Die Sozialdemokratie steht allein im Kampf gegen alle anderen Parteien.

Gleich der jungen französischen   Republik   von 1792 hat sie freudigen Herzens den Handschuh aufgenommen, und sie wird nicht eher den Kampf einstellen, als bis die Gegner niedergeworfen sind.

Kein Waffenstillstand, tein kompromiß! Jedem Gegner die Stirn gewiesen!

Das ist unsere Losung für den bevorstehenden Wahlkampf und für die anderen Kämpfe, die dem Wahlkampf folgen werden.

Mitteldeutschland  .

Sozialpolitische Rundschau.

X- e.

3ürich, 21. September 1881. Ueber das am 12. d. M. erfolgte Verbot des Reichs­bürgers" schreibt man uns aus Neupreußen:*)

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Von der Polizei erwartet Niemand Logik, sowenig wie Anstand. Poli­zeiherrschaft heißt Polizeiwillkür   und zur Willkür des Handelns gehört auch die Willkür des Denkens, mit anderen Worten: die Unvernunft. Das sollte die Polizei bedenken und sich mit dem einfachen: So will ich! Und damit basta! begnügen. Sobald sie ihr Handeln motiviren will, macht sie sich lächerlich und enthüllt ihre bodenlose Dummheit. Wir haben in den letzten Jahren, seit das Sozialistengesetz in Deutschland   die Polizeiwillkür   zum obersten Staatsgesetz erhoben und die Polizeiallmacht proklamirt hat, viel Blödsinn erlebt, ein so blödsinniges Schriftstüc wie das erwähnte ist uns aber noch nicht vorgekommen.

Der Reichsbürger" wurde vor dritthalb Jahren gegründet. Die kluge Polizei wußte schon, wie sie sagt, vor dritthalb Jahren, daß der Reichs­ bürger  " ein sozialdemokratisches Organ was er, nebenbei gesagt, nie­mals gewesen unterdrückt ihn aber erst jetzt unmittelbar vor den Reichstagswahlen natürlich nur, um den Beweis zu liefern, daß Bebel, Hasenclever und Liebknecht in dem bekannten unter Anklage gestellten Flugbatte wider besseres Wissen" den sächsischen Behörden eine versuchte Einwirkung auf die Wahlen zur Last gelegt haben.

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Der Reichsbürger" hat mit Vorsicht die Klippen des Sozialisten­gesetzes umschifft", mit anderen Worten: das Sozialistengesetz nicht verletzt ergo wird er unterdrückt.

Der Reichsbürger  " hat selber nichts Verfängliches geschrieben, er hat blos aus anderen unverfänglichen Blättern das Gift ausgesogen", wel­ches in jenen anderen Blättern kein Gift war ergo wird er unter­drückt.

Eremplare des Reichsbürger  " sind bei ausgesuchten" Sozialdemo­fraten gefunden worden, wie unzweifelhaft auch Strümpfe, Hemden, ergo wird der Reichsbürger  " verboten und wir müssen darauf gefaßt sein, daß die Leipziger   Kreishauptmannschaft gelegentlich das Tragen von Strümpfen und Hemden mit der ihr eigenen Logik als staatsgefährlich verbieten wird.

Genug!

Wir wollen indeß der Leipziger   Kreishauptmannschaft den Gefallen thun, zu konstatiren, daß sie nicht so dumm ist, wie sie sich hinstellt. Das Verbot ist erfolgt auf einen via Dresden   nach Leipzig   gelangten Befehl von Berlin  .

Der Reichsbürger" hatte Verbreitung in den Arbeiterkreisen gefunden und seine ablehnende Haltung gegenüber dem staatssozialistischen Humbug des Herrn Bismarck erregte Anstoß. Das ist der Grund des Verbotes. Die sächsische Regierung bethätigte nur zum zweiten Mal ihre schon bei Verhängung des Belagerungszustandes über Leipzig   so glänzend bethätigte Feigheit.

Die Sache hat indeß noch einen Haken. Der Buchdrucker Vollrath, welcher den Reichsbürger  " herausgab, ist notorisch kein Sozialdemokrat, seine Firma ist eine alte, er hat sich politisch niemals kompromittirt" -daß er Sozialdemokraten für sein Blatt schreiben ließ, ist nach keinem Gesetze strafbar es gibt in Deutschland   hunderte von Zeitungen, für welche Sozialdemokraten schreiben bisher wurden alle Verbote auf Grund des Sozialistengesetzes, welche Nicht- Sozialdemokraten trafen, von der Reichsbeschwerdekommission, alias dein Obergalgenrath, wieder auf­gehoben. Wir sind sehr gespannt, was in diesem Falle geschehen

wird.

