Die Nachricht von der Abhaltung des Kongresses der deutschen Sozialdemokratie in der Schweiz beschäftigt die politischen Kreise Deutschlands aufs lebhafteste und hat die Regierung im ersten Augenblick geradezu verblüfft; denn die ganze Sache war der allweisen Polizei vollkommen entgangen gewesen, so daß diese die Sozia listen überall eher gesucht hätte, als jenseits des Bodensee's. Natürlich macht der Kongreß viel Lärm in der Presse, die wahrhafte Ritterund Räubergeschichten über ihn erzählt. Wir werden uns mit den Stimmen der Presse und der Parteien über den Kongreß nächstens eingehender beschäftigen.
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Die Parteigenossen des 22. sächsischen Reichstags- Wahlfreises( Reichenbach , Auerbach , Treuen , Kirchberg 2c.) haben einstimmig beschlossen, Genossen Robert Müller aus Reichenbach i. V. als Kandidat der Arbeiterpartei für die Nachwahl zum Reichstag aufzustellen. Bis jetzt ist der Wahltermin noch nicht angesetzt. Auch von Aufstellung der Wählerlisten hört man noch nichts, ebensowenig von einem gegnerischen Kandidaten; nur Herr Findel in Leipzig hat einige fruchtlose Versuche gemacht, als Kandidat aufgestellt zu werden. Hoffentlich werden unsere Genossen desto mehr Eifer entwickeln!
Verschiedene Verhaftungen von Sozialisten fanden wieder statt. In Altona und Hamburg wurden die Gen. Zink , Petersen und Maaß aus den Betten ins Gefängniß geschleppt, weil sie sich an der Vertheilung einer Flugschrift gegen die Sedanfeier betheiligt haben sollen.( Weiteres hierüber im nächsten Blatt.) In Aachen wurden zwei niederdeutsche Arbeiter wegen Verbreitung sozialistischer Schriften und in Dresden Gen. Schlüter angeblich wegen desselben„ Verbrechens" verhaftet. Im letzteren Falle spielt die Postpolizei eine Rolle.
Gen. Liebknecht, der vor einiger Zeit den Skandal, daß ein sächsischer Oberstaatsanwalt( Hauptsozialistenverfolger) einem reichen Lumpen zur Flucht verhalf, verdientermaßen an die Oeffentlichkeit brachte, ist deshalb wegen öffentlicher Beleidigung" zu sechs Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Selbstverständlich kommt die Sache zur weiteren Verhandlung.- Die„ Ehre" der Volksschinder und Sozialistenfeinde aller Art wird überhaupt gar sorgfältig bewacht. So wurde auch ein Journalist, der vor neuen Gründungsversuchen Stroußbergs gewarnt, verurtheilt. Was sollte auch aus dem Reich werden, wenn seine besten Stützen angegriffen werden?
Die Nachricht von dem Eingehen der„ Dresdener Abendztg." stellt sich als eine falsche, von dem Wunsche der Reaktionäre diftirte heraus. Wir zweifelten gleich an der rechtlichen Zulässigkeit einer solchen Maßregel.
Qefterreich- Angarn.
* Infolge der jüngst erörterten Wiener Vorkommnisse fanden auch in Prag Nachforschungen bei verschiedenen bekannten Sozialisten statt. Man stieberte ein an den Redaktor des parteigenössischen„ Budouc nost", Gen. Pecka, adressirtes, Flugschriften enthaltendes Packet. Gen. Zoula, der verhaftet werden sollte, entzog sich der Polizei durch eilige Abreise in die Schweiz . Gegen die verhafteten Wiener will man einen großartigen Prozeß machen, man weiß nur noch nicht, ob man sie sieden oder braten will, d. h. auf Grund welches Paragraphen: Hochverrath, Majestätsbeleidigung, Aufreizung u. dergl. man sie verdonnern soll. Denn daß sie verdonnert werden, dafür sorgen schon die famosen kaiserlichen Richter, um so mehr als ihr Herr und Gebieter sich„ in Höchsteigener Person" über die sozialdemokratischen Umtriebe" hat Bericht erstatten lassen und dabei die Erwartung einer baldigen, energischen Unterdrückung dieser Volksaufreizungen ausgesprochen hat. Natürlich, hängt doch des bornirten Habsburgers und aller seiner fürstlichen, adligen und bürgerlichen Spießgesellen Eristenz davon ab, daß das Volk nicht ,, aufgereizt", d. h. aufgeklärt wird. Die kaiserlichen„ Erwartungen" vermögen aber den natürlichen Entwicklungsgang nicht um einen Tag aufzuhalten und so wird auch, trotz der anscheinend unheilbaren Blindheit der Völker Osterreichs , wohl kein Habsburger mehr in die Lage kommen, ein fünfzigjähriges Jubiläum zu feiern.
