das nicht eine Schmach und Schande? Genossen, merkt Euch die Na­men dieser Soldatenschinder, hoffentlich werden sie der gerechten Strafe nicht entgehen!

Wir haben dem wirklich nichts anzufügen.

Was man in Deutschland alles verbietet. Von Zeit zu Zeit scheint es uns zweckmäßig, aus den längst in die Tausende gehenden Verboten auf Grund des Gesetzes gegen die gemein­gefährlichen Bestrebungen 2c." einige besonders schöne Blüthen auszulesen und festzunageln.

Als eine solche Blüthe erscheint uns nun das Verbot des in unserer Mannheimer Korrespondenz erwähnten Flugblattes der Mannheimer Stadtverordneten der Arbeiterpartei. Es stützt sich, wie man sieht, auf die Stellen, wo über die Ausgaben für Theater und Schulen und über die Erhebung der indirekten Steuern gesprochen wird. Man höre nun dieses revolutionäre" Flugblatt selbst.

Die Aufwiegler theilen mit, daß sie für den vertragsmäßigen, aber gegen einen Extra zuschuß für das Theater gestimmt hättten, und sagen: Wir unterstützen das Theater soweit es erforderlich, daß es ein gutes Theater ist und bleibt( gute Theater halten wir für Bildungsanstalten) und scheuen in dieser Richtung vor Opfern nicht zurück, obwohl das Bewußtsein uns inne wohnt, daß das Theater, namentlich in jetziger Zeit, dem armen Manne wenig zugänglich, sondern mehr ein Vergnügungs- Institut der reichen Leute ist."

Die Umstürzler weisen auf ihren Antrag zur Beseitigung des Oktroi hin und fahren fort: Wir glaubten auf Zustimmung unseres Antrages rechnen zu dürfen, da sich die Mehrzahl der Stadtverordneten bei anderen Gelegenheiten gegen indirekte Steuern aussprachen, allein unser Antrag wurde abgelehnt, und erhält dadurch das Wort Schein­demokraten wohl seine Berechtigung."

In Bezug auf die Schule verkünden diese Alles verungenirer: " Bei der Position Schulen stimmten wir selbstverständlich für die Vorlagen, die die Volksschulen verbesserten und genehmigten auch die Anforderungen für die höheren Schulen, obwohl die höheren Schulen gegen die Volksschule im Verhältniß der Schülerzahl zu hoch dotirt sind. Es freut uns, konstatiren zu können, daß die von uns schon vor Jahren angeregte Schulhausfrage in den Schwetzinger Gärten in unserem Sinne ihre Erledigung gefunden hat. In Bezug auf die Volksschule ist auch hervorzuheben, daß man jetzt von gewisser Seite die erweiterte Volks­schule im Allgemeinen abzuschaffen und in eine erweiterte und eine so­genannte Armenschule umzuändern sucht. Diese Bestrebung geben wir der Beurtheilung der Wähler anheim."

Das sind die Stellen, deren Veröffentlichung die öffentliche Ruhe und Ordnung untergraben, deren Verbreitung die heutige Gesellschaft in ihren Grundsäulen erschüttern macht. Sind doch verdammt wackelig, dieſe Grundsäulen.

Recht und Gesetz in Deutschland . Erst jetzt kommt uns eine Notiz aus dem amtlichen Staatsanzeiger für Württemberg " vom 29. Mai zu Gesicht, die ein klassisches Beispiel dafür abgibt, wie die deutschen Behörden bereits jedes Verständniß für Recht und Gesetz verloren haben. Es handelt sich um eine Darstellung der Verhaftung von acht Sozialisten in Heilbronn , die man fünf Wochen inunter­suchungshaft hielt, weil sie im Verdacht standen, ein noch nicht verbotenes Flugblatt ,, Aufgepaßt" verbreitet zu haben. Unter diesen Umständen", heißt es mit einer beispiellosen Naivetät, konnte ein Erfolg von der Untersuchung in dieser Richtung ( auf Grund des Sozialistengesetzes. Red. d. Soz.- Dem.) nicht erwartet werden, es mußte vielmehr auf die Vorschriften des Strafgesetzbuches § 130( Aufreizung zum Klassenhaß) zurückgegriffen werden, da aber auch nach der Fassung dieser Gesetzesbestimmung die Verurtheilung der Angeschuldigten nicht vorauszusehen war, so mußten dieselben unzureichenden Beweises wegen außer Verfolgung gesetzt wer­den. Es ist zu wünschen, daß sich dieselben die gegen sie ergriffenen Maßregeln zur Warnung dienen lassen."

