Zugleich erhielt ich hier meine Joppe wieder mit dem Bescheid, daß ich von dem Verdacht des Diebstahls, frei" sei.

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Nach bestandener Haft wurde ich als geborener Leipziger aus meiner Vaterstadt verwiesen, resp. wie ein Vagabund mit Polizei­begleitung zur Stadt hinaus gebracht. Kurze Zeit darauf trat ich bei em Redakteur der Allgem einen Reichenbacher Nachrichten" in Kondition und erzählte in einer Wirthschaft Obiges. Ein anwesender Herr Fabrik­direktor fuhr sofort vom Stuhle auf und befahl dem Wirth, mich sofort aus der Wirthschaft zu weisen. Weiters erklärte dieser Elende, er werde Sorge tragen, daß ich in Bälde aus Reichenbach ausgewiesen werde. Ich wurde zuerst bei der Polizei denunzirt, dann beim Prinzipal und acht Tage darauf von einem Polizisten vor meiner Hausthür arretirt und gründlich visitirt.

Die Visitation ergab jedoch kein befriedigendes Resultat und ich wurde zwei Tage eingesperrt. Gleich den Tag darauf wurde mein Prinzipal beauftragt, mich zu entlassen, man wolle mich zur Stadt hinausbringen. Also, Ihr Hallunken! Ihr seid nicht im Stande, einem Arbeiter auf der Reise sein Dasein zu fristen( siehe Aufruf an alle Gewerksgehilfen im Leipziger Tageblatt  ).

Und trotzdem macht Ihr uns zu Landstreichern! Ihr habt mich sieben Wochen um meinen Arbeitslohn, ihr habt mich um meine Heimath, um meine Ehre bestohlen!

Wer ist jetzt Spizb ube?

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M. M.

Die Wahlprüfungskommission des Reichstags hat den Beschluß gefaßt, die Ungültigkeitserklärung der Wahl des( Fort­schrittlers) Hänel in Kiel   zu beantragen, weil bei dieser Wahl fort­schrittliche Stimmzettel konfiszirt worden und deshalb die Wahl keine freie gewesen sei. Wird dieser Antrag, was zu erwarten ist, von dem Plenum des Reichstages angenommen, so ist damit ein Prinzip festgestellt, auf Grund dessen vier sächsische Wahlen kassirt werden müſſen: Dresden- Neustadt, Glauchau  - Meerane  , Leipzig  - Land, Stollberg  - Schneeberg  . In allen diesen Wahlkreisen sind bekanntlich auch schuftige ,, Unregelmäßig­feiten"( beschönigender Ausdruck für schuftige Beamten- und Fabrikanten­Willkür) und Beeinflussungen vorgekommen.

Wir werden sehen.

Aus Augsburg   geht uns in letzter Stunde ein längerer und interessanter Bericht über die Streitbewegung in den dortigen mechanischen Webereien zu, den wir in nächster Nummer veröffentlichen werden. Für heute nur soviel, daß der am 23. Mai in der mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei ausgebrochene Streit mit dem Sieg der Arbeiter geendigt hat, und daß die Stimmung unter den Arbeitern überhaupt eine sehr entschlossene ift.

Zu dem letzten Samstag in der Buntweberei L. A. Riedinger aus­gebrochenen Streit rufen wir den ,, unverschämten" Arbeitern ein herz­fiches Glück auf! zu.

Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes. Am 11. Juni ist der jüngste Hohenzollernsprößling allerhöchst in Potsdam  getauft worden. Zu Ehren dieses bedeutenden Ereignisses hat der Thierschutzverein in Königsberg   in Preußen, wie uns von dort geschrieben wird, sein Sommerfest auf den gleichen Tag ver­legt! Der Thierschutzverein! Nun kann es dem zukünftigen ,, Mast­schwein der Nation" einstweilen ist es noch ein kleines Mastferkelchen ficher nicht fehlen.

- Belgien  . Der jährliche Kongreß der belgischen sozialistischen  Partei hat am Sonntag, den 4. Juni, zu Verviers   stattgefunden und ist zu Aller Zufriedenheit verlaufen. 30 Delegirte vertraten ca. 25 Arbeiter­Bereinigungen aus verschiedenen Städten des Landes. Es herrschte eine große Aufmerksamkeit während der Verhandlungen, welchen eine große Anzahl Arbeiter aus Verviers   beiwohnte. Bezüglich des 1. Punktes der Tagesordnung, Verlegung des Landesausschusses, wurde angenommen, daß es wünschenswerth wäre, denselben noch auf ein Jahr in Gent   zu belassen, damit die wallonischen Mitgliedschaften sich inzwischen ihre Organisation vervollständigen, ihn aber im nächsten Jahre, wenn thunlich, nach Verviers   zu verlegen.

Aus der Besprechung des 2. Punktes, die sozialistische Presse", ging her­vor, daß die beiden Organe der Partei, Toekomst  " und" La Sentinelle", in finanzieller Beziehung verhältnißmäßig gut stehen. Es war denn auch der allgemeine Wunsch, daß das französische   Organ bald statt vierzehn­tägig wöchentlich erscheinen möchte, was auch vielleicht binnen Kurzem geschehen wird, indem der Landes- Ausschuß den Freunden in Verviers  praktische Vorschläge in dieser Sache gemacht hat.

Was die Bewegung für das allgemeine Stimmrecht betrifft, so wurde beschlossen, dafür im ganzen Lande weiter zu wirken, da dies nach der Ansicht aller Delegirten ein praktisches Mittel ist, um für unsere Grund­sätze erfolgreich Propaganda zu machen. Dagegen wurde der Antrag der Brüsseler Mitgliedschaft, die Partei dem Wahlreformbund anzuschließen, durch die Mehrheit der Delegirten verworfen, da dies im Widerspruch mit den Statuten der Partei sei. Nach einer langen und ernsten Dis­fussion, in welcher auf den Nutzen hingewiesen wurde, welcher dadurch in manchen Orten erzielt werden könnte, wurde angenommen, daß es jedem Mitgliede resp. jeder Gruppe der Partei freistände, sich an den Bund anzuschließen oder nicht.

Da es nöthig ist, die Bewegung in den wallonischen Provinzen lebhafter anzufachen, wurde beschlossen, den Kongreß während der Ostertage 1883 in Luik abzuhalten. Die Bücher der Partei und die Abrechnung wurden in der besten Ordnung befunden.

Abends 8 Uhr fand eine sehr zahlreich besuchte öffentliche Versamm­lung statt, in welcher eine Anzahl Delegirte auftraten. Genosse Vollmar überbrachte die Grüße der deutschen   Sozialisten und hielt eine eindring­liche Ansprache, zu Muth und Ausdauer auffordernd, in französischer Sprache, welche mit großem Beifall aufgenommen wurde.

-Frankreich  . Der Schuhmacherstreit in Paris  , von dem wir in Nr. 23 berichteten, dauert noch immer fort; die großen Fabrikherren, welche sich eingebildet hatten, die Arbeiter würden nach kurzer Frist auf den Knien um Wiederaufnahme bitten, sehen sich zu ihrem großen Verdruß getäuscht, die Arbeiter halten tapfer aus, und der letzte Bericht, den wir in Pariser   Zeitungen finden, schildert ihre Aussichten als sehr günstige.

Weniger günstig scheint ein anderer Streik zu verlaufen, der anfangs sehr große Dimensionen annahm, der Streit der Arbeiter in den großen Zuckersiedereien. Vor 2-3 Wochen brachen in verschiedenen derselben Zwiftigkeiten zwischen französischen und den, billiger als diese arbeitenden italienischen Arbeitern aus, die einen sehr häßlichen Charakter anzunehmen drohten. Zum Glück aber besannen sich die Arbeiter bald eines Besseren und machten gemeinsame Sache gegen ihre Ausbeuter. Wie in Deutschland   ist die Zuckerindustrie auch in Frankreich   nicht nur da die Herren Zuckerraffineure ein sehr gewinnbringendes, sondern viel Geld haben von der Gesetzgebung ganz besonders begünstigtes Geschäft, während hier wie da die Arbeiter für ihre aufreibende Thätig­teit mit wahren Hungerlöhnen abgespeist werden.

Die Arbeiter verlangten also gemeinsam einen Minimallohn von 30 Cts. pro Stunde, gewiß sehr mäßig. Aber da kamen sie bei den Prozen schön an. In der Siederei des Herrn Say, der größten von Paris  , erhielten sie zur Antwort: Wir haben 14 Millionen Vermögen, wir werden länger warten können als Jhr. Und obwohl diesmal gerade die ausländischen Arbeiter( die deutschen   und italienischen) wie wir den sozia­ listischen   Blättern entnehmen, sich sehr tapfer gehalten haben, scheinen die übermüthigen Schlotjunker Recht behalten zu sollen.

Jm Pariser Gemeinderath, in welchem die sozialistelnden Radikalen die Mehrheit haben, hat der Vertreter der Arbeiterpartei, J. Joffrin, im Auftrage der Raffinenrarbeiter einen Antrag eingebracht

auf Unterstützung der Familien der streikenden Arbeiter aus Gemeinde­mitteln. Man kann sich leicht vorstellen, wie unbequem derselbe den radikalen Bourgeois ist, denn da heißt es Farbe bekennen zwischen Arbeit und Kapital! In ihrer Verlegenheit haben sie sich hinter die Phrase von der Freiheit der Arbeit" gesteckt und die Streifer mit einer Sympathieadreffe abgefunden. Was die sich dafür kaufen!

Jm 11. Arrondissement findet nächsten Sonntag eine Neuwahl statt. Kandidat der sozialistischen   Arbeiterpartei ist John Labusquière, einer der begabtesten Agitatoren derselben.

Irland  . Die Mondscheinritter" sind pünktlich, sie haben die Ant­wort auf das Vorbeugungsgesetz schnell ertheilt. Am 8. Juni haben sie den Grundbesitzer und Friedensrichter Bourke nebst dessen Schutz­Eskorte", einen Garde- Dragoner Wallace, in Ardrahan( Grafschaft Galway  ) erschossen. Auf die Abfassung oder wenigstens die Aufspür­ung der Thäter sind sofort hohe Preise( 2000 Pf. St. gleich 40,000 M.) ausgeboten worden, dürften aber nach den bisherigen Erfahrungen uner­hoben bleiben.

Der erschossene Bourke hatte sich, wie die Ordnungspresse selbst zuge­steht, durch sein unbarmherziges Vorgehen gegen solche seiner Bächter, welche den Zins nicht entrichtet, sehr verhaßt gemacht. Daß er wußte, was er that, zeigt der Umstand, daß er nie ohne Eskorte aus­ging; vor Kurzem war er sogar mit Flinte und Revolver bewaffnet in die Kirche gekommen, wodurch er den Haß gegen sich noch steigerte. Er wollte mit aller Gewalt den unumschränkten Herrn spielen, sein Wille sollte Gesetz sein- er hat seinen harten Sinn mit dem Tode büßen milffen!

Auch aus der Grafschaft Mayo   und Roscommon 2c. sind in den letzten Tagen Fälle von Lynchjustiz gemeldet worden.

Im englischen Parlament beeilen sich die Herren Gesetzesmacher daher, die Vorbeugungsbill ,, von der sie sich Wunder versprechen, fertig zu bringen. Wenn sie sich nur nicht täuschen! Ein Volk, welches eine so große Energie und Ausdauer zeigt, wie die Irländer in den letzten Jahren, unterdrückt man nicht so leicht, und wenn man hinter jeden Baum einen Posten auf Schildwache stellt. Daß die Frländer aber das Gesetz nicht fürchten, zeigen die neuesten Gräuelthaten".

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Rußland. Endlich hat sich Alexander der Hasenfuß doch ent schloffen und der Kanaille Ignatieff den Laufpaß gegeben. Aus Furcht vor den Nihilisten hatte er den Vater der Lüge" zum Minister ernannt und aus Furcht vor den Nihilisten läßt er ihn jetzt laufen. Um aber bei den Panslavisten, aus Furcht vor denen wiederum er mit seinem Entschluß so lange zauderte, nicht zu sehr anzustoßen, hat er an Ignatiew's Stelle den Erzreaktionär Tolstoi  , früheren Unterrichts­minister, berufen. Ob Tolstoi   der Necker Rußlands   sein wird? Oder muß es erst noch einmal mit Loris Melikoff versucht werden?

In den Tod gejagt! Am 19. April verstarb der altbewährte Parteigenoffe Wilh. Robert Sperling aus Eilenburg   in der Provinzial- Frrenanstalt, Rittergut Alt- Scherbit, an Verfolgungswahnsinn. Derselbe hinterläßt eine Frau mit vier Kindern von 12-7 Jahren.

Korrespondenzen.

Mannheim  , 6. Juni. Die hiesigen Parteigenossen haben sich einstimmig für das Zustandekommen eines Kongresses ausgesprochen, ebenso für die Gründung eines Parteiarchives.

Kreuznach, im Juni. Seitdem wir das Parteiorgan zu lesen bekommen, haben wir doch Gelegenheit, über die Situation der Sozial­demokratie etwas Näheres zu erfahren. Die gegnerischen Blätter, alle insgesammt, bringen die Thatsachen meist entstellt. Nur das eine ge­stehen sie zu, daß die Ausnahmegesetze die Sozialdemokraten vermehren, icht entrissen. und das ist wahr. Sozialdemokraten wurden uns noch So schreibt eine Wiener Zeitschrift über die Lage der Sozialdemokratie in Deutschland  :

Die Sozialdemokratie wuchert unter der Oberfläche fort, und beweist, daß ihre Agitation von Wirkung ist, auch sind die Prozesse, die man den Sozialdemokraten an den Hals hängt, nicht genügend, die Zahl der­selben zu verringern, Prozesse, über welche die erfahrensten Juristen den Kopf schütteln."

Je mehr man uns drückt, desto mehr müssen wir Gegendruck ent­gegensetzen, bis die Zersetzung der heutigen gesellschaftlichen Ordnung" soweit vorgeschritten ist, daß der Volksstaat errichtet werden kann. Die Bourgeoisie könnte ihre Eristenz unzweifelhaft verlängern, wenn sie ver­stünde, nachzugeben, indeß das thut sie nicht, denn sie verläßt sich auf die Säbel- und Kanonenwirthschaft, und wir wünschen auch nicht, daß sie es thut, denn wir wollen unser Recht nicht geschenkt haben; sie haben uns dasselbe gestohlen, und wir werden es uns nehmen. Es ist ein schöner Gedanke, daß die Bedrückten einstens über die Bevorzugten Gericht halten, ihre Privilegien prüfen und sie als nichtig erklären werden. Wundern müssen wir uns nur, daß es nicht noch mehr Sozialdemokraten gibt; wer sich ein wenig mit unserer Lehre befaßt, muß es unmittelbar werden, daher kommt es, daß es eine große Masse Menschen gibt, die Sozial­demokraten sind, sich aber nicht öffentlich zu uns bekennen. Kommt es aber einmal zum Klappen, so wird unsere Partei stärker dastehen als Viele jetzt vermuthen. Wir werden Männer in unseren Reihen haben, die entschlossen sind, jeden Preis für ihre Ueberzeugung einzusetzen. Es gibt keinen erhabeneren Gedanken, als den, zur Zeit der Noth sein Blut für die Freiheit seiner Mitmenschen einsetzen zu können, und dazu entschlossen ist der Geringfte unter uns.

Mit welcher Verachtung aller Verfolgungen und Gefahren unsere Führer kämpfen, wir sind stolz darauf, ohne jedoch die Person über die Sache zu erheben. Wie sie ihre Schuldigkeit thun, so ist auch ein jeder von uns entschlossen, mit gleichem Opfermuth der Sache zu dienen. Und nicht nur in den großen Zentren zählen wir unsere Anhänger, auch in den kleinen Städten mit unbedeutender Industrie finden wir Kämpfer für unsere Jbee, finden wir Kämpfer für unsere Fahne; die Zahl wächst von Tag zu Tag, selbst auf dem flachen Lande gibt es Bauern, welche der Sozialdemokratie ein großes Verständniß entgegenbringen, so daß mit einigen öffentlichen Versammlungen eine große Zahl zu gewinnen

wäre.

Darum wollen unablässig' fortagitiren, bis wir stark genug sind, unser Befreiungswerk zu beginnen. Dann wehe Euch, Ihr Blutsauger! Mit Eurem Blute werdet Ihr nicht im Stande sein, die Schandthaten, die Ihr an dem Proletariate begangen, zu fühnen.

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Mit sozialdemokratischem Gruß!

Regulus.

Aus der Niederlausitz  . Die Brutalität der Ordnungssippe gegen unsere Genossen hat auch hier ihren Höhepunkt erreicht. Es sind schon zahlreiche Berichte über unsere heutigen Rechtszustände bezw. Hand­habung der bestehenden Gesetze von Seite der Behörden, über die ver­schiedenen Ausweisungen unter dem Belagerungszustand 2c. dem Partei­aber unter einem Vorwand wie der nachstehende organ zugegangen,

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ist denn doch wohl, selbst bei raffinirtester Handhabung der Gesetze, bis jetzt noch Niemand ausgewiesen worden. Auf Grund seiner z a hl­reichen Familie" ist dem Genossen Gi uhold aus Sprem berg, jetzt in Forst, in letzterem Orte der Aufenthalt untersagt worden, und hat derselbe nach dem polizeilichen Ukas binnen vier Wochen die Stadt zu verlassen.

Binhold hatte seit vielen Jahren ſeinen Wohnsitz in Spremberg  , woselbst er wegen seiner politiſchen Ueberzeugung auf die allernieberträchtigste Weise von Polizei und Fabrikantenthum gemaßregelt wurde. Er ver­suchte sich durch Gründung eines kleinen Geschäftes zu halten, es wurde ihm aber durch die nur erdenklichen Chikanen der Polizeilumpen vernichtet. War es Ginhold einmal gelungen, Arbeit zu erhalten, flugs waren die Sicherheitshunde bei der Hand, um dem betreffenden Arbeitgeber plau­sibel zu machen, daß einer der gefährlichsten Sozialdemokraten bei ihm arbeite. Die Spremberger   Fabrikanten, welche in Gemeinschaft mit der

dortigen Polizeifippe die Vernichtung der Sozialdemokratie geschäftsmäßig betreiben, thaten dann unverzüglich ihr Möglichstes, um den einer alten Ruine gleichenden Staat zu retten, und Genoffe Ginhold wurde von Neuem auf das Straßenpflaster geworfen. Genannte Behörde hat es überhaupt vor und nach diesem verstanden, alle ihr mißliebigen Elemente auf diese Weise zu vertreiben.

Ginhold, von allen Mitteln entblößt, verließ endlich Spremberg  , reifte nach Forst, bekam durch Hilfe dortiger Genossen Arbeit und erwarb sich als fleißiger Arbeiter durch übermäßige Kraftanstrengung soviel, um seine Familie nachkommen zu lassen. Aber in sein seit Jahren gewaltsam zerrissenes Familienleben sollte noch immer keine Ruhe, das trauliche, bescheidene Familienglück eines Arbeiters, einkehren.

Ginhold war aus Spremberg   vermittelst der Hungerpeitsche verjagt worden, in Forst wurde ihm auf Grund seiner zahlreichen Familie ( fieben Kinder) der Aufenthalt untersagt.

Die Verfügung der Ausweisung ist auf Grund des Freizügigkeits­gesetzes" erfolgt. In demselben sind nachstehende Bestimmungen ent­halten:

" Die Gemeinde ist zur Abweisung eines Neuanziehenden nur dann befugt, wenn sie nachweisen kann, daß derselbe nicht hin­reichende Kräfte besitzt, um sich und seinen nicht arbeitsfähigen Angehörigen den nothdürftigen Lebensunterhalt zu verschaffen, und wenn er solchen weder aus eigenem Vermögen bestreiten kann, noch von einem dazu verpflichteten Verwandten erhält." Die ärztliche Untersuchung, welcher Ginhold unterzogen wurde, lautete ausdrücklich, daß derselbe körperlich kräftig und gesund, und daher arbeits­fähig ist. wieweit aber derselbe im Stande sei, seine Familie zu er nähren, vermochte der betreffende Arzt nicht anzugeben. Also förperlich gesund und kräftig und dennoch erfolgt die Ausweisung auf Grund obiger Bestimmungen! Freilich, es handelte sich ja darum, einen miß­liebigen Familienvater mit einer zahlreichen Familie dem Hungertode Pres zu geben, ihn seiner politischen Ueberzeugung wegen zu vernichten. Dies alles geschieht im Namen des Rechts, der Tugend und frommen Sitte! Es ist wahrlich Zeit, Abrechnung zu halten mit den heutigen Blutsaugern, mit den herrschenden Tyrannen, mit den Zerstörern des Familienlebens, mit den Verbrechern am Wohle des Volkes!

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In einem späteren Bericht werde ich speziell über die hiesigen Arbeits­verhältnisse, sowie über die fittlichen Zustände in hiesigen Fabrikanten freifen ausführlich berichten.

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Noch sei bemerkt, daß Genosse Ginhold die Beschwerde gegen die Ver­wie weit dieselbe von fügung der Forster Behörde eingeleitet hat Erfolg begleitet sein wird, bleibt abzuwarten. Mit sozialdemokratischen Gruß!

A. Kettenleimer.

Newyork, 27. Mai. An meine Parteigenossen und Freunde in Deutschland  ! Wieder in meinem Hause angelangt, beeile ich mich, Euch zu benachrichtigen, daß ich auf meiner Reise durch Deutschland   überall gute Aufnahme fand. Leider war es mir diesmal nicht vergönnt, länger zu bleiben, jedoch werde ich in nächster Zeit meinen Besuch wiederholen, dann aber auf längere Zeit.

Ueber den Geist der Parteigenossen sowohl als über die Parteiverhält nisse selbst kann ich zu meiner größten Freude nur konstatiren, daß ich Alles vortrefflich fand die Partei schlagfertig und gut organisirt wie nie zuvor! Die Angst", welche doch das Ausnahmegesetz hervorrufen sollte und zum Theil im ersten Augenblick selbst bei sogenannten alten " Führern" von uns hervorgerufen hat, ist verschwunden, bezw. es stehen derartige Angstmeier nicht mehr in Verbindung mit der Partei, und so ist denn das Maulforbgesetz völlig kraftlos geworden.

Die Polizeiwillkür hat natürlich ihre Grenze noch nicht erreicht! Täg­lich gibt es da Neues zu verzeichnen, und zwar Ausschreitungen der rohesten Art. Wie kann es auch anders sein, wenn man die Ausführung des Gesetzes Leuten überläßt, welche durch den langjährigen Militärdienst entmenscht wurden, wie es die meisten dieser preußischen Drillgardisten find!

Ich sah auch die Krone dieser Unmenschen wieder, nämlich Engel in Altona  . Dieser Bestie wurde ja selbst vom Minister eine Ehren  " erklärung gegeben! Wenn solch' schamlose Subjekte dann schließlich noch gelobhudelt und gar mit Orden behangen werden, dann, meine ich, ist es an der Zeit, daß Jeder daran denkt, seinen Herd zu vertheidigen, und Deutsch­ land   von einer Regierung zu befreien sucht, welche die gemeinsten Mittel nicht scheut und deren Ausführung dann noch den erbärmlichsten Wichten. übergibt, nur um sich möglichst lange am Ruder zu erhalten.

Also frisch an's Werk! Suche Jeder soviel in seinen Kräften steht, zu agitiren, dann ist auch die Zeit nicht mehr ferne, wo jene Revolution mit ehernen Sandalen und wehendem Lockenhaar hereinbricht und den Burschen das Handwerk legt, und dann können wir mit Friedrich von Sallet   ausrufen: ,, Da schweigt der Flinten kindisches Geknarr, Die Bettler fiegen!"

Also an's Werk! Auch wir werden nach besten Kräften mit Euch das Unsere thun!

Die Hamburg  - Altonaer   Parteigenossen mache ich nochmals darauf aufmerksam, daß ich ermächtigt bin, für Flugblätter, sowie für Drucksachen überhaupt, zu jeder Zeit für Euch zu sorgen!

Bis auf Wiedersehen Ener Jean Groß,

früher Hamburg  , Thalstraße 17, jetzt 135 Suffolk Street, Newyork  .

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Briefkasten

der Expedition: Rothschwanz: Nachr. v. 6/6. erh. u. am 8. beantw. mit Nr. 23. Hy. Vordbg. St. Louis: Fr. 43,30( Doll. 8,55) fitrs r." dkd. erh. E. J. M. Wu. Mt. 3,- Ab. 2. Qu. erh. Rother: Mt. 21,60 Ab. 2. Qu. erh. Weiteres benützt und vorgem. A. Kettenleimer: Mt. 98,50 In Brft. Nr. 11 ist r." quittirt.

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D.

pr. Ab. u. Schft., abzgl. Wit. 30,- Ufds., verw. Brfl. Näheres. u. Sch. Paris  : Fr.-, 75 f. Ab. erh. A. Bg. Paris  : Fr. 5,20 Ab. 1. u. 2. Qu. erh. Forts. folgt durch V. Rosa Beck: Mt. 20,- à Cto. erh. Bfl. mehr. Aron Mg. ö. fl. 1,70 Ab. 2. Ou. erh. Nota 2c. briefl. Ruprecht: Mt. 15, Ab. Mai u. Juni erh. Antw. a. 10./6. fort. Lucius: Bf. v. 9/6. erh. Mehrbestellg. notirt. Beilage besorgt. Reichsmaulwürfe: Beide Briefe v. 6/6. eingetr. u. beantw. am 12. v. B. u. U. z. Garibaldifeier: Fr. 6,10 u. Fr. 11, f. Schft. u. Agt.- Nrn. erh. Pariser   Gen. durch R. O.: Fr. 38,20 Parteibeitr., D. Nieuwenhuis in Agfds. u. Ufds. dkd. erh. Spezialquittg. später.

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Hg. Fr. 20,50 f. Schft. erh. Th. V. Glsgw. Fr.-, 25 f. 3 Expl. 20 erh. Beil. besorgt. Gewünschtes abges. 31. Paris  : Fr. 60, à Cto. Schft. erh. u. Fr. 27,75 für Brasilianer davon ausgefolgt. Bfl. Weiteres. Sbtt. Zug: Fr. 2,10 Ab. 2. Qu. erh. Dtsch Ver. Zug: Fr. 2,10 Ab. 2. Qu. erh. Weckuhr auf Reisen: Mt. 3, Ab. 3. Qu. erh. Mk. 1,- pr. Ufds. dkd. verw.& Or.: Bf. v. 12/6. erh. Bftllg. Rother Hans: Nachr. v. 10/6. erh. Mehrbestellg. 2c. folgt. folgt. Bftl. Knopfloch: Veröffentl. nicht möglich, da öffentl. Vereinspflege gegen das berühmte Sozialistengejez. Bfl. Näheres. Jm Uebrigen Bravo! An einem Regelabend in Außersihl Fr. 40 d. F. erh., dem Ufds. dkd. zugew. Kehrer 3.: Fr. 2,10 Ab. 2. Ou. erh. Michel Stieber: Roland: Nachr. v. 11/6 hier. Wird Alles besorgt. D. Bf. v. 13. u. Signal eingetr. Mehrbstllg. folgt. Bfl. Näheres. Schreck: 5 mal is nich! Reicht nicht zu 3, wie am 10/6 brfl. nach­F. Sch. Dt. Mt. 3, Ab. 2. Qu. erh. Addr. vervoll­gewiesen. Columbus: Mt. 63,- à Cto. Ab. 1. Qu. erh. Bf. folgt. ständigt.

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E. Klässig Brooklyn  : Wer sein Geld los sein will, wende sich an ihn! Peter Knauer N.- York: Am großen Tag der Abrechnung" erlischt unser Borg! Rothbart: Fr. 176,- à Cto. erh. Bf. erwartet.

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Zur Beachtung!

London   49 Tottenham Street. Tottenham Court Road. London   Comm. Arbeiter- Bildungs- Verein

Die Wirthschaft des Vereins ist geöffnet von Morgens 9 bis Nachts 12 Uhr. Wir ersuchen die reisenden Genossen auf unsere Der Vorstand. Adresse zu achten.

Schweizerische Vereinsbuchdruckerei Hottingen  - Zürich  .