Errungenschaften der Kultur, erstreben wir die Abschaffung| Bundeskomites. Man darf namentlich auf die Ergebnisse| Woche wurde sie von einem Spizel unterrichtet, daß etwa des Klassenstaats, der Klassengesetzgebung, der Klassenherrschaft. Unser Ziel ist: der freie Volksstaat mit ökonomischer und politischer Gleichberechtigung; die freie Gesellschaft mit genossenschaftlicher Arbeit; das Wohlergehen Aller einziger Staats- und Gesellschaftszweck!
Um unser Ziel zu erreichen, müssen wir uns organisiren. Ohne einheitliche Organisation keine wirksame Propaganda, keine wirksame Aktion. Einheitliche Organisation ist das Zusammenfassen der Kräfte, ihre Sammlung in Einem Brennpunkt. Vereinzelung macht jeden Einzelnen ohnmächtig; zersplitterte Kräfte sind keine Kraft. Vereinigung addirt nicht blos, nein multiplizirt, vervielfältigt die Kräfte.
Die ökonomischen und demgemäß auch die politischen Zustände sind aber wesentlich die gleichen in allen Kulturländern. Kein Staat ist aber heutzutage durch eine chinesische Mauer von dem andern abgeschlossen. Trotz der noch künstlich aufrecht erhaltenen Schranken, haben sämmtliche Kulturländer eine gemeinsame Entwickelung, eine gemeinsame Geschichte. Jedes beeinflußt das andere und wird von ihm beeinflußt. Alle Parteien sind darum heutzutage mehr oder weniger international. Und die unsrige ist es in höherem Maaß als alle anderen Parteien, weil sie nationale Schranken nicht kennt, und, auf rein menschlichem Standpunkt stehend, an Alles den rein menschlichen Maßstab anlegend, in den Angehörigen der verschiedenen Nationalitäten nur Menschen erblickt. Obgleich wir in dem Staat, dessen Bürger wir sind, das nächste unmittelbare Feld unserer Thätigkeit haben, so vergessen wir darüber doch nicht das Weltbürgerthum, die allgemeine Menschenverbrüderung. Und wir wissen: wo immer für die Sache des arbeitenden und unterdrückten Volkes gekämpft wird, da wird für unsere Sache gekämpft. Das ist unser Programm.
Wir wollen die Gerechtigkeit und bekämpfen das Unrecht. Wir wollen die freie Arbeit und bekämpfen die Lohnsklaverei. Wir wollen das Wohlergehen Aller und bekämpfen das Elend.
Wir wollen die Bildung Aller und bekämpfen die Unwissen heit und Barbarei.
Wir wollen Friede und Ordnung und bekämpfen den Völkermord, den Klassenkrieg, die gesellschaftliche Anarchie. Wir wollen den sozialistischen Volksstaat und bekämpfen den despotischen Klassenstaat.
Wer das Gleiche will, wer das Gleiche bekämpft, der schließe sich uns an und wirke mit all' seinen Kräften für unsere Sache, für die Sache der Sozialdemokratie und der Menschheit, auf daß der Sieg bald errungen werde.
* Wir wollten uns in dieser Nummer des Ausführlicheren mit den Stimmen der Presse und der Parteien
über den Wydener Kongreß befassen. Leider ermangelt uns indessen der Raum und sind wir deshalb gezwungen, bis zur nächsten Nummer zu warten, was übrigens das Gute hat, daß die Presse bis dahin mit der bereits begonnenen Veröffentlichung unseres Protokolles vollständig zu Ende und in der Lage ist, Reflerionen daran zu knüpfen, die wir dann gleich mitnehmen können.
Für heute können wir nur feststellen, daß sich alle Welt mit dem unerwarteten Ereigniß beschäftigt, wenn auch freilich jeder Während manche liberale Blätter sich selbst in seiner Weise. und Anderen vorzureden suchen, daß die Sache eigentlich wenig Bedeutung habe und die im rasenden Rückgang" begriffene Sozialdemokratie nicht zu retten vermöge, sehen konservative Blätter schon das vom Kongreß gebildete Revolutionsheer von der Schweiz nach Deutschland eindringen und schreien nach Aufbietung der ganzen Staatsgewalt gegen die rothe Reichsgefahr. So schreiben„ Kreuzzeitung " und" Reichsbote" am Schlusse eines dem Kongreß gewidmeten, jeden guten Unterthan gruslich machenden Artikels:„ Darf die Schweiz , deren Existenz auf ihrer Neutralität beruht, da ruhig zusehen und kann Deutschland es sich gefallen lassen, daß ein Nachbarstaat einen solchen gegen das deutsche Reich gerichteten Herd der Revolution in seiner Mitte duldet? Hier kann das Asylrecht für politische Verbrecher nicht mehr in Betracht kommen, denn hier handelt es sich nicht um Flüchtlinge, die ein Asyl suchen, sondern um Verschwörer, welche die Revolution gegen einen Nachbarstaat in's Werk zu setzen beschließen. Solches darf weder die Schweiz in ihrer Mitte dulden, noch dürfen und können die Nachbarstaaten sich das gefallen lassen."
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Das heißt: Bismarck soll einen sanften Druck auf die„ kleine Schweiz " ausüben, damit diese den„ Sozialdemokrat", sowie alle in ihr sich aufhaltenden deutschen Sozialdemokraten über die Grenze weise. Wir zweifeln nun zwar keinen Augenblick an dem guten Willen und der Bereitwilligkeit mancher„ Republifaner" und selbst republikanischer Staatsmänner", diese reaktionären Herzenswünsche zur That werden zu lassen. Um so mehr zweifeln wir aber daran, daß sie wirklich in Erfüllung gehen; denn das schweizerische Volk, das glücklicherweise auch noch ein Wort mitzureden hat, denkt über seine Freiheit und Ehre anders und läßt sich am allerwenigsten durch Drohungen von außen anderen Sinnes machen.
Sozialpolitische Rundschau.
* Ende September voraussichtlich am 25. beginnend wird in Chaurdefonds der Jahreskongreß der Juras sischen Föderation stattfinden. Auf der Tagesordnung stehen folgende Punkte: 1) Bericht des Bundeskomites; 2) Bericht der Sektionen; 3) Frage des sozialistischen Programms; 4) Arbeitsstatistik; 5) Berathung über die Stellung der jurassischen Föderation in der gegenwärtigen sozialistischen Bewegung, über ihre( der Föderation) jüngste Thätigkeit und ihren Verkehr mit den sozialistischen Arbeiterorganisationen der Schweiz und anderer Länder; 6) Ernennung des Sizes des neuen
der Berathung über den fünften Punkt begierig sein, da der Kongreß hiebei nothwendig Stellung zum sozialistischen Weltkongreß wird nehmen müssen. Das Preßorgan der Jurassier, der« Révolté», hat bis jetzt weder für noch gegen Stellung genommen und da es einer Bemerkung des„ Sozialdemokrat" gegenüber erklärt, daß es zu einer solchen Stellungnahme nicht sich, sondern nur die Sektionen für berechtigt halte, aber auch bezügliche Beschlüsse der letzteren noch nicht bekannt geworden sind, so liegt die Entscheidung, ob sich die Jurassier an den Einigungsbestrebungen der Sozialisten aller Länder betheiligen, beim Chaurdefondser Kongreß.
Uebrigens wollen wir bei dieser Gelegenheit gleich bemerken, daß bereits verschiedene anarchistische Sektionen anderer Länder ihre Betheiligung am Weltkongreß beschlossen haben, u. a. die, größtentheils aus Italienern bestehende, internationale Sektion in Konstantinopel . Der Internationale Klub sozialer Studien in London , welcher auch zum Theil anarchistische Elemente enthält, hat sich ebenfalls für den Weltkongreß ausgesprochen.
* Während die Presse aller Parteien noch hochweise Untersuchungen darüber anstellt, wie viel und welche Steuererleichterungen man mit Hülfe der bereits bewilligten und noch zu bewilligenden Reichssteuern vornehmen könne, kommt plötzlich eine Nachricht, welche der ganzen volksbeglückenden Thätigkeit der Herren ein jähes Ende macht. Bismarck will das einst zurückgelegte Kasernirungsgesetz wieder vornehmen und damit eine Forderung von 170 Millionen an den Reichstag bringen. Ob das endlich genügt, den Leuten klar zu machen, was die eigentliche Quintessenz der Bismarc'schen Steuerpolitik ist?!
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40 bekannte Sozialdemokraten unter dem Vorwand eines in Geburtstagsfestes eine geheime Versammlung abhalten, welcher Bericht über den in der Schweiz abgehaltenen Parteikongreß gegeben werden solle. Natürlich ließ sich die Polizei eine so wunderschöne Gelegenheit, sich um Staat und Gesellschaft verdient zu machen, nicht entgehen. Acht geheime und zwölf uniformirte Polizeier hoch, zog sie vor das betr. Lokal, unter denen sich u. a. Bebel, verhaftete die Anwesenden und schleppte sie unter Hasenclever und Vahlteich befanden großem Aufsehen und Menschenauflauf durch die Stadt auf die Polizei. Zum großen Leidwesen der Ordnungsretter mußten indessen die Verhafteten schon nach zwei Stunden wieder entlassen werden, da man nichts Verdächtiges bei ihnen sand. Natürlich, wer wird auch zu einer Geburtstagsfeier gefährliche Dinge mitnehmen! So ist's denn mit der geplanten Staatsaftion wieder einmal nichts und die Bösewichter gehen straflos umher, suchend wen sie verderben können. Schrecklich!
Wegen angeblicher Verbreitung verbotener Schriften wurde am 22. Juli Gen. Fischinger von Basel auf der elsäßischen Grenze bei St. Ludwig verhaftet, nach Hüningen ins Amtsgerichtsgefängniß und von da nach Mühlhausen in's Bezirksgefängniß geführt, um am 11. September nach 51 Tagen Untersuchungshaft freigesprochen zu werden. Der Genosse wurde über die weitverzweigte Organisation der deutschen Sozialdemokraten in der Schweiz " ausgefragt, konnte jedoch die Neugierde der Herren leider nicht befriedigen. Auch Ehrhardt in Mannheim ist wieder entlassen worden.
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Wegen„ Verbreitung verbotener Schriften" wurde Gen. Fehleisen in Reutlingen zu sechs Wochen Gefängniß verurtheilt. Die Verhandlung fand bei geschlossenen Thüren statt, weil man es mit einem wichtigen und gefährlichen Mitglied der Umsturzpartei zu thun habe". Die Zeugen sollen sich kläglich benommen haben.
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Zahlreiche Haussuchungen fanden in Breslau und an verschiedenen schlesischen Orten statt. In Berlin vergeht fein Tag ohne Durchsuchung. Das Ergebniß ist in allen Orten meist das gewöhnliche: man findet nichts.
Flugschriften- Vertheilungen fanden an verschiedenen Orten, besonders in der Umgegend von Leipzig am Sedantag statt. Solche„ Festtage" eignen sich auch in der That ganz besonders zur Propaganda.
Die Fortschrittspartei hat wieder einmal gezeigt, daß sie an Gemeinheit gegen die Sozialisten mit allen andern Parteien erfolgreich zu konkurriren vermag, ja denselben noch weit über sein kann. Als Herr Hasselmann seine berühmte „ politische Reise" antrat und mit Stank verschwand, kam uns in der ganzen deutschen Presse kaum ein Blatt irgendeiner Farbe zu Gesicht, welches gewagt hätte, die Skandale und Standälchen jenes lange vorher aus der Sozialdemokratie ausgestoßenen dunklen Ehrenmannes uns in die Schuhe zu schieben. Es war zu klar, daß der Schwindler nichts mehr mit uns zu thun hatte und von uns am meisten verabscheut wurde. Die edle Fortsschrittspartei aber benutzt diese Heldenthaten H.'s und seine lügnerischen„ Enthüllungen", dann die Affaire der ebenfalls zu allen andern Leuten nur nicht zu uns gehörigen Körner- Finn, um ein„ die Sozialistenführer" betiteltes Fluglatt zu schreiben, in welchem uns diese Herren aufgehalft werden. Das Blatt schließt dann mit dem imposanten Trumpf: Einer Partei, die solche Dinge in ihrer Mitte erlebt, steht es überaus schlecht an, die Vertreter anderer Parteien, welche nunmehr seit Jahrzehnten und Menschenaltern unentwegt und selbstlos für das gleiche Recht(!), das gemeinsame Interesse aller(!) Klassen der Bevölkerung und damit auch für das Recht und die Interessen der Arbeiter(!!) einstehen, Wurst an die Invaliden vertheilen. anzugreifen oder gar zu verdächtigen und zu verleumden.
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Wir glauben aber kaum, daß sich für den Leim Gimpel genug finden. Uebrigens ist es von Interesse, daß die Fort schrittspartei die Vorbereitungen zu den nächstjährigen Wahlen damit beginnt, sich demonstrativ als Mitglied der Ordnungspartei vorzustellen. Die Lage wird dadurch nur geklärt.
Zum Bericht über den Wydener Kongreß geht uns folgende Einsendung aus Paris zu:
Nach dem Bericht über den Kongreß der deutschen Sozialdemokratie( Nr. 36 des„ Sozialdem.") hat sich ein Redner beschwert, daß von Seiten derjenigen berliner Ausgewiesenen, welche den Sachverhalt betreffs der Unterstützungsfrage für Berlin kannten, Niemand sich veranlaßt gesehen habe, den unwahren Behauptungen Hasselmann's öffentlich entgegenzu
treten.
Demgegenüber habe ich zu bemerken, daß ich in einer Erklärung in der„ Berliner Volksztg." vom 9. Auguſt( welche auch in andere Zeitungen überging) bezugnehmend auf eine vorhergegangene Erklärung des Genossen Fritzsche, den sogen. „ Enthüllungen" Hasselmanns in nicht mißzuverstehender Weise entgegengetreten bin. In der betreffenden Erklärung deutete ich auch an, warum über die Unterstützungsfrage nichts an die Deffentlichkeit gelangen konnte, und entlastete somit diejenigen, gegen welche sich die Hasselmann'schen Verleumdungen in erster Linie richteten.
Dann hat nach dem Bericht, die Verhängung des Belagerungszustandes über Berlin verschiedentlich herhalten müssen, um die Verwirrung, welche nach dem Erlaß des Sozialistengesetzes in manchen Parteikreisen eingerissen sei, zu entschuldigen. Da dieser Umstand in natürlich anderer Weise auch das Steckenpferd der Londoner " Freiheit" ist, halte ich es an der Zeit, zu dokumentiren, daß die Verhängung des Belagerungszustandes in Berlin selbst die Parteikreise nicht in Verwirrung zu setzen im Stande war. Die Genossen wußten, was demgegenüber zu thun war, und gaben sich eine einheitlichere und strammere Organisation denn je zuvor. Der Erfolg hatte es bewiesen. Denn obgleich für Berlin 300 neue Spitzel angestellt wurden,( die alten geschulten Spitzel rückten demgemäß eine Stufe höher) und der nach Ansicht der ministeriellen und hohen Polizeikreise um das Wohl des Vaterlandes hochperdiente Herr von Hüllessem( Marpinger Angedenkens), dem die Oberleitung über die allgemeine Spitzelei übertragen wurde, sich Tag und Nacht die größte Mühe gab, um den Staat vor dem Umsturz zu bewahren, gelang es doch erst nach fünfzehnmonatlicher Thätigkeit, durch Zufall, eine Sigung des Berliner Komite's zu überraschen( im Februar dieses Jahres). Der Erfolg, den die Berliner Polizei bei dieser Gelegenheit davontrug, ist wohl am besten durch die Gerichtsverhandlung der bekannten 16 Angeklagten im Juni d. J. illustrirt und noch in aller Gedächtniß.
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H. Grimpe.
Der leipziger Polizei ist wieder ein prächtiger Fang entgangen, gerade vor der Nase entwischt. Vorige
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Altona, 7. September. ( Naummangels wegen zurückgestellt.) Die hiesigen Spießer, Fortschrittler wie Liberale aller Schattirungen, haben dieses Jahr alles Mögliche aufgeboten, um den St. Sedantag auf's närrischfte herauszuputzen. Zu diesem Zweck wurde am benannten Tage ein neu errichtetes Kriegerdenkmal enthüllt und zu dem errichteten neuen Götzen eine Prozession durch die ganze Stadt gemacht. Es war auch geplant, daß außer Krieger, Turn- und Feuerwehr, Gesang und wer weiß welchen sonstigen Vereinen mehr, auch die Gewerke und Innungen den Festzug mitmachen sollten und zwar im Karnevalsputz in vollem Geschäft. Die Schlachter z. B. sollten ein Schwein schlachten und die wirklich, eine herrliche Idee, groß1. s. w. Diesem Unternehmen gegenüber sahen fich artiges Sinnbild einige Leute veranlaßt, ihre Geschäftsgenossen durch anonym zugestellte Briefe auf den Blödsinn dieser Handlungsweise aufmerksam zu machen, und davon abzurathen. Es hat dies auch etwas gefruchtet, denn die Arbeiter haben im großen Ganzen abgelehnt, sich an dem Narrenkram zu betheiligen. Nun bekam aber unsere Kriminalpolizei, die sehr schlau ist, weil sie einen B- Engel an der Spitze hat( der Himmel möge ihn uns noch recht lange erhalten) von liberaler Seite derartige Briefe zugestellt und recherchirte dabei merkwürdiger Weise in Ottensen bei dem mehrfach von Hamburg aus gezeichneten Wolf. Der Fund, den sie machte, war ein 21 Seiten starker Protest gegen den Parteikongreß. Wenn freilich Engel einen solchen Wolf zur Seite hat, kann er auch Dreck riechen. Doch kehren wir zu Altona zurück; diese andere Sache wird so wie so des Weiteren im ,, Sozialdem." verhandelt werden.
Am Sonntag den 29. Aug. war plötzlich mit einem Schlage die ganze Stadt mit Briefen, in denen sich ein autographirtes Flugblatt:„ An die Arbeiter Altona's " befand, überschüttet. In diesem Schreiben wurde vom sozialdemokratischen Standpunkt ausführlich Stellung zum Sedanstag und der dabei stattfindenden Enthüllungsfeier wie gegen den Karnevalszug genommen. Eine Stunde später, nachdem Alles in Ordnung und mit Pünktlichkeit besorgt worden war, stellte sich auch die Polizei ein, schnupperte an allen Ecken herum, ob nicht etwas zu finden sei; aber es war rein nichts da. In blinder Wuth und um sich zu rächen, ließ der Polizei- Kommissär nun Nachts um 12 Uhr den Maschinenbauer 3 int ( eine der seiner Zeit unter Anklage gewesenen 13 Personen, die einen Klub unter sich hatten und die Freiheit" gemeinschaftlich lasen) aus dem Bett holen und verhaften, nachdem man in der Wohnung das Unterste nach Oben gekehrt und den dem Sterben nahen Parteigenossen Heinecke drei Stunden moleftirt hatte. Die größte Unverschämtheit legte die Altonaer Polizei aber an den Tag, indem sie des Nachts um 4 Uhr gemeinschaftlich mit Hamburger Polizeioffizianten den in Hamburg wohnenden Tischler Petersen aus dem Bett holte und verhaftete, ohne irgend welchen Grund oder Anhaltspunkt. Es ist dies derselbe Mann, der erst ganz vor kurzem auf unbegründeten Verdacht sieben Wochen sitzen mußte und der bei der Angelegenheit wegen der Freiheit" wegen der in sich selbst zusammengefallenen Anklage wegen Majestätsbeleidigung 13 Wochen Untersuchungshaft zu verbüßen hatte. Der dritte Verhaftete ist der Schriftsetzer Ma a ß, der gleichfalls f. 3. 13 Wochen unschuldig eingesteckt wurde. Die drei Mann sind nur verhaftet worden, weil sie der Polizeibüttel Engel an dem betr. Tage in Altona sah und nun mit seiner Polizeiphantasie sofort darauf schloß, daß sie auch bei der Verbreitung des Flugblattes betheiligt gewesen seien.
Es zeigt dieser Vorfall wieder, was die bürgerliche Freiheit in Deutschland werth ist. Andererseits tragen diese Vorkommnisse auch dazu bei, den Boden für die preußisch- deutsche Militärdespotie immer mehr wackeln zu machen. Möge der Schandbau recht bald zusammenstürzen!
Mainz , 8. Sept. Der Artikel„ L3 Aus Rheinhessen" in Nr. 34, welcher anfangs von der bürgerlichen Demokratie handelt, alsbald aber dazu übergeht, das sozialistische Wahlkomite bei der letzten Reichstagswohl auf das gemeinste zu verleumden, zwingt uns zu folgender Entgegnung. Wir wissen recht gut, daß die jetzige Zeit zu solchen Auseinandersetzungen für unsere Partei sehr ungünstig ist; da aber die Redaktion einmal zur Aufnahme eines solchen Lügenartikels mißbraucht worden ist, so werden die Parteigenossen allerwärts wohl einsehen, daß wir hierzu nicht schweigen können.
Der saubere L 3- Einsender behauptet, man habe in Mainz Herrn Harig Bembe als Kandidat aufstellen wollen, weil dieser Mann einigen Personen vortheilhafter geschienen habe, als so ein armer Sozialdemo frat. Hier in Mainz weiß allerdings jedermann, daß hiervon niemals die Rede war, und daß Genosse Liebknecht bereits aufgestellt war, als die anderen Parteien noch auf der Kandidatensuche waren. Ferner behauptet L3: wer es hier gewagt habe, die Demokraten in ihrer wahren Gestalt zu zeigen, dem sei es schlecht gegangen, den habe man in Acht und Bann gethan. Dies ist ebenfalls eine Lüge; denn die Demokraten wurden genau wie jede andere Partei bekämpft. Der Artikelschreiber wird recht gut wissen, daß in den beiden Versammlungen, die im Akademiesaale tagten
und von denen die eine von den Liberalen, die andere von den Demo