Reichsstadt überzeugen sich, daß das Monopol ein nothwendiges Uebel ist, mit dem man sich wohl oder übel abfinden müsse, und daß ein anftändiges Linsengericht auch nicht zu verachten ist. Alles kann man von der Bourgeoisie verlangen, nur nicht Prinzipientreue, die mit dem Geldsack in Widerspruch geräth. Das weiß Bismarck und das ist das große Geheimniß seiner Erfolge.
Zum Glück hängt die Einführung des Tabakmonopols nicht blos von den Bremer Patriziern ab, sondern es sprechen noch ganz andere Fattoren mit, deren„ Kleinkriegen" dem Gewaltigen noch etwas Kopfschmerzen verursachen dürfte. Ob es schließlich der abwechselnd in Bewegung gesezten Einschüchterungs- und Korrumpirungsmaschinerie nicht doch gelingen wird, eine Monopolmehrheit zusammenzutreiben, wollen wir nicht verschwören, eines aber ist sicher: Wenn Händler und Fabrikanten durch günstige Entschädigungen, wenn das Zentrum durch einen Kulturfriedenparagraphen, wenn die Einzelregierungen durch die verlockenden Zuschüsse aus dem Ertrage des Monopols" sich breitschlagen laffen, die Arbeiter kriegt Bismarck nicht herum, bei ihnen ist der größte Diplomat der Jezztzeit" noch stets hineingefallen, in Bezug auf fie hat er sich noch stets verrechnet. Denn wenn er auch die Bourgeois und die Spießbürger kennt und sie an ihrer schwachen Stelle zu packen weiß, die Arbeiter fennt er nicht!
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Noth lehrt beten, wenn aber das Beten absolut nicht verschlagen will, dann lehrt Noth auch denken. Als von unserer Seite vor zwei Jahren auf die revolutionirende Wirkung des amerikanischen Kornes hingewiesen wurde, da hatten die privilegirten Revolutions,, macher" nur dumme Witze zur Verfügung: es wollte ihnen nicht in den Hirnkasten, daß ein welt geschichtlicher Vorgang sich vollziehen könne, ohne daß ihre gewichtigen Persönlichkeiten dabei in Frage kommen mußten. Nun, trotz ihrer fortgesetzt angekündigten revolutionären Heldenthaten hat die Welt bisher wenig davon verspürt, desto nachhaltiger aber hat das verspottete„ revolutionäre Korn" gewirkt. Den„ Glückspilzen des heiligen preußischen deutschen Reiches" hat es, um mit Marr zu reden, derart Dialektik eingepaukt, daß z. B. im königlich preußischen ,, Staatssozialist" jetzt ganz offen darüber diskutirt wird, wie man am zweckmäßigsten die Ueberführung des Grund- und Bodens in den Besitz. des Staate 8 bewirken könnte.
„ Der Staat", schreibt da in der neuesten Nummer ein Gutsbesitzer, der keine Schulden hat", könnte die Umwandlung der Hypothekenschuld in Rentenschuld an die Bedingung knüpfen, daß ihm ein Aufsichtsrecht über die Bewirthschaftung zugestanden würde, so daß er in gewissen Fällen die Bewirthschaftung gegen Gewährung einer billigen Pacht zu übernehmen berechtigt wäre. Auf diese Weise würde der Staat auf den landwirthschaftlichen Betrieb einer sehr großen Anzahl von Gütern, und gerade solcher Güter, bei denen es im Interesse der Gesammtheit am wünschenswerthesten wäre, seinen Einfluß ausüben können, und zwar, was ich für sehr wichtig halte, ohne die bestehende Eigenthumsordnung anzutasten. Wenn es auch denkbar ist, daß eine Zeit kommen könnte, in welcher der gesammte Boden der Nation in die Hände des Staates übergegangen wäre, und von diesem bebaut würde, so dürfte doch eine so tief in alle sozialen Verhältnisse eingreifende Umwälzung nicht anders als ganz allmälig, und gewissermaßen aus den bestehenden Verhältnissen fich entwickelnd, vor sich gehen."
