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Wer da hat, dem wird gegeben. Die Direktoren und Verwaltungsräthe des Basler Bankvereins, schreibt der ,, Grüt­lianer", erhalten für das letzte Jahr zur ordentlichen Besoldung hinzu noch eine Tantieme Trinkgeld von zusammen 332,960 Fr., also für jeden Tag gegen 1000 Fr. Selbstverständlich ist schon die Be­soldung eine fette. Außerdem sacken die Aktionäre des Instituts eine 10prozentige Dividende, zusammen 800,000 Fr. ein und werden Reserve­fond und Spezialreserve, welch' Letzterer zur ,, Ergänzung von Dividenden" dient, aus dem Gesammtgewinn mit 584,594 Fr. gespeist. Die Herren haben kaum das Bedürfniß zur Auswanderung. Bleibe im Lande und aktionäre dich redlich", mögen die fröhlich singen.

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Italien  . Von hier bringen die Zeitungen allerhand Berichte über Unruhen, Böbelexzesse" und dergleichen. In Süditalien   und im süd­lichen Mittelitalien   ist das Elend derart, daß das Volk die Gemeinde­häuser stürmt und stürmisch Brod und Arbeit verlangt. Leider enden diese Revolten regelmäßig damit, daß das Militär einschreitet, die Rä­delsführer" verhaftet, und den Uebrigen irgend ein Knochen zum Ab­nagen hingeworfen wird. Man darf sie daher nur als ein Symptom betrachten; aus sich heraus eine wirkliche revolutionäre Bewegung zu schaffen, sind sie nicht geeignet. Das Volk ist zu unwissend und das Elend zu groß, als daß eine zielbewußte, auf ein großes Ziel hinarbei­tende Bewegung hier auf die Dauer Boden fassen könnte. In den Städten aber, and namentlich bei den etwas besser fituirten Arbeitern, macht der Sozialismus große Fortschritte.

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Anarchistisch e s. Glücklicher Revolté, der von Genf   aus die ganze Welt mit Weisheit zu versorgen im Stande ist! Da plagen sich die kalifornischen Arbeiter die angeblichen( wie nett von dem Revolté!) Sozialisten inbegriffen schon seit Jahren ab, der Massen- Importirung von chinesischen Kuli's entgegenzuwirken, um nicht ihre Lebenshaltung auf das gleiche Niveau mit diesen bedürfnißlosen Lastthieren in Menschen­gestalt gedrückt zu sehen dummes Zeug, ruft der Revoltè" ihnen zu, mit solchen Maßregeln macht Ihr Euch ebenso verächtlich wie die Bourgeoisie, Eure Pflicht ist es vielmehr, Alle miteinander, Mongolen und Kaukasier, gegen die Bourgeoisie zu kämpfen, welche aus den Chinesen ein Ausbeutungsobjekt macht."

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Wie einfach! In der That, was kein Verstand der Verständigen sieht, das übet im Einfall ein findlich Gemüth.

Wie aber, Jhr Schriftgelehrten des Revolté, wenn der Mongole gegen die Bourgeoisie nicht kämpfen will? Wenn er den Kaukasier als ,, rothen Teufel" betrachtet, mit dem er nichts zu schaffen hat? Soll der Letztere dann auch um der heiligen Anarchie willen ruhig zusehen, wie die Bourgeoisie sich dieses menschliche Arbeitsthier schiffsladungen­weise kommen läßt, bis auch er durch den Hunger auf denselben Stand­punkt herabgedrückt ist?

Darum handelt es sich für die Arbeiter, und sie thun recht, der Bonr geoisie die Freiheit" der Chinesenimportirung zu beschneiden.

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von dem Bebel im Landtage mittheilte, daß bei der erwähnten Haus­suchung der Anführer drei Polizisten auf denselben kommandirte, im Augenblick als er einen Zettel zu verschlucken versuchte, mit den Worten: " Packt den Hund", worauf diese ihn so lange würgten, bis das Blut aus Mund und Nase herausdrang, und mit dem Blute der Zettel. Die ,, Leipziger Zeitung", welche den Auftrag bekommen hat, die Ausführungen des Genossen Bebel bei der Interpellation über die Verhängung des Belagerungszustandes als unwahr hinzustellen, hat nachträglich in einem, der Interpellation besonders gewidmeten Artikel ausgeführt, was den obigen Fall betrifft, so haben die amtlich angestellten Erhebungen dar­gethan, daß an der ganzen Geschichte nur so viel wahr sei, daß der Be­treffende gehindert wurde, den Zettel zu verschlingen, und daß der An­geklagte in der wider ihn eingeleiteten Untersuchung niemals Bezug auf die Würgerei genommen habe. Letzteres ist allerdings richtig, aber nur aus dem einfachen Grunde, daß es mit der Anklage an sich nichts zu thun hat. Der Vorfall selbst ist so, wie ihn Bebel geschildert, und daran ändert die Leipziger Zeitung nichts. So wie es mit diesem Fall ist, so mit allen anderen, die sich die Leipziger Zeitung bemüht, als un­wahr oder entstellt aufzuführen. Dagegen erwiesen sich verschiedene An­führungen des Ministers selbst als unwahr oder entstellt"; wir erinnern nur an die Angriffe gegen unsern ausgewiesenen Genossen Fischer- Thonberg, der Mündelgelder unterschlagen und obwohl Gemeinderathmitglied seit Jahren feine Steuern bezahlt haben sollte. Nicht nur hat die betr. Person, auf welche die Mündelgeldgeschichte gemünzt ist, selbst nachgewiesen, daß sie nichts mehr zu erhalten hat, Fischer hat auch bis zum letzten Bierteljahr seiner Abreise die Steuer bezahlt, was er durch Zurücksenden der Quittung nachwies. Allerdings bedauert er, daß er einem Staat Steuern entrichtet hat, der doch nur darauf sinnt, uns zu vernichten. Doch à propos, Herr Minister, da wir einmal beim Kapitel der Unter­schlagungen sind, wer stellt denn das größte Kontingent zu denselben? Sehen Sie sich doch gefälligst einmal in Ihrer Gesellschaft, unter Ihren Freunden und Bekannten, der ganzen Sippschaft, die zu Ihnen gehört um, lassen Sie sich doch einmal gefälligt die Akten schicken, Sie werden da alte Bekannte wiederfinden, Bürgermeister, Stadt­räthe, Gemeindevorstände u. s. w. Die dummen Kerle, die sich ertappen ließen, mußten eben ins Zuchthaus, damit sie gewitzigter werden, denn die andern, die nicht so tölpelhaft sind, sitzen heute noch mit Ehren  " in Amt und Würden!

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Wenn vorher gesagt wurde, daß nach Verhängung des Belagerungs­zustandes die Gendarmerie sich höchst gemein und zwar in der provo­tatorischsten Weise benahm, so waren z. B. alle Lokale, wo Sozialisten verkehrten, stets von Polizisten besetzt. Als nach erfochtenem Siege bei der Landtagswahl eine Anzahl Genossen im Restaurant Kuchengarten  gemüthlich bei einem Glase Bier saßen und ihre Freude über den er­fochtenen Sieg unverholen zum Ausdruck brachten, erschienen alsbald drei Gendarmen mit geladenem Gewehr und 1/2 Dußend Schnapphähne in Zivil. Ein andermal saßen 10 Genossen beisammen, um den letzten Abend mit einem Ausgewiesenen zu verleben, bald wurde die Gesellschaft durch vier Gendarmen vermehrt. In Stötterit suchten eines Tages vier Gendarmen den ausgewiesenen Gasthofbesitzer Bollmächer in dessen seitheriger Behausung, natürlich vergeblich. Nebenbei bemerkt, wagte sich der Stötteritzer Gendarm allein gar nicht in die Wohnung des Pollmächer, da er ein höchst feiger Patron ist. Am Wahltage war ihm, dem Stötteriger Gendarm ein Plakat unter die Nase, das heißt unters Fenster seiner Wohnung, welche im ersten Stock liegt, geklebt, darob großes Entsetzen bei allen Philistern. Das Leipziger Tageblatt  " brachte darüber ein Eingesandt", in welchem gesagt wird, daß die Sozialdemokraten wahr

Parteigenossen! Vergeßt der Verfolgten scheinlich ihre Fertigkeit im Einbrechen hätten zeigen wollen, und daß

und Gemaßregelten nicht!

Korrespondenzen.

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Leipzig  , Situationsbericht. Wenn von Leipzig   Stadt und Land fast so gut wie gar keine Nachrichten eingegangen sind, so ist daraus nicht etwa zu schließen, als ob wir nicht auf den Posten wären. Im Gegentheil. Die Wahlen haben ja bewiesen, daß auch wir unsere Schuldigkeit gethan, und die Zukunft wird zeigen, daß wir sie weiter thun werden. Die Wahlresultate sind allenthalben bekannt, und brauchen wir sie nicht nochmals hervorzuheben. Der Wahlkampf selbst wurde ge­führt, wie er überall da geführt wird, wo Sozialdemokraten auf dem Kampfplatz erscheinen, mit mehr oder weniger, durch die lokalen Ver­hältnisse sich nothwendig machenden Abweichungen. Die Zeitungen, voran das Leipziger Tageblatt  ", überboten sich in Verdrehungen unserer Be­strebungen, aus dem Zusammenhang gerissene Zitate aus Volksstaat" und Borwärts" wurden ausgespielt und ellenlange Artikel sollten das Abwürgen der Sozialdemokraten besorgen half aber Alles nichts, 3335 Stimmen mehr als bei der Hauptwahl, das war ein Schlag, wie ihn Keiner erwartet hatte! Das kazenjämmerliche Geschreibsel des Leipziger Tageblatt  " und der Leipziger Zeitung" nach solch einem Siege, fann sich Jeder vorstellen. Unserseits wurde die Agitation so geräuschlos als nur möglich betrieben, die beim Austragen Verhafteten find zum großen Theil von Zivilpersonen denunzirt worden, der Polizei gelang es nur in wenigen Fällen, Austräger zu verhaften. In all den Verhafteten erblickte die Polizei Komitemitglieder;" Sie sind beim Wahl­fomite!" schallte es Jedem entgegen, wie sich denn die Polizei ganz be­sonders angelegen sein ließ, des schrecklichen Dings, so sich Komite nennt, habhaft zu werden. Vergebliches Bemühen! Ganz unverschämt benahm sich die Polizei auf dem Lande, nicht erst bei der Wahl, sondern sofort nach Verhängung des Belagerungszustandes. In Reudnitz   ver­suchte man bei der Landtagswahl uns daran zu hindern, mit Stimm­zetteln vor das Wahllokal zu treten. Als Einer der Unsrigen hierauf fofort zum Kreishauptmann ging, wurde ihm eröffnet, er solle sich nur erst verhaften lassen, ehe er Beschwerde einreiche, wie könne man es überhaupt wagen, solch einen Mann aufzustellen, wie den Bebel, der doch ausgewiesen sei. Nun, die leipziger Polizei hat Bebel ausgewiesen und die Landtagswähler haben ihn hineingewiesen in den Landtag. Die Ausdehnung des 13. Wahlkreises, in welchem Genosse Die gen fandidirte, erschwerte uns die Agitation sehr, es gehören nicht weniger als 172 Ortschaften dazu, man kann sich daher eine Vorstellung machen, wie die Genossen von Ort zu Ort marschiren mußten und nicht immer bei dem angenehmsten Wetter, denn das einemal pfiff der Wind, daß er einem das Mark in den Knochen schauern machte, während wir ein anderesmal bis auf die Haut durchnäßt zurückkamen. Die erschwerte Agitation, die Verfolgung und Einsperrung unserer Austräger, die hanfenen Stimmzettel für den konservativen Diete( Sparigs genialer Gedanke), die Agitation Sparigs für 20 Mark pro Tag, das Bearbeiten der Gemeindevorstände, die da draußen wohnen, weit ab von Leipzig  , wo Niemand nachsieht, wie Wahlresultate gemacht werden war wohl geeignet, das bekannte Ergebniß der Reichstagswahl im Land­freise herbeizuführen. Das Flugblatt für die Wahl Bebels hat uns auch einen Prozeß gebracht, der Drucker des Flugblattes wurde inhaftirt, zu vier Wochen Gefängniß für den Inhalt und einer Woche Haft wegen Gebrauch einer fremden Druckfirma, verurtheilt. In der Hauptverhand­lung hob der Staatsanwalt hervor, daß das im Flugblatt Gesagte nicht wahr sei, daß weder durch das Sozialistengesetz die Erwerbsfreiheit auf­gehoben, noch das Heimatrecht beschränkt, noch die Willens- und Meinungs­äußerung weiter Schichten der Bevölkerung unmöglich gemacht sei. Es sei Jedermann, auch heute noch gestattet, seinen Forderungen und Wünschen auf loyalem Wege Ausdruck zu geben. Durch das Sozialistengesetz seien nur die Bestrebungen, welche auf den Umsturz des Bestehenden u. s. w. hinzielen, verboten, das Sozialistengesetz sei nur geschaffen, um damit die Vorbereitung zum Hochverrath zu treffen. Daß dem gegenüber die Ver­theidigung, geführt durch Rechtsanwalt Dix, durch die Thatsachen unter­stützt, den Ausführungen des Staatsanwaltes entgegentreten konnte, liegt auf der Hand, denn für die Sozialdemokraten gibt es ja all die schönen Dinge nicht, Erwerbsfreiheit, Heimatrecht und wie sie alle heißen mögen. Ein anderer Prozeß, der früher stattfand, sei hier noch kurz erwähnt. Bei einem Genossen wurde Haussuchung vorgenommen und 4000 Nummern des Sozialdemokrat" gefunden, wofür er nach 10 wöchentlicher Unter­suchungshaft, 13 Wochen Gefängniß erhielt. Der Missethäter ist derselbe, 1 Meter 55 Centimeter. Haare schwarz, etwas gerollt. Bart: schwarzer Knebelbart und dürftiger Schnurbart. Augen grau, finsterer Blick. Statur untersetzt. Maier hat eine rothe, versoffene Nase, trägt eine blaue Brille und blinzelt beständig mit den Augen. Gewerbe: Gold­arbeiter.

Alles dies

ja der Hochverrathsprozeß Diebstahl mit an den Tag gefördert habe. Ergo seien die Sozialdemokraten Einbrecher und Spitzbuben! Die Stötterizer Genossen gaben darauf ein Flugblatt heraus, worin sie aus­führten, wo Spizbuben, überhaupt Verbrecher aller Art, zu suchen sind. Vorgekommen ist ferner, daß Gendarmen früh 6 Uhr in die Wohnungen der Frauen der Ausgewiesenen drangen, und unter frecher Mißachtung jeden Gefühls von Anstand und Sitte nach deren Ehrenmännern suchten. Es ließen sich so noch eine Menge Dinge anführen, welche darthun, daß die Polizei ihre Pflicht" gegen uns in überreichem Maße gethan. Aber auch anderes Geschmeiß ist nicht unthätig gewesen.

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( Fortsetzung folgt.)

- Stuttgart  , 27. März. Schreinerstreik. In der hiesigen Möbelfabrik von Gerson u. Weber ist ein Streit ausgebrochen, und haben sämmtliche daselbst beschäftigte Schreiner   die Arbeit eingestellt. Die Zahl der Streifenden beträgt 46 und ist zuzug fernzuhalten. Die Ursache der Arbeitsniederlegung ist die Nichtbewilligung folgender seitens der Arbeiter gestellten Forderungen: 1) Lohnerhöhung von 5-20 Proz. 2) Einrichtung einer genügenden Ventilation zur Reinigung der Luft. 3) Korrektere und schleunigere Ausführung der seither sehr mangelhaften Zahlungen. 4) Minimalarbeitslohn für jeden Arbeiter. 5) Einführung von Zahlungsbüchern. Reinigung der Werkstätten nach Schluß der Arbeitszeit. In einer großen Schreinerversammlung machten die hiesigen Tischler die Sache des Streiks zu der ihrigen und ernannten eine Kommission, welcher die Leitung des Streiks übertragen wurde.

Interessant und bezeichnend für die Arbeiterlage überhaupt sind manche Uebelstände in der Fabrik, welche in jener Versammlung zur Sprache famen. So sind z. B. manche Akkorde so schlecht bezahlt, daß es dann und wann vorgekommen ist, daß Arbeiter, wenn sie an den Lohntagen, die hier nur alle 14 Tage sind, Abzahlungen von 20 Mt. erhalten hatten' am Lohntag, nach Beendigung des Akkordes überhaupt ohne Lohn zu Hause gehen mußten. Noch viel häufiger würde dieses vorkommen, wenn nicht die Arbeiter aus falscher Scham sich vor Beendigung ihrer an­gefangenen Arbeit neue Arbeit zuschneiden ließen, worauf sie sich dann Vorschuß erbitten, damit es nicht aussieht, als ob sie so wenig verdienen. Ein Redner tadelte mit großem Recht diesen Selbstbetrug der Arbeiter, durch welchen die wirkliche Lage derselben nur noch verschleiert und sie besser hingestellt werde als sie wirklich sei. Der Fabrikant gibt den Vorschuß gern, weil er den Arbeiter, der den Vorschuß, verlangt, bei Abschluß des neuen Akkords besser drücken kann.

Weiter kam zur Sprache, daß vor einiger Zeit die Firma Gerson und Weber bei einer Ausstellung die goldene Medaille erhalten. Wie aber die Arbeiter bei Herstellung der Ausstellungsarbeiten bezahlt und von welchen Gesichtspunkten die Fabrikanten bei Vergebung der Arbeiten geleitet sind, zeigt die Thatsache, daß bei einer anderen Ausstellungs­arbeit der Arbeiter wöchentlich 12 Mark verdiente, und daß, als derselbe den Fabrikanten auf den Hungerverdienst aufmerksam machte, dieser ihm entgegnete: der Arbeiter müsse es sich doch zur Ehre schätzen, wenn er Ausstellungsarbeiten herstellen dürfe. Werden die Medaillen, Ehren­bezeugungen und, last not least, der aus der Zuerkennung der Medaillen entspringende Reingewinn in Form von größeren Bestellungen wohl auch den Verfertigern der Arbeit zuerkannt? oder steckt es nicht etwa der Herr Fabrikant selbst in die Tasche?

Der Streit geht jetzt seinen Gang. Die Firma hatte zuerst im Großen und Ganzen die Forderung der Arbeiter als gerechtfertigt an­erkannt und bewilligt, stellte indeß als Gegenforderung die Annahme einer Fabrikordnung, in welcher unter Anderem gefordert wurde, daß der Arbeiter für die Beschädigung und Abnutzung der Maschinen aufkommen solle, da die Maschinen doch dem Arbeiter die Arbeit erleichtern. Nicht erwähnt war aber worden, daß die Akkordpreise schon mit Rücksicht auf die Maschinenarbeit vereinbart werden. Dieser unverschämten Forderung gegenüber verhielten sich die Arbeiter natürlich durchaus ablehnend, leider ließen sie sich aber bewegen, von der prinzipiell wichtigsten Forderung, dem Minimalarbeitslohn, ab­zulassen. Voraussichtlich wird der Streik ein siegreicher sein.

