das Sammeln von Beiträgen für diesen Zweck. Das Verbot wurde gegen unsere Beschwerde in allen Instanzen aufrecht erhalten, und wollen wir zur Anerkennung für unsere Staatsretter beiläufig bemerken, daß dies auf Grund genauester Prüfung geschehen sein muß, da wir stets mindestens zwei Monate auf Bescheid warten mußten( zum Verbieten unserer Flugblätter genügte dagegen in der Regel ein Zeitraum von 3-4 Tagen).
Selbstverständlich hat uns das Verbot nicht gehindert, die zu einer ziemlich umfassenden Wahlagitation nothwendige Summe aufzubringen, Dank der Opferwilligkeit unserer Genossen. Dieselbe zeigte sich besonders glänzend, als die Sorge für eine Anzahl Verhafteter, resp. für deren Familien uns zu bedeutenden Ausgaben( wie aus dem Kaffenbericht ersichtlich) veranlaßte. Denn wir blieben von Unglücksfällen nicht verschont, da die Flugblattverbreitung im April eine ganze Anzahl unserer Genossen in's Gefängniß brachte, theils um wochenlang resultatlos in Untersuchung gehalten zu werden, theils mit nachfolgenden Verurtheilungen zu mehr oder weniger langwierigen Haftstrafen.
Was nun die Reichstagswahl an sich betrifft, so hatten wir gemäß den gefaßten Beschlüssen unsere Kräfte hauptsächlich auf den ersten württembergischen Wahlkreis( Stuttgart Stadt und Amt) konzentrirt, und traten in die eigentliche Agitation ein zu Anfang September mit einem ,, An die Wähler von Stadt und Land" gerichteten Flugblatt, das in sehr großer Auflage ohne besondere Zwischenfälle verbreitet wurde. Das Blatt ward verboten, merkwürdiger Weise hatten unsere später erscheinenden Flugblätter dieses Schicksal nicht.
Wahl- Versammlungen, die wir vorbereiteten und ankündigten, wurden sämmtlich verboten, ja es erging ein besonderes Verbot, wonach weder unser Kandidat, Herr Dr. A. Dult in Untertürkheim , noch sonst Jemand dessen Programm öffentlich entwickeln durfte.
In gegnerischen Versammlungen wurde uns entweder von vornherein der Besuch untersagt, oder die Diskussion auf die einberufende Partei beschränkt, zahlreiche Polizeimannschaft sorgte in beiden Fällen mit befannter Höflichkeit für Durchführung dieser Einrichtungen.
Somit blieb uns, außer allenfalls Privat- Agitation in Fabriken, am Biertisch 2c., nur die eine Waffe der Flugblätter. Es wird vielleicht interessiren, daß während der Wahlzeit allein im ersten württembergischen Wahlkreis 87,000 Anfrufe und 83,000 Stimmzettel von uns ausgegeben wurden.
Auch sorgten wir für sämmtliche Plätze in Württemberg , von welchen ein Begehren laut wurde, für Agitationsmaterial und versandten dahin im Ganzen etwa 36,000 Aufrufe und 40,000 Stimmzettel.
Nun zum Resultat all' dieser Kämpfe und Anstrengungen! Wir er zielten im ersten Wahlkreis 4,132 Stimmen gegen 4136 im Jahre 1878, von den Gegnern erhielt die sogenannte Volkspartei etwa 6000, die liberal- konservative Partei etwa 5000 Stimmen. Das ist ein Resultat, das wohl Manchem, der weiß, mit welcher Mühe wir so lange Zeit thätig waren, um Aufklärung unter den Wählern zu verbreiten, als ungünstig erscheinen kann. Judeß muß man erwägen, daß die sogenannte Volkspartei im Besitz aller Agitationsmittel und mit einem sehr populären Kandidaten leichtes Spiel hatte, die allgemein unzufriedenen, aber politisch unwissenden Wähler mit ihren Phrasen zu berücken, ja daß ste insbesondere in unseren ländlichen weit ausgedehnten Bezirken geradezu unsere Vorarbeit für sich verwerthen konnte, ohne daß wir, der Verjammlungsfreiheit entbehrend, sie daran wirksam hindern konnten.
In den übrigen Wahlkreisen Württembergs, in denen unsere Freunde sich an der Wahl betheiligten, zeigten sich im Großen und Ganzen die gleichen Erscheinungen. Doch fällt an einzelnen Orten die starke Stimmabgabe für uns erfreulich auf: z. B. Eßlingen, das sogar in der Stadt die Mehrzahl für uns ga b. Auch einzelne Orte, die bisher wenig in unserer Bewegung bekannt waren, zeigten eine unter den örtlichen Verhältnissen sehr beachtenswerthe Zahl von sozialdemokratischen Stimmen, z. B. Leutkirch.
Ju Stuttgart führte die Wahl noch zur Stichwahl zwischen dem Kandidaten der sogenannten Volks- und der liberalkonservativen Partei. Wir beschlossen in allgemeiner Berathung, die Abstimmung jedem Einzelnen frei zu stellen.
Im Dezember betheiligten wir uns noch bei der Gemeinderathswahl in Stuttgart , erzielten jedoch, hauptsächlich weil unser Eintreten zu spät erfolgte, feinen Erfolg.
Es schlossen sich an diesen Bericht, wie anfangs erwähnt, noch Mittheilungen aus den übrigen württembergischen Plätzen, gegeben von den Delegirten derselben, die ein sehr verschiedenes Bild lieferten. Während an einzelnen Orten die Bewegung im Zustande der Stagnation sich zu befinden scheint, gewähren andere, namentlich wenn eine regsame Agitation mit populären Schriften 2c. ihnen zu Hilfe kommt, sehr gute Ausfichten für die Zukunft.
Der Kaffenbericht ergab eine Gesammt- Einnahme von Mt. 3194. 76, der eine Ausgabe von Mt. 2816. 84 gegenüber steht.
Es wurde konstatirt, daß die württembergischen Genossen trotz der ungemein großen Ausgaben für Agitationskosten und Unterstützungen diese Summe lediglich selbst, ohne Zuhilfenahme auswärtiger Fonds, aufgebracht haben.
( Von den Beschlüssen der obigen Besprechung haben wir den betreffs des Parteiorgans schon veröffentlicht, weiter sind noch folgende zwei zu erwähnen.
2) Prinzipieller Beschluß: Die Sozialdemokraten Württembergs verpflichten sich, fünftig bei allen Wahlen irgend welcher Art nur für Parteigenossen zu stimmen, niemals einen Gegner ihre Stimmen zu geben.
3) Die Redaktion des Sozialdemokrat" aufzufordern: Monatlich je eine Nummer des„ Sozialdemokrat" in Form und Haltung einer volksthümlichen Agitationsnummer erscheinen zu lassen.
Dieser Beschluß wurde damit motivirt, daß das Zentralorgan, so wie es für uns geschrieben sein muß, als Agitationsmittel für weitere Kreise nicht zu gebrauchen ist, unter Hinweisung auf den„ Vorwärts", sowie einen ähnlichen Beschluß des Wydener Kongresses. Weitere Beschlüsse sind zur Veröffentlichung nicht bestimmt.) Die Besprechung schloß mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie.
Iserlohn , 24. März. Heute hatte unsere Partei hier einen glänzenden Erfolg, die Fortschrittspartei eine schmachvolle Niederlage zu verzeichnen. Bei der Nachwahl im Kreise Altena Iserlohn hatte sich der Fortschritt uns gegenüber höchst unanständig benommen. Unter Anderem lancirten diese Herren auch ein Inserat in den Iserlohner Kreisanzeiger, durch dessen Inhalt unser Kandidat, Genosse Oppenheimer in Barmen, und zwei hiesige Genossen als Menschen ohne jede Gesinnung" und als„ Subjekte, die für ihre Skandalmacherei von sehr gut fituirten Herren reichlich bezahlt seien", hingestellt wurden. Oppenheimer erhob deshalb Privattlage gegen den Redakteur, da der Verfasser des Inserates sich nicht genannt, sondern dasselbe feiger Weise mit ,, Ein Sozialdemokrat" unterzeichnet hatte. Diese Fälschung wurde im heutigen Termin von dem Vertreter des Beklagten, dem Reichstagsabgeordneten Lenzmann, erklärt, das Inserat rühre von keinem
offen zugestanden und auch sei die beleidigende Juſinuation der Beſtech
Sozialdemokraten her,
lichkeit ganz haltlos und aus der Luft gegriffen. Trotzdem plaidirte Lenzmann auf Freisprechung seines Klienten, indem er meinte, es sei nicht erwiesen, daß Oppenheimer mit dem Inserate gemeint sei, dasselbe betreffe vielmehr die Iserlohner Führer, welche die Frist zur Klagestellung versäumt hatten. Oppenheimer replizirte, der Inhalt treffe zweifellos ihn mit, auch identifizire er sich mit den Genossen in Iserlohn , die eben so wenig bestochen worden seien als er, welch' letzteren Umstand Lenzmann zugab, den Vorwurf der Gesinnungslosigeit den Iserlohner Sozialisten gegenüber aber dadurch zu motiviren suchte, daß dieselben bei der Hauptwahl theilweise für den Fortschrittler eingetreten, bei der Nachwahl aber für ihren eigenen Kandidaten gewirkt hätten. Oppenheimer erwiderte, Gesinnungslosigkeit liege nur vor bei Zuwiderhandlung gegen das Parteiprogramm, nicht aber bei der Stellungnahme zu einer rein taktischen Frage, wie die Wahlbetheiligung. Jede Minorität habe das Recht selbstständigen Auftretens, denn nur dadurch könne sie eines Tages zur Majorität anwachsen. Auch die Fortschrittspartei habe im Wahlkampfe eine schwankende Stellung eingenommen, indem sie beispielsweise in Hanau mit den Sozialisten gegen die Konservativen, in Dresden und anderen Wahlkreisen mit den Konservativen gegen die Sozialisten gestimmt hätte.
Die Plaidoyers, die zwei Stunden in Anspruch nahmen, wurden im überfüllten Zuhörerraume mit gespanntester Aufmerksamkeit verfolgt. Vergebens strengte Herr Lenzmann all' seinen Scharfsinn an, um durch juristische Spitzfindigkeiten seinen Parteifreund zu retten, vergebens äußerte er, als Jurist wisse er die Sache besser zu beurtheilen, als Kläger , der in solchen Fragen Laie sei und die Gelegenheit benützt habe, um heute
seine politische Redegewandtheit zu zeigen und die Sache zu einem Sensationsprozeß zu gestalten. Das Gericht gab nach fünfviertelstündiger Berathung in allen wesentlichen Punkten den Ausführungen des Klägers Recht und verurtheilte den Redakteur R. Wichelhoven wegen einfacher und verleumderischer Beleidigung zu 5 Wochen Gefängniß. Es bleibt nun abzuwarten, ob die liberale Presse von diesem Prozeß ebensoviel Aufhebens macht wie im Falle Berling- Bennigsen- Förder. Ich bezweifle es, denn wenn ein Sozialdemokrat verleumdet wird, heißt es bei den Meisten:„ Ja, Bauer, das ist etwas ganz Anderes!"
Wir haben durch diese Affäre in Iserlohn und Umgegend entschieden an Sympathie gewonnen; die Fortschrittler aber werden sich's in Zukunft zweimal zu überlegen haben, bevor sie uns mit nichtswürdigen Verleumdungen bekämpfen.
Zur Steuer der Wahrheit sei indeß beigefügt, daß Lenzmann persönlich solch' gemeine Kampfweise verabscheut und das Odium lediglich den fortschrittlichen Lokalführern in Iserlohn zur Last fällt, bei denen damals gerade Eugen Richter zu Besuche war, der sie wohl solche taktische Kunststückchen gelehrt haben mag. Der Styl des Inserates roch nämlich ganz verzweifelt nach Richter'scher Mache, was auch im Plaidoyer angedeutet wurde.