Ist so etwas er hört? Acht Familienväter werden fünf Wochen lang hinter Schloß und Riegel gehalten, ohne daß man ihnen etwas Strafbares nachweisen kann, und diese Gewaltthat sollen sie sich noch zur Warnung dienen lassen! Wogegen? Schriften zu verbreiten, die an den Verhältnissen in Deutschland eine nicht strafbare Kritik üben? Den Teufel auch! Das geht ja noch über Rußland .

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- Schwabenstreiche. In fünf Württembergischen Amts­gerichten haben laut Stuttgarter Beobachter und Vaterland" im letzten Halbjahr achtzehn Personen zusammen 700 Tage, also im Durchschnitt 39 Tage ein Jeder, der Verbreitung verbotener Schriften Beschuldigte in Untersuchungshaft zugebracht, sämmtliche unschuldig, da auch nicht gegen Einen Verweisung vor den ordentlichen Richter erfolgte. Eine nette Statistit, nicht wahr?

Dabei scheint die Behandlung auch sehr liebenswürdig zu sein. Wenig­stens wird dem Vaterl." aus Reutlingen geschrieben: Die beiden sistirt gewesenen Köhne und Raach( Tuchmacher), wollten sofort nach ihrer Freilassung ihre Arbeit wieder aufnehmen. Köhner mußte jedoch davon absehen, er war zu schwach, und auch bei Raaf gings nur halber -so hatte die siebenwöchentliche Untersuchungshaft den Beiden zugesetzt."

Auch bezeichnend. Ein Freund der Genannten, der da glaubte, fie würden vor die Strafkammer verwiesen, schrieb nach einander an drei Tübinger Advokaten und erbot sich, Kostenvorschuß zu leisten, aber einer nach dem andern hatte keine Zeit". Diese biederen Rechtsanwälte heißen: Lammfromm( welch prächtiger Name!) Wetzel sen. und

Bierer.

Und als sich endlich in Stuttgart ein Rechtsanwalt fand, und dieser den Verhafteten am 1. Juni meldete, daß er ihre Bertheidigung über­nehme, da eröffnete ihnen der Untersuchungsrichter Kellenbach , daß die Untersuchung am 11. Mai geschlossen sei, und entließ sie aus der Haft. Dazu brauchte der Herr drei Wochen. Deutsch!

-Es ist also richtig, in Sachen, Hillmann und Genossen" in Elberfeld ist auf Grund von§ 129 des Strafgesetzbuches( ungesetzliche Verbindung 2c.) geschnüffelt worden in Stuttgart 2c. Natürlich hat diese Schnüffelei keinen erheblichen Anhalt" geliefert. Aber es waren doch wenigstens so und so viel Spitnasen in Thätigkeit, und die Sorte muß doch auch Beschäftigung haben.

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Preußisches aus Sachsen . In Dresden wurde ein Arbeiter verhaftet, weil er an den Dampfschiffstationen ein Flugblatt verbreitete, in welchem die Aktionäre der sächsisch- böhm. Dampfschifffahrts- Gesellschaft ersucht werden, auf der Generalversammlung bessere Besoldung des Beamtenpersonals dieser Gesellschaft zu beantragen. Die Gesellschaft zahlt 10-15 Prozent Dividende, und die Beamten beziehen wahrhafte Hungerlöhne:- ein Bootsmann oder Steuermann bezieht bei 15-18 Stunden Dienstzeit 54-60 Mark monatlich, wovon 24 Mart für Koft auf dem Schiffe abgehen, von dem Reft muß er für Kleidung sorgen und seine Familie ernähren.

Wahrhaftig, wenn so ein armer Heizer im Maschinenraume steht und an die Luftreisenden oben denkt, müssen ihm da nicht die Gedanken tommen, wie sie Freiligrath in seinem herrlichen Gedichte Von unten auf" so treffend ausspricht:

" Es liegt an mir:- Ein Rud von mir, Ein Schlag von mir zu dieser Frist,

Und siehe, das Gebäude stürzt Aber sie lassen es ruhig darauf ankommen, die Herrschenden, denn Das Bolk hat lange Ohren.

