das Todesurtheil war. Ossins fi, gegen den nichts vorlag, als daß| ordnetenkollegium beschlossen hat, die bisher bestehende Fortbildungs­

er mit dem Exekutivkomite in Verbindung stand, Davidenko, Sophie Löschern von Herzfeld u. A. sind die Opfer seiner feigen Bru­talität. Ebenso infam benahm sich Strelnikow bei den Judenhetzen. Heimlicher Schürer derselben, bewahrte er, als sie zum Ausbruch kamen, amtlich jene perfide Neutralität, die für die erregten Massen einer direkten Unterstützung gleichkam. Den späteren Prozeß gegen die Rädelsführer benutzte er, um, der Erste, die offizielle Parole zur Austreibung der Juden zu geben. Neuerdings war er in K ie w einer sozialistischen Verbindung auf die Spur gekommen, deren Fäden bis nach Odessa reichten. Er ließ in selbst für Rußland unerhörtem Maße Massenverhaftungen vornehmen denn ohne die that er es nicht- und war nach Odessa gereift, um eine Anzahl braver, ehrenhafter Menschen auszurotten. Die längst verdiente Kugel erreichte ihn jedoch, ehe er sein schändliches Vor­haben ausführen konnte. Fluch seinem Andenken!

-

-

Die kühnen Männer, welche ihr Leben auf's Spiel setzten, um ihre Vorkämpfer zu rächen und ihre Mitkämpfer vor dem Bluthund zu schützen, find trotz muthiger Gegenwehr ergriffen worden, der Mörder" nach stattgehabter Kriegsgerichtskomödie am 3. April standrechtlich gehängt worden. Bis zum letzten Augenblicke verweigerte er standhaft, seinen Namen zu nennen. Das ist eine Entsagung, die ihn den größten Helden aller Zeiten an die Seite stellt.

In Petersburg hat das Erekutivkomite durch öffentliche Plakate, in denen der Zar auf's Neue aufgefordert wird, den Forderungen des Volkes zu entsprechen, seine Eristenz- und Aktionsfähigkeit dokumentirt. Trotz Ignatieff lebt der Nihilismus!

Die Deutschenheße ist verstummt. Alexander, der vor Angst nicht aus noch ein weiß, will sich für alle Fälle seinen guten Vetter" Wilhelm warm halten, damit er ihm im Nothfall den Thron vor'm Fallen schütze. Da dürfte er sich freilich arg verrechnen.

Indeß kann er sich damit trösten, daß nicht sein Thron allein wackelt. Jm Süden Europa's , in Spanien und Italien , geht es mit dem Gottesgnadenthum auch gewaltig bergab. Jn Spanien haben, ver­anlaßt durch die erhöhten Steuern und den Handelsvertrag mit Frank­ reich , namentlich in den West- und Südprovinzen großartige Demon­ftrationen stattgefunden, die zum Theil wider den Willen ihrer Anstifter einen offen republikanischen Charakter trugen. Alphons hat zwar schleu­nigst über das revolutionäre Brutnest", Barzelona, den Belagerungs­zustand verhängen lassen, das wird ihm aber nicht viel nutzen. Er kann immer seine Koffer packen und nach Wien vorausschicken, denn die Spanier laffen nicht lange mit sich spaßen. Seit mehreren Monaten schon ver­weigern in einer ganzen Reihe von Städten die Gewerbetreibenden rund­weg die Zahlung der erhöhten Steuern.

In Italien hat die Feier der sizilianischen Vesper, die unter folossalem Zulauf stattfand, zwar keine antifranzösische, wohl aber entschiedene republikanische Demonstrationen im Gefolge gehabt. Im ganzen Lande ist die demokratisch- republikanische Agitation im rapiden Wachsthum begriffen, was sich auch jüngst bei den Märzdemonstrationen gezeigt hat, das italienische Volk, wie das spanische, sehen an dem Bei­spiele Frankreichs , daß es auch ohne das traditionelle Mastschwein der Nation" geht. Und mag man die republikanische Staatsform an sich auch noch so gering anschlagen, so steht doch soviel fest, daß in der Repu­ blik das Volk ein viel stärkeres Bewußtsein seiner Macht und Bedeutung gewinnt als in der Monarchie.

