Die anderen Verhafteten, die bisher noch nicht so glücklich waren, nachweisen zu können, daß sie Geld gestohlen haben, werden erbärmlich behandelt.

Der Schuhmacherstreik in Graz dauert fort. Vier Wochen find verflossen, seitdem 180 Bödenarbeiter daselbst die Arbeit eingestellt haben, und trotzdem herrscht bei ihnen noch dieselbe Opferwilligkeit und derselbe Muth, wie zu Anfang des Streiks. An den Genossen liegt es, sie in ihrem gerechten Kampfe zu unterstützen und ihnen zum Siege zu verhelfen. In welchem dieser Vorpostengefechte immer wir siegen, jeder Sieg stärkt unsere Position und bringt uns den Moment näher, in dem wir zum Angriff auf der ganzen Linie übergehen.

-Aus Frankreich  . Sämmtliche Gewerkschaften und soziale Studienzirkel von Paris   organisiren eine große Massenversammlung über die jüngsten Vorgänge in Marseille  . Die Frage, welche alle Arbeiter in so hohem Grade interessirt, wird da vom intern. sozialistischem Gesichts­punkte aus beleuchtet werden. Sozialistische Vereine Italiens  , Belgiens  , Spaniens  , Englands, sowie auch deutsche   Sozialisten werden zu dieser wichtigen Versammlung Vertreter entsenden.

Wir wünschen dieser wichtigen Versammlung guten Erfolg.

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Wackere Richter. Genosse Malon ist wegen Schilderung der Ausbeutung der Arbeiter in einer christlich- frommen" Fabrik( vergleiche Nr. 2 des Soziald.") zu 1200 Fr. Entschädigung und der verantwort liche Redakteur des Citoyen" zu 2000 Fr. Entschädigung verurtheilt worden. Der christliche" Ausbeuter hatte 20,000 Fr. verlangt. Der Mann versteht sich auf's Geschäft.

Der amnestirte Kommunekämpfer Trinquet ist vom Seineprä­fekten zum Departementsinspektor mit einem Monatsgehalte von 200 Fr. ( 160 Mt.) ernannt worden.

Viele Sozialisten mißbilligen es, daß Trinquet sich um diese Stelle beworben, dagegen vertheidigt ihn der ehemalige Kommunard Humbert sehr warm. Trinquet sei ein Mann, den man mit Bedauern scheiden sehe, dem man aber keinen Schmutz nachwerfen dürfe.

Ueber Hessia Helfmann wird wieder viel geflunkert. Ein Korrespondent des Golos" will sie im Gefängniß besucht haben und weiß nicht Rühmens genug von der rücksichtsvollen Behandlung zu er= zählen, welche der muthigen Sozialistin widerfährt. Schade nur, daß es ihm kein Mensch glaubt. Es heißt auch, sie habe ein Gnadengesuch an den Zaren eingereicht. Letzteres erscheint uns mit Rücksicht auf ihre bevorstehende Entbindung mehr wahrscheinlich. Eine Gnadenkomödie paßt auch dem Angstmeier ganz in den Kram. Vielleicht erkauft er sich dadurch eine Galgenfrift.

Von verschiedenen Seiten sind uns Beschwerden zugegangen über die Korrespondenz von Gen. Daubenspeck in der vorigen Nummer des Sozialdemokrat". Die Betreffenden sind zwar gleichfalls mit der Abreise Fritzsche's und Vahlteich's nicht einverstanden, meinen aber, daß dieselben einen solchen Angriff nicht verdient hätten.

Wir bemerken dazu, daß wir im Interesse der Partei zu handeln glauben, wenn wir gerade jetzt, wo sich keine andere Möglichkeit der Diskussion interner Angelegenheiten bietet, im Parteiorgan wenigstens soweit als immer möglich Breßfreiheit walten laffen. Wie Daubenspeck denken zweifelsohne noch mehr Genossen, und warum soll nicht auch diese Ansicht zur Sprache kommen? Es steht ja den Angegriffenen frei, die Vorwürfe D.'s zurückzuweisen.

Also nur nicht gleich aus dem Häuschen!