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Oder vielmehr, wir sind es nicht. Wir wissen im Voraus, daß die Verbreitung des Reichsbürger" in Arbeiterkreisen für die Reichskom­mission ein ausreichendes Motiv zur Bestätigung des Verbotes abgeben wird. Die Arbeiter sollen kein unabhängiges Blatt haben voilà tout!

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Nun, es kann uns ganz recht sein. Wenn die Polizei jedes Arbeiter­blatt in Deutschland   unterdrückt, macht sie damit doch die beste Reklame für den Sozialdemokrat", der das sozialistische Gift" direkt und en gros verschenkt.

*) Wir haben natürlich nicht im Geringsten Luft, den ellenlangen poli­zeilichen Ukas abzudrucken, um ihn wieder in's Reich zu schmuggeln. Wir machen nur unsere Genossen auf ihn aufmerksam. Er ist's werth, gelesen zu werden. Jedes Wort ist ein Nachttopf, wie Heine sagt, gefüllt mit Exkrementen der gesunden Vernunft und des Anstandes.

Feuilleton.

Der Ständestaat und Klassenstaat.

Ich habe in meinem letzten Artikel die Form des Daseinskampfes auseinandergesetzt, wie sie beim Urmenschen sich zeigte. Sie sollte sich ändern durch die Entstehung der Standesunterschiede.

Die älteren Historiker nehmen gewöhnlich an, bei'm Urmenschen hätten sich eines schönen Tages einige Leute, die klüger oder stärker waren, als die anderen, durch List und Gewalt der Macht über ihre Stammes­genossen bemächtigt, und aus ihnen seien dann Adel und Klerus hervor­gegangen. Diese absurde Behauptung hat nicht die mindeste Begründung. Der Stammes- Kommunismus war zu fest gegründet, als daß inner­halb des Stammes eine Ständetheilung möglich gewesen wäre. Diese fann vielmehr überall, wo sie sich findet, in letzter Linie auf eine Unter­jochung von Stammesfremden zurückgeführt werden.

So lange der Urmensch Jäger war, konnte er Sklaven nicht gebrauchen. Deren Erhaltung wäre zu mühsam, ihre Ueberwachung zu schwierig, ihre Dienstleistung zu unbedeutend gewesen. Ein Jägervolk tödtet den männlichen Feind. Nur die Weiber werden manchmal am Leben gelassen. Anders gestaltet sich die Sache, sobald die technischen Fortschritte den Uebergang zur Viehzucht oder zum Ackerbau erlauben.*) Nun wird es von Vortheil, Andere für sich arbeiten zu lassen und hiermit stellt sich auch die mildere" Praxis ein: der Kriegsgefangene wird zum Sklaven. Noch mehr. Jäger- und Nomadenvölker lassen sich von einem übermächtigen Sieger von ihrem bisherigen Gebiete verdrängen. Bei einem ansässigen Ackerbauvolfe ist das nicht so leicht der Fall. Das­selbe unterwirft sich lieber dem Sieger, wird ihm tributär: das unterjochte Volk sinkt in den Zustand der Hörigkeit,

*) Es ist ein weitverbreiteter Frrthum, zu glauben, daß der Uebergang von der Jägerei zum Ackerbau stets durch das Stadium der nomadisch getriebenen Viehzucht geschehen müsse. Ob ein Jägervolk sich dem Ackerbau oder der Viehzucht zuwendet, hängt vor Allem von der Be­schaffenheit des Landes ab, das es bewohnt. Die Indianer Nordamerikas  trieben bei der Entdeckung desselben durch die Europäer   einen nicht un­bedeutenden Ackerbau. Die Viehzucht war ihnen dagegen gänzlich un­bekannt.

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Das Denunziantenthum blüht bekanntlich in Deutschland  , und es sind nicht bloß liberale und konservative Gesinnungs­lumpen, welche das Denunziantenhandwerk betreiben, es fehlt auch nicht an schönen fortschrittlichen Seelen, welche sich ihm ergeben haben. Sogar offiziell übt die Fortschrittspartei das traurige Gewerbe. Unter der Spitzmarke Sozialismus" heißt es auf Seite 162 des fort­schrittlichen ABC für freisinnige Wähler":

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,, Sozialistische Zeitungen erscheinen noch in den großen Städten, wie z. B. in Dresden   die Dresdner Abendzeitung" und in Leipzig   der ,, Reichsbürger  ". Die betreffenden Druckereien werden jetzt unter Privatfirma verwaltet. Diese Parteizeitungen umgehen in geschickter Weise das Sozialistengesez, nehmen Worte, wie Sozialismus und Sozialistenpartei gar nicht in den Mund, bringen aber ausführliche Berichte über alle Verfolgungen von Sozialisten, über Lohnbewegungen und enthalten Angriffe auf nichtsozialistische Parteien. Das Material zur Kritik der Regierung wird vorsichtigerweise nichtsozialistischen Blättern entnommen."

Das" ABC" ist aus der Feder der zwei Muster- Geschäftspolitiker Eugen Richter   und Ludolf Parisius   und es ist sozusagen der amtliche Katechismus für die orthodoren Fortschrittsphilister. Daß das über die Dresdner Abendzeitung" und den Reichsbürger  " Gesagte auf reine Denunziation hinausläuft, bedarf keiner näheren Ausführung und die Verfasser mußten sich dessen bewußt sein. Die Abendzeitung" ist seit einem halben Jahre verboten. Der Reichsbürger  " ist soeben verboten worden. Wer den an anderer Stelle unserer heutigen Nummer besprochenen Ukas gegen den Reichsbürger  " liest, wird finden, daß der Schreiber sich die Denunziation des fortschrittlichen ABC" zu Nutze gemacht hat. Wir wünschen den Herren Richter und Parisius zu diesem Erfolg ihres Denunziationstalents Glück!

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Der kleine Belagerungszustand erreicht das Gegentheil von dem, was er erreichen soll, er erbittert, anstatt zu ents muthigen, er agitirt für uns. Das zeigte sich wieder deutlich bei den Ergänzungswahlen in den Gemeindrath in dem Leipzig   be­nachbarten Stötterit. Die sozialdemokratische Liste hat hier den Sieg davongetragen, sämmtliche vier Neugewählte find Sozialisten und sie wurden einstimmig gewählt. Bravo! Gleich tüchtig, wie unsere Leipziger halten sich die Berliner   Ge nossen. Sie haben es dahin gebracht, daß der Versuch, unter dem Schutze des Belagerungszustandes den königlich preußischen Polizeiſozia­lismus der Herren Körner und Finn einzuschmuggeln, voll­ständig gescheitert ist. Die Polizei selbst hat dies anerkannt, in­dem sie den beiden Renegaten das Abhalten weiterer Versammlungen verbot, weil dieselben von den Sozialdemokraten zu ihren Agitationen mißbraucht würden.

Recht so! Es muß so weit kommen, daß Niemandem mehr Ver­sammlungen erlaubt werden, weil sie von Sozialdemokraten mißbraucht werden könnten. Die Philister sollen's fühlen, was es heißt, rechtlos zu sein.

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Unsere braven Berliner   Genossen sind stets auf ihrem Posten. Bei Körner und Finn, bei Ruppel, bei Träger überall find sie zugegen. Und das wird ihnen mitunter recht schwer gemacht, nament­lich bei den tapferen Fortschrittlern, welche als echte demo- fratische Partei ihre Wahlversammlungen bei geschlossenen Thüren, mit Vermeidung aller Jnterpellationen und unter Zurückweisung aller Nichtsortschrittler abhalten. Trotz aller dieser Vorsichtsmaßregeln gelang es einer bedeutenden Anzahl Genossen, in eine fortschrittliche Wahlver­sammlung des 4. Wahlkreises am Sonntag, den 18. d. M., Zulaß zu finden, um hier am Schlusse derselben die Kandidatur Bebel's zu proklamiren.

Unsere wackeren Berliner   sorgen aber auch dafür, daß der Stoff zum Lachen nicht ausgeht.

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An einem Tage der vorigen Woche war dem Amtsvorsteher einer zwei Meilen von Berlin   gelegenen Ortschaft mitgetheilt worden, es werde in einem nahegelegenen Gehölz eine Versammlung von ca. 40 Sozialdemo kraten stattfinden; er solle ja auf dem Poften sein. Der Amtsvorsteher war auch mit seinen beiden Gensdarmen auf dem Posten. Und richtig, bald schleichen zirka 40 Personen vorsichtig heran, blicken sich scheu um und vertheilen sich dann im Gehölz. Kühn wie ein Löwe springt unser Amtsvorsteher hervor:" Im Namen des Gesetzes!" ruft er und verhaftet den ihm Zunächststehenden- einen Berliner   Polizei­Lieutenant! Die 40 Mann waren Schutz leute in Zivil, von der Berliner   Polizei abgesandt, die auf dieselbe Denunziation wie der Amtsvorsteher hereingefallen war.

