zu zahlen hat, würden erspart, und könnten nützlich und produktiv ver­wandt werden. Allein hierauf würde sich auch im Wesentlichen der ganze Vortheil beschränken. Die Konkurrenzfähigkeit Ame= rita gegenüber wäre nicht hergestellt. Die Farmer der Vereinigten Staaten   würden nach wie vor billiger produziren als die deutschen   Landwirthe, und der Ruin der deutschen   Landwirthschaft wäre nnr eine Frage der Zeit. Das geben wir den Agrariern und Schutz­Zöllnern rückhaltlos zu. Ganz falsch ist aber, was dieselben ihrerseits an ,, positiven Maßregeln" vorschlagen, und auch bereits theilweise in der Gesetzgebung durchgesetzt haben: nämlich die Besteuerung des fremden Getreides.

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Es ist hier nicht der Ort, auf die Trugschlüsse und Irrthümer des Schutzzollsystems einzugehen. Genug, der Getreidezoll, dessen wir uns seit über zwei Jahren erfreuen, hat wie dies nicht anders möglich der Landwirthschaft im Allgemeinen absolut keinen Nutzen ge­bracht; er hat die Brodpreise und damit die Preise aller Lebensmittel vertheuert, und nur den Wenigen Vortheil verschafft, welche die Land­wirthschaft im Großen betreiben und weit mehr an vertheuertem Getreide ver kaufen als sie an vertheuerten Lebensmitteln zu kaufen haben: das heißt den Großgrundbesitzern, Bismarck   und dessen Genossen, die sehr wohl wissen, warum sie für den armen Mann" eintreten. Würde was ja beabsichtigt wird der Getreidezoll noch stark er­höht, so würden die verderblichen Wirkungen des Schutzzollsystems sich nur noch in erhöhtem Grad fühlbar machen: der Preis des Brodes und aller Lebensmittel würde noch mehr vertheuert, und damit die Produk­tionskosten auf dem Gesammtgebiet des Ackerbaues und der Industrie künstlich gesteigert.

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Die Erhöhung der Produktionskosten würde aber selbverständlich unsere Konkurrenzfähigkeit dem Ausland gegenüber entsprechend vermindern. Der Schutzzoll bewirkt sonach genau das Gegentheil dessen, was er nach den Versprechungen seiner Lobredner bewirken soll: statt unsere Konkurrenz­fähigkeit zu heben, machter uns vollends konkurrenz­unfähig und vernichtet den färglichen Rest unseres sogenannten Nationalwohlstandes.

Es gibt blos ein einziges Mittel, der deutschen   Landwirthschaft auf­zuhelfen, und dies ist die sozialistische Organisation der ländlichen Arbeit.

Warum überflügelt uns Amerika  ?

Weil die amerikanischen   Farmer, infolge ihres größeren Kapital­besitzes und günstigerer Bodenbedingungen, den Ackerbau produktiver be­treiben, als der Durchschnitt der deutschen   Landwirthe, und folglich billiger produziren.

Wir können die günstigen amerikanischen   Bodenbedingungen nicht nach Deutschland   importiren wir haben nicht eine Reserve von Millionen und Millionen Acres fruchtbaren jungfräulichen Bodens, allein wir können einen rationelleren Betrieb des Ackerbaues, eine billigere Produk­tion, eine produktivere Arbeitsmethode herbeiführen.

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Der größte Kapitalist ist der Stagt, kein Privatkapitalist vermag mit dem Kapitalist Staat zu konkurriren. Wohlan dieser größte aller Großkapitalisten nehme die Landwirth­schaft in die Hand, organisire den Ackerbau und die Viehzucht, unter Anwendung des genossenschaft­lichen Prinzips, einheitlich nach einem gemein samen Plan, und wir sind mit einem Schlage konkurrenzfähig. Unsere Produktion wird gesteigert, und ohne daß irgend ein Theil der Bevöl­ferung unter der Reform oder Revolution zu leiden hat, ist unsere Landwirthschaft von der erdrückenden Konkurrenz des Auslands erlöst.