Anarchistische s. Der Genfer Revolte" erlaubt sich anläßlich des Streiks der Bauarbeiter von Katalonien   folgende Flunkerei:

Die spanischen Arbeiter haben sich nicht von den politischen Einschläfern annexiren lassen, die nach Spanien   tamen, wie sie nach Frankreich   und in die Schweiz   zogen, um den Arbeitern vorzusingen, daß sie nun Abgeordnete in die Kammern oder in die Gemeinderäthe zu schicken hätten, um auf Grund von Gesetzen, die durch die Ausbeuter selbst bewilligt werden würden( o Naivetät!) die Herabsetzung des Arbeitstages zu ver­langen. Durchdrungen von den Traditionen der anarchistischen Inter nationale haben sie stets den politischen Speichelleckern den Laufpaß gegeben und mitten unter den Verfolgungen der Regierung und gegen die Intriguen der Marxisten, ihre Gewerkschaftsorganisationen aufrecht erhalten."

Folgt ein Vergleich des durch den Streif errungenen achtstündigen Arbeitstages mit dem elfstündigen Normalarbeitstag, den die Arbeiter ,, da errungen haben, wo sie sich durch die politischen Hampelmänner haben führen lassen, die ihnen versprechen, alle Wohlthaten in Form von Gesetzen auf sie regnen zu lassen, wenn sie sie nur in die Kammer schicken" in der Schweiz   nämlich.

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Folgt ferner ein Vergleich der gesunkenen Mitgliederzahl des Arbeiter­bundes mit der des Katalonischen Bauarbeiterverbandes 2c. 2c.

Man weiß wirklich nicht, was man mehr bewundern soll, die phäno­menale Unwissenheit oder die bodenlose Verlogenheit des betreffenden Artikelschreibers. Sollte der edle Herr wirklich nicht wissen, welchen Werth gerade die Marristen" von jeher auf die gewerkschaftliche Bewegung gelegt haben und noch legen? Und daß gerade in Deutschland  wo diese Marristen" ihre" Intriguen" durchgesetzt haben, die gewerkschaft­liche Bewegung stets und ständig, und aufs Nachdrücklichste gefördert wurde? Daß der Schweizerische Arbeiterbund" fast ausschließlich eine gewertschaftliche Organisation war, und seine agitatorische Thätig­feit hauptsächlich in die Gewerkschaften verlegte?

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Aber die bösen Marristen haben sich durch einen glücklichen Streik nie verleiten lassen, die Streiks überhaupt als das Universalheilmittel zu betrachten. Nur bevorzugte Arbeiter, und auch diese nur in guten Geschäftszeiten, vermögen ihre Lage durch Streiks zu verbessern. Neben ihnen gibt es aber ein Proletariat, das viel zu zahlreich, viel zu abhängig ist, um überhaupt mit Aussicht auf Erfolg einen Streit unternehmen zu fönnen. In Deutschland   und der Schweiz   z. B. ist die industrielle Reservearmee, wie der vom Revolté so bitter gehaßte Marr die über­schüssigen" Arbeiter nennt, trotz der Massenauswanderung so zahlreich, daß selbst wenn der Gelehrte des Revolté seinen Aufenthalt am Genfer­ see   verlassen und in Berlin   z. B. die Bauarbeiter zum Streife für den achtstündigen Arbeitstag auffordern wollte, diese, die einst so glorreiche Siege über ihre Ausbeuter zu erringen wußten, ihm seufzend antworten würden? ,, Männeken, et jinge wohl, aber et jeht nich". Sie haben es in diesem Jahre mit viel bescheideneren Forderungen versucht, und obwohl ein Theil der Unternehmer auf ihrer Seite war, selbst diese nicht burchsetzen können. So flug, wie die Herren vom Revolté sind die deutschen Arbeiter längst, und wo ihre gewerkschaftlichen Organisationen nicht durch die Behörden mit Gewalt unterdrückt worden sind, da pflegen fie sie sorgfältig auch ohne den Rath der Herren, und wenn irgend eine günstige Chance sich ihnen bietet, so wird sie, dies zur Beruhigung des Revolté, von ihnen auch ausgenutzt.

