absolut nicht zu erschüttern vermag, also seinen ostensiblen Zweck voll­

ler" zu einem Um fallgesetz geworden und eben darum zu einem Rein

ſtändig verfehlt, beſteht darin, daß es die meiſten unserer hervorragend Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten fallgesets. Morgen meldet die kölnerin uns vermuthlich, daß Bismard

thätigen Genossen, um ihre bürgerliche Existenz gebracht, dieselbe theils unmöglich gemacht oder direkt zerstört hat.

Hunderte, die vor dem Ausnahmegesetze in den Parteigeschäften, an der Parteipreffe u. s. w. Stellungen bekleideten, die ihnen gestatteten, für die Partei thätig zu sein und gleichzeitig ihr Brod zu verdienen, sind brodlos gemacht oder in die prekärste Lage gebracht worden. Zu diesen gehören Fritzsche und Vahlteich.

Trotzdem kann ich den Entschluß derselben nicht gut heißen. Der sogenannte Führer" hat, je größer sein Einfluß, je hervorragender seine Position, um so höhere, um so gebieterischere Pflichten.

Der Offizier, welcher flieht, so lange noch gekämpft wird, findet vor dem Kriegsgericht keine Gnade. Der Schiffskapitän, der sein gefährdetes Schiff verläßt, ehe die ganze Mannschaft gerettet ist, wird als ehrlos degradirt.

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Und die Sozialdemokratie ist kein sinken des Schiff. Nach Bamberger sind wir sogar die aufgehende Sonne. Und ohne Ihnen zu nahe zu treten er hat Recht. Aber das nur nebenbei. Und nun zu den Wirkungen des Sozialistengesetzes auf unsere Partei und deren Stärke.

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Das Sozialistengeſetz und damit spreche ich die Meinung zahlreicher Parteigenossen aus hat Alles in Allem unserer Partei genützt. Sie war in Gefahr zu verflachen; die sozialdemokratische Bewegung war zu leicht, zu modisch geworden, gab schließlich zu viel Gelegenheit, billige Triumphe zu erringen, der persönlichen Eitelkeit zu fröhnen. Sollte die Partei nicht verspießbürgern theoretisch wie praktisch so mußte fie harten Prüfungen ausgesetzt, in schwere Kämpfe verwickelt werden! Das Sozialistengeſetz kam.

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Was die Partei an Energie hatte, wurde durch das Sozialistengesetz herausgelockt, entfesselt.

Wer, die Probe nicht bestehen konnte, von zu schwachem Stoff war, wurde bei Seite geworfen, oder schlich sich bei Seite.

Nach dem Sozialistengesetz bedurfte es anderer Fähigkeiten, anderer Eigenschaften als vor dem Sozialistengesetz.

Mancher, der ein Fahrzeug bei gutem Wetter vortrefflich kommandirt, erweist sich werthlos beim Sturm. Und Mancher, der das Zeug in sich hat, unter widerwärtigen Verhältnissen, in Kampf und Unglück Großes zu leisten, hat kein Geschick, bei gutem Wetter seine Fähigkeiten zur Gel­tung zu bringen.

So war denn sehr natürlich, daß Mancher, der vor dem Sozialistengesetz tüchtig erschienen und in den Vordergrund getreten war, nach dem Sozialistengesetz sich nicht bewährt hat.

Die Lücken wurden indeß rasch ausgefüllt. Und die neuen Leute sind durchschnittlich von härterem, festerem Stoff als die alten.

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Die neuen Leute herrschen sogar in unserer Partei jetzt vor. vcicht in dem Sinn, wie die Herren Buttkamer und Bismard es wünschen, daß die Hasselmann und Konsorten obenauf wären dieses traurige Maul­heldenthum findet blos bei Maulhelden Anklang nein, die Seele unserer eigentlichen Organisation sind heute neue Leute. Jeder von uns, der herumreist, macht diese Beobachtung: es sind nicht mehr die alten Gesichter, die uns in vorderster Reihe aufstoßen.

