,, Wer kannte nicht De Paepe? Wer hat seine Artikel nicht gelesen, feine Vorträge nicht gehört? Wer liebte den Sohn des arbeitenden Volkes nicht, der, nachdem er mittelst allerhand Entbehrungen sich eine Existenz errungen, seinen Patienten, meist blutarmen Menschen, noch Geld hintrug, zu dem man nie vergebens um Rath und Hülfe ging!
" In dem unermeßlichen Unglück, welches den Braven betroffen, verlaffen wir ihn nicht, was auch die Folgen seiner That für unsere Sache sein mögen. Er war unser Freund, er ist es noch, das erklären wir offen und unumwunden".
Bravo!
-
"
Frankreich . In der„ Bataille" vom 8. August lesen wir, daß diejenigen Mitarbeiter derselben, welche der Arbeiterpartei aktiv angehören, die Genossen Labusquière, Brousse, Deynaud und Marouck aus der Redaktion derselben ausgeschieden sind. Lissagaray , der Chefredakteur der„ Bataille", fügt dieser Mittheilung folgende Worte an, die sich im Munde des Verfassers der Geschichte der Pariser Kommune " sehr seltsam ausnehmen: Künftig(!) wird die„ Bataille" ohne Hindernisse(!!) eine revolutionärere Bahn einschlagen können, entsprechend den Traditionen wie den Interessen der Arbeiterpartei, welche im Jahre 1789 entstand, 1793 erstickt wurde, 1848 in den Jnsurgenten des Juni wieder auflebte, durch das Blut der Kommune von 1871 zusammengekittet wurde und nichts Parlamentarisches an sich hat."
Das flingt sehr radikal, verpflichtet aber zu gar nichts. Mit einem negativen Programm ist dem französischen Proletariat heute in feiner Weise gedient. Die Arbeiter wollen die erkämpften Rechte benutzen, sich zur Wahrung ihrer Interessen zu organisiren, und zwar als eine feste, geschlossene Arbeiterpartei. Wenn die Bedürfnisse dieser Partei dem Revolutionarismus der„ Bataille" im Wege sind, dann dürfte dieselbe nicht mehr lange zu kämpfen haben, sondern bald den Weg von„ Ni dieu, ni maître" gehen.
-
England. Nun ist auch Mertens, der zuerst, d. h. vor Schwelm verhaftete Seßer der Freiheit", verurtheilt worden, und zwar zu drei Monaten Strafarbeit. Schwelm's" Verbrechen" war durchaus nicht größer gewesen als das des Mertens, aber er hatte, als die Jury ihr Schuldig gesprochen hatte, die Worte gesprochen:„ Ich sehe, daß ich vergebens an das Gerechtigkeitsgefühl der Herren appellirt habe", und schleunigst setzte der Richter die Strafe auf 17 Monate Strafarbeit herauf. Freilich, England ist das Musterland der bürgerlichen Freiheit -sagt die Berliner ,, Volkszeitung". Und die muß es wissen.
-Amerika . Ein Sieg der Organisation. Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht der Chicagoer Vorbote" folgenden interessanten Artikel. Seit dem 1. Juni d. J. streiken die Arbeiter in den verschiedenen Eisenwerken in Frondale und Süd Chicago um eine Lohnerhöhung von 10 Prozent. Es handelte sich um die Anerkennung des vielbesprochenen Pittsburger Lohntarifes seitens der Unternehmer. Der Aufschlag beträgt für die Tonne Eisen 50 Cents( M. 2. 20). Die Kompagnien verweigerten zunächst die Forderungen der Arbeiter unter dem üblichen Vorgeben, daß die Eisen und Stahl Industrie den geforderten Lohnaufschlag nicht vertragen fönne. Man schützte auch die Konkurrenz vor, ohne zu bedenken, daß gerade die Arbeiter mit ihrer einheitlichen Pittsburger Lohnskala die Konkurrenzbedingungen für alle Eisen- und Stahlwerke im ganzen Land gleichmäßig zu gestalten strebten. Im Grunde genommen handelte es sich aber bei den Fabrikanten hauptsächlich um die Sprengung der ihnen sehr unbequem gewordenen Arbeiterorganisation.
Wie dies bei allen Streits von Bedeutung unter den Ausbeutern des Landes längst Mode geworden, verkroch man sich auch im vorliegenden Falle hinter die Polizei. Die Ausbeuter zogen Stabs( Nichtgewerkschaftler) heran, natürlich viele Eingewanderte aus Castle- Garden( Ankunftsstation der Auswanderer in New- York ), und ließen einige 50 Rowdies ( Raufbolde) zum Schuße der Stabs und ihrer angeblich gefährdeten Werke als Spezialpolizisten einschwören. Allein alle diese Manöver erwiesen sich als zwecklos. Die Stabs konnten die Arbeit nicht verrichten und die streikenden Unionleute, die überdies in ihrer Mehrheit dem Orden der„ Ritter der Arbeit" angehören, hielten gut zusammen und bestanden auf der Erfüllung ihrer Forderung. Die Kapitalisten erschöpften alle Mittel der Niedertracht, um die Arbeiter zum Nachgeben zu zwingen. Viele Streifer hatten nämlich bei Eisenbahnbauten Arbeit genommen, um der Unterstützungskasse der Organisation nicht zur Last zu fallen.
Auf Betreiben der Unternehmer, welche sich an die Direktionen und an die Kontraktoren der verschiedenen Eisenbahnen wandten, wurden vor ungefähr 4 Wochen alle Streiter aus der Arbeit entlassen. Gleichzeitig fanden die Ausbeuter an dem blutdürftigen vormaligen Milizgeneral Torrence, welcher wie ein Pascha im Township Hydepark haust, einen sehr eifrigen Vertreter ihrer Ausbeuterinteressen. Dieser, ein professioneller Lumpenpolitiker, Kommunistenfresser und Ordnungsretter", versuchte alles Mögliche, die Arbeiter zu Ausschreitungen zu veranlassen, um einen Vorwand zu haben, die Streifer mit Hilfe von Militär und Spezialpolizei zu vergewaltigen. h
Dieser Torrence war es auch, der durch einen Preßkosaken, mit Hilfe der kapitalistischen Presse, allerlei Verleumdungen über die Streifer in Umlauf setzte. Die Unternehmer hatten sich durch Vermitttlung Torrence's auch mit den Herausgebern der Chicagoer Zeitungen dahin geeinigt, daß die Berichtigungen der Streifer nicht veröffentlicht werden dürften, und sie wurden auch nicht veröffentlicht.
Nachdem also alle Versuche der Ausbeuter, die Arbeiterorganisation zu sprengen und die einzelnen Mitglieder derselben durch Hunger zur Wiederaufnahme der Arbeit zu den alten Bedingungen zu bewegen, sich als zwedlos herausgestellt hatten, die Stabs aber selbst beim besten Willen die Arbeit nicht verrichten konnten, sah man sich trotz Torrence genöthigt, andere Saiten aufzuziehen. Der Schaden, den die Arbeit der Stabs angerichtet, ist ein enormer.
Die übernommenen kontraktlichen Verpflichtungen der verschiedenen Werke fingen an unaufschiebbar und damit sehr lästig zu werden. Die Spezialpolizisten sind ein theurer Luxus, und die Streiker machten durchaus keine Miene, uneinig zu werden oder nachzugeben. Es blieb also trotz aller List und aller Wuth und trotz aller gebrachten Opfer nichts Anderes übrig, als nachzugeben, die Forderung der Arbeiter zuzugestehen und die Union , die man so gerne gesprengt hätte, anzuerkennen. Wenn es nun auch wahr ist, daß die gewonnene Lohnerhöhung thatsächlich während des ganzen Jahres, für welches die gestellten Bedingungen Giltigkeit haben, nicht mehr einbringt, als der Streit den betreffenden Arbeitern durch Arbeitsversäumniß gefoftet hat, ist der moralische Sieg, die offizielle Anerkennung der Arbeiterorga nisation als ein Faktor, welcher bei den Produktionsbedingungen fortan mit zu bestimmen hat, dennoch ein sehr bedeutender. Wir haben hier also einen Sieg der Arbeiterorganisation über das organisirte Großkapital zu berichten. Diese Thatsache an sich ist sehr erfreulich.
Die Lehre, welche alle Lohnarbeiter aus dieser Thatsache ziehen sollten, lautet: Ohne Organisation find wir machtlos und werden versflavt; durch eine starke Organisation gewinnen wir macht und durch diese die Freiheit.
Deshalb, Arbeiter, organisirt Euch!
Korrespondenzen.
Königsberg i. Pr. Der hiesige Produktenhändler Arendt, in Firma Arendt u. Co., vordere Vorstadt 68, beschäftigt eine ansehnliche Anzahl weiblicher Arbeiter, welche er gleichzeitig als seinen Harem
betrachtet. Jede dieser Arbeiterinnen, ob Mädchen oder Frau, muß sich seinen viehischen Gelüften ergeben, will sie ihrer Beschäftigung nicht verlustig gehen. Tritt eine neue Arbeiterin ein, so sucht der genannte Schurke dieselbe gleich bei erster Gelegenheit zu schänden. Zeigt sie sich dann ihm gegenüber standhaft und muß er unverrichteter Sache mieder abziehen, so wird sie sofort ihrer Unverwendbarkeit" wegen entlassen.
Eines Tages näherte sich Arendt denn auch dent in seinem Komptoir beschäftigten Mädchen und sagte zu demselben, es möge ihm doch auch einmal einen Gefallen thun, nun wäre es wohl schon an der Zeit; im Uebrigen könne es ihr doch in dem jetzigen Zustande nichts schaden. Das Mädchen steht nämlich in Liebesverhältniß und hat Aussicht, in nicht zu langer Zeit Mutter zu werden, was dieser gewissenlose Lüstling wohl wußte. Jene jedoch, ihrer gegenwärtigen Lage eingedenk, war standhaft genug, fich seiner zu entledigen, indem sie sich flüchtete. Die Folge davon war, daß sie sofort entlassen wurde und eine bei Herrn Arendt beliebtere Person für den Komptoirdienst bestimmt wurde, bei der er auch bald Erhörung fand.
Während aber der saubere Patron in seinem Zimmer Unzucht trieb, saß seine getreue Ehehälfte bei offener Thüre im Nebenzimmer, ohne sich dadurch stören zu lassen. Es war ja nicht das erste Mal, daß sie den unschuldigen Vergnügungen ihres Gemahls beiwohnte. Ein sauberes Ehepaar!
Und diese Ehrlosen sind, Dank unserer herrlichen Gesellschaftsordnung, in der Lage, die ökonomisch von ihnen Abhängigen zur Korruption buchstäblich zu zwingen. Sie beuten den Proletarier nicht nur wirthschaftlich aus, sie rauben ihm auch seine gesellschaftliche Ehre, sein sittliches Bewußtsein. Fürwahr, es ist hohe Zeit, daß dieser Schandwirthschaft ein Ende gemacht werde! Ein Unversöhnlicher.
-
Köln , Ende Juli 1882. Wächter der Ordnung im Reich der Gottesfurcht und frommen Sitte. Der Inspektor des hiesigen," Tippo" oder auch„ Depot" genannten MunizipalGefängniß, Herr Berger, ein wohlbeleibter Herr, christlich- sozial von Religion, sowie dessen getreue Ehehälfte wurden vor etwa drei Wochen vom 1. Staatsananwalt in eigener Person verhaftet und nach dem Arresthaus gebracht, worauf in deren Behausung eine Durchsuchung vorgenommen wurde. Die Ursache war folgende:
Eine Frauensperson", welche mit einem Herrn längere Zeit zusammenlebte, hatte demselben 1000 Mark entwendet. Der Herr, dem das Vergnügen etwas zu thener schien, machte davon Anzeige und ließ seine Geliebte verhaften. Als dieselbe eingesperrt war, sagte diese zu der Frau Berger, sie habe die 1000 Mart in ihrem Kleide in die Brust eingenäht, sie wolle ihr dieselben unter der Bedingung geben, daß, wenn sie wieder frei wäre, Frau Berger ihr die Hälfte zurückgäbe. Frau Berger ging darauf ein. Das Frauenzimmer wurde, da die Untersuchung kein greifbares Resultat ergeben hatte, freigesprochen und wollte nun die 500 Mart haben. Jezt jedoch konnte sich die Berger plötzlich der Sache nicht mehr erinnern und wollte die Zudringliche zur Thür hinauswerfen. Diese aber, die zwar selbst von sich die Ueberzeugung hatte, daß sie schlecht sei, jedoch die Frau Berger für noch schlechter hielt, ging sofort zum Staatsanwalt und zeigte die Sache an. Eine auf diese Anzeige hin erfolgte Haussuchung blieb jedoch ohne Erfolg, und die beiden christlichen Ehegatten wurden wieder in Freiheit gesetzt. Als aber die Bevölkerung von dem Vorfall Kenntniß erhielt, liefen von den verschiedensten Seiten so viele Denunziationen ein, daß der Staatsanwalt, sogar in Begleitung eines belgischen Kriminalbeamten, nochmals die Verhaftung vornahm und nun aber eine gründliche Haussuchung veranstaltete, bis er das Geheimniß entdeckte. Er fand 14 Schachteln voll Gold und sonstiger Werthsachen, die einen Werth von 75,000 Mt. repräfentiren, und die aus den verschiedensten Kirchen- und anderen Diebstählen herrühren sollen. Das Vermögen des Inspektors soll sich während der 30jährigen Amtsperiode desselben auf 300,000 Mark angesammelt haben. Wie die hiesigen Zeitungen berichten, besitzt der Biedermann fieben eigene Häuser.
Dieser Ordnungswächter betrieb im Geheimen das größte und auch das sicherste Althändlergeschäft; die Spizbuben brachten die gestohlenen Gegenstände dorthin und, wenn sie auch etwas weniger bekamen, wie anderswo, so waren sie aber auch um so sicherer davor, entdeckt zu werden. Auch konnten sie auf eine gute Behandlung rechnen, falls sie einmal abgefangen wurden. Für Geld konnten sie von der Frau Inspektorin Alles haben. Wenn es einem der eingeweihten Herren einfiel, die auf der ersten Etage einquartierten schönen Mädchen" näher in Augenschein zu nehmen, so konnte er für den Betrag von 9 Mark dies Vergnügen ungenirt genießen, natürlich mußte er sich auf die geheime Sprache und dergleichen Vorschriften verstehen. Wenn eine Bordellwirthin ihren aufgefangenen Mädchen Instruktionen ertheilen wollte, so konnte sie pro Stunde für 20 Mart zu ihnen kommen.
Diese und andere Dinge sind jetzt an's Licht gekommen, der Volks mund weiß noch von„ interessanteren" Einzelheiten zu berichten. Doch damit können wir wohl bis zur Verhandlung, über welche ich seinerzeit berichten werde, warten. Vorläufig wird das Obige genügen, um zu zeigen, daß wir Kölner nicht nur groß und reich sind an Alterthümern und vermoderten Heiligen, sondern daß wir auch ein fideles Mustergefängniß und würdige Wächter der Ordnung aufweisen können.
Frankfurt a. M., den 30. Juli. Gestern versammelten sich Hunderte von Genossen, zum Theil mit ihren Frauen, auf dem WeserBahnhof, um unserem Genossen Ibsen , dem die Henker des deutschen Voltes alle Mittel und Wege zu jedem irgendwie ehrlichen Erwerbe abgeschnitten haben, ein letztes Lebewohl zuzurufen, und um zu zeigen, daß wir uns an fein Urtheil der christlich- humanen" Richter kehren, die ihr Christenthum dadurch bekunden, daß sie dem politischen Gegner jede Hoffnung auf die Zukunft zu nichte machen und ihn so der Verzweiflung preisgeben. Die Genossen zeigten vielmehr durch diese Demonstration, daß die Sympathien für Ibsen eher zu- als abgenommen haben, und daß sie ihre todtgemachten" Lebendigen immer noch zu ehren wissen, trotz aller Polizeibüttelei und sonstigen Ungeziefers, das in dem morschen deutschen Staatsgebälte nistet. Die Hochrufe auf Jbsen und die Sozialdemokratie wollten kein Ende nehmen, bis der Zug sich in Bewegung setzte, begleitet von dem hundertstimmigen Gesang der Arbeiter- Marseillaise, obwohl das Bahnhofspersonal im Bunde mit der Militärpatrouille und den Zwanziggroschenjungens uns das Singen verbieten wollte, und trotzdem sich unter den eigenen Parteigenossen allerhand Beschwichtigungsräthe fanden. Denn wenn Hunderte entschlossen sind, ihrem bedrängten Herzen Luft zu machen, so kann sie nur die Uebermacht der brutalen Gewalt daran hindern.
Wir rufen unserem Genossen und„ Mein- Eidigen" auf diesem Wege noch den letzten Scheidegruß nach. Möge es ihm in seiner neuen Heimath beffer ergehen als in der alten!
Zu erwähnen ist noch, daß Ibsen beim Einsteigen in den Wagen die Umhängetasche, in welcher seine Papiere und Fahrbillete sich befanden, abgeschnitten wurde; die Meinung der Genoffen ist allgemein die, daß die Polizei ihre Hände dabei im Spiele hatte, in der Hoffnung, daß ste auf diesem Wege zu irgend welchen wichtigen Dokumenten, welche sie überall sucht und nirgends findet, gelangen könne.
Mit sozialdemokratischem Gruße!
M. St.
Die heute stattgefundene Konferenz der hiesigen Vertrauensmäuner erklärte sich mit dem Beschlusse der Reichstagsabgeordneten in Betreff der Abhaltung eines Kongresses nicht einverstanden. Wir verlangen vielmehr, daß eine solche Angelegenheit der Gesammtheit der Parteigeuoffen zur Beschlußfassung vorgelegt wird.
( Soviel wir wissen, wird in dieser Frage demnächst von berufener Seite eine Kundgebung zur Veröffentlichung gelangen.
Red. des„ Sozialdem.")
Paris , 30. Juli. Die Pariser Zeitungen berichteten vor einiger Zeit, daß die deutsche Polizei in Frankfurt a. M. zwei Jndividuen verhaftet habe, welche einer geheimen Gesellschaft angehörten und explosive Stoffe und Bomben verfertigt hätten. Nun ist hierselbst am 28. Februar d. J. unter höchst verdächtigen Umständen ein Raubmord an einem Freudenmädchen verübt worden, der Thäter selbst aber unbekannt geblieben. Jetzt haben die polizeilichen Recherchen, welche von deutscher wie französischer Seite angestellt wurden, ergeben, daß der Eine der in Frankfurt Verhafteten und der Mörder jenes Freudenmädchens eine und dieselbe Person sein sollen. Es ist auch festgestellt worden, daß der Mörder seinem Opfer die Summe von 4000 Fr. sowie Juwelen geraubt habe.
Bei Bekanntgabe dieser Einzelnheiten brachten die hiesigen Zeitungen auch die Mittheilung, daß besagtes Individuum Grün heiße, deutscher Abstammung sei und der deutschen Sozialdemokratie angehöre, im Jahre 1880 bei Gelegenheit der am 23. Mai stattgehabten Demonstration, auf
dem Bastilleplatz verhaftet und ausgewiesen wurde, bald aber wieder zurückgekehrt sei und den Mord ausgeführt habe.
Da nun die hiesigen Genossen besagten Grün gar nicht kennen gelernt hatten und sie sich mit ihm auch nicht identifiziren laffen wollten, so haben wir nachstehende Erklärung in 5 hiesigen Zeitungen veröffentlicht: Paris , 30. Juli 1882.
Die Zeitungen vom Donnerstag, den 27. Juli, brachten die Nachricht, daß der Mörder der Celine Renour in der Person des seinerzeit aus Paris ausgewiