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In Borsdorf  , einem Dörfchen bei Leipzig  , ist, weil Liebknecht nach der Ausweisung seinen Wohnsitz dort aufgeschlagen hat, ertra eine Gens­darmeriestation errichtet worden, die das Volk natürlich bezahlen muß. In Dresden   sind mindestens drei Dutzend Polizisten mit Spionir und sonstiger politischen Arbeit beschäftigt, u. s. w. Berlin   wird von 500 Mouchards unsicher gemacht; an der deutsch­schweizerischen Grenze sind 200 Spitzel postirt. Nehmen wir noch die Spitzelbanden, die im übrigen Deutschland   zerstreut sind, die Hun derte von Ober- und Unterspionen, die in England, der Schweiz  , Frankreich   u. 1. w. den deutschen   Gesandtschaften und Konsulaten bei­gegeben sind, so erlangen wir ein Total von mindestens 2000 Lumpen, die das Sozialistengesetz in Nahrung gesetzt hat und die in Summa, gering gerechnet, eine Million Thaler kosten. Wollen die deutschen   Steuer­zahler sich diese Last nicht vom Halse schaffen? Jeder abgeschaffte Spitzel repräsentirt eine Ersparniß von 500 Thaler jährlich. Durch Herbeiführung einer so namhaften Ersparniß würde sich jeder gute Bürger ein Verdienst ums Vaterlano erwerben.

Eine fürsorgliche Polizei. Als Liebknecht zu An­fang dieses Monats durch Leipzig   reiste, um sich nach dem Süden zu be­geben, wurde er von der Polizei nicht bloß, wie Heinrich, von einem Bahnhof zum andern geleitet, sondern erhielt sogar polizeilichen Schutz auf der Eisenbahn bis nach Markranstädt   über das Leipziger   Weichbild hinaus. Schade, daß das deutsche Reich nicht Mittel genug hat, um für die Sicherheit und Tugend jedes Reichsbürgers so erfolgreich zu sorgen- die Verbrechen würden sich nicht derart häufen, wie dies jetzt im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte der Fall ist.

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Deutsche   Justiz. Eine Majestätsbeleidigungs­Anklage gelangte am Dienstag gegen den Buchbindergesellen Robert Blum   Bartsch vor der zweiten Ferienftrafkammer des Berliner  Landgerichts I.   zur Verhandlung. Der Angeklagte befand sich am Vor­mittag des 24. April c. in einem Berliner   Schanklokal und ließ sich mit mehreren Gästen in eine Unterhaltung ein. Der ebenfalls anwesende Kriminal- Schumann Obst nahm an der Erzählungsweise des Angeklagten lebhaften Antheil; er glaubte aus dem ihm mitgetheilten Vornamen des­selben darauf schließen zu dürfen, einen enragirten Sozial­demokraten vor sich zu haben, und beabsichtigte, möglicher­weise einiges über Organisation der Partei von ihm zu erfahren. Von dem vom Angeklagten Gesprochenen machte er sich auf seinen Man­chetten die erforderlichen Notizen. Als der Angeklagte Miene machte, fich zu entfernen, folgte ihm der Schutzmann Obst nach dem Bötzow'schen Lokal nach, wo die Unterhaltung zwischen beiden fortgesetzt wurde. Das Resultat des Zwiegesprächs sind verschiedene den Kaiser beleidigende Aeußerungen recht schwerer Natur, von denen der Angeklagte zwar zu­gibt, sie gethan, aber auf die russischen Nihilisten bezogen zu haben. Der Schutzmann Obst, welcher einige Tage nach diesem Vorfall die Anzeige erstattet und die Verhaftung des Angeklagten herbeigeführt hat, hält seine Darstellung eidlich aufrecht. Der Staatsanwalt beantragt in Folge dessen achtzehn, der Gerichtshof erkannte auf sechs Monate Gefängniß, indem er bei der demokratischen Gesinnung des An­geklagten annimmt, daß man sich bei ihm einer solchen That versichern könne.

So berichtet die Berliner   Vossische Zeitung". Es ist charakteristisch für die deutsche   Justiz, daß die politische Gesinnung eines Menschen dem Gericht als Schuldbeweis dient. Der Schutzmann war in der Affäre als Spitzel aufgetreten und deshalb durchaus unglaubwürdig; die Freisprechung des Bartsch hätte erfolgen müssen. Doch es gibt, wie man sieht, immer noch Richter in Berlin  , die solche Ungeheuerlichkeit mit Geschick zu verhüten wissen. Lieb Vaterland magst ruhig sein; die ewig schmachvolle Anarchie Reich- Tessendorf steht immer noch in Blüthe. Wenn aber ein Spitzel wie dieser Obst ein sauberes Früchtchen! übel anläuft, und mit zerschlagenen Knochen irgendwo gefunden wird, so so wird kein anständiger Mensch eine Thräne vergießen.

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König Stum m." Daß die sogenannte politische Freiheit eine Lüge ist ohne wirthschaftliche Selbständigkeit und Gleichheit, und daß das Großkapital gegen seine Lohnsklaven und andere von ihm abhängige Ber­sonen unter Umständen noch brutaler und blödsinniger vorgeht, als die ärgste politische Reaktion, dafür hat der Ordnungsfanatifer Stumm schon Beweise genug geliefert und ist, unzufrieden mit den bislang errungenen Lorbeeren, kürzlich wieder mit einem neuen hervorgetreten. Dieser Mensch, bei dem man nur zweifelhaft sein kann, ob er ins Zuchthaus oder ins Frrenhaus gehört, versucht fortwährend die Existenz von Handwerkern und Arbeitern zu vernichten, ohne daß ihm in Folge seiner sozialen Machtstellung und in Folge des in Deutschland   den Regierungen völlig. abhanden gekommenen Gerechtigkeitsgefühls irgend ein Hinderniß dabei in den Weg gelegt würde. So hat er kürzlich wieder die Namen von 24 Bürgern von Neunkirchen   am dortigen Werksthor öffentlich anschlagen lassen und die Betroffenen dadurch in ihrem Geschäfte aufs möglichste ge­schädigt. Als einer derselben, ein Handwerker, zu ihm ging und nach der Stumm Ursache seiner Aechtung fragte, dutwortete Stumm ihm, daß er

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als Vertreter des auf Urlaub abwesenden Landraths Einsicht in die Mitgliederliste des neu gegründeten Gewerkvereins genommen und die Namen jener 24 darin gefunden habe. Er dürfe aber unter feinen Um­ständen einen Gewerkverein aufkommen lassen.

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Dieser Ordnungsbandit nimmt sich also heraus, nicht nur seinen Ar­beitern das ist ja leider nur zu natürlich sondern sogar selbstän­digen Gewerbtreibenden den Eintritt in einen gesetzlich erlaubten Verein verbieten zu wollen und ihnen, wofern sie seinem wahnsinnigen Verlangen nicht nachkommen, die größten Geschäftsnachtheile, ja gänzlichen Ruin zu bereiten. Und es findet sich keine Behörde, die diesen Eingriff in die verfassungsmäßig garantirte persönliche Freiheit Anderer an dem ver­brecherischen Thäter ahndet; die deutschen   Behörden erkennen wahrschein­lich das Verbrecherische eines solchen Vorgehens gar nicht mehr, da sie selber durch Vernichtung von Eristenz, Familie und Eigenthum schuld­loser Menschen fortwährend die gleichen Verbrechen begehen. Man wird fich Herrn Stumm und seine Mitstrolche und Protektoren wohl merken.

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- Studentischer Mordspatriotismus. Unsern Genossen wird noch das Heldenstücklein deutscher   Studenten in Tübingen   gegen einen russischen Studenten bekannt sein. Der Russe, ein durchaus friedfertiger Mensch, saß im Museum und las seine Zei­tungen, als er durch einige rohe Burschen, Studenten, die an einem an­deren Tische sich befanden, auf die gemeinste Weise insultirt wurde. Man titulirte ihn russischer Mörder, Petroleur u. s. w. Lange Zeit ertrug der Ruffe diese Beschimpfungen, endlich protestirte er gegen die frechen Redensarten, erzielte damit jedoch nur, daß die deutschen   Heldenjünglinge fich in Gesammtheit in echt patriotischer Aufwallung auf ihn stürzten und ihn mißhandelten.

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Dieses den Geist der deutschen   Studentenschaft charakterifirende Stücklein fand dieser Tage in einer Gerichtsverhandlung vor dem Tübinger   Amts­gerichte gegen den Hauptattentäter, den Studenten Richter,( ein Neffe des berüchtigten Sozialistenfressers Richter- Hagen, wenn wir uns recht fich bei erinnern) seinen Abschluß. Richter hatte es vorgezogen, Zeiten muthig zu drücken. Er war nach Darmstadt   verschwunden und weigerte sich, als man ihn aufgespürt, nach Tübingen   zu kommen, um fich dem Gerichte zu stellen. Auf Antrag des Beleidigten beschloß der Gerichtshof, ihn per Landjäger holen zu lassen. Dies geschah, und vor Gericht gestellt, erhielt Richter nach ganz erbärmlicher Vertheidigung sechs Tage Gefängniß, zudem wurde er in sämmtliche, ziemlich bedeutende, Koften verurtheilt. Vergeblich bettelte er, ihn die Strafe in Darmstadt  berbüßen zu lassen. Das Gericht traute dem sauberen Herrn, der den tläglichsten Eindruck von der Welt machte, jedoch nicht und nahm ihn fofort in sicheren Gewahrsam.

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- Ein neuer Streich der Reaktion. In Stuttgart  ist das Vaterland" auf Grund des Sozialistengesetzes verboten worden. Als neulich in Bulgarien   der Battenberger Zwergdespot vor seinem Plebiszit den Belagerungszustand proklamirte und die Presse fnebelte, da schrie unsere liberale Presse laut auf vor Zorn und zeterte über die schamlose Unterdrückung der Wahlfreiheit. Daß es in Deutsch­ land   um kein Haar breit besser hergeht, daran stößt die nämliche Presse sich gar nicht, das findet sie ganz in der Ordnung. Pfui über diese liberalen Heuchler, ohne welche die Reaktion ihr Schandwerk nicht ver­richten könnte. Indeß, ihr Ziel wird sie trotzdem nicht erreichen. Der Krug geht so lang zum Brunnen bis er bricht.

Genosse Edmund van Beveren aus Gent   hielt kürzlich im Haag( Niederlande  ) einen Vortrag über die Vortheile und Nach­theile der korporativen( gewerkschaftlichen) Bewegung. Die Versammlung war zahlreich besucht und die Ausführungen des Redners wurden mit großem Beifall aufgenommen.

Im französischen   Wahlkampf geht es ziemlich fonfus her. Alle Parteien, mit Ausnahme der Opportunisten, sind überrumpelt worden. Was speziell die sozialistische Partei betrifft, so reicht deren Organisation leider noch nicht für eine plötzliche Mobilmachung aus. Das zeigt sich jetzt deutlich; und die Zeit ist zu kurz, um die Fehler der Vergangenheit noch rechtzeitig für die Wahl gut machen zu können. An den Arbeitern liegt es nicht. Aus Mittheilungen der französischen   sozialistischen   Presse, namentlich aus den Zuschriften an den ,, Citoyen de Paris" geht klar hervor, daß die intelligenten Arbeiter überall die Bedeutung der Wahl begreifen und von dem besten Willen beseelt find. Allein was nützt der beste Wille von der Welt ohne Organisation? Und die Organisation des französischen   Proletariats wir können es nicht verschweigen ist leider noch sehr mangel- und lückenhaft. Ein Blick in die sozialistischen   Blätter beweist dies. Die sogenannten Anar­chisten" oder Revolutionäre  "( sogenannt, weil sie von der Revolution reden, statt für sie zu handeln) sind bekanntlich prinzipiell" gegen das Wählen, weil dies eine Aktion ist, und die Revolution doch als gebratene Taube dem Revolutionär in den Mund fliegen muß, sobald die dieser nur richtig" will", was unglücklicher Weise nie geschieht Herren Anarchisten kommen also für die Wahlen nicht in Betracht; und ihre Zahl ist obendrein so gering, daß man sie ganz aus dem Spiel laffen

fann.

