höhen, heißt den Profit schmälern und da zieht man es vor, ein heuch lerisches Verbot zu erlassen und die Arbeiter in den Tod zu schicken. Dieses Vorgehen nennt man nicht Raub mord, sondern ökono mische Geschäftsgebahrung!

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Ueber das Patrimonium der Enter bten" äußert sich das ultramontane Schwarze Blatt":

,, Verschiedene Rechenmeister bemühen sich, dem armen Mann" vorzu­zählen, wie groß das Erbtheil der Enterbten" ist, welches für ihn vom Tabaksmonopol abfallen könnte. Einige kommen auf 11, andere auf 16, noch andere auf mehr Pfennige pro Tag und Enterbten. Sie vergessen bei der Rechnung, daß auch der Kriegsminister sich zu den Enterbten rechnet. Und der hat mit seiner ungeheuren Hand das Vorzugsrecht. Der Staat schnupft die Millionen und die Ent­erbten können niesen. Der Staat kaut die Einkünfte und den Enterbten läuft das Wasser im Munde zusammen. Der Staat raucht seine Defizit­deckung und die Asche ist für die Enterbten, daher der Name Monopol", weil der Staat allein der Käufer ist, die guten Bürger sich aber blos in das Bezahlen theilen. Wenn uns ein Steuerplan an die Pfeifen will, so sollten die Abgeordneten ihm was pfeifen."

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In München   wurde ein Soldat deshalb zu drei Tagen Mittel­arreft verurtheilt, weil er das störrige Pferd eines Lieutenants mit den Worten Du Sakraments Vieh" geschimpft hatte. Das fragliche Vergehen war mit dem Ausdruck qualifizirt: Wegen ungeeig­neten Benehmens gegen ein Offizierspferd".

Warum nicht lieber gleich das Roß zum Offizier machen? Da hätten wir doch glücklich auch in dieser Beziehung den, brutalen Wahnsinn der römischen Kaiserzeit erreicht, welche das Roß zum Konsul machte.

- Der Hochverrathsprozeß gegen Hasselmann ist fallen gelassen worden, weil man sich gesagt hat, wie die Offiziösen ver­sichern, ob nicht der Schaden, der durch Aufdeckung der verbrecherischen internationalen Umtriebe angestiftet werden dürfte, größer sein werde, als wenn die Kenntniß dieser Dinge das Geheimniß der Regierung bliebe, welche ihrerseits in der Stille viel wirksamere Gegenminen anlegen kann, als im vollsten Lichte der Oeffentlichkeit.

Wie rührend ist doch diese preußische Regierung, welche das Geheimniß von Hasselmanns Hochverrath liebevoll in ihrem Busen verbirgt.

-Zu den Wahlen. Im holstein'schen Wahlkreis Flensburg­Apenrode ist Hasenklever aufgestellt. Im Hamburger 3. Wahlkreis ist Ernst Breuel wieder aufgestellt, im 2. nicht Frohme, sondern Die.

Darnach ist die Mittheilung in unserer letzten Nummer zu berichtigen.

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M

Die Agitation, welche unsere polnischen Genossen in Preußisch Polen, dieſem bisher so vernachlässigten Gebiet, mit Erfolg unternommen haben, hat die Bourgeoispresse- deutsche wie polnische ganz aus dem Häuschen gebracht. Uns geht darüber fol­gender erfreuliche Bericht zu:

Posen, 11. September. Auch in unserem bisher sozialpolitisch todten Posen fängt es endlich an, sich ein Wenig zu regen. Es war auch die höchste Zeit, daß man den polnischen Arbeitern das Klassen­bewußtsein wachrief. Die einzige Lektüre, welche hier dem Arbeiter ge­boten wird, sind einige Kaplanblättchen, welche, anstatt den Arbeiter geistig zu wecken, ihn vollends verdummen. Der freiheitliche Keim, welcher in jedem unterdrückten Volke steckt, verkommt schließlich, wenn er nicht Gelegenheit erhält, sich zu entfalten. Das sehen wir namentlich bei unseren polnischen Brüdern. Deshalb war es sehr gut, daß einige Genossen aus Genf  *) hier her famen, das hiesige Feld zu bearbeiten. Und wahrlich, die ersten Versuche übertrafen alle Erwartungen; es fanden Zusammenkünfte von 40-50 Wann statt, alsdann in kleineren Zirkeln, wo den Arbeitern unser Programm entwickelt, und mit Enthusiasmus von ihnen aufgenommen wurde. An Broschüren und Zeitungen in polnischer Sprache mangelte es nicht, und so waren uns Waffen in die Hand gegeben, vermöge derer wir als Sieger in dem Kampf gegen die Verdummung hervorzugehen vermochten. In der besten Arbeit wurden wir durch einen Schurken, welcher sich in unsere Reihen geschlichen, plötzlich gestört. Dieser Elende( wir sind ihm auf der Spur, möge er sich hüten vor dem Judaslohn) verrieth unsere Agitation dem hiesigen Orendownik", und dieses degradirte sich zu einem Denun zianten.( Pfui! Herr Dr. Szymanski, sich zum preußischen Polizei­spizzel herabzuwürdigen!!)

Nicht genug war, daß er der Polizei davon Mittheilung machte, daß sich hier drei polnisch- sozialistische Agitatoren aufhalten und Propaganda unter den Arbeitern machen, ging dieser jämmerliche Patron von Doktor in seiner Wuth so weit( weil er nämlich erfahren, daß wir einen eigenen Kandidaten aufstellen, infolgedessen die Arbeiter, welche vom Sozialismus überzeugt sind, sich nicht mehr als Stimmvieh für den polnischen Kandidaten, Rittergutsbesitzer v. Turno, benutzen lassen) direkt die Fabriken zu benennen, in denen die Arbeiter beschäftigt sind, welche zur Sozialdemokratie hinneigen, sowie die verschiedenen Lokale, wo Zusammenkünfte stattgefunden haben sollen. Dabei nahm es der ehren­werthe Herr Doktor nicht sehr genau, was uns nicht wundern darf. Wollte er sich doch vor drei Jahren in einer Volksversammlung am hiesigen Orte, in der Genosse M. Schlesinger referirte, als Sozialist aufspielen, das Ausnahmegesetz kam ihm aber zu schnell, daher blieb er lieber in feiner jetzigen Stellung als demokratischer" Redakteur. Jetzt ging( am 2. d8. Mts.) die Hatz von Seiten der Polizei los, die Cigielski'sche Maschinenfabrik wurde nach Sozialisten durchsucht und auch

*) Wir halten es vorläufig nicht für zweckmäßig, fie im Parteiorgan namhaft zu machen.

der Gesammtheit gegenüber besondere Rechte beanspruchen, gar nicht ver­standen hätte.( Nebenbei gesagt sind die Demokratien des Alterthums der beste Beweis dafür, daß die Idee der Demokratie mit der Hochschätzung der individuellen Freiheit absolut nichts zu thun hat.) Erst, als der alte Stammeszusammenhang verfiel, als der Individualismus und deffen nothwendige Begleiterin, die Verachtung der Massen, zunahm, da ent wickelten sich das Söldnerwesen und die Korruption, welche dem Absolu­tismus Philipps von Mazedonien   den Weg bahnten.

Aehnlich war's im alten Rom  .

Die bürgerlich- demokratischen Historiker, welche natürlich vom sozia­ listischen   Zug im Völkerleben keine Idee haben, klagen freilich voll fitt­licher Entrüstung den Zäsarismus als Ursache des Verfalles Roms an. Das ist ebenso schlau, wie wenn man die Würmer, welche einen Leich­nam verzehren, dessen Mörder nennen würde. Die römische Republik war eine Leiche, bevor der Wurm des Zäsarismus an ihr nagte. Was fie zu Grunde richtete, waren die Ausbeutung und das Privateigenthum mit ihrer Folge, dem Individua­

lismus.