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Weder der Freihandel, noch der Schutzzoll, noch der Bismarck  'sche Staatssozialismus, der für die Produktion auf mittelalterliche Zunft­eselei hinausläuft, kann die Erlösung schaffen. Dies vermag nur der Sozialismus.

Ohne die sozialistische Organisation keine Rettung.

Und was von der Landwirthschaft, das gilt auch von der Industrie, kurz von allen Arbeitsgebieten!

Der Sozialismus ist eine Nothwendigkeit!

Und deshalb geht der heutige Staat, der Staat der Besitzenden zu Grunde, denn er kann den Sozialismus nicht durchführen; der Sozia­lismus ist unverträglich mit den Privilegien der Besitzenden.

Der heutige Staat muß zu Grunde gehen, davor hilft ihm kein Bismarck und kein Stöcker.

Deutschland  .

Sozialpolitische Rundschau.

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Zürich, 26. Oktober 1881.

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- Preußische Infamie. Die arbeiterfreundliche" preußische Regierung hat beim Bundesrath die Verlängerung des am 29. Oktober ablaufenden kleinen Belagerungszustand für Altona   und Umgegend beantragt und erhalten, ebenso der fortschrittliche Hamburger Senat   für Hamburg   und Umgegend.

Ohne einen Schurkenstreich geht es nun aber bei der preußischen Regierung nicht. Gegenüber Hamburg   liegt auf dem andern Ufer der dort

Feuilleton.

Der Sozialismus.

( Ein Gespräch.)

Sozialismus! Sozialismus! Sag mir doch, was ist das eigentlich für ein Ding? Es wird so viel davon gesprochen, daß ich auch gern einmal wissen möchte, worin er eigentlich besteht.

Der Sozialismus, mein Lieber, ist die Gesammtheit aller Jdeen, welche nachweisen, daß unsere heutigen gesellschaftlichen Zustände so viel Uebel und so viel Elend zur Folge haben, daß die Gesellschaft von Grund aus in eine solche umgestaltet werden muß, wo die Menschen frei und gleich sind, gemeinsam arbeiten und gemeinsam die Frucht der Arbeit Aller genießen.

Demnach gäbe es also im Sozialismus weder Diener noch Herren? Ganz recht.

Wird das aber möglich sein?

So möglich wie nur irgend etwas. Wenn Du bedenkst, daß in früheren Zeiten die Sklavere i bestand, die sogar hier und da leider heute noch herrscht, das heißt, daß der Herr das Recht hatte, die, welche für ihn arbeiteten, zu peitschen, ja selbst zu tödten; wenn Du ferner bedenkst, wie dieses unbeschränkte Recht über Leben und Tod nach und nach immer mehr eingeschränkt wurde, daß der Skla ve allmälig zum Leib­eignen wurde, der zwar verpflichtet war, den Acker des Herrn zu bearbeiten und dem Herrn eine gewisse Anzahl Dienste zu leisten, der aber nicht mehr seine Sache war; und wenn Du schließlich siehst, wie dieser Leibeigene endlich zum freien Arbeiter geworden ist, wird es Dir da nicht möglich, zu begreifen, daß wir eines Tages zu einem gesellschaftlichen Zustand gelangen können, wo an Stelle von Herren und Knechten, von Arbeitern und Nichtsthuern, Alle miteinander arbeiten, wir alle uns gegenseitig bedienen?

Ich verstehe; aber wenn der Arbeiter, wie Du sagst, frei ist, was will er dann noch mehr?

Hieher gerade wollte ich Dich haben. Die Freiheit des Arbeiters, mein Freund, ist leider nur scheinbar. Ich werde Dir das erklären.

Der Arbeiter ist ein Mensch, er muß sich ernähren, sich kleiden, eine Wohnung haben, er hat Kinder, die er erziehen muß und so fort. Wie verschafft er sich nun Nahrung, Kleidung und alles Weitere? Indem er arbeitet.

Ausgezeichnet. Aber sage mir doch, auf welche Weise arbeitet er? Vielleicht in seinem Hause oder in seiner Werkstatt, indem er sein

schon sehr breiten Elbe die hannoversche Stadt Harburg  . Einige der aus Hamburg- Altona   ausgewiesenen Geschäftsleute nun, die ihr Geschäft nicht verkaufen konnten oder mochten, hatten sich in Harburg   angesiedelt, während ihre Frauen das Geschäft in Hamburg   fortführten. Auf diese Weise vermochten sie den sonst unvermeidlichen Bankrott von sich ab­zuwenden. Das paßt aber den preußischen Banditen nicht in den Kram, und so ist, um vielleicht 5-10 Familien vollends zu ruiniren, der Be­lagerungszustand auch auf Harburg   ausgedehnt worden.

Die Ausgewiesenen sollen materiell zu Grunde gerichtet werden, sollen verlumpen sonst hat die ganze Bismarckische Schöpfung keinen

Zweck.

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Und solcher Infamie gegenüber sollen wir kalt bleiben? Nein und tausendmal nein! Und wenn einer der auf so raffinirte Weise um seine Existenz, um sein glückliches Familienleben Gebrachten zur Selbst­hilfe greift, sich an den Zerstörern seines Glückes zu rächen sucht mag die ganze Welt heuchlerisch über ihn den Stab brechen, unserer Sym­pathie fann er gewiß sein.

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Also Bismarcks Leibjude pardon, der Geheime Kommer­zienrath, Herr von Bleichröder  , Ritter 2c., hat das zärtliche Rendez­vous zwischen Sr. Durchlaucht, dem großen Fürsten, und Gambetta ver­mittelt. So behauptet wenigstens Daily Telegraph  ", und die Sache ist nicht ganz ohne. Der neugebackene Offizier der Ehrenlegion tauchte vor vier Wochen plötzlich in Paris   auf, kein Mensch wußte, warum. Gibt es wiederum einige Milliarden zu negoziiren"? fragten sich erschreckt die Pariser, die dem Herrn Baron   seit 1871 ein zärtliches Andenken gewidmet haben. Diesmal noch nicht, ihr guten Leute, aber was zu ,, verdienen" gabs zweifelsohne. Sonst hätte der antisemitische Kanzler doch wohl eine weniger knoblauchduftende Persönlichkeit für eine so hoch­diplomatische Mission gewählt. Sie ist wirklich rührend, diese Freund­schaft zwischen Bismarck   und Bleichröder  ! Jedem, der ihm namhafte Dienste geleistet, hat der geniale" Kanzler noch bei der ersten passenden Gelegenheit mit Fußtritten seinen Dank abgestattet, nur von seinem lieben, von seinem theuren Bleichröder kann er nicht lassen:

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,, Die engsten Bande sinds, die zärtlichsten, die das Geheimniß stiftet" sagt Königin Elisabeth, um Mortimer für ihren schurkischen Mordplan zu gewinnen, warum sollten Bismarck   und Bleichröder nicht auch ihr Ge­heimniß" haben. Selbstverständlich kein Mordgeheimniß!

