der sein Vermögen bei seinem Tode in Amerika   der Sozialdemokratie und, da ein solches Testament angefochten wurde, Liebknecht, Bebel, Marx, Sorge und J. P. Becker vermachte, erzählt uns auf die in Nr. 44 des ,, Sozial­demokrat" gebrachte Notiz, daß der Richter das qu. Vermögen den Ver­wandten Lingenau's   zuweisen wolle, daß Lingenau   nur nach Ostpreußen   ge­kommen sei, um seinen verstorbenen Eltern, die auf dem Friedhofe des Kirch­dorfes Trempen begraben liegen, Denksteine setzen zu lassen, was er auch ausgeführt. Unser Berichterstatter hat damals mehrere Tage mit ihm in Gumbinnen   zusammen verlebt, und später noch, nachdem die Denksteine aufgestellt waren, mit ihm mehrere Tage in Königsberg   zusammen ver­bracht. Schon damals habe Lingenau   seinen Plan, die Sozialdemokratie zu seiner Erbin einzusetzen, zu unserem Gewährsmanne ausgesprochen und wiederholt betont, daß er ganz allein in der Welt stehe und gar keine Verwandte am Leben habe. Er erzählte von einer Schwester, die an einen Forstbeamten verheirathet ge­wesen, aber auch schon lange kinderlos gestorben sei. Wie mag es jetzt gelungen sein, noch Verwandte Lingenau's zu entdecken, von denen er selbst keine Ahnung gehabt? Uns scheint das mehr als sonderbar!

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Bravo  ! Die konservative Partei aber braucht sich nicht da­rüber zu wundern, wenn es ihr nicht gelingt, das arbeitende Volk für sich zu gewinnen, solange die Gottlosen Tretmühlen- und Gensdarmen­sozialisten in ihrer Presse das große Wort führen". Wo steht das? Im " Staatssozialist". Und darum rufen wir noch einmal bravo! Konser­vative Tretmühlen und Gensdarmensozialisten, das ist wirklich gut gesagt.

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Und weil wir einmal beim ,, Staatssozialist" sind, wollen wir noch eine die heutige Gesellschaft brandmarkende Stelle aus ihm zitiren:

,, Daß die Mehrzahl aller Vagabunden und Bettler" nicht Müßig­gänger aus Wollust, sondern Bettler aus Nothwendigkeit und Arbeits­mangel sind, hat nun eine der ersten Autoritäten anerkannt. Entsetzt bin ich oft ruft Herr Gefängnißprediger Stursberg aus- Leute mit noch schwieligen Händen und den besten Arbeits­zeugnissen im Gefängniß zu finden, denen davor graut, die außer sich darüber waren, im Grunde nur deshalb bestraft zu sein, weil sie sich seit einiger Zeit, seit wenigen Wochen vergeblich bemüht, Arbeit zu finden."

Entsetzt hat sich der Herr Pastor, wir aber, deren Blut heißer pulsirt, wir sind entrüstet, empört über so eine Schandwirthschaft und unsere ganze Kraft wollen wir einsetzen, ihr sobald als möglich ein Ende zu machen.

Das

Zum Kapitel der Wahlbeeinflussungen. tapitalistische Prozenthum ist sich überall gleich. Um die Freiheit" gegen die Sozialdemokraten zu schützen, haben die Mastbürger in Sachsen   das geheime Wahlrecht durch die infamsten Maßregeln zur Lüge gemacht, im Namen der Freiheit" haben sie dieselben Mittel im Rheinland gegen die Ultramontanen

und

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Fortschrittler angewendet. Da es ihren Leuten somit selbst an den Kragen geht, so hat sich auch die fortschrittliche und fortschritts­freundliche Presse veranlaßt gesehen, nach Abhülfe zu schreien. In der sezessionistischen Berliner   Tribüne" finden wir folgenden in mehr als einer Hinsicht charakteristischen Bericht:

,, Dortmund  , 9. November. Im Verfolg meines gestrigen furzen Berichtes über die hier zwischen Berger( Wilder) und Lenzmann( Fort­schritt) stattgehabte Stichwahl kann ich Ihnen das Resultat wie folgt mittheilen: Von 41,000 Stimmberechtigten wählten 28,973, also über 70 Prozent. Hiervon erhielt Berger 13,412 und Lenzmann 15,561 Stimmen; Letzterer ist demnach mit 2149 Stimmen Majorität gewählt. Derselbe würde unzweifelhaft noch bedeutend mehr Stimmen erhalten haben, wenn nicht die Direktoren von vielen industriellen Werken auf ihre Arbeiter einen Druck ausgeübt hätten, wie wohl in keinem Jahre zuvor. Besonders hat sich der Hoerder Verein wiederum Wahlbeein­flussungen erlaubt, die ans Unglaubliche grenzen. Die Arbeiter dieses Werks wurden in einzelnen Trupps von ihren Meistern zu den Wahl­lokalen hingeführt. Hier wurden ihnen Zettel von sage und schreibe

245 mal 190 Millimeter Größe in die Hand gedrückt, die so kom­plizirt auf eine ganz bestimmte Form zugefaltet waren, daß die Wähler längere Zeit gebrauchten, ehe sie dieselben geöffnet hatten. Man wollte hiermit ein Durchstreichen des Namens Berger" verhindern. Die Wahl­tyrannei, wie solche besonders in Hoerde ausgeübt wurde, war eine derartige, daß die Sache wohl der Staatsanwaltschaft angezeigt werden wird. Die ultramontane Tremonia" schreibt über diese Vorgänge: Das Resultat derselben muß mit Rücksicht auf( die unerhörten, geradezu himmelschreienden Wahlbeeinflussungen der industriellen Werke als ein überaus günstiges, ja überraschendes genannt werden. In den west­lichen Bezirken Dortmunds  , in Hörde, Annen, Schwerte   2c. wurden die Arbeiter von den Meistern schaarenweise wie zur Schlacht bant geführt. Für jeden dieser Orte, ja für jedes Wahllokal waren sechs verschiedene Zettel gedruckt, von den kleinsten Formaten in der Größe eines 2- Mart- Stückes bis zu der Größe eines Oktavbogens, welch letztere so künstlich zusammengefalten waren, daß man mehrere Minuten gebrauchte, um sie los zu bekommen. Damit wurde verhindert, den Namen Berger zu durchstreichen. Die Arbeiter erhielten diesen Zettel vor den Wahl­lokalen oder an einem bestimmten Sammelplatze und wurden dann bis zur Urne begleitet. Wir haben hunderte von Arbeitern gesehen, die leichenblaß und thränenden Auges dem Gebote ihrer Meister gehorchen mußten. Eine solche Wahltyrannei, wie hier geübt ist, ist beispiellos, sie muß jeden halbwegs anständigen Menschen aufs Tiefste empören. Herr Rechtsanwalt Lenzmann hätte mindestens noch 3000 Stimmen mehr bekommen, wenn die Wahl eine wirkliche freie gewesen wäre. Es ist die höchste Zeit, daß der Reichstag hier Abhilfe schafft. Die Wahlbeeinflussungen gingen so weit, daß selbst amtlich berufene Mitglieder des Wahlvorstandes Listen führten über die erschienenen Wähler und solche an die liberalen Wahl­fomites" abgaben. Wir können mit Namen dienen, da wir uns selbst davon überzeugt haben."

Wahltyrannei, himmelschreiend, Schlachtbank- und das in demselben Blatte, welches ein wahres Wonnegeheul anstimmte, als es seinen Freun­den mit den gleichen Mitteln gelungen war, Liebknecht und Auer aus ihren alten Wahlkreisen herauszu ,, wählen". Die Entrüstung wird daher wohl nicht lange vorhalten. Wenn es den Herren ernst wäre, so brauchten sie nur den im Frühjahr 1878 von den sozialistischen   Abgeordneten Blo 8 und Most eingebrachten Antrag auf Abänderung der Wahlgesetzes an­zunehmen, den sie damals der Mandatsprüfungskommission zum anständi­gen Begräbniß überwiesen. Sie werden sich aber noch besinnen.

