Konsument leidet ja doch, wie alle„ Staatssozialisten" haarscharf beweisen| schöne Dinge mehr. Alles das und eine Reihe recht perfider Unterwerden, unter keinen Umständen darunter.
So wird heute verstaatlicht", das ist gesunder Staatssozialismus“. Man muß so verstockt sein, wie wir Sozialdemokraten, um diese Art Verstaatlichung höchst unsozialistisch zu finden und ihr gegenüber in nichts weniger als Jubelgeschrei auszubrechen. Das kommt davon, daß wir keine gläubigen Christen sind, sondern von dem heidnischen Grundsatz ausgehen, eine sozialistische Maßregel müßte von der Rücksicht auf das Wohl der Gesammtheit ausgehen und nicht von der Rücksicht auf Hansemanu, Bleichröder , Oppenheim und Genossen.
Höchst staatsgefährliche Grundsätze das!
Zur Stichwahl in Zwickau - Crimmitschau , schreibt man uns: Wie begeisternd das Resultat der Wahl vom 27. Oktober auf die Arbeiterwelt wirkte und alle Säumigen wachrief, alle Pessimisten aufmunterte, das zeigt sich recht deutlich, wenn man das Resultat der Hauptwahl in unserem Kreise mit dem der Stichwahl vergleicht. Es erzielten am 27. Oktober am 14. Nov. Stolle Hermes*) Kürze f**) Stolle Kürzel 1,293 1,219 2,452 2,424 1,046
" 1
386
3,656
1,461
38
58
270
134
"
( L.) 297
131
340
557
304
692
1,932
467 1,065
( 2.)
617
115
312
876
763
183
321
1,314
( 2.)
311
195
708
7,327
2,645
562 704 884 769 4,696 11,941 7,586
"
Man sieht, überall haben unsere Gegner zusammengestimmt, aber unsere Reservemannschaften gingen tüchtig in's Feuer, die Schwarzen"( die Bergarbeiter) hielten sich brillant und die reaktionäre Masse unterlag. An obiger Zusammenstellung fehlen noch einige für uns sehr günstige Orte, im ganzen erhielt Stolle 12,571 Stimmen, die größte Zahl, welche wir in diesem Wahlkreise bisher erreicht haben.
Warum wir in Chemnitz gesiegt haben. Es hat Alles seine Ursache und so auch die kolossale Stimmenzahl, welche wir diesmal in Chemnitz erhalten haben. Ein Genosse schickt uns das Flugblatt, welches die„ Vereinigten Reichstreuen"( Konservative, Nationallliberale und Fortschrittler) in der Stichwahl gegen Geiser vom Stapel ließen, und fürwahr, ein geschickteres Flugblatt für Geiser konnte gar nicht geschrieben werden. Wir finden da eine Auswahl von Stellen aus dem„ Sozialdemokrat" so hübsch zusammengestellt, daß uns das Herz im Leibe lacht. Da wird zunächst aus Nr. 8 des„ S.-D." gezeigt, daß wir uns keiner Illusion über die Erreichung unserer Ziele durch den Stimmzettel hingeben, daß wir es für unsere Pflicht halten, diese Erkenntniß in immer weitere Kreise der Bevölkerung zu verbreiten. Aus Nr. 40 des„ S.-D." wird gezeigt, daß wir wählen, um unsere Gegner zu schädigen, um unseren Freunden und der Masse auf's Neue Muth und Selbstvertrauen einAus zuflößen, daß wir wählen, um die Massen zu revolutioniren." Nr. 10 wird ein Appell an das Volk abgedruckt:" Wann kommt der Tag, an dem der angesammelte Grimm sich Luft macht und das empörte Volk der Herrschaft des übermüthigen, feigen Packs ein Ende bereitet?" u. s. w. u. s. w., unsere Stellung zum Attentat des 13. März, zur Religion, Alles wird in Zitaten aus dem„ S.-D." erörtert. „ Dies Flugblatt schreibt unser Genosse ein. Die Arbeiter rissen sich nur darum. Das war die kräftige, energische Sprache wieder, die viele von ihnen so lange schon entbehren mußten. So ist's recht, so ist's gut, das fonnte man überall hören, und wenn die Lohnverhältnisse hier nicht gar so schlecht wären, dann hätten wir das Abonnement auf das Parteiorgan an diesem Tage leicht verzehnfachen
fönnen."
