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Verlag
Kasinoftraße 3.
Doppelporto.
N: 29.
Donnerstag, 14. Juli.
9 Avis au die Korrespondenten und Abonnenten des„ Sozialdemokrat".
Da der Sozialdemokrat" sowohl in Deutschland als auch in Oesterreich verboten ist, bezw. verfolgt wird, und die dortigen Behörden sich alle Mühe geben, unsere Verbindungen nach jenen Ländern möglichst zu erschweren, resp. Briefe von dort an uns und unsere Zeitungs- und sonstigen Sendungen nach dort abzufangen, so ist die äußerste Vorsicht im Postverkehr nothwendig und darf teine Vorsichtsmaßregel versäumt werden, die Briefmarder über den wahren Absender und Empfänger, sowie den Inhalt der Sendungen zu täuschen, und lettere dadurch zu schützen. Haupterfordernig ist hiezu einerseits, daß unsere Freunde so selten
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Zuferate
Die dreigespaltene Petitzeile 25 Gts. 20 Pfs.
1881.
als möglich an den Sozialdemokrat", resp. dessen Verlag selbst adressiren, sondern sich möglichst an irgend eine unverdächtige Adresse außerhalb Deutschlands und Oesterreichs wenden, welche sich dann mit uns in Verbindung fett; anderseits aber, daß auch uns möglichst unverfängliche Zustellungsadressen mitgetheilt werden. In zweifelhaften Fällen empfiehlt sich behufs größerer Sicherheit Rekommandirung. Soviel an uns liegt, werden wir gewiß weder Mühe noch kosten scheuen, um trok aller ent gegenstehenden Schwierigkeiten den Sozialdemokrat" unsern Abonnenten möglichst regelmäßig zu liefern.
TR
Die Antwort auf die Verhängung des kleinen Belagerungszustandes über Leipzig und Umgebung hat nicht auf sich warten laffen: Im Leipziger Landkreise wurde Genoffe Bebel in den fächsischen Landtag gewählt!
A la Bastille!
Am 14. Juli feiert das französische Volk sein Nationalfest: den Jahrestag der Erstürmung der Bastille.
Wahrlich, dieser Tag ist werth, vom Volke gefeiert zu werden. Wohl erntete nicht das Bolt, das arbeitende, die Früchte seines Sieges ein, wohl war es die Bourgeoisie, die Ausbeuterklasse, die im Jahre 1789 zur Herrschaft gelangte, wohl feiert deshalb gerade die französische Bourgeoiste diesen Tag, aber trotzdem war und ist der 14. Juli ein Tag des Volkes.
Denn es war das Volt, welches an jenem Tag tämpfte und siegte; es waren die Männer der Arbeit, die den Tod nicht achtend hinauszogen und das fürchterliche Gebäude, die 3 wingburg des Geistes, erstürmten.
,, Am 13. Juli, schreibt der Historifer Michelet , dachte Paris nur daran, sich zu vertheidigen. Am 14. griff es an.
,, Am Abend des 13. gab es noch Zweifel, am 14. waren sie geschwunden. Ein fürchterlicher Ernst herrschte am Morgen
des 14. Juli.
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Mit der Sonne des jungen Tages verbreitete sich ein Gedanke über Paris und Alle erschauten dasselbe Licht. Ein Licht erleuchtete alle Geister und in jedem Herzen sprach die gleiche Stimme:„ Auf, und du wirst die Bastille nehmen!"
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" Das war unmöglich, unsinnig, widersprach dem nüchternen Verstande... Und trotzdem glaubten es Alle. Und es geschah. Die Bastille war zwar eine alte Festung, aber sie war nicht weniger uneinnehmbar; zum Mindesten bedurfte es mehrerer Tage und sehr vieler Artillerie. Das Volt hatte in dieser Krisis weder die Zeit noch die Mittel, eine regelrechte Belagerung vorzunehmen. „ Der Angriff auf die Bastille war keineswegs ein Werk der Ueberlegung, er war ein Akt der Eingebung.