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Oesterreich. Die Hinwegeskamotirung der Gesetze auf dem in letzter Zeit so beliebt gewordenen administrativen Weg wird von der österreichischen   Regierung mit immer größerer Frechheit betrieben. Neuerdings hat es das Ministerium fertig bekommen, die ganze kon fessionelle Gesetzgebung der, liberalen" Aera   mit einem Federstrich zu beseitigen, Dank der Nachlässigkeit und Schleuderhaftigkeit, mit der die Liberalen ihre Gesetze machten. Es hat erklärt, daß es konfes­sionslose Kinder in Oesterreich  ( nicht geben dürfe, und daß jedes Kind konfessionsloser Eltern in der­jenigen Religion unterrichtet werden müsse, welcher die Eltern vor der Erklärung ihrer Konfession 8= losigkeit angehörten.

Und da sage man noch, daß Graf Taafe ein völlig unfähiger Mensch sei! Wie viel Geiftesarmuth er auch mit der Muttermilch eingesogen haben mag*), eines besitzt er, was ihn vorzüglich zum österreichischen Minister geeignet macht: eine folossale Unverschämtheit.

Frankreich   ist nun endlich so glücklich, ein Ministerium Gam­ betta   zu besitzen. Abgesehen vom Unterrichtswesen, dessen Leiter, Herr Paul Bert  , ein heftiger Gegner des Ultramontanismus ist, bleibt sonst Alles so ziemlich beim Alten, nur die Personen wechseln.

*) Er ist der Milchbruder Franz Josephs, des Urgeſcheidten.

Korrespondenzen.

St. Dresden, 11. November. Mit allen Mitteln!" lautete die Parole, unter welcher die Reaktion bei der hiesigen Stichwahl den Kampf gegen den Kandidaten des arbeitenden Volkes führte. Die hiesige Schmutz­presse, allen voran die antisemitisch- fortschrittlich- konservativen ,, Dresdener Nachrichten" überschütteten ihn Wochen lang tagtäglich mit Verläumdungen und niedrigen Angriffen, welche keine Erwiederung finden konnten, da die Aufnahme unserer Annoncen verweigert wurde, und unsere hiesige Zeitung ja schon längst von der vorsorglichen Kreishauptmannschaft unter­drückt ist, auch Wahlversammlungen polizeilich verboten werden, obgleich sie selbst das Sozialistengesetz zuläßt. Dazu kam die Androhung des fleinen Belagerungszustandes, welche von hohen Beamten öffentlich proklamirt wurde, um die Wähler zu beeinflussen, und schließlich am Wahltag selbst der faktische große Belagerungszustand; die Polizei fiel, sobald es dunkel wurde, mit Säbel und Bajonett über das Volk her und feierte eine Orgie, wie sie zu Nero's Zeiten wohl kaum schlimmer von den Schergen der Gewalt inszenirt worden ist. Der Plan der Polizei, einen Putsch zu provoziren, wurde der Bevölkerung schon klar, als sie am Wahltag früh an den Straßenecken die amtliche Verfügung las, es seien im Interesse der Ordnung" alle Zusammen­rottungen 2c. verboten, und die Paragraphen betreffend Widerstand gegen Beamte, welche gleichfalls angeschlagen waren, zu beachten. Diese Ver­muthung wurde noch verstärkt durch die große Polizeimacht, welche sich in der Stadt herumtrieb und namentlich auf der Weißen Gasse vor Kaysers Zigarrenladen, wo Stimmzettel für Bebel vertheilt wurden, fortwährend Reibungen mit dem Volke suchte. Es ließ sich jedoch Niemand provoziren, und alle unsere Parteigenossen, über 10,000 an der Zahl, schritten zur Urne und gaben ihre Stimmen ab. Das indifferente Publikum, welches immer noch weit eher sich prinzipiell zu uns als zu einem Oberbürgermeister neigen würde, wenn die Wahl unbeeinflußt wäre, ließ sich jedoch durch das Vorgehen der Polizei völlig einschüchtern. Es erkannte mittels seiner von den Dresdener Nachrichten" präparirten philisterhaften Anschauungen in den Polizei- Exzessen den Anfang der Revolution, die als Folge der Wahl Bebels von allen Schmutzblättern der Stadt unaufhörlich angekündigt war, und fiel als Stimmvieh willen­los den Stübelschen in die Hände. Die Treiber holten denn auch unter Mißbrauch der amtlichen Wahlakten ihr Stimmvieh aus allen Häusern, hinter allen Defen hervor, und als die Wahl geschlossen war, ergab sich für den Reaktionär eine Stimmenzahl von 14,143, während Bebel 10,856 erhalten hatte. Dieser Erfolg war für die Polizei das Signal, ihre Orgie zu beginnen. Da Versammlungen nicht stattfinden durften, promenirten die Wähler zahlreich aber ruhig auf den Straßen, bis sich plötzlich ein Geschrei erhob und Bajonette blinkten. Die Polizei hatte sich mit Flinten bewaffnet und sperrte die belebtesten Straßen, indem sie das Publikum, oft von zwei entgegengesetzten Seiten gleichzeitig, zurücktrieb und dadurch ein großes Gedränge bewirkte. In dieses Gedränge ängstlicher Passanten wurde dann mit Säbel und Bajonett eingehauen, und es gab zahlreiche Verwundungen. Auf dem Postplate wurde einem Arbeiter ein Auge ausgestochen, auf der Wilsdrufferstraße einem Mann durch einen Säbelhieb der Schädel verletzt. Viele Ver­haftungen wurden außerdem vorgenommen und das Alles, ohne daß eine Handlung, ein Ruf oder auch nur ein Wort des Widerstandes ge­fallen wäre. Gegen 7 Uhr drang der Polizeikommissär Paul augen­scheinlich in betrunkenem Zustande in Kaysers Laden ein und schrie über­laut, das Geschäft sei geschlossen. Ein Arbeiter, welcher noch eine Zigarre wünschte, wurde von den Gendarmen auf's Pflaster geschleudert. Um die Verwirrung zu erhöhen, wurde blinder Feuerlärm gemacht, und es erschienen Spritzen mit Fackelbeleuchtung in dem Gedränge auf der Weißen Gasse. Später drang Paul auch in die Restauration von Peters und erklärte die anwesenden Gäste für eine Versammlung, die er hiermit auflöse. Wenn das Volk nicht mit so heroischer Geduld dies Alles hätte über sich ergehen lassen, hätte es ein wirkliches Blutbad ge­geben, und der sehnliche Wunsch der Behörde, die Sozialdemokraten ab­schlachten zu können, wäre in Erfüllung gegangen. Aber das Geschehene schon zeigt uns, in welchen Händen wir uns befinden.

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Aus dem 2. schleswig holsteinischen Wahlkreise, Anfang November. Daß ganz Schleswig- Holstein  , mit Ausnahme des 9., wo der konservative Graf Holstein gewählt wurde, und des 1. Wahlkreises, wo infolge der Zerfahrenheit die beiden Kandidaten der Dänischgesinnten, Lassen und Junggreen, in Stichwahl kommen, liberal gewählt hat, darauf thun sich die liberalen Blätter etwas zu gute. Wie es aber mit den liberalen Gesinnungen der Gewählten beschaffen ist, wird wohlweislich nicht erzählt. Namentlich ist es der 2. Wahlkreis, wo der Liberalismus des Kandidaten sehr bedenklicher Natur ist. Der Kandidat der Liberalen aller Schattirungen, Amtsrichter France in Berlin  , steht mit dem Dänen, Redakteur Johannsen in Flensburg  , in Stichwahl und wird bei derselben als Sieger aus der Urne hervorgehen, da die Konservativen, voran ihre gesinnungstüchtigen Zeitungen, bereits zur Wahl für den Nationalliberalen Propaganda machen. Back schlägt sich, Pack verträgt sich!" Vor dem 27. Oktober waren sie die ärgsten Feinde, da wollte der konservative Kandidat nicht nur für das Tabaks­monopol und obligatorische Innungen eintreten, auch noch mehr indirekte Steuern wollte derselbe, falls die Erträge des ersteren nicht zur Deckung der nothwendigen Ausgaben ausreichen, bewilligen. Durch Flugblätter und Wahlartikel in ihren Organen traten die Nationalliberalen dem ent­gegen und haben namentlich in der Stadt Flensburg  , wo ihr Kandidat 1100 Stimmen auf sich vereinigte, während der Konservative noch nicht einmal die Hälfte erhielt, Fortschritte zu verzeichnen. Aber wie freifinnig Amtsrichter France ist, bezeugte er in einer Anfang Oktober abgehal­tenen Versammlung, wo einer der Unserigen denselben frug, wie er sich zu dem Sozialistengesetz stelle.