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Zu gleicher Zeit hielten unsere Leute am entgegengesetzten Ende Ber lins eine Versammlung wirklich ab, welche von der heiligen Hermandad nicht gestört wurde. Es geht doch nichts über eine pflicht­eifrige Polizei!

- Verbrecherische Thorheiten. Genoffe Stahl, welcher den Muth gehabt, in Berlin   gegen den Antisemiten und Bis­marc'schen Staatssozialisten Ruppel aufzutreten, ist bereits ausgewiesen. Der Junker Bismarck glaubt die Arbeiter wie Hunde dressiren zu fönnen: folgen sie nicht seinen Lieb= tosungen, dann kommt er mit der Beitsche: welche Narrheit und Schufterei zugleich! Narrheit der unbesiegbaren Idee gegenüber, die wir vertreten; Schufterei gegenüber den wehrlosen Einzelnen, die man falten Blutes in's Elend, ja in den Tod jagt.

der Leibeigenschaft, der unterthänigkeit herab, der fiegende Stamm wird zur Aristokratie.

So find die ersten Standesunterschiede entstanden und damit der Staat. Die Anführer der Sieger sind ihren eigenen Stammesgenossen gegenüber fast machtlos, den Unterthanen gegenüber bilden sie da gegen die Repräsentanten der Herren, sind dieſen gegenüber unum­schränkte Mach tha ber. Unsern Historikern, die gewohnt sind, Aristokratie und Unterthanen als ein Volf zu betrachten, erscheint es dann, als ob in solchen Staaten der Absolutismus   herrsche. Und doch war dies z. B. in Egypten und in Persien   anfänglich blos für die Unterjochten richtig, der Aristokratie gegenüber waren diese Sultane fast machtlos.

Aus dieser Ständetheilung erwuchsen nun verschiedene hochwichtige Folgen vortheilhafte und verderbliche. Vortheilhafte: Die Muße, welche die herrschenden Klassen genossen, setzte sie in den Stand, un­gemein rasche Fortschritte in den Künsten und Wissenschaften zu machen, Fortschritte, deren Ergebnisse wir heute noch in Egypten, Griechenland  und Rom   bewundern.

Eine weitere vortheilhafte Folge ergab sich daraus, daß ein siegreicher Stamm gewöhnlich bei der Unterjochung eines einzigen andern nicht stehen blieb, sondern auch die Nachbarstämme so lange unterjochte, bis er seinerseits wieder von einem noch mächtigeren besiegt wurde, worauf dann eine neue Schichtung der Unterthansverhältnisse entstand, indem die bisherigen Unterthanen Unterthanen von Unterthanen wurden, oder bis das Reich in sich selbst zerfiel. In einem solchen Reiche wurden also viele Stämme zusammengeschweißt, die sich bisher feindlich gegenüber­gestanden waren. Der Kampf ums Dasein zwischen diesen Stämmen hörte damit auf und es begann eine Aera friedlicher Wechselwirkung, eine Aera der Internationalität.

Wir können deutlich verfolgen, wie diese Kreise der auf Eroberung und Unterjoch   ung begründeten Internationalität sich im Alterthume immer weiter ausdehnen, vom Egyptischen, Assyrischen  , Babylonischen   zum Persischen Kreise, der wieder vom Hellenistischen abgelöst wird, dessen westlicher Theil schließlich in dem großen internationalen Kreis des Römerreiches aufgeht. Diese gemeinsame Unterjochung war im Alterthum die einzige Möglichkeit, in den Völkern das Bewußtsein einer gewissen Zusammen gehörigkeit zu erwecken, da das Stammesbewußtsein und die Stammesabneigung noch viel zu stark waren, als daß größere Reiche durch freiwilligen Zusammenschluß der einzelnen Stämme fich hätten bilden können. So groß auch die Reiche des Alterthums sein

Zu den vielen feigen Mord thaten an Sozialisten, welche unsere Gewalthaber schon auf dem Gewissen haben, hat sich wieder eine neue gesellt: der Arbeiter Kittel, aus Berlin   ausgewiesen, sah sich in Folge dessen vor dem Hungertode. Um dessen Qualen zu entgehen, zog er den raschen Tod des Selbstmordes vor: er erhängte sich.