Heidenheim a. Brenz . Das Wahlresultat vom 27. Oktober v. J. hat auch in hiesiger Bevölkerung wieder zum politischen Leben aufgemuntert, und den Wunsch und das Interesse geweckt, mit den Parteigenossen Fühlung zu gewinnen. Wenn durch das Ausnahmegesetz viele Verbindungen abgeschnitten wurden und theilweise eine Pause eingetreten ist, so hat dieselbe doch nur zur Erholung und zur Sammlung der Gesinnungsgenossen gedient, damit sie mit neuei Kraft wieder in den Kampf treten können. Wie seither das Wohl der Arbeiter gefördert wurde, ist allbekannt, und werden Manchem über die heutige Arbeiterbeglückung die Augen aufgegangen sein. Wer an diesen Schwindel heute noch glaubt, der ist eben unverbesserlich.
Bei der letzten Reichstagswahl ließen sich die hiesigen Genossen von der Volkspartei verleiten, für deren Kandidaten zu stimmen und zu agitiren, wozu die Sozialdemokraten sehr erwünscht sind, nachher sind sie natürlich überflüssig, wie schon oft erlebt. Es ist nun die Wahl beanstandet; die Entscheidung mag nun ausfallen wie sie will, wir werden jedenfalls auf dem Posten sein, wenn wir an die Urne gerufen werden. Wir werden unsere Stimmen auf A. Bebel vereinigen und auch vermehren. Dies zur Notiz für unsere Genossen im 14. Wahlkreis.
Was nun die Arbeiterverhältnisse hier anbelangt, so werden hier sehr niedrige Löhne bezahlt; der Taglohn ist Mt. 1. 50 und darunter, nur ein kleiner Theil steht sich höher. Frauen und Kinder sind gezwungen, die meiste Zeit in der Fabrik zuzubringen, um den Lebensunterhalt mit zu erwerben. Wie die Fabrikordnungen, besser 3 u ch tha us ordnungen, gehandhabt werden, wollen wir später einmal beleuchten.
Was die hiesigen Genossen betrifft, so zeigt sich Muth und Begeisterung und wenn nicht besondere Hindernisse eintreten, so wird unser Streben nicht umsonst sein, trotzdem wir gänzlich mittellos sind und alle möglichen Unannehmlichkeiten zu überwinden haben, aber auf halbem Wege können wir nicht stehen bleiben, rückwärts gehen wir nicht, darum vorwärts für Recht und Gerechtigkeit!
Das Jdeal eines hiesigen ,,, leider" aber nicht mehr unter den Lebenden weilenden Industriellen scheint sich zu verwirklichen, da es sehr eifrige Anbeter gefunden hat. Der Hallunke äußerte seiner Zeit in einer Fabrikanten Versammlung, daß ein Arbeiter mit 70 Pfennigen sammt Familie gut auskommen könne, in den sieben fetten Jahren könne man(!) so viel erwerben, daß man die sieben magern Jahre nicht zu darben braucht. Als ihm ein Fabrikantensohn darauf erwiderte, daß das nicht möglich sei, erhielt der Betreffende für diese Aeußerung eine strenge Zurechtweisung, man sette aus Schonung voraus, er sei im unzurech nungsfähigen Zustande gewesen.
Wie für die Arbeiter gesorgt wird, haben wir erst kürzlich an einem Beispiel ersehen, welches der Oeffentlichkeit mitgetheilt werden muß. Ein Arbeiter, welcher von seiner frühesten Jugend bis zu seinem 70. Lebensjahre in einer hiesigen Weberei ununterbrochen thätig war, hat endlich, durch Altersschwäche gezwungen, die Arbeit einstellen müssen und bezieht nun von diesem Geschäft eine Pension von täglich 20 Pfennigen! Kommentar überflüssig.
Mit der Haltung des Parteiorgans sind wir vollkommen einverstanden. Audar.
Königswalde bei Annaberg , den 2. März. Ein Stück aus der Moltke'schen Schule. Unsere sächsischen Breußen oder vielmehr ihre militärärztlichen spirituösen Nasen hatten bei der letzten Refrutenaushebung einen gewissen Herrmann Weißbach von hier für tauglich befunden und auch zur Drillung einziehen lassen. Kurze Zeit darauf kam an die Mutter und den Gemeinde- Vorstand briefliche Mittheilung, daß der Betreffende gedankenlos, resp. wahn- oder irrsinnig sei. Es wurde angefragt, ob die Mutter den Sohn haben wolle; da jedoch selbige kaum selbst im Stande ist, sich zu nähren und die andern Geschwister auch nur in Lohnsklaverei stehen, so wurde diese Frage( so gerne die Familie den Eingeheimsten zu sich genommen hätte) doch verneint. Alsdann bekam die Gemeinde einen derartigen Staatsukas, der aber in gleicher Weise beantwortet wurde. Endlich fragte unser sächsischer Rechtsstaat gar nicht mehr, sondern transportirte den armen Teufel kurzweg nach Hause, und, wie verlautet, sollen Umstände vorhanden sein, die Ansprüche aus Staatsmitteln ausschließen.
