kenden Genossen beantragt, obwohl diesem nicht das Ge- ringste nachgewiesen werden könne, was den Ausschluß recht- fertige. Das kennzeichne die Stimmung in gewissen Kreisen der Partei, wo noch heute ein notorischer Lump sich größerer Sympathien erfreue, als ein ehrlicher Mann.— Es kommt hierauf, nachdem die auf Ausschluß Hasselmann's gestellten Anträge zu Gunsten eines präziser formulirten An- träges zurückgezogen, zur Abstimmung über diesen. Derselbe hat folgenden Wortlaut: „Nachdem der Kongreß über die Jnlriguen und das gewissenlose Gebahren Hasselmann's aufgeklärt ist, billigt er die von den Abgeordneten proklamirte Ausschließung Hasselmann's voll und ganz und warnt alle auswärtigen Genossen, den Vorspiegelungen dieser als notorischer Verleumder entlarvten Persönlichkeit Glauben zu schenken." Die Abstimmung ergibt die Annahme dieser Resolution mit allen gegen drei Stimmen. Auf Anfrage des Vor- sitzenden erklärt einer der gegen die Ausschließung stimmenden Genossen, daß Hasielmann sich durch seine Taktik selbst außer� halb oer Partei gestellt habe, deshalb seine Ausstoßung nicht mehr nöthig sei, und habe er dicserw eg en gegen den An- trag gestimmt. Der zweite schließt sich dieser Erklärung an, während der dritte erklärt, daß seine Wähler ihm den Auftrag gegeben hätten, in Sachen Hasselmann und Most weder pro noch oontra Partei zu ergreifen; deshalb habe er gegen den Antrag gestimmt. Der Antrag, zur Aufklärung über die Hasselmann'sche An- gelegenheit eine Erklärung in Broschürenform herauszugeben, wird abgelehnt.— Hiemit ist die Angelegenheit Hasselmann's erledigt und wird zur Affaire Most übergegangen. Der Referent erhält das Wort, um auszuführen, daß erst nachdem Most sich in der„Freiheit" f ü r Hödel und Nobiling erklärt habe, die Partei ihn nicht mehr als Genossen hätte be- trachren können. Dabei müsse jedoch hervorgehoben werden, daß Most sich in der„Freiheit" zuerst gegen die Attentäterei ausgesprochen hätte. Trotzdem habe er später einen Brief Vaillants aufgenommen, worin dieser der deutschen Partei ge- radezu den Vorwurf mache, daß sie Hödel und Nobiling ver- leugne. Allerdings habe Most nicht gewagt, den Brief V.'s in beutscher Sprache zu veröffentlichen. Das Verhalten M.'s sei überhaupt ein sehr schwankendes gewesen. Zuerst habe er der Betheiligung der deutschen Arbeiter an den Wahlen das Wort geredet. In Nro. 18 der„Freiheit" hingegen habe er sich über die Reichstagswahl in Hamburg in der spöttisch- sten Weise geäußert. In Nro. 6 der„Freiheit" kritisire er die Taktik der Gegner, daß diese der Sozialdemokratie andichten, nur gewaltsame Umsturzmittel zur Durchführung ihrer Absichten im Sinne zu haben, während die Sozialdemokraten nicht mit physischer Gewalt, sondern nur mit geistigen Waffen kämpften, und zitire für die Richtigkeit dieser Auffassung sogar den li- beraten Geschichtschreiber Rotteck. Daß Most später für Hassel- mann Partei ergriffen, sei ja ganz selbstverständlich, wenngleich er nachher versucht habe, in dieser Beziehung eine etwas andere Haltung einzunehmen. In Nro.Z32 d. I. nehme M. weiter entschieden Stellung gegen die sozialistische Arbeiterpartei, in Nro . 19 desgleichen. Es werde hier die Partei in gröblichster Weise verdächtigt. Nro. 32 behandle die Geschichte der Partei während der letzten zwei Jahre. In einem mit Carolus unter- zeichneten Artikel an der Spitze dieser Nummer wird ausge- führt, daß die deutsche Sozialdemokratie bis zu dem Tage des Hödcl-Attentates stark und und mächtig und in Ehren dage- standen habe. Mit diesem Tage, welcher eine, wenn auch mißlungene That, so doch„eine That" gesehen, sei die Sache der Revolution günstig gestauden; jetzt sei der Zeitpunkt ge- kommen gewesen, wo es für die Sozialdemokratie galt, Muth und Festigkeit