-
-
-
schlug wie eine Bombe
,, Noch andere schöne Dinge standen in dem Flugblatte. So auch die weise Frage, warum die Chemnitzer Arbeiter, die in überzahlreicher Volksversammlung sich von Most losgesagt, sich nicht auch von Liebknecht- Bebel lossagen. Nun, wer die Chemnitzer Arbeiter nur ein wenig fennt, der sollte doch wissen, daß es nicht der Radikalismus Most's ist, der ihm die Herzen derselben entwendet hat, sondern seine Inkonsequenzen 2c.
Mit einem Worte, wir können den„ Reichstreuen" nur dankbar sein, daß sie sich so wacker für uns geopfert haben, denn, wie man hört, soll die Staatsanwaltschaft Anklage wegen Abdrucks aus verbotenen Schriften gegen die Redaktion des„ Chemn. Tagebl.", in welchem das Flugblatt zuerst erschien, erhoben haben."
Eine Verurtheilung kann da nicht fehlen, namentlich wenn man die Wirkung dieses Vergehens in Betracht zieht.
Seit dem glorreichen 14. November aber, der die durch das Manöver von„ Most ist todt" erzielte Schlappe vom 30. Juli 1878 glänzend wett machte, singt die Jugend in den Straßen von Chemnitz :
Hecker liegt im Sterben,
Und der Geiser, und der Geiser, Der wird Alles erben.
Die Rache ist mein, spricht der Herr Sonne mann. Der Aerger über das Anwachsen der Sozialdemokratie in Frank furt a. M. läßt den edlen Kämpen der Demokratie nicht schlafen. Davon zeugen zwei Leitartikel, in denen der gute Mann unter allerhand Verdrehungen darzulegen sucht, daß die Sozialdemokratie noch nie in Deutschland unter günstigeren Bedingungen" einen Wahlkampf bestanden habe, wie in diesem Jahre!! Ohne Sozialistengesetz wären nach Herrn Sonnemann die Sozialisten längst am Ende ihres Lateins gewesen, die Partei wäre 1878 am finanziellen Bankrott gewesen und dergleichen *) Fortschrittler.**) Konservativer.
Wasil Wasiliewitsch Wereschtschagin ist in Nowgorod geboren und noch nicht 40 Jahre alt. Von seinen zwei Brüdern ist der eine, angehender Maler, im russisch - türkischen Krieg gefallen. Wereschtschagin suchte ihn einen ganzen Tag lang unter den am Boden ausgestreckten Leichen umsonst. Seinen zweiten Bruder, der in demselben Kriege verwundet worden, hatte er damals zu pflegen.
Seit der Beendigung des russisch - türkischen Krieges lebte er in Paris , ganz seiner Kunst, in unermüdlicher Arbeit, wofür die staunenswerthe Anzahl seiner Werke und die bewunderungswürdige Sorgfalt in deren Ausführung Zeugniß ablegen.
Nachdem er seine Kriegsbilder vollendet, brachte er sie nach Peters burg zur Ausstellung, wo sie das berechtigteste Aufsehen verursachten. Es heißt, Kaiser Alexander wollte sie sämmtlich ankaufen um sie zu vernichten setzt man hinzu.
Man bot ihm eine enorme Summe, aber Wereschtschagin verkaufte seine Bilder nicht.
Er selbst war es, der sie hierauf der Wiener Künstlergenossenschaft zur Ausstellung anbot; er fand nicht das gewünschte Entgegenkommen.