- Bezeichnen d. Eine in Berlin stattgehabte Schuhmacher­versammlung, in welcher gegen die niedrigen Löhne der Schuhwaaren­bazare und die entgegen ihrem ursprünglichen Prinzip den Interessen des Großkapitals dienende Schuhmacherbörse" Stellung genommen werden sollte, wurde durch den Bismarcksozialisten Schröder unter Assistenz einer Anzahl von Schuhmacher Börsianern durch wüstes Geschrei an einer Beschlußfassung verhindert. Der Bismarcksozialist das ist in der That sehr Hand in Hand mit den Großkapitalisten charakteristisch!

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- Zur Beachtung. Laut Erkenntniß des Reichsgerichtes" vom 1. Juni 1881 kann in der Hingabe einer verbotenen Druckschrift an eine einzelne, bestimmte Person eine Verbreitung im Sinne des Sozialisten­gesetzes nicht gefunden werden.

Es heißt in dem betreffenden Erkenntniß: Darin, daß der Angeklagte, was bis jetzt allein gegen ihn festgestellt ist, die verbotenen Druckschriften an eine einzige Person abgegeben hat, kann eine Verbreitung von Druckschriften im Sinne des Gesetzes nicht gefunden werden; es würde wenigstens dazu gehören, daß die Hingabe an diese ein­zelne bestimmte Person in der Absicht geschehen sei, daß durch deren Vermittelung die Drucksachen anderen Personen zugänglich gemacht werden."

Wir ersuchen unsere Genossen, sich diese Entscheidung wohl zu merken und bei einer eventuellen Anklage sich auf dieselbe zu berufen. Es dürfte nicht in allen, aber doch in manchen Fällen von Nutzen sein.

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- Auf verschiedene Anfragen bemerken wir hiermit au s- drücklich, daß der in Nr. 22 des Sozialdemokrat" veröffentlichte Artikel Widerstand" nur die Privatanschauung des unter dem Namen Vitellius schreibenden Genossen zu vertreten beansprucht, und keines­wegs einen autoritären Charakter trägt. Wir haben ihn an hervorragender Stelle abgedruckt, weil wir die Diskussion der so wichtigen Frage für sehr zeitgemäß halten, werden aber selbstverständlich Gegeneinsendungen die Aufnahme nicht verweigern.

Nihilisten in Oesterreich. Der rothe Schrecken herrscht in Mährisch Trüb a u. Die Herren Gemeinderäthe hatten jüngst zur Bestreitung der Gemeindeausgaben eine Steuer von 4 Krzrn. ( 10 Cts.) auf den Liter Schnaps eingeführt und nun haben sie von einem Arbeiterkomite" unterzeichnete Drohbriefe erhalten, daß ihnen das Herz im Leibe bebt. Einer dieser Biedermänner hat bereits, wie das W. Vtld." mittheilt, sein Amt niedergelegt. Muß ein gutes Gewissen haben. Die behördlichen Nachforschungen nach den Urhebern und Verbreitern seien bisher erfolglos geblieben. Es ist wirklich gruselig.

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Unser Genosse Leo Frankel befindet sich, wie wir der Arb.­Wochen- Chronik" entnehmen, bereits in Haft. Damit ist die in einige auswärtige Blätter übergegangene Nachricht, daß Frankel anläßlich der Hochzeitsfeierlichkeiten begnadigt worden sei, ein- für allemal wiederlegt. Frankel hatte sich am 8. Juni zur endgültigen Ur­theilspublikation nachdem seine Beschwerde verworfen eingefunden,

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und unter Vorweisung ärztlicher Atteste um einen Monat Strafauf­schub ersucht. Derselbe wurde indeß nicht nur nicht beliebt, sondern auch Frankel trotz der gestellten Kaution und wider alle Gewohnheit sofort in Haft genommen.

So muß denn unser Freund für den Abdruck eines Flugblattes, um an ihm zu zeigen, wohin Verfolgungen führen, im, freien" Ungarn acht­zehn Monate hinter Kerkermauern zubringen. Schmach über die bornirten Spießbürger, die ihn verurtheilten!

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Der berühmte(?) österreichische Feldmarschall- Lieutenant Uchatius, Erfinder der Stahlbroncekanonen, hat sich erschossen. Der Mann hat in seinem ganzen Leben nichts weiter gethan, als für die Artillerie Erfin­dungen gemacht, Waffen, die mehr und weiter tödten, geschaffen. Warum erschoß er sich zum Wohl der Menschheit nicht früher, warum folgt Ehren- Krupp nicht seinem Beispiele?