zu zeigen und der Reaktion die Stirne zu bieten! Statt dessen hätten sich die Vertreter der Partei„bodenlos jämmerlich",„maßlos feige" benommen, hätten„gejammert und gewinselt", sich als„Memmen und Jammerknaben" gezeigt und„durch ihre Schurkenstreiche auf immer den Fluch des Volkes auf sich geladen." Ein schamloser Vcrrath sei dem andern gefolgt und durch solch' böse Beispiele auch viele Andere wankend geworden. Zwischen diesen Leuten, welche die Gewaltthat von sich weisen und„den Mord injeder Form verabscheuen", und den wahren Revolutionären mü ssedas Tafel» tuch für immer zerschnitten sein und das Volk müsse sich von solchen Menschen(bezw. den sich mit ihnen solidarisch erklären- den deutschen Sozialisten abwenden und selbstständig vorgehen. Redner führt hiebe! aus, das Verhalten Most's sei um so verächtlicher, als die preußische Regierung nach Einführung des Sozialistengesetzes die Partei habe nur zu Putschen veranlassen wollen. In Breslau habe ein höherer Militärbeamter aus- drücklich erklärt, daß jeden Tag ein Zusammenstoß zwischen Militär und der Bevölkerung zu erwarten sei.— Es entstehe somit die Frage, ob die Partei sich ein solches Auftreten M's. gefallen lassen wolle. Er habe mehr geschadet, als irgend einer der Gegner. Sein Ausschluß sei deshalb gerechtfertigt; aber es sei nicht zu rechtfertigen, wenn derselbe sich auch auf Diejenigen ausdehnen solle, die zu M. gehalten, wie dies in einem der vorliegenden Anträge verlangt werde. Der nächste Redner erklärt sich für den Antrag, daß der Kongreß sich auch gegen die Anhänger Most's aussprechen müsse. Was Most betreffe, so verdiene sein verlogenes, unehr- liches Verhalten schärfsten Tadel. Wenn er z. B. Liebknecht wegen dessen Rede im Reichstage angreife, so wolle Redner nur konstatiren, daß Most diejenigen Stellen aus dem Zusammen- hange reiße, die zur Verdrehung des Sachverhaltes geeignet seien. Most selbst sei charakterlos und schwankend, das recht- fertige ihn aber nicht. Er greife die sozialistische Arbeiterpartei an, nehme aber von Mitgliedern derselben keine Rechtfertigung auf, wie dies bezüglich einer Denkschrift nachgewiesen werden könne, die zur Veröfftntlichung an die„Freiheit" eingeschickt worden sei, aber ganz einfach zurückgewiesen wurde.— Ein anderer Redner ist dafür, daß die Partei öffentlich er- kläre, mit Most weiter nichts zu thun haben zu wollen. Wenn von Most der Vorwurf der Feigheit gegen die sozialistischen Reichstagsabgeordneten, namentlich gegen Liebknecht erhoben werde, so müsse ein solches Verfahren entschieden oerurtheilt werden. Die Situation sei eine sehr schwierige und die Reichs- tagsabgeordneten hätten eine schwere Verantwortung. Wenn auch Keiner sich gegen eine gewaltsame Umwälzung erklären würde, wenn sie wirklich eintrete, so könne sie doch nicht ge- macht werden, und jedenfalls dürfe nicht dazu die Hand ge- boten werden, das Volk zur Revolution aufzurufen, ehe die Verhältnisse dazu reif seien.— Seubert(Winterthur ) spricht über die Stimmung der Parteigenossen in der Schweiz nach dem Sozialistengesetz. Ein Theil derselben habe eine gewaltsame Erhebung der beut- scheu Arbeiter erwartet, ein anderer Theil habe sich dafür er- klärt, daß die deutschen Sozialisten im Geheimen ihre Thätigkeit fortsetzen. Im Allgemeinen sei dann das erste Erscheinen der „Freiheit" mit Freuden begrüßt worden. Als in dem Blatte jedoch die allgemein nur als Ehrenmänner bekannten Partei- führer beschimpft worden seien, habe man dies Seitens der großen Mehrzahl der schweizerischen Arbeiter entschieden gemiß- billigt. Man sei zwar nach wie vor für eine radikale Haltung, verdamme jedoch die Schimpfereien Most's auf's entschiedenste. Der folgende Redner rechtfertigt die Ausführungen Liebknechts im Reickstage bei