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- Die vorgeschlagene Art des allmäligen Ueberganges des Wirthschaftsbetriebes in die Hände des Staats würde den Vortheil haben, daß der Staat da ansetzte, wo es augenscheinlich am nothwendigsten ist, d. h. da, wo der fortschreitenden Bodenkultur die größten Hindernisse im Wege liegen. Der Staat würde hierbei auch bei den zunächst Betheiligten kaum auf Widerstand stoßen, da der Besitzer die Unbequemlichkeit, welche eine Kontrole des Staates über seine Wirthschaft mit sich bringt, gegen die ihm durch Umwandlung der kündbaren Hypothek in Rente erwachsenden Vortheile gern in den Kauf nehmen würde."
Wie man sieht, denkt unser unverschuldeter Grundbesizer" beiläufig, was für ein seltener Vogel!- nur noch an die Rettung der Rente, nicht aber des Grundbesites für seine verschuldeten Standesgenossen. Der Staat soll denselben die Sorgen und Mühen abnehmen, da mit die Aermsten die„, billige Pacht" in Ruhe verzehren können! Das wäre wenigstens die Konsequenz seines Vorschlages. In Wirklichkeit wird fich die Sache aber etwas anders machen! Der heutige Staat hat nicht die Mittel und schwerlich auch die Lust, pachtweise die herabgewirthschafteten Güter in eigenen Betrieb zu übernehmen, und so wird die Bodenrente so lange ungehindert bergab gehen, bis der kleine Grundbesitz überhaupt keine Zinsen mehr zahlen kann. Und dann wird die Umwandlung des privaten Grundbesitzes in Eigenthum der Gesellschaft mit weniger Schonung für die Rente, sowohl der Grund- als der Hypothekenbesitzer, vor sich gehen, d. h. auf dem Wege revolutionärer Expropriation!
- Schwabenstreiche. Wir haben lange keine Gelegenheit genommen, dem wackeren Schwabenländle unsere Aufmerksamkeit zuzuwenden, obwohl es an Veranlassung dazu nicht gefehlt hat. Wir brauchen nicht einmal bis zu den Tagen des berühmten Falles Dietz zurückzugehen, der ja den deutschen Reichstag noch zu beschäftigen haben wird, auch in letzter Zeit hat es an echt schwäbischen Geniestückchen nicht gefehlt, wie z. B. die Rettung des lieben Herrgöttle's vor den gottesläschterlichen Vorträgen des bösen+++ Sozialistenführers Dulk zweifelsohne in diese Kategorie gehört. Judeß wir wollen die schwäbische Obrigkeit einmal in Ruhe lassen und uns heute mit der schwäbischen Gesellschaft" befaffen, die ihrer Obrigkeit in jeder Weise würdig ist.
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Da zerbricht sich zur Zeit in der ganzen übrigen Welt männiglich den Kopf, wie man dem großen Thiere, soziale Frage" genannt, den Garaus machen könne, und während noch weit und breit tiefste Dunkelheit über den einzuschlagenden Weg herrscht, leuchtet im Schwabenländle, in der Umgebung der Hauptstadt„ Schtukkert", bereits das hellste Licht und zeigt dem erstaunten Auge einen Wegweiser, auf dem geschrieben steht: 3urüd auf's Land!
In Ludwigsburg nämlich besteht eine Zichorienfabrik, deren Leitung es rentabel findet, nur Arbeiter vom Lande einzustellen, bezw. ihren Arbeitern es zur Pflicht zu machen, zurück auf's Land zu ziehen. Das ist vom kapitalistischen Standpunkt sehr begreiflich, denn der Landarbeiter ist gewöhnlich billiger als der städtische und auch leichter zu beeinflussen. Nun höre man aber, wie die Gesellschaft den Arbeitern diese Maßregel plausibel macht:
,, Auf dem Lande", heißt es in dem Schriftstück ,,, seid Ihr ein geachtetes Gemeinde- und Kirchenmitglied, und könnet Euch jede Stellung in derselben(!) so gut wie Andere erwerben. In der Stadt läßt sich diese Geltung schwer erringen, weil sich die Leute nicht alle kennen können, und weil man sehr oft und ungerechter Weise die Arbeiter Alle in einen Topf wirft. Auf dem Landorte ist dieses anders! ein ordentlicher, sparsamer und anständiger Arbeit wird die Achtung und Liebe von Jedermann für sich und seine Familie bald erringen, erhalten und Geltung sich verschaffen!"
Auf dem Landorte kann die Frau( und die Kinder) sich mit Feldbau befassen, sie kann eine Kuh, ein Paar Ziegen halten, sie kann Anderes für die Bedürfnisse der Haushaltung erwerben und erschaffen in der Stadt aber hängt Alles an dem Manne: Nahrung und Kleidung und auch die Befriedigung der Eitelkeit."
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Wo aber fann die Frau des Arbeiters ohne Acker, ohne 30 a Stall, und bei den vielen Versuchungen für den Mann, dieß Alles in der Stadt erreichen? Niemals!"
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,, Denket Ihr Eltern aber auch und hauptsächlich das sittliche Wohl Eurer Kinder, daß Ihr Eure Kinder, so Ihr nur ernstlich wollet, vor manchem Uebel, das in der Stadt üppig wuchert, auf dem Lande bewahren könnet."
,, Denket, welcher Segen es ist, wenn die Kinder von Jugend auf an Arbeit, Einfachheit und an Religion gewöhnt werden. Wo ist dies besser möglich und wo ein besseres Beispiel gegeben, als auf dem Lande, wo die Arbeit den Mann macht, der Fleiß die Frau ziert, das Zusammenhalten von Mann, Frau und Kindern die Gemeinde ehrt und der Segen der Religion noch nicht zum Gespötte geworden ist.
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,, Also ziehet denjenigen Verhältnissen nach, die für Euch passen und die Euch das Leben erleichtern und versüßen!"
Soweit die väterliche Ermahnung, die uns unwillkürlich die bekannte Horazische Ode" beatus ille" ins Gedächtniß ruft, in welchem der Wucherer in begeisterten Worten die großen Annehmlichkeiten des Landlebens„ fern von den Geschäften" schildert, wenn er am Ersten seine Gelder einkassirt, die er in der Mitte des Monats wieder eintafsiren will. Wer lacht nicht hell auf bei diesem begeisterten Dithyrambus auf das Leben des Arbeiters auf dem Lande, wenn er ihn mit der nüchternen Wirklichkeit vergleicht? Wer merkt nicht den Pferdefuß, der hinter dem Anpreisen der„ Einfachheit" und" Religion", deren „ Segen" auf dem Lande„ noch nicht zum Gespött geworden", steckt? Das poetische Zurück auf's Land" übersetzt sich in das bornirt egoistische " Fort mit allen modernen Bedürfnissen, hüllt Euch wieder in Lumpen und laßt Eure Kinder barfuß umherlaufen, dann braucht Ihr weniger Lohn!"
Uebrigens ist die Flucht auf's Land, beziehungsweise die Rettung der Arbeiter aus dem Sodom der bösen Städte ins Kanaan des süßen Landlebens noch kein speziell schwäbisches, vielmehr ein in den vorgeschrittenen Industriestaaten schon oft versuchtes Heilmittel, welches aber noch stets die wunderbare Wirkung hatte, daß die böse Stadt der fliehenden Fabrik, die städtischen„ Laster" den auf's Land übersiedelten Arbeitern nachzogen. Schwäbisch ist aber erstens die wundervolle Ermahnung und zweitens die noch wundervollere Aufnahme derselben in den Jahresbericht der Stuttgarter Handels- und Gewerbefammer als eine ebenso humane wie praktische Lösung der Frage der Arbeiterwohnungen und der städtischen Wohnungsmisère!" In Mainz erscheint seit dem Jahre 1879 ein Blatt, genannt wie Schiller's Glocke,„ Konkordia". Es ist gegründet worden von Fabrikanten zum Wohle der Arbeiter*) und wird redigirt von einem gewissen Carl Wallau. Ob dies der Erkommunist Wallau ist, wissen wir nicht. Nun, der größte Schwabenstreich ist der, daß dieses Fabrikantenblatt, welches doch von den wirthschaftlichen Verhältnissen etwas verstehen sollte, die schwäbische Spießbürgerei abdruckt, mit dem besonderen Vormerk: 3 ur Nachahmung!"