Der Individualismus hat die Völker des Alterthums entnervt, hat sie feige gemacht, hat sie entvölkert, so daß eines nach dem andern unter­gehen mußte. Fast stets ist es ein verhältnißmäßig unentwickeltes, barbarisches Volf, welches sich dann der Beute bemächtigt, um seiner­seits wieder in Kurzem selbst dem Individualismus zu erliegen. Je größer der Abstand zwischen der Kultur des erobernden und des eroberten Volkes ist, je höher vergleichsweise die letztere, desto schneller fällt der Eroberer dem Individualismus anheim.

Bei keinem Völferzweige ging diese Zersetzung so schnell vor sich, als bei den erobernden Germanen, deren Stammesverfassung vor dem römischen Individualismus dahinschmolz, wie der Schnee in der Sonne. In viel schnellerem Maße, als die Kultur eindrang, ging die Zersetzung des Stammeszusammenhanges vor sich und darum ist das Mittelalter die etelhafteste Erscheinung in der Weltgeschichte, troy allen poetischen Schimmers, welchen Narren und Halbwisser um dasselbe verbreiten wollten. Im Urmenschen liegt bei aller Barbarei etwas Edles, der Kommunismus, der ihn lehrt, ohne Zaudern für seine Genossen zu dulden und zu sterben. Andererseits können wir dem Griechen der Alexandrinischen Periode und dem Römer der ersten Kaiserzeit trotz der Gemeinheit ihrer Ge­innung eine gewisse Anerkennung ihres Raffinements, ihres Geschmackes, ihrer Bildung nicht versagen. Im Mittelalter aber finden wir die

richtig bei einem Schlosser eine Broschüre im Rock gefunden, und als derselbe in seiner Bestürzung seinen Nebenmann als denjenigen bezeichnete, von dem er die Broschüre bekommen habe, wurden beide verhaftet; der Verbreiter ist noch in Haft. Für unsere Freunde war es jetzt nicht mehr rathſam, ſich länger aufzuhalten, die Schnüffler, mit Photographien in der Tasche, durchstöberten jeden Winkel der Stadt. Unsere Freunde machten ihnen aber eine lange Nase und sagten Posen einstweilen Ade. Montag, den 5. September, Abends, wurden in den Arbeitervierteln, sowie in obengenannter Fabrik polnische Flugblätter verbreitet. 6. September wurde unser braver Genosse Janischewski aus Grät verhaftet wegen sozialistischer Agitation. Die Verhöre der Ar­beiter obengenannter Fabrik dauern fort, man holt sie in Trupps bis zu neun Mann aus der Arbeit. Trotzdem ist der Muth nicht gebrochen, es geht rüftig vorwärts in dem Kampf! W. B.

Am

Seitdem haben weitere Verhaftungen stattgefunden. Am 12. wurden in Bromberg   Genosse Mendelsohn, Sozialdemokrat und, da er aus Genf   kommt, jedenfalls auch Nihilist", wie die Blätter scharfsinnig ver­muthen, und eine Genossin, deren Name verschiedentlich angegeben wird, verhaftet und, an den Armen gefesselt, nach Posen transportirt. Diese Energie" beweist blos, daß man auch Preußisch- Polen für einen günstigen Boden für den Sozialismus hält, daß man auch dort Angst vor uns hat.

Bei dieser Gelegenheit wollen wir noch erwähnen, daß auch in Desterreichisch- Polen die Arbeiterbewegung auf dem Boden des modernen Sozialismus marschirt, und zwar mit gutem Erfolge.

Ein Bravo unfern muthigen polnischen Freunden!