Gelegenheit der Debatte über den Berliner Belagerungszustand. Es würde Wahnsinn gewesen sein, wenn die Reichstagsabgeordneten nach Erlaß des Sozialistengesetzes die Parole zum Losschlagen gegeben hätten. Liebknecht habe nie die Partei für eine Reformpartei erklärt; denn dieselbe sei durchaus revolutionär, weil sie eine vollständige Umänderung der bestehenden politischen und wirthschaftlichen Verhältnisse erstrebe. Er habe einfach die organische Reformen anstrebende sozialdemokratische Arbeiterpartei dem umfiürzlerischen Charakter der Bismarck 'schen Blut- und Eisenpolitik— auf staatlichem wie auf wirthschaftlichem Gebiet— gegenübergestellt. Auch habe er nie gesagt, daß man sich unter das Sozialistengesetz„ducken" müsse— das wäre gleichbedeutend mit dem Tod der Partei gewesen. Der Sinn der Rede sei einfach der gewesen, daß die Partei dem Ausnahmegesetz nicht die Gewalt entgegensetzen könne.— Most betreffend, erinnert Redner daran, daß eine als besonders„feig" den jetzigen sozialistischen Führern von Most vorgeworfen? Aeußerung fich in der anläßlich des Hödel- Attentats von den damaligen sozialistischen Abgeordneten abge- gebenen Erklärung finde, welche auch von Most unter- zeichnet sei.— Der Pariser Vertreter gibt Aufklärung über das Verhalten Most's in Paris und Brüssel . Most habe in Brüssel u. A. gesagt, daß deutsche Sozialisten, die er namhaft gemacht, sich mit der„Freiheit" einverstanden erklärt hätten. Most sei außerdem, als er sich in einer Pariser Versammlung als Re- volutionär aufgespielt hatte, in der Debatte wegen seiner Hol- tung in der„Freiheit" angegriffen und in die Enge getrieben worden. Er habe sich dann heimlich aus der Versammlung entfernt unter dem Vorwande, daß Polizeispitzel daselbst an- wesend seien. Trotzdem sei er mit dem von den Pariser Ge- Nossen vorher entlarvten Polizeispion Zadeck noch des Nachts 1 Uhr zusammen gewesen. Most's Auftrelen habe die Pariser und Brüsseler Genossen zurückgestoßen, und beantrage er in deren Namen, daß der Kongreß die Ausschließung Most's vornehme.— Weiter erklärt sich ein Redner entschieden dagegen, daß die Leser der„Freiheit" als Anhänger Most's betrachtet werden. Wenn dieselben auch Leser der„Freiheit" seien, so seien sie damit doch noch' nicht M dessen Handlungen verantwortlich zu machen, und sei es deshalb' ungerechtfertigt, deren Ausschluß aus der Partei auszusprechen.— Der folgende Redner macht darauf aufmerksam, daß in der „Freiheit" nur für den Preßfond des Blattes, nicht aber für die Gemaßregelten in Deutschland gesammelt werde. Im weiteren folgt die Ausführung über den Versuch, den Most gemacht abzustreiten, daß er von einem bekannten Genossen bei seiner Ausweisung aus Berlin eine Anleihe gemacht habt Hierbei habe er auch noch andere ehrenwerthe Personen verdächtigt.— Der letzte Redner rechtfertigt den Bezirk, welcher Most das Geld zu der Reise nach dem ausgesetzten Kongreß gegeben habe. Es sei dies nicht geschehen, weil man mit Most ein- verstanden, sondern weil man Most habe Gelegenheit geben wollen, sich zu rechtfertigen.— Es wird Schluß der Debatte angenommen. Der Correferent erklärt mit Rücksicht auf Most's Ankündig- ung einer Broschüre gegen die sozialistische Arbeiterpartei, daß auch er, als er von dem Zerwürfniß zwischen Most und der Partei noch keine Kenntn iß hatte und erst eine einzige Nummer der„Freiheit" zu Gesichte bekommen gehabt, fich beding- ungsweise zustimmend an Most gewendet habe, was dieser voraussichtlich in perfider Weise gegen ihn ausnützen werde. Sodann verliest Redner ein hektographirtes Circular, in dem Most noch vor Erscheinen des„Sozialdemokrat" gegen den- selben in der schmählichsten, verleumderischsten Weise intriguirt, obgleich er vorher selbst ein Zentralorgan gefordert und fich sogar zur Abgabe der Redaktion der„Freiheit" an einen deutschen Genossen bereit erklärt hatte. Redner geht dann auf die Haltung des letzteren Blattes ein und weist darauf hin. daß Most sich noch später brieflich wiederholt im Wesentlichen mit dem„Sozialdemokrat" als im Einverständniß befindlich ausgesprochen habe, und das zu einer Zeit, wo der„Sozial- Demokrat" sogar vielen deutschen Genossen noch zu„zahm" gewesen sei.(Die Briefe find vom 11. Oktober und 12. No- vember 1879.) Aus diesen Widersprüchen gehe unzweifelhaft die Charakter- lofigkeit und Unzuverläsfigkeit Most's hervor. Redner schildert im Weitern das Verhalten des Letzteren bei seiner Anwesenheit in der Schweiz und die überaus klägliche Rolle, die dieser namentlich in einer öffentlichen Versammlung in Zürich gespielt habe, wo er klein beigab, um sofort nach seiner Rückkehr nach London die alte Rolle des Krakehlers ärger als je zuvor wie- der aufzunehmen. Er sei dabei ebenso leichtsinnig wie gewissen- los verfahren, indem er sich, trotz zahlreicher Warnungen, mit dem Polizeispion Zadeck eingelassen und verschiedene Partei- genossen mit demselben in Verbindung und somit zur Kennt- niß der Polizei gebracht habe. Schließlich führt Redner aus, daß Most gar nicht mehr als Sozialist betrachtet werden könne. Er sei höchstens Blanquist und zwar im schlimmsten Sinne des Wortes, der keinen anderen Zweck als zweck- und kopflose Revolutionsmacherei verfolge. Es sei deshalb nothwendig, daß der Kongreß fich entschieden gegen Most erkläre und ihn aus der Partei ausschließe.— Es tritt Schluß der Debatte ein und erfolgt die Verlesung des folgenden Antrages, welchen sechs Genossen unterschrieben haben: „In Erwägung, daß Johann Most stit längerer Zeit sich in Widerspruch mit den von ihm selbst noch unter dem Sozialistengesetz vertretenen Grundsätzen der Partei ge- setzt und nur noch den Einflüssen seiner häufig wechseln- den Laune folgt; In fernerer Erwägung, daß Most sich zum Kolporteur jeder gegen die deutsche Sozialdemokratie erhobenen Ver- leumdung, komme sie von welcher Seite sie wolle, gemacht hat und notorischen Polizeiagenten trotz ertheilter Warnung Borschub leistete, nur weil sie auf die sogenannten Parteiführer schimpften: In schließlicher Erwägung, daß Most Handlungen begangen hat, die allen Gesetzen der Ehrenhaftigkeit wider- sprechen, Erklärt der Congreß, daß er jede Solidarität mit Johann Most zurückweist und ihn als aus der sozio- listischen Arbeiterpartei Deutschlands ausgeschieden be- trachtet." Es erfolgt die Abstimmung und wird der Antrag mit allen gegen zwei Stimmen angenommen.— Hierauf erfolgte die Berichterstattung der Wahlprüfungs- Kommission über die Wahl eines Ehrengerichtes in Sachen Rackow's und Auer's. Auf Vorschlag eines Vertreters bestimmt der Kongreß so- dann, daß wenn einer der Gewählten etwa verhindert sei, den Sitzungen der Kommission beizuwohnen, dann derjenige der Nichtgewählten, welcher die größte Stimmenzahl erhalten, als Stellvertreter einberufen werden soll. Hierauf wurden die Kongreßsitzungen von l1� bis 9 Uhr vertagt. Fünfte Sitzung. Sonntag, 22. August, Abends 8 Uhr. Zunächst kommt die Angelegenheit K ö r n e r- F i n n zur Sprache, Der Antrag, über diese Affaire ohne Weiteres zur Tagesordnung überzugehen, wird unter lebhaften Zustimmungs- Aeußerungen ohne jede Debatte angenommen.— Es folgt sodann eine längere Berathung über die Situation des Kongresses, nach deren Beendigung man zum Bericht über das Verhalten der Abgeordneten im Reichstag übergeht. Der Referent bezieht sich auf den vor einiger Zeit veröffent- lichten Reichstagsbericht und fügt demselben Aufklärungen über Mißverständnisse, welche in der Partei bemerkbar wurden, hinzu. Man habe das Wort„Revolution" mißverstanden und den sozialistischen Abgeordneten zum Vorwurf gemacht, sie seien nicht revolutionär. Es sei jeder Sozialist ein Revolutionär, aber man dürfe unter Revolution nicht blos die Gewaltäußerung sehen. Die Partei hat unter dem Sozialistengesetz ihren Charakter und ihre Selbstständigkeit gewahrt; es ist ihren Vertretern keine Prinzipien- Verletzung vorzuwerfen. Unter der Attentatsaufregung mußte man aus taktischen Gründen vorsichtig vorgehen. Die Partei hatte gar nicht die Möglichkeit, der Regierung gewaltsam die Spitze zu bieten. Daran ändern die sogenannten Anarchisten und die Nihi- listen nichts, welche darüber Vorwürfe erheben. Die Zustände in Rußland seien in ganz anderen Verhältnissen begründet und die Taktik der Verzweiflung, wie sie die Nihilisten üben, tauge für Deuffchland nicht. Als das Robiling-Attentat geschehen, mußte der Partei daran liegen, die Verleumdung, Nobiling gehöre zur Partei, zu widerlegen. Die seither beobachtete Taktik hat sich be- währt und Bismarck besorgt mit seinen Steuerprojektcn und der ganzen Art seiner Politik unterdeß die Agitationsarbeit der Sozialisten. Revolutionäre Beschlüsse fassen, ohne sie auszuführen, sei eine Kinderei, deren wir uns nicht schuldig machen dursten. Daß wir das Militärgesetz, das Tabaksmonopol zc. Bismarck verweigern, und gegen alle neue Steuern kämpfen, ist selbst- verständlich..Wenn ein einzelner Zeitungsartikel im Parteiblatte sich für das Monopol erklärt, so sei das die Anschauung eines Einzelnen und es sei unnütz, daraus Kapital zu schlagen. Die Abgeordneten haben das Mandat vielfach zu agitatorischen Zwecken benützt, was gerade jetzt, nachdem Versammlungen, Ver- eine und Parteipresse verboten sind, von um so höherem Werthe ist. Nachdem das Attentatsfieber sich gelegt und die Stimmung umgeschlagen ist, ist die Zeit gekommen, wo die Partei wieder mehr positiv vorgehen kann und muß. Bisher galt es, zu retten und zu sammeln; jetzt wird man mehr agitatorisch auftreten. Der nothwendige„Rückzug" beim Eintritt des Sozialistengesetzes war nicht ein„Rückzug" im Sinne der Preisgabe von Prinzipien, sondern der trotz der Uebermacht der Feinde erzwungene Rückzug in eine gesicherte Position. Der momentane geordnete Rückzug war nöthig, denn zum„Losschlagen" war keine Möglichkeit. Damit wolle er nicht den sogen,„gesetzlichen Weg" als unumstöß- liche Norm bezeichnen. Es ist eine Klugheit der Regierungen, ihn zu ermöglichen. Die deutschen Regierungen haben aber bis- her diese Klugheit nicht gezeigt, und wenn es schließlich einmal zum Aeußersten kommt, wird sich zeigen, wer mehr seine Schul- digkeit thut, die jetzt Angegriffenen, oder die, welche sie an- greifen.(Bravo !)— Es kommen Anträge von Berliner Genossen zur Debatte. Die Parteigenossen, welche dieselben übergeben, verzichten darauf, dieselben zu begründen. Der hierher gehörige Theil dieser Anträge lautet: „Den sozial-demokratischen Abgeordneten ist über ihr Verhalten im deutschen Reichstag ein Mißtrauens- Votum zu ertheilen. Gründe: ») K a y s e r's Eintreten für die Schutzzölle, b) Bebel's Apell an den„Patriotismus" der Genossen, sowie seine„Erwartung', daß dieselben sicher auch die „Feinde" aus dem Lande schlagen würden, c) Hasenclever's Protest gegen die Erklärungen Hassel- manns im Reichstage, d) Liebknecht's Erklärungen, welche den persönlichen Streit unter den Abgeordneten entfacht haben."— Der erste Redner hiezu führt aus: Die Abgeordneten haben nicht gegen das Prinzip gesündigt, aber sie haben zum Theil einen Ton angeschlagen, der zu mißbilligen sei, weil er zu sehr von persönlicher Rücksicht für die Gegner zeuge. Redner zitirt eine Stelle aus einer Rede Fritzsche's.—
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2 (12.9.1880) 37
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