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Die Bismarckischen Polizeisozialisten haben, wie uns von Berlin mitgetheilt wird, in der am 20. Mai stattgehabten Volksver= sammlung doch eine ganz gehörige Lektion erhalten, wenigstens der Hauptskandaleur Schröder. Des Weitern wird uns berichtet, daß die Ber liner Genoffen noch immer tapfer auf dem Posten sind und trotz der unerhörtesten Spitzelei, nach wie vor, wenn es darauf ankommt, ihre Zusammenkünfte abhalten. Was die Polizei ermittelt, erfährt sie leider! durch die Schwaßhaftigkeit einzelner Genossen.
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Am 12. Mai wurde in Hannover Genosse Sturm, der in der am 16. März stattgehabten Stöcker- Versammlung einem die Massen, die wilde Rotte", die„ rüden Gesellen", den„ Mob“ und„ Pöbel" also zu lesen im Hannöv. Kourier" des Herrn von Bennigsen zurückdrängenden Wachtmeister einen Schlag ins Gesicht versetzt haben sollte, zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Wachtmeister selbst hatte Sturm nicht rekognoszirt, aber einige christlich- konservative Herren glaubten in Sturm den gefährlichen Attentäter wiederzuerkennen, Grund genug, einen Mann mit einem so verdächtigen Namen zu verdonnern. Sturm aber stürmte durchaus nicht ins Gefängniß, sondern legte Berufung ein, da sein Anwalt in der Gerichtsverhandlung wegen Militär- Uebungen nicht hatte erscheinen können.
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Preußisches aus Sachsen . Nach mehr als fünfmonatlicher Untersuchungshaft sind unsere Genossen Schlüter und Zumbusch in Dresden am 25. Mai wegen Verbreitung des Gedichtes„ der Ausgewiesene" auf Grund von§ 131 des Reichsstrafgesetzbuches zu 8, bezw. 6 Monaten Gefängniß verurtheilt worden. Für die fünfmonatliche Untersuchungshaft wurde ihnen wie gnädig! ein Monat, sage ein ganzer Monat in Anrechnung gebracht, während Genosse Fromm, der freigesprochen wurde, froh sein darf, daß er für die fünf Monate Staatsquartier nicht noch extra Miethe zu zahlen hat.
Der Geist der Kanaille, die sich Richter nennt, wird am besten durch die Begründung des famosen Urtheils gekennzeichnet. Es heißt da,„ daß die Behauptung, es sei den Ausweisungen kein Richterspruch zu Grunde gelegt, den Glauben habe erwecken sollen, es sei ein Richterspruch zu einer Ausweisung auf Grund des§ 28 des Gesetzes vom 21. Oktober erforderlich, und von den Behörden versäumt worden, was eine wissentlich entstellte Thatsache sei.
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Der§ 131 lautet aber wörtlich:
Wer erdichtete oder entstellte Thatsachen, wissend, daß sie erdichtet oder entstellt sind, öffentlich behauptet oder verbreitet, um dadurch Staatseinrichtungen oder Anordnungen der Obrigkeit verächtlich zu machen, wird mit Gefängniß bis zu zwei Jahren bestraft."
Nun merke man auf: Schlüter behauptet in einem Gedicht, den Ausweisungen sei kein Richterspruch zu Grunde gelegt. Ist das unwahr? Nein. Ist das entstellt? Auch nicht. Die richterliche Unterschiebung ift geradezu kindisch, sie hätte nur dann einen Sinn, wenn gesagt worden wäre, die Ausweisungen seien ungesetzlich. Von einer Unterlassung 2c. ist im Gedicht gar keine Rede, sondern nur von der feststehenden Thatsache, daß den Ausweisungen kein Richterspruch zu Grunde gelegt sei. Die Thatsache aber, o weiser und gerechter Richter! ist allerdings geeignet, Anordnungen der Obrigkeit verächtlich zu machen. Diese Frage beantworten wir, und mit uns alle rechtlich denkenden Menschen mit einem kräftigen Ja, ja und noch einmal ja!
Verachtung und Haß der„ Obrigkeit", die so infame Maßregeln ergreift, Verachtung und Haß den Richtern, die ihr dabei Handlangerdienste leisten, die ihre privilegirte Stellung dazu auszunutzen, ihrer politischen Gegner sich zu entledigen. Verachtung, Haß und Rache!