Verloren hat die Partei nichts; im Gegentheil. Sie hat gewonnen. Und zwar nicht blos der Qualität, sondern auch der Quantität nach. Nicht als ob ich behaupten wollte, im engsten Rahmen der Partei­organisation seien jetzt mehr Genoffen das wäre eine Unwahrheit wahr ist aber, daß die Zahl der Individuen, welche unter dem Einfluß unserer Ideen stehen, und die erforderlichenfalls im geeigneten Moment wie ein Mannn unserer Organisation beitreten, unter unsere Fahnen sich schaaren, seit Erlaß des Sozialistengesetzes außerordentlich zu­genommen hat. Die außerordentliche Unzufriedenheit, von der Ihre ( die fortschrittlichen) Redner uns in dieser Session so viel zu sagen ge­habt haben, erklärt dieses zur Genüge. Zu den Elementen der Gährung, die von Ihrer( der forschrittlichen) Seite richtig erkannt werden, sind aber noch viele hinzuzurechnen, die von Ihnen nicht erkannt oder igno­rirt werden: die allgemeine nicht aus politischen, sondern aus rein öko­nomischen Ursachen herzuleitende Zersetzung und Auflösung auf wirth­schaftlichem Gebiet, der Ruin des kleinen Mannes", das immer klaffender werdende Mißverhältniß zwischen Produktion und Konsumtion u. s. w. Summa Summarum:

Der Fortgang Fritzsche's und Bahlteich's berührt die Partei nicht im Mindesten; das Sozialistengesetz, so hart es für Einzelne von uns sein mag, hat der Partei als solcher nur genügt, und wird fortfahren, ihr zu nützen; und was unsere Parteistärke betrifft, so steht die sozialdemo­tratische Partei, selbst wenn wir bei den nächsten Wahlen nicht einen Kandidaten durchbringen sollten, intensiv und extensiv weit stärker da als je zuvor.

Fortschrittler: Ich fürchte, Sie haben Recht!

Feuilleton.

Gedenktage des Proletariats.

Der 24. Juni 1848.*)

XX Die Pariser Arbeiter sind erdrückt worden von der Ueber­macht, sie sind ihr nicht erlegen. Sie, sind geschlagen, aber ihre Gegner sind besiegt. Der augenblickliche Triumph der brutalen Gewalt ist erkauft mit der Vernichtung aller Täuschungen und Ein­bildungen der Februar- Revolution, mit der Auflösung der ganzen alt­republikanischen Partei, mit der Zerklüftung der französischen Nation in zwei Nationen, die Nation der Besitzer und die Nation der Arbeiter. Die trikolore Republik trägt nur mehr eine Farbe, die Farbe der Geschlagenen, die Farbe des Blutes. Sie ist zur rothen Republik geworden.

Keine republikanische Reputation( Person von Ansehen), sei es vom ,, National", sei es von der Reforme"**) auf Seite des Volkes! Ohne andere Führer, ohne andere Mittel als die Empörung selbst, widerstand es der vereinigten Bourgeoisie und Soldateska länger, als je eine fran­zösische Dynastie, mit allem militärischen Apparat versehen, einer mit dem Volke vereinigten Fraktion der Bourgeoisie widerstand. Damit die letzte Illusion des Volkes verschwinde, damit gänzlich mit der Vergessen­heit gebrochen werde, mußte auch die gewohnte poetische Zuthat der französischen Emente, die enthusiastische Bourgeoisjugend, die Zöglinge der école politechnique, die dreifrämpigen Hüte, auf Seiten der Unter­drücker stehen. Die Zöglinge der medizinischen Fakultät mußten den verwundeten Plebejern die Hülfe der Wissenschaft versagen. Die Wissen­schaft existirt nicht für den Plebejer, der das unsagbare, das unsägliche *) Wir bringen hier einen Artikel der Neuen Rheinischen Zeitung ", vom 29. Juni 1848, zum Abdruck. Dieser Artikel erfaßt nicht nur die Situation so richtig, daß heute nach dem Verlauf eines Menschenalters, wo so viele dicke Bücher seitdem über die Junischlacht geschrieben worden, nichts anderes zu sagen ist, sondern der Artikel ist dabei unter dem un­mittelbaren Eindruck der gewaltigen Pariser Ereignisse geschrieben und vermittelt daher das Verständniß der Junischlacht viel anschaulicher, als es ein heute geschriebener Artikel vermöchte. Um die Bedeutung der Neuen Rheinischen Zeitung " ins richtige Licht zu stellen, genügt es, zu sagen, daß ihr Redakteur en chef Karl Marr war, unter ihren Re­dakteuren sich Fr. Engels, Georg Weerth , Wilhelm Wolff , später auch Ferdinand Freiligrath befanden.

"

**) Der National" war das Organ der Bourgeois- Republikaner unter Marrast. Die Reforme" vertrat die kleinbürgerlichen demo­kratischen Republikaner, Ledru Rollin 2c.