Aber von den Gewerkschaften das Heil der Welt erwarten, das thun in Deutschland   nur noch die kleinbürgerlichen Anhänger des Herrn Mar Hirsch. Wie gewöhnlich läuft die Anarchie auch hier auf die harmloseste Kleinbürgerei heraus. Die deutschen Arbeiter, und speziell die Bau­arbeiter haben noch viel glorreichere Streiks als der von Barcelona  durchgesetzt, im Jahre 1873 haben die Hamburger Unternehmer den Arbeitern nicht nur alle Forderungen, Reduktion der Arbeitszeit und Erhöhung des Lohnes sondern sogar die Kriegskosten bewilligen über's Jahr sprechen wir uns in Barcelona  , Herr Anarchist. Soviel über die Gewerkschaften.

müffen

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Und was die Wahlen, die politische Thätigkeit anbetrifft, so existiren die Versprechungen" nur in dem Hirn des Herrn am Genfersee  . Die deutschen Arbeiter haben sich Dank den Marxistischen Intriguen

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nie über den materiellen Nutzen der Wahlen in Illusionen gewiegt, wohl aber haben sie dieselben praktisch- agitatorisch so gut auszunuzen verstanden, daß die gesammten Staatskünstler Deutschlands   heut rathlos dastehen, wie sie der Hydra des Sozialismus Herr werden können. Könnte der Revolté Herrn Bismarck für Wahlenthaltung der deutschen  Arbeiter Garantie leisten, der größte Staatsmann des Jahrhunderts" würde ihm zeitlebens dankbar sein.

Aber die Propaganda durch die That"? Ja nun, die läßt sich am Gensersee sehr schön predigen, ob und wann sie aber am

Plaze, das wird man wohl oder übel den Leuten, die im Feuer stehen, selbst überlassen müssen. Das ist eine Regel, die überall gilt, für Frankreich   wie für Italien  , für Irland wie für Spanien  , für Rußland  wie mit Verlaub, Herr Krapotkin für Deutschland  !

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Das Londoner   und das Genfer   Anarchistenblatt wissen nicht, wie sie sich zu dem Attentat auf Garfield stellen sollen, beide erwarten daher noch ,, näheren Bericht" von ihren Korrespondenten. Und die Révol. Sociale", anstatt in ein Jubelgeschrei auszubrechen, schweigt es gar todt. Das hat uns, offen gestanden, überrascht. Wir sahen bereits Guiteau zum Ehrenpräsidenten aller möglichen Anarchistenzirkel ernannt, und werden nun so bitter enttäuscht. Das ist nicht hübsch von Euch, Ihr Herren!

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

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Korrespondenzen.

Leipzig  . 7. Juli. Großes Aufsehen hat es gemacht, daß der Polizeidirektor von Leipzig  , Dr. Rüder, an demselben Tage, an dem die ersten Ausgewiesenen die Stadt verlassen mußten, abgedankt hat. Dr. Rüder war im Jahre 1848 Redakteur der von Robert Blum  herausgegebenen Vaterländischen Blätter", schwenkte später nach rechts und wurde ein pflichttreuer Beamter. Er war strenge und oft mürrisch im Dienst und hat wahrlich den Sozialdemokraten nichts geschenkt; die Mittheilung einzelner Blätter, daß er eine persona ingrata( mißliebig) bei der Regierung, und zwar schon längst gewesen sei, ist völlig unrichtig. Obwohl ihm das Sozialistengesetz mißfiel, hat er es doch mit großem Dienfteifer angewandt; es regnete ordentlich von Verboten, Haussuchun gen, Konfistationen, Versammlungsauflösungen und allerlei Polizeiver­folgungen in dem schönen Leipzig  , und vielfach nahm man auch in nicht­sozialistischen Kreisen an, daß alle jene Verfolgungen nur deshalb so strenge gehandhabt würden, um zu beweisen, daß die Polizei auch ohne Belagerungszustand die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten weiß. Und als nun trotzdem der Belagerungszustand fam, nahm Dr. Rüder seine Entlassung; er fühlte sich persönlich gekränkt, er faßte den Belage­rungszustand als ein Mißtrauensvotum gegen sich auf. Daß sein demokratisches Gewissen" erwacht sein und ihm das De­missionsgesuch diktirt haben soll, daran können wir so recht nicht glauben denn was über 30 Jahre ununterbrochen im tiefsten Schlafe lag, das wacht nicht wieder auf, das ist verdorben und gestorben. Gekränkter Ehrgeiz und dabei das ,, moralische Gewissen" sind wohl die Motive der Abdankung gewesen. Doch sei dem wie ihm wolle durch die Ab­dankung ist den Sozialistenhezern immerhin ein schwerer Schlag ertheilt worden. Unter dem Erwachen des moralischen Gewissens" nämlich verstehe ich, daß dem alten Herrn der Muth fehlte, weitere Ausweisungen zu diktiren, da er das Elend vor Augen sah, das er schon angerichtet hatte, da er an all' die vernichteten Eristenzen, an das zertrümmerte Familienglück, an den Eingriff in das Eigenthum, an die Zerstörung der Ehe dachte, welche der Belagerungszustand mit sich bringt.