,, Niemand schlug vor, aber Alle glaubten und Alle handelten. Die Straßen, die Ufer, die Brücken, die Boulevards entlang rief die Menge der Menge entgegen: A la Bastille! A la Bastille! zur Bastille ! Und als die Sturmglocke geläutet wurde, schien es Allen, als rief fie ihnen zu:" A la Bastille!" Soweit Michelet .
Und das Volk strömte in Massen hinaus und nahm die Bastille! Mit seinem Herzblute erkämpfte es den Opfern der Tyrannei die Freiheit, obwohl dieselben nicht ihm angehörten. Das Volk, diese„ rohe und verkommene" Maffe, zeigte sich noch stets hochherzig, wo es aus eigenem Antriebe handelte, das Volk ist stets mit den Unterdrückten gegen die Unterdrücker.
Das Volk nahm die Bastille.
Und diese kleine Kriegsthat, so gestand der Bourgeoishistoriker Henri Martin im französischen Senat, diese kleine Kriegsthat vernichtete dadurch, daß sie die Stärke des Volkes zu Tage treten ließ, alle gegen die Nationalversammlung geschmiedeten Pläne; diese kleine Kriegsthat rettete die Zukunft Frankreichs , fie verbürgte der Versammlung ihre Existenz und ihre fruchtbringende Macht"-
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Die französische Bourgeoisie hat, wie man sieht, allen Grund, die Erstürmung der Bastille zu feiern. Diefelbe wurde erstürmt, damit sie zur Herrschaft kam. Sei's drum, die Zeit des Proletariats war damals noch nicht gekommen. Aber wenn das Proletariat heute den 14. Juli mitfeiert, dann gedenkt es nicht nur der Bastille, die seine Väter stürmten, sondern der Bastillen, die es selbst noch zu rehmen hat, es schöpft aus seiner Geschichte Muth und Begeisterung zum weiteren Kampfe, zum Kampfe für seine Befreiung, für die endgültige Befreiung der gesammten Menschheit. Der 14. Juli ist deshalb ein wahres Volksfest in Frankreich .
Warum dürfen wir Deutsche nicht theilnehmen an dem Feste unserer französischen Brüder, warum müssen wir beschämt seitab stehen, wenn sie sich freuen, wenigstens einen ihrer Feinde vernichtet zu haben, wenn sie ausrufen: Die Bastille von 1789 ist gefallen, Nieder mit den Bastillen, die noch stehen!
Ach, wir haben noch nicht eine der Bastillen erstürmt. Frecher als je erheben die Feinde des Volkes in Deutschland das Haupt, das Recht, des Volkes wird täglich mit Füßen getreten, seine Vorkämpfer werden verfolgt, brutal eingeferkert, und wen man von denen, die sich offen zur Sache des Volkes bekennen, nicht in die zahllosen Bastillen Deutschlands einsperren kann, der wird gehetzt wie ein Aussäßiger von Ort zu Ort, er wird geachtet, der Bastille der Noth, des Hungers und des Elends überliefert. Das Bolt ist eine Kanaille, so heißt es noch immer in Deutschland , und der Sprößling des Mannes, der sich rühmen darf, die Schicksale des deutschen Volkes zu bestimmen, in dessen Laune es liegt, Deutschland in einen endlosen Krieg zu
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verwickeln, der Sohn dieses Maunes durfte sich erfrechen, die Kämpfer des arbeitenden Volkes öffentlich mit Hunden zu vergieichen!
Wahrlich, man möchte mit dem Dichter ausrufen:
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, Wollt Ihr es denn noch nicht faffen,
Wie man schändlich mit Euch spielt? Habt Ihr noch kein Herz zum Hassen, Keine Faust, die richtig zielt?
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Ja! erst müssen wohl als Feige Alle Männer sein bekannt, Eh man sich so teď bezeige" Doch nein, wir wollen Euch nicht Unrecht thun, deutsche Arbeiter. Ihr habt die Schmach tief empfunden, die man Euch angethan, knirschend und mit Ingrimm erduldet Ihr die Verfolgungen, denen man Euch unterwirft, und wenn Ihr auch heute noch nicht den Tag für gekommen haltet, Eure Ketten zu brechen, so habt Ihr doch durch zahllose Manifestationen be wiesen, daß Ihr Euch nicht beugt vor der Willkür, daß Ihr der Gewalt nicht nachgebt, daß Ihr fest und treu zur Fahne steht, der Ihr Euch geweiht.