Man schrieb ihm, daß die Wiener dergleichen nicht liebten und daß Schlachtenbilder, und wären sie auch von einem noch so bedeutenden Künstler, niemals ein Publikum heranzuziehen vermöchten. Erst als Wereschtschagin erklärte, keinerlei Honorar für die Ausstellung seiner Bilder zu beanspruchen, und sich erbot, sämmtliche Kosten der Dekorirung, des Katalogs, ja jogar der Beleuchtung zu übernehmen, glaubte man den Versuch wagen zu dürfen.
Wereschtschagin kam nun selbst nach Wien , und nachdem er selbst für die würdige Inszeneſetzung keine Mühe und keine Kosten gescheut, glaubte er sich berechtigt, auch seinerseits einige Bedingungen zu machen. Er verlangte die unentgeltliche Ausgabe der Kataloge, er wollte das Entree nur auf 10 Kreuzer veranschlagen und an Sonntagen sollte der Besuch ganz frei sein. Er sagte, er wollte das Volk heranziehen, den armen Mann wollte er in diesen Räumen ſehen, nur seine Anerkennung werde ihn wahrhaft befriedigen. Er plante ferner, eine Militärmusik
stellungen wird mit allerhand Versicherungen der höchsten Loyalität verbrämt, es wird vom Anstand gesprochen, der es verbietet, einen Wehrlosen anzugreifen,"( den aber die Herren Volksparteiler nicht geübt haben) und so weiter, und so weiter. Wir haben für das ganze Geschreibsel nur ein mitleidiges Achselzucken, es ist zu abgeschmackt, um auf Widerlegung Anspruch machen zu dürfen. Wir sind nicht einmal so erkenntlich, der Volkspartei einen Wahlkampf unter ebenso„ außerordentlich günstigen Bedingungen", wie wir ihn hatten, zu wünschen, das zarte Wesen könnte so viel Glück nicht vertragen.
-
Schon wieder ein„ Pyrrhussieg". Bei der Nachwahl in Berlin im 3. und 5. Wahlkreis hat nur die Sozialdemokratie einen Zuwachs, und zwar einen ganz gehörigen zu verzeichnen. Im 3. Wahlkreis stieg unsere Stimmenzahl von 2452 auf 3687 für J. Auer, im 5. Wahlkreis, wo unsere Genossen sich am 27. Oktober der Stimme enthielten, erhielt diesmal Bebel 1709 Stimmen. Die Fortschrittler gingen von 12,846 und 11,127 auf 11,498 und 9341, die Konservativen von 4927 und 5307 auf 4198( Wagner) und 3932( Cremer) zurück. Ein neuer Beweis, wie recht Bebel und Liebknecht mit ihrer Erklärung hatten.
-
Gebildetes Proletariat. Allüberall Ueberangebot von Arbeitskräften, das ist die Signatur unserer Zeit. Jetzt wird wieder in den Zeitungen über die Ueberfüllung mit jungen Juristen gejammert. Während der preußische Terminkalender, heißt es, für das Jahr 1876 noch 220 Gerichtsassessoren aufwies, sind jetzt deren nahe an 600 im Amte; die Anzahl der Referendare ist im Verhältniß noch mehr gewachsen, und noch auffallender ist die Zahl der Studirenden der Jurisprudenz im steten zunehmen begriffen" ,, Eltern, welche ihre Söhne zur Universität schicken, mögen sich daher doppelt überlegen, ob sie dieselben das Studium der Rechtswissenschaft ergreifen lassen wollen" u. s. w. u. s. w. Zuletzt wird ein warnender Erlaß des Justizministers in Aussicht gestellt.
Wunderbar schön. Aber sagt uns nur, geehrte Herren, was sollen die jungen Leute denn heute studiren, welchen Beruf sollen sie denn ergreifen, vor welchem Beruf wird denn heute nicht gewarnt? Allüberall Ueberangebot, die heutige Gesellschaft ist in voller Zersetzung begriffen, und alle Eure Experimentchen werden dieselbe nicht aufhalten.