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und Gemaßregelten nicht!

Sozialpolitische Rundschau.

Zürich , 22. Juni. Entgegen dem von gewisser Seite ausgespreng­ten Gerüchte, daß Frizzsche und Vahlteich aus Partei­mitteln das Geld für ihre Abreise nach Amerika em­pfangen hätten, sind wir ermächtigt, zu erklären, daß die Parteileitung weder aus den in Amerika gesammelten noch aus sonst ihr zur Verfügung stehen den Geldmitteln auch nur einen Pfennig zu diesem 3wed bewilligt hat, noch je zu ähnlichen Zwecken be­willigen wird.

- Der Reichstag hat genau vier Monate lang zusammengesessen, in diesen vier Monaten so gut wie Nichts zu Stande gebracht, und im Bewußtsein der Impotenz am 15. d. sich fast fluchtartig von dem Schau­platz seines Wirkens oder Nichtwirkens entfernt. Diese absolute Unfrucht­barkeit der Session hat in der Zersetzung der alten Parteien ihren Grund. Die liberale Majorität, welche bis 1878 die Legislatur beherrschte, ist durch die Wahlen des Attentatssommers versprengt worden, ohne daß eine neue Majorität sich gebildet hätte. Alle Versuche, das ultramontane Zentrum mit der konservativen Partei und den nationalservilsten der Nationalservilen zu einer festen Majorität zusammenzuschweißen, sind mißlungen, und Bismarck , der sein Genie der Desorganisation wieder einmal aufs Glänzendste bewährt hat, ist das Opfer seines Erfolges ge­worden. Er hat sein Ziel: den Parlamentarismus durch den Parlamen­tarismus todt zu machen und die parlamentarischen Parteien zu vernich­ten, so gründlich erreicht, daß die parlamentarische Maschine ihm schließ­lich versagte. Und diese Maschine braucht er doch sehr nothwendig.

Wahrhaft kläglich waren die Schlußsitzungen über das Unfallgesetz. Und man weiß in der That nicht, wer sich dabei kläglicher benommen hat: der Reichstag oder die Reichsregierung Bismarck voran.

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Mit welchem Reklamegetrommel hat nicht Bismard das Unfallgesetz präsentirt und der Welt verkünden lassen, daß er mit dem Gesetz stehen und fallen werde, daß er die Beglückung der Arbeiter für seine Mission halte. Emphatisch erklärte er, nimmermehr auf die Reichsanstalt und den Staatszuschuß verzichten zu wollen. Nimmermehr. Autos efa er selbst sagte es, und Er" kann doch nicht lügen. Er hat es gesagt 15. Juni sagte sein Commis Bötticher, was der Herr Reichskanzler gesagt habe, sei nicht so gemeint gewesen, sei schnöde mißverstanden worden durch die Ablehnung des Reichsinstituts und des Staatszuschusses werde das Gesetz an sich durchaus nicht unannehmbar für die Reichsregierung.

und am

abermals anderer Meinung geworden und seine Blamage acceptirt habe. Lassen wir Gretchen und Bismarck die Gänsblume zerpflücken: Ja Nein Nein u. s. w.

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Ja­

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Nein Ja

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Ob Ja, ob Nein, die Sozialdemokratie hat für diese reichskanzlerischen Zweifelsqualen das Gefühl absolutefter Wurstigkeit.

Deutsche Zustände. Aus Chemnitz , dem sächsischen Man chester, das durch die Leistungen seiner Polizisten und Richter noch berühmter ist, als durch seine Industrie, wird uns unterm 18. d. ge schrieben: Vergangene Woche kam ein Schwede, seines Standes Techniker, hier an. Derselbe trug, wie es in seinem Lande Sitte ist, eine sogenannte ,, Vorwärtsmütze"( österreichische Faßon). Das sollte ihm übel bekommen. Unsere Musterpolizei witterte in ihm sofort einen Revolutionär, überfiel den verblüfft Dreinschauenden und führte ihn nach der Wache, wo er nach verbotenen Schriften durchsucht wurde. Man fand aber keine. Dagegen entdeckte man ein Notizbuch, das die Herren Polizisten nicht entziffern konnten. Daß Jemand etwas schreibt, was die Polizei nicht entziffern tann, ist nicht blos verdächtig, sondern geradezu ein Verbrechen. Denn es ist ein Attentat auf das Recht und die Pflicht der Polizei, Alles zu wissen. Der Casus war ernst und der Sünder wurde am Wickel gepackt und auf das Rathhaus transportirt. Hier mußte er angeben, wo er logire. Einige Polizisten wurden in die Wohnung geschickt, um seinen Koffer zu holen, der aufs Gründlichste durchsucht ward. Und mit Erfolg. Denn unter der harmlosen Wäsche fand sich ein Haufen von Schriften, die ganz das Aussehen von Brandschriften hatten, nur leider nicht in deut scher Sprache geschrieben, also den biederen Polizeiorganen unverständlich

waren.