Der arme Jrre ist nun zu Hause. Der Zwickauer Hungerthurm nebst den Dressirkuren haben die junge Blüthe geknickt, und die arme Gemeinde soll nun den vom Staate unglücklich gemachten, von frechen und hochnäsigen Buben mißhandelten und ins Elend gebrachten Menschen aus Gemeindemitteln pflegen!
Oder, wenn nicht aus Gemeindemitteln, so sollen wohl die armen, sich abrackernden Verwandten eine solche ohnehin schon drückende Last tragen? O, möchte doch die Menschheit recht bald von den Ideen des Sozialismus durchdrungen werden, damit solche heute täglich vorkommende Schändlichfeiten unmöglich würden!
Wenn doch recht bald die Menschen in der Frühlingsluft als Freie und Gleiche wandelten! Und dazu bedarf es nur des eisernen Willens zum Sozialismus, der die sauberen Zustände vertilgen wird. Nur mit dem Dichterworte vorwärts:
Nun lasset uns mit ernſtem Sinn besprechen, Was wir zu thun, Geschehenes zu rächen!
Mit sozialdemokratischen Gruß!
Achtung!
V
Wachtmann.
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Kaltenbach, der deutsche Reichs Oberspiel aus Mülhausen i. E., derselbe, dessen Thätigkeit nebst Personalien wir eingehend in Nr. 52 des„ Sozialdemokrat" 26. Dezember 1880 geschildert haben, soll in Folge einer DuellAffäre seine staatsrettende Thätigkeit nicht mehr in Deutschland , sondern seit einiger Zeit besonders in Bern und Genf persönlich ausüben. Im Dienste der russischen Regierung die Nihilisten insbesondere zu überwachen, war sein Ideal schon zu jener Zeit, wo wir( siehe Sozialdemokrat Nr. 52, 1880) ihn öffentlich der versuchten Verleitung zum Diebstahl beschuldigten, ohne daß er dagegen zu rechten den Muth gehabt hätte.
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Die der deutschen Entlohnung" gegenüber ,, enorm noble Bezahlung für Spionendienste" seitens der russischen Polizei welche er damals unsern Kundschaftern gegen über laut rühmte, um sie zu gewinnen hat ihn nun wahrscheinlich selbst in die Höhle des Löwen" geführt. Er soll in Deutsch land , Urlaub nach Rumänien " genommen und sich nach Bern , wo er unter der Adresse„ Banquier Reif" sein„ Propregeschäft" mit vermehrten Mitteln aufgenommen haben dürfte, verfügt haben.
Wir haben also endlich die„ Ehre", ihn all unsren Verbündeten und Freunden in seiner neuen Stellung in der Schweiz nochmals vorzustellen:
Der russisch- deutsche Polizeispion Kaltenbach, früher PolizeiInspektor in Mülhausen i. E., ist von mittlerer Größe, trägt einen schwarzen spitzen Schnurrbart, hat bräunliche Gesichtsfarbe, spricht mit badischem Ton und Accent. Repräsentirt den Offizier in Zivil, eberdet sich gern jovial und kavaliermäßig. Besonderes Kennzeichen: Blinzelt fortwährend mit den Augen. Kaltenbach funktionirt angeblich nicht um's Geld, sondern aus purer Vaterlandsliebe und zum Wohle der Menschheit.
Kreaturen und Spießgesellen födert er mit Vorliebe mit dieser Einführungsphrase. Gegen politisch Verdächtige und Gravirte" arrangirt Kaltenbach gerne Brief- und sonstige Attendiebstähle, verspricht viel, hält wenig!