Eine unerhörte Infamie gegen Arbeiter wird aus Ungarn berichtet. Eine ungarische Gesellschaft hatte aus einer einzigen lombardischen Gemeinde gegen 200 Erdarbeiter zu Entwässerungsarbeiten in der ungarischen Tiefebene kommen lassen. Infolge des mörderischen Sumpfklimas starben dort binnen kurzer Zeit 15 von diesen am Fieber und eine Masse erkrankten, worauf ein großer Theil der übrigen Arbeiter
worunter halbe Knaben und Greise dem gewissen Tod durch die Flucht zu entrinnen suchten. Hieran aber wurden sie von den Unternehmern und der von diesen requirirten Obrigkeit mit Gewalt gehindert und zur Fortsetzung der Arbeit gezwungen; der angerufene italienische Konsul aber billigte, von den Unternehmern bestochen, ganz das gegen seine Landsleute beobachtete Verfahren. Welcher Unterschied besteht zwischen diesen ,, freien" Arbeitern und Sklaven? Aber auch ihre Befreiungsstunde und die Stunde der Abrechnung für ihre Peiniger wird schlagen.
Brüssel , 5. Sept. Kaum sind die Festlichkeiten der fünfzigjährigen Unabhängigkeit Belgiens , welche, um dem Volke die Augen zu verblenden, mit großem Pomp gefeiert wurden, vorüber, so fährt die Regierung in der bisherigen Weise fort, die Knechtschaft des Landes unter seinem östlichen Nachbar zu beweisen. So erhielt vergangene Woche Genosse Rößler, von Breslau kommend, wo ihm die vereinte Polizei und Bourgoisie seine Existenz unmöglich gemacht hat, eine Ausweisungsordre. Um die Gründe seiner Ausweisung zu erfahren, da er in Arbeit und mit den nöthigen Papieren versehen war und sich an keiner politischen Versammlung betheiligt hatte, auch erst wenige Tage hier war
ging er zum Chef des„ Büreaus der öffentlichen Sicherheit". Man nahm dort einen Stoß Aften hervor, auf welchem der deutsche Stempel prunkte und erklärte ihm dann, daß er von der deutschen Regierung als ein sehr gefährlicher Mensch" bezeichnet sei, was zu seiner Ausweisung genüge. Wo bleibt denn da die Unabhängigkeit des freien Belgien , welches, um den deutschen Tyrannen einen Dienst zu erweisen, auf ein lumpig Stick Papier hin, jeden Bismarck nicht Genehmen ausweist? Pfui der Schande über solche Willkürherrschaft!
* Die französische Bourgeoisie, sehend, daß die schnell wachsende Aufklärung und Organisation des Proletariats durch den Sozialismus mit den bisherigen Mitteln nicht aufzuhalten ist, nimmt zu einer neuen Tattit ihre Zuflucht. Sie sucht gleich der ganzen Staats- und Gesellschaftsordnung auch die Arbeiterbewegung zu forrumpiren, indem sie sich in den Berathungskörpern der Partei Stimmen kauft. Zu diesem Zwed hat der Pariser Gemeinderath 3000, der Generalrath der Unter- Seine 500 Franken bewilligt, für welches Geld eine Anzahl der Bourgeoisie genehmer und deren Interessen dienender, antirevolutionärer und antisozialistischer Arbeiter in den nächsten allgemeinen Arbeiterkongreß zu Havre geschickt werden sollen, um dort gegen die Sozialisten aufzutreten. Selbstverständlich werden unsere französischen Brüder durch diese schlaue Berechnung der Bourgeois einen dicken Strich machen und sich diese neuen ,, weißen Blusen" vom Leib zu halten wissen.