Nur sobald sich die Arbeiter verbünden, um friedlich eine Verbesserung ihres Schicksals zu erringen, wenn sie sich entschließen, die Gruben zu verlassen, bis man ihren Forderungen gerecht geworden ist, dann ent­ziehen sie sich ihrem Beruf- der darin besteht, ihre Ausbeuter zu be­reichern, sie bedrohen die Gesellschaft, welche sie in den Minen Hungers sterben läßt; und die Bajonnette der Bourgeoisie eilen herbei, die kapita­ listischen Interessen zu beschützen,

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Das nennt man dann die Freiheit der Arbeit", welche durch die Sozialisten bedroht wird.

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Der Gemeinderath von Commentry, der aus Mitgliedern der sozialistischen Arbeiterpartei besteht man sieht, das Wählen hat auch seine gute Seite, hat am 12. Juni den streikenden Berg­leuten eine Unterstützung von 25,000 Franken bewilligt, sowie die Abberufung der Truppen verlangt.

Ferner hat er im Namen der Solidarität an sämmtliche Gemeinde­räthe Frankreichs einen Aufruf zur Sammlung für die Streikenden ver­schickt.

Als Antwort hat die Regierung am 14. Juni zwei weitere Kompagnien Linientruppen geschickt, denen noch Jägerkompagnien folgen sollen. Der Bahnhof von Commentry ist militärisch besetzt.

Unser Genosse Jules Guesde, der seit 6 Tagen in Commentry weilt, hält mit großem Erfolge Vorträge zu Gunsten der Streikenden. Die Arbeiter von Montlucon haben sich verpflichtet, je 50 Ct. pro Woche an die Streikenden zu zahlen, sowie ihren Gemeindrath be­stürmt, 5000 Frk. für denselben Zweck zu bewilligen.

Die ausbeuterische Presse schäumt vor Wuth.

Die Stimmung unter den Arbeitern ist ausgezeichnet, sie sind ent­schlossen, ihre Pflicht zu thun, komme, was da wolle.

In St. Etienne tagt seit dem 5. Juni der sozialistische Arbeiter­kongreß von Ostfrankreich. Die Debatten desselben lassen an Radi­talismus nichts zu wünschen übrig, zeichnen sich aber vor denen des Pariser Kongresses durch größere Betonung des heut zu führenden Kampfes aus. Es ist das auch kein Wunder, wenn man berücksichtigt, daß es gerade die eigentlichen Zentren der modernen Großindustrie, Lyon, Roanne, St. Etienne selbst, des Creuzot 2c. sind, von denen der Kongreß beschickt wurde, während in Paris das Kleinbürgerthum immer noch eine gewisse Rolle spielt und auch die Arbeiterbewegung im gewissen Sinne beeinflußt. Auf dem Pariser Kongreß spielte die Phrase eine weit größere Rolle als in St. Etienne.

Aus London, 11. Juni, schreibt man uns: Einer der dümmsten oder unverschämtesten Attentatsversuche, die man sich denken kann, wurde gestern in Liverpool verübt. Dumm, wenn er wirklich von den Feniern ausging, unverschämt, wenn er anti­irischen Tendenzen seinen Ursprung verdankt, wie es höchst wahrscheinlich der Fall ist.

Um 4 Uhr Morgens erscheinen vor dem Rathhaus von Liverpool zwei Männer und legen ein Bündel an das Westthor. Sie thun das so un­vorsichtig, daß sie gar nicht bemerken, wie ein Konstabler ihnen zusieht. Der geht zum Bündel und sieht eine Lunte an demselben befestigt. Ohne diese herauszureißen, macht er sich zur Verfolgung der zwei Männer auf, die er auch erwischt, und die, damit man gleich wisse, mit wem man es zu thun habe, fenische Medaillen und tompromittirende Dokumente bei sich tragen. Unterdessen begiebt sich ein anderer Konstabler, vom ersteren unterwegs dazu aufge­fordert, zum Bündel, schneidet es auf, schleift es in die Mitte der Straße und geht dann seiner Wege. Sobald er in Sicherheit ist, er­plodirt die Höllenmaschine, die im Bündel war. Eine sehr vorsichtige Höllenmaschine.

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Nun frage ich, welchen Zweck das Attentat gehabt hätte, wenn es geglückt wäre. Um 4 Uhr Morgens ist noch Niemand im Stadthaus, die Explosion hätte also blos ein Loch in die Mäuern gerissen, ohne Je­manden zu verlegen, und das Resultat wäre gewesen, daß einige Maurer Arbeit bekamen. Sonst keines. Und tragen Attentäter, die doch darauf

Die Bulgaren haben große Lust, den meineidigen Battenberger gefaßt sein müssen, bei ihrem gefährlichen Werke ertappt zu werden, kom­davonzujagen. Glück zu!

Nach einer Korrespondenz der Daily News" ist der Staatsstreichver­such von Oesterreich angezettelt, das allein Grund hat, im Orient teine geordneten Verhältnisse aufkommen zu lassen. Die Herren in Wien lassen ihre Lorbeeren, die sie sich in Bosnien geholt, nicht schlafen, ste wollen wieder etwas zu besetzen haben. Bismarck unterstützt sie dabei nach Kräften und in Petersburg haben sie den Kopf vollständig verloren. Ob der Jardelieutenant dabei der Geprellte ist oder man blos so dhut", ist nicht ganz klar, sicher ist nur, daß er wieder ein schönes Beispiel geliefert hat von der Heiligkeit des Eides".

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Aus Italien. Der Plan zur Gründung eines lombar­dischen Arbeiterverbandes ist so gut wie verwirklicht. Gegen 50 Anschlußerklärungen sind bereits bei der Mailänder Arbeiterkammer eingetroffen, darunter solche von Lokalverbänden, die 20-30 Vereine vertreten. Lediglich die von den Unternehmern protegirten Vereine halten sich fern.

In Pisa haben die Sozialistenführer den Arbeitern den Befehl gegeben, sämmtliche Fabrikanten abzumurksen behauptet der dortige Polizei­präfekt. Schrumm!

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In Ponte Moriano, nahe bei Lucca, fand ein geheimer Kongreß der Sozialisten von Florenz, Carrara, Pisa, Livorno, Cecina, Lucca und anderer Ortschaften des toskanischen Gebietes statt. Die Ansichten, welche auf demselben zu Tage traten, lassen sich nach dem Sempre avanti!"( Jmmer Vorwärts) folgendermaßen zu sammenfassen:

,, Weder friedlich" noch revolutionär um jeden Preis. Friedliche Propa­ganda und gesetzliche Agitation, so lange sie nöthig ist. Revolutionäre Aktion, sobald das Volk sie ernsthaft will." Der Sempre avanti", der gegründet wurde, um für dieses Programm zu wirken, freut sich, daß alle Sozialisten Toskana's mit ihm einverstanden sind und fügt hinzu: ,, Der erste Schritt ist gethan. Jetzt handelt es sich darum, auf breiter Grundlage eine italienische sozialistische Arbeiterpartei zu gründen. Aber das wird wahrscheinlich das Werk eines demnächstigen nationalen Arbeiterkongresses sein."

In Como erscheint eine neue Zeitung Der Arbeiter". In ihrem Programm nennt sie sich in politischer Beziehung republikanisch, in öko­nomischer fathedersozialistisch. Das versteht nur der, der da weiß, was für eine große Vorstellung man sich im Auslande von dem deutschen Kathedersozialismus macht.

Die italienische Regierung hat ihren Konsuln in der Türkei und in Egypten den formellen Auftrag gegeben, die flüchtigen italienischen Sozialisten verhaften zu lassen und der Polizei auszuliefern. Dieser in­fame Willküraft kennzeichnet die Heuchelei der Regierung von Volkes" Gnaden. Für diese politischen Jesuiten gibt es nicht einmal ein Völker­recht mehr. Mögen sie sich in Acht nehmen", sagt die Plebe", der wir diese Mittheilung entnehmen, daß ihr Beispiel nicht eines Tages ihnen gegenüber angewendet werde!"

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Aus Frankreich. In Commentry( Departement St. Allier) haben 1600 Bergarbeiter die Arbeit eingestellt. Trotzdem die Ordnung nirgends gestört wurde, schickte die republikanische Re­gierung sofort zwei Kompagnien Linientruppen zur Verstärkung der be­reits dort stationirten sechs Gensdarmerie- Brigaden. Gleich dem Kaiser­reich, sagt mit Recht der Citoyen" bei dieser Gelegenheit, findet die Republik teine andere Lösung für den beständigen Konflikt zwischen Kapital und Arbeit, als die Anwendung der Gewalt. Mögen sich die Herren verabreden, die Löhne herabzusetzen, mögen die großen Gesell­schaften Hunderte von Arbeitern aus's Pflaster werfen, das ist ihr Recht und ganz in der Ordnung Niemand mischt sich hinein.

promittirende Dokumente bei sich? Und das sonderbare Vorgehen der Konstabler, ist das nicht auch verdächtig?

Und abgesehen von dem Allen, was für einen Zweck kann ein fenisches Attentat in England jetzt haben? Die öffentliche Meinung in England ist jetzt entschieden auf Seiten Irlands, natürlich ausgenommen die der großen Grundbesitzer und Kapitalisten und der von denselben abhängigen Presse. Der energische und dabei doch kluge Widerstand, den Irland den Zwangsmaßregeln und Austreibungen entgegensetzt, welche letztere Glad­stone selbst, als er noch nicht Minister war, eine ungerechte Unterdrückung ( injust oppression) nannte, vermehrt von Tag zu Tag die Sympathien des englischen Volkes für die geknechtete Schwesterinsel. Lautes Zeugniß gab davon die Massenversammlung im Hyde Park, die am Pfingstsonntag trotz strömenden Regens stattfand, welche von englischen Radikalen einberufen war und einstimmig eine Resolution annahm, dahingehend, daß 1. die Regierung eine verbrecherische Schuld an dem gegenwärtigen elenden Zustande Frlands trage; 2. die Regierung aufgefordert werde, un­verzüglich die Austreibungen zu suspendiren und die gefangenen irischen " Führer" freigelassen werden; 3. daß Herr Forster aufgefordert werde, sein Amt niederzulegen, für das er sich gänzlich unfähig gezeigt hat.

Diese Stimmung kommt dem Ministerium sehr ungelegen, ein Attentat erscheint da gleich Hödels Schuß als rettender deus ex machina. Und darum glauben wir berechtigt zu sein, den Versuch, das Liverpooler Stadthaus in die Luft zu sprengen, als einen der dümmsten oder unver­schämtesten Attentatsversuche zu erklären. Gleich dem Hödel'schen kann es nur von Narren oder aber direkt oder indirekt von der Polizei ausgehen.

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Es ist weit mit Gladstone gekommen, wenn Attentate ihm erwünscht kommen. Bismarck, der Affe des impotenten Zäsaren an der Seine und Gladstone seit einem Jahre nichts als der Affe dieses Affen! Das sind die drei großen Staatsmänner" der zweiten Hälfte unseres Jahr­hunderts! J. S.

P. S. Es scheint jetzt festzustehen, daß das Attentat weder von der Polizei, noch von den Feniern ausgegangen ist, sondern von den beiden Narren auf eigene Faust unternommen wurde.

- Russisches. Der, Révolté" empfängt folgende Nachricht aus Rußland, für deren zuverlässigkeit er voll und ganz einsteht. Er schreibt:

Wir vermutheten stark, daß die zarische Regierung die fünf Tage zwischen der Verurtheilung und Aufknüpfung von Perowskaja, Ryssakoff, Sheljaboff, Kibaltschitsch und Michailoff benutzt habe, um sie der Tortur zu unterwerfen und ihnen Geständnisse zu erpressen. Aber wir erwarteten bestimmte Angaben.

Jetzt haben wir sie.

Als der Zug aus dem Gefängnisse herauskam und sich nach dem Schaffot hin bewegte, haben die Zuschauer ganz deutlich gehört, wie Ryssakoff und Michailoff riefen:

Man hat uns der Tortur unterworfen!

,, Auch Shetjaboff versuchte zu rufen; aber dieser starke und kräftige Mann war nach Verlauf dieser 4 Tage zu schwach dazu, eine halbe Leiche. Man konnte seine Worte nicht verstehen.

,, Kibaltschitsch war auf dem ganzen Gesichte mit rothen Flecken über­säet, Ryfsakoff's Hände waren voller Wunden!

,, Weitere Einzelheiten werden bald veröffentlicht werden. ,, Kein Zweifel demnach! Man hat sie nach dem Urtheilsspruche noch gefoltert, ehe man sie hängte, in der Hoffnung, daß kein Mensch je etwas davon erfahren würde.

,, Wir bitten alle Zeitungen inständig, diese Thatsachen zu veröffentlichen. Es handelt sich um die Gesetze der Menschlichkeit. Das Europa des