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Und Dr. Rüder ist ein kluger Mann, er wird auch erkannt haben, daß der Belagerungszustand und seine Hauptfolgen, die Vernichtung zahlreicher bürgerlicher Existenzen, unwiderruflich in Deutschland   den Nihilismus einführen müssen und da wäscht Herr Rüder seine Hände in Unschuld, indem er noch rechtzeitig abdankt.

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Aus Halle bekam Dr. Rüder, als seine Abdankung bekannt wurde, von 10 Ausgewiesenen ein Beglückwunschungstelegramm, worin ihm für seinen tapferen Entschluß gedankt wurde.

Auch ein amerikanischer Bürger, der Verleger der Neuen Welt", der sich agitatorisch an der sozialistischen   Bewegung niemals be­theiligt hat, ist ausgewiesen worden und verliert nun in seinem alten Vaterlande wieder, was er sich in Amerika   erspart hatte. Er will übri­gens in die amerikanischen   Blätter eine Warnung an die Deutsch­Amerikaner schicken, daß sie, wenn es ihnen einmal einfallen würde, nach Europa   zu reisen, den deutsch  - preußischen Polizeistaat vorsichtig meiden sollten, der seine früheren Angehörigen, wenn sie sich ihm wieder zuwen­den, mit Verfolgungen empfange und sie bürgerlich ruinire. Herr Gold­ hausen   ist der Redakteur der Deutschen Wirthschaftspolitischen Korresp.", von welcher sich zahlreiche konservative und nationalliberale Blätter mästen; so unter anderen auch der Staatssozialist" und das Leipziger Tageblatt  ." Dem letzteren ist passirt, daß es in Jubelschreie über die Ausweisungen ausbrach und dabei nicht bedachte, daß dieselben den besten Freund" ihrer Redakteure trafen, nämlich denjenigen, der ihnen das meiste Scheerenfutter beschaffte. Eine kuriose Welt das!

Am ersten Tage der Ausweisungen hatte sich eine Anzahl Frauen der Ausgewiesenen nebst ihren Kindern auf dem Marktplatz vor dem Rath­hause eingefunden; sie berlangten Einlaß zum Oberbürgermeister. Der­selbe wurde ihnen gewährt und auf ihre Forderung, daß die Stadt für die Erziehung der vaterlosen Kinder zu sorgen habe, machte der edle Herr allerlei vage Versprechungen, auf welche Niemand bauen wird. Auch soll er mit der Bemerkung die Frauen ,, getröstet" haben: in Leipzig   ist noch Niemand verhungert." Als ob das wahr wäre! Noch kürzlich ist ein armer Mann, der auf der Straße lag, in Schutzhaft genommen worden, wo er bald an Entkräftung starb. Eine große Menschenmenge hatte sich auf dem Markte angesammelt, so daß die Hauptstraße polizeilich abgesperrt werden mußte.

Zum Schlusse will ich Ihnen noch die Mittheilung machen, daß die ausgewiesenen Handwerker und Arbeiter, soweit sie nicht selbstständig waren, von ihren ,, Arbeitgebern" sämmtlich glänzende Zeugnisse ausgestellt bekommen haben.