Der französische Kulturkampf ist im Begriff, nicht minder schimpflich beendet zu werden als s. 3. der deutsche. Nachdem die Regierung die Backen gegen die klöfterlichen Orden so voll genommen, will sie sich jetzt, da die Pfaffen zur Nachgiebigkeit und Einholung der geforderten Erlaubniß nicht zu bewegen sind, mit einer Erklärung der Kongregationen, daß sie sich mit Politik überhaupt nicht beschäftigen und daß sie den Gesetzen gehorchen wollen,- begnügen. So wäre denn das ganze Resultat des pomphaft angekündigten Feldzugs lediglich das, daß einige Jesuitenschulen weniger sind. Als Privaten lehren die Jesuiten auch ferner und die vielen Tausend übrigen Kongreganisten behalten ihre Schulen und verdummen die Jugend nach Herzenslust weiter. Es kann
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sein, daß die Regierung, durch die allgemeine Unzufriedenheit getrieben, dem Pfaffenthum doch einige Zotteln mehr aus dem Pelze rupft; aber fertig wird sie mit diesem Ungethüm so wenig als die belgische oder irgend eine andere halbschlächtige Bourgeoisie. Da muß fest zugepackt und der Stahl mit sicherer Hand bis in den innersten Sitz des Lebens gestoßen werden; den großen Pfaffenkehraus wird erst das revolutionäre Proletariat besorgen.
Die Herausgabe eines täglichen sozialistischen Blattes ist gesichert. Die ,, Emancipation", welcher bereits über 20,000 Abnehmer gewiß sind, wird vom 1. Oktober ab erscheinen. In ihr wird die treffliche„ Egalité ", das bisherige wöchentlich erscheinende Parteiorgan aufgehen, während die wissenschaftliche ,, Revue socialiste" den Namen „ Egalité " annehmen wird. Der„ Prolétaire" bleibt als hauptsächlich gewerkschaftliches Organ. So konsolidiren sich die Verhältnisse der fran zösischen Arbeiterpartei immer mehr und wir sind berechtigt, derselben alle Hoffnungen entgegenzubringen. Möge der am 11. Oktober beginnende Arbeiter- Kongreß zu Havre einen weiteren Fortschritt auf dem Wege der Entwickelung der französischen Arbeiterbewegung bezeichnen!
* Die Verzweiflung des hungernden Volkes hat wieder einmal einen jenter in Italien nicht seltenen Landarbeiter- Aufstände hervorgerufen, die nur leider in ihrer Vereinzelung der gerechten Sache des Volkes niemals Nutzen bringen können, sondern im Gegentheil nur neues Elend, neue Lasten, neue Opfer bringen müssen. Zu Apricena in der Provinz Neapel erhoben sich hundert Bauern und bemächtigten sich, mit Spaten und Hacken bewaffnet, der unbenützt liegenden Ländereien des Domanialbesitzes. Sie hatten dieselben auch bereits zur Bebauung unter einander vertheilt und theilweise schon mit letzterer begonnen, als Polizei und Truppen anrückten, die„ Rädelsführer" verhafteten und die übrigen verjagten. Die Regierung behauptet auch, daß sie alle Maßregeln ergriffen habe, um ähnlichen Frevelthaten" für alle Zukunft vorzubeugen. Die aus ihrem Sicherheitsdusel emporgeschreckte Bourgeoispresse will aber daran angesichts der zahlreichen ähnlichen Aufstände nicht recht glauben. Ja ihr gewecktes Gewissen läßt sie bei Besprechung dieser Vorgänge sogar auf Wahrheiten kommen, deren Erkenntniß und Zugeständniß man von ihr niemals erwartet hätte. Die Verhältnisse unserer Landarbeiter schreibt ein Blatt sind schreckliche.... Der Landarbeiter leidet mehr als irgend ein anderer Noth. Er arbeitet wie ein Pferd und vermag kaum seinen Hunger mit ein wenig Polenta( in Oberitalien ) oder mit Eichelbrod( in Unteritalien) zu stillen. Bis jetzt wandert er aus oder sucht sich in den Fabriken Arbeit; wenn er aber morgen seine Macht erkennt, wird er sich erheben und zwar nicht nur vereinzelt wie in Apricena und Calatabiano, sondern in Masse, dann dürften die besitzenden Klassen wahrscheinlich eine schlimme Viertelstunde erleben."