In England gelingt es der Regierung mit allen Zwangsmaßregeln nicht, der rebellischen Irländer Herr zu werden, vielmehr tragen ihr diese den aufrührerischen Geist in's eigene Land. Die jüngste Bettelei um eine Mitgift für den Prinzen Leopold stieß auf starken Widerstand bei dem sonst so loyalen englischen Volke. Die Bradlaugh 'sche Eides- Affäre hat auf der anderen Seite das Gute gehabt, die kirchliche Heuchelei der ehrenwerthen englischen Gesellschaft" in ihrer ganzen Jämmerlichkeit bloszustellen. Die Abnahme des Kirchenbesuches ist im ganzen Lande eine große.

"

-

Freilich darf man sich gerade in Bezug auf England keinen allzu­großen Hoffnungen hingeben, es müssen noch sehr viele Streiche fallen, ehe das englische Volk einmal aus seinem altgewohnten Geleise heraustritt. In Desterreich herrscht großer Jubel, d. h. bei den Offiziösen- darüber, daß es der folossalen Uebermacht der österreichischen Truppen gelungen ist, der paar Krivoschianer Herr zu werden, d. h. sie aus ihren Plätzen zu verjagen. Solange die Oesterreicher die eingenommenen festen Punkte besetzt halten, sind sie auch glückliche Sieger", sobald sie aber ihre ungeheuren kostspieligen Besatzungen zurückziehen, ist es mit der ,, Er­oberung" aus. In der Herzegowina dauert der Aufstand noch ununter­brochen fort, die Kaiserlichen äschern ganze Dörfer ein, und die Auf­ständischen rächen sich durch grausame Verstümmelungen an Gefangenen

und Verwundeten.

Das österreichische Volt hat natürlich blutweuig Interesse daran, ob die Kroaten " da unten den Bestand des Habsburgischen Kaiserreichs vergrößern oder nicht. Wer nicht einen Bruder oder Freund unter den Soldaten hat, der fümmert sich überhaupt um den ganzen Feldzug nicht. In den Parlamenten wird das alte Intriguenspiel mit ungeschwächten Kräften fortgesetzt, das Volk sieht zu, applaudirt von Zeit zu Zeit und zahlt immer höhere Steuern.

Wie lange noch!

In Deutschland ist das Ereigniß des Tages der Kultur­friede, den die beiden Kulturfeinde, Klassenstaat und Pfaffenthum, ge­schlossen. In den Armen liegen sich Beide und weinen vor Schmerzen und Freude. Natürlich ist es der Staat, der auf der ganzen Linie nach­gegeben hat, aber nach Kanossa ist Bismarck trotzdem nicht gegangen! Die Bismarckische Jasagemaschine, Reichstag genannt, soll gegen Ende April einberufen werden, um über das Tabaksmonopol und Bismard's Steuer- und sonstige Projekte zu berathen. Ob die Maschine diesmal nicht den Dienst versagen wird, ist bis jetzt wirklich noch eine Frage, doch arbeitet der Schmierapparat mit Macht, so daß wir, wenn auch nicht gerade das Monopol, so doch manches andere liebliche Produkt zur Welt befördert sehen werden.

Jm Uebrigen sind die bekannten Polizeischuftereien an der Tages­ordnung, allerorts Haussuchungen, Inhaftirungen, Prozesse. In Berlin find wiederum 27 Genossen bei einer angeblichen Komitesitzung betroffen und verhaftet worden. Natürlich konnte nur Verrath im Spiele sein. Die schuftigen Angeber aber ziehen ihren Judaslohn ein und sind seelen­vergnügt ob ber Sangmuth und Geduld ihrer Opfer. Sie haben leider! quch alten Grund dazu!