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Dresden  , 8. Juli. Gestern wurde von der Polizei ein Wahl­flugblatt, welches die Wahl Bebels für den sächsischen Landtag empfahl, eben, als es die Presse verlassen hatte, konfiszirt. Man überwacht Tag und Nacht die Dresdener   Druckerei und untersucht jedes Paquet, welches aus derselben spedirt werden soll, gegen alles Gesetz, gegen jegliches Recht. Daraus macht sich nun die deutsche und besonders die Dresdener  Polizei nichts, an deren Spize ein gewisser Polizeikommissarius Paul steht einen größeren Lumpen, der sich nach Oben duckt und nach Unten frech und brutal ist, gibt es wohl kaum unter der Sonne. Derselbe sei allen braven, muthigen Männern zur gelegentlichen Beachtung dringend empfohlen. In Folge der genannten Konfiskation wurden sechs Personen, unter denen auch der Kolporteur Schnabel, dem dadurch das Brot genommen wird, der Schriftenvertrieb entzogen.

Aus Schleswig- Holstein  . Am frühen Morgen des zweiten Pfingstfeiertages wurden in der eine halbe Stunde von Flensburg  belegenen Marienhölzung, welche an diesem Tage alljährlich der Wall­fahrtsort zahlreicher Menschenmassen aus allen Ständen ist, und in der an diesem Morgen gewöhnlich Konzert stattfindet, eine große Menge sozialisti­scher Flugschriften gefunden. Dieselben waren jedoch vorsichtshalber, damit die Polizei keine Gelegenheit finden konnte, die Flugblätter aufzuheben, rings in weiten Kreisen um das Wirthschaftsgebäude auf Wegen und im Rasen verstreut worden, und wurde denn auch der geplante Zweck voll­kommen erreicht, indem das sich im Grünen ergehende Publikum die Schriften aufhob und eifrig durchlas, und nur vereinzelte Exemplare der später nach mehr suchenden Polizei in die Hände fielen. Verbreitet wor den waren: Keine Schmaroßer mehr" und" Hellroth und blaßroth"; zirka 700 Exemplare. Die recherchirenden Polizeibeamten hatten am selben Tage und Tags darauf vollauf zu thun, um bei den von früher her ihrer sozialdemokratischen Gesinnung wegen gut bekannten Personen Haus­suchungen vorzunehmen, welche jedoch zu keinem Resultate führten. Hier­bei wollen wir gleich bemerken, daß die Behörde sich grobe Fehler zu Schulden kommen ließ, indem sie zu den zu Durchsuchenden immer nur einen Beamten sandte, während die jetzt geltende Strafprozeßordnung vorschreibt, daß bei Durchsuchungen ohne Beisein des Richters oder des Staatsanwaltes, wenn dies möglich, ein Gemeindebeamter und zwei Ge­meindemitglieder des betreffenden Ortes zuzuziehen sind. Ferner wurden

die Herbergen revidirt, die Polizei war wahrscheinlich und vielleicht nicht mit Ünrecht der Ansicht, daß die Verbreiter der Flugschriften durchreisende Fremde sein konnten; es wurde auch ein solcher, der auf der Straße in angeheitertem Zustande sich auf seine freisinnige Anschauung etwas zu gute that, verhaftet, jedoch bald wieder entlassen. Auch einen in Flens­ burg   in Arbeit stehenden Tischler nahm die Polizei in Haft, mußte den­selben jedoch nach achttägiger Inhaftirung wieder entlassen, da sie keine genügenden Beweise von der Schuld des Betreffenden zu liefern ver­mochte. Nur so weiter gearbeitet, damit das große Publikum auch hier einsteht, daß trotz des Gesetzes vom 21. Oktober 1878 die Sozialdemo­fratie noch muthig ihr Haupt erhebt, und die kommende Reichstagswahl wird zeigen, daß auch in der Nordmark die Genossen treu zur Fahne halten. Ist das Häuflein auch klein, um so energischer muß weiter agitirt werden. Kilian.

Hanau  . Wir befinden uns hier schon mitten in der Wahlagita­tion. Am 24. Juni wurde unser Wahlkreis mit unserm Wahlflugblatt Nr. 2 überschwemmt. Am gleichen Tage noch wurde ein Zigarrenarbeiter abgefaßt und unter niederträchtigen Mißhandlungen zur Polizeiwache ge­schleppt. Nachdem man ihn einige Tage später verhört hatte, ließ man ihn wieder frei, denn er hatte nur ein paar Flugblätter gefunden und nachher wieder verloren, worin man beim besten Willen keine Verbreitung finden kann. Natürlich wurde das Flugblatt verboten.