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Die letzte Woche vor der Wahl hat die deutsche   Polizei ganz aus dem Hänschen gebracht. Wo nur ein sozialistischer Kandidat ernsthaft in Frage kommt, da entfaltet das ganze uniformirte und nicht uniformirte Schmarozzerthum eine fieberhafte Thätigkeit. In Bar men Elberfeld   steht vor jedem Hause ein Schutzengel, alle als Sozialisten bekannten Personen werden auf der Straße angefallen und durchschnüffelt; in Altona  , in Breslau  , in Dresden  , in Leipzig   2c. 2c. geht es ebenso zu, von Berlin   gar nicht zu reden. Den Polizeiorgien reiht sich der Terrorismus der Fabrikanten und die Feigheit des Bürgerthums würdig an; kurz, wenn unsere Genossen trotzdem den Kopf aufrecht behalten und die Hoffnung, die Gegner doch zu besiegen, absolut nicht aufgeben, so dürfen wir gewiß auf einen ehrenvollen Ausgang des Kampfes rechnen. Von Wahlversammlungen unserer Partei haben wir bei der bekannten Polizeipraxis fast gar nichts zu berichten. In Offenbach   sollte am 18. Oft. Liebknecht eine Wahlversammlung abhalten. Der Besuch war ein glänzender: Kopf an Kopf gedrängt standen die Leute auf der Gallerie, in den Gängen und selbst vor dem Lokale. Kaum aber hatte Liebknecht einige Minuten gesprochen, so erklärte der überwachende Polizist die Versammlung für geschlossen, weil Liebknecht die Worte unsere Partei" gebraucht habe. In Fürth   fertigte Genosse Löwenstein Herrn Adolf Wagner ab, der wie immer in Bismarckverherrlichung machte.

Im Wahlbezirke Frankfurt   a. M. fehlen unsere Genossen in keiner Wahlversammlung, sei es auch nur, um durch Melden zum Wort eine der beliebten Auflösungen zu erzielen. Nur in Bonames   tamen Genoffe Wilhelm Schmidt und unser Kandidat Döll zum Wort, und beide traten den Volksparteilern sehr energisch entgegen.

In Ludwigshafen   haben unsere Genossen in einer von den Liberalen einberufenen Versammlung mit stürmischem Hoch unsern Genossen Dreesbach, dem man das Wort nicht geben wollte, zum Kandidaten proklamirt.

In der Provinz Sachsen   ist Viereck in mehreren Wahlkreisen aufgestellt worden, wo bisher Sozialisten nicht kandidirt hatten, so u. A. in dem Wahlkreise des Herrn Fortenbeck( Neuhaldensleben- Wolmir­stedt). Wenn auch an namhafte Erfolge daselbst noch nicht zu denken ist, so zeigt doch die Thatsache allein, daß unsere Partei nicht blos vegetirt, sondern daß sie lebt. Und das ist die Hauptsache.

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Fortschrittliches. Wir haben wiederholt hervorgehoben, daß die Fortschrittspartei im Grunde ihres Herzens für das Sozialisten­gesetz ist, und es nur zum Scheine bekämpft. Einen neuen Beweis dafür haben wir soeben erhalten. Von einem Augen- und Ohrenzeugen" wird uns geschrieben: Unmittelbar nach dem Inkrafttreten des Sozia­listengesetzes wenn ich nicht irre, war es in der letzten Woche des Oftober 1878 sprach auf dem Stiftungsfeste des Königsberger Hand­werkervereins der fortschrittliche Abgeordnete von Saucen- Tarputschen und sagte bei dieser Gelegenheit wörtlich oder doch nahezu wörtlich:

Arbeitsgeräth in Thätigkeit setzt, und darauf dem, der ihm am meisten dafür bietet, die Früchte seiner Arbeit verkauft? Oder in den meisten Fällen, indem er seine Arbeit an die Arbeitgeber verkauft, die ihn arbeiten lassen?

Indem er nur zu oft seine Arbeit verkauft.

Nun, wenn ihn also die Lebensbedingungen zwingen, seine Arbeit zu verkaufen, wie kann er dann frei sein?

Die Herren, welche, wie Du weißt, Alles zur Verfügung haben, den Boden, die Arbeitswerkzeuge, die Häuser, das Geld, und wenn es darauf ankommt, auch eine gehörige Schwadron von Polizisten und Gensdarmen, die Herren sagen zu den Arbeitern: Wenn ihr arbeiten wollt, so geben wir euch so und soviel, wenn nicht, Adieu! Was können die Arbeiter ſagen?