- Sächsische Polizeiinfamien. Daß Genosse Kayser auf Grund des sächsischen Vagabundengesetzes aus Dresden ausgewiesen worden ist, haben wir schon gemeldet. Auch Genosse zum- busch, Buchdruckereibesitzer, wurde mit einem solchen Dekret beehrt, und zwar suchten die Polizeihallunken die brutalste Form aus, in der sie dem acht Monate eingesperrten Mann dieselbe zustellen konnten. Direkt aus dem Gefängnisse transportirte man ihn nach dem Polizeigebäude und sperrte ihn dort widerrechtlich mit Vagabunden zusammen ein. Erst nach dreistündigem Warten erhielt er die Ausweisungsordre.
Folgendes amtliche Entlassungszeugniß, welches die ,, Volkszeitung" veröffentlicht, kennzeichnet das schmachvolle System der politischen Unterdrückung in Deutschland :
,, August Robert Eduard 3. ist am 21. Mai 1872 bis 12. November 1881 als Tischler hier beschäftigt gewesen und hat sich stets als tüchtiger, thätiger und gewandter Arbeiter in seinem Fache bewährt, wie denn seine Führung auch stets eine gute gewesen ist.
Die Arbeitsaufkündigung erfolgte nur seiner politischen Parteistellung wegen.
Solches wird hiermit wahrheitsgemäß bescheinigt. Chemniz, 29. Oktober 1881.
Zimmermann, Oberwerkführer." Stempel: Königl. Staatseisenbahn- und Reparaturwerkstätte.) Weiter kann man die Schamlosigkeit schon nicht treiben. Haß, unver söhnlichen Haß den Elenden, die Tie ausüben und vertheidigen!
Ausgewiesen hat man in Dresden den Arbeiter Huhle aus Rabenstein bei Chemnitz . Das Verbrechen desselben bestand darin, daß er einen Nachtwächter, Namens Rözler, Webergasse wohnhaft, welcher sich ihm gegenüber als Kriminalgendarm gerirte, wegen Aneignung eines öffentlichen Amtes denunzirte, statt sich von ihm Wahlaufrufe und Stimmzettel wegnehmen zu lassen. Damit das Vorgehen des reichstreuen Nachtwächters vertuscht werden konnte, mußte der sozialistische Arbeiter binnen 48 Stunden die Stadt verlassen und seine Frau mit zwei Kindern fann nun sehen, wo sie Brod herbekommt, während ihr Mann auf der Landstraße liegt. Das ist Gerechtigkeit im deutschen Reiche.
Der sächsische Landtag mußte, so leid es ihm that, die Wahl Bebel's einstimmig für giltig erklären, da sich absolut keine Handhabe für eine Bemängelung derselben bot und sich damit auch herausstellte, daß der Minister des Innern, der große Diplomat von Nostiz, ganz unverschämt geflunkert hatte, als er großmüthig versicherte, es sei nur ministerielle ,, Gnade", daß man Bebel in die Kammer hereingelassen habe und er könne recht gut noch hinausgewiesen werden. Der Minister kann nur froh sein, wenn Bebel bei den bevorstehenden Interpellationen gnädig mit ihm verfährt.
Gegen die offiziellen Wahlfälschungen in den Wahlfreisen Dresden- Altstadt, Dresden- Neustadt, Leipzig - Land, GlauchauMeerane, Stollberg - Schneeberg und Zschopau sind Wahlproteste an den Reichstag eingesandt worden. Selbst wenn dieselben auch nicht zum Umstoß der betr. Wahlen führen sollten, so bieten sie doch Gelegenheit, die Fälscher öffentlich an den Pranger zu stellen. In Bezug auf LeipzigLand und Glauchau - Meerane ist übrigens gegründete Aussicht auf praktischen Erfolg der Proteste vorhanden.
-
Der Wahlprotest des vierten Berliner Wahlkreises ist eingebracht. Noch haben unsere Abgeordneten das Material nicht zu kapelle von 25 Mann zu engagiren, welche, ungesehen von den Besuchern, ihre kriegerischen Weisen ertönen lassen sollten.