-

-

3r Kulturfeindlichkeit der heutigen Gesell­schaft, wie wir sie in voriger Nummer kennzeichneten, erhalten wir von einem Genossen aus Hagen folgenden drastischen Beitrag: Hagen i. W. Wenn unser Abgeordneter, der große" Eugen Richter , seinem dreſſirten Stimmvich die fortschrittliche, manchesterliche, unfehlbare Heilslehre vorleiert spielt die Beförderung der Bildung" gewöhnlich eine Hauptrolle. Die Bildung soll die ungerechtigkeit aus der Welt schaffen, die Bildung soll die hungrigen Mägen füllen, die Bildung soll dem Arbeiter Zufriedenheit mit seinem Loose einflößen, die Bildung soll ihm die Zweckmäßigkeit alles gegenwärtig Bestehenden demonstriren, die Bildung ihn befähigen, ein Krupp oder Borsig zu werden, die Bildung ſoll die soziale Frage lösen und der und das Zukunftsparadies fortschrittlichen Zuschnittes herstellen. Bildungsvereine, Volksbibliotheken und Fort­bildungsschulen sind Eins und Drei und Drei und Eins, geheimnißvolle und unwiderstehliche Bändiger des Ungethümes, welches als soziale Frage uns auf Schritt und Tritt bedroht. Und wie wunderschön malt es der echte Fortschrittsphilister aus und weist aufs Haar nach, daß Bildung frei macht"!

Warum ich Allbekanntes hier wiederhole? Weil soeben in Hagen , der Hauptstadt des Eugen'schen Wahlreiches, das wohlweise Stadtver­

schule mit Ablauf des gegenwärtigen Schuljahres eingehen zu lassen. Gründe: Mangelhafter Besuch. Aber woher rührt der mangelhafte Besuch? Auch das kam bei der Berathung zu Tage: weil die Herren Meister ihre Lehrlinge lieber daheim an der Arbeit haben, als in der Schule beim Lernen; mit anderen Worten, weil die Ausbeuter von Kinderarbeitskraft auch nicht eine Stunde verlieren wollen, auf welche sie Beschlag legen können. Arbeiten sollen die Knaben für ihre Meister, arbeiten bis sie schwarz werden, was brauchen die Kanaillen Bildung? Haben etwa wir", die Meister, Bildung? Lächerlich, solche Ansprüche! Und wenn wieder Wahlkampagne sein wird, wird der große Eugen seinem Hagener Stimmvieh abermals Etwas vom allbefruchtenden Segen der Bildung vororgeln, die diversen Dickschädel diverser Fortschritts­philister werden verständnißinnig nicken, das Stimmvieh wird seine Schuldigkeit thun und Herrn Eugen für den gescheidtesten Kerl der Welt und noch einiger umliegenden Dörfer ansehen.

Merkt's Euch, deutsche Arbeiter, und erzählts bei passender und un­passender Gelegenheit, wie die Fortschrittler in Hagen durch Bildung die soziale Frage gelöst haben"!

-

Das deutsche Reichsgericht ist nicht gesonnen auf seinen Lorbeeren auszuruhen. Es will die Welt keinen Moment darüber im Zweifel lassen, daß der oberste Gerichtshof des glorreichen deutschen Reichs, der leuchtende Hort des Rechts, seinen höchsten Ruhm darin er­blickt, der Reaktion die niedrigsten Handlangerdienste zu leisten. Der neueste Streich der Herren Reichsgerichtler ist, daß fie Stimmzettel für Druckschriften im Sinn des Sozialisten gesezes erklärt haben, deren Vertrieb von den Polizeibehörden auf Grund des Auf Sozialistengesetzes mißliebigen Personen entzogen werden kann. diese Weise ist es der Polizei möglich gemacht in Dresden z. B. hat sie das bei der letzten Wahl bereits in ausgedehntem Umfange versucht­allen denjenigen Personen, von denen sie voraussetzt, daß sie beim Stimm­zettelaustragen verwendet werden könnten, im Voraus den Schriften­bertrieb zu entziehen, und so die einfachste Wahlhandlung, ohne die eine Wahl gar nicht denkbar ist, zu hintertreiben. Sage man nicht, das sei eine Uebertreibung; die Polizei werde ihre Gewalt nicht so schamlos mißbrauchen, und wenn auch der Wille vorhanden, so fehle ihr doch das Können, weil ihr sämmtliche in Frage kommenden Personen nicht be­fannt seien. Das eine ist so falsch wie das andere. Warum soll die Polizei mehr Schamgefühl haben als das Reichsgericht, und von ihrer Gewalt feinen Gebrauch machen, wenn diese vom ersten Gerichtshof des Reichs für Recht" erklärt worden ist? Und glaubt man etwa, es sei der Polizei so sehr schwer, eine ziemlich vollständige Liste der zum Stimm­zettelaustragen bereiten und sich eignenden Leute zu entwerfen? In den großen Städten mag es seine Schwierigkeiten haben, auf dem Lande sicherlich nicht. Unter allen Umständen müssen wir darauf gefaßt sein, daß der skandalöse Beschluß des Reichsgerichts bei der nächsten Wahl von der Polizei nach Kräften ausgebeutet wird. Nutzen wird's freilich nicht; so klug wie die Polizei sind wir sicherlich, und man wird ihr schon ein Schnippchen zu schlagen wissen.