Nein, Ihr seid nicht feige, und diejenigen, die Euch heut verspotten, werden es einst bitter zu bereuen haben. Wie Ihr
heute ein glänzendes Beispiel der Ausdauer, der Festigkeit bietet in dem zähen, aufreibenden Kampfe, den Ihr jetzt noch führt, so werdet Ihr es an Muth nicht fehlen lassen, wenn es dereinst gilt, dem Feinde Mann gegen Mann, Brust gegen Brust gegenüberzustehen, Leben gegen Leben einzusetzen.
Denn Ihr wißt, und die Worte des französischen Senators bestätigen es Euch, daß wenn eine neue Idee auch noch so weit verbreitet ist, daß wenn ihre Vertreter auch noch so zahlreich in die öffentlichen Körperschaften eingehrungen sind, die bisherigen Machthaber doch nicht eher vom Blaze weichen, nicht eher auf ihre Herrschaft verzichten, als bis ihnen durch die That gezeigt worden ist, daß das Volk entschlossen ist, Blut und Leben für die Revolution einzusetzen. Erst die Erstürmung der Bastille gab der Nationalversammlung die nöthige Festigkeit gegenüber den alten Gewalten.
Und in der Revolution von 1789 handelte es sich nur darum, der thatsächlichen Bedeutung, welche die Bourgeoisie bereits gewonnen, auch in den Geſetzen, in der Verfassung Ausdruck zu geben, die proletarische Revolution des 19. Jahrhunderts aber, die Umwälzung der gesammten Eigenthums- und Erwerbsverhältnisse, sie wird voraussichtlich in noch weit höherem Maße die Feuertaufe zu bestehen haben.
Das wißt Ihr, und trotzdem steht Ihr unerschrocken zur Das Fahne, furchtlos den kommenden Dingen entgegensehend. deutsche Volt hat nicht die revolutionären Traditionen anderer Völker, es hat sich bis jetzt fast ausschließlich im Auftrage und zu Gunsten seiner Fürsten geschlagen, sein Kriegsruhm ist der Ruhm seiner Unterbrücker, es muz seitab stehen, wenn die andern Völker die großen Daten ihrer Erhebung feiern. Aber wer mit Euch, deutsche Arbeiter, zusammenwirkte, wer die neue Generation unter Euch heranwachsen gesehen, wer gesehen, wie Ihr Freiheit, Heimath und Existenz muthig aufopfert im Kampf für die soziale Befreiung des Proletariats, der ist trotzdem stolz darauf, Euer Kampfgenosse zu sin. Unsere Blicke sind nicht zurückgerichtet, nur vorwärts, immer vorwärts strebt unser Sinn, keine glorreichen Erinnerungen haten uns befangen, wir wissen, daß wir uns die allgemeine Agtung erst zu erringen haben. Darum wollen wir nicht rasten ind nicht ruhen, nicht ablassen im Wühlen und Untergraben, bie auch bei uns die Sturmglocke ertönt, bis auch bei uns die Menge der Menge entgegenruft:
A la Bastille!
Nieder mit den Zwingburgen es freien Gedankens! Nieder mit der Bastille des Rapitals! Deutschland , im Gefängniß.
Vitellius.
Briefe eines Actundvierzigers.
Ueber die Leipziger Infamie wird man Ihnen bereits vom Kriegsschauplatz selbst geschrieben haben. Vn hier aus nur so viel: Die säch sische Regierung erntet für ihre feige iebedienerei den verdienten Lohn. Während die gesammte liberale und oppsitionelle Presse die Proklamirung des Belagerungszustands scharf verurth it, wird die Maßregel von unserer gouvernementalen Presse nur sehr lau oder gar nicht vertheidigt. Bismard hat seine Freude daran, daß di sächsische Regierung, welche sich ihm gegenüber so oft auf die Hinterbae gesetzt hatte, das Odium( das Gehässige) dieser bodenlosen Niedertrchtigkeit, für die es keine Entschuldigung gibt, auf sich genommen nd dadurch dem Werk der Verpreußung Sachsens so erfolgreich Vorhub geleistet hat.
Die Demission des Leipziger Polizeidektors Rider, eines selbständigen, dem borussischen Treiben abgeneigten leamten läßt diese politische Seite der Angelegenheit recht deutlich herortreten. Der anti- bismarckische Rüder wird durch einen Bismärder rnsten Wassers ersetzt und Leipzig von Preußen polizeilich annektirt ur zu einer Filiale des Berliner Polizeipräsidiums degradirt werden, wozu der Anfang bereits gemacht worden ist.
Die Herren in Dresden dürften bald einsehen, daß sie nicht blos einen Schurkenstreich, sondern auch einen Esels streich verübt haben. Was die Wirkungen des Leipziger Kleinen" anbetrifft, so kann ich Ihnen authentisch mittheilen, daß die Organisation der Partei von der brutalen stupiden Maßregel absolut nicht berührt worden i st. Sie dürfte höchstens zu einer weiteren Festigung der Organi sation und zu einer intensiveren und extremeren 3u nahme der Agitation führen.
Für den nöthigen Haß und 3orn sorgen die Behörden in ganz Deutschland . Die Verfolgungen werden von Tag zu Tag gesteigert, und in gleichem Maaß mit den Verfolgungen wächst selbstverständlich die revolutionäre Gesinnung und Leidenschaft.
Borzügliche Dienste thut nach wie vor die Hundesperre". Daß Bismard junior in so drastischer Weise die Arbeiterfreundlichkeit des Bismarck senior illustrirte, und dem„ Anwalt des kleinen Mannes" so rücksichtslos die Heuchlermaske vom Antlitz gerissen hat, kann dem biederen„ Bill", dem schrecklichsten der Schreckenskinder( enfants terribles) wahrhaftig nicht hoch genug angerechnet werden. Der Arbeiter, der nach diesem genialen Wort des nicht weit vom Stamm gefallenen Früchtchens bei den bevorstehenden Reichstagswahlen für Bismarck " stimmt, stellt sich selbst unter die Hunde und hat die Bismarck'sche„ Hundesperre" verdient.
Die Fortschrittspartei merkt, daß ihr der Boden in Berlin warm wird. Das Versammlungsrecht hängt für sie nur noch an einem Faden. Ohne obligate Prügelei mit dem Antisemitengesindel, welches hier dieselbe Rolle spielt, wie weiland unter dem letzten Bonaparte die Dezemberbande( Société du Dix Decembre) schuftigen Angedenkens, wird keine Versammlung mehr abgehalten, und nächstens dürfte wohl im Interesse der öffentlichen Ruhe und Ordnung, das Abhalten von Volksversamm lungen polizeilich ganz untersagt werden für die Dauer der Wahlkampagne.
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Die Fortschrittspartei empfindet es jetzt bitter, daß die Massen nicht hinter ihr stehen. Verfügte sie noch über die Arbeiter, fo wäre dem antisemitischen Unfug bald gesteuert. Die fortschrittlichen Herren Spießbürger und Bourgeois sind aber nicht im Stande, mit dem Stöcker- Henrici'schen Pack fertig zu werden.