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Gut geantwortet! Die gemeinnützige Gesellschaft in Zürich hat einen Preis ausgeschrieben auf die Beantwortung der Frage, ob der Staat die Pflicht habe, sich der Arbeitslosen anzunehmen. ,, Könnte man nicht," antwortet darauf die Züricher Post", ebenso gut fragen, ,, ob der Staat die Pflicht habe, eines seiner Glieder verhungern zu laffen oder nicht?"
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Eine harte Nuß für die Herren von Wasch' mir den Pelz aber mach ihn mir nicht naß!"
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Graf Arnim ist gestorben. Der Mann war ebenso reaktionär als sein Gegner Bismarck , wir haben also keinen Grund, ihm nachzuweinen. Er hat es an sich erfahren müssen, daß es noch einen Staatsgerichtshof in Berlin gibt für Bismarck : zu fünf Jahren haben ihn die Edlen verurtheilt, weil er es gewagt hatte, Bismarck nicht blindlings zu gehorchen. Arnim war politischer Flüchtling, Noth hat er indeß natürlich nie gelitten. Seine politischen Freunde haben für das Sozialistengesetz gestimmt, er hätte es sicher auch gethan, also kann unser Mitleid für ihn nur ein sehr relatives sein.
Auch in Verviers ( Belgien ) hat eine große Protestversammlung gegen die Erhängung Hessia Helfmann's stattgefunden. Eine Adresse gegen die russische Regierung und für die Befreiung des russischen Bolles wurde einstimmig angenommen. Bravo!
Achtung! Der„ Voix de l'ouvrier" wird aus Paris mitgetheilt, daß ein Herr Arthur Erchenbrecher, der sich Professor nennt, früher in Paris , Rue de la Sorbonne 12, logirte und jetzt in Dresden , Neugasse 36, wohnt, ein russischer Spion sei, auf dessen Veranlassung die pariser Polizei die Papiere mehrerer russischer Revolutionäre mit Beschlag belegte.
In Frankreich finden augenblicklich die verschiedenen Regioaltongresse der sozialistischen Arbeiterpartei statt, von denen der Pariser das Hauptinteresse in Anspruch nimmt. Leider nehmen auch diesmal wieder die an und für sich sehr interessanten theoretischen Diskussionen ungebührlich lange Zeit in Anspruch, so daß die praktischen Fragen der Organisation, Agitation und des Kampfes ganz bedeutend in den Hintergrund gedrängt werden. Doch ist die erfreuliche Thatsache zu konstatiren, daß dieser Uebelstand allgemein von den Delegirten selbst empfunden und als solcher anerkannt wird, so daß man in Zukunft die Tagesordnung praktischer festsetzen wird.
Der Kongreß ist von 67 Vereinen beschickt worden, zum größten Theil Fachvereine( chambres syndicales), theils auch soziale Studien- und ähn liche Zirkel. Wie viel Mitglieder hinter den Delegirten stehen, ist aus den bisherigen Veröffentlichungen nicht zu ersehen. Die anarchistischen Delegirten, welche anonym bleiben wollten, verließen den Kongreß, nachdem die Nennung ihres Namens der Mandatsprüfungskommission gegenüber zur Bedingung ihrer Zulassung gemacht worden war, und hielten 21 Mann nach dem„ Révolté" vertreten sie 4 Vereine und die Redaktion der, Revolution soziale" einen eigenen Kongreß ab.
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Ueber den Geist, welcher auf dem Kongreffe der sozialistischen Arbeiterpartei herrscht, schreibt B. Malon im„ Citoyen de Paris" unter Anderem:
„ Auf dem Kongreß in Havre wurde irrthümlich eine ausschließlich utopistische Tagesordnung angenommen, aber die Pariser Delegirten haben begriffen, daß, wenn die sich nur auf diesem Gebiet bewegen, die Distuffionen unfruchtbar sein und nur neue Meinungsverschiedenheiten zur Folge haben würden.... Sie haben begriffen, daß die soziale Umwandlung die nothwendige Folge einer Reihe von tiefgreifenden wirthschaftlichen Reformen sein wird, die der herrschenden Klasse auf revolutionärem oder gesetzlichem Wege, und eine organisch aus der anderen hervorgehend, abgerungen werden."