Wir denken das auch, und zwar werden nicht nur die Landarbeiter, sondern auch die Lohnarbeiter der Städte, ferner nicht nur die Enterbten Italiens , sondern die der ganzen Welt so handeln. Auch dürfte die alsdann eintretende Bedrängniß der herrschenden Klasse, vermuthlich etwas länger als eine Viertelstunde dauern; es wird ihr hoffentlich das Herz abdrucken.
* Am 25., 26. und 27. September hält die sozialistische Arbeiter partei Portugals zu Porto ihren vierten Kongreß ab. Die besten Wünsche der Sozialisten Deutschlands und aller Länder begleiten ihn.
Rußland.
* Dem von seinem Volk geliebten Väterchen ist's wieder einmal ziemlich nahe gestanden. Am Tage vor der Reise des 3aren nach Livadia fand die Polizei bei Jekaterinoslaw zwei Minen im Bahndamm. Wer aber am Thron sterben soll, kommt nicht so leicht durch Pulver um. Hoffentlich nimmt sich der von der gütigen Vorsehung" abermals gerettete Kaiser die Geschichte nicht zu sehr zu Herzen, sondern freut sich, daß es feine Nihilisten mehr gibt!
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Afien.
euro
* Die Japanesen, welche sich vor wenigen Jahren noch außer jeder Verbindung mit der zivilisirten Welt befanden, seitdem an päischen Mustern herangebildet haben, fangen an, in einer Richtung manche Völker Europas zu überflügeln und ihnen zum Muster zu dienen. Durch einen großen Theil des japanesischen Volkes geht gegenwärtig eine demokratische Bewegung, welche die völlige Abschaffung des alten Absolutismus und Einführung einer demokratischen Verfassung verlangt. Von allen Seiten, von Gemeinden, Vereinen, Versammlungen und Einzelnen, kommen der Regierung dahingehende Verlangen zu, welche an Deutlichkeit und zum Theil großer Entschiedenheit nichts zu wünschen übrig lassen. Die absolute Regierungsgewalt so drückt sich eines dieser Schreiben aus ist eines der größten Verderbnisse. Das Land gehört der ganzen Nation und ist nicht das Eigenthum Einzelner. Wir schämen uns, unsere natürliche Selbstständigkeit bis jetzt so vernachlässigt zu haben. Von der Einberufung oder Ablehnung einer Nationalversammlung hängt der Bestand oder das Verderben des Landes, Frieden oder Zwie tracht ab." Wenn doch gewisse europäische Schlafhaubenvölker auch schon so weit wären wie diese Barbaren "!