Die ehrlose Gesinnung", welche dem Beschluß des Reichsgerichts zu Grunde liegt, wird dadurch aber nicht gemildert.

,, Abgesehen von seiner Niederträchtigkeit ist diese Entscheidung noch obendrein eine juristische Monstrosität. Unter einer Schrift im Sinne des Sozialistengesetzes sind doch offenbar nur solche verstanden, in denen sozialistische, überhaupt den Behörden anstößige Tendenzen zu Tage treten können. Ein Stimmzettel enthält aber bloß einen Namen, und wie kann ein Name an sich, ohne jeglichen Zusatz, eine Tendenz ent­halten? Die genannte Person mag Tendenzen huldigen, in der bloßen Namensnennung steckt jedoch keine Tendenz. Sonst müßte es auf Grund des Sozialistengesetzes solchen Personen, denen der Schriften­vertrieb entzogen ist, auch untersagt sein, Visitenkarten, Ge­schäftsanzeigen u. s. w. zu verbreiten.

Freilich ein Unterschied, sagen sich die Herren Reichsgerichtler, ist vorhanden: eine Wahl ist eine politische Handlung, und insofern der Stimmzettel zur Wahl einer bestimmten Person auffordert, trägt er un­läugbar einen politischen Charakter, und wenn die auf dem Zettel ge­nannte Person umstürzlerischen, unter das Sozialistengesetz fallenden Tendenzen huldigt, dann enthält auch die Aufforderung zur Wahl einer solchen Person eine Tendenz, welche unter das Sozialistengefeß fällt.

Sehr schön, Schade nur, daß der Wahlakt ein durchaus gesetzlicher Akt ist, und daß die gesetzliche Aufforderung zu einem gesetzlichen Akt nach aller Logik der Welt nicht ungefeßlich sein kann. In seiner re­aktionären Wuth ist das Reichsgericht über die Urheber des Sozialisten­gesetzes und über die bisherige Praris der reaktionärsten deutschen Re­gierungen hinausgegangen, und hat, nicht blos alle Logik, sondern auch das Gesetz mit Füßen tretend, den Grundsatz festgestellt", daß die Wahl eines sozialdemokratischen Kandidaten eine ungesetzliche Handlung, und folgerichtig die Empfehlung eines solchen Kandidaten, d. h. die Vertheilung eines seinen Namen tragenden Stimm­zettels als eine ungesetzliche Handlung im Sinne des Sozialistengesetzes aufzufassen sei. Ob die Reichsregierung den Muth haben wird, dem Zaun­pfahlwink des Reichsgerichts zu folgen? Jedenfalls wird die Sache in der nächsten Reichstagsession zur Sprache kommen."