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Der Auch- Liberale antwortete darauf, daß seine Partei die Vorlage im Mai 1878, wie bekannt sei, abgelehnt habe, da aber nach Auflösung des damaligen Reichstages das Volk das Gesetz gegen die Sozialdemokratie verlangt habe, hätte die nationalliberale Partei ihren Wählern Genüge leisten müssen. Ein echter Liberaler das! Nach dem Tode des bisherigen dänischen Kandidaten Krüger­Betoft haben die Anhänger desselben den Redakteur Johannsen vom Flensburg- Avis" proklamirt. Derselbe hat es verstanden, in einer dänischen Wählerversammlung sich ein freiheitliches Mäntelchen umzu­hängen, indem er sich auf den Standpunkt der Fortschrittspartei stellte. Später erklärte derselbe noch durch eine Annonce, daß er auch prinzi­pieller Gegner aller Ausnahmegesetze sei. Trotz dieses Bauernfang- Kunst­stückes hat unser Kandidat, Wilh. Hasenklever, 353 Stimmen erhalten. 100 Stimmen mehr als bei der Ersatzwahl im November 1879. Das will für unsere Verhältnisse immerhin viel sagen! Unsere Zusammenfünfte in der freien Natur haben das Nöthige gethan, die Genossen anzuregen zu energischer Agitatation.

Fahren wir in der bisherigen Weise fort, so kann es nicht fehlen, bei den ferneren Wahlen neue Anhänger zu gewinnen. Nur nicht im Unterminiren des Bodens erlahmen, unsere Gegner liefern ja Stoff genug dazu. Kilian.

Karlsruhe  . Vor Jahresfrist schloß ich meinen Bericht mit dem Wunsche, daß ein jeder Genosse seine Schuldigkeit thun möge, um das Jahr 1881 glücklich durchzufechten! Der heiß ersehnte Tag der Wahl kam endlich heran, und wir können mit dem 27. Oktober zufrieden sein. Die hiesigen Sozialdemokraten haben trotz aller nur möglichen Bolizeichikanen, trotz der schleunigsten Entfernung unseres angeschlagenen Plakates, welches zur Wahl Dreesbachs aufforderte, trotz der Verhaftung ihrer Stimmzettelvertheiler am Rathhause, ihre Stimmenzahl ver doppelt.

Es fielen auf unsern Kandidaten 1383 Stimmen gegenüber 717 im vorigen Wahlgange. Hätte die sogenannte demokratische Volkspartei dies­mal nicht im Wege gestanden, was früher nicht der Fall war, wir würden noch bedeutend mehr gewachsen sein! Daß die Behörden in hiesiger Stadt wüthend über den Ausfall der Wahl sind, ist klar. Hier

ist gewählt, und hat nun durch eine selbstverherrlichende Danksagung in den Amtsblättern des hiesigen 11. württ. Wahlkreises, verbunden mit einem kleinen Ausfall auf den Gegenkandidaten und dessen Anhänger, Letztere zu einer Erklärung veranlaßt, welche die Fortsetzung des Kampfes und der gegenseitigen Schmeicheleien bedeutet ist übrigens kein Fehler, das Volk lernt dadurch diese Männer und Parteien immer besser kennen. Was nun unsere Zählkandidatur mit Bebel betrifft, so haben wir gerade die Hälfte Stimmen auf Bebel vereinigt wie 1878 auf Vahlteich, nämlich 142( 1878-289), woran zwar weder der Wechsel des Kandi­daten noch das Ausnahmegesetz schuld ist, sondern das zu späte Ein­treffen der Wahlflugblätter( mit welchen wir die Aufstellung unseres Kandidaten erst bekannt machen konnten) und die Flauheit, wenn nicht Muthlosigkeit hiesiger Genossen; es zogen sich nämlich einige unter ganz nichtigen Vorwänden von der Wahlagitation vollständig zurück, was nicht zu verzeihen ist und was Einsender dieses im Parteiorgan gerügt haben möchte.

Gestern Abend wurde wiederum, wie alle Jahre, auf einer hiesigen Anhöhe ein Leuchtfeier angezündet, zur Erinnerung an den Mord, der am 9. November 1848 an dem edlen Volksmann Robert Blum  verübt wurde, ohne daß bis heute das Volk die Sühne an den Urhebern und ihrem Gelichter vollzogen hat. Doch die Zeit der Vergeltung kommt immer näher heran. Ob ihnen, nämlich den Mördern Blum 8 und anderer edler Männer, nicht bange wird angesichts des Ausfalls der Reichstagswahlen, welche die Volksströmung nach links stark und ver­nehmlich andeuten, und angesichts der Erfolge der Sozialdemokratie bei den Stichwahlen trotz Sozialistengesetz, Hungerpeitsche und Zuckerbrod Bismarcks? ob es ihnen nicht unheimlich wird? Wir aber rufen freudig: Glück auf zu den weiteren Stichwahlen und ein Hoch auf die Sozial­demokratie!

Wir bestätigen gern, daß der aus Gohlis   bei Leipzig   als Gemeinderathsmitglied ausgewiesene Schriftsetzer Oskar Peufert durchaus nichts gemein hat mit dem in Nr. 44 des, Sozialdemokrat" erwähnten Anarchisten Peuckert. Letzterer ist, soviel wir wissen, von Hause aus Maler.

Lehte Nachricht.

Genoffe Bruno Geifer, der mit der vorher in Chemnik noch nie von uns erreichten Zahl von 14,566 Stimmen gewählte Ab­geordnete ist, angeblich auf Requisition von Berlin  , plöklich ver­haftet worden.

Sprechsaal. Warnung.

Der Schreinerfachverein in Zürich   warnt hiermit vor einem gewissen Leonhard Ochsenkiel von Neuhaus in Sachsen  , der sich in höchst gemeiner Weise seinen Nebenarbeitern gegenüber aufführte und einem derselben beim Fortgehen einen neuen Ueberzieher entwendete. Gleichzeitig wird um Auskunft über den gegenwärtigen Aufenthalt des Genannten gebeten.

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten

und Gemaßregelten nicht!

Briefkasten

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Ant

der Redaktion: W. in 3. Roller hat seit dem Jahre 1877 Lokalnotizen für die ,, Berliner Freie Presse" geliefert, den lokalen Theil redigirte damals Most. Von einer Roller'schen Kandidatur ist uns nichts bekannt. Dem Dr. Mag Trausil wurde im vorigen Jahre von der Re­daktion der Neuen Welt", für die er zeitweise Beiträge geliefert hatte, die Thüre gewiesen, worauf er aus Rache ein ,, freikonservatives" Blatt grün­dete. Von Seiten der Gebrüder Kapell liegt weder ein Absagebrief noch noch ein Akt vor, der auf einen Gesinnungswechsel schließen ließe. Die Zurücknahme der Ausweisung erfolgte, weil sich die Genannten, van denen jeder Familie hat, seit Jahresfrist von der Agitation zurückhielten. Korrespondenzen aus Marbach und Kopenhagen   in nächster Nummer. der Expedition: Columbus: Folgen fortan 65. Alles erh. werpen: Fr. 12, Ab. 4 Qu erh. Weiteres siehe Fdsquttg. F. Jon scher N.-.: Fr. 207,20 à Cto. erh. Russenfeind Pest: ö. fl. 5,- à Eto. Ab. erh. Ep. unbekannt. Momentan ohne Bedarf. Probe erbeten. Dr. P. Bern: Fr. 2,10 Ab. 4. Qu. u. Schft. erh. Justinus: Fr. 2,- Ab. 4. Qu. erh. Serlow: M. 9,90 Schft. c. erhalten und hiervon M. 3,85 in Schw. Marten und Portoverl. retourgebucht. Antwort am 12./10 eingeschr. abgeg. St. H. R.: M. 6, Ab. 4. Qu. erh. Nacht. auf 1 Expl. mehr bewirkt. B. N. Salzstadt: Der Vermißte ist wohl noch eingetroff.? Enthält Quittg. Weiteres dkd. verw. Woldemar: Fr 2, Ab. 4. Qu. erh. Cgr.- Bericht noch nicht zu haben. C. F. L. Mr. M. 3,20 Ab. 4. Qu. erh. Nachlfrg. bewirkt. Alles fort. 26. 2. V.: M. 1,50 f. Mt. Ab. erh. Michel Stieber: Schft. mit 44 abgg. Bilderhandel unmöglich, da Spesen zu hoch. In 45 solls Septbr. heißen. Schnürung: Ablösung bewirkt. Gruß! F. Pf. Ch: Wann und wie haben Sie betr. Nro. reklamirt und warum sollten wir Nachlfg. verweigern, wenn sie möglich ist? Solche Unterstellung riecht stark nach ,, streitbaren Pfarrherren". Nischt für ungut" Herr Cooperator! Mrne: Folgen 5 mehr durch Beipack. Warum sonst so schweigsam? Hermine: M. 15,20 baar und M. 6,40 p. Gegenr. à Cto. Ab, u. Schrft. eingestellt. Sdg. war nicht früher mögl. Kgsbrg. I. G.: Fr. 3,67 Ab. 3. Qu. erh. Rat. liegt bei 47. Sgrl. 815: M. 2, Ab. Nov. 11. Dez. erh. Drk. Br. M. 1,50 Ab. 11, Mte. erh.-(- i): ö. fl. 7,- f. Schft. erh. Bfl. am 17. mehr.- R. S.: Fr. 3, 11. G. F. Fr. 1,- f. Wfds. durch R. F. erh. Fdsqu. später. Karl Lehmann: Ab­rechnung erh. Neuestes vorgem. Hurrah den ,, Schwarzen" und den Rothen! -X. 1. 3.: Sendung d. 16. d. erhalten.- R. Berggren N. 2.: Bf­b. 1./11. erh. Sdg. für W. Fds. dkd. erwartet. Fdsquittg. später. M.+ R.; Mt. 22,- à Cto. erh. u. Mt. 2, Gegenrechnung eingest. Wo bleibt denn aber das ganz Alte!? Friedr. Bloch: Abrechng. erh. Weiteres vorgem.

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J. Rtb. 3.: Frcs. 2,40 Ab. 4. Qu. u. Schft. erh.

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Mt. 9, f. 3 Ab. 4. Qu. f. G. u. P. gutgebr. G. T. Krähwinkel  : M. 37, d. Wfds. dkd. zugew. Addr. richtig

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gestellt.

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A. A. H.: M. 3, Ab. 4. Qu. erh. Frauenfeld  : Fr. 1,60 d. Wfd. dkd. zugew. G. Ph. Rckr. Nuzwl.: Fr. 5, f. Schft. 2c. erh. R. Bleibtreu Brght.: Lst. 1,10 erh. Briefl. Näheres. Moralische Kretins, die öffentlich ihr ge­schnippstes Bigärrchen rauchen und Spitzbuben austheilen, tann man nicht einmal mit etwas Haselstaude, geschweige denn mit Mehring an's richtige Denken und Sprechen" gewöhnen. An das ambulante Weltenbrandstiftungs- Ausschuß mitglied: Dieweil Wir

"

im Welt brandfidibus zu London   neulich lasen, daß Ihr" auch zu Zeiten in diesen Ort versenkt die erleuchteten Nasen, und daß man ,, Euch", aller ,, Erleuchtung" sonst boll, noch gründlicher heimwärts leuchten soll, so möchten ein menschliches Rühren Wir" spüren. ( Rann fortgesetzt werden.)

Zur Beachtung!

findet Ihr fein Recht", donnerte der Stadtdirektor, zugleich Wahlvor London   Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein

ſteher, zweien unserer Leute entgegen, welche sich wegen der vor­genommenen Verhaftung beschwerten."

Der

So Manches wäre noch zu berichten, doch für diesmal genug. Raum des Blattes wird jetzt nicht ausreichen, um alle mit den dies­maligen Wahlen verbundenen Kämpfe ausführlich zu schildern. Mit sozialdemokratischem Gruß!

h.

Schwäbisch Hall  , 10. November. Die Reichstagswahl hier ist vorüber, Herr v. Bühler, bekannt durch seinen Abrüstungsantrag,

49 Tottenham Street. Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geöffnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Adresse zu achten. Der Vorstand.

Schweiz  . Vereinsbudbruderei Hottingen  - Zürich  .