Ein Schriftgelehrter wurde zitirt, dem aber das Entziffern nicht ge lang, ein Umstand, welcher den Verdacht nur noch steigerte. Ein zweiter Schriftgelehrter war glüdlicher; er fand heraus, daß die Brandschriften" in schwedischer Sprache verfaßt und religiösen, ja geradezu muckerischen Inhaltes waren. Der vermeintliche Revolutionär mit der Vorwärtsmütze war( und ist) nämlich ein Mennonit. Tableau! Verlegene Entschuldigungen der getäuschten und blamirten Polizisten. Und der Mennonit mit der Vorwärtsmütze kann nun ungehindert in Chemnitz spazieren gehen. Zur großen Freude der Herren Polizisten hat er sich beruhigt, sonst würde der lokale Skandal vielleicht die Dimensionen eines kleinen internationalen Skandals angenommen haben. So geht es in Deutschland zu. Die Angst unserer Behörden ist so groß, daß sie überall Gespenster sehen und Niemand vor ihnen sicher ist. Das heißt Niemand, der eigentlich sicher vor ihnen sein sollte. Die Vers brecher" politischer und unpolitischer Art, auf welche die Polizei so eifrig Jagd macht, erfreuen sich einer überraschenden Sicherheit, sinte malen der Eifer unserer Polizisten im umgekehrtem Verhältniß zu ihrem Scharfblick steht. Da könnte ich gar merkwürdige Erempel erzählen, die indeß besser unerzählt bleiben.

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Einen blamableren Rückzug, als den Bismarck's, kann man sich nicht denken. Es war aber kaum anders zu erwarten. Mit dem Feuer des Sozialismus das haben wir in diesem Blatte wiederholt ausgeführt- läßt sich nicht spielen. Das Dilemma, in welchem Bismarck sich befindet, wurde von Anfang an dahin von uns präzisirt:

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Entweder nimmt Bismarck den Staatssozialismus ernstlich in die Hand, und dann wird er durch die Logik der Thatsachen von Schritt zu Schritt bis zu den äußersten Konsequenzen des revolutionären Sozialismus gedrängt. Oder er bietet bloß einige positive" Scheinmaßregeln, durch die er die Arbeiter zu födern hofft, ohne den Kern der sozialen Frage zu berühren und dann kann er dem kompromitirenden Fiasko nicht entgehen.

In jedem von beiden Fällen arbeitet er für die Sozialdemokratie.j

Bis dato hat Bismard das kompromittirende Fiasko vorgezogen; er thut freilich hintennach so, als sei das Unfallgesetz in der Gestalt, welche der Reichstag ihm gegeben, unannehmbar, allein die Thatsache bleibt bestehen, daß er sein zu Gunsten des armen Mannes" gesprochenes: Nimmermehr! leichten Herzens widerrufen hat. Der arme Mann" wird sich das hinter die Ohren schreiben.

Die Haltung der verschiedenen Parteien dem Unfallgesetz gegenüber ent­spricht nach jeder Richtung hin den Erwartungen und Interessen der Sozialdemokratie. Der Beweis ist aufs Glänzendste geliefert worden, daß keine einzige der liberalen oder konservativen Parteien, die Fähigkeit oder den Willen besitzt, der Arbeiterklasse aufzuhelfen.

Unsere Voraussetzungen haben sich sonach vollkommen erfüllt, und, statt eine Waffe in der Hand unserer Feinde zu werden, ist das Unfall­gesetz zu einer mächtigen Waffe in den Händen der Sozialdemokratie ge­

worden.

Nachschrift. Die Kölnische Zeitung " will wiffen, Bismard habe sich nachträglich zur Ablehnung des Unfallgesetzes entschlossen. Mag sein, mag auch nicht sein. Offenbar ist das Unfallgesetz für den eisernen Kanz­

Verbrechen beging, sich einmal für seine eigene Existenz in die Schanze zu schlagen, statt für Louis Philippe oder für Herrn Marrast.

