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daß die Dühringische Wirklichkeitsphilosophie einen Standpunkt einnehme, den auch der Christ getrost billigen tann". Vom Radikalsten der Radikalen zum Schüßling Stöcker's, das ist zuviel.
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Auf was die Sozialpfuscher nicht noch alles kommen. Da hat ein Lehrer Raschke, Mitglied der christlich- sozialen Arbeiter: partei, frei nach Proudhon ein neues Universalheilmittel in der Waarennote entdeckt. Und das in einer Zeit, wo die Ueber= produktion nicht von der Tagesordnung verschwindet! Warum sich der Mann nicht lieber mit dem Projekt beschäftigt, wie man überschüssige Produkte wenigstens zum Preise des Rohmaterials losschlagen kann! Natürlich ist Herr Stöcker, der von der Nationalökonomie keine blasse Ahnung hat, darauf hineingeplumpst und hat diese neue Idee in seinem berliner Verein, einstimmig" annehmen lassen. Außerdem scheint sich die Sache auch des Beifalls des unglückseligen Königsberger Sozialreformers Samter zu erfreuen. Es muß auch solche Räuze geben!
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Ein erhebendes Beispiel von der Opferwilligkeit unserer Genossen wird aus Dresden berichtet. Dort waren die Genossen H. Schlüter und J. Fromm der Verbreitung des angeblich gegen 131 des Strafgesetzbuches verstoßenden Gedichtes:„ Der Ausgewiesene" angeschuldigt und in Untersuchungshaft genommen worden. Schlüter bekannte fich offen als Verbreiter, aber inzwischen hatte sich bereits der Genosse Fromm in seiner Zelle überlegt, daß er im Interesse der Partei handle, wenn er die ganze Verantwortung allein auf sich nehme und Schlüter entlaste. Er sagte also aus, er habe die Schriften von auswärts erhalten und auf eigene Faust ver sendet. Als ihm Schlüter's Geständniß und eine dasselbe beſtätigende Zeugenaussage vorgehalten wurde, blieb er bei seiner Aussage stehen; er allein wollte der Schuldige sein und die eventuelle Strafe auf sich nehmen, obgleich sich in Wahrheit seine ganze Theilnahme an der Verbreitung darauf beschränkt, daß er nach Schlüter's Anordnung die Adressen auf die schon fertigen Pakete schrieb. Solche Opferwilligkeit und solchen Muth zur Förderung der Partei- Interessen fügt die demokratische, Dresd . Abbztg. hinzu sucht man vergeblich in anderen Parteien."- Ein ähnliches Beispiel wurde uns vor Kurzem aus Berlin gemeldet, doch ist dasselbe leider nicht zur Veröffentlichung geeignet.
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Preußisches aus Baden. In Mannheim wurde der vor einiger Zeit verhaftete Sozialrevolutionär Ehrhardt zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt, weil er- einige Nummern der Freiheit" von London nach Berlin geschickt hatte. Wir würden dieses Erkenntniß ungeheuerlich nennen, wenn wir nicht in Deutschland uns nachgerade an Alles gewöhnt hätten. Das deutsche Strafgesetzbuch bestimmt ganz genau, welche im Ausland begangene Handlungen in Deutsch land strafbar sind, die Verbreitung einer verbotenenen Zeitschrift sei es selbst nach Deutschland gehört nicht dazu und das Sozialistengesetz hat an diesen Bestimmungen nichts geändert. Wir sind wirklich begierig, die Motive dieses Erkenntnisses näher kennen zu lernen. Einstweilen hat, wie man uns mittheilt, Ehrhardt Berufung eingelegt und will eventuell ein Erfenntniß des Reichsgerichts provoziren. Necht so, denn wenn wir uns auch nicht viel barum fümmern, so will man doch wenigstens gern wissen, wie große Verbrecher vor der heiligen deutschen Gerechtigkeit wir sind.
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- Die„ New- Yorker Volksztg." veröffentlicht einen Brief unseres Genossen Bebel, dem wir eine interessante Stelle über die Situation unserer Partei entnehmen wollen. Bebel sagt
unter Anderem:
" Die Unzufriedenheit ist überall im Steigen, der Glaube an die Haltbarkeit des gegenwärtig Bestehenden ist überall im Wanken, und da dieses in den herrschenden Kreisen auch überall empfunden wird, so erklärt sich die brutale Verfolgung unserer Partei bei den geringfügigsten Anlässen sehr natürlich. Man erblickt in ihr den Träger der Zukunft, den lachenden Erben der dem Untergang geweihten Gesellschaft. Von dem maßlosen Haß, der darum in den leitenden Kreisen gegen uns vorhanden ist, macht man sich außerhalb Deutschlands keinen Begriff. Jnsbesondere ist es die Bourgeoisie, deren Presse, bei den nieder: trächtigsten Handlungen gegen uns, nicht nur kein Wort des Tadels hat, sondern theils offen theils stillschweigend fie billigt. Ehr- und Schamgefühl sind ihr abhanden gekommen, der Haß hat jede bessere Regung in ihr erstickt."
verh., 2 Kinder; 28) Schröder, Schuhmacher, unverh.; 29) Chr. Schreiber, Schuhmacher, verh.; 30) Joh. Krohn, Arbeiter; 31) Karl Hacker, Schuhmacher, verh.
Die Gesammtzahl der Kinder, die mit diesem einen Schlage wieder ihres Ernährers beraubt sind, beläuft sich auf ca. 70. Der Jammer und das Elend, das mit dieser infamen Maßregel in die davon betroffenen Familien getragen ist, spottet jeder Beschreibung. Sind es doch meist Männer in vorgerückteren Jahren, welche dieses Mal ausgewiesen wurden, und hat man mit gewohntem Raffinement wieder besonders solche genommen, welche Geschäfte hatten und die deshalb durch die Ausweisung auch materiell schwer geschädigt werden.
Politisch kompromittirte Personen sind dieses Mal durchaus nicht betroffen worden, was auch sehr erklärlich, da solche sich eben nicht mehr in Altona befinden. Man griff auf's Gerathewohl zu und ließ sich bei der Auswahl von dem Grundsatze leiten, Diejenigen zu nehmen, welche es besonders schwer trifft.
Hier einige Beispiele: Der Zigarrenarbeiter Rave war zwar früher Kolporteur des„ Neuen Sozialdemokrat", als aber das Sozialistengesetz kam, zog er sich von Allem zurück. Seine Aengstlichkeit ging sogar so weit, daß er sich weigerte, die Hamburger Gerichtsztg." zu kolportiren, weil dieses Blatt in derselben Druckerei hergestellt wurde, in welcher früher das verbotene Volksblatt" gedruckt wurde. Rave war thatsächlich aus der Partei ausgeschieden. Trotzdem ist er jetzt ausgewiesen worden; warum? Rave ist Hausbesitzer und zudem schwer brustkrank; überdies ist er aber in Altona allerwärts bekannt, seine Ausweisung verbreitet also einen„ heilsamen Schrecken." Em anderer Fall ist der mit dem Gastwirth Hoyer. Derselbe ist zwar Parteigenosse, aber er ist nie als Redner oder in irgend einem Vereine oder Komite thätig gewesen. Der Mann ist ausgewiesen worden, weil er ein großes Haus nebst Wirthschaft und eine Destillation besitzt. Es muß auch der besser fituirten Bürgerklasse klur= gemacht werden, daß die Polizei heute allmächtig ist und daß Jeder von Haus und Hof gejagt werden kann, der nicht unterthänig jedem PolizeiVerbrechen begangen, daß er Wittwer ist und drei unerzogene Kinder büttel aus der Hand frißt. Der Expedient Lange hat das schreckliche hat, von denen das älteste 11 Jahre zählt. Natürlich mußte der Mann ausgewiesen werden, zumal er ja auch am zweiten Weihnachtsfeiertage
seine Mutter begraben hat, so daß für die armen Waisen keine Seele Mehr auf Erden ist, an die sie sich halten können, nachdem ihr Vater von ihnen gerissen worden. So was thut natürlich blutig wehe. Aber ein zerfleischtes Vaterherz und drei verlassene, vater- und mutterlose Waisenfinder, das ist ein besonderer Genuß für den Polizeibüttel Engel und seine Auftraggeber. Die Krone der Infamie bietet indessen die Ausweisung des Schneiders Eckstein. Der Mann ist als Parteigenosse nie in die Oeffentlichkeit getreten. Als im letzten Sommer die Wittwe des früheren Parteisekretärs Th. York starb, nahm Eckstein den 13jährigen Sohn derselben zu sich, um ihn nicht der Armenkasse zur Last fallen zu laffen. Dieses Verbrechen, sich einer vater- und mutterlosen Waise eines Sozialdemokraten anzunehmen, mußte natürlich gerochen" werden. Eckstein ist ausgewiesen, sein Geschäft damit ruinirt und seine Frau an den Bettelstab gebracht.
Es ist wohl nicht nothwendig, noch mehrere Beispiele beizubringen für die Grundsätze, nach denen hier die Ausweisungen vorgenommen
werden.
Die Bourgeoispresse schweigt zu all' diesen Niederträchtigkeiten oder höhnt die armen Opfer noch, nur in den Herzen der Arbeiter focht es über all diese Infamien und überall begegnet man dem Wunsch nach Nach e!
Möge den heutigen Gewalthabern ein vollgerät- teltes Maß von Wiedervergeltung rechtbald zu Theil
werden!
X. Y. Z.
Aus der bayerischen Pfalz . Alle Parteien, auch die unsere, rüsten sich bereits zum Kampf für die nächsten Reichstagswahlen. Wenn nun auch unsere Partei in den Gegenden, wo sie schon festen Boden gefaßt hat, ruhig den Kampf bestehen kann, so hat derselbe doch in den isolirt stehenden Provinzen seine Schwierigkeiten. Erstens verursacht eine Agitation im weiteren Maßstabe daselbst ungeheuren Geld- und Zeitaufwand und zweitens ist ein Erfolg nicht vorauszusehen. Ansicht des Korrespondenten ist es daher, in allen Kreisen, wo die Stimmen unserer Partei für den am weitesten links stehenden Kandidaten ausschlaggebend sind, die offizielle Agitation wir wollen diesmal keine Heerschau halten fallen zu lassen und desto mehr Gelder für unsere ganz und halb offiziellen Wahlkreise behufs Erzielung eines durchschlagenden Erfolges zu sammeln. Es wäre gewiß mehr am Plazze, als unnöthig Geld auszugeben, um hie und da ein paar Stimmen zusammen zu trommeln.( Daß es zwecklos wäre, unverhältnißmäßge Mittel auf verlorene Posten zu verwenden, ist ganz richtig; trotzdem dürfen unsere Genossen namentlich im ersten Wahlgange mur für einen Sozialisten stimmen. Mit dem sonst am weitesten nach links stehenden Kandidaten hat es doch manchmal eine ganz eigene Bewandtniß. Wir werden demnächst unsere eigene Meinung über die nächsten Wahlen und ihre Bedeutung darlegen. D. Red.)
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? Augsburg , 4. Januar. Unsere Polizei ist siegestrunken; selbst der dümmste Eckensteher in der Pickelhaube zieht sein Gesicht einen halben Zoll länger und der Oberpolizist Bürgermeister Fischer hat es in der Abendztg." triumphirend ausposaunt:„ Wir sind feine Kerls und ich natürlich der gescheidteste, denn wir haben einen guten Fang gemacht!" Gegen den Sozialrevolutionär Viktor Dave, den die Polizei vor 4 Wochen( und zwar, wie man munkelt, auf eine telegraphische Ordre von
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Frankfurt aus; die Großmäuligkeit der Polizei ist also sehr überflüssig) in aller Frühe aus den Federn holte und seitdem in unnahbarer Verborgenheit begraben hält, ist nämlich nach jenem Blatte ,, auf Beschluß des hierzu zuständigen Reichsgerichts die Voruntersuchung wegen The ilnahme an einer hoch verrätherischen Verschwörung und Aufforderung zum Fürstemorde eröffnet worden." Diese Nachricht klingt allerdings recht schauerlich, aber was ihr in unsern Augen erst Bedeutung verleiht, ist der Zusatz jener offiziellen Notiz, daß diese Notiz, auf Grund der bei Dave beschlagnahmten Briefschaften" eingeleitet wurde. Die Wahrheit dieses Zusatzes vorausgesetzt, zeigt sich eben wieder, wie berechtigt mein Vorwurf des verbrecherischen Leichtsinns war; wenn nun aber der Londoner Moralhistoriker und Aesthetiker von„ Erfindung" und denunzia=
Wie sehr berechtigt diese letzte Bemerkung ist, dafür nur einen Beweis: Das Augsburger Schöffengericht hatte mehrere der Verbreitung verbotener Flugschriften angeklagte Sozialisten frei: torischer Verhöhnung" spricht und für die von ihm in's Un
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gesprochen, da außer der Thatsache, daß bei der Haussuchung berbotene Schriften in der Wohnung der Betreffenden vorgefunden worden waren, absolut Nichts gegen sie in's Feld geführt werden konnte. Flugs suchte im Schwäb. Merkur ", dem Leiborgan der schwäbischen Deutschliberalen, ein Korrespondent n biese Freisprechung als unberechtigt hinzustellen, indem er schrieb, daß Niemand, der die Augsburger Verhältnisse nur einiger maßen näher kennt, zweifeln dürfte, daß von dieser Seite die fozialistische Agitation auch in dieser Richtung nachdrücklich betrieben und der Verbreitung aufrührerischer Schriften jedmöglicher Vorschud geleistet wird." Von der Niedertrache unserer Bourgeoisie kann man sich im Auslande kaum einen Begriff machen. Brutal ist die Bourgeoisie wohl überall, bei uns ist sie aber nebenbei von einer erbärmlichen Feigheit und Kriecherei, wie sie wie sie Bismarck eben braucht.
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Altona , 30. Dez. Die brutale Polizeiwirthschaft fordert weiter ihre Opfer; gestern und heute sind abermals 31 Genossen von hier ausgewiesen worden. Es sind dies: 1) Paul Zimmermann, Zigarrenarbeiter, verheirathet, 3 Kinder; 2) J. Peters, Zigarrenarbeiter, unverheirathet; 3) W. Plön, Gastwirth, verh., 3 Kinder; 4) Edstein, Schneider; verh.; 5) W. Kistenmacher, Klempner, verh., 5 Kinder; 6) F. Göben, Schneider, unverh.; 8) Schwiene, Schuhm., unverh.; 9) Lohse, Schuhmacher, verh., 3 Kinder; 11) Hoyer, Gastwirth, verh., 4 Kinder; 12) A. Lange, Erpedient, verh., 3 Kinder; 13) Flachmann, Wirth, verh.; 14) Winterfeld, Bigarrenarbeiter, verh., 5 Kinder; 15) Rönnan, Wirth, verh.; 16) Müller, Bigarrenarbeiter, verh.; 17) Rave, Zigarrenarbeiter, verh.; 18) Ramm, Hutmacher , verh.; 19) Gerhardt, Zigarrenarbeiter, verh., 4 Kinder; 20) Jebens, Agent und Kolporteur, verh.; 21) Glißmann, Schuhmacher, verh.; 22) Weißbach, Schuhmacher, verh.; 23) Dohne, Zigarrenarbeiter, verh., 4 Kinder; 24) Schröder, Nagelschmied, verh., 1 Kind; 25) Cordes, Arbeiter, verh.; 26) Schmidt, Arbeiter, verh.; 27) Schnor, Zigarrenarbeiter,
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glück gehetzten Genossen kein Wort außer blöden Schimpfereien auf die Zürcher" findet, so hat dies eben seinen Grund: weil er sich schuldbewußt fühlt und nichts zu sagen weiß! Die„ lakonische" Ausrede, ,, ein Schustergeselle sei der Spion, der diese Leute( in Darmstadt 2c.) an's Messer geliefert habe", ist wiederum bezeichnend; denn das ist ja eben das Charakterische an allen seinen„ Thaten", daß sie unter mitwissen und Mitwirkung von Polizeispionen ausgehert werden und deshalb unsere Warnung vor dieser Sorte„ Sozialrevolutionäre." Ueber die sträfliche Gleichgiltigkeit und den Egoismus, mit dem der hierfür bekannte große Mann" die unglücklichen Genossen und deren Familien ihrem Schicksal überläßt und nur für die".", d. h. für seine Existenz, den Bettelsack schwingt, will ich kein Wort verlieren; sie werden das zwar bittere, aber unvermeidliche Rettungsmittel vor ferneren Versuchen zu„ Thaten", die von London direkt oder indirekt inszenirt werden, bilden.
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Göppingen . Zu den jüngst von hier gemeldeten Verhaftungen ist noch nachzutragen, daß der Verhaftung von Schön und Bronnen maier noch eine dritte gefolgt ist. A. Edelmann wurde Tags darauf ebenfalls verhaftet, wie sich später herausstellte, auf eine Denunziation hin, nach welcher er in der Nacht nach Verhaftung der beiden Erstgenannten Flugschriften verbreitet haben sollte. Trotzdem Edelmann in der Lage war, das Unbegründete dieses Verdachtes zurückzuweisen, ließ sich die hohe Polizei nicht abhalten, ihn ebensolange sitzen zu lassen wie die beiden Erstgenannten.
Gefunden wurde nichts, was eben die Wuth der Ordnungsbanditen auf's Aeußerste steigerte. Hätte ein Polizeisoldat einen Wüllerknecht todtgeschlagen oder der Schulmeister Kletterfrizz einen Nothzuchtsversuch gemacht, kein Fuß hätte sich gerührt; aber hier galt es, den Staat zu retten. Nun, Staat machten die Gesellen des Staatsanwaltes, unter denen sich namentlich Wachtmeister Jungstetter punkto Er bärmlichfeit auszuzeichnen wußte, insoferne, als sie die Ergebnisse der Hauss hungen dem gehirnarmen Amtsblattdenunzianten zutrugen. Nahezu acht ochen brauchte die Göttin mit verbundenen Augen, um mit den Ergebnissen von elf Haussuchungen ihren Verdacht nicht begründen zu können.
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Die Behandlung unserer drei Genossen, die sämmtlich Familienväter sind, in der Hochburg des hiesigen Gefängnisses soll eine so infame als nur immer möglich gewesen sein. Der Gerichtsdiener Kolb, ein steinreicher(?) Mann, der die feste Hoffnung hegt, in Folge seiner guten Werke einst in den Himmel einzugehen, herrscht wie ein kleiner Fürst in seinem Ländchen über seine Insassen. Von Kontrole ist gar keine Rede; das Essen ist unter dem Hund, der Gestank in den Zellen noch unter dem Schweinesta ll; Desinfektion kennt man in diesem Hause nicht einmal dem Namen nach. In Punkto Beköstigung ist es tröstlich, daß, selbst wenn das Fett auf der Wassersuppe Arsenik wäre, die Inhaftirten keine Gefahr für ihr Leben liefen. Sonntags gibt es sogar Fleisch, aber fragt mich nur nicht, wie es schmeckt. Nun, die Kraft, die stets das Gute will, hat trotz alledem wieder einmal das Gegentheil geschaffen, nämlich eine Einigkeit aller radikalen Elemente: noch nie sah unsere Stadt eine solche Sympathie für Gefängnißinsassen! R.
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C. Th. Vom Main , Ende Dez. Es ist schon einige Zeit her, seit ich dem„ Sozialdemokrat" zuletzt von hier Mittbeilung über die Lage machte. Geändert hat sich nun während dieser Zeit eigentlich noch nichts. Die Polizei hat in Frankfurt , Darmstadt , Offenbach 2c. Haussuchungen und Verhaftungen vorgenommen und glaubte, ein gefährliches, sozialdemokratisches Nest" entdeckt und ausgenommen zu haben. In Wahrheit hat sie aber nur einigen Verehrern Most'scher Revolutionsmacherei, die durch einen ihrer eignen Revolutionäre " verrathen wurden, die Ehre angethan, sie ernstlich aufzufassen. Das ging so zu: Schon seit einiger Zeit hatten sich einige verbohrte Köpfe aus Darmstadt und Frankfurt in der letzteren Stadt zusammengefunden, um von sich reden zu machen. Sie trieben allerhand höchst zwecklose Allotria, renommirten fortwährend mit Dingen, die man Kindern nicht in die Hand gibt, um uns zu beweisen, daß sie mehr Muth besäßen als wir.( Unser Genosse hatte uns genauere Details angegeben, wir halten es aber aus leicht begreiflichen Gründen für besser, vorläufig nichts darüber zu publiziren. D. Red.) Eben hatten diese Revolutionäre " wieder eine weltbewegende Sigung gehabt und einen erschütternden Beschluß gefaßt, als plötzlich die Polizei erschien, haussuchte und fand, was sie brauchte. Sofort sagte man sich, daß nur Verrath der Polizei die Möglichkeit gegeben, diesen Fang zu machen, und diese Vermuthung hat sich nach verschiedenen Mittheilungen, die ich bekommen, vollständig bestätigt. Ein fürchterlicher„ Sozialrevolutionär," der Sohn eines ehemaligen Gefangenwärters in Frankfurt , der in den Sizungen schon xmal den Kaiser, Bismarck 2c. verspeist hatte, war dafür besorgt gewesen, daß die Polizei ausführliche Nachrichten erhielt. Leider müssen nun auch einige Familienväter diese Spielerei• denn weiter ist das Ganze nichts theuer büßen. Zum Schlusse will ich nur noch darauf hinweisen, daß unter den Verhafteten auch nicht ein einziger unserer Parteigenossen sich befindet, was den Frankfurter Polizeiseelen ganz besonders leid sein dürfte.
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Qefterreich- Angarn.
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Die Reaktion wird immer anmaßender hierzulande. Punkto Preßsachen besitzt Desterreich eine Einrichtung, die das Sozialistengesetz Deutschlands überflüssig macht, und vermöge beren eine wirklich radikale Presse absolut unmöglich ist: das berühmte„ objektive" Verfahren. Wenn nämlich die löbliche f. t. Behörde ein Blatt konfiszirt hat und man braucht nur wie beliebiges Arbeiterblatt in die Hand zu nehmen, um zu sehen, ein ausgiebig man in Desterreich von dem Rechte der Konfistation Gebrauch macht so erkennt das Gericht im objektiven Verfahren, d. h. ohne Anhörung des Redakteurs, ob die Beschlagnahme gerechtfertigt war oder nicht. Bisher hatte die Sache wenigstens damit ein Ende, denn eine Verfolgung durfte dann nicht mehr eintreten. Prozesse gegen zur Veröffentlichung gelangte Artikel gehören aber vor das Schwurgericht. Am 28. Dezember hat indeß das Bezirksgericht in Wien es gibt auch in Wien noch Richter auch diesen geringen Vortheil des objektiven Verfahrens durch ein Erkenntniß illusorisch zu machen gesucht, indem es erkannte, daß der Staatsanwalt noch nach Durch= führung des fogenannten objektiven Verfahrens eine subjektive Verfolgung einleiten dürfe, über welche nicht das Schwurgericht entscheidet, sondern der Einzelrichter, und zwar einfach dadurch, daß nicht wegen des in der Druckschrift enthaltenen Vergehens oder Verbrechens die Anklage erhoben wird, sondern wegen der Uebertretung oder Vernachlässigung pflichtmäßiger Obsorge, und daß nicht der Verfasser, sondern der verantwortliche Redakteur oder eine andere Person verfolgt wird, welcher irgend eine preßgefeßliche Verantwortlichkeit zukommt. Die Folge dieser Auslegung ist, daß der Einzelrichter darüber entscheidet, ob der Inhalt einer Druckschrift ein Verbrechen oder Vergehen begründet eine Entscheidung, welche durch das Gesetz für den Fall der subjektiven Verfolgung ausschließlich dem Schwurgerichte vorbe halten ist und daß überdies der Einzelrichter fast gezwungen ist, zu verurtheilen, da ja im objektiven Verfahren schon erkannt worden ist, daß der konfiszirte Artikel strafbar ist. Damit wäre denn die vielgerühmte österreichische Preßfreiheit glücklich zu Grabe getragen. Die Liberalen schreien natürlich Beter und Mordio darüber, denn sie sind nicht mehr an der Regierung, die Sozialister aber denken: gehüpft wie gesprungen, denn was wir denken, dürfen wir in Desterreich schon lange nicht mehr sagen.
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Auch in Desterreich geht es wie in Deutschland , die Unzufrie denheit wird immer allgemeiner, alle Parteien sind sich bewußt, von der Regierung je nach Bedürfniß ausgenutzt zu werden, ohne doch je zur Herrschaft zu gelangen. Nur der Konkurrenzneid unter einander veranlaßt sie, sich in ihrer Ergebenheit für das„ allgeliebte Herrscherhaus" zu überbieten. Die Kriecherei vor dem beschränkten Habsburger ist wirklich jämmerlich.
Eine etwas selbstständigere Bewegung macht sich unter den deutsch - österreichischen Bauern bemerkbar. Die fortgesetzte Be vorzugung des Schooßhundes, pardon des Schooßtindes der österreichischen Regierung, der polnischen Großgrundbesitzer, in der Grundsteuerfrage ist den Landleuten doch schließlich zu bunt ge worden, sie fingen an, sich zu regen, ein allgemeiner Bauerntag wurde nach Linz einberufen, aber von dem t. t. Statthalter untersagt. Denn die Bauern hätten gar leicht können ungemüthlich werden. Bei dieser Gelegenheit hat das klerikale ,, Vaterland" einmal sein wahres Gesicht gezeigt. Da die Bauern selbstständig vorgehen und, ihrer Situation entsprechend, mehr zur Oppofition neigen, so hatte das sonst von Bauernfreundschaft triefende Jesuitenblatt nur Hohn und Verdächtigungen anläßlich des Ver. botes. Den neuesten Nachrichten zufolge soll die Versammlung, nun doch am 10. Januar stattfinden.
Die Nachrichten, die aus Wiener Parteikreisen zu uns gelangen, lauten nicht sehr erbaulich. Es scheinen da seit einiger Zeit Dinge sich zugetragen zu haben, die auf die jüngst stattgehabten großen Arbeiterversammlungen ein bezeichnendes Licht werfen. Wunderbar erschien es ja ohnehin, daß dieselbe Regierung, die eine Volksversammlung verbot, in der über die Schulpflicht debattirt werden sollte, plößlich diese Versammlungen gestattete. Wir wollen es heute bei diesen Andeutungen bewenden lassen,