Auf die in Nr. 37 des Sozialdemokrat" in der Korrespondenz aus Kopenhagen   gebrachte Bemerkung über den Barbier Klein, der inter­nationaler Spitzel sei, sendet uns dieser eine Berichtigung, in welcher er uns mittheilt, daß er seines Zeichens nicht Barbier, sondern Handels­agent, nicht in St. Goarshausen  , sondern in Caub geboren sei und daß er ſich in Kopenhagen   nur kurze Zeit aufgehalten habe. Wir wissen nicht, ob das Alles richtig ist, und es dünkt uns nicht, als ob damit die Anklage der internationalen Spizzelei widerlegt sei, wohl aber wissen wir, daß unser Korrespondent J. G. ein vollkommen verläßlicher und erprobter Genosse ist, und sind überzeugt, daß er nicht leichtfertig eine Anklage er­hebt, die er nicht begründen kann.

Am 16. September( alten Stils) beginnt in Petersburg   vor einer besonderen Kommission des Senates wieder einmal eine Gerichts­komödie gegen ,, Nihilisten" von der Richtung des Tschornji Peredjel". Für die schnellere oder langsamere Hinmordung dieser Helden hat natürlich dasselbe heuchlerische Gezücht, welches durch das Straf­gericht an Alexander II.   vor Schmerz und Entsetzen" ganz außer Rand und Band gekommen war, fein Wort der Entrüstung, nicht einmal des Bedauerns.

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Am 12. d. M. wurde in London   der 14. Gewerkschafts­tongreß eröffnet. Die bisherigen Berichte über ihn deuten darauf hin, daß sich auch unter den englischen Arbeitern ein Umschwung im sozialistischen   Sinne vorbereitet.

Namentlich ist es die am Dienstag voriger Woche vom Präsidenten Coulson gehaltene Eröffnungsrede, welche auf einen derartigen Umschwung hinweist.

Nachdem der Redner auseinandergesetzt, daß die Gewerkschaften bisher sich mehr defensiv gehalten, meinte er, nun aber müßten sie offensiv vorgehen, um große Reformmaßregeln durchzusetzen, welche nicht nur England, sondern der ganzen Menschheit zu Gute kommen. Denn wenn wir in England Freiheit und gerechte Gesetze gegen Klaffentyrannei und Ungerechtigkeit erringen", fuhr er fort, so wird das nicht ohne Vortheil für die anderen Nationen sein, welche weniger glücklich sind, und denen wir damit die Hoffnung auf eine hellere Zukunft geben..... Wir haben uns nicht blos mit den politischen Bedürfnissen der Arbeiterklasse und der Nation zu beschäftigen, sondern auch mit den schweren indu­striellen und sozialen Mißständen, die uns bedrücken. Da ist( teiner von uns, der nicht vertraut wäre mit dem furchtbaren Schauspiele von Elend und Noth, Seite an Seite von überfließendem Reichthum und von Ver­schwendung. Wir wissen zu gut, daß diese Uebel Folgen zerstörender nisation der Induſtrie und das Ueberwiegen des habgierigen Be­Konkurrenz und einer Ueberproduktion sind, wie sie der Mangel an Orga reicherungstriebes hervorruft.".

,, Wir wollen keine gewaltsame Revolution, erwarten nicht eine plötzliche politische Kur für all das, noch wünschen wir die väterliche Fürsorge eines patriarchalischen Regiments: aber wir verlangen, daß weder das Parlament noch die herrschenden Klaffen uns ein Hinderniß in den Weg legen, den wir beschritten haben, um unsere volle industrielle Unab­hängigkeit zu erreichen..... Sehr wichtig ist die Frage, ob wir wiederum dulden sollen, daß unser Land Krieg führt, um unsere Herr­schaft über fremde Völker auszudehnen oder zu verlängern. Was für ein Interesse haben die Arbeiter, was für ein Interesse das Volk von England an einem Kriege zu Gunsten dieser Herrschaft? Wenn wir als Arbeiter Unabhängigkeit verlangen, so müssen wir auch die Unabhängig­feit anderer Arbeiter und Völker achten."