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Aber auch unter den wirklichen Sozialrevolutionären, die prinzipiell für die politische Aktion sind, herrscht nichts weniger als Einmüthigkeit der Auffassung und des Handelns.

Sehr bedauernswerth ist, daß z. B. Männer wie Guesde, Malon und Brousse, mit die tüchtigsten Vertreter der Arbeiterpartei in Frank­ reich  , einer Marotte zu lieb die Annahme eines Mandats verweigert haben. Obgleich sie nun freilich die Genossen zum Wählen auffordern, so muß selbstverständlich ein solcher Widerspruch zwischen Theorie und Praxis demoralisirend wirken.

Der Mangel an Organisation, an Klarheit und Konsequenz wird durch Kraftphrasen nicht verdeckt, sondern nur in grellere Beleuchtung gesetzt. Man nehme z. B. nachstehenden Brief des sonst braven und von uns hochgeschätzten Kommunemitgliedes Vallé's, eines entschiedenen Gegners der Anarchisten. Auf das Anerbieten eines Mandats antwortete derselbe: Der Citoyen de Paris" kündigt an, daß zwei Pariser   Arrondisse­ments mir die Kandidatur angeboten haben. In der That habe ich zwei Anträge erhalten: aus Grenelle und aus dem Temple- Viertel. Ich habe die Ehre abgelehnt. Sie fragen warum? Das will ich Ihnen sagen: Ich gehöre zu der Rasse Derjenigen, welche lieber durch das Fenster als durch die Thüre über die Schultern der Erstürmer hinweg in die Barla­mente eindringen. Wenn unsere Freunde mir Gehör geschenkt hätten, so wäre vor dem Palais Bourbon   ein Streik der Abstimmungen orga­nisirt worden. Sie haben mir aber entgegnet, es werde noch viel Wasser

und Blut unter der Brüde hindurchfließen, ehe das Bolf begreift, daß es keine Abgeordneten ernennen sollte. Der Stimmzettel bleibt das politische Werkzeug der gutmüthigen Arbeiter.... Ich lehne die Kandi datur nicht ab, um unthätig, sondern um meinen Ideen treu zu bleiben; Aber sobald die Revolution zu Hilfe ruft, lasse ich Logik und Philosophie fahren. In einem solchen Augenblicke greift man sogar zu der Schärpe des Deputirten, um das Volk vertheidigen zu können, das sie Einem entgegenstreckt. So weit sind wir aber noch nicht. Ich glaube daher das Recht zu haben, einer fruchtlosen Bewegung ferne zu bleiben, und tehre zu meinem begonnenen Buche zurück, welches" L'Insurgé"( Der Insurgent) heißen wird. Es erzählt zum Schluß die Belagerung, die Kommune und das Blutbad. Lieber als der Kandidat von Grenelle und von Temple will ich der Geschichtsschreiber jener namenlosen Menge sein, welche sich erhob und im Jahre 1871 zermalmt wurde. Diese Rolle ist der andern wohl werth ich will der Abgeordnete der Füfilirten sein." Wir geben zu, daß es ganz hübsch ist, auf den Schultern der Erstürmer durch das Fenster in das Parlament einzudringen", allein bedenkt Herr Vallés nicht, daß diese immerhin etwas mühsame Methode des Eintritts zwecklos und unsinnig wäre, wenn die Parlamente gar keinen Werth hätten?

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,, Abgeordneter der Füsilirten" gewiß ein schöner Titel. Und der ganze Brief ist schön, schade nur, daß das Wort jenes russischen Feld­herrn über den tollkühnen Reiterangriff von Balaklava( im Krimkriege) hier paßt: Das ist prächtig, aber kein Krieg."

von 1 Franken pro Tag.

