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gelesen. Diese Herrschaften, die sich einbilden, die ganze Welt stünde zu ihrer Verfügung und Alles warte blos auf ihren huldvollen Befehl, um sich ihnen zu Füßen zu legen, kann eine solche Antwort nur gut thun. Schlimm genug, daß man sich darüber noch freuen muß.

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Ein bezeichnendes Geständniß. In einer in   Wien er­schienenen klerikal- tonservativen Broschüre Die Nothwendigkeit einer neuen Grundentlastung" heißt es von dem adeligen Großgrund­besitz:

So start ist die Kraft dieser sozialen Position, so unaushaltsam drängt sie zur Wiedervereinigung mit der politischen hin, daß schon heute, dreißig Jahre nach der Abstreifung des politischen Charakters, dem ehemaligen Herrschaftsbesitzer vielfach Dasjenige aus freigewährtem Vertrauen wieder entgegenbracht wird, was er ehedem als feudale Obrigkeit von Rechts­wegen besessen hatte: die Vertretung des kleinen Grundbesitzes in der staatlichen und oft die Vorstandschaft in der lokalen Gemeinschaft, die sozialpolitische Führung desselben. In dieser Form, der einzigen jetzt möglichen und wünschenswerthen, kann dieser Besitz wieder in die Lage kommen, seine naturgemäße sozial­politische Aufgabe zum allgemeinen Nutzen und zur Legitimation über sein soziales Existenzrecht zu erfüllen; ein glänzender Beweis für die große Reproduktionskraft aller einigermaßen gesunden Gesellschaftsgebilde."

Dem Phrasenbrei entkleidet, heißt das auf gutes proletarisches Deutsch: Die bürgerliche Gleichheit", auf welche ,, Errungenschaft" unsere Libe­ralen so stolz sind, hat sich längst als eitel Blendwerk entpuppt, die Feudalherrschaft ist zwar dem Namen nach abgeschafft, der Sache nach aber besteht sie lustig fort, gestützt auf den ökonomischen Druck, den die Großgrundbesitzer auszuüben im Stande sind, mit dem sie sich das, freigewährte Vertrauen" ebensogut erzwingen können, wie der Fabrikbaron das freigewährte Vertrauen" seiner Arbeiter und mittel­bar seiner ,, Mitbürger", oder erschwindeln wie der schutzzöllnerische Großfabrikant von dem vor dem sicheren Ruin stehenden Kleingewerb treibenden.

Das ist die große Reproduktionskraft dieser einigermaßen gesunden Gesellschaftsgebilde".

Aber die Herren triumphiren doch zu frühe. So wenig wie die Kleingewerbtreibenden sind die Kleinbauern auf die Dauer zu täuschen, auch ihnen wird schließlich vor der großen Reproduktionskraft" entsetzlich bange werden, wer von ihnen nicht schon dem allgemeinen Nutzen dieses Besitzes" zum Opfer gefallen ist, wird sich nach einer anderen Stütze umsehen und erkennen, daß ihm Niemand helfen kann, als er selbst, indem er der großen Reproduktionskraft" ein für allemal ein Ende macht.

Ihn auf diesen Gedanken zu bringen, soll unsere Sorge sein. Darum: Bauernflugblätter her!

Die anständige Presse" hat wieder etwas zu heulmeiern. Der Versuch, die Statue der Kanaille Thiers in die Luft zu sprengen, gibt ihr Veranlassung über Vandalismus, Banausenthum 2c. zu faseln, während es in Wahrheit nur die Wuth ist, daß man ihrem Thiers, dem klugen, dem uneigennützigen, dem patriotischen Thiers solche Schmach anthut. Die Gesinnung, welche dem Attentat" zu Grunde liegt, ist es, die sie verurtheilt, der verletzte Kunstsinn" dient ihr nur als Deck­

mantel.