Na, denn also los: Zurück auf's Land! O, ihr Schwaben!
Nicht übel. Jm Staatssozialist" schreibt Dr. Alberts in einem Artikel über den Normalarbeitstag:
,, Während nämlich unsere Arbeiter ein Normalarbeitsjahr von 308 Tagen haben, sehr oft noch mehr, selbst königlich preußische Eisenbahnbeamte von 340 Tagen, war das im Mittelalter ganz anders. Nachtarbeit war verboten, ebenso jede Arbeit an den Sonntagen, Ostern, Pfingsten, Weihnachten, 12 Botentagen, dem Tage unserer lieben Frauen, dem des Schutzpatrons der Zunft, oft auch der Stadt. Meist war auch an den dem Sonn- und Festtage vorhergehenden Abenden von 3, 4 oder 5 Uhr ab Betglocke. Hierüber herrschte kein Streit. Wohl aber über den„ blauen Montag". Da die Gesellen an den Festtagen ihr Gebot" nicht halten durften, so hielten sie es Montags ab und verlangten hierzu womöglich jeden ganzen Montag. Schließlich erhielten sie meist jeden halben Montag, aber alle 14 Tage den ganzen Montag frei, zur Ordnung ihrer Korporationsgeschäfte, an die sich Vergnügungen anschlossen. Rechnet man diese Vierteltage an den Sonnabenden, den halben Montag, die vollen Festtage zusammen, so kommen mindestens 108 Feiertage heraus.
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,, Das Normalarbeitsjahr jener Zeit war also 257 Tage lang, es war mithin 27 Prozent, über ein Viertel, kürzer als das heu- tige. Die Arbeiter damals hatten das, was heutzutage zu fordern oft als Frechheit und Faulheit ausgelegt wird, sie hatten die Jahrarbeit auf Tage berechnet einen Normalarbeitstag von acht Stunden. Bei einem solchen Zustand der Dinge verliert auch die unangenehmste Händearbeit ihren Schrecken, denn acht Stunden lang hält man alles Mögliche aus. Wenn in jener Zeit, wo alle Arbeit von Menschenhänden geleistet werden mußte, eine achtstündige tägliche Arbeitszeit genügte, um alle nöthige gewerbliche Arbeit zu leisten, so wird eine solche heute erst recht genügen, wenn auch der Uebergang ein allmäliger sein müßte. Ein achtstündiger Arbeitstag selbst für sogenannte unqualifizirte Arbeit würde mindestens 15 Prozent Arbeitern dieser Art mehr als jetzt Beschäftigung geben. Mit 15 Prozent mehr wäre allen denen eine gesicherte wirthschaftliche Lage verschafft, die jetzt als polizeigehetzte Vagabunden zu Zehntausenden die Landstraßen unseres Vaterlandes bevölkern und den Pharisäern der zahlungsfähigen Moral ( Können sich gewisse Leute hinter die Ohren schreiben. Red. d. Soziald.) ein täglich erneutes Schauspiel von der Arbeitsscheu und Liederlichkeit der Menschen bieten. Aber das nicht allein. Es würden sich alsdann auch alle diejenigen sicherer und wohler fühlen, welche jetzt jede neue Woche mit der bangen, inhaltsschweren Frage begrüßen, ob sie keine Kündigung der Arbeit in ihrem Schooße berge."
Sehr schön, und wenn Herr Dr. Alberts an einer andern Stelle desselben Blattes sagt:
„ Es ist also nicht eine Sache des Geschmackes, wie jenes konservative Blatt meint, ob man sich mit dem Normalarbeitstag beschäftigen will, nein, es ist Sache der zwingendsten Nothwendigkeit für alle, welche helfen wollen, das gewaltige Räthsel unserer Zeit mit dem Kopfe zu lösen, um es nicht durch Dynamit und Flinten lösen zu lassen,"
so hat er von seinem staatssozialistischen Standpunkte durchaus Recht, aber, aber, Herr Dr. Alberts, haben Sie denn die Rede des " großen" Sozialreformers vom 9. Januar ganz vergessen? Der denkt ganz anders als Sie über den Normalarbeitstag! Und wie Er, denken seine konservativen Freunde und seine liberalen Feinde, so daß es mit der Lösung des gewaltigsten Räthsels unserer Zeit mit dem Kopfe" doch recht bedenklich ausschaut. Da wird am Ende doch wohl nichts als die andere Lösung übrig bleiben:„ Dynamit und Flinten!" Das ist schlimm, aber wir können es halt nicht ändern!
Gesinnungslumperei hat es zu allen Zeiten und in allen Ländern gegeben, aber sie zum Prinzip zu erheben, das blieb dem„ Volk der Denker" vorbehalten. In Peit, Kreis Kottbus , hat ein„ Patriotischer Verein" statutengemäß sich die ehrenvolle Aufgabe gestellt:
Ausbau der Verfassung im Sinne des jedesmaligen Kaisers!"
Das ist wirklich der Gipfel der Erbärmlichkeit. Die edlen Peizer merken, daß es mit Wilhelm eines Tages schnell, alle" sein kann, und richten sich daher fürsorglich darauf ein, mit dem ,, liberalen" Kronprinzen eventuell liberal zu heulen. Sintemalen es indeß mit dem Liberalismus unseres Fritz eine höchst zweifelhafte Sache ist, so kann man mit diesem Statut auch alle Wandlungen des wankelmüthigen Thronfolgers mitmachen. Heute antisemitisch, morgen judenfreundlich, heute russischer als der Czar und morgen Nieder mit Rußland !", und wenn es möglich wäre, daß ein Hohenzollernsprößling sozialdemokratische Anwandlungen bekäme, so würden wir eines Tages das Glück haben, die Peizer ,, Patrioten" als
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*) Es wäre doch nicht mehr wie billig, daß endlich auch einmal die Arbeiter daran gingen, sich revanchirten und ein Blatt zum Wohle der Fabrikanten gründeten, um dieselben zur Arbeitsamkeit, Mäßigkeit und futtlichem Lebenswandel zu erziehen. Es wäre dies zwar eine große, aber auch eine schöne, ihre Belohnung in sich selbst findende Aufgabe". Wir sehen Vorschlägen in dieser Beziehung mit Interesse entgegen.
Gesinnungsgenossen begrüßen zu müssen. Ein wahrer Segen, daß wir dieses„ Glück" nicht zu befürchten haben.
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Glückliches Holz! Der wohlweise Magistrat von Spandau hat im dortigen Forst zur Erinnerung an ein historisches Ereigniß" eine Tafel mit folgender Jnschrift anbringen anbringen lassen:
Wildschnepfen suchten im Revier
Der Kronprinz und Prinz Heinrich hier. Da, weh! rast unfern im Walde der Brand; Hui! leisteten Beide da hilfreiche Hand.
Ich sah es und bin nun ein glückliches Holz, Ich heiße( und drob ist der ganze Wald stolz) Kronprinzen und Heinrichs- Buche!"
Man sollte aus diesem„ glücklichen Holz" verschiedene derbe Stöcke ausschneiden und die allerunterthänigsten Rücken der biederen Rathsherren recht eindringlich damit beglücken. Das wäre wenigstens die angemessenste Belohnung für solche knechtselige Bauchrutscherei.
Frankreich . Ein BriefLawroffs an die deutschen Sozialdemokraten. Unser Genosse Vollmar hat von Paris aus dem von den Machthabern der französischen Republik(!) so schmählich vertriebenen russischen Gesinnungsgenoffen Lawroff den von uns jüngst veröffentlichten Beschluß der deutschen Sozialdemokraten in Paris mitgetheilt und zugleich die Nothwendigkeit eines fortgesetten engen brüderlichen Verkehrs der russischen und deutschen Sozialisten betont. Lawroff hat hierauf durch folgenden Brief geantwortet:
Lieber Bürger Vollmar! Ich bitte Sie, allen Ihren Gesinnungsgenossen meinen innigsten Dank zu sagen für die Theilnahme, welche sie gelegentlich meiner Ausweisung an den Tag gelegt, und für die Sympathien, welche sie mir bezeugt haben. Welches auch immer die Unzuträglichkeiten sein mögen, welche diese Ausweisung für mich haben konnte, so bin ich doch erfreut, daß dieselbe Gelegenheit gegeben hat zu der Kundgebung der Sympathie, welche die Sozialisten aller Länder vereinigt und sie vereinigen muß.
Die Sozialisten haben in den von den Regierungen und herrschenden Klassen ausgehenden Aufreizungen zum Haß der Völker gegeneinander einen neuen Grund zur Betonung der internationalen Solidarität aller Arbeiter zu erblicken. Das deutsche Kaiserreich ist der natürliche Rival des russischen Kaiserreichs. Die Ausbeuterklasse Deutschlands ist die natürliche Konkurrentin der Ausbeuterklasse Rußlands . Aber der deutsche Arbeiter und der russische Bauer, beide niedergedrückt von ihren staatlichen und wirthschaftlichen Ausbeutern, haben nichts miteinander zu hadern, sondern im Gegentheil gemeinsam alles von ihren sozialen Feinden zu erobern. Sie sind solidarisch im Kampfe für ihre Befreiung, mögen sie sich dieser Solidarität bewußt sein oder nicht. An den Sozialisten ihrer Länder ist es, ihnen diese Solidarität begreifen zu lernen!
Ich bin gewiß, daß die Ansichten, welche ich Ihnen hier ausspreche, nicht lediglich meine persönlichen, sondern daß sie zugleich die Gefühle der Mehrzahl der russischen Sozialisten ausdrücken. Und ich bitte Sie, die selben zugleich mit meinem persönlichen Dank Ihren Parteifreunden mitzutheilen. Empfangen Sie, lieber Bürger, u. s. w.
Peter Lawroff.
Es freut uns, hinzufügen zu können, daß die Beziehungen zwischen den deutschen Sozialisten und den russischen Revolutionären, zwischen denen eine Zeitlang manche Mißverständnisse geherrscht hatten, im allgemeinen stets brüderlichere und innigere werden, und daß das gegenseitige Verständniß für die beiderseitigen Bewegungen im erfreulichen Wachsen begriffen ist. So wird uns z. B. aus Paris berichtet, daß die überaus stark besuchte und erhebend verlaufene März feier unserer dortigen Genossen von zahlreichen Russen besucht war, wie letztere auch häufig in den gewöhnlichen Versammlungen unserer Genossen er scheinen.
Nebenbei wollen wir noch bemerken, daß zu der Pariser Märzfeier auch der Ausschuß der französischen Arbeiterpartei ein Begrüßungsschreiben gesandt hat, welches die internationalen Gesinnungen der franzöfischen Sozialisten bekundete und von unsern Genossen in ähnlicher Weise beantwortet wurde.
Ein erfreuliches Zeichen des Fortschritte unter der französischen Republik sind die neuerdings häufigen Weigerungen von Geschworenen und Angeklagten, den konfessionellen Eid abzulegen. Wir sind gewiß nicht blind gegen die Schattenseiten der Bourgeoisrepublik, eines aber ist unverkennbar, eine ganze Reihe prinzipieller Fragen gelangen in ihr zur Erörterung und Entscheidung, ohne daß auf die anmaßenden Neig ungen eines alten Sünders von Gottes Gnaden" Rücksicht genommen wird.