Die Arbeiter sind gezwungen, nachzugeben und arbeiten für das, was man ihnen anbietet; thun sie es nicht, so haben sie nichts zu essen, und Du, mein Lieber, hast leider nicht die Freiheit, auf's Essen zu verzichten somit kommt es, daß Du, vor die Wahl gestellt, zu verhungern, Deine Arbeit verkaufst und auf Deine Freiheit Verzicht leistest.

Aber der Arbeitgeber braucht mich so nöthig, wie ich ihn brauche. Zugegeben. Aber er kann ohne Deine Arbeit eine gewisse Zeit be­stehen, Du dagegen mußt, um leben zu können, jeden Tag arbeiten; gehst Du auf seine Bedingungen nicht ein, so werden Andere, die sich in Noth befinden, sie annehmen und du gehst zu Grunde; und dann ist im äußersten Fall gewöhnlich noch die Polizei bei der Hand, die Alles nach Wunsch der Herren besorgt.

Demnach, mein Lieber, und es ist nothwendig, daß Du Dir dessen vollbewußt wirst, demnach gibt es heute keine Freiheit ohne Eigenthum; das heißt, um frei sein zu können, muß man im Stande sein, sich alles das zu verschaffen, was zum Leben noth thut.

Sehr richtig.

Du fängst zu meiner großen Freude au, mich zu verstehen. Aber sage mir doch: Was müssen wir Arbeiter haben, um uns das zu verschaffen, dessen wir zunt Leben bedürfen. Was wir Arbeiter besigen müssen, um uns das zu verschaffen, dessen wir zum Leben bedürfen, sind die Arbeitsmittel.

Was verstehst Du unter Arbeitsmittel?

Ich verstehe darunter das Land, die Ackergeräthe, das Zugvieh zc. für die Landarbeiter, die Bergwerke für die Bergarbeiter, die Maschinen aller Art für die Industriearbeiter, die Schiffe für die Seeleute und so weiter, und so weiter... Solange diese Arbeitsmittel nicht Eigenthum Derer sind, welche sie zur Arbeit gebrauchen, und solange die Produkte, welche von denselben hervorgebracht werden, nicht unter die Produzenten,

Die Ausschreitungen der Sozialdemokratie waren derart, daß unbedingt etwas geschehen mußte. Ob­wohl ich mit meinen Freunden aus prinzipiellen Gründen gegen ein Ausnahmegesetz stimmen mußte, so stehe ich doch nicht an, zu erklären, es ist gut, daß das Sozialistengesetz vom Reichstag angenommen worden ist." Ich wollte gegen dieses erbärm­liche Gebahren des Herrn von Saucen protestiren, erhielt aber von den Herrn Fortschrittlern das Wort nicht. Sollte Herr von Saucken meine An gaben bestreiten, so bin ich bereit, meinen Namen zu nennen und eine Anzahl weiterer Augen- und Ohrenzeugen namhaft zu machen. So weit unser Gewährsmann, auf den wir uns vollständig verlassen können. Nun verwundern können wir uns über die Geständnisse und Be­kenntnisse der schönen Fortschrittsseele nicht. Kein Stipendiat des Rep­tilienfonds hat schamloser das Verläumdungsgeschäft gegen unsere Partei betrieben, als der feige Geschäftspolitiker Eugen Richter  , und daß die Fortschrittspartei mit ihrer tugendhaften Entrüftung über das Sozialisten­gesetz nur eine heuchlerische Komödie spielte, das wußten wir längst. Es ist aber gut, dies aus dem Munde eines der Ihrigen, und zwar eines der, besten Männer" zu hören.- Was Herr Sauden von prin­zipiellen Gründen" flunkert, ist auch nur ein Stück der bekannten poli­tischen Heuchelei, welche ganz eminent das Charakteristikum der sogenannten " Fortschrittspartei" ist. Wie wenig diesem Gemisch von Strebern und verschwommenen Spießbürgern am Prinzip" gelegen ist, das zeigt sich während der gegenwärtigen Wahlbewegung in hunderten von Beispielen. Ueberall, wo sie unter dem Schuße des Sozialistengesetzes im Trüben fischen zu können glauben, thun sie es, und haben dabei die Schamlofig­keit, in ihren Versammlungen sich unter den Schutz des Sozialistengesetzes zu stellen, sobald sozialdemokratische Redner sich zum Wort melden, und diesen die Diskussion prinzipiell" zu verweigern. In Altenburg  , Dresden  und Umgegend, Frankfurt   u. s. w. ist das unzählige Mal vorgekommen, und in vielen Fällen haben die Herren Fortschrittler, wenn die Polizei liberaler war als sie, und ihnen den Gefallen der Auflösung nicht that, freiwillig die Versammlungen geschlossen nur damit die verhaßten und gefürchteten Sozialdemokraten nicht zum Wort kommen sollten. ( Besonders zeichnete sich in dieser Beziehung Herr Herrmann- Wigger's Schwiegersohn im Dresdener   Landkreis aus.)

