wesen und in ihren Erscheinungen den einfachsten Forderungen, der Gerechtigkeit ins Gesicht schlagen? Nur Heuchelei oder gedankenlose Inkonsequenz kann an Individuen strafbar finden, was entweder in Staat und Gesellschaft anerkannte Braris und Moral ist, oder was die nothwendige Wirkung der Pflichtvergessenheit des Staats ( mangelhafte Bildung), der verkehrten Gesellschaftsorganisation ( Armuth). Die dem Staat und der Gesellschaft heut zu Grunde liegende Ungerechtigkeit stempelt die Justiz von vornherein zur Ungerechtigkeit. Soll das sein? Die Sozialdemokratie will, daß die Justiz Gerechtigkeit werde; und in dem freien Volksstaat, den sie erstrebt, schafft sie die unerläßliche Vorbedingung dazu. Wie dem Volf das Recht gebührt, die Gesetze zu machen ( Gesetzgebung), die Gesetze zu vollstrecken( Regierung und Verwaltung), so gebührt ihm auch das Recht, die Gesetze an zuwenden( Rechtsprechung). Die Rechtsprechung gleich der Gesetzgebung, Regierung und Verwaltung muß den Händen partei organisirte Demonstration zu Gunsten des allgemeinen der privilegirten Personen, Stände und Klassen entzogen werden, die ihrem Sonderinteresse das allgemeine Interesse und die Gerechtigkeit opfern. Bis eine vernünftige und naturgemäße Staats und Gesellschaftsordnung die sogenannten Vergehen und Verbrechen, die in Wirklichkeit nur gesellschaftliche Krankheiten sind, mit der Wurzel, d. h. durch Entfernung der Ursachen, ausgerottet hat, verlangt daher die Sozialdemokratie Volksgerichte( Schwurgerichte, Schiedsgerichte soweit thunlich) und unentgeltliche Gerichtspflege. Die Volksgerichte, welche wir erstreben, unterscheiden sich von den hen
Belgien.
* Am 15. August fand in Brüssel die von der sozialistischen ArbeiterWahlrechts statt. Bei 6000 Männer zogen unter dem Gesang der Mar seillaise und die rothe Fahne an der Spitze durch die Straßen der
J. Alois Petzler.
Dieses für das Studium und die Lösung der sozialen Frage wichtige Werk wird im Verlage der Volksbuchhandlung zu Hottingen - Zürich , so= wohl in Einzellieferungen als auch gebunden in zwei Bänden erscheinen. Die ersten drei Hefte sind bereits erschienen.
Preis: 50 Cts. das Heft. Der Reinertrag ist für die Opfer des Sozialisten gesetzes bestimmt.
Stadt und vor das Miniſterium, um dort durch eine Abordnung das London Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein
Verlangen des Volkes nach dem allgemeinen Wahlrecht aussprechen zu lassen( der Minister war indessen in dringenden Geschäften" abgereift). Die Manifestanten wurden von der liberalen" Regierung natürlich auf jede Weise angefeindet und chikanirt. Nachdem ihnen schon vorher das Tragen der rothen Fahne und das Spielen der Marseillaise verboten worden war, welches Verbot aber nicht beachtet wurde, stürzte sich plötzlich vor dem Palast des Königs, der ganz von Truppen umgeben war, eine Abtheilung Gensdarmen mit der blanken Waffe auf den Zug und entriß ihm die rothe Fahne, zugleich den Träger Verbauwen ver
3 Percy Street Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geöffnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Adresse zu achten. I. A. Der Sekretär: G. Lemke.