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New- York , 16. August. Herr Most hat gegen diejenige Richtung in unserer Partei, welche sich für ein Zusammenwirken mit den Greenbacklern und andern Arbeiterorganisationen bei der bevorstehenden Nationalwahl in den Ver. Staaten erklärt hat, Partei genommen und dabei der„ Chic. Arbeiterztg." nachgesprochen. Er hätte besser gethan, sich zu seinen bisherigen Blößen nicht eine weitere zu geben. Denn, wenn er unser Verfahren mit dem vergleicht, welches etwa die deutschen Sozialdemokraten einschlagen würden, falls sie mit den Schulze- Delitzschianern und Hirsch- Dunker'schen Gewerkvereinen und den christlichen Sozialisten Hand in Hand gehen und den Hofprediger Stöcker als gemeinsamen KanSidaten aufstellen wollten, und wenn er damit die Lächerlichkeit unseres Verfahrens charakterisirt zu haben glaubt, so beweist er seine völlige Unkenntniß der hierzulande herrschenden Verhältnisse.
Hätte unsere Partei die Stärke und geistige Bedeutung der deutschen Sozialdemokratie, so wäre sie allerdings thöricht, nach Bundesgenossen sich umzuschauen. Allein sie ist deswegen so hoffnungslos unbedeutend geblieben, weil sie eine deutsche Partei ohne Einwirkung auf das englisch redende Element ist. Das soll für sie kein Vorwurf sein, so wenig als den Deutschen in England einer gemacht werden kann, daß dort keine Partei unserer Richtung in den englischen Arbeiterkreisen eine nennenswerthe Verbreitung gefunden hat. Unsere Partei müßte in sich selbst zusammenfallen, wenn sie nicht endlich auf das englische Element nachdrücklich einzuwirken suchte; schon die Langeweile und die daraus entspringenden inneren Zänkereien müßten sie umbringen. Es ist Thatsache, daß eine Mehrzahl der ältesten und tüchtigsten Mitglieder sich haben streichen lassen und wegbleiben, weil die Parteiversammlungen für sie das Interesse verlieren, da nach außen keine Fortschritte zu sehen sind. Der Hauptfehler ist, daß so wenige unserer Genossen sich gut englisch ausdrücken können, was sich nicht eben geschwind ändern läßt. Mit den wenigen englischen und irischen Parteimitgliedern haben wir wenn wir etwa ein paar Dutzend tüchtige und verläßliche ausnehmen traurige Erfahrungen gemacht; sie waren nicht nach allen Seiten hin vorwurfsfrei. So ist die Lage und es war allerseits zugestanden, daß etwas geschehen müsse, um die englische Arbeiterwelt heranzuziehen. Da kam die Gefahr der Grant'schen Präsidentschaftskandidatur und eines möglichen Verfassungsumsturzes. Eine große allgemeine Volks
machen, und lehnte sich an die Greenback - Opposition an. Die letztgenannte lud am 8. Januar alle Arbeiter- Organisationen zur Betheiligung an einer Nationalkonvention in Chicago am 9. Juli ein. Unsere Partei, welche kurz vorher ihre eigenen Präsidentschaftskandidaten hatte aufstellen wollen, aber keine hatte finden können, stimmte jetzt fast einstimmig für eine Betheiligung an dieser Konvention mit der Bedingung, daß keine Verschmelzung, sondern nur eine Kooperation bei getrennter Organisation stattfinden sollte. Damals hätten die Genossen, welche jetzt der Kooperation opponiren, dies thun sollen; sie thaten es nicht, sondern einige Querköpfe versuchten blos, der Kooperation Bedingungen vorzuschreiben, welche unerfüllbar waren.
In der Zeit, da die drei großen Nationalkonvente kurz nach einander abgehalten wurden, ging die von Grant drohende Gefahr vorüber; die Maschinen- Politik der alten Parteien siegte, und mit dem Wegfall der gemeinsamen Gefahr siegten auch auf der Greenback - Konvention die Maschinenpolitiker, trotzdem daß die Mehrheit der anwesenden Delegaten entweder solche von Arbeiterorganisationen oder für inniges Handinhandgehen mit uns waren. Der Fortschritt im Greenback - Programm wurde aber durch unsere Betheiligung ein bedeutender. Es wurden fast alle gegenwärtigen Arbeiterforderungen darin aufgenommen. In der Einleitung wurde verkündet, daß die Arbeit zu ihrem vollen Ertrag berechtigt sei, daß alle Monopole abzuschaffen seien, und im letzten Augenblicke wurde ausgesprochen, daß der Privatlandbesitz zu verurtheilen sei. Die Delegaten unserer Partei beschlossen, derselben die Annahme dieses Programms und der darauf hin ernannten Kandidaten als das unter den Umständen Möglichstbeste zu empfehlen, und zwar ohne Widerspruch derjenigen, welche später opponirten.
Die nationale Gefahr war allerdings vorbei, und die Nothwendigkeit eines Handinhandgehens weniger dringend geworden; kein Wunder, daß einige Wortführer in unsern Sektionen an dem Kooperiren keinen Geschmack mehr fanden. Nachdem sie die„ Chic. Arbeiterzeitung" gewonnen hatten, kämpften sie gegen die Kooperation mit der Greenback - Arbeiterpartei viel hartnäckiger, als sie gegen die alten korrupten Parteien gekämpft hatten, und zwar mit Waffen der Verdächtigung gegen die ältesten und bewährtesten Genossen und durch Entstellung der Wahrheit. Der Kampf war recht einseitig, denn unsererseits beschränkte er sich blos auf Abwehr und ruhige Widerlegung. Und die Verurtheilung jenes Gebahrens durch die Urabstimmung der Sektionen erfolgte mit mehr als Zweidrittel- Majorität, trotzdem, daß unsere Seite wenig oder nichts zur Beeinflussung der Parteimitglieder gethan hatte, während die andere Seite eifrig ihre Streitkräfte zusammengesucht hatte. Dadurch aber haben sie immer soviel erreicht, daß unsere Partei zu spät in den Wahlfeldzug eingreifen kann und die beste Zeit verlieren muß, in die Konvente der Kongreß- und Legislatur, County und städtischen Wahldistrikte propagandirend einzugreifen. Natürlich wird unsere Seite der Partei in der noch übrigen Feldzugszeit ihre Schuldigkeit thun; aber da wir bei den meisten Nominationen von Kandidaten zu spät kommen, so hat die andere Seite einen prächtigen Grund, diese Nominationen uns zum Vorwurf zu machen.
Wenn wir aber endlich, endlich einmal unsere Ideen vor geneigten Ohren entwickeln und die langersehnte Propaganda machen, vielleicht sogar ein Scherflein dazu beitragen können, daß keine der alten Parteien eine Volksmehrheit erhält die an der Spitze der Opposition gegen die Kooperation stehenden, von denen keiner recht Englisch sprechen kann, find unschuldig daran. Adolf Douai .
Persönliches.
Durch die Presse geht gegenwärtig ein angeblich von Gen. Fritsche an einen amerikanischen Freund geschriebener Brief, welcher verschiedene deutsche Genossen sehr abfällig fritisirt und die Lage sehr pessimistisch schildert. Wir sind nicht im Stande, die Echtheit dieses Briefes prüfen zu können, sondern müssen das unsern Genossen in Deutschland überlassen. Vorläufig halten wir aber den Brief für eine Fälschung; denn wenn man überhaupt annähme, daß derselbe von einem Parteigenoffen herrührt, so wäre er auf alle Fälle eine Taktlosigkeit, welche wir einem unserer ältesten und stets in den vordersten Reihen stehenden Genoffen nicht zutrauen können. Wir erwarten baldigste Aufklärung.
Von Interesse ist aber die Art, wie der Brief in die Presse kam. Die erste Abschrift dieses angeblichen Briefes will Hr. Hasselmann von Amerika erhalten haben. Hr. Hasselmann theilte dieselbe dann Hrn. Most und einem gewissen Wichmann in Altona mit, der dieselbe sofort an die Norddeutsche Allgem. Zeitg." sandte. Eine hübsche Verbindung! Uebrigens druckte das bismarckische Organ den Brief nicht einmal ab, sondern scheint scheint derselbe zuerst im„ Hamburger Fremdenblatt" erschienen zu sein, an welches ihn der in letzter Zeit mehrgenannte Hr. Wolff1. 3. Expedient des österreichischen Parteiorgans Arbeiterfreund" in Reichenberg und von demselben infolge ehrenrühriger Dinge entfernt, jetzt ein guter Freund Hasselmanns und Mittelpunkt der Stänkereien gegen Hamburg , wenn nicht noch Schlimmeres mittheilte.
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Briefkasten
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der Erpedition: H. Ntsch. N.- Y.: Am 6./8. H. 8 d. 3." abges. u. H. 6.„ St. d. A." bei Becker Genf beordert. Mit 36. Neubestelltes fort. H. Pfl. Chur: Ab 34 sandten je 3, S." Adr. d. D. V. Gruß! O. Peter: 10 Wm: u. neue Adr. bringt. G. Statt 36 ist C. B. an L. abgg. C. R. M.: Adr.- Veränderung besorgt. Ferdinand: Bf. v. 3. 9. hier. C. B. anlangend Nöthiges vorgemerkt. Sendg. nach Ch. 2c. besorgt. Warum aber nach M. zwei getrennte Rationen? Erschwerend und unsicher, müssen deshalb abwechselnd östl. und westl. bedienen. Bürger Hufeisen: Fr. 37.- à Cto. 2. und 3. Qu. erh. Wir rechnen auf die alten 750, sonst Ab.- Preis pr. Expl. und Quart. 20 Pf. zu niedrig, da hohe Speesen. Schft. folgen. Brf. am 9./9. fort. Gruß! Agens: Brf. durch St. erh. Ber. durch Gftl. fort. J. J., London : Fr. 5. 15 Ab. 3. u. 4. Qu. erh. Petzler 8-11 statt Mgt. fort. F. u. S." leider hier nicht mehr aufzutreiben, wenn Ihnen dort möglich hierhersenden, werden's befördern. Forschen Sie Percystr. 3 Tottenham Court Road beim C. A.-B.-V. Gruß! Wahrheit: Mt. 3, Ab. 3. Qu. erh. L. St. K.: nachgel. Neubeftllg. ab 27 fort. Onkel: Mt. 28,- Ab. 3. Qu. erh. Neue Serie an Peter berichtet. Warum schreibst nicht gleich selbst an ihn? 32 folgt nochmals. Gruß! Rothkragen an der Cisla : Bf. v. 5. ds. erh. Alles besorgt. Mendelson Genf: Frs. 10. Schft. 2c. erh. Bfe besorgt. H. R. London : P.-K. v. 5. dß. hier. Weiteres folgt.
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Durch die Expedition des„ Sozialdemokrat" und die Volksbuchhandlung in Hottingen - Zürich ist zu beziehen:
Die soziale Baukunst
oder
Gründe und Mittel für den Umfturz und Wiederaufbau der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Von
J. Alois Petzler.
Dieses für das Studium und die Lösung der sozialen Frage wichtige Werk wird im Verlage der Volksbuchhandlung zu Hottingen - Zürich , sowohl in Einzellieferungen als auch gebunden in zwei Bänden erscheinen. Die ersten drei Hefte sind bereits erschienen.
Preis: 50 Cts. das Heft.
Der Reinertrag ist für die Opfer des Sozialisten gesetzes bestimmt.
bewegung für und wider diese Eventualitäten war in Aussicht und keine London Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein
Partei und Parteifraktion konnte unbetheiligt bleiben. Diese gemeinsame Gefahr näherte uns Elemente an, welche sich vorher spröde gegen uns benommen hatten. Die Frisch World", eine Greenback und irische nationale Zeitung von weitreichendem Einfluß, stellte sich fast ganz auf ein kommunistisches Programm. Es bildete sich eine geheime Gewerkschaftsorganisation, die Knights of Labor", um in der Politik der Herrschaft der alten forrupten Parteimaschinen wo möglich ein Ende zu
3 Percy Street Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geöfnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Adresse zu achten. I. A. Der Sekretär: G. Lemke.