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Hiegegen wird von verschiedenen Seiten angeführt, Fritzsche habe in jeder Rede den prinzipiellen Standpunkt gewahrt. -Auch hat Kayser im Reichstag feinen Verstoß gegen das Ein Prinzip begangen und verdiene fein Mißtrauensvvotum. anderer Redner führt aus: Hasselmann gelangte nur durch die Nachsicht der sozialistischen Fraktion dazu, seine letzte Brandrede zu halten. Er sprach darin direkt gegen die Partei- Interessen, seine anarchistischen Aeußerungen waren gegen die Partei gerichtet, und daher mußte er desavouirt werden. Niemand werde sich durch ein Berliner Mißtrauensvotum abhalten lassen, stets denselben Standpunkt gegenüber solchen Vorkommnissen einzunehmen.
In Bezug auf die angegriffenen Aeußerungen mehrerer Abgeordneten bezüglich der russischen Nihilisten, führt ein anderer Redner aus: Es könne für keinen denkenden Sozialisten in Deutschland ein Zweifel sein, daß der russische Nihilismus von dem deutschen Sozialismus himmelweit verschieden sei. Die Aeußerung Bebels, daß die Nihilisten sich vorzugsweise aus den Gesellschaftskreisen des Herrn v. Kardorf rekrutirten, habe nach Angabe Züricher Genossen in Nihilistenkreisen Mißfallen erregt, darauf könne aber ein Abgeordneter der sozialistischen Partei in Ausübung seiner Vertreterpflicht nicht Rücksicht nehmen. Wenn einzelne Berliner Genossen kleinliche Anlässe zu Mißtrauensvoten benutzen wollen, so beweisen sie nur damit, daß sie einer schon länger geübten Praxis gemäß bei jeder Gelegenheit in der gehässigsten Weise über gewisse Leipziger und Hamburger Parteigenossen herfallen, und sie stellen sich damit auf den Standpunkt Hasselmanns. Obgleich gerade von den Angegriffenen in der energischsten Weise für die Ausgewiesenen eingetreten wurde, hätten sich seit längerer Zeit die Feindseligkeiten eines Theils der Ausgewiesenen gemehrt. Es sei jedenfalls sonderbar, daß Berliner Parteigenossen so bereitwillig mit Mißtrauensvoten gegen die Abgeordneten auftreten, sogar Ausschlußanträge stellten, ohne daß sie im Stande wären, die Beschuldigungen zu beweisen, aber für das parteimörderische Treiben der Herren Most und Hasselmann kein Wort des Tadels hätten. Dieses Vorgehen müßte gebrandmarkt und entschieden zurückgewiesen werden, damit man in den bezüglichen Kreisen erfahre, wie der Kongreß über fie dente. Die Berliner Anträge werden einstimmig abgelehnt. Abgelehnt wurde ferner der Antrag:
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„ Die sozialdemokratischen Abgeordneten im Reichstag haben die Pflicht, jederzeit in energischer Weise prinzipiell auf zutreten und sich nicht an untergeordneten Fragen zu be theiligen. Die Abgeordneten sind gemäß dem Beschluß des Gothaer Kongresses 1877 verpflichtet, bei allen Abstimmungen einheitlich geschlossen zu stimmen."
Die Ablehnung wird dadurch motivirt, daß das im Antrag Verlangte ja selbstverständlich sei. Angenommen wird die Resolution:
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Wie die deutsche Sozialdemokratie allen Bewegungen, die auf Befreiung der Völker vom sozialen und politischen Druck ausgehen, ihre volle Sympathie entgegenträgt, so thut sie dies selbstverständlich auch den für die Befreiung des russischen Volkes wirkenden sogenannten Nihilisten gegenüber, obwohl sie deren durch die besonderen Ver hältnisse Rußlands bedingte Taktik für Deutschland nicht geeignet hält."
Die Sizung wird Nachts 1 Uhr auf morgen früh 8 Uhr bertagt.
Sechste Sizung. Montag 23. August, Vormittags 8 Uhr.
Bei Berlesung der Präsenzliste ergibt sich, daß 10 Vertreter aus zwingenden Gründen abgereist sind, so daß noch 46 anwesend sind. Es erfolgt zunächst die Verlesung der gestrigen Protokolle. Diese Arbeit nimmt anderthalb Stunden in Anspruch. Nachdem verschiedene Korrekturen zu den Protokollen beantragt und daran vorgenommen wurden, werden die drei Protokolle genehmigt.