Die Verhaftung des Genossen hatte für uns den Vortheil, daß die Zeitungen den nöthigen Lärm schlugen, und wer bei der Vertheilung ver gessen war, beeilte sich jetzt, nachträglich ein Flugblatt zu erhalten. Be­sonders ereiferte sich die Hanauer 3tg." und schlug auf unsern Kan­didaten, Genossen Karl Frohme  , los. Diese Fortschrittgesellschaft hatte sich schon in der Hoffnung gewiegt, die Stimmen der Sozialisten zu erhalten; daraus wird aber nichts! Darum jetzt der große Aerger. Mag die Wahl früher oder später angesezt werden, wir sind gerüstet ( Bravo  ! d. R.) und werden nach wie vor unsere Schuldigkeit thun trotz aller Polizeichikanen. Denn die Genossen mögen ja nicht glauben, daß wir hier schlafen; im Gegentheil, wir sind stramm auf dem Posten; schon unserer guten" Polizei zu liebe. Mit sozialdemokratischem Gruß! Knickebein.

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Schwäbisch- Hall  . Die Abreise" Bahlteich's und Fritzsche's hat auch die hiesigen Genossen peinlich berührt, zumal Ersterer schon zwei­mal als Reichstagskandidat hier aufgestellt wurde; und obgleich wir hier nur ein kleines Häuflein thätiger Genossen haben, so hatten wir doch anno 1877 zirka 200, 1878 ungefähr 300 Stimmen auf Vahlteich ver­einigt. Auch der kommenden Wahl gehen wir muthig und opferfreudig entgegen. Die Verhängung des Kleinen" über Leipzig   hat uns nicht überrascht, man war ja längst darauf vorbereitet, und das Stuttgarter   Vaterland" hat vollkommen Recht, wenn es die nationalmiserabelen " Blätter und Blättchen", welche sich über das Vorgehen der Regierungen erstaunt zeigen, der Heuchelei bezichtigt. Diesen wortbrüchigen Memmen

vom Konservatismus angefangen bis zur volksparteilichen Demo­fratie" gebührt nur Eines: die Verachtung jedes selbständig denkenden Menschen, zumal die erhabene Demokratie durch das würdige Verhalten der Volksparteiler, welche sich diesen Ehrennamen anmaßen, Gefahr läuft, gleich dem Wort Liberal   in sein Gegentheil verwandelt zu werden.

Fonds zur Unterstützung

der Opfer des Sozialistengesetes. Berichtigung.

In der letzten Nummer des Sozialdemokrat" find infolge eines Irrthums die Summirungszahlen im Unterstützungsfonds falsch an­gegeben. Es heißt dort: Zusammen Mt. 667. 26 Früher eingegangen Mt. 28,934. 84 Gesammteingang Mt. 29,602 10

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Es muß jedoch heißen:

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Zusammen Mt. 967. 26 Früher eingegangen Mt. 28,934. 84 Gesammteingang Mt. 29,902. 10