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Uebrigens können wir uns für die Zerstörung des Denkmals nicht gerade sehr begeistern. Gerade weil es eine Schmach für jeden Freiheits­kämpfer ist, daß eine so blutgierige Hyäne noch als großer Bürger" verehrt werden kann, sollte man es so lange stehen lassen, als die Gesell­schaft, deren Vertreter, deren Typus er war, besteht. Es sollte ein be= ständiger Mahner sein, im Kampfe für die Sache, gegen welche der Mörder der Kommune sein Lebenlang intriguirte, nicht abzulassen, ernsthaft für die Beseitigung Alles dessen, was der Kommuneschlächter für heilig erklärte, zu arbeiten, nicht aber zu ganz sinn und zwecklofen Demonstrationen dienen, welche die Partei, von der sie angeblich aus­gehen, nur lächerlich machen.

Das Verbot des Börsenkourier in   Berlin ist von der Beschwerdekommission zurückgenommen worden. Das Sozialisten­gesetz wird also für die kommenden Wahlen nicht auf die Fortschrittler und Sonstigen zahmen Oppositionsparteien angewandt. Dieser Entscheid läuft auf eine Niederlage Bismarcks hinaus, die nicht unterschätzt werden darf. Die Diktatur unseres   Gambetta hat offenbar ihre Grenze gefunden, freilich noch nicht ihr Ende.

Das Schicksal des Unfallgesetzes hat nur in sozialistischen Kreisen be­friedigt. Klassischer und schlagender konnte die völlige Unfähigkeit der herrschenden Faktoren zu positiven Maßregeln" auf sozialpolitischem Gebiet nicht demonstrirt werden.

Die Flucht Fritzsche's hat in den Parteikreisen, namentlich im vierten Wahlbezirk große Entrüstung erregt. Die Flinte wird darum aber nicht ins Korn geworfen. Wir sind nach wie vor auf dem Posten. Also schreibt man uns aus   Berlin.

Abscheulich ist es, wie man die guten Fortschrittler ver­läumdet". Selbst hochgestellte Männer geniren sich nicht", klagte   Virchow

Interessen selbständig zu vertreten. Russisches Geld, eng­lisches Geld, der bonapartistische Adler, die Lilie, Amulete aller Art müssen dieß sonderbare Ereigniß ihrem Verstande ver­mitteln. Beide Theile der Versammlung aber fühlen, daß eine un­ermeßliche Kluft sie von dem Volk trennt. Keine wagt, sich für das Bolf zu erheben.

Sobald der Stupor vorüber ist, bricht die Raserei aus, und mit Recht zischt die Majorität jene elenden Utopisten und Heuchler aus, die den Anachronismus begehen, noch die Phrase   Fraternité, Brüderlichkeit, im Munde zu führen. Es handelt sich ja eben um die Abschaffung dieser Phrase und der Fllusionen, die ihr vieldeutiger Schooß verbirgt. Als Larochejaquelin, der Legitimist, der ritterliche Schwärmer, gegen die Infamie eiferte, mit der man Vae victis! Wehe den Besiegten! ausruft, geräth die Majorität der Versammlung in Veitstänze, als wäre sie von der Tarantel gestochen. Sie schreit Wehe! über die Arbeiter, um zu verbergen, daß Niemand anders der Besiegte" ist, als sie selbst. Entweder sie muß jetzt untergehen oder die   Republik. Und darum heult fie trampshaft: Es lebe die   Republik!

Der tiefe Abgrund, der sich vor uns eröffnet hat, darf er die Demo­traten irren, darf er uns wähnen lassen, die Kämpfe um die Staatsform feien inhaltslos, illusorisch, null?

Nur schwache, feige Gemüther können die Frage aufwerfen. Die Kolli­fionen, welche aus den Bedingungen der bürgerlichen Gesellschaft selbst hervorgehen, sie müssen durchkämpft, sie können nicht wegphantisirt werden. Die beste Staatsform ist die, worin die gesellschaftlichen Gegensätze nicht verwischt, nicht gewaltsam, also nur künstlich, also nur scheinbar, gefesselt werden. Die beste Staatsform ist die, wo sie zu freiem Kampf und da­mit zur Lösung tommen.

Man wird uns fragen, ob wir keine Thräne, keinen Seufzer, kein Wort für die Opfer haben, welche von der Wuth des Volkes fielen, für die Nationalgarde, die Mobilgarde, die republikanische Garde, die Linie? Der Staat wird ihre Wittwen und Waisen pflegen, Dekrete werden sie verherrlichen, feierliche Leichenzüge werden ihre Reste zur Erde be­statten, die europäische Reaktion wird ihnen huldigen vom Osten bis zum Westen.

Aber die Plebejer, vom Hunger zerrissen, von der Presse geschmäht, von den Aerzten verlassen, von den Honetten Diebe gescholten, Brand­stifter, Galeerensklaven, ihre Weiber und Kinder in noch grenzenloseres ihnen die Elend gestürzt, ihre besten Lebenden über die See deportirt Lorbeeren um die finstere Seirn zu winden, das ist das Vorrecht, das ist das Recht der demokratischen Presse.

auf ihrem Gründungsfeste, uns die allerschlimmsten Dinge nachzusagen." Sittlich entrüstetes ,, Pfui!" registrirt dazu der Berichterstatter der ,, Volks­zeitung". Und worin bestehen diese allerschlimmsten Dinge"? In dem fürchterlichen Vorwurf, die Herren seien Republikaner, nein, der Vorwurf ist noch gräßlicher, die Herren seien Republikane r, ohne es selbst zu wissen.

Denn so hat sich der Fürst Hohenlohe ausgedrückt.

Und anstatt diese harmlose Erklärung an- oder wenigstens ruhig hinzunehmen, winselt die Kastratengesellschaft, daß es einen Hund er­barmen oder daß ein Hund sie darum beneiden möchte. Und der Professor Günther aus   Nürnberg schloß mit einem Hoch auf das ver­faffungsmäßige Kaiserthum der   Hohenzollern."

So bedanken sich die Herren für die Fußtritte, welche dieses ,, verfas­sungsmäßige Kaiserthum" ihnen durch seine Hofprediger und Konsorten appliziren läßt.

Nein, sie sind wirklich keine   Republikaner, sie sind Knechtsseelen, wie sie nur in   Deutschland gedeihen.

Einen bösen Streich hat uns in der vorigen Nummer der Druckfehlerteufel gespielt. Er läßt uns nämlich sagen, daß Oesterreich allein Grund habe, im Orient keine geordneten Verhältnisse aufkom­men zu lassen, während es heißen sollte: allen Grund. Desterreich allein, das hieße doch zu gut von   Rußland und   Deutschland denken. Wenn das die Daily News" sagen, so hätte das einen Sinn, denn die engli­schen Liberalen sind bekanntlich schlecht auf Desterreich zu sprechen und schwärmen für   Rußland; wir haben aber keinen Grund, auf ihren Leim zu gehen. Es ist so gut wie sicher, daß   Rußland bei dem bulgarischen Staatsstreich ganz gewaltig mogelt.

Echt russisch sind zum Beispiel die erlogenen Berichte über die be­geisterte" Aufnahme des Battenbergers. So unverschämt lügen können nur die Russen, die Desterreicher sind zwar nicht zu schlecht, wohl aber zu dumm dazu. Die   Bulgaren betrachten allgemein den ,, Jardelieutenant" als ein nothwendiges Uebel, da ste merken, daß   Europa" ihnen die  Republik doch nicht gönnt, und möchten sich gerne im Frieden mit ihm auseinandersetzen, von Begeisterung steht aber nichts darin. Die existirt blos in der Redaktion der offiziösen Voix de Bulgarie"( Stimme Bul­  gariens), die in französischer Sprache das Ausland anlügt, die bulgarischen Zeitungen bringen ganz andere Berichte.

Aus   Belgien. Folgender allerliebster Dialog entspann sich, wie die Voix de l'ouvrier"( Arbeiterstimme) aus dem offiziellen Be­richt entnimmt, jüngst im belgischen Senat gelegentlich der Berathung des Budgets der öffentlichen Arbeiten. Ein Herr Balisaur sprach von der Landkrisis und rieth den kleinen Grundbesitzern, ihre Kapitalien zusammenzulegen und Großwirthschaft zu treiben. Ein Herr Lammens ruft ihm zu: Unsere Bauern ziehen ihre Unabhängigkeit vor!" Balisaur: Wenn sich die Unabhängigkeit auch in das Zivilrecht ein­mischt, so kommen wir schließlich gar nicht aus.

Lammens: Wir würden aus unseren Bauern einfache Arbeiter machen.( Schrecklich! Red. d. Sozialdem.")

Balisaur: Aber unter den heutigen Verhältnissen arbeiten unsere Bauern, die unsere volle Fürsorge verdienen, mehr als ihre Pferde und sind vielleicht(!) weniger gut genährt als diese.

Herr von Vraden: Sie sind anspruchslos und ziehen ihre Lage der vor, die Sie ihnen bereiten wollen.

Herr Balisaur: Man muß schon anspruchslos ſein, wenn man nicht die Mittel hat, anders zu sein."

" Sehr gut"", jetzt die Voix de l'ouvrier" hinzu, was sie sagten, ist wahr, Herr Balisaur und gar nicht übel für einen Senator". Stimmt! Was sollen aber die Bauern thun, die keine oder nicht hin­reichende Kapitalien besitzen? Und was die besitzlosen Landarbeiter? Wir fürchten, Herr Balisaur wird die Antwort darauf schuldig bleiben.

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In   Holland haben am 14. Juni die Wahlen zur zweiten Kammer stattgefunden. Infolge des enormen Zensus derselbe ist in einigen Wahlreisen so hoch, daß nur positiv reiche Leute wahlberechtigt sind haben unsere Genossen an der Wahl nicht selbst theilgenommen, dagegen hat am 12. Juni eine sehr gut besuchte Volksversammlung in   Amsterdam, die von dem sozialdemokratischen Verein und dem Verein für allgemeines Wahl- und Stimmrecht, sowie von zehn Fachvereinen ein­berufen worden war, einen energischen Protest gegen das bestehende Wahlverfahren, welches sieben Achtel aller erwachsenen Bürger Hol­  lands rechtlos macht, einstimmig angenommen und denselben der Kam­mer übersandt.

Oesterreich. Aus Steyer schreibt man uns: Bei den Ver­haftungen in   Salzburg ging es folgendermaßen zu. Zunächst wurde ein gewisser Müller verhaftet, der sich sehr ungeschickt benahm. Der Staats­anwalt versprach ihm, wenn er Alles sage, was er wisse, so werde er sofort freikommen, worauf Miller Alles gestand, was man von ihm haben wollte. Ja, er sagte unter Anderem: Wartet, Ihr Kerle, ihr habt mich in die Patsche gebracht und läßt mich hier sitzen, ihr sollt auch hinein! Sein Schwazen half ihm übrigens nichts, er hat noch mehrere Tage brummen müssen.

Zu den Opfern dieses sauberen Miller gehört auch der Bruder unseres wackeren Genossen Schnaubelt, Eduard Schnaubelt, der sich niemals aktiv an unserer Bewegung betheiligt hatte. Derselbe wurde sofort, nach­dem er von der Waffenübung zurückkehrte, aus seiner Stellung als Werkmeister bei der k. k. Westbahn entlassen.

Der hiesige Allgemeine Arbeiterverein" ist von der Behörde geschlossen worden, unser Sautreiber(?), genannt Sekretär, kann keinen sozial­wissenschaftlichen Verein vertragen.

Bei einem kranken Genossen wurde nach dem Flugblatt ,, An die Ar­beiter Desterreichs" gesucht; da man dasselbe nicht fand, so nahmen die Sp- ürnasen sonst mit, was sie vorfanden und schleppten Alles- 11. A. Kronawetters Rede nach   Salzburg, da der Bruder des Betreffenden

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in   Salzburg inhaftirt ist.

Aus   Spanien. In   Barcelona hat der Bauarbeiterverband anf einem Kongreß beschloffen, eine Agitation für den achtstündigen Normalsarbeitstag zu entfalten. Bravo!

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Anarchistisches Jdeal. So wirden z. B. die Handelskam­mern, die aus den freien Wahlen der Handelsleute hervorgingen, die Handelsinteressen vertreten, und diese Kammern würden administrative und gerichtliche Befugniß für die Gesammtheit ausüben!"

Also zu lesen in einem Individualismus" überschriebenen Artikel des Londoner sozialrevolutionären" Moniteurs.

Ein schöner Sozialismus das, der die Handelsleute vereinigt, ja noch mehr, ihnen besondere Interessen zuweist und ihre Organisation zur Wahrung dieser besonderen Interessen als höchste Weisheit anpreist! Und das ist nicht zufällig, das ist Absicht, ja der ultraanarchistische Ver­fasser, der in Krämpfe verfällt, wenn er das Wort Bürger" vernimmt, denn wir wollen Einzelne, wir wollen Menschen, wir wollen unbe­schränkt frei sein" ist ganz begeistert, wenn er von Interessen" und " Interessenten" sprechen kann.

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Interessengruppen und Interessenkämpfe, denn letztere sind die noth­wendige Folge der ersteren wozu dienten auch sonst gerichtliche Be­fugnisse"? nicht als nothwendiges Uebel, als Uebergangsstadium gedacht, nein, als ganz besondere Schönheit der allgemeinenen Anarchie, welchen Proletarier lockt es nicht, dafür sein Herzblut zu vergießen? Aber es kommt noch schöner.

,, Die Menschheit würde auf diese Weise durch ihre höhere Bildung wieder zu den Vorzeiten(!) der kleinen griechischen Staaten zurück­fehren.

Das ist allerdings klassisch!

Im Zeitalter des Dampfes und der Elektriziät die griechische Klein­staaterei als Kulturideal! Heiliger Knack, dreh' dich im Grabe um, du bist übertroffen!

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Warum wir von solchem Zeug Kenntniß nehmen? Wir wollten den Genossen wieder einmal zeigen, wohin es führt, wenn Leute sich abquälen, das Ultra des Radikalismus auszutüfteln, um von der Höhe der ,, abso­luten Freiheit" herab Alles reaktionär finden zu können.

Die absolute Freiheit ist ein Unding, sie existirt nicht und wird nie existiren, dafür ist sie eben, absolut".

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Achtung. Auf Grund von zuverlässigen Nachrichten, die uns aus   Deutschland zugehen, müssen wir unsere Ueberzeugung dahin aus­sprechen, daß ein großer Theil der Verhaftungen, welche in letzter Zeit vorgenommen worden sind, bei genügender Vorsicht der Genossen sehr gut hätten vermieden werden können. Vor der leidigen Sitte, Briefe aufzuheben, können wir nicht genug warnen. Die   deutsche Polizei ist zwar gerade so jämmerlich organisirt, wie für das viele Geld, das sie foftet, nur irgend möglich ist, aber wenn die Genossen darauf bestehen, jeden Brief mit archivarischer Gewissenhaftigkeit aufzuheben, dann muß sogar die   deutsche Polizei bei ihrem System der Haussuchungen ins Blaue hinein dann und wann etwas finden, was Wasser auf ihrer Mühle ist. Der harmloseste Brief kann Vorwand und Anlaß zu zahlreichen Verhaf­tungen werden; man erinnere sich nur des bekannten Wortes: Gebt mir zwei Zeilen von irgend Jemand, und ich bringe ihn an den Galgen." Die gewünschten zwei Zeilen" brauchen wir aber der   deutschen Polizei nicht zu liefern. Wozu ihr das Geschäft erleichtern?

Also, mehr Vorsicht bei der Aufbewahrung von Briefen! Jeder die Partei betreffende Brief werde sofort nach Kenntnißnahme des In­haltes zerstört.

Und außerdem darf kein Parteigenosse vergessen, daß die Briefe auf der deutschen Post zwar so heilig sind, wie die Bibel auf dem Altar, daß die Bibel aber auf den Altar kommt, um geöffnet zu werden. Was mündlich abgemacht werden kann, werde mündlich ab­gemacht!

Die schweizer ische Sozialdemokratie hat einen braven Mitkämpfer ver­loren. Am 21. Juni starb nach langen durch Noth und Ueberanstrengung hervorgerufenen Leiden, Genosse Albert Morf in einem Alter, wo bei den Glückskindern dieser Erde das sogenannte beste Mannesalter" erst beginnt. Morf war ein unermüdlicher Streiter im Kampfe für die Befreiung des Proletariats. Ehre seinem Andenken.

Korrespondenzen.  

Köln. Aus dem Umstande, daß wir von hier so wenig hören lassen dürfen die Genossen nicht annehmen, daß wir hier ein idyllisches Leben führen. Im Gegentheil die Niederträchtigkeiten und Gemeinheiten der hiesigen Bolizei lassen nichts zu wünschen übrig. Hier einige Beispiele: Seit in   Hamburg der Belagerungszustand erklärt ist, sind einige der dortigen Ausgewiesenen hier, darunter der Schuhmacher Szimmath. Derselbe mußte sich persönlich der Polizei und dem ehrenwerthen Ober­bürgermeister vorstellen, wo man ihn mit Drohungen, resp. väterlichen" Zurechtweisungen u. s. w. regalirte. Szimmath betreibt nun hier am Blaze seine Schuhmacherei und wird dabei von der Polizei in abscheu­licher Weise belästigt; er mag wohnen, wo er will, die Nachbarschaft wird aufgesucht, ebenso seine Kundschaft, um ihn geschäftlich total zu ruiniren. Die Polizei will uns mit aller Gewalt zeigen, was sie vermag. So wurde vor längerer Zeit gegen Szimmath ein Prozeß anhängig gemacht, nach welchem derselbe die Polizeischufte beleidigt haben sollte; obwohl die ganze Geschichte erfunden und erlogen war, so wurden ihm doch sechs Wochen zudiktirt. Szimmath hat Berufung eingelegt; die Sache kommt nun am 18. Juni nochmals zur Verhandlung, wahrscheinlich wieder bei verschlossenen Thüren.

Die meisten Polizeistückchen liefert der frühere Polizeiwachtmeister, jetzt Kommissar, Lumpazius Frenzel, eine heuchlerische Seele schlimmster Sorte, der schon in dem Prozeß des Wirthes Stephan wegen betrügeri­schen Bankerotts eine sehr ehrenwerthe Rolle spielte, da festgestellt wurde, daß er von Stephan das Bier gratis geliefert erhalten habe u. s. w., und der Präsident ihm dafür eine zurechtweisung vor Gericht zu Theil wer­den ließ. Andere Mächte der Ordnung sizzen wegen Erpressung, Betrugs u. s. w. im Gefängniß, d. h. nur Diejenigen, die ertappt worden sind, die anderen treiben das Geschäft ruhig weiter, und diese nette Gesellschaft sollen die Wächter der Ordnung sein! Wie wird einem ordentlichen Menschen dabei zu Muthe!

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Elberfeld. Auch hier fehlt es sicherlich nicht an Polizeichikanen, davon können Verschiedene erzählen. Die hiesige Umgegend wird seit Monaten schon Sonntags bewacht, um geheime Versammlungen zu ent­decken, natürlich stets ohne Erfolg. Die Hochlöbliche gibt sich alle erdenk liche Mühe, um etwas herauszufinden, es will ihr aber partout nicht glücken, trotzdem alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. So werden alle Wirthe, welche im Geruche der Sozialdemokratie stehen, von der heiligen Hermandad chikanirt; sobald es nur heißt, dort geht der oder der aus und ein, sofort findet sich die wohllöbliche Polizei ein, setzt sich stundenlang in das Lokal hin und beobachtet, wer dort verkehrt. Ob da durch der Inhaber der Wirthschaft Schaden leidet, darnach wird nicht gefragt, vielmehr das Nützliche mit dem Angenehmen verbunden und dem Mißliebigen die Existenz zu rauben gesucht. Dagegen bleiben Wirths­häuser, denen gegenüber ein wachsames Auge nothwendig wäre, ganz un­behelligt, da in den meisten Fällen die Polizei mit den Besitzern unter einer Decke steckt.

Mit voller Wahrheit kann ich sagen: nirgendwo habe ich die Polizei so nieder trächtig gefunden als hier, das Gesindel sucht mit aller Gewalt zu provoziren. Wanderratte. Barmen-  

Elberfeld. Wie allerwärts, so nimmt auch hier die Armuth immer größere Ausdehnung an. Leute im kräftigsten Alter sind hier zu Tausenden arbeitslos, während die Stadtverordneten( meistens Fortschrittler) Tausende von Mark als Geschenk dem Preußen- Prinzen ver­ehren, muß das Volk hungern. Immer neue Ausgaben werden bewilligt, aber nichts für das Volk. So müssen hier die Leute in dem neu an­gelegten zoologischen Garten für einen Hungerlohn arbeiten, ebenso wie in dem Verschönerungsve rein, und dann machen die Herren Aktionäre sich noch groß und stellen sich als mildthätig hin, das Schlotjunkerthum! Des Abends blähen sie sich in großartigen Gesellschaften, und Tagsüber muß der Arbeiter für diese Bande, welche ihn in ordinärster Weise zwiebelt, bis auf das Blut sich schinden. Ueberall sind Lohnabzüge an der Tagesordnung.

Künftigen Monat soll hier das Kriegerdenkmal mit großem Pomp eingeweiht werden, zu solchen Zwecken kann man Geld hergeben und be­willigen, aber dem Arbeiter das Nöthige zum Leben gönnen, das können die Herren Heuchler und Mordspatrioten nicht.

Darum haltet fest zusammen, Genossen, organisirt Euch, seid stets auf Eurem Posten, und wenn die Getreuen es mit der Sache ehrlich meinen, so läßt sich noch bedeutend mehr thun, wie bisher, besonders was die Verbreitung des Organs betrifft. Zeigt nicht durch Worte nur, daß Ihr es mit der Sache treu meint, ein gutes Beispiel ist mehr werth als zwanzig schöne Reden. Kritik der Genossen mit Selbstkritik verbunden, sei unsere Parole, aber fort mit dem Kultus!

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Mainz, 13. Juni. Die Genossen allerwärts werden bereits durch die verschiedensten Zeitungen von den jüngsten Polizeiheldenthaten Kunde haben. Eine aus Anlaß der Anwesenheit Bebel's von mehreren Ge­noffen projektirte Wasserpartie nach einer in der Nähe von   Mainz mitten im   Rheine gelegenen Insel( Aue) gab der Polizei und der Staatsbehörde eine sehr willkommene Gelegenheit, zu verbieten, Haussuchungen zu halte.. und Untersuchung wegen unerlaubter Versammlung einzuleiten. Verbote..