Aber man wollte von diesen Erzentrizitäten" des phantasievollen Russen, der beiläufig gesagt, ein Trösus sein muß, nichts wissen. Man ,, befürchtete“ einen Massenandrang, man befürchtete" Ausschreitungen und Unglücksfälle, man sah schon das Künstlerhaus demolirt und die Bilder in Stücke zerrissen. Auch die das Volk exaltirende Militärmusik, ja selbst die unentgeltlichen Kataloge fand man inopportun, und man suchte dem Russen begreiflich zu machen, daß das nicht gehe, weil das noch niemals dagewesen, worüber der sich in ungeduldigem Zorn in den langen Bart fuhr, und meinte: aber wenn ihr nur immer das ausführen wollt, was schon dagewesen, da werdet ihr ja niemals vorwärts kommen. Man schloß endlich einen Kompromiß. Das gewöhnliche Entree von 50 Krzn. wurde auf 30 reduzirt, an zwei Sonntagen sogar auf 10 Kreuzer, der Katalog foftete 10 Kreuzer und statt der Militärmusik wurde ein Harmonium akzeptirt.
Wir wissen bereits, welchen sensationellen noch nie dageweſenen Erfolg diese Ausstellung in Wien mit sich gebracht.
Werschtschagin ist inzwischen nach Batis zurückgekehrt. Im Umgange mit den iesigen Künstlern und Journalisten gab er sich äußerst reservirt.*) Er gaubt an den Fortschritt und erhofft die langsame und friedliche Entwid ng des Volkes; ein weiteres, weder politisches noch religiöses Bekenniß hat er nicht abgelegt. Man sagt, er läugne auch jede Ten
*) Bezeichnend ist auch, daß er, wie jüngst berichtet wurde, den Kaiser von Desterreich, der seine Ausstellung besuchte, beim Herumführen beharrlich mit„ Monsieur!" anredete. Die Höflinge waren starr vor Entsetzen, Franz Joseph wußte nichts besseres, als gezwungen zu lachen, soll aber, als er die Ausstellung verließ, sehr ungnädig" gewesen sein. Ich weiß nicht, was man von diesen Bildern für Aufhebens macht, soll er gesagt haben, die Soldaten sehen ja darauf ganz veglementswidrig ver
lottert aus.
prüfen vermocht, wenn aber wahr ist, was behauptet wird, so muß Träger seines Mandats verlustig erklärt und Bebel einberufen werden.
"
-England. Der in Stafford aufgestellte Arbeiterkandidat" Howell ist gegen den Konservativen unterlegen, eine Niederlage, die wohlverdient ist, da Herr Howell gleichzeitig als Regierungskandidat auftrat. Die Konservativen stimmten in geschlossener Reihe gegen ihn, indeß die Ministeriellen es nicht für nöthig hielten, für den Arbeiterkandidaten, trotz seiner Ergebenheit gegen Gladstone, einzutreten. Dem„ Labour Standard" dämmert denn auch bereits die Erkenntniß auf, daß alle Klaffen der Arbeiterklasse gegenüber eine reaktionäre Masse sind und verspricht er, daß die Trade- Unionisten bei den nächsten Wahlen eigene Kandidaten, unabhängig von den Liberalen, aufstellen werden.
Man sieht, wie sehr die guten Leutchen sich auch sträuben mögen, die Ereignisse zwingen fie immer mehr, sich auch auf politischem Gebiete selbstständig und aus den Gewerkschaften den imposanten Kern einer Arbeiterpartei zu machen.