Demonstration am Grabe der Kommune kämpfer. Am 29. Mai unterbrachen die Delegirten des Pariser Arbeiter- Kongresses ihre Sitzungen und begaben sich, begleitet von gegen 500 Personen, auf
den Kirchhof Bere- Lachanje, Jahrestage ber Pariser Proletariats der Gefallenen am Grabe zu gedenken.
An den Gräbern hatte sich bereits eine große Anzahl Besucher angesammelt, so daß an der Demonstration gegen 2000 Personen theilnahmen. Ansprachen wurden gehalten von den Bürgern Fréjac, Sekretär der Federativ- Union, Bestetti, Labusquière, Corsin, dem Barri kadenkämpfer Gaillard( Namens der früheren Geächteten), einem Russen und einem Anarchisten. Letzterer drückte sich dahin aus, daß wenn auch in den Debatten des Kongresses zwischen Anarchisten und Kollektivisten Meinungsverschiedenheiten beständen, es dennoch ein vereinigendes Band für fie gäbe, die Achtung der für die gemeinsame Sache gefallenen Kämpfer und der Haß gegen ihre Scharfrichter.
- Die Redakteure vom„ Citoyen" und„ Ni Dieu ni maitre" sowie sämmtliche Redner des Pariser Meetings vom 22. Mai sind dem russischen Botschafter zu Liebe wegen Schmähung Alexander III. in Anflagezustand versetzt. Da gibt es wieder für die edlen bonapartistischen und opportunistischen Richter Orden zu verdienen!
Unsere Genossen aber lassen sich durch die enormen Strafen, die man über sie verhängt, nicht entmuthigen.
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Tief gesunken. Der ehemalige radikale Sozialist und Abgeordnete für Belleville , Herr Gambetta , ist nun glücklich so weit heruntergekommen, daß ihn sogar die„ Norddeutsche Allergemeinfte" lobte. Freilich ist es auch ein Fressen für Bismarcks Mameluken gewesen, aus dem Munde eines angeblichen Republikaners die Worte zu vernehmen: ,, Glauben Sie denen nicht, welche sagen werden, daß eine große, für ihre Ehre leidenschaftlich eingenommene Armee eine Gefahr für den Frieden sei."
Da sollten wir doch gleich noch ein Dußend neue Regimenter bewilligen.
Italien hat endlich wieder ein Ministerium und, wie man behauptet, sogar ein sehr freisinniges". Die Verfolgungen der Sozialisten, die Konfiskationen sozialistischer Zeitungen, die Verbote von Versammlungen dauern fort. Das Volk schmachtet nach wie vor im tiefsten Elend, und wenn es hie und seine Stimme erhebt, fartätscht man es nach wie vor nieder und nach wie vor ernennt ein Fünftel aller erwachsenen Männer diejenigen, die sich Italiens Volksvertreter nennen. Glückliches Italien !.
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- Die Dinge in Irland nähern sich mehr und mehr einer Katastrophe. Der Vizekönig verlangt immer schärfere Gesetze und fordert jetzt, daß man die irische Landliga gänzlich unterdrückt. Die Gefängnisse sind aber bereits überfüllt, und der Widerstand der Landbevölkerung nimmt täglich zu, so daß weitere Zwangsgesetze nur den einen Zweck haben können, die Bevölkerung mehr nach links zu drängen, womit wir wohl einverstanden sein können.
Unterdeß tritt auch die englische Landliga energisch auf den Kampfplatz, was auf die Irländer sicher nicht entmuthigend einwirkt. Und schließlich steht's mit Gladstone's Landreform noch immer sehr wacklig, die Grundbesitzer beider Parteien im Oberhause wollen gar nicht heran. Jetzt, stolzes England freue dich, jetzt kann's dir an den Kragen gehen. Die Bourgeoisgeschwornen scheinen so etwas zu wittern, denn sonst hätten sie doch wohl Most nicht verurtheilt.
Ueber die Protestversammlung unserer Londoner Genossen finden unsere Leser einen Bericht unter dem Korrespondenztheil unseres Blattes. Ein weiterer Bericht ist uns von einem Bürger, Namens Barber zugegangen, da derselbe aber, was das Thatsächliche anbetrifft, die Mittheilungen unseres Londoner Freundes nur bestätigt, so sehen wir uns nicht veranlaßt, ihn noch extra abzudrucken.*) Thatsache bleibt, daß der Zweck der Versammlung vereitelt wurde ob 65 gegen 61 Stimmen eine„ erdrückende" Majorität ist, darüber wird wohl weniger Einstimmigteit herrschen.
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Wir haben nur ein Gefühl über den Verlauf der Versammlung: Scham. Und das würde auch nicht verändert werden, wenn etwa unsere engeren Genossen in London die„ erdrückende" Majorität von 65 gegen 61 Stimmen für sich gehabt hätten.
das, was wir bereits anläßlich der ersten Nachrichten über die Judenrevolten voraussagten, daß das Volk nämlich nicht bei den Juden Halt machen werde. Schon ist, wie dem„ Standard" aus Wien gemeldet wird, der Landsiz des russischen Generals Fürst Lubomirsky in Kassowaz( Kleinrußland) von Landleuten gestürmt und das Gebäude vollständig zerstört worden. Allgemein befürchtet man, heißt es weiter, daß die Judenverfolgung früher oder später in einen Krieg gegen die Landeigenthümer ausarten werde.
Aehnliche Nachrichten empfangen die Wiener Zeitungen aus Rußland -brieflich, denn die russische Regierung läßt Telegramme über die Bauernrevolten nicht mehr befördern.
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Das wird ihr aber wenig nützen. Ist die Flamme einmal entfacht, dann frißt sie auch weiter um sich ohne Zeitungen, ohne Flugblätter. Beides hatten auch die französischen Bauern nicht, als sie sich erhoben unter dem Schlachtrufe:
Friede den Hütten, Krieg den Palästen!
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Aus Amerika wird ein glänzender Sieg der NewYorter Bädergehülfen über ihre Prinzipale gemeldet. Dem mannhaften Zusammenstehen von mehr als 5000 Bäckergehülfen ist es gelungen, der schmachvollen Ausbeutung, die gerade in diesem Gewerbe sich von jeher eingenistet hat, ein Ende zu machen. Die Forderungen der Arbeiter lauteten:
,, 1. Die tägliche Arbeitszeit darf nicht mehr als zwölf Stunden betragen.
2. Die Arbeitswoche darf nicht mehr als sechs Arbeitstage betragen, und
3. Kein Arbeiter im Bäckergewerke darf bei dem Arbeitgeber wohnen, noch sich beköstigen lassen, selbst nicht gegen Bezahlung dafür." Und unter den Bestimmungen zur Durchführung dieser Forderungen heißt es:
§ 1. Reinem Bäckergehülfen ist es gestattet, Ueberzeit zu arbeiten, auch nicht gegen Extrabezahlung."
Da sieht man wieder die Tyrannei der Sozialdemokraten, heulte die gesammte Kapitalistensippschaft, wie sie die persönliche Freiheit vernichtet. Nicht einmal gegen Bezahlung soll der Gehülfe beim Meister wohnen dürfen, nicht einmal gegen Extrabezahlung so lange arbeiten dürfen als er will. Ist das erhört?
Die Arbeiter aber haben sich durch das Geschwätz nicht beirren lassen, sie wußten, daß wenn man nicht einen energischen Riegel vorschiebt, die Herren immer wieder Mittel ausfindig machen, die alte Tyrannei, die maßloseste Ausbeutung einzuschmuggeln, und darum haben sie durch Punkt 3 ihrer Forderungen den Herren die Sache so viel als möglich erschwert.
,, Wohl kaum," schreibt unser Bruderorgan, die„ New- Yorker Volkszeitung", ist in der Geschichte der Arbeiterbewegung ein Arbeiterausſtand zu verzeichnen gewesen, der mit mehr Geschic, mit systematischerer Leitung und mit größerer Begeisterung unternommen wurde, als der von den Bäckergehülfen veranstaltete. Seit Monaten wurde derselbe in offenster Weise vorbereitet und mit gespannter Aufmerksamkeit verfolgten die gesammten Arbeiter New- York's und des ganzen Landes die Rüstungen zu diesem Kampfe."
Und im weiteren Verlauf schildert unser Bruderorgan, wie am 2. Mai, präcise 6 Uhr Morgens, die Bäcker von New- York , Newark , Brooklyn , Jersey City und den umliegenden Orten die Arbeit niederlegten und sich nach den Hauptquartieren ihrer resp. Sektionen begaben. Von dort bewegten sich die daselbst formirten Züge unter den Klängen der Musik nach Frving Hall. Kaum waren die ersten Sektionen daselbst angelangt, so stand zu befürchten, daß die Säle von Irving Hall die Menschenmassen nicht zu fassen vermöchten. Doch zum Glück verspäteten sich einige der Brooklyner Sektionen und dadurch wurde es möglich, daß mit der Ausstellung des Zuges gewartet werden konnte, was andernfalls sofort hätte geschehen müssen, um Platz in den Sälen zu schaffen.
Nach mehreren Ansprachen formirte sich unter den Klängen der Marseillaise der Zug, an welchem etwa 6-7000 Menschen theilgenommen haben.
,, Nahezu in allen Straßen, hauptsächlich aber in solchen, wo Fabriken sich befinden, wurde der Zug mit begeistertem Jubel begrüßt. Hauptsächlich als derselbe die Bowery passirte, waren die Fenster der
65 gegen 61, also zusammen 126 Stimmen! Und das in der Fünf- Bigarren- und anderen Fabriken von Arbeitern und Arbeiterinnen besetzt,
millionenstadt!!
Denkt a bissel nach!
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- Oesterreich ist von jeher das Eldorado der Polizeiseelen gewesen, und obwohl ihm Preußen- Deutschland auch auf diesem Gebiete mit affenartiger Geschwindigkeit nachgestürzt ist, hält Oesterreich noch immer die Konkurrenz mit ihm aus, Haussuchungen, Verhaftungen u. s. w. sind für unsere österreichischen Genossen ebenso alltägliche Dinge, wie für unsere deutschen Genossen. Wir können daher auch hier nur von Extraschurkereien besondere Notiz nehmen. Aus Steyr schreibt man uns, daß Genosse Schnabelt vor Kurzem verhaftet und wie ein gemeiner Verbrecher nach Salzburg gebracht wurde. Außer einigen sozialistischen Schriften, heißt es weiter, die sein Privateigenthum waren, wurde Nichts bei ihm gefunden." Natürlich ist dies aber für die österreichischen Rechts- Drehknechte Anhalt genug, ein fesches Hoch verrathsprozeßchen herauszupressen. Im Staate der Trinkgelder will das Tröpferl nicht hinter den Tröpfen zurückbleiben. Die Flintenmacherei blüht hier, die Schießproben„ ins Blaue hinein" gehören dazu, warum soll's ein ,, anständiger" Staatsanwalt nicht auch mal ins Blaue probiren?
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In Budapest ist in einer Versammlung oppositioneller Wähler des dritten Budapester Wahlkreises der Sozialist Ezillag mit großer Majorität als Kandidat für den ungarischen Reichstag aufgestellt worden. Wie die Arbeiter- Wochen- Chronik" berichtet, sind die Aussichten für unsern Genossen nicht ungünstige.
Zeit wärs, daß auch die Sache der Arbeiter im ungarischen Parlamente einen Vertheidiger erhielte und Herrn Thißa auf seine dumm. dreiste Aeußerung:„ Es gibt keine soziale Frage in Ungarn " aus kompetentem Munde eine gebührende Antwort ertheilt würde.
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Es gibt keine soziale Frage in Ungarn ." Und dabei graffirt gegenwärtig der Flecktyphus, diese schrecklichste Form des Typhus, die fast ausschließlich eine Folge mangelhafter Ernährung ist, in Budapest . Fast täglich werden, wie die Arbeiter- Wochenchronik" mittheilt, aus den Ziegeleien auf den Ratos 6-10 am Flecktyphus Erkrankte in das Barackenspital gebracht, während im Rochusspitale bereits 280 meist an der gleichen Krankheit leidende Patienten sich befinden! Aber freilich, wer wie Herr von Tißa, schließt unser Bruderorgan,„ in Palästen oder palaſtähnlichen Häusern wohnt und nur die glänzende Außenseite der Hauptstadt kennt, der weiß allerdings nichts von dem herrschenden Elende und ruft dann:„ Es gibt keine soziale Frage in Ungarn !"