,, Nicht genug, daß die Kriege den Armen und Arbeitern unsägliche Unbill zufügen in Folge des Elends, das sie verursachen und der Schwan­kungen des Arbeitsmarktes, die sie vergrößern, als ob es dessen heute noch bedürfte, abgesehen davon, demoralisiren diese Kriege auch die Völker, die sie führen, und sind Verbrechen der schlimmsten Art."

ganze Gemeinheit der Gesinnung, wie sie der Individualismus mit sich bringt, verbunden mit der ganzen Brutalität urwüchsiger Zustände. Wenn es je ein ekelhaftes Zeitalter gegeben hat, so war es das Mittelalter.

Und doch ist das Mittelalter eine hochbedeutsame Periode, indem es eine neue Form des menschlichen Daseinskampfes inaugurirt.

Als Erbe überkam es vom zäsaristisch- christlichen Rom   nicht nur die individualistische Zersetzung, sondern auch die Internationalität. Auf den internationalen Kreis des Römerreiches folgt der internatio­nale Kreis der abendländischen Christenheit, welcher mit dem internationalen Kreis der morgenländischen Christenheit nur schwach verbunden ist. Mit dem dritten internationalen Kreise, der sich auf den Trümmern des Römerreiches aufbaut, dem des Islams, steht der des Papstthums dagegen in ebensowenig Verbindung, als mit dem Heidenthum der Slaven an der Ostgrenze Germaniens  . Denen gegenüber gelten die Gebote christlicher Liebe nicht, man kann sie belügen und betrügen, sie zu Sklaven machen, fie tödten, wie man will.

Die Juternationalität der abendländischen Christenheit zeigt aber einen antern Charakter als die Internationalität des alten Römerreiches. Sie ist kein Verhältniß zwischen Unterworfenen, sondern zwischen freien Männern, die Herrschaft Roms ist nur eine geistige, auf den Besitz der höheren Kultur begründete. Je mehr die Gesittung der Völker der Christenheit steigt, desto unabhängiger werden sie von Rom  , bis sie sich schließlich auch von der geistigen Herrschaft desselben lossagen in der Reformation.

Mit der Alleinherrschaft Roms schwindet aber nicht die Internationa­lität. Im Gegentheil, sie ist während des Mittelalters immer mehr gewachsen. Die einzelnen Stämme haben sich zu Nationen, zu Staaten vereinigt, nicht auf der Grundlage der Herrschaft eines Stammes, sondern der Gleichberechtigung aller Stämme.

Zugleich hatten aber die Fortschritte der Künste und Wissenschaften, namentlich die technischen Erfindungen, die Entdeckungen fremder Welt­theile zc. verschiedene Klassen geschaffen, die alle demselben Blute entsproffen waren. An Stelle des antifen Staates sehen wir also aus dem kolossaten Chaos des Mittelalters den modernen Klassenstaat erstehen, an Stelle der Schichtungen der verschiedenen Stämme im Staate eine Schichtung der verschiedenen Klassen. Der Fortschritt ging im Alterthum dadurch vor sich, daß die begabteren, stärkeren oder besser organisirten Stämme die anderen unterdrückten, um wiederum von noch höher stehenden Stämmen unterdrückt zu werden.

..... Zwei Dinge sind mir ganz klar. Erstlich, daß wir jede Partei­politik vermeiden und uns eifersüchtig gegen jede Beeinflussung durch eine der bestehenden Parteien verwahren müssen, namentlich, wenn dieselbe von den herrschenden Klassen kommt, umſo­mehr, da die Scheidewand, welche wir zwischen Gewerk­schafts- und politischen Angelegenheiten aufbauen wollten, niedergebrochen ist und nicht weiter aufrecht er­halten werden kann. Zweitens aber, daß wir nicht seitwärts stehen dürfen, wenn es sich um die Interessen unserer Brüder in anderen Ländern handelt...