Und das Sprüchwort:„ Durch Schaden wird man klug", bewahrheitet sich nicht an der Fortschrittspartei. Statt, daß sie die Arbeiter für sich zu gewinnen bestrebt wäre, stößt sie dieselben geflissentlich vor den Kopf, als ob sie es förmlich darauf abgesehen hätte, die Arbeiter ins reattionäre Lager zu treiben. Man nehme nur die geradezu blödsinnige Rede, welche Herr Träger, der doch einer der anständigsten Fortschrittler sein soll, vor einigen Tagen im 5. Berliner Reichstagswahlkreise vom Stapel ließ. Jch theile Ihnen die auf den Bismarckschen Staatssozialismus bezügliche Stelle, nach dem Bericht der Tante Voß mit. Herr Träger sagte:
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,, Der Rechtsstaat, den wir wollen, ist nicht der Nachtwächterstaat", der Alles geschehen läßt, wie es will. Der Staat soll gewiß ein warmes Herz haben für die Noth seiner Bürger, aber der Staat, der absolut Nichts hat, als was ihm der Steuerzahler gibt, soll sich dabei nicht auf Gebiete begeben, wo er Nichts zu suchen hat.( Beifall.) Selbstverantwortlichkeit und Selbsthilfe ist unsere Devise, ist die Devise unserer Zeit. Der Staat, der jetzt angestrebt werden soll, ist der omnipotente Staat, dessen Allmacht jeden Individualismus zu vernichten droht, mit einem Wort: der sozialistische Staat!( Bravo.) Wir haben nicht die Sozialdemokratie erzeugt, wir sind zwar Söhne derselben Zeit, aber nicht Zwillinge, sondern von Anfang an feindliche Brüder gewesen. Nicht einzelne Männer haben die Fortschrittspartei erzeugt, sondern die Bedürfnisse des ganzen Volkes, die Sozialdemo fratie dagegen entsprang dem Bedürfnisse und dem Ehr geize eines Einzelnen, sie wurde begründet gegen die Fortschrittspartei. Und während die Bourgeoiste", das Volk und seine Vertreter sofort die Unmöglichkeit einsahen, eine solche Richtung im Staate bestehen zu lassen, gab es Jemand, der sich den Herrn Lassalle doch näher ansah, dem das Drohwort von den heranmarschirenden Arbeiterbataillonen" ganz geeignet erschien, um einen Keil in das liberale Bürgerthum zu treiben und die Entente war doch so groß, daß s. 3. bei der engeren Wahl in Elberfeld zwischen Bismarck und Fordenbeck die Sozialdemokraten für Herrn von Bismarck den Ausschlag gaben.( Hört.) Und wenn man jezt dem Volfe einreden will, daß wir die Protektoren der Sozialdemokraten sind, dann muß man das Volk doch für sehr dumm halten!( Beifall.) Wir haben gegen das Sozialistengesetz gestimmt, weil wir gleiches Recht für Alle wünschen und glauben, daß ein Feind, den man im freien Felde und bei Tage treffen fann, lange nicht so gefährlich ist, als ein Feind, der aus Schlupfwinkeln und in der Nacht seine Angriffe macht.( Sehr richtig!) Und seltsam: nachdem man die Sozialdemokratie zu Boden geschlagen, schickt man sich jetzt an, die Arbeit der Sozialdemokratie zu thun durch all' jene Projecte zur Beglückung des plötzlich so liebevoll gehätschelten, armen Mannes". Wir haben uns von der inneren Nothwendigkeit, inneren Wahrhaftigkeit und Ausführbarkeit solcher Projecte nicht überzeugen können. Wer dem Volke vorredet, daß ihm anders geholfen werden kann als durch eigenen Fleiß und Sparsamkeit, ist ein Volksverführer!" Dieses Wort des Amerikaners Franklin sollte das Volk heute, wo es von so vielen Frrlehrern umgarnt wird, nicht vergessen."
Soweit Herr Träger.
Die Schlußtirade erregte lebhaften Beifall", was beweist, daß die Hörer nicht mehr Verstand und Verständniß hatten als der Herr Redner, der beläufig ein recht guter" Kerl, aber auch ein verteufelt schlechter Musikant ist.
Um die schlechte Musikantenschaft noch recht brilliant zu beleuchten, stellte Herr Träger dann noch den jezigen Bismard dem ,, alten Bismard" gegenüber, der ,, liberal" gewesen sei.
Genug: die Sozialdemokratie ist von einem Mann, der ein„ Bedürfniß" hatte, künstlich erzeugt worden. Bismarck erstrebt den ,, sozia listischen Staat", und die Sozialdemokratie geht mit Bismarck . Man muß sich wirklich die Augen reiben, wenn man solches Zeug liest. Kann ein vernünftiger Mensch das im Ernste gesagt haben? Ein ,, vernünftiger Mensch"?