Briefkasten

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der Expedition: Komm. Arb.- Bild.- Verein London  : Fr. 25,- ( Mt. 20,-) durch K. f. d. Wahlfds. erh. Fdsquittg. später. Dant! T. Rowe Lawrence: Fr. 5, Ab. 2. u. 3. Qu. Cto- 3hlg. erhalten. J. W  . Schmdt. Philad.: Fr. 22,50 Ab. 3. Qu. Cto.- 3fl. erh. Weitere Entschließung erwartet. H. G. 25: Bf. v. 3./7. erh. Umänderung bewirkt. Folgen 10 und die Beiden wie gewünscht. Rother Franz: Fr. 6,50 à Сto. erh. P.-K. am 7./7. erwiedert. Ragaz  , v. Hfld: A. L. B.: Mt. 24,- Ab. 3. Qu. erh. Mar­Fr.-, 70 Juli- Ab. erh. schirt stets prompt.-G: Mt. 18,- Ab. 3. Qu. erh. Bfl. am 6./7. geantw. H. Rßbrg. Courtney: Fr. 5,- Ab. 3. u. 4. Qu. erh. A. 3.: Mt. 7,50 Ab. W. P. Paris  : Fr. 2,50 Ab. 3. Qu. erh. 3. u. 4. Qu. und Schft. erh. Letztere per Krzbd. abgeg. 8./7. haben wir gut 50 Pfg. ,, Alte Flagge": Mt. 3, Ab. 3. u. erh. Paris  : Mt. 3,- Ab. 3. Qu. f. Bkl. erh. Alles vorgem. Salzstadt: Mt. 6,- Ab. 3. Qu. erh. Ersatz f. M. erwünscht. Chur  : Fr. 2, Ab. 3. Qu. erh.-r: Mt. 5,- à Cto. erh. Fr. 6,25. K. T. Paris  : Fr. 2,50 J. H. Uynch: Fr. 2, Ab. 3. Qu. erh. Ab. 3. Qu. für Br. Wst erh. Pickelhaube: Bf. v. 8.. erh. Adr. ftets rechtzeitig erneuern, sonst repetiren wir. Weiteres nach Wunsch. Knickebein: Bf. v. 8./7. erh. Inhalt vorgem. U. a. d.: Mt. 23,60 Ab. 3. Qu. erh. Sdg. erf. nach Vorschr. Gruß! A. A. H.: Mt. 3,- Ab. 3, Qu. erh. H. u. W.: Mt. 3, Ab. 3. Qu. erh. Agrifola:

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B. N. A. G.

Rmm. 3.:

3. fl. 3,40 Ab, 2. u. 3. Ou. durch B. erh. Bfl. mehr durch Morgen­roth.( i): ö. fl. 2,-f. Schft. erh. Weiteres vorgem. Fr. 2, Ab. 3. Ou. erh. Hrl. Amst.: Fr. 5,- Ab. 3. Qu. erh. J. K. Mort: Fr. 3, Ab. 3. Qu. erh. Reft dem Ufds. zugewiesen. Carl Rothschild  : Der M. Bsfzfa: Brf. v. 11. d. am 12. beantw.

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in 3. wird gestrichen, der in D. bleibt. Mt. 50,- hat Lp. avisirt. Brfl. am 12./7. Weiteres. Agt. d. B.'sch. M. Pillen M. 6, Ab. 3. Qu. erh. F. Mur. Preston: Fr. 2,50. Ab. 3. Du. erh. Dtsch. Soz. Paris  : Fr. 56,70 durch D. erh. und dem Ufds. zugewiesen. Dank! Laster: M. 10, nach Vorschr. verwendet. Später Ufosquittg. Centr. Ausschß. Bel.: Fr. 2, f. Schft. erh. J. Rmlgr. Romans­ horn  : Fr. 2, Ab. 3. Qu. erh. J. Strauß N. Y. Fr. 36,25 á Co. erh. Grütliverein Schaffhausen  : Fr. 4,50 für die Ausgewiesenen dankend erh. Schreinerwerkstatt V. Hottg.: Fr. 3,70 f. d. Aus­gewiesenen dank. erh. Buenos Ayres: Fr. 100,- gef. f. d. Familien d. Ausgewiesenen v. d. dortigen Sozialdemokraten erh. Dank! Fr. 48,16 à Cto. Weiteres nach Wunsch. Ff. a/ M.: Fr. 22,10 à Cto. erh.

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In unserem Verlag ist erschienen und durch uns zu beziehen:

Revanche!

Episode aus den Kämpfen der Kommune. Von Leon Cladel  .

Aus dem Französischen   übersetzt, nebst einem Vorwort

von

W. Liebknecht.

Preis: pr. Exemplar einzeln: 15 Cts. 10 Pfg. netto baar voraus. Porto beizulegen für 1-5 Expl. in der Schweiz   übliches Kreuzband­oder Packetporto, für Deutschland   5 Pfg.; bei größeren Partien pro Exemplar 1 Bfg.

Bei größeren Parthien entsprechender Rabatt. Lieferung nur gegen Baar- Vorauszahlung, Bestellung franko und baldigst er­beten, da nur mäßiger Vorrath. Riesbach  - Zürich  .

Verlag des ,, Sozialdemokrat". Soweiz. Vereinsbuchdruderei Hottingen  - Zürich  .