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Buenos- Ayres  , im Februar 1882. Aus Buenos- Ayres hat ber Sozialdemokrat" wohl noch keinen Bericht gebracht, der davou Nachricht gebe, daß auch hier die eingewanderten deutschen Sozialisten angefangen haben, sich zu organisiren. Denn bis jetzt bestand hier, wie auch überhaupt wohl auf dem südamerikanischen Kontignente, feine Organi sation solcher Art. Wohl gibt es auch schon in Buenos- Ayres Arbeiter­Organisationen, aber diese gehören andern Nationalitäten an und sind gewerkschaftlicher Art, und mit der hier bestehenden Sektion der Inter­nationale, die zum letzten Sozialisten- Kongreß ihr Mandat eingesandt hatte, haben wir noch keine Fühlung, da die Sprache uns noch trennt und ohne diese eine Verständigung doch unmöglich ist. So haben wir denn, nachdem im Laufe des Dezembers mehrfache Vorbesprechungen stattgefunden hatten, am Sonntag den 7. Januar d. J. einen Verein gegründet.

Im Andenken daran, daß das Zentralorgan der deutschen Sozial­demokratie ,, Vorwärts" hieß, und auch zum Zeichen, daß die hiesigen

Barteigenossen nicht Willens sind, die Hände in den Schooß zu legen, nannten wir den Verein Vorwärts"! Unser Verein soll ein Sammel­punkt aller hier lebenden Sozialisten sein, die der deutschen Sprache mächtig sind. Er hat es sich hauptsächlich zur Aufgabe gemacht, die in Deutschland   kämpfenden Genossen zu unterstützen; wir waren denn auch schon in der erfreulichen Lage, durch unseren Kassirer Mücke die ver­schiedenen Summen, welche im Parteiorgan quittirt waren, zu den Parteifonds absenden zu können. Der Verein hat aber auch noch ferner übernommen, etwa hier ankommende Parteigenossen, die sich als solche legitimiren können, soweit es in seinen Kräften steht, mit Rath und That zu unterstützen. Hauptsächlich soll dies dadurch geschehen, daß mir demselben so schnell wie möglich Arbeit zu verschaffen suchen. Daß für die politisch- soziale Weiterbildung der Mitglieder durch Vorträge, Halten von Zeitungen und Zeitschriften, in erster Linie durch den Sozialdemokrat und Neue Welt" und ferner durch Veranstaltung geselliger, fittlich wirkender Vergnügungen gewirkt werden soll, ist bei der Tendenz unseres Vereines selbstverständlich.

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Die Bildung eines solchen Vereins war nothwendig, wenn man die hiesigen Verhältnisse in Betracht zieht. Die schon länger im Lande lebenden Deutschen   sehen die Zustände in Deutschland   noch immer durch die Brille von 1870 an, und macht sich deshalb ein fürchterlicher sogenannter Patriotismus breit. Diese schiefen Ansichten werden hauptsächlich durch die hier erscheinende, sich als Vertreterin der in den La Plata  - Staaten wohnenden Deutschen   ausgebende Deutsche   La Plata- Zeitung" verbreitet. Das Organ nährt sich hauptsächlich durch Ausschnitte aus dem Weltblatt am Rhein  , dessen Inhalt es in durchaus nicht verbessertem Zustande seinen Lesern wiederkant. Die deutschen Sozialdemokraten sind selbst­verständlich nach diesem Blatt die schlechteste Sorte von Menschen, die es überhaupt gibt. Nun, wir werden jeßt, da wir organisirt sind, dem Herrn Chef- Redakteur, Reserveoffizier Bachmann, zeigen, daß die hiesigen Sozialisten nicht mehr gewillt sind, ihre Prinzipien so mir nichts dir nichts verläſtern zu lassen. Ja, wir werden unsere Schuldigkeit thun, wie die Parteigenossen in Deutschland   bei der Reichstagswahl ihre Schuldigkeit gethan haben. Wir werden mit allen Mitteln für die Auf­klärung unter unsern Landsleuten wirken, damit auch hier offenbar werde, welche Schandwirthschaft im neugeeinten Deutschland   herrscht.

Unsere Zahl ist allerdings noch klein; aber wir haben die beste Hoff­nung, daß sich mit Eröffnung der richtigen Agitation dieselbe bald ver größern wird; haben wir doch schon Sympathie gewonnen in Kreisen, an die wir bei der Gründung unseres Vereins nicht gedacht hatten.

Der Sozialdemokrat", welcher uns hoffentlich( selbstverständlich! d. R.) seine Spalten hin und wieder zur Verfügung stellen wird, soll den Ge­nossen von unserm ferneren Vorgehen Bericht geben.

Etwa hier ankommende Genossen wollen sich an den Vor­sitzenden oder Sekretär wenden, auch sind wir gerne bereit, auf Anfragen über die hiesigen Verhältnisse den Betreffenden zu antworten.

Mit brüderlichem Gruß!

Im Auftrage des Vereins: Der Sekretär Th. Weber, Der Vorsitzende A. Latky, Calle Entre- Riot 143. Calle Montevideo   89. Der Kassier R. Mücke.

Lehte Nachricht.

In Kiew   haben 200 Studenten, zum Theil mit Revolvern bewaffnet, die Freilassung von vier Kameraden verlangt, welche anläßlich der letzten Unruhen an der Universität verhaftet waren. Ein Hoch den Braven!

Briefkasten

der Redaktion: Robespierre  : Brief nebst Einlagen erhalten. Geeignetes kommt bei passender Gelegenheit zur Verwendung. Herzlichsten Dank. Ehud R. hat kein Recht, sich zu beschweren. Wir wollen das Parteiorgan nicht zum Organ unserer Schmach herabwürdigen. Und eine Schmach war sein Vorgehen. Darüber übrigens zur geeigneten Zeit. Der sonstige Inhalt Ihres Briefes ist wohl durch unsere letzten Nummern erledigt.

der Expedition. A. B. C. i. Hr.: Nachr. v. 29/3 eingetr. Weiteres besorgt. W. G. Montreux  : Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Addr. richtiggestellt. Bhs. Amsterdam  : Fr. 2,50 Ab. 2. Qu. erh. A. W. Uster  : Fr. 2,50 d. Ufds. dkd. zugew. O. Schreck: Mt. 1,55

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i. engl. Marken erh. Most Arb. u. Kap." vergriffen. Mehrbstllg. 2c. vorgem. Bfl. am 29/3 mehr. Rasi: Mt. 50,- à Cto. Ab. gutgebr. Fortsetg. angenehm. F. Jousch N.- York: Schftbstllg. pr. P.-K. v. 18/3 folgt. Weiteres erwartet. F. D. N'huis Haag:" Ça ira" leider nicht zu haben. Sonstiges fommt. Gruß! C. Sh. Cincinn.: Bestülg. v. 13/3 besorgt. Beilage ebenso. Mpe. muß jetzt dortſein. F. Sorge Hbfn.: Fr. 45,-( abzügl. Fr. 7,50 für 1 Jahr Arbst." 82) für S.­Ab. 82 u. à Cto. Schft. gutgebr. Nota folgt. Gruß! Kommerzien rath: Alle 8 laufen nach Vorschr. E. J. M. W.: Jede Buchhdlg. kann Ihnen das" Dissidentengeset" schaffen. Glück auf! Sch. Zug: Dank für Bemühung. Auftrge. besorgt. Onkel: Mt. 9,- Ab. 2. Qu. erh. H. R. Ga. Mt. 3, Ab. 2. Qu. erh. Mercurius: Mf. 5,10 Ab. 2. Qu. G. u. Schft. erh. Sdg. bewirkt. Roth Zug.: Fr. 2,- Ab. 2. Qu. u. Nachr. betr. Sch. dfd. erh. Peter: Mt. 9,60 f. Pun. erh.-la- Ga.: Mt. 9,- Ab. 2. Qu. erh. Alles kommt. Gruß! Kassius: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Gut geplant. Gruß! F. M. Kbldn.: Mt. 3,- Ab. 2. Qu. erh. Hammerschlag: Mt. 100,- à Cto. eingetr. Warum sonst so schweigsam? Karlsruhe  : Mt. 5,60 dem r." ausbezahlt. A. Frk. Pittsbgh.: Fr. 20, à Cto. Ab. 2. Qu. am 1/4 über Bremen   eingetroffen. K. M. 3. Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. Fchr. Genf  : Fr. 10,60 f. Schft.- Cto. P. K. u. F. gebucht. Neuabon. vorgem. Karl Lehmann: Mf. 120,75 pr. 4. Qu. u. Schft. benützt. Mehrbstllg. u. Bf. folgen. Mt. 9, löschen wir pr. Agfds. Crimmitschau  : Mt. 25,- Liste 245, 46, 47 für's r.+ ges. dkd. abgelfrt. F. St. Za. Mt. 6,- Ab. 2. Qu. erh. H. P. Hfde. Mt. 3, Ab. 2. Ou. erh. Bei Eingg. Ihres Bfs. war 14 bereits fort. G. Dr. Lyon: Fr. 2,50 Ab. 2. Qu. u. Fr. 1,- pr. Ufds. dfd. benützt. Frau Bismard: Mt. 3, d. Afds. dkd. zugew. Robes pierre: Mt. 2,20 Ab. 2. Qu. erh. Beilagen besorgt. Carl Siegel: Mt. 11, d. Afds. dkd. einverleibt u. Mt. 4,92 pr. Ab. 1. u. 2. Qu. gebucht. Baumstart E.: Fr. 2,( Mt. 1,60) Ab. 2. Qu. erh. (-i.): öwfl. 6,20 pr. Ab. 2. Qu. 3 Expl. u. Schft. erh. Weitere Nachr. angenehm. J. B. Mw.: Mt. 2,05 à Cto. Ab. 1. Qu. erh. Robertsen: Fr. 2, Ab. 2. Qu. erh. F. M. N. Bl.: Mt. 3,-

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Ab. 2. Qu. erh. W. A. K. St. J.: Mt. 5,- pr. Ab. 2. Qu. Ufds u. Agfds. dkd. verwendet. K'ltern: Mt. 3, Ab. 2. Qu. ein­gegangen. Deadr. für Dtschl. gibts nicht. Mitthlg. 2c. an bek. Adr. durchaus sicher. Moritz Alles abges. Wunsch beachtet. 2. B. Pz.: Mt. 3, Ab. 1. Du, erh. Lofer  : Mt. 3, Ab. 2. Qu. erh. 1 ö. fl. nur Mt. 1,68 Cours. A. Kettenleimer: Mt. 66,60 für 2. Qu. erh. Bfl. am 4/4. mehr. Bern  : Daschner ist allerdings der be­rüchtigte, unsaubere Patron Offenbach- Dieburger Wahlangedenkens. Wohl dem, der ihn los ist! Bumbum London  : Daß er nicht gleich für Dich geschnippst, mußt Du dem Nathan schenken; Geduld, Geduld, das nächste Mal kann er ja Dich bedenken. Weisheit und Geld find, wie Du weißt, oft rar, je mehr von Nöthen. Auch geht die schönste Theorie in praxi merschtens flöten.

Zur Beachtung!

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London   Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein

49 Tottenham Street. Tottenham Court Road. Die Wirthschaft des Vereins ist geöffnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Adresse zu achten. Der Vorstand.

Schweiz  . Bereinsbuchdruckerei Hottingen- Zürich  .