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und wenn er früher im sozialistischen Lager gestanden, dann gen bührt ihm die Strafe des Verräthers.
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Eine Mahnung aber sei der infame Beschluß für alle B Diejenigen, die da glauben, noch immer für soziale Reformen eintreten zu sollen. Wie es der Bauernfänger versteht, vor den o Augen seines harmlosen Opfers die richtigen Karten mit gezeichneten zu vertauschen, so verstehen es unsere heutigen Regierer, jebe vorgeschlagene Reform in ihr Gegentheil umzumodeln, ohne baß die große Masse der Beglückten es gewahr wird. Später riechen wohl auch diese den Braten, aber dann ist es in der Regel zu spät.
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Nur eine Antwort darf der klassenbewußte Proletarier gegenüber diesem Attentat auf sein Selbstgefühl haben: Den ente schiedensten, energischsten Protest. Wo immer es ihm möglich ist, seiner Gesinnung Ausdruck zu geben, sei es in Versammlungen, sei es bei Wahlen, da zeige er durch sein Verhalten, daß er mehr als je der Worte des Dichters sich bewußt ist: " Zwei Lager heute zerklüften die Welt,
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Und ein Hüben, ein Drüben nur gilt!"
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Wer den gesetzlichen Weg streicht, muß dafür sorgen, daß er auf dem ungesetzlichen nicht erwischt wird diese Parole hat die deutsche Sozialdemokratie bisher mit Glück be folgt. Die ganze bisherige Demagogenriecherei unserer lieben Polizei hat blos den Zweck gehabt, ruhige und harmlose Leute zu chikaniren und den eigentlichen„ Uebelthätern" ihre untergrabende" Thätigkeit zu erleichtern. Die Blamagen von 1. Polizei und Staatsanwälten mehren sich. Für heute nur I= eine kleine Blüthenlese aus dem reichen Ehrenkranz unserer Gechsetzeswächter. Kari Mildenberg und Heinrich Frey wurden am t, 5. Dezember v. J. in Eberstadt , angeblich wegen Theilnahme It an einer hochverrätherischen Versammlung, verhaftet und erst in Eberstadt internirt, dann in Darmstadt , später in Frankfurt und tamen schließlich nach Berlin , um von einem dortigen Landgerichtsrath weiteren Verhören unterzogen zu werden. Der erste Straf It senat des Reichsgerichts zu Leipzig erkannte auf erhobene Beschwerde der Genannten den Haftbefehl des Untersuchungsrichters für ungerechtfertigt. Beide wurden in Folge dessen aus der Untersuchungshaft entlassen. Unmittelbar nach ihrer Entlassung wurde bei ihnen gehaussucht, aber auch diesmal mußte die Polizei mit langer Nase abziehen.
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Eine noch längere Nase wurde der Kollegin in Altona zu
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Die Flugschriftenverbreitung nimmt ihren lustigen Fortgang. Unter anderem wurden am 7. Februar in Gmünd wo Viehmarkt abgehalten wurde, massenhaft Exemplare des Flugblattes: ein Wort an die landwirthschaftliche Bevölkerung" verbreitet. Nur so fort! Wir müssen dem Volke zeigen, daß wir noch leben, das gibt ihm Courage. Für das Weitere sorgen unfere Gegner.
Unsere Genossen im Reiche scheinen mit der Antisemiten bewegung gründlich aufräumen zu wollen. Wo Judenheter te sich zeigen, wird ihnen von denselben das Handwerk gelegt. Das en geschah neuerdings auch in Nürnberg, wo der Versuch der Herren Erhard und Meyer, für ihr christlich germanisches Programm ie, Propaganda zu machen, an der Haltung der Arbeiter kläglich scheiterte. Man sieht, die Sozialdemokratie versteht es, das Land bon schmutzigen Elementen zu säubern, trotzdem sie geknebelt am Boden liegt. Wenn der Herkules sich erst erhebt, dann wird der ganze Dreck des Augiasst alles Deutschland im Nu weggeschwemmt sein.
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lich an, die ersten Christengemeinden seien nicht auf der Abtretung des Eigenthums bafirt gewesen, sondern die Reichen hätten nur die Pflicht der Beisteuer gehabt, sie hätten nur Almosen geben müssen zur Erhaltung der faullenzenden Armen so bildet diese Abzapfung der Reichen zu Gunsten der gemeinsamen Speiseschüssel den auch dem Unwissendsten sofort in die Augen springenden Gegensatz zum heutigen Sozialismus. Ist aber die andere Annahme richtig, welche eigentlich nach der schroffen Scheidung bei Lukas selbstverständlich ist, daß nämlich die ersten Christengemeinden das Aufgeben jedweden Besitzes forderten, so liegt die Sache ebenso klar.
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Der Sozialismus fordert die Abschaffung des Eigenthums, deutlicher, den Uebergang der Produktionsmittel in den Allgemeinbesitz; das persönliche Eigenthum, die Gegenstände des Privatvergnügens, des Lurus und der Erholung fie will Niemand reklamiren, weil sie nicht zur Unterdrückung der Nebenmenschen dienen! Der Kommunismus der ersten Christengemeinden forderte aber gerade dieses Privateigenthum zum Opfer; der Reiche mußte all' seinen Besitz hergeben zu Gunsten der Gemeindetasse, aus der Alles bestritten wurde, weil Niemand arbeitete, sondern Alles faullenzte und gelegentlich gemeinsam hungerte. Der Kommunismus
des Christenthums war die Gleichheit des Bettelfaces, weil er Alle zu Bettlern machte, der kommunistische Sozialismus aber ist die Gleichheit des allgemeinen Wohlstandes, weil er Jedem die Befriedigung seiner Bedürfnisse garantirt.
Das Christenthum war also, von seiner sozialen Seite betrachtet, ein Traum, der Sozialismus ist eine realisirbare Idee, eine That. Vom Standpunkt der heutigen Wissenschaft aus betrachtet, könnte man das Christenthum, respektive seine Verwirklichung für die Gegenwart, ein leichtsinniges Experiment nennen, ja sogar eine oberflächliche Pfuscharbeit, berglichen mit der tiefernsten Auffassung des Sozialismus! Im ChriftenIr thume drängte ein dunkles, ohnmächtiges Gefühl nach Gestalt und Fassung, eine aufrichtig humanitäre Sehnsucht nach Linderung des Elendes, nach Milderung der sozialen Ungleichheiten, wie sie die besten Männer aller Völker zu allen Zeiten hatten aber erst im Sozialismus beginnt die Entschleierung des Mysteriums, welches Noth und Elend umhüllt. 18 Und wahrlich, die Erkenntniß, die der Sozialismus uns gebracht, sie tödtet nicht, wie das sagenhafte Bild von Saïs, sie bringt nicht Verderben, sondern neues Leben in den alternden Volkskörper. Durch die moderne Wissenschaft ist das Christenthum hinfällig, der Sozialismus eine Nothwendigkeit geworden: wer im Besitz der Wahrheit ist und ", ehrlich sein will, der höre auf ein Christ zu sein und werde Sozialist!
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Ganz ihrer würdig. Die Dresdner Antisemiten wollen um Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Dresden petitioniren. Zum Glück für ihren Matador, Herrn Pinkert, ist die Sache vorläufig aussichtslos, sonst dürfte der saubere Patron, dessen geschwollene Backe noch immer nicht geheilt sein soll, auf noch energischere Liebesbezeugungen der Dresdner Arbeiter mit Sicherheit rechnen können.
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, Gemein und schmutzig der Wanzerich, wie Wanzen pflegen, rächte er sich und schrieb in seinem Schmutzblatt, der Dresdner„ Reform", über die verunglückte Tivoli- Versammlung:
" Schon am Nachmittag um 5 Uhr hatten mehr als 500- Arbeiter in Pieschen und Neudorf und ebensoviele im Plauen'schen Grunde für Rechnung Anderer dem süßen Nichtsthun obgelegen und ein Faß Bier nach dem andern geleert, um immer neue Kräfte" heranzuziehen und dann gegen 7 Uhr in geschlossenen Kolonnen in die Stadt und vor das ,, Tivoli" zu rücken" zc.
Soll's doch einmal versuchen, die Dresdener Arbeiter für seine " Liga" durch Bier 2c. zu kaufen. Das Geld dazu wird er sich doch unschwer verschaffen können.
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Auch gut, oder noch besser. Wir gaben in der vorigen Nummer unsern Berliner Genossen den Rath, sich mit den Herren Körner und Finn in keine Diskussionen mehr einzulassen, da das feige Gesindel doch nur Handlangerdienste der Polizei verrichtet. Aber am selben Tage, da diese Nummer in die Presse ging, fand bereits eine weitere Versammlung des " Sozialen Arbeitervereins" statt, in welcher die sauberen Patrone mit der sogenannten Judenfrage einen Extra- Bauernfang machen wollten, und zu welcher sie sich die antisemitischen Agitatoren Henrici, Förster und Pollakowski verschrieben hatten. Diesem Treiben gegenüber konnten es sich unsere Berliner Freunde doch nicht versagen, den Burschen ganz gehörig auf die Finger zu klopfen, und sanden sie sich daher in solchen Massen zur Versammlung ein, daß den Renegaten und ihren Helfershelfern Angst und Bange wurde. Vergebens versteckten sie sich hinter einer echt jesuitischen Geschäftsordnung der Generals ganze stab sollte zuerst seine Reden halten und dann, so etwa gegen Mitternacht, sollten auch die Gäste" das Recht haben, an der Diskussion theilzunehmen-die Arbeiter hörten sich eine Weile
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den Unfug an und begnügten sich mit fernigen Zwischenrufen, als aber Herr Körner die Ruhe für Einverständniß hielt und immer unverschämter wurde, da riß den Genossen doch die Geduld und es war aus mit der Versammlung. Recht so, solchen Subjekten gegenüber gibt es keine Rücksicht!
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Das alberne Geschwäß, als seien unsere Berliner Genossen auf Bestellung der Fortschrittler und Juden gegen die Antisemiten in's Zeug gegangen, hat in einer am 7. Februar im„ Neuen Gesellschaftshause," der sogenannten Linde, abgehaltenen Versammlung des fortschrittlichen Wahlvereins des vierten Berliner Reichstagswahlkreises" seine beste Widerlegung erfahren. Trotzdem der Eintritt nur gegen Karten gestattet war, hatten sich eine große Anzahl Sozialisten eingefunden, von denen zwei, der Arbeiter Hine( Drechsler) und der Arbeiter Poppe( Tischler) bem Redner des Tages, Herrn Athert Träger, und seiner Partei gehörig die Wahrheit sagten. Eins Bericht der Magdeb. 3tg." entnehmen wir darüber folgende Stelle:
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Hinze: Der Herr Abg. Träger hat hier sehr viel von den Freiheiten erzählt, die die Fortschrittspartei erkämpft hat; ich erinnere Herrn Träger daran, daß die Fortschrittspartei 1867 gegen das von der Regierung vorgelegte Gesetz auf Einführung des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts Bedenken hatte.( Furchtbarer Lärm. Rufe: Sozialdemokrat! Fauler Zauber! Schluß! Schluß! Weitersprechen!) Hinze: Die ganze Bersammlung hier ist ein hinterlistiges Wahlmanöver, um einer Partei, die nicht mehr öffentlich auftreten darf, diesen Wahlkreis zu entreißen.( Furchtbarer Lärm. Pfeifen. Schreien und Beifallklatschen.) Der Vorsitzende machte die Versammlung darauf aufmerksam, daß der beaufsichtigende Polizeibeamte bei fortdauerndem Skandal die Versammlung auflösen wolle.( Rufe Das wollen die Fortschrittler ja blos haben!) Hine: Man hat unsere Versammlungen verboten, unsere Zeitungen und Schriften unterdrückt, unsere besten Kräfte ausgewiesen, dessen ungeachtet aber find die Arbeiter Ber lins noch auf der Wacht und nicht Willens, fich den vierten Berliner Reichtagswahlkreis entreißen zu lassen.( Stürmischer Beifall und Lärm.) Poppe: Im Jahre 1878 hat man es versucht, die Arbeiterpartei mundtodt zu machen, die nächsten Wahlen werden jedoch den Beweis liefern, daß diese Partei noch lebt und daß die Berliner Arbeiter noch selbstständig denken und handeln und nicht Willens sind, irgend einer anderen Partei als Stimm vieh zu dienen.( Beifall und Lärm.) Die Berliner Arbeiter werden in erster Reihe einem Arbeiterkandidaten ihre Stimme geben und erst in zweiter Linie für den fortschrittlichen Kandidaten stimmen. Es ist uns nicht gestattet, selbstständige Versammlungen abzuhalten, deshalb benutzen wir andere Versammlungen, um den Arbeitern zuzurufen: Arbeiter, seid auf der Wacht, laßt Euch nicht mißbrauchen und währt in erster Linie Arbeiterkandidaten.( Stürmischer Beifall und Lärm.)
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Und als am Schluß der Versammlung ein Dr. Wolff er: wähnte, daß vom Kottbuser Thor bis zum Görlitzer Bahnhof noch nichts geschehen sei," da riefen ihm die Sozialdemokraten zu: bort find wir ordentlich auf dem Poften!"
Wahrlich, das sind erhebende Nachrichten, die uns zeigen, daß in den Massen der alte Geist noch lebt, troß allebem und alledem. Ehre ihnen, die allen Verfolgungen und allen Verlockungen zum Trotz festhalten an der Fahne des Proletariats. Hut ab aber besonders vor den Braven, die so muthig ihre Gesinnung dokumentirten; ihr Beispiel mag so Manchen anfeuern, der an viel weniger gefährdeter Stelle noch immer glaubt, sich zurückhalten zu müssen.
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Auch in einer direkten Zuschrift aus Berlin, die aber nicht zur Veröffentlichung bestimmt ist, meldet man uns, daß der Geist in Berlin ein vortrefflicher ist. Nur bedauert man lebhaft, daß es so schwer hält, den Sozialdemokrat" zu erhalten. " Jede Sendung, die eintrifft, ist im Handumdrehen vergriffen, und Der kann von Glück sagen, der zwei oder drei Nummern Da können wir hintereinander erhält", schreibt unser Genosse. leider nicht helfen.
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Nur Dekoration seien die paar Handwerker und Arbeiter im Volkswirthschaftsrath, sagte laut" Volksztg." Herr Eugen Richter am 11. Februar in einer großen Versammlung der Fortschrittspartei zu Berlin. Warum gibt sich aber dann der Parteigenoffe des Herrn Richter, der Eisenformer Kamien, zu dieser Dekoration her? Jeder Arbeiter, der noch eine Spur von Ehrgefühl besitzt, muß sich für zu gut halten, einer Sippe von Kraut, Schlot- und anderen Junkern als Dekoration zu dienen.
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Ganz unsere Ansicht. Herr v. Bötticher, preußischer Staatsminister, erklärte in der Sitzung des permanenten Aus schusses des Volkswirthschaftsrathes, daß die ersten Arbeiten schon ein glänzendes Zeugniß für die Leistungsfähigkeit des Volkswirthschaftsrathes erbracht haben." Und wenn man uns den Kopf abschlägt, wir waren noch nie mit dem Ausspruch eines preußischen Ministers so einverstanden, wie mit diesem: Schon die ersten Arbeiten liefern ein glänzendes Zeugniß.
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Einige unverbefferliche Schwärmer hatten gehofft, am Hochzeitstage des Prinzen Wilhelm werde eine politische Amnestie kommen. Damit diese guten Leutchen nicht länger im Zweifel über den edlen, versöhnlichen Charakter unseres, milden Heldengreises" bleiben, wird jetzt ausdrücklich in Abrede gestellt, daß jemals diese Absicht bestanden habe. Die Zeiten der Amnestie sind für Deutschland vorbei. Jetzt gibt's höchstens noch„ Gnade" für reuige Sünder.*)
- Ein Vorschlag zur Güte. Der milde Preußenkönig hat die gegen den Arbeiter Heinrich Gehrke aus Ernsthoff erkannte Todesstrafe bestätigt. Wenn nun ein mal geköpft wird, so empfiehlt es sich, dies bei einer besonders festlichen Gelegenheit zu thun: wir meinen, so eine Hinrichtung müßte z. B. den Reiz der großartigen Feierlichkeiten am 26. Februar noch ganz besonders erhöhen. In der„ guten alten Zeit", zu der wir jetzt mit Gewalt zurück sollen, hat man sich derlei Scherze ja auch gestattet, also nur nicht spröde!
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Kinder und Narren sprechen die Wahrheit. Der Abgeordnete v. Ludwig hat am 6. Febr. eine Rede gehalten, die mit dem Passus schloß:
,, Jetzt haben wir eine weit größere Macht zu fürchten: die Macht des beweglichen Kapitals. Sie scheut vor keinem Mittel zurück und ist das ehemalige Raubritterthum gegen sie ein edles Metier. Diese moderne Logik hat ihre Helfershelfer auch im Parlamente. Wenigstens eine moralische Lynchjustiz müßte geübt werden an dem, der sich strafbar zeigt; man muß ihn als Luft behandeln und ignoriren, dann wird er selber verduften."
Darob großer Spektakel, Wortentziehung, Duellforderung zur Wiederherstellung der sogenannten Ehre und schließlich solennes Festessen ohne Ehre aber mit Champagner.
Neunkirchen scheint binnem Kurzem die übrigen deutschen Städte, Berlin nicht ausgenommen, verdunkeln zu wollen, wenigstens was Dummheit und Charakterlosigkeit anbelangt. Die fürchterliche Absicht des Schlotjunkers Stumm, nicht mehr als Reichstagskandidat in Neunkirchen auftreten zu wollen, hat den ,, besitzenden Streisen des bürgerlichen Erwerbslebens" dieses modernen Lalenburg solches Entsetzen eingejagt, daß sie ihn jetzt kniefällig bitten, sie doch nicht dem Verderben preiszugeben. In einer Petition an den Fabriksultan sagen diese Eunuchen unter Anderem:
,, Keiner hat wie Sie die durchgreifende Energie gegenüber wissen
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schaftlichen Frthümern(!) und reichsfeindlicher Agitation. Als Vertrauenseiner Regierung, die durch unseres Allergnädigsten Kaisers weise Führung und unseres großen Kanzlers eiserne Hand den rechten Weg zu Frieden(!), Wohlfahrt(!!) und Gesittung(!!!) wandelt, waren Sie, Herr Geheimrath, uns eine feste Bürgschaft, daß unser gesegneter Strich Landes im Rathe der Großen dieser Welt() die bestmhallhi Vertretung fand. Daß dies nunmehr durch den Entschluß Ew. Hochwohlgeboren nicht in dem bisherigen Maße stattfinden soll, beklagen rotr als ein weit über unser lokales Interesse hinausgehendes Unglück(!) und bitten Sie deshalb, diesen Ihren Entschluß zurückzunehmen und sich auch ferner wieder als Reichstagskandidat, als Mann unseres Vertrauens für unsern Wahlfreis aufstellen lassen zu wollen, welchen Ew. Hochwohlgeboren seit Bestehen des deutschen Reiches unter Mühen und Aufopferung zu unser Aller Genugthuung und höchsten Zufriedenheit vertreten haben. In dieser Hoffnung verharren al die lew
Hochachtungsvoll und ergebenst
Die unterzeichneten Bürger Neunkirchens." Daß die Bourgeoisie, und namentlich die deutsche, sich nicht durch Mannesstolz auszeichnet, wußte man längst; sie ist schon mit einem frummen Rüden auf die Welt gekommen. Aber je älter sie wird, desto mehr krümmt sich der Rücken, und jetzt ist er schon so krummt, daß die Bourgeoisie auf allen Vieren vor den Machthabern friecht, stets bereit, den Speichel zu leden, sobald einer der Großen dieser Welt" vor ihr ausspuckt. Wahrlich
Es fehlt den Deutschen zum Hunde nur Ein richtiger Schwanz zum Wedeln!"
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Volksparteiiche Logit." Interessant war uns," schreibt der„ Stuttg. Beob." am 9. Febr. über eine volksparteiliche Versammlung, die von Herrn Dr. Huber erwähnte parlamentarisch- historische Notiz, daß bei der vor zwei Jahren eingebrachten Interpellation Hertling- Stumm über das Haftpflichtgesetz der Abgeordnete Bebel ausgeführt habe, eine Besserung werde erst eintreten, wenn eine Reichszwangsversicherung eingeführt werde, so daß also nicht der Kommerzienrath Baare, sondern der Sozialdemokrat Bebel der Vater des Gesetzes sei".
Wunderbar! Wenn also eine an und für sich gesunde For derung von einem polnischen Quadsalber aufgegriffen, und bis zur Karrikatur entstellt, zur Düpirung des Volkes benutzt wird, so ist nicht der Lettere für den Betrug verantwortlich, sondern Derjenige, welcher die Forderung früher einmal gestellt. Das ist eine herrliche Logit. Danach wären alle, die einst für ein einiges Deutschland eingetreten, die Väter der deutschen Militärs bespotie, nicht aber der Mann von Varzin und seine Spießgesellen.
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In Bourgeoisblättern wird die scharfsinnige Vermuthung ausgesprochen, Fritsche und Viered seien nach Amerika gefahren, um die Auswanderung der deutschen Sozialdemokratie zu organisiren. Das wäre allerdings ein gefundenes Fressen für die Herren Reaktionäre. Die deutsche Sozialdemokratie, mit der sie nicht fertig werden können, deportirt sich selbst. Wie entgegenkommend! Schade nur, daß hier das Sprichwort gilt: zu hübsch, um wobr zu sein. Viereck und Fritsche denken nicht einmal daran, ihre eigenen Personen zu deportiren, ge schweige denn die gailze deutsche Sozialdemokratie, die„ in Deutschland ihr Amerika" hat und auch über kurz oder lang and finden wird trotz allebem und allebem!
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Vom Schlachtfelde der Arbeit. Auf dem Ritters gute zu Augufteburg bei Nossen( Sachsen) verlor am 2. Febr. ein Knecht" dadurch sein Leben, daß ihm an einer zu tief unterhöhlten Kartoffelfeime ein Stück gefrorene Erde auf den
*) Neueren Nachrichten zufolge soll man sich in der That entschlossen haben, eine solche Gnadenkomödie zu inszeniren.