Ein Erzkriecher ist der Rektor der Breslauer Universität, Birmer. Auf dem Kaiserkommers der deutschen" Studenten Breslau's , von dem sich übrigens die überwiegende Mehrzahl der übrigen Professoren fern hielten( auch ein Zeichen der Zeit), schwefelte diese ,, Magnifizenz" folgenden Blödsinn:

Das alte Streben nach Einheit und Freiheit sei glänzend erfüllt. Er ( Redner), der lange Jahre in der freien" Schweiz gelebt habe, versichere die Kommilitonen, daß dieselbe weit entfernt sei, ein größeres Maß von individueller Freiheit zu gewähren, als das deutsche Volt genieße seit Kaiser Wilhelm an seiner Spitze stehe." ,, wer reiche an innerem Werth und Erhabenheit des Charakters an Kaiser Wilhelm heran? Deutschland hat viele edle Fürsten gehabt, aber welcher ist ihm zu ver­gleichen?"

Und so geht die Bauchrutscherei lustig fort. Ist es da wirklich zu viel gesagt, was wir in einer der letzten Nummern behaupteten, daß diese Jammerknaben zu jedem Akt niedrigster Unterwürfigkeit bereit sind? Und das hat noch die unverschämtheit, von Charakterbildung

zu reden!

Der verfluchte Schnaps! Wilhelm ist schon wieder un­päßlich und hütet das Bett.

Volksparteili- ches. Der Schwabenstreich des Herrn Härle ist doch selbst vielen seiner volksparteilichen Freunde zu stark gewesen. Im Stuttgarter Beobachter wird der Herr sanft, im Offenburger Volksfreund", einem überhaupt mit anerkennenswerthem Freimuth redigirtem Blatt, derb abgefanzelt.

"

Letzterer schreibt:" Soeben ist erschienen ein Tableau, welches die sieben Schwaben, nemlich die Volksmänner im Reichstag 1881, darstellt. Vielleicht hat der Lithograph den Einen davon gerade in dem Momente aufgefaßt, wo er in Mitten einer reaktionären Tafelgesellschaft einen Toast auf sein verblaßtes Jdeal nach 35 Jahren ausbringt. Rauft Bilder!"

Ein hübsches Stückchen der Volkspartei " wird aus Mannheim berichtet. Dort hatten die Herren eine große öffentliche Versammlung einberufen, um gegen das Tabakmonopol zu protestiren. Natürlich waren die Arbeiter in Massen erschienen, und Genosse Dreesbach erhielt denn auch das Wort, damit ein möglichst einstimmiges Votum erzielt würde. Nun ist doch soviel klar, daß Bismarck das Monopol nur will,

um mehr Geld für den Militarismus herauszuschlagen, eine Resolution nur gegen Monopol und Tabaksteuererhöhung ist also eine Halbheit, weshalb Dreesbach auch folgenden Zusatz zur Resolution einbrachte:

" In fernerer Erwägung, daß das indirekte Steuersystem schon so aus­gebildet ist, daß es wie ein drückender Alp auf dem Volke lastet, beschließt die Versammlung, die Reichstagsabgeordneten, speziell den Reichstags­abgeordneten Kopfer aufzufordern, mit allen Kräften dahin zu wirken, daßjedwede neue Steuer, bezw. Steuerhöhung, gleich- viel welcher Art, abgewendet und die Regierung aufgefordert werde, besonders am Militärbudget Ersparnisse eintreten zu lassen."

Diese sicherlich nicht revolutionäre Resolution erregte den heftigsten Widerspruch der Mannheimer, Demokraten ". Was da gefordert werde, sei zwar ganz recht, es stehe auch auf dem demokratischen Programm, aber man dürfe dem Abgeordneten keine Direktion geben, meinte der Demokrat" Herz.

Und trotzdem Genosse Mai ihnen die Nothwendigkeit dieses Zusatzes noch einmal eingehend nachwies, stimmten die Herren Demokraten bei der Abstimmung heldenhaft gegen denselben, das heißt gegen eine Fordernng ihres eigenen Programm 8. Außerdem begingen die Herren trotz des Protestes unserer Genossen in der Furcht vor diesem schrecklichen Zusatz die Tölpelei, die Hauptresolution vor dem­selben zur Abstimmung zu bringen, und zwangen somit unsere Genossen, sich zunächst der Abstimmung zu enthalten, während es sich doch darum handelte, ein einstimmiges Votum zu erzielen.