Kaltenbach hat im Jahr 1880 einen achtbaren Mann dingen wollen, um aus unseren Geschäftslotalitäten Adressen, Briefe, Versandtzettel, Bücherauszüge u. s. w. u. s. w. zu stehlen.
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Seine Mouchards umschnüffeln und blokirenwochenlang nach Art der Berliner Zwanzig Groschen Jungens" Wohnungen, Geschäfts- und Verkehrslokale von Emigranten und Flüchtlingen in zudringlichster und frechster Weise, nachdem sie dieselben theilweise polizeilich recherchirt. In benachbarten Wirthschaften und an öffentlichen Orten sucht man sodann ferner Meinung gegen die Ausländer zu machen", sie beruflich zu schädigen, als Friedensstörer in der Schweiz " zu verhetzen. Logis wirthe, Miether, Nachbarn, Kunden, Arbeitgeber, Mitarbeiter werden allarmirt und aufgestachelt,„ die Hallunkenbande ausräuchern zu helfen". Selbst in Geschäftslokale und Privatwohnungen ihrer Beuteobjekte wagen sich diese polizistischen Schmarogerthiere.
Bern , Genf , Zürich , Winterthur 2c. sind ihre liebsten Tummelplätze und wir behalten uns vor, in Kurzem festzustellen, ob und in wie weit diese, internationale Spigelinvasion" schweizerischerseits etwa wissentlich geduldet oder sekundirt wird.
Wir fordern alle Bedrohten zur höchsten Vorsicht auf und bitten dieselben, sowie alle Freunde der persönlichen Freiheit und des öffentlichen Anstandes, alle sonstigen Wahrnehmungen in der kundgegebenen Angelegenheit schleunigst zu un serer Kenntniß zu bringen, vor Allem aber für zeugenträftige Anhalte besorgt zu bleiben, wie solche unsern Bekannt gaben stets zu Grunde liegen.
Die unabhängige Schweizerpresse ist gebeten, diesem öffentlichen Protest gegen die brutale Verlegung der persönlichen Freiheit in der Schweiz durch eine scha m- lose Polizeispionage, allseitig Gehör zu verschaffen. Wahrheitsbeweise werden verbürgt.
Die Red. und Erped. des Sozialdemokrat.
Warnung.
In Stuttgart ist in der Möbelfabrik von Gerson und Weber Streik( ans gebrochen. Vor Zuzug wird gewarnt! Bericht folgt in nächster Nummer.
Warnung für Schneider.
Man warnt jeden Fachkollegen vor dem Besuche hiesiger Stadt, da die Arbeit gegenwärtig hier so schlecht bezahlt wird, daß der Arbeiter unmöglich im Stande ist, seine Eristenz zu fristen. Die Preise sind folgende: Für Großstücke 8-18 Fr., Kleine von 2½- 4½ Fr. Auch wird darauf aufmerksam gemacht, daß wir gegenwärtig mit den Meistern unterhandeln, um bessere Bezahlung zu erzielen. Einstweilen möchten wir jeden Kollegen vor Zuzug gewarnt haben. Die Schneidergewerkschaft Bern.
Briefkasten
M
der Redaktion: G. Hotschick in New York : Nachdem wir Peters bereits in Nr. 5 einen Nachruf gewidmet, glaubten wir von dem Abdruck Ihrer später eingetroffenen Korrespondenz absehen zu dürfen, denn daß die dortigen Genossen, insbesondere die dortlebenden Ausgewiesenen einem wackeren Genossen die letzte Ehre nicht versagen witr den, lag ja auf der Hand. Im Uebrigen aber werden uns Korrespondenzen von dort stets sehr erwünscht sein. Also, nichts für ungut und besten Gruß!