Es stehen zur Debatte die Organisations- und Partei Steuerfrage. Zu dieser liegen eine lange Reihe von Anträgen bor , die wir aus taktischen Gründen nur theilweise veröffentlichen können.
Unter anderen beantragen Züricher Genossen:
" Zur Herstellung einer regelmäßigen Verbindung der Sozialisten und Sozialistenvereine des Auslandes unter sich und mit der Partei in Deutschland , sowie zur Pflege des Verkehrs zwischen letzterer und den Bruderparteien des Auslandes, wird eine Verkehrsstelle außerhalb Deutsch lands geschaffen, welche den Verkehr zwischen den einzelnen Vereinen zu vermitteln, alle Beschwerden, Anträge 2c. entgegenzunehmen und in geeigneter Weise zu erledigen hat." Weiter wird beantragt:
" In der Regel alle Jahre, spätestens aber alle drei Jahre soll ein Parteikongreß stattfinden. Die Form der Einberufung steht den autorisirten Personen zu." Diese, sowie noch eine Anzahl anderer Anträge in ähnlicher Richtung, rufen eine lange und sehr lebhafte Debatte hervor, an welcher sich eine große Zahl Redner betheiligt. Das Endresultat ist, daß eine Reihe von auf die Organisation der Partei bezügliche Anträge die fast einstimmige Zustimmung des Kongresses erhalten. Ferner wird angenommen der angeführte Antrag der Züricher Genossen, betreffend eine Verkehrsstelle für die auswärtigen Sozialisten. Annahme findet auch der Antrag in Bezug auf die Abhaltung von Kongressen.
Ferner wird einstimmig beschlossen, daß der in Zürich erscheinende Sozialdemokrat" das ein zige offizielle Organ der Partei sei.
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Schluß der Sitzung 1 Uhr. Wiederaufnahme derselben um
2 Uhr.
Siebente( Schluß-) Sigung. Montag 23. August, Nachmittags 2 Uhr.
Der Vorfizende eröffnet die Sigung um 2
Uhr und ver
liest die Präsenzliste, sowie eine Reihe eingegangener Anträge,
die sich auf die Presse beziehen.
Die Debatte über die Presse und die betreffenden Anträge wird eröffnet.
Ein Redner spricht sich gegen Gründung neuer Preßorgane
aus.
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Der folgende Redner hält es nach den gefaßten Beschlüssen für nothwendig, der Affaire Most und Hasselmann im„ SozialAußerdem demokrat" so wenig wie möglich zu erwähnen. wünscht Redner, daß der„ Sozialdemokrat" jetzt auch im vollsten Sinne des Wortes Parteiorgan werde und deshalb auch jedem Genossen zu prinzipiellen Erörterungen freigegeben werde. Ein in der Schweiz lebender Genosse führt aus, daß der ,, Sozialdemokrat" populärer in der Schreibweise werden müsse, dann würden manche Klagen darüber, daß das Blatt nicht radikal genug sei, verstummen. Er befürworte deshalb, daß der Redakteur des Sozialdemokrat" in diesem Sinne thätig sei. Die persönliche Polemit tönne nicht ganz aus dem Blatte verbannt bleiben. Es handle sich dabei oft um wichtige Partei= angelegenheiten. Es sei freilich nothwendig, die Polemik mög= lichst zu beschränken.
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Es erfolgt hierauf der Bericht über den Stand des " Sozialdemokrat". Aus demselben geht hervor, daß die Zahl der Leser desselben, trotz der ganz außergewöhnlichen Schwierigkeiten, welche sich der Verbreitung des Blattes entgegenstellen, stetig steige. Besonders im legten Quartal ist gegenstellen, stetig steige. ein erfreulicher Aufschwung zu verzeichnen, was mit darauf zurückzuführen ist, daß die Genossen in dem Minenkrieg gegen die Polizei immer gewandter und erfahrener werden. Bei den außerordentlich hohen Kosten, welche die sichere Spedirung des Blattes nach Deutschland verursacht, macht das Blatt heute noch ein Defizit, doch ist gegründete Hoffnung vorhanden, daß dasselbe bald verschwinden werde und werden die Genofen deshalb zur Erreichung dieses Zieles aufgefordert, in ener= gischer Weise für die Verbreitung des Blattes einzutreten.-
Die nun folgenden Redner ergehen sich über die Haltung des Blattes, wobei man im Großen und Ganzen seine ZuStimmung ausspricht. Ein von Berliner Genossen eingesandter Protest gegen die Redattion des„ Sozialdemokrat" wird da= durch erledigt, daß die Redaktion nachweist, daß fie einer von Berlinern eingesandten Solidaritätserklärung mit Hasselmann, nicht eigenmächtig, sondern erst nach Rücksprache mit einer Anzahl namhafter Genoffen, die Aufnahme in das Blatt verweigert hat. Beschlossen wird, der Redaktion zu empfehlen, für die in dem Blatt zu führende persönliche Polemik eine eigene Rubrik auf der legten Seite des Blattes einzurichten.
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Ein Redner spricht sich dagegen aus, daß bereits durch Flugblatt zur Kenntniß der Parteigenossen gekommene Artikel im Sozialdemokrat" noch einmal zum Abdruck kommen. Mit Bezug auf den Ton des Blattes müsse doch bemerkt werden, daß der Ton, der bei Most gewöhnlich sei, dem„ Sozialdemokrat" nicht zugestanden werden dürfe.-
Der Vorsigende bringt einen Antrag wegen Gründung eines Parteiarchivs in der Schweiz zur Verlesung und wird derselbe bom Kongreß im Prinzip angenommen.
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Hierauf fommen mehrere Anträge bezüglich der Herausgabe von Flugblättern zur Mittheilung, über die ohne Debatte zur Abstimmung geschritten wird. Dieselbe ergibt, daß sämmtliche auf die Herstellung von Flugblättern 2c. bezüglichen Wünsche und Anträge zur Berücksichtigung empfohlen werden. Weiter gelangt folgender Antrag zur Annahme:
" Der Kongreß erklärt, daß die derzeitigen politischen und wirthschaftlichen Zustände in Deutschland durchaus nicht geeignet find, neue Zeitungen für die sozialdemofratische Partei zu gründen und beauftragt die Parteivertretung, jedem derartigen Projekt entschieden entgegenzuarbeiten."
Außerdem wird noch ein Antrag angenommen, für den Wahlkreis Barmen- Elberfeld ein Flugblatt herauszugeben, in welchem die Angelegenheit Haffelmann tlar gestellt wird.
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Hiermit sind die die Presse betreffenden Anträge erledigt und wird zur Verhandlung über die Reichstagswahlen übergegangen.
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Betreffs der Stellung, welche die Partei zu den Wahlen einzunehmen hat, wird folgender Antrag einstimmig ange=
nommen:
" Die anwesenden Vertreter der sozial- demokratischen Arbeiterpartei deutscher Zunge empfehlen ihren deutschen Parteigenossen, sich mit allen Kräften an den stattfindenden Wahlen für Reichstag , Landtag und Kom= mune zu betheiligen und zwar aus agitatorischen und propagandistischen Rücksichten.
" Insbesondere empfehlen sie den Parteigenossen in Deutschland die allgemeinste und energisch ste Thätigkeit für die im Jahre 1881 stattfindenden allgemeinen Reichstagswahlen und zu diesem Zwecke die Vornahme folgender Schritte:
1) Aufnahme der Agitation in den einzelnen Wahlkreisen und feste Organisirung in jeder geeigneten Weise.
2) Vornahme regelmäßiger Geldsammlungen.
3) In allen Wahlkreisen ohne Rücksicht auf die Zahl der Gesinnungsgenossen bei der Wahl selbst= ständig vorzugehen und eigene Kandidaten aufzustellen. Für den Fall von Stichwahlen empfehlen die Anwesenden den deutschen Parteigenossen im Allgemeinen Wahlenthaltung."
Außer den von der Partei bereits eroberten Wahlkreisen werden 21 weitere Kreise als offizielle erklärt.
Angenommen wird ferner als selbstverständlich der Antrag, daß in Zukunft Wahlflugblätter und sonstige mündliche und schriftliche Veröffentlichungen der Kandidaten und der Wahlausschüsse unter feinen Umständen dem Programm widersprechen dürfen.
Weiter wird nachstehender Antrag einstimmig angenommen:
,, Der Kongreß deutscher Sozialisten, in Erwägung, daß die Befreiung der Arbeiterklasse das Werk der vereinigten Proletarier aller Länder sein muß und daß die deutsche Sozialdemokratie von jeher ihren internationalen Charakter betont hat, stimmt dem Vorschlag der belgischen sozialistischen Arbeiterpartei auf Einberufung eines sozia= listischen Weltkongresses mit voller Sympathie zu und beauftragt die Parteivertretung, den Kongreß mit zwei Vertretern zu beschicken."
Damit ist die Tagesordnung erledigt.
Genosse Seubert aus Winterthur spricht dem Kongreß noch die Sympathien der deutschen Genossen in der Schweiz aus und stellt finanzielle Unterstügungen bei den Wahlen 2c. in Aussicht.
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Nach einer die Bedeutung des Kongresses würdigenden und den Ernst des Augenblicks betonenden, zugleich aber zu erneuter, vermehrter Thätigkeit im Sinne der gefaßten Beschlüsse auf= munternden Ansprache des Präsidenten wird der Kongreß 1/8 Uhr mit einem dreifachen Hoch auf die Sozialdemokratie und dem Gesang der Marseillaise geschlossen.
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Erklärung.
In dem Bericht über den Wydener Kongreß ist gelegentlich der Mittheilung des Protestes der berliner Ausgewiesenen von Hamburg und Umgegend" bemerkt, daß die Herren Körner und Finn diesen veranlaßt hätten. Herr Emmerich, ehemals Redakteur der Berliner Freien Presse" und Ausgewiesener, erklärt mir nun, daß die Herren Körner und Finn jenem Aktenstück fern ständen, dasselbe vielmehr von Herrn Wolff in Hamburg , jetzt in Ottensender den österreichischen Parteigenossen sehr wohl in Ottensen bekannt ist, wenn auch keineswegs in angenehmer Erinnerung bei ihnen steht verfaßt worden sei. Die Herren Emmerich, Szymath und Genossen haben dann dieses Aktenstück gelesen und ihre Zustimmung dazu gegeben.
Ich halte für nothwendig, diese Thatsache zu konstatiren, selbst auf die Gefahr hin, daß man mir nachsagt, ich hätte die Herren Emmerich, Szymath und Genossen ,, denunziren" wollen. Ich bin der Ansicht, daß die Herren mit dem Schriftstück, das Herr Wolff in die Hände der Polizei hat fallen lassen, letterer einen großen Dienst erwiesen haben und eine ,, Denunziation" ihrer Personen nur für sie von Vortheil sein kann. Zudem soll ja Herr Wolff, wie mir ebenfalls Herr Emmerich mittheilte, die Freundlichkeit haben, das von ihm verfaßte Pamwie phlet im Druck erscheinen zu lassen, wenn dasselbe mittlerweile geschehen mittlerweile geschehen vom Kongreß ohne Beachtung bliebe. Ich habe darauf geantwortet, daß uns das nur angenehm sein könnte und uns eine erwünschte Gelegenheit biete, mit dem sauberen Herrn Verfasser und seinen Hintermännern abzurechnen. Dies zur Aufklärung.
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A. Bebel.
Sozialpolitische Rundschau.
* Es ist ziemlich sicher, daß der geplante sozialistische Weltkongreß in der Schweiz und wahrscheinlich in Zürich stattfinden wird. Der den Kongreß einberufende Landesrath der belgischen sozialiftischen Arbeiterpartei hat letzteren Ort und als Zeit der Abhaltung den September nächsten Jahres vorgeschlagen, wogegen sich bis jetzt ein Widerspruch noch von keiner Seite erhoben hat. Wir brauchen nicht erst zu sagen, daß die züricher Sozialisten diese Auswahl mit Freuden begrüßen und daß sie, falls dieselbe endgültig werden sollte, die Vertreter der sozialistischen Arbeiter der ganzen zivilisirten Welt als Brüder empfangen und ihren wichtigen, mit so vielen Hoffnungen erwarteten Arbeiten jede Förderung angedeihen lassen werden.
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Um auch schon an den Vorarbeiten theilzunehmen, hat der züricher Internationale Arbeiterverein die einzige Organisation auf deutschem Sprachgebiet, welche als ehemalige Sektion der alten Internationale deren Namen erhalten hat nach einhelliger Zustimmung zur Kongreßidee und eingehender Berathung derselben in öffentlicher Sizung einen, aus Deutschen , Desterreichern, Schweizern, Polen und Russen zusammengesetzten, siebengliedrigen Ausschuß gewählt, welcher die von dem Internationalen Arbeiterverein an den Kongreß zu stellenden Anträge zu berathen und einer weiteren, baldigen Versammlung des Vereins vorzulegen hat, nach deren endgültigem Beschluß sie an den belgischen Landesrath zur Einreihung in die Tagesordnung übersandt werden sollen.
* Nothstand, Steuerdruck, Polizei und Bismarc das ist die Geschichte jeder Woche und besonders auch wieder der letztvergangenen. Die Blätter enthalten spaltenlange Berichte über die jüngsten Ueberschwemmungen und die Mißerute, die sämmtlich mit den dunkelsten Farben schildern. Das Vieh muß zur Stallfütterung eingetrieben werden, die Wiesen sind in Seen verwandelt, der Roggen verfault auf dem Felde, Weizen und Gerste leiden an Auswuchs, Kartoffeln sind nur auf sandigem Boden gesund geblieben, die Arbeiter sind ohne Verdienst; Schleusen und Mühlen sind vom Wasser, die Scheunen vom Blizz zerstört; Hunderte von Ortschaften gewähren ein Bild des Jammers und bis zum Winter werden in den betroffenen Landestheilen die letzten Lebensmittel aufgezehrt sein... Und was thun diesem dringenden Nothstand gegenüber die„ leitenden Kreise" und die Regierung? So gut wie nichts. Die Spaltung der Nationalliberalen ist für erstere ein weit wichtigerer Gesprächsstoff, die Regierung aber beschäftigt sich lieber mit Planung neuer indirekter Steuern, deren man abermals ein halbes Hundert Millionen dem deutschen Volke aufhalsen will. Dadurch und durch die erfolgte Ernennung des deutschen Allmächtigen zum Handelsminister( zu allen seinen bisherigen Aemtern dazu) wird dann wohl dem Nothstand und dem Sozialismus zugleich ein Ende gemacht werden. Namentlich soll es auch dem letzteren nun( zum wievieltsten Mal?) ernstlich an den Kragen gehen, da der Geniale die langversprochenen ,, positiven" Maßregeln zur Lösung der sozialen Wirren persönlich ausbrüten will. Ein Hauptstück dieses genialen Striegsplanes scheinen die famosen Innungen welche den bisherigen Handelsminister zu Fall brachten und ein anderes das Brüderpaar Finn- Körner zu sein, das seine Fastnacht mitten im Sommer, aller ihnen entgegenschallenden Heiterkeit ungeachtet, weitertreibt und erst jüngst ein welterschütterndes Manifest an die Berliner Arbeiter" erlassen hat, das mit Hymnen auf Polizei und Regierung und einer Aufforderung zur Gründung einer regierungssozialistischen Partei schließt. Da wird wohl alle Zwietracht, Unzufriedenheit, Armuth und Noth bald ein Ende haben und der arme Sozialismus wird elendiglich ins Gras beißen müssen!
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Die Reich sherrlichkeit zeigt sich wieder einmal verdammt fadenscheinig. St. Sedan ist trotz zehnjähriger Anstrengung noch immer tein Nationalgott geworden, ja er ist es in der heutigen nationalen Katzenjammerära weniger als je. Das vermögen ebensowenig frömmelndbombastische kaiserliche Aufrufe als Verhaftungen der Gegner des Schlachtenfestes zu ändern, wie sie in Altona vorkamen. Das ärgste Loch hat der Nimbus der Reichsglorie aber in der Hauptstadt des Baierlandes bekommen, das die Nationalliberalen einst als einen Hort des Reichsgedankens feierten und das bei der jüngsten Wittelsbachfeier" keinen schwarz- weiß- rothen„ Reichsfetzen" duldete und die wenigen Reichsfreunde", welche sie überhaupt zu zeigen wagten, durch polizeilich ungehinderte Drohungen zur schleunigen Beseitigung zwang!
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