Mit dem scichtwissen möchten wir uns doch nicht einverstanden erklären, die Herren wissen gewöhnlich besser wie andere Leute, wo das Uebel sitzt, allein sie wollen nicht zugestehen, daß sie es wissen.
- Preußisches aus Bulgarien . Der Battenberger hat auf allerhöchsten Befehl seinen„ jeliebten Unterthanen" gezeigt, was ein preußischer Jardelieutenant besagt. Belagerungszustand in Rustschuck, Widdin, Tirnowa und Sofia , siebenjährige Dittatur, Bulgaren , was wollt Ihr noch mehr!
*) Kurz vor Redaktionsschluß geht uns noch ein dritter, sehr ausführlicher Bericht eines unparteiischen" Zuhörers zu, den wir gleichfalls nicht aufnehmen können.
welche die vorüberziehenden Bäcker mit Jubelrufen und Schwenken der Taschentücher begrüßten. Als der Zug die Office der ,, N. Y. Volkszeitung" passirte, begann eine jede der im Zuge sich befindlichen Musikkapellen die Marseillaise zu spielen und die Bäcker gaben ihrer Begeisterung für die„ N. Y. Volkszeitung" durch Hüteschwenken und begeisterte Hurrahrufe Ausdruck.
Als der Zug nach Irving Hall zurückkehrte, lagen schon zahlreiche Zuschriften von Bäckermeistern vor, welche die Bedingungen der Arbeiter akzeptirten und wünschten, daß ihre Arbeiter zurückkehrten. Um 3 Uhr langten bereits Gesuche von den koalirten Meistern ein, die sich erst gebrüstet hatten, die andern Meister mit„ Scabs"( Bezeichnung für Nichtstreiker) zu unterstützen, und als schließlich die Nachricht eintraf, daß sich die Prinzipale, die in Bethoven Hall versammelt waren, geprügelt hatten, da kannte der Jubel und die Begeisterung keine Grenzen,
die Schlacht war gewonnen!"
Von Nah und Fern, von Baltimore , Philadelphia , New- Orleans , Chicago u. s. w., ja sogar von San Franzisko liefen Beglückwünschungsund Ermuthigungstelegramme ein. Es war in Wahrheit ein glänzender Triumpf der Solidarität der Arbeiter.
Noch von anderen Streiks und Ausständen berichten uns die ameri kanischen Zeitungen, leider nicht immer mit glücklichem Ausgange für die Arbeiter. Den Streit der Bäcker aber glauben wir besonders herheben zu müssen, denn er betrifft eine Branche, deren Angehörige auf dem Kontinente die Macht der Organisation noch immer nicht begreifen wollen.
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39 beim Negeraufstand auf St. Croix im Jahre 1878 betheiligte ,, Aufrührer"( darunter 5 Frauen) sind jüngst in letzter Instanz vom Kopenhagener Höchftengericht zum Tode verurtheilt worden. Nun wird den armen Schwarzen wohl klar werden, daß sie sich gegen die humanen und christlichen Europäer bitter versündigt haben. O, Ihr Pharisäer!
Sozialistische Presse. Von Wien und von Brünn meldet man uns die Gründung neuer Arbeiterblätter. In Marseille erscheint vom 1. Juni ab: ,, L'action sociale"; in Livorno sind die ersten Nummern von ,, Sempre avanti"( Jmmer vorwärts), in Imola die des ,, Avanti, in Cesena die des ,, Catilina " erschienen, sämmtlich drei letztgenannten Zeitungen sind sofort mit Beschlag belegt worden.
Harald Brir, der langjährige Vorkämpfer der dänischen Sozialdemokratie, der zehn Jahre hindurch fast ununterbrochen in dänischen Gefängnissen für seine Ideen büßen mußte, ist am 27. Mai den Folgen der brutalen Behandlung, der er in dem dänischen Zuchthause ausgesetzt war, erlegen.
Wie unsere Leser sich erinnern werden, war Brix in der letzten Zeit mit einem großen Theil der Kopenhagener Sozialisten zerfallen. Wir haben es vermieden, einseitig ein Urtheil zu fällen, inwieweit Brig Recht oder Unrecht hatte, der Mann trug den Todeskeim schon in sich, als er Ende vorigen Jahres den Kerker verließ; und wie alle Schwind