Der letzte offizielle Rest der Februar- Revolution, die exekutive Kom­mission, ist vor dem Ernst der Ereignisse wie ein Nebelbild zerflossen. Lamartins Leuchtkugeln haben sich in die Brandraketen Cavaignac' s ver­

wandelt.

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Die Fraternité, die Brüderlichkeit der entgegengesetzten Klaffen, von denen die eine die andere exploitirt, diese Fraternité, im Februar prokla­mirt, mit großen Buchstaben auf die Stirne von Paris geschrieben, auf jedes Gefängniß, auf jede Kaserne- ihr wahrer, unverfälschter Aus­druck, das ist der Bürgerkrieg, der Bürgerkrieg in seiner fürchter­lichsten Gestalt, der Krieg der Arbeit und des Kapitals. Diese Brüder­lichkeit flammte vor allen Fenstern von Paris am Abend des 25. Juni, als das Paris der Bourgeoisie illuminirte, während das Paris des Proletariats verbrannte, verblutete, verächzte.

Die Brüderlichkeit währte gerade so lange, als das Interesse der Bourgeoisie mit dem Interesse des Proletariats verbrüdert war. Pedanten der alten revolutionären Ueberlieferung von 1793, sozialistische Syste­matiker, die bei der Bourgeoisie für das Volk bettelten und denen erlaubt wurde, lange Predigten zu halten und sich so lange zu kompromittiren, als der proletarische Löwe in Schlaf gelullt werden mußte, Republikaner, welche die ganze alte bürgerliche Ordnung mit Abzug des gekrönten Kopfes verlangten, dynastische Oppositionelle, denen der Zufall an die Stelle eines Ministerwechsels den Sturz einer Dynastie unterschob, Legi­timisten, welche die Livré nicht abwerfen, sondern ihren Schnitt ver­ändern wollten, das waren die Bundesgenossen, womit das Volk seinen Februar machte. Was es in Louis Philipp instinktmäßig haßte, war nicht Louis Philipp, sondern die gekrönte Herrschaft einer Klasse, das Kapital auf dem Throne. Aber wie immer großmüthig, wähnt es seinen Feind vernichtet zu haben, nachdem es den Feind seiner Feinde, den ge­meinschaftlichen Feind gestürzt hat.

Die Februarrevolution war die schöne Revolution, die Revolution der allgemeinen Sympathie, weil die Gegensätze, die in ihr gegen das Königthum effatirten, un entwidelt, einträchtig nebeneinander schlummerten, weil der soziale Kampf, der ihren Hintergrund bildete, nur eine luftige Existenz gewonnen hatte, die Existenz der Phrase des Wortes.

Die Junirevolution ist die häßliche Revolution, die ab­stoßende Revolution, weil an die Stelle der Phraje die Sache getreten ist, weil die Republik das Haupt des Ungeheuers selbst entblößte, indem sie ihm die schirmende und versteckende Krone abschlug.

Ordnung! war der Schlachtruf Guizot' s! Ordnung! schrie Sebastiani, der Guizotin, als Warschau russisch wurde. Ordnung schreit Cavaignac , das brutale Echo der französischen Nationalversamm­lung und der republikanischen Bourgeoisie.

Große Veränderungen sind in der hohen" Beamtenwelt Preußen- Deutschlands vorgegangen. Stollberg , der reichste" Kava lier ist gegangen oder gegangen worden, vielleicht auch Beides, und Bötticher, der beim Unfallgesetz Bismard's Rückzug mit Eleganz ausbadete, wird den Genialen" genial vertreten. Puttkamer ist Minister des Innern geworden und wird bei den Wahlen den Liberalen zeigen, wie man das Sozialistengesetz loyal" handhabt. Goßler, der fromme Neffe des frommen Mühler hat den Kultus" erreicht und wird dafür sorgen, daß dem Volke die Religion erhalten bleibt", auf daß es für die Sünden des Betbruders von Berlin in Sack und Asche Buße leiste Und Schlieckmann, unser Schlieckmann, der liebenswürdigste Beamte, wie die edle Frankfurterin den verruchten Zerstörer der Eristen so vieler braver Berliner Genossen neant, wird sein Unterstaatssekret werden. Der weiß doch, wie man schnell Karriere macht.

-Stiebers Reinfall. Der berühmte Hochverrathsprozeß, der letzte Weihnachten ad majoram Madai gloriam funstvoll inszenirt wurde, scheint sich, je wärmer die Sonne ihre Strahlen herabsendet, allmälig ganz zu verflüchtigen. Wenigstens hört kein Mensch mehr etwas davon. Aus einer gegen uns gerichteten Notiz ersehen wir, daß Herr Emil Reinsdorf entgegen einer in Nr. 16 der Freih." gebrachten Korre spondenz, erst am 5. Juni aus dem Gefängniß entlassen worden ist. Es wäre somit unser Verdacht, Reinsdorf , der sich auch Bernstein nennt, sei der Verfasser einer derselben Nummer enthaltenen Schimpf forrespondenz, unbegründet.

Dadurch wird aber unsere Warnung vor eben diesem Reins dorf in keiner Weise berührt. Vielmehr halten wir sie ausdrücklich aufrecht. Reinsdorf ist ein fanatischer Gegner unserer Partei, der vor feinem Mittel zurückschreckt, ihr zu schaden.

Die deutschen Schweifwedler sind außer sich, daß Richard Wagner , als ihm während der Nibelungenaufführung in Berlin der preußische Kronprinz sagen ließ, er wünsche ihn zu sprechen, die Antwort gab, er aber wünsche den Kronprinzen nicht zu sprechen. Wir haben diese Antwort mit einer wahren Genugthuung

Ordnung! donnerten seine Kartätschen, als sie den Leib des Prole tariats zerriffen.

Keine der zahllosen Revolutionen der französischen Bourgeoisie seit 1789 war ein Attentat auf die Ordnung, denn sie ließ die Herr schaft der Klaffe, fie ließ die Sklaverei der Arbeiter, fie ließ die birger liche Ordnung bestehen, so oft auch die, politische Form dieser Herrschaft und dieser Sklaverei wechselte. Der Juni hat diese Ordnung angetaftet.

Wehe über den Juni!

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Unter der provisorischen Regierung war es Anstand und noch mehr es war Nothwendigkeit, den großmüthigen Arbeitern, die, wi man in Tausenden von offiziellen Plakaten abdrucken ließ: Drei Monate Elend zur Verfügung der Republif bereit stellten", es war Politik und Schwärmerei zugleich, ihnen vorzu predigen, die Februarrevolution sei in ihrem eigenen Interesse gemacht, und es handle sich in der Februarrevolution vor Allem um die Interessen der Arbeiter. Seit der Eröffnung der National versammlung wurde man prosaisch. Es handelt sich noch darum; die Arbeit auf ihre alten Bedingungen, wie der Mi nister Trelat jagte, zurüdzuführen. Also die Arbeiter hatten sich im Februar geschlagen, um in eine industrielle Krise geworfen zu werden. Das Geschäft der Nationalversammlung besteht darin, den Februar Verhältnisse zurückzuwerfen. Aber selbst das geschah nicht, weil es so ungeschehen zu machen, wenigstens für die Arbeiter, und sie in die alten wenig in der Gewalt einer Versammlung, wie eines Königs steht, einer industriellen Krise von universellem Charakter zuzurufen: bis hierher! Die Nationalversammlung, im brutalen Eifer, zu enden mit den ver drießlichen Februarredensarten, ergriff selbst die Maßregeln nicht, die auf dem Boden der alten Verhältnisse möglich waren. Die Bariser Arbeiter von 17-25 Jahren preßt sie für die Armee oder wirst se auf das Pflaster; die Auswärtigen verweist sie aus Paris in die Sologne, erwachsenen Parisern versichert sie provisorisch ein Gnadenbrot in mil ohne ihnen selbst die zum Laufpaß gehörigen Gelder auszuzahlen; den tärisch organisirten Werkstätten, unter der Bedingung, daß sie an teiner Volksversammlung theilnehmen, d. h. aufhören, Republikaner zu ſein. Nicht die sentimentale Rhetorit nach dem Februar reichte aus, nicht die brutale Legislatur nach dem 15. Mai. Fattisch und praktisch mußte ent schieden werden. Habt Ihr Kanaillen die Februarrevolution für Eud gemacht oder für Üns? Die Bourgeoisie stellte die Frage so, daß fie im Juni beantwortet werden mußte mit Kartätschen und Barrikaden. Und dennoch schlägt, wie ein Volksrepräsentant am 25. Juni jagt, der Stupor die ganze Nationalversammlung. Sie ist betäubt, als Frage und Antwort das Pflaster von Paris in Blut ertränkten, betäubt, die Einen, weil ihre Illusionen im Bulverdampf zerrinnen, die andern, weil e nicht begreifen, wie das Bolt es wagen fann, feine allereigensten

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