Außerdem striken die italienischen Arbeiter

in den Oelfabriken von Juliau und Guiol.

- Die Lafargue'sche Ansprache, deren auszügliche Mitthei­lung wir in letter Nummer versprachen, ist so interessant, daß wir die­selbe in einem besonderen Artikel der nächsten Nummer behandeln werden.

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,, El Obrero" veröffentlicht das Programm der spanischen sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Dasselbe hat große Aehnlichkeit mit demjenigen der sozialistischen   Partei Belgiens  . Es geht daraus hervor, daß in Spanien   die anarchistischen Gruppen entweder ihren Einfluß ver­loren haben oder zur Vernunft gekommen sind. Die Revista Sozial" in Madrid  , ein anarchistisches Organ', ladet die spanischen   Arbeiter auf den 24. und 25. September zu dem von uns bereits angekündigten Rongreß nach Barcelona   ein. Hauptpunkte der Tagesordnung find: Stellung der Arbeiter zu den politischen Parteien, Organisation der Arbeiter, Abfassung eines Programm- Manifestes.

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In England grassirt noch immer der Fenierschreden. Leider ist derselbe auch in Kreise gedrungen, die der irischen Sache von Haus aus freundlich gestimmt sind. Man mag die Berechtigung der Jr­länder, der englischen   Regierung gegenüber jedes Kampfmitel zu benützen, noch so rückhaltlos anerkennen, so kann doch nicht geleugnet werden, daß die Taktik der Fenier Versuche der Sprengung von öffentlichen Gebäuden und Zerstörung von Schiffen in England in den weitesten Volksklassen sehr böses Blut gemacht hat. Bei Anwendung von Mitteln muß aber die Wirkung wohl erwogen und berechnet werden; zur Be­freiung Frlands ist aber die Hilfe des englischen Volkes unerläßlich, und jedes Kampfmittel, welches das englische Volk von der irischen Sache abzulenten geeignet ist, muß daher vom Standpunkt der irischen Revo­lution aus mißbilligt werden. Uebrigens ist der Ursprung der Liverpooler  Höllenmaschinen noch keineswegs jedem Zweifel entrückt. Sie tamen dem Ministerium Gladstone zu gelegen", um nicht Mißtrauen zu erregen. Von den zwei Feniern, welche im Frühjahr das Stadthaus von Liverpool   vermittelst eines Bulverkästchens in die Luft sprengen wollten, ist der eine zu lebenslänglicher, der andere zu 15jähriger Zwangsarbeit verurtheilt worden. Auf diese Orgie der Klassenjustiz haben die Irländer mit neuen ,, agrarischen Verbrechen" geantwortet und u. A. einen eng­lischen Gutsbesitzer, der sich durch Brutalität auszeichnete, zu Tode ge­lyncht. Der schwörlustige Atheist Brad laugh hat sich wieder ein­mal zum Parlament hinauswerfen lassen. Wenn dieser Freund Plonplons und Kinderabtreiber von Profession nicht ein so erbärmlicher Lump wäre, würde man sich trotz seiner Ungeschicklichkeit vielleicht für ihn interessiren können. So ist's aber beim besten Willen unmöglich; und den prin­zipiellen Boden hat er sich selber unter den Füßen weggezogen.

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Ueber den Londoner   revolutionären" Welt­tongreß sagt unser belgisches Bruderorgan, die ,, Voix de l'ouvrier" ( Nr. 14 vom 31. Juli):

,, Der internationale Kongreß, welcher im Gegensatz zu dem unsrigen veranstaltet wurde, hat vom 14.- 19. dieses Monats in London   statt­gefunden. Dieser Kongreß hatte zu seinem Hauptzweck die Wiederauf­richtung der Internationalen Arbeiterassoziation  . Hat er seinen Zwed erreicht?( Natürlich nicht. Red. d. S.-D.) Das werden wir später sehen. Was uns gewundert hat, ist, daß die Sizungen des Kongresses geheim abgehalten wurden. Ein schlechtes Mittel, unseres Erachtens, die Inter­ nationale Arbeiter- Assoziation   wieder aufzurichten! Was! Ihr wollt die große Masse der Arbeiter aller Länder in eine mächtige Assoziation vereinigen, und ihr verfahrt wie eine Handvoll Verschwörer. Das ent­spricht nicht dem Ernst der Aufgabe. Die Revolution vollzieht sich im 19. Jahrhundert ant hellen lichten Tag. In der greifbaren Wirklichkeit, in der Wissenschaft, in der Industrie schöpft sie ihre Kraft, und findet sie das Fundament ihrer Macht. Der Londoner   Kongreß hat also einen falschen Weg eingeschlagen. Es wird freilich gesagt, er habe nur des­halb geheim getagt, um die Schwäche seiner Anhänger zu verbergen. Und in der That, wenn alle Länder auf dieselbe Weise vertreten waren, wie Holland   und Belgien  , dann hatte man guten Grund, sich in Ge­heimniß zu hüllen. So jagt man vielleicht einigen Angstmicheln von Bourgeois ein Bischen Furcht ein, aber das Werk der Revolution wird L. B." nicht gefördert.

Serbische radikale Blätter und das serbische Parteiblatt ver­öffentlichen den Aufruf zur Unterstützung der Leipziger   Ausgewiesenen. Der Arbeiterverein von Schabet( Radnika Kasina) hat bereits für die Leipziger   Ausgewiesenen 33 Gulden oder 77 Dinaren= 69 Fr. 30 Cts. geschickt. Die Schabeßer Arbeiter haben es verschmäht, die radikale Bourgeoisie heranzuziehen, darum, so schreiben sie, der kleine Betrag.

In Rußland   ist Väterchen" aus seinem Gefängniß bei Peters­ burg   durchgebrannt, und treibt nun, unter zehnfacher Polizeibewachung, höchsteigenhändige Bauernfängerei, wozu es ihm aber, den vorliegenden Bröbchen nach zu urtheilen, ganz an Geschick fehlt. Die Erziehung des Zars aller Reußen war so erbärmlich, daß der arme Teufel, dessen Be­gabung ohnehin höchst untergeordneter Natur, nicht einmal für das Ge­schäft der Bauernfängerei taugt, in der doch sogar ein Bismarck es zu einer gewissen Virtuosität gebracht hat.

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Hartmann befindet sich in Amerika  , wo er für die Nihi­Zum Schluß müssen wir noch eines unerquicklichen Vorfalles erwäh­liften zu wirken bemüht ist. Von englischen und russischen Spiteln, die nen. Erbittert durch eine Aeußerung Malon's hat das ehemalige Kom­ihm auf Schritt und Tritt folgen, wird das Gerücht ausgesprengt, die munemitglied ullier,( ein gelinde ausgedrückt so exzentrischer Mensch, daß selbst seine Freunde oft an seiner zurechnungsfähigkeit Regierung der Vereinigten Staaten   sei geneigt, ihn an Rußland auszu­zweifeln) an Malon in grotesk pöbelhafter Form eine Herausforderung liefern. Das ist albernes Gerede. Die amerikanischen   Gesetze erlauben auf Leben und Tod gerichtet und ihm im Falle der Nichtannahme mit die Auslieferung politischer Verbrecher" nicht, und der Versuch, die Erschießen auf öffentlicher Straße gedroht. Den französischen   Vorurtheilen Helden, welche der russischen Schandwirthschaft mit Aufopferung ihrer in puncto des Duellirens Rechnung tragend, hat Malon, statt die Existenz und Preisgebung ihres Lebens entgegengetreten, zu gemeinen wie das seiner Zeit in der Schweiz   mit Verbrechern zu stempeln Herausforderung rundweg abzulehnen, die Sache einem aus Lissagaray  , Brousse und Boulard bestehenden Ehrengerichte übergeben, dessen Netschajeff geschah ist absolut aussichtslos. Wir können also Entscheidung er sich fügen will. Wir möchten bei dieser Gelegenheit unsere bezüglich Hartmann's vollkommen unbesorgt sein. französischen   Genossen an das Vorgehen ihrer revolutionären Vorfahren erinnern, welche im Jahre 1790 die von den aristokratischen Vertretern alles mittelalterlichen Unsugs systematisch gepflegte Duellkrankheit dadurch kurirten, daß sie die von ihr Befallenen in den Teich des Palais Royal­Gartens eintauchten eine Wasserkur, die Wunder wirkte, und auch jetzt zu empfehlen wäre. Wir sehen übrigens zu unserer Genugthuung, daß die Affaire Lullier- Malon die Aufmerksamkeit des französischen   Proleta­riats auf das absolut Sinnlose und durch und durch Reaktionäre des Duellunsugs gelenkt hat. Möge sie den Anlaß zur Abschaffung dieses Aberglaubens bieten, der an Lächerlichkeit und Schädlichkeit von keinem anderen Aberglauben übertroffen wird.