Nicht wahr, das sind nette Demokraten, die es für unpassend halten, ihrem Abgeordneten eine Direktive zu geben?

Ein netter Kunde ist auch der Zigarrenhändler Sahm in Frankfurt a./M., Bornheimergasse. Der ehrenwerthe Herr, ehedem Lackirer, hatte sich im Jahr 1877 etablirt und durch die Unterstützung unserer Genossen eine selbständige Existenz geschaffen. Vor einiger Zeit nun bot sich dieser Patron einem Genossen in Frankfurt a./M. als Adressat für Postsendungen an. Da Nichts gegen Sahm vorlag, so ging der Betreffende darauf ein. Kaum aber war eine Kiste mit Schriften 2c. bei ihm eingetroffen, so hatte der Edle nichts Schleunigeres zu thun, als zur Polizei zu laufen, dieser die Kiste aushändigen und ihr außer­dem zwei Arbeiter, welche nach derselben fragten, in die Hände zu liefern. Kein Zweifel, daß der ehrlose Bube zu diesem Schurkenstreich vom Herrn Rumpf, dem aus dem Leipziger Hochverrathsprozeß sattsam bekannten Gönner des Zeugen" Horsch, gedungen und im Interesse des Vaterlandes" anständig honorirt worden ist. Wir müßten aber unsere Frankfurter Genossen schlecht kennen, wenn sie es nicht für Ehren­sache hielten, auch ihrerseits dem Retter der Gesellschaft den schuldigen Dant in flingen der Münze abzustatten.

Dem Verdienst seine Krone!

-

Preußisches aus Baden . Aus Pforzheim schreibt man uns, daß Genosse D. Lehmann, dessen Verurtheilung wir in Nro . 1 des Sozialdemokrat meldeten, am 27. März seine Haft im Zentralge­fängniß in Freiburg in Baden angetreten hat. Wir haben schon in früheren Nummern mitgetheilt, in welch' infamer Weise das Ordnungs­banditenthum in Pforzheim darauf ausgegangen ist, um jeden Preis Genosse Lehmann zu ruiniren. Heute wollen wir aus einem uns vor einiger Zeit zugegangenem Briefe noch Einiges zur Charakterisirung der sauberen Gesellschaft von Staatsrettern in Pforzheim mittheilen:

-

,, Die Seele aller Schurkereien ist der hiesige Stadtdirektor Siegel. Derselbe treibt die Sozialistenhatz mit solchem Eifer, daß es zuweilen selbst den doch gewiß nicht schüchternen Staatsanwälten zu arg wird und sie sich, um dem ewigen Drängen zu entgehen, verseßen lassen.( So haben wir nun binnen Jahresfrist den dritten Staatsanwalt.) Dieser saubere Patron hat z. B. in beschlagnahmte Schriften, die nicht verboten waren, verbotene Drucksachen hineinpraktizirt und, als Genosse Lehmann diesen staatsretterlichen Zauber in satyrischer Weise kennzeichnete, durch die ihm untergebenen Polizisten die Sache so hinstellen lassen, daß Lehmann wegen. ,, Beleidigung" 4 Wochen Gefängniß aufgebrannt wurden. Aehnlich er­ging es Genoffe Dittus; demselben hatte ein Polizeidiener Holz ge­stohlen; als Dittus dies, sowie die Thatsache, daß derselbe Polizeidiener Diebstähle Anderer begünstigt hat, an die Oeffentlichkeit brachte und die Sache umsomehr skandalös zu werden schien, als zur selben Zeit ein anderer Polizeidiener bei einem Metzger einen Schwartenmagen gestohlen hatte, und die ganze Polizei dem Spott der Straßenjungen anheimgefallen war, da bot der edle Stadtdirektor alle Mittel auf, um seine Schützlinge zu retten. Den Zeugen wurde gedroht, wenn sie ihre Aussagen vor Ge­richt beschwören, dann würden sie durch die Polizei des Memeids schul­dig erklärt werden. Dies half denn auch, und man brachte es fertig, mit Hilfe der stets willfährigen Karlsruher Richter Genosse Dittus zu drei Wochen Gefängniß zu verurtheilen. Daß es hier überhaupt für einen Sozialdemokrat nicht möglich ist, sein Recht zu erlangen, dürfte schon daraus hervorgehen, daß dem Genossen Dittus bei einer Haus­suchung vier nicht verbotene Omnibus- Kalender fortgenommen wurden, und es demselben bis jetzt nicht gelungen ist, solche wieder zu erlangen, trotzdem seither ein Jahr verstrichen ist und sowohl beim Stadt­direktor, wie beim Staatsanwalt und beim Amtsrichter die Herausgabe derselben verlangt wurde. So wurden letztes Spätjahr einigen Genossen, ohne daß gegen einen derselben Briefsperre verhängt gewesen wäre, die an sie ankommenden Briefe an das Amtsgericht eingeliefert. Die Sache wurde schließlich durch einen Briefträger verrathen, und als sich die Ge­nossen darüber beschwerten, hieß es einfach, es sei durch Versehen vor­gekommen, es treffe Niemand eine Schuld. Ein Brief, eine Faktura für Leder enthaltend, lag 23 Tage auf dem Amthaus; als Genosse Dit­tus den Brief forderte, erklärte man frech, es sei kein solcher Brief da. Die Sache war aber, wie gesagt, schon durch den Briefträger verrathen, Dittus wendete sich deshalb an den Postdirektor, und von diesem wurde unserem Genossen dann auf Verlangen die Bescheinigung ertheilt, daß der Brief seit 23 Tagen auf dem Amtsgericht liege. Auch Genosse Schachinger wurde wegen Verbreitung verbotener Schriften( trotz­dem ihm eine Verbreitung nicht nachgewiesen werden konnte) zu vier Monaten Gefängniß verurtheilt. Derselbe hat die Revision eingelegt, doch erwarten wir von den Leipziger Richtern auch nichts Gerechteres als von Andern. Wenn ich den Raum des Parteiorganes noch mehr in Anspruch nehmen wollte, wüßte ich noch Gemeinheiten aller Art zu schreiben, ich beschränke mich jedoch darauf, noch mitzutheilen, daß, als der Stadtdirektor in Erfahrung brachte, daß ein Polizeidiener seine Stiefel bei einem Sozialdemokraten anfertigen ließ, er dieß demselben so­fort auf das Strengste untersagte. Der Gedanke, daß die Polizei in sozialdemokratischen Stiefeln einhergehe, ist aber auch gar zu schrecklich!" Soweit dieser Brief. Unterm 30. März wird uns sodann des Weiteren geschrieben, daß der berüchtigte Sozialrevolutionär" Christian Maier aus Daggesheim, der schon früher in Stuttgart , Besigheim , Neuenburg 2c. Genossen infam denunzirt und auf Grund dieser Denun ziationen ganz gemeine Erpressungen versucht hat, neuerdings in Pforzheim mehrere schuftige Denunziationen verübt hat. Beim Verhör der durch ihn Denunzirten stand der Bursche hinter dem Stadtdirektor und sagte jedem der Vorgeladenen frech in's Gesicht, was er von dessen Thätigkeit für unsere Sache wußte. Die Erbitterung gegen diesen Schuft unter den Arbeitern in Pforzheim ist so groß, daß sie ihm, sobald sie seiner habhaft werden, die Fähigkeit zu denunziren für immer nehmen wollen. Der Elende weiß das auch, und hat sich daher, solange er in Pforzheim war, einsperren lassen, nach verübter Schurterei aber beschützt von seinem Gönner Siegel schleunigst nach Schwäbisch Gmund zurückbegeben. Er wird den dortigen Genossen, oder wohin er sich sonst wenden möge, dringend zur gebührenden Berücksichtigung anempfohlen.*)

*) Das Signalement des Maier lautet: Alter 35 Jahre.

Größe