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Inzwischen wetteifern die Herrn Fortschrittler mit den Konservativen an Servilität. Sie führen beständig den Namen des Kaisers im Mund, triefen von Devotion für Kaiser und Reich" und betreiben als ihre Spezialität den Kronprinzen- Kultus. Der liberale Kronprinz, für den sie in freudiger Liebe unterthänigst ersterben( verrecken), wird von ihnen mit der bekannten. Philisterschlauheit, die sich stets selbst betrügt, gegen die Reaktionäre ausgespielt. Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie ewig neu für diese Revolutionäre in Schlafrock und Pantoffeln", die nichts gelernt und nichts vergessen haben. Wahrhaftig, wenn man die Lobhymnen auf den Kronprinzen lieft, welche die fortschrittlichen Blätter am 18. d. zur Feier seines Geburtstages veröffentlicht haben, dann weiß man nicht, ob diese Orgien der Servilität eckelhafter sind, oder jene, die von der Bismarc'schen Dezemberbande bei Freibier und Freischnaps ( echtem, unentfuseltem Schnaps) in etlichen 50 öffentlichen Vergnügungs­lokalen am selben Tag zur Doppelfeier der Schlacht von Leipzig   und des kronprinzlichen Geburtstags verübt worden sind. Die ganze Erbärmlichkeit des Fortschrittlerthums tritt bei Behandlung des Leip­ziger Hochverrathsprozesse s", oder richtiger bei dessen Nicht­behandlung zu Tage. Die fortschrittlichen Blätter berichten wohl über diesen Prozeß, allein sie haben sich bisher wohl gehütet, die Niedertracht des herrschenden Systems, welches durch diesen Prozeß aufs handgreiflichste offenbart wird, zu brandmarken, und dem empörten Rechtsgefühl des Volkes Ausdruck zu verleihen. Wie viel sittliche Entrüstung hat das liberal- fortschrittliche Bürgerthum nicht an den Waldeck- Prozeß ver­schwendet- noch jetzt, nach über 30 Jahren, reitet es auf dem Bubenstück" von damals herum. Für das tausendmal infamere Buben stüd des neuesten Leipziger   Hochverrathsprozesses hat es kein Wort der Entrüstung. Natürlich: Waldeck war der Mann der Bourgeoisie, und die Opfer des Leipziger Hochverrathsprozesses feien sie was sie wollen sind wenigstens als Sozialdemokraten vor Gericht gestellt.

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Ein Wahlaufruf. ,, Unser Kaiser hat die Wähler zum 27. Oftober berufen, ihre Stimmen abzugeben und einen Abgeordneten in den deutschen   Reichstag zu entsenden. Wir hoffen, daß die Wähler seinem Ruf als wahrhaft freisinnige und königstreue Staatsbürger folgen werden nach dem echt preußischen Ausspruch:" Der König rief, und Alle, Alle kamen."