Ein Sozialist hat wahrlich Gelegenheit genug, seinen Muth am rich- tigen Ort zu beweisen.

Nachschrift. Zu unserer Freude ersehen wir aus dem Citoyen de Paris", daß Guesde sich zur Annahme eines Mandates entschlossen hat. Es wäre zu wünschen, daß auch Malon, Brousse und andere Genossen in ähnlicher Weise der Volksstimme Gehör geben und durch einen vorschnellen Entschluß sich nicht dauernd gebunden halten. Kundgebungen aus Arbeiterkreisen gegen den Duell unfug mehren sich.

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Die Strikes in den Porzellanfabriken von Vierzon  haben mit einem vollständigen Erfolge der Arbeiter geendet. Die Arbeit­geber haben die Forderungen der Arbeiter bewilligt. Die Maurer von St. Etienne haben die Arbeit eingestellt. In einer am 27. Juli stattgehabten allgemeinen Versammlung wurde der äußerste Widerstand beschlossen, bis die Arbeitgeber den von den Arbeitern aufgestellten Tarif anerkannt hätten. Der Strike ist allgemein, sämmtliche Arbeiter haben die Arbeit eingestellt. In Marseille   ist ein Strike der Bäcker­gesellen im Entstehen begriffen; dieselben verlangen eine Lohnerhöhung

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Nordamerikanisches Gewerkschaftsorgan. Die von unserer Partei vielfach noch nicht hinlänglich gewürdigte Gemert­schaftsbewegung nimmt in den Vereinigten Staaten  von Nordamerika   den besten Fortgang. Leider fehlt es noch an einem Zentralorgan ein Mangel, dem hoffentlich bald abgeholfen sein wird. Inzwischen sind die verschiedenen Trades- Unions eifrig bestrebt, fich Spezialorgane zu schaffen. Vor einigen Wochen siehe Nr. 25 des Sozialdemokrat zeigten wir die Gründung des Carpenter", Monats­Organs der Zimmerleute und Tischler, an.

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Wie wir zu unserer Freude aus der uns vorliegenden Nummer 3 des ,, Carpenter" ersehen, hat derselbe sein Format neuerdings verdoppelt, und nimmt der deutsche Theil nun zwei Quartseiten statt einer ein, während der englische   Tert sechs Quartseiten füllt. Wir begrüßen dieses brüder­liche Zusammengehen der amerikanischen   Arbeiter englischer und deutscher  Zunge als ein glückverheißendes Symptom. Möge das Beispiel in an deren Gewerken Nachahmung finden! Nur das Zusammengehen der Arbeiter beider Nationalitäten kann der amerika­ nischen   Arbeiterbewegung zum Siege verhelfen; und dieses Zusammen­gehen zu ermöglichen, dazu bieten die Gewerkschaften die beste, wo nicht die einzige Gelegenheit.

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Warnung vor Auswanderung. Im Augenblid, wo wir zur Presse gehen, erhalten wir seitens des New- Yorker Unterstützungs­tomites eine dringende Warnung vor der Auswanderung nach Amerika  . Jn nächster Nummer werden wir das Schriftstück mittheilen.