" Die Interessen der Arbeiter der ganzen Welt sind dieselben und des­halb muß die stärkste Verbindung zwischen den Arbeiterklassen aller Staaten Europas   bestehen, denn ihre Gegner sind überall dieselben und Einigkeit ist Macht! Wir sind in unserer Weise ebenso wie sie in ihrer Weise in einem großen Kampf begriffen, dem ganzen Volke ein menschen­würdiges Dasein zu erringen und unseren vollen Antheil am sozialen und politischen Leben zu gewinnen."

" Ich bitte Euch daher, an Eure Berathungen mit dem Bewußtsein zu gehen, daß sie nicht nur uns, nicht nur unsern Landsleuten, sondern unsern arbeitenden Genossen in allen Theilen der Welt gelten, von denen uns manche in ihren politischen Forderungen und Organisationen voraus find. Ich hoffe, wir werden ihnen ein Beispiel geben von der edlen Weise, in welcher unser Arbeiterparlament vorgeht und den hohen Prin­zipien, von denen, wie ich hoffe, die arbeitenden Klassen Großbritanniens  stets geleitet sein werden."

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Die englischen Arbeiter und Coulson sprach in ihrem Namen, wie denn auch seine Rede stürmischen Beifall und keine Opposition fand erklären also, große Reformmaßregeln müßten auf politischem Wege durchgesetzt werden, unabhängig von den Bourgeoisparteien, dagegen Hand in Hand mit den Arbeitern der anderen Länder!

Das ist noch nicht Sozialismus, aber ein Schritt dazu und ein für einen Engländer sehr großer Schritt. Wenn man bedenkt, welche gewal­tige Masse die englischen Trade Unions repräsentiren, mit welcher Kraft sie bisher in einer Richtung vorgingen, in welcher sie unleugbar beden­tende Erfolge davon getragen haben, dann wird man schon aus dem Beharrungsvermögen, das allen Körpern, auch den sozialen eigen ist, sich erklären können, warum sie eine Schwenkung nicht so schnell vor­nehmen können, wie kleine Parteien, die noch keine Erfolge davon ge­tragen haben. Ist aber erst die Schwenkung vollendet, dann ist der Sieg unaufhaltsam.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten und Gemaßregelten nicht!

Korrespondenzen.

Berlin  , 17. September. Was ich vor acht Tagen über die Kandidatenfrage im vierten Wahlkreis schrieb, muß von mir dahin berichtigt werden, daß die Kandidatur Reitenbach schließlich aufgegeben werden mußte, weil durch Flugblätter die Kandidatur Bebels inzwischen so allgemein angekündigt worden war, daß ein Kanditatenwechsel unzweifelhaft Verwirrung angerichtet hätte. Es bleibt also bei der Kandidatur Bebels, und wir hoffen mit ihr zu fliegen.

Die Schwierigkeiten, welche die Kandidatenfrage uns verursachte, werden Niemanden Wunder nehmen, der die Lage bedenkt, in welche einerseits die maßlose Polizeiwillkür, andererseits die Flucht unseres bis­herigen Vertreters uns versetzt hat. Kein anderer Wahlkreis in Deutsch­ land   hatte und hat mit ähnlichen Schwierigkeiten zu kämpfen.

Zum Glück ist jetzt Alles geregelt, es herrscht unter den Genossen die vollständigste Einstimmigkeit und eine mit Entschlossenheit gepaarte Begeisterung, die vor em Hinderniß, vor keiner Gefahr zurückschreckt. Je schuftiger die Polizei gegen uns vorgeht, desto mehr wird die Be­geisterung angefacht. Und die Saat des Hasses, welche gefät wird! Wir haben lang genug geliebt, Und wollen endlich hassen!"

sang Herwegh   vor fast 40 Jahren. Wenn er noch lebte, er würde seine Freude an den Berliner   Sozialdemokraten haben. Und in das mächtige Arsenal des Hasses wird immer neuer Vorrath hineingeschleppt

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So arbeiten die Feinde in ihrer tollen Verblendung für uns und an ihrem eigenen Untergang.