- ,, Auch derjenige, welcher sich fern von der Wahl hält, um es mit keinem zu verderben, entspricht nicht den Absichten seines Kaisers, der ihn zur Wahl berufen hat. Nicht der ist ein treuer Diener seines Herrn, welcher, obwohl er weiß, daß in der Wirthschaft nicht Alles stimmt, oder so ist, wie es sein sollte, seinem Herrn die Wahrheit verheimlicht, weil er ihn schonen oder nichts Un­angenehmes sagen will, sondern derjenige, welcher die Wahrheit furchtlos spricht, selbst auf die Gefahr, dafür von diesem oder Jenem schief an­gesehen zu werden."

In diesem Stiele geht es lustig fort, den ganzen Aufruf hindurch. Und von wem kann diese jämmerliche Schweifwedelei anders herrühren als von seiner Majestät allerunterthänigster Opposition, der Fort­

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d. h. Diejenigen, welche arbeiten, vertheilt werden, solange kann für den Arbeiter von Freiheit nicht die Rede sein.

Wie die Dinge heute stehen, rackert sich der Arbeiter nicht nur für sich und die Seinigen ab, sondern vor allen Dingen für Die, welche ihn arbeiten lassen; wenn sie aber so eingerichtet sein würden, wie wir es wünschen, so würde der Arbeiter nur für sich, für die Seinen und für das Wohlbefinden und den Fortschritt der Gesammtheit seine Kräfte an­strengen.

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Und glaube nicht, die Sache sei unmöglich! Wenn heute, wohlgemerkt, der Arbeiter 12 Stunden arbeitet und wie viele arbeiten noch länger! 12 Stunden im Tag arbeitet, so arbeitet er für sich das heißt, um soviel zu schaffen, als sein Lohn ausmacht nur einen halben Tag; die andere Hälfte schenkt er dem Arbeitgeber. Jetzt überleg' einmal, welche Summen sich durch all diese Geschenke aufhäufen, welche die Arbeiter den Unternehmern machen, und welche diese einsacken, ohne auch nur Danke schön! zu sagen.

Wenn aber der Arbeiter, im Besitz dessen, was er zur Arbeit nöthig hat, Niemandem mehr von seiner Arbeit zu schenken braucht, so wird die Hälfte der Arbeit, die er heute verrichtet, hinreichen, um ihm seinen Lebensunterhalt zu verschaffen. Und wenn er dann länger arbeitet, so werden die Früchte dieser Mehrarbeit ihm selbst zu Gute kommen und nicht Dem, der nichts thut, so daß der Arbeiter nicht nur von allem Elend erlöst sein würde, sondern auch die Mittel hätte, sich zu unter­richten, sich zu amüsiren, mit einem Worte: Mensch zu werden und sich als Mensch zu fühlen.

Ich sage das unter der Voraussetzung, daß die Art der Herstellung von Lebensmitteln dieselbe bleibt, wie sie heute ist; wenn wir aber be denken, welche bedeutenden Verbesserungen an den Arbeitsgeräthen und welche ungeheure Vermehrung der Produkte die Folge der gemeinsamen Arbeit Aller sein kann und sein muß, so können wir uns noch gar nicht vorstellen, von wie großem Segen sie für die Menschheit sein wird. Ich gebe das zu; aber sage mir, warum sollen das Land und die Arbeitsinstrumente gemeinsames Eigenthum sein, warum sollen sie nicht lieber mir, dir, Jedem, der arbeitet, gehören? Jeder Landmann sollte seinen Acker, jeder Arbeiter seine Werkstatt haben

Oh mein Lieber, Du gehst einige hundert Jahre zurück, ohne es zu

merken!

Wie?

Sicherlich. Was du willst, das war möglich, solange die Arbeitswerk­zeuge so einfach waren, daß sie sich ein Jeder mit ein wenig Ersparnissen verschaffen konnte. Aber heute! Stell' Dir einmal vor, ob Du Dir mit Deinen paar Sparpfennigen die großen Bergwerke, die Riesen

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