der Expedition. Mrne.: Alles erh. u. benützt. Verzögerung liegt nicht an uns. Werden Abhilfe veranlassen. Dtsch. V. W'thur: Fr. 20,80 gef. b. d. Märzfeier auf Liste 307 f. d. russ. Genossen u. Fr. 17, f. d. Ufds. dkd. erh. u. weitergegeben. Chur : Fr. 1, v. rothen Collegium u. Fr. 18,50 fürs r.+ 3. Märzfeier ges. dkd. erh. u. abgelfrt.- Gebr. Hermghs. St. Louis: Fr. 101,25 à Cto. u. B. B. B. London : Fr. 50,40 erst am 23/3. vom Adressaten ausgehändigt erh. A. Höhne N.- Y.: Fr. 50,65 am 23/3. eingetroffen u. à Cto. gutgebr. Bf. am 22/3. beantw. Cig. Fabr. Strait u. Stor. N.- York durch Carlssohn: Fr. 253,15( 50 Doll.) auf 3 Fds. dkd. vertheilt." Spezialquttg. später. Bravo! Rothbart: Mt. 58,80 pr. Dez. 81 erh. Ueber K. war nicht berichtet. Schftsdg. folgt. Bfl. näheres. J. B. K. H. a. B.: Mt. 24,- Ab. ab. April u. Rest, sowie Mk. 1, f. d. Ufds. 6. E. dkd. erh. Gewünschtes abges. Brfl. mehr. So ists recht!
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u. Gen. Bl.: Mk. 3, Ab. 2. Qu. erh.- G. M. Kwlde: Mt. 3,- Ab. 2. Qu. erh., ebenso Mt. 1,10 d. Agfds. dkd. zugew. Weiteres benügt. Probesdg. abgegg.- L. u. Sch. P. i. S.: Mt. 6,- Ab. 1. Qu. durch U. erh. Gruß! Or.: Mt. 66,- Ab. Jan. u. Febr. u. Schft. erh. Bf. abgg. Schndrgensch. 3ch.: Fr. 10,- Ab. 1. Qu. erh.- 6. Gp.: Mf. 12,10 f. Schft. u. Photgr. erh. Sdg. folgt. Franziska: Mt. 5, f. Schft. u. Beilage dkd. erh. 43 u. 44 folgen. Sdg. kommt aus dem„ Vaterland". Gruß! H. O. Paris : Fr. 2,50 Ab. 2. Qu. Ab. 2. Qu. erh. N. N. Kbg.: erh. Kgsberg. i. P.: Mt. 3,- M. B. B.: Mt. 3,- Mt. 3, Ab. 2. Qu. erh. Reflamirtes folgt. Ab. 2. Qu. durch E. erh. Willkommen alter Frd.! Fz. Schudr. Zür.: Fr. 2, Ab. 1. Qu. erh.-C. Th. Sse.: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh.- F. B. Dtsch. Ver. Uster : Die Behauptung ist entschieden falsch. Das B. ist ächt..--Hu.: 36 vorgemerkt, ebenso das Weitere. Garibaldi Nachr. v. 24/3. sofort nach Eingang beantw. Hoffentl. jetzt Klarheit. Rosa Beck: Am 28/3. haben Gewünschtes an J- a-. dirigirt. H. Ntzsche. N.- Y.: Schft. 2c. am 27/3. abgefdt.„ Evangelium der Dummen" gänzlich unbekannt. Ph. Horch. Frontignan : Gut. Hannibal:„ Der ist besorgt und auf notirt".- J. W. Gz.: öwfl. 1,70 Ab. 2. Qu. erh. A. G. Hbn.: Mt.-, 80 f. Schft. 2c. erh. Weiteres besorgt. Berliner Jule: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Fr. 3, Ufds. dkd. zugew. K.: Mt. 6,
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- E. St. L.: Mt. 3, Ab. 2. Qu. erh.
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J. G. Ab. 2. u. 3. Qu. erh. Frl. Rietmann St. G.: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Vorbote" u. Arbeiterzeitg." Chicago : Fr. 394,-( für 78 Doll.) d. Ufds. dkd. zugew. Kam wie gerufen. Gruß! W. S. Paris : Der spekulative Kopf soll sich diesmal verspekulirt haben, dafür bürgen wir. Nathan u. Co.: Und was er sinnt ist Schrecken und was er schreibt ist Bl- ech" und was er blickt ist Rebbes" und was er hat ist Pech! R. M. Buenos Ayres: Nachr. v. 28/2. am 29/3. erh. Dank u. Gruß!
Sonntag den 2. April, Abends 28 Uhr, im goldenen Sternen Oeffentliche Versammlung der deutschen Sozialisten.
Tagesordnung: Revolutionäre Taktik. Referent: Bg. Bernstein.
Jedermann hat Zutritt.