In Irland wird die Thätigkeit der zur Festsetzung der Pachtzinse nach ihrem Werthe eingesetzten Gerichtshöfe den Landlords unbequem. In Folge ihrer ungünstigen Lage zahlten bis jetzt die irischen Bächter unglaublich hohe Renten. So erzählt uns z. B. Mill folgenden Fall aus den von Lord Devons Kommission aufgenommenen Zeugenaussagen, der von Burly, Regierungsbeamten für Kerry, bestätigt wurde:" Ich wußte, daß Jemand auf eine mir sehr gut bekannte Pachtung, im Werthe von 50 2. jährlich, bieten wollte; ich sah, daß die Konkurrenz bis zu dem Punkte stieg, daß jener endlich zu einer Rente von 450 2.(!!) als Pächter angenommen wurde." Wo solche Zustände herrschen, daß die heilige Konkurrenz und das Landmonopol die Pachtzinsen auf das neunfa che ihres Werthes hinauftreiben können, sehen sich natürlich die Gerichtshöfe genöthigt, schandenhalber wenigstens einige Erleichterungen zu gewähren. Einige Renten waren so unverschämt hoch, daß der Gerichtshof nicht anders konnte, als dieselben um 30-40% zu ermäßigen, ohne sie dadurch unter ihren Werth herabzusetzen.
Natürlich schreien jetzt die Landlords nach einer Entschädigung und der Minister Hartington hat bereits erklärt, daß den armen Teufeln von Landlords eine solche gewährt werde. Mit Recht bemerkt der 2. S.: " Es scheint uns, daß, wenn ein Pächter bisher eine Rente zahlte, die 30-40% mehr betrug, als billig war, es der Pächter und nicht der Landlord ist, der entschädigt werden sollte. Denn der Letztere verliert nur, was er nie berechtigt war zu beziehen."
-
Aus Rußland . In Petersburg sieht's trübe aus, melden die Zeitungen. Desto besser für das Volk. Der Bar ist äußerst niedergeschlagen, drei revolutionäre Zeitungen sind trotz aller Verhaftungen fast gleichzeitig erschienen, ein Attentat auf den General Tscherewin, den früheren Chef der dritten Abtheilung und jetzigen Oberschutzgeist des Zaren, ist zwar mißglückt, aber die Thatsache, daß es versucht wurde, genügt schon, um die Stimmung in der Bevölkerung zu kennzeichnen. Daß der offiziöse Telegraph den Attentäter, Nikolas Sankowski, in jeder Weise herabzusetzen sucht, ihn als liederlich, ausschweifend. u. s. w. schildert, ist geradezu lächerlich. Der Abscheu vor den„ Mordgesellen" Rußlands zieht in Europa nicht mehr, das wissen die Bedienten des Zaren, daher diese elende Ausflucht. Jetzt will man gar ein großes nihilistisches Komplott entdeckt haben, das darauf abzielte, das Palais des Zaren vermittelst einer Höllenmaschine in Brand zu stecken. Der Angstmeier weiß jetzt gar nicht mehr, wo aus, wo ein. Vielleicht sucht er noch, wie der Pabst, schließlich in Deutschland ein Asyl. Es fängt zwar auch da an, ungemüthlich zu werden, einstweilen gilt aber doch noch der Vers des Dichters:
Deutschland , die fromme Kinderstube,
Ist keine römische Mördergrube.
Und diese Gesellschaft lebt ja nur von der Hand in den Mund.
-
Aus Amerika . Die Spaltung unter den Sozialisten in den Vereinigten Staaten von Amerika hat dahin geführt, daß die Sezession, welche außer in Chicago ziemlich schwach zu sein scheint, auf einem in der letztgenannten Stadt vom 21.- 23. Oktober stattgehabten Kongreß zu einer eigenen Partei, welche den Namen:„ Revolutionäre sozialistische Partei" führt, sich konstituirt hat. Es scheint uns nicht wahrscheinlich, daß diese Partei von langer Dauer sein wird, wenigstens machte sich auf dem Kongreß ein ziemlich schroffer Gegensatz bemerkbar zwischen den Elementen, welche nur um einiger vermeintlicher( wir wählen diesen Ausdruck, weil wir uns als Außenstehende kein Urtheil anmaßen wollen) Mißstände in der Nordamerikanischen Arbeiterpartei willen aus derselben ausgeschieden sind, und den Anarchisten. Die Ersteren wollen auf das Recht, durch die Wahlen für den Sozialismus zu agitiren, nicht verzichten, was den Letzteren natürlich ein Greuel ist. Es ist das ein Gegensatz, der auf die Dauer zum Bruche führen muß, und glauben wir daher auch, daß über kurz oder lang die Anarchisten ausscheiden und die Sozialisten sich mit der Sozialistischen Arbeiterpartei wieder vereinigen werden. Die Redaktion des Vorboten" also wohl Genosse Grottkau scheint gleichfalls das Unnatürliche der Verbindung von Sozialisten und Anarchisten zu empfinden, denn in der uns zuletzt zugekommenen Nummer heißt es:
-
"
-
Es gibt nur einen Weg zu realen Erfolgen und der besteht darin, daß wir uns von der himmelstürmenden Phrase emanzipiren und uns nicht gegenseitig anlügen, indem wir vorgeben, eine Politik besonderer Thätigkeit eröffnet zu haben, die thatsächlich eine Politik der Thatenlosigkeit, weil Ünthätigkeit ist. Die Leute, welche so furchtbar von Revolution und demüthigenden Thaten" schreien, wissen alle ganz genau, daß sie selbst demnächst nichts thun werden, also auch die Revolution, auf 1 elche sie wie die Juden auf ihren Messias warten, nicht machen, nicht einmal befördern werden. Selbst die neue Gruppenbildung mit ihrer Dezentralisation ist ein Schritt vom rechten Wege ab. Es droht die Gefahr einer Seftenbewegung an die Stelle der Klassenbewegung zu treten. Es droht die Vereinsspielerei und die Geheimnißkrämerei an die Stelle der kom
denz in seinen Bildern, er hätte die Wahrheit und nur die Wahrheit wiederzugeben versucht. Um so beffer.
-
Aber mag er nun flug verschweigen oder mag er die Konsequenzen, von dem, was er gesehen und erlebt, nicht selber ziehen, und kann er, wie so viele Künstler, was ihm schöpferisch aufgegangen nicht philosophisch sich zurechtlegen; ist er in seiner Theorie sich noch nicht klar, in seinen Bildern pulsirt der Herzschlag unserer Zeit. Und die furchtbaren Schäden, an denen sie krankt, sein Genie hat sie für ewig an den Pranger gestellt. Und nur weil er reich, mit außerbezeichnend für unsere Zeit ordentlichen Glücksgütern versehen war, durfte er es wagen. Wäre er arm gewesen, wo hätte er die Mittel dafür gefunden? Jedes Ausstellungsfomite hätte seine Gemälde zurückgewiesen, kein Buchhändler sie im Laden ausgestellt. Gezwungen, sein tägliches Brod zu verdienen, hätte er dem Geschmack des Tages, d. h. der Leute, welche heute Gemälde kaufen fönnen, sich anpassen müssen! Und wenn es ihm so allmälig geglückt wäre, sein Genie noch zu Lebzeiten zur Geltung zu bringen, so wäre doch inzwischen seine Jugend, die Zeit, in der allein man das wagt, was er gethan, verstrichen gewesen, er hätte wie so Viele sich mäßigen gelernt. Wie viele eigenartige Genies gehen heute der Menschheit verloren, weil sie den Tagesgößen nicht gefallen, heute, im vielgerühmten Zeitalter des Individualismus!
-
J. S.
Bei den Berliner Künstlern scheint Weretschtschagin nicht mehr Glück gehabt zu haben als bei den Wienern. Wenigstens deutet die Nachricht, daß er für den Monat Januar den Kroll'schen Saal zur Ausstellung seiner Bilder gemiethet habe, darauf hin. Hier könnte er nun nach seinem Ermessen die Einrichtungen treffen, aber Herr Madei wird ihm wohl einen Strich durch die Rechnung machen, wenn er die Ausstellung nicht Und es wäre nicht das überhaupt als„ staatsgefährlich" verbietet. Die Redaktion. Dümmste was er gethan.