Die Weber von Roanne halten noch immer wacker aus, zum großen Verdruß der Herren Fabrikpascha's. Dant ihrer vortrefflichen Organisation und der umsichtigen Maßregeln ihres Streifkomite's haben sie auch volle Aussicht, den Sieg davonzutragen. Uebrigens hat dieser Streit auch zu einer erfreulichen Kundgebung internationaler Solidarität des Proletariats Anlaß gegeben. In den Londoner Gewerkschaften finden, nachdem Genosse Lafargue im„ Labour Standard" den englischen Arbeitern die Ursachen und Umstände des Ausstandes in Roanne mitgetheilt, Sammlungen zu Gunsten der Streikenden statt. Die Gewerkschaft der Tischler hat sogar eine große Versammlung zum Besten derselben einberufen, über deren Verlauf wir bis jetzt noch nicht unterrichtet sind, die aber zweifelsohne einen guten Erfolg gehabt haben wird.
In Noirans bei Grenoble streiken 500 Arbeiterinnen der dortigen mechanischen Weberei. Veranlassung gab ein Ukas der Besitzerin einer Fabrik, Wittwe Bouvard heißt die Kapitalhyäne, nach welchem die Arbeit schon um 5 Uhr Morgens beginnen und dafür die Nachmittagspause von einer halben Stunde aufgehoben werden, d. h. eine Erhöhung der Arbeitszeit von 11/2 Stunden eingeführt werden sollte.( Die Arbeitszeit dauert bis a cht Uhr Abends!) Auf diese schamlose Forderung antworteten die Arbeiterinen mit der bescheidenen Forderung, erst um 6 Uhr Morgens anzufangen, Erhöhung des Tarifs um 2 Centimes und Abänderung der bagnoartigen Fabrit ordnung. Und welchen Bescheid erhielten sie? Sie sollen doch lieber gleich den Mond fordern, höhnte das Scheusal von Ausbeuterin. In einer zweiten Fabrik überschüttet man die Opfer der Ausbeutung oben-. drein mit den gröbsten Schimpfworten.
Die Bourgeoispresse nimmt natürlich die Besitzer in Schutz und behauptet, die Preise seien leider" sehr heruntergegangen, thatsächlich aber haben es gerade die Besitzer der beiden Fabriken in wenigen Jahren bis zu Millionären gebracht. bei den schlechten Preisen! Nämlich den schlechten Preisen, mit welchen sie die Arbeiter abspeisten! Hoffentlich wird ihnen das Handwerk etwas gelegt.
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In der Politik, krieselte" es in den letzten Tagen ein wenig Minister. Der Rothschild 'sche Kommis, Herr Leon Say , drohte mit seinem Austritt, wenn die großen Eisenbahnen nicht auf 15 Jahre hinaus gegen jede Verstaatlichung sicher gestellt und alle Rentenfonvertirungsgelüfte fallen gelassen würden. Wie es scheint, hat er befriedigende Erklärungen erhalten, d. h. die hohe Finanz regiert fort.
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Italien . Auf einem am 14. März in Poggibonsi abgehaltenem Kongreß, auf welchem die Städte Florenz , Monticelli, Ferrara und Umgebung, Pisa , Pistoja, Livorno , Lucca u. s. w., im Ganzen 16 Orte vertreten waren, haben die toskanischen Sozialisten unter ähnlicher Motivirung als die romagnolischen einstimmig Bethätigung am Wahlkampfe befchloffen. Gleichzeitig wurde eine toskanische Föderation gegründet mit dem Titel ,, Internationale Arbeiter- Assoziation, toskanischer Regionalverband" und dem ursprünglichen Programm der Internationalen. Auch in Turin und Mailand haben die Sozialisten Wahlbetheiligung beschlossen, im Gegensatz zu den Sozialisten Mittelitaliens jedoch