Unsere Machthaber mögen sich bisher glücklich preisen, daß sie mit " gemüthlichen" Deutschen   zu thun haben. Ein Irländer hätte, wenn er keinen Ausweg vor sich sah, als den Tod, den mit sich gerissen, der ihn so weit getrieben. Aber mögen unsere Gewalthaber auf die deutsche Schafsnatur nicht allzusehr bauen: einmal werden sie doch an den Un­rechten kommen.

Mene tekel. Alles Menschenmögliche war behördlicherseits aufgeboten worden, den Empfang Wilhelm's des Siegreichen in Hamburg   zu einer großartigen Loyalitätsdemonstration zu machen. Preußische Polizisten, eigens von Berlin   abgesandt, welche bereits Erfahrung im Arrangement von Volks"-Kundgebungen, Siegeseinzügen und dergl. haben, hatten ihren ganzen Witz angestrengt. Man hatte Riesensummen für Ehrenpforten, Flaggen und dergl. ausgegeben, hatte die Schulen und öffentlichen Werkstätten geschlossen, hatte die Fabrikanten und Kauf­leute veranlaßt", ein Gleiches zu thun, hatte die Schüler öffentlicher Lehranstalten zum Hurrahschreien kommandirt und eine weitere Reihe Claqueurs für jubelnde Begeisterung, das Stück zu fünf Silbergroschen, angeworben und das Resultat: Glänzender Durchfall!

Eifiges Schweigen empfing den geliebten" Kaiser. Ganze Straßen fonnte der kaiserliche Zug durchfahren, ohne daß ein einziger lauter Zuruf ertönt wäre. Dieß in der Republik   Hamburg  . Im königlich preu­ßischen Alton a befließ man sich dagegen nicht so ehrfurchtsvollen Schweigens, da wurde der Heldengreis mit 3ischen und Pfeifen empfangen.

Wilhelm der Glorreiche ausgepfiffen in seiner getreuen preußischen Stadt Altona  !

Mag er nicht leise gebebt haben bei dem Gedanken, wie viel Grimm sich da in den Massen angesammelt haben müsse, daß sie es wagten, sich in dieser Weise Luft zu machen? Mag ihm dies Zischen und Pfeifen nicht erschienen sein wie das ferne Grollen, welches das nahende Gewitter verkündet?

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Ein mene tekel für die Gewalthaber ist die Haltung Altona's  : Sie sind gewarnt es ist das Verhängniß der Herrschenden, Warnungen nicht zu verstehen.

Sie haben nichts gelernt und nichts vergessen, unsere Liberalen nämlich. Trotzdem das Manchesterthum im letzten De­zennium seinen Bankerott in so offenkundiger Weise dargethan hat, daß man es nicht für möglich halten sollte, daß noch irgend Jemand mit gesunden Sinnen für das System des laisser aller, laisser faire schwärmte, trotzdem weiß jetzt die liberale Presse gegen den Bismarc'schen Staatssozialismus nicht anders anzukämpfen, als mit den längst schartig gewordenen Waffen des Manchesterthums. Mit Triumphgeschrei wird jetzt in den liberalen Zeitungen ein Brief des alten Cobden aus dem Jahre 1848 kolportirt, der in dem Saße gipfelt: Die einzige Sicherheit für die Regierungen besteht darin, das Volk zu lehren, sich auf sich selbst zu verlassen und nicht von der Gesetzgebung eine Regulirung oder Be günstigung der Gewerbe zu erwarten." Um diesen Satz in's richtige Licht zu stellen, hat sich der berühmte Todte" nicht gescheut, eine unver­schämte Lüge an denselben anzuknüpfen, welche von unseren Manchester­männern natürlich mit Behagen nachgedruckt wird: Unsere( die eng­lischen) arbeitenden Klassen sind allgemein der Ansicht: Je weniger sich die Gesetzgeber mit ihnen in Bezug auf Schutz oder Abgaben beschäftigen, desto besser sei es für sie."

Das schrieb derselbe Cobden im Jahre 1848, welcher wenige Jahre vorher noch den englischen Arbeitern nur dadurch das Mißtrauen gegen seine Freihandelsagitation genommen hatte, daß er ihnen versprach, für die Zehnstundenbill( Einführung des zehnstündigen Normalarbeits­tages für Frauen und junge Personen) einzutreten. Aber freilich, als er im Jahre 1846 sein Ziel erreicht hatte und die Arbeiter nicht mehr brauchte, verrieth er sie und nur mit Hilfe der Tories gelang es, die Zehnstundenbill trotz des fanatischen Widerstandes des wortbrüchigen Freihandelsheeres mit Bright und Cobden an der Spitze"( Marr) durch­zubringen.

Herr Cobden hatte also die Arbeiter betrogen, und um diesen Betrug zu beschönigen, mußte er lügen, die englischen Arbeiter ver­langten feinen Schutz. Und die Waffen solcher Autoritäten sind es, mit denen der Liberalismus den Staatssozialismus bekämpft.

Arbeiterrisiko. Jn Dortmund   sind am 15. September wieder 18 Bergleute dem schlagenden Wetter zum Opfer gefallen natürlich durch eigene Unvorsichtigkeit: sie hätten an einem verbotenen Orte gesprengt. Die heuchlerische Entrüstung über den ,, unverant­wortlichen Leichtsinn" der Arbeiter macht sich recht gut. Man vergißt dabei nur folgendes: Sobald schlagende Wetter auftreten, wird den Arbeitern allerdings verboten, zu sprengen. Der Arbeiter kann aber nichts verdienen, wenn er nicht sprengt, er hat also die Wahl, entweder mit seiner Familie zu hungern oder mit Gefahr seines Lebens so viel Material zu fördern, daß er einen genügenden Lohn verdient. Die Bergwerksverwaltung weiß das, sie weiß, daß ihr Verbot nicht gehalten werden kann, sie weiß, daß, um seine Einhaltung zu ermöglichen, an Orten, wo schlagende Wetter vorkommen, die Akkordsätze erhöht werden müßten: aber den Lohn er

mochten, es war stets blos ein Stamm, eine Gemeinde, wie Athen  oder Rom  , welche sie beherrschten. Wir sehen noch einen Nachklang davon im Kantönligeist der Schweizer  .

Neben diesen Lichtſeiten, welche die Ständetheilung für die allgemeine menschliche Entwicklung hatte, dürfen deren Schattenseiten nicht übersehen werden. Vor Allem für die Unterworfenen. Sowohl der Kampf als die Arbeit für den Stamm hörten für sie auf. Die Kämpfe gegen äußere Feinde betrajen blos den Stamm der Herren, nicht sie. Meist wurden sie gar nicht zum Kriegsdienst zugelassen. Und auch die Arbeit war nur mehr eine Arbeit für den Herrn. Mit dem Eintreten des Kampfes um's Dasein innerhalb des Stammes, schwächten sich auch die sozialen Instinkte immer mehr ab, Feigheit, Selbstsucht, Gemeinheit der Gesinnung nahmen zu.

Bei dem herrschenden Stamme hatten andere Ursachen die­selben Wirkungen zur Folge. Die technischen Fortschritte und der Handel gaben dem mobilen, dem Handelskapital eine immer größere Bedeutung. Der Urmensch hatte blos den Boden als Quelle des Reichthums gekannt, das Gemeineigenthum erstreckte sich blos auf ihn. Das mobile Kapital wurde ebenso Privateigenthum, wie die Waffen Privateigenthum des Urmenschen waren. Mit der Entwicklung des mobilen Kapitals wuchs daher der Einfluß des Privateigenthums und der Indivi­dualismus.

Die Form des Kampfes ums Dasein wurde immer mehr die indivi­dualistische und in Folge dessen wurde auch der Charakter der herr­schenden Klasse ebenso verändert, wie der Charakter der beherrschten. Damit ging noch eine andere Entwicklung Hand in Hand. Der naturnoth wendige Zwiespalt zwischen Herrschern und Beherrschten versetzte erstere förmlich in ununterbrochenen Kriegszustand und verstärkte also die Macht des Kriegshäuptlings. Je mehr der Stammeszusammenhang sich lockerte, desto schwächer wurde der Widerstand des herrschenden Stammes gegen die Usurpationsversuche der Häuptlinge. Der Jndividualismus brachte Feigheit und Gleichgiltigkeit gegen das Schicksal des Gemeinwesens mit sich, das Söldnerthum entwickelte sich und so lehrt uns die Geschichte deutlich, daß, so parador dies auch flingen mag, mit der Zunahme der indi viduellen Freiheit die Zunahme des Absolutismus gleichen Schritt hält. Die individuelle Freiheit ebnet ihm die Wege. Die Blüthezeit der attischen Demokratie fiel in eine Periode, in welcher der Stammeszusammenhang noch sehr mächtig war, in welcher man noch am Grundsazze festhielt, das Individuum sei des Staates wegen da, in welcher man den Grundsatz, das Individuum könne für sich

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