Von der letzten Ruppel versammlung habt ihr gehört, und wie sie zu einem Triumph der Sozialdemokratie wurde! Wohlan, Stahl, der damals gegen Ruppel gesprochen, ist bereits ausgewiesen, und andere, die in jener Versammlung auftraten, erwarten ihre Ausweisung. Das schüchtert uns jedoch nicht ein. Man gewöhnt sich an Alles, auch an den Kleinen". Das heißt, wir pfeifen" auf den Kleinen", wie auf das ganze Sozialistengesetz, aber wir pfeifen". mit kochendem Ingrimm im Herzen.

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Seid überzeugt, ihr Genossen im übrigen Deutschland  , wir halten die Fahne hoch und werden sie nicht sinken lassen. Für jeden Fahnenträger, der in dem Kampf mit der Polizeimacht fällt, tritt ein anderer ein. Mit der Gefahr wächst der Opfermuth.

Ich weiß nicht, ob ich schon geschrieben habe, daß wir im 1., 2., 3. und 5. Berliner   Wahlkreise Zähltandidaturen aufstellen werden, was wir für vortheilhafter halten als gar nicht zu wählen.

Im modernen Staate von der Renaissance an ist der Klassenkampf das Werkzeug des Fortschritts. Derselbe geht anfangs auf nationaler, und, da die der modernen Kultur angehörenden Nationen nicht mehr grundsätzlich von einander geschieden sind, mit der Entwicklung der Ver­kehrs immer mehr in internationaler Weise vor sich.*)

Symmachos.

*) Ich brauche wohl nicht weiter auseinander zu setzen, daß in den Erscheinungen des Völkerlebens die wesentlichen Momente sich ebenso wenig vollkommen rein zeigen, als dies auf anderen Gebieten der Fall ist. Ueberall gibt es störende Momente, welche das deutliche Hervortreten des Wesentlichen oft sehr erschweren. So ist z. B. der Satz, daß der Arbeitslohn gleich sei dem zur Erhaltung der Arbeitskraft Nothwendigen in der Theorie ganz richtig, in der Praxis wirken aber viele Momente, wie Ueberproduktion, Erfindung neuer Maschinen, neuer Moden 2c. dahin, daß der Arbeitslohn sehr häufig dauernd unter dem Werthe der Ar­beitskraft steht. Die Aufgabe des Theoretikers besteht nun nicht darin, ein erschöpfendes Bild der Erscheinungen zu geben, die er behandelt, sondern die wesentlichen Momente von den unwesentlichen zu sondern. Ich bitte die Leser, dies auch bei meiner dürftigen Skizze nicht außer Acht zu lassen, umſomehr, da Rücksichten auf den Raum mich zwangen, nur das, was mir das Allerwesentlich ste schien, zu berühren. Ich weiß sehr wohl, daß die Erscheinungen des Völkerlebens sehr komplizirter Natur sind und daß eine Unzahl anderer Moment? als die von mir berührten, bei der Entwicklung des Menschengeschlechts maß­gebend waren. Wenn ich also sagte, der Klassenstaat stand am Ende der Reformationszeit da, so ist damit nicht gemeint, daß er in vollster Reinheit dastand, sondern daß seine charakteristischen Merkmale bereits entwickelt waren. Erinnerungen an den Ständestaat bestanden natürlich noch fort, fie flingen ja heute noch nach. So werden wir auch nicht mit einem Schlage in das sozialistische Gemeinwesen hineinspringen, nur ein Narr oder ein Anarchist kann sich einbilden, man könne mit einem Male Alles, was an den Klassenstaat erinnert, vernichten. Trotzdem wird man von einem gewissen Zeitpunkt an von einem sozialistischen   Ge­meinwesen sprechen können, wenn auch Erinnerungen an den Klassenstaat, z. B. die Trennung zwischen Stadt und Land, zwischen Kopf- und Hand­arbeitern 2c. im Anfange noch fortbestehen sollten.

S.