Zeichen des revolutionären Geistes des Volfes", als eine Heldenthat gepriesen. Demnach wäre also derjenige, welcher am wenigsten die Verhältnisse in Betracht zieht, am wenigsten überlegt, sich am wenigsten zu beherrschen versteht und am leichtesten vom Gegner zu beliebigen Unüberlegtheiten heraus­locken läßt, der wäre der richtige Mann und der wahre Politiker und gefährlichste Revolutionär.

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Es ist die reine verkehrte Welt, und man hat hier einen neuen Beweis, wie der Geist, wenn er einmal auf Abwege geräth, bald nirgends mehr einen Halt findet und jedes Ver­ständniß für die Gesetze des vernünftigen Denkens und der Schluß­folgerung verliert. Dem vernünftigen Menschen gilt derjenige als der Klügste und hat der die meisten Aussichten auf Erfolg, der die Verhältnisse am besten zu beurtheilen und zu überlegen versteht und ebenso überlegt handelt. Wer nun nur ein wenig überlegt, der wird sich sagen müssen, daß man durch Einzel­handlungen nie gegen ein so gewaltiges, festgefügtes Ganze, wie Staat und Gesellschaft, ankämpfen kann. Es ist das nicht viel anders, als wenn ein Jange mit einem Stein nach einem Haus wirft, in dem sein Peiniger wohnt. Er kann ja einmal ein Fenster treffen, aber dann wird er um so sicherer beim Ohr genommen. Ein unverschämter Haussucher zur Treppe hinuntergeworfen, ein frecher Polizist gezüchtigt, ein gemeiner Gefängnißscherge vor die Thür gesetzt, ein prozziger Ausbeuter durchgeprügelt oder ihm sein Eigenthum beschädigt, Gerichte das ist ein Leichtes und es gehört dazu meist verhöhnt das ist ein Leichtes und es gehört dazu meiſt nicht einmal viel Muth, sondern nur Zorn. Was aber darnach? Dann kommt die sich nach jedem Widerstand steigernde Ge­walt des Staates, und es heißt entweder Fersengeld geben oder die Gewalt über sich ergehen lassen. Man kann der Gewalt gar keinen größeren Gefallen thun, als

indem man ihr Gelegenheit, sich zu äußern, gibt, d. h. natürlich so lange sie die Voraussicht des Sieges hat, und das ist natürlich dem Einzelnen gegenüber immer der Fall. Welche Freude würden wir der Regierung nicht bereitet, wie sehr würden wir nicht die geheimsten Herzenswünsche unserer Feinde erfüllt haben, wenn wir uns z. B. im Hödel- und Nobilingjahr hätten dazu hinreißen lassen, unsern gerechten Ingrimm über alle die unzähligen Demüthigungen, Belei­digungen, Beschimpfungen, Mißhandlungen, welche uns Bour­geoisie und Regierung zufügten, in unüberlegten Handlungen des thätlichen Widerstandes Luft gemacht hätten! Polizei und Regierung lechzten ja förmlich nach Widerstand, um zur offenen Gewalt greifen zu können, und ein berliner Polizeioffizier hat seiner Wuth über die Unzugänglichkeit der Sozialdemokraten gegen jede Herausforderung bekanntlich offen Ausdruck gegeben. Freiwillig auferlegte Zurückhaltung, während jede Faser vor Empörung zuckt und man sich der Kraft seiner Faust be­wußt ist, im Bewußtsein, daß man dadurch die Anschläge des Gegners durchkreuzt und im Dienst einer großen Sache, das ist nicht nur eines vernünftig denkenden Menschen wür­diger, sondern erfordert auch hundertmal mehr moralischen Muth, als zornmüthiges Losschlagen. Noch nie haben wir die berliner Genossen so bewundert, als im Attentatssommer und bei den darauf stattgefundenen Wahlen, wo eine Be­schimpfung, Kränkung und Aufreizung der anderen folgte, wo jeder bekannte Sozialiſt auf der Straße beleidigt, aus dem Gasthaus gewiesen, von jedem Polizisten angeschnauzt, ja auf offenem Platz untersucht wurde und doch jeder sich bewußt war, daß er seine berechtigten Gefühle einem höheren Interesse zu Liebe hinunterwürgen und den naturgemäßen Drang nach Vergeltung vertagen müsse, bis ein Tag die allgemeine und die besondere Schuld auf einmal zahlt".

Nun nur noch ein Wort über den in neuerer Zeit beson­ders gepriesenen Königsmord. Und dann, nachdem wir gesehen haben, was wir nicht thun dürfen, zu dem, was wir thun sollen.

Ein Blick hinter die Kulissen.

Jeder verständige Politiker hat sich gewiß schon häufig über die unbegreifliche Verblendung gewundert, mit welcher die Hohenzollern die Handhabung der inneren Politik des Systems Bismarck geschehen lassen. Wer nicht die ganze Zukunft der Dynastie und der Monarchie für augenblickliche Erfolge auf das Spiel setzen will, wird nicht begreifen, wie es möglich war, daß das Sozialistengesetz und nun gar die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Berlin und Umgegend die aller­höchste" Zustimmung finden konnte. Ist diese Maßregel doch ein unwiderleglicher Beweis dafür, daß von allen deutschen Fürstenhäusern die Hohenzollern allein sich vor den Ausbrüchen der Liebe und Verehrung ihrer Unterthanen fürchten, daß bei ihnen allein das Bismarck 'sche Wort, nach welchem der Apell an die Furcht im deutschen Herzen keinen Widerklang findet", nicht zutrifft.

Auch wir haben vieles, was geschehen ist, für höchst unlogisch und widerspruchsvoll gehalten, weil wir den inneren Zusammen hang nicht kannten. Durch eine Mittheilung aus der näch sten Umgebung der kronprinzlichen Familie ist uns nun aber ein Blick hinter die Kulissen geworden und sind wir dadurch in die Lage versetzt, den Schleier von dem scham losen Intriguenspiel wegzuziehen, mit welchem das ganze deutsche Volk bisher düpirt worden ist. Was bei Hofe seit Jahren vorgegangen, es ist nichts mehr und nichts weniger als eine neue Auflage jener nichtswürdigen Komödie, welche Hinkeldey seiner Zeit Friedrich Wilhelm IV. gegenüber auf führte, um sich allein als Schützer der königlichen Person" hinzustellen. Hinkeldey ließ bekanntlich durch den Leutnant Henze eine Verschwörung" zurecht machen. Minister Manteuffel, der den Schwindel kannte und den übermächtigen Einfluß des Bolizeipräsidenten brechen wollte, warnte persönlich einzelne von den betheiligten Personen, so daß Alle, mißtrauisch gemacht, den Verkehr miteinander einstellten. Aber Hinkeldey wußte Rath. Die angeblich von den Verschwörern", in Wirklichkeit aber mit seinem Wissen angefertigten unbrauchbaren Hand­granaten lagen auf einem Dachbalken der Hausschild'schen Fabrik in der Neanderstraße in Berlin ; Hinfelden kannte den Platz ganz genau. Eines schönen Tages nun, als Manteuffel die Entlassung Hinkeldey's endlich durchgesetzt zu haben glaubte, ließ Ehren- Hinkelden plötzlich Hunderte von Personen verhaften, die Feuerwehr rückte vor die Hauschild'sche Fabrik, mußte dort

Das Sozialistengesetz, der Belagerungszustand, die Auswei­sungen liefern ihm dadurch, daß sie die Furcht oben nicht ein­schlafen lassen, die Mittel, seinen Einfluß auch auf seinem heutigen Posten nicht verringern zu lassen.

Ein Theil der ultrafeudalen Partei und ebenso die Hof­predigerklike sind in diese Intrige eingeweiht. Indessen halten sich die Hofprediger, welche bis jetzt keinen Einfluß bei der religiös freisinnigen Richtung des kronprinzlichen Hauses haben, klüglich zurück und bearbeiten nur den alten König, welcher wegen der Entthronung der Welfen von Gewissens­bissen geplagt wird. Eulenburg spielt den religiös Indifferenten, So spielt man dem Hof und um nirgends anzustoßen. dem Volk gegenüber Komödie, nur um der persönlichen Inter­essen einer Kamarilla wegen!

das ganze Dach abdecken, um die paar Hohlkugeln mit mög| flug, als daß er diese exponirte Stellung annehmen würde. lichstem Applomb zu finden. Diese Dinger, einige Büchsen, Pulver, Kugeln, Messer und Dolche wurden in einem Zimmer des Polizeipräsidiums malerisch gruppirt aufgestellt und nun holte sich Hinkeldey den König am Sonntag aus dem Dom ab, führte ihn in das glücklich entdeckte" Arsenal der Revo­lutionäre und Königsmörder und bewies durch den Augen schein, daß er allein noch im Stande sei, das Leben und die geheiligte Person des Königs vor den Mordwaffen der Atten­täter zu schützen. Um dieser schandbaren Komödie halber gingen Dr. Ladendorf und Genossen auf Jahre in's Zuchthaus. Soviel über die damalige Intrigue. Sehen wir nun, was sich in den letzten Jahren in Preußen abgespielt hat. Als Bismarck Minister wurde, konnte er anfangs nieman­feuille annehmen wollte. Da griff er zu bis dahin völlig un­den finden, der unter, bezw. neben ihm ein Minister- Porte­bekannten, untergeordneten Personen, wie z. B. zum Grafen zur Lippe , der vom Staatsanwalt zum Justizminister avanzirte. Das Ministerium des Innern wurde dem Grafen Eulenburg übertragen, der sich durch seine Reise nach Japan für den Minister unter Bismarck , wie er scherzweise genannt wurde, Posten vorbereitet hatte. Graf Eulenburg, der dauerhafteste hat es verstanden, sich durch persönliche Liebenswürdigkeit, besonders aber durch die vielen kleinen Dienste, die ein flotter Junggeselle, der die ganze Fremden- und Sittenpolizei unter seinem Kommando hat, hochgestellten Personen leisten kann, so beliebt bei Hofe zu machen, daß es Bismarck trotz wiederholter dafür, seine Verwandten, Freunde und Anhänger in den un­Versuche nicht gelungen ist, ihn zu stürzen. Eulenburg 1. sorgte scheinbaren aber einflußreichen Stellen des Hofstaates einzu schmuggeln. Wie der jetzige Minister Eulenburg II. vom ein­

fachen Landrath des Deutsch Kroner Kreises so puſſirt wurde, daß er der Nachfolger seines Onkels wurde, so sitzt auch die Eulenburg'sche Klife jetzt überall bei Hofe, besonders in der nächsten Umgebung der kronprinzlichen Familie.

Es ist bekannt, daß Bismarck nach vergeblichen Versuchen, dienstbar zu machen suchte, daß er seine Tochter zwang, sich den Eulenburg'schen Einfluß zu brechen, sich denselben dadurch mit dem Grafen Botho Eulenburg zu verloben. Der Tod des

Bräutigams verhinderte zwar diese Ehe; trotzdem arbeiten seit jener Zeit die Eulenburgs nicht mehr gegen Bismarck , wie dieser es aufgegeben hat, den unfruchtbaren Kampf gegen die Kamarillaklike fortzusetzen. Alle anderen Ministerposten kann er nach Belieben besetzen, ―an der Eulenburg'schen Stellung erlahmt auch sein Einfluß.

Der junge, aalglatte Hofmann Eulenburg II. hat es nun seit dem Hödel'schen Luftschuß verstanden, bei Hofe die Furcht vor Attentaten, Revolution und Sturz der Dynastie wachzu rufen und immer mehr zu befestigen. Die Ablehnung des Hödelgesetzes gab die erwünschte Gelegenheit, die zahmen Libe­ralen als verkappte Republikaner " darzustellen, denen der Sturz der Monarchie gar nicht so unlie sei und die durch Ablehnung jenes Geſetzentwurfes dafür einen Beweis geliefert

hätten. Als nun gar Dr. Nobilings Schrotschuß das Leben des alten Königs ernstlich in Gefahr brachte, trugen die Ein­Der flüsterungen der Eulenburg schen Klike ihre Früchte. Idiot Hödel wurde geköpft, weil er ein Loch in die Luft geschossen hatte; der fünffache Raubmörder Thürolff dagegen wurde begnadigt!

Um nun die Verdächtigung gegen den Liberalismus besser betreiben, sich selbst aber als einzigen Hort und Schirm von Thron und Leben der Hohenzollern aufspielen zu können, hatte Eulenburg zweierlei nöthig. Einmal mußte eine fönigsmörde­rische Verschwörung gefunden oder erfunden werden. Selbst redend bot die am meisten nach links stehende Partei dafür die meisten Anhaltspunkte. Deshalb wurde Nobiling zum Sozialdemokraten gestempelt, alle Beweise für das Gegen theil wurden unterdrückt oder offiziell abgeleugnet. Diese ge­fahrvolle Verschwörung sollte und mußte aber auch in Per­manenz erklärt werden, um die etwa mit der Zeit verschwin dende Furcht immer wieder neu anfachen und jede Heran ziehung liberaler Personen hintertreiben zu können.

Dazu wurde der kleine" Belagerungszustand erfunden. Bei Verhängung des wirklichen Belagerungszustandes über Berlin wäre ein General, ein alter Haudegen, an die Spitze gekommen, der sehr bald eingesehen und es dann vielleicht auch ausgesprochen hatte, daß von Verschwörungen in Berlin keine Spur zu entdecken wäre. Das hätte die Behauptung Eulen­burg's Lügen gestraft. Beim kleinen Belagerungszustand hat der Minister des Inneren alle Fäden in der Hand, läßt sich seine Berichte so machen, wie er sie zur Einschüchterung nach Oben gebraucht und kann von keiner Seite widerlegt werden. Man lese die Reden Eulenburg's im Landtag und Reichstag nach, immer wieder kommen geheimnißvolle Andeutungen und Anspielungen von Gefahren für das Leben des Königs, immer wird wiederholt, daß man heilige Interessen" zu schützen habe und ohne diesen kleinen Belagerungszustand für die Sicherheit der königlichen Familie nicht einstehen könne. Das hat gewirkt und wirkt durch die sich täglich wiederholenden Einflüsterungen des Ministers, der Adjutanten, Kammer­herren, Garderobiers, Lakeien und weiblichen Umgebung ( mit welcher die Eulenburg's von jeher besonders intim sind) noch immer fort.

Bei den liberalen Anschauungen, die der Kronprinz- wie jeder Kronprinz zur Schau trägt, war zu fürchten, daß beim Tode des Königs ein Personenwechsel beliebt werden würde, um den Schein eines liberaleren Regiments zu wahren. Dem suchte nun Eulenburg durch geschickte Verdächtigung aller liberalisirenden Elemente vorzubeugen. In der durch alle offiziösen Blätter unterstützten Behauptung, daß die Fort schrittler, ja selbst die Nationalliberalen à la Forckenbeck ver­kappte Republikaner " seien, erfand Eulenburg das zur Er­reichung seiner Zwecke nöthige zweite Moment. Wir haben es erlebt, daß man die Fortschrittler in einem offiziellen Akten stück als Republikaner bezeichnete und wurde diese lächerliche Behauptung sogar im Reichstage von Eulenburg als ganz zutreffend vertheidigt.

Eulenburgs Einfluß ist durch diese Intrigen jetzt weit größer, als der Bismarck's. In Hoffreisen behauptet man, Eulenburg sei bei einem Thronwechsel schon längst als Nach­Eulenburg sei bei einem Thronwechsel schon längst als Nach folger Bismarck's ausgewählt; man hält ihn aber für zu

Die Attentatsfurcht will aber doch nicht in dem Maße vor­halten, wie Eulenburg es wünscht; daß man in Berlin nicht die geringste Verschwörung entdecken konnte, läßt jetzt Zweifel an der Richtigkeit der Eulenburg'schen Darstellung auftauchen. Deshalb wird der Versuch gemacht, den Verschwörungsherd

als in Leipzig oder sonstwo stehend hinzustellen. Da sich nun aber kein deutscher Fürst das Armuthszeugniß ausstellen und den Belagerungszustand in seinem Lande haben zu wollen scheint, muß der Senat von Hamburg Eulenburg den Liebes­dienst erweisen und der Gespensterfurcht der Hohenzollern neue Nahrung geben.

Das ist es, was sich hinter den Kulissen begeben hat und begibt. Und der gute deutsche Michel merkt gar nicht, daß ihn ein geriebener Junker an der Nase führt!

Bemerkungen eines Sozialdemokraten über den Anarchismus.

II.

Wir zeigten in unserm vorigen Artikel, was von der ,, absoluten Freiheit", die uns die Anarchisten vormalen, zu halten ist, daß sie in der Praxis nur eine größere Ab­hängigkeit des Menschen von der Natur, von den Ver=

hältnissen zur Folge haben muß, daß sie die Herrschaft dessen, was wir heute Zufall nennen, bedeutet. Diese Herr schaft erscheint den Anarchisten als die erträglichere gegenüber der Herrschaft irgend einer Majorität über eine Minorität.

Wir bestreiten nun zunächst, daß in einem kommunistischen Gemeinwesen von einer solchen Herrschaft einer Majorität die Rede sein kann. Der moderne Kommunismus jetzt volle Gleich­berechtigung aller Gesellschaftsangehörigen voraus, es wird in ihm sicher in den öffentlichen Angelegenheiten Majoritäten und Minoritäten geben, dieselben werden aber niemals stabil sein, und zwar weil der wesentlichste Faktor stabiler Parteibildungen, die Klassen unterschiede, fehlen. Und während gerade der Bürger des kommunistischen Gemeinwesens vor der Gefahr stabiler Interessenparteiungen durch die Solidarität mit dem großen Ganzen geschützt ist, hat die Anarchie die Bildung sol­cher Interessenkreise nicht etwa nur zur Folge, sondern sogar zur Voraussetzung.

Die Gefahr der Atomisirung der Menschheit in be­liebige Produktionsgruppen mit Sonderinteressen haben wir bereits in unserm vorigen Artikel unter Bezugnahme auf industrielle Verhältnisse angedeutet, wir wollen heut einige weitere Beispiele aus einer noch näher liegenden Sphäre wählen.

Es ist selbstverständlich, daß die Erde mit ihren Schäzen weder Eigenthum einzelner Individuen noch einzelner Gruppen sein darf, sie gehört der Gesammtheit. Soviel gestehen wohl auch die Anarchisten zu. Dagegen wollen sie die Ausbeutung des Bodens, der Bergwerke 2c. 2c. freien Assoziationen von Landarbeitern, Bergleuten 2c. überlassen wissen. Das klingt sehr verlockend, betrachten wir uns daher das Ding etwas näher. Die Produktivgenossenschaft der Landarbeiter z. B. ist in erster Linie lokal; es steht ihr frei, sich mit anderen zu assoziren, sie ist aber nicht dazu gezwungen. Sie wird es thun, wenn es ihr vortheilhaft erscheint, es unterlassen, wenn es ihr Unbequemlichkeiten verursacht. Sie kann ferner wirth­schaften, wie es ihr beliebt; sie kann die Frucht kultiviren, die ihr behagt, sie kann Raubbau treiben, Wiesenkultur 2c. 2c., tein Mensch hat ihr etwas dreinzureden.

Werden aber die übrigen Gruppen das so stillschweigend mitansehen, ja mitansehen können? Der Boden läßt sich nicht beliebig vermehren, seine Ertragsfähigkeit hat ihre Grenzen, unter einer irrationellen Kultur leidet nicht nur der Land­arbeiter, sondern auch die Gesammtheit. Selbst der lamm­frommste Anarchist will vor allen Dingen zureichende Nah­rung haben, die freie Landarbeiterassoziation denkt aber in erster Reihe an sich. Und wenn es ihr nützlich erscheint, Wiesenkultur zu treiben, so wird sie, wir wetten zehn gegen eins, auf die vegetarianischen Neigungen selbst eines Elisee Reclus wenig Rücksicht nehmen. Aber lassen wir den Scherz

wir sind selbst so eine Art Pflanzenfresser die Sache ist sehr ernst. Wem gehört der Ertrag des Bodens? Nun, der betr. Ackerbaugenossenschaft, antwortet uns der Anarchist. Wir fallen aus den Wolken. Eine Gruppe Menschen ergreift Besitz von einem Territorium, bebaut es nach Belieben, der Ertrag gehört lediglich ihr das Privateigenthum am Boden ist in schönster Form wiederhergestellt, nicht dem Namen aber doch der Sache nach, nur daß nicht Peter und Paul, sondern Gruppe X und Gruppe Y Eigenthümer geworden sind. Die Bodenrente ist gerettet!

Gehen wir von der eigentlichen Landwirthschaft zur Forst­wirthschaft im Speziellen über. Die Bedeutung des Waldes ist so allbekannt, daß sie längst schon Gemeinplatz geworden ist. In den vorgeschritteneren Staaten ist man längst dahin ge­kommen, die Verwaltung der Wälder dem Belieben der Ein­zelnen immer mehr zu entziehen; wo es dagegen unterlassen wurde, hat man es bitter büßen müssen. Wem gehört der Wald in der anarchistischen Gesellschaft? Der freien Forstgenossenschaft? Oder steht es etwa jedem, freien Bürger" frei, nach Belieben seinen Bedarf abzuholzen? Für beide Fälle möchten wir uns schönstens bedanken. Wir haben den Unterschied zwischen Ge­meindeforst und Staatsforst zu gut kennen gelernt, um die rationelle Waldkultur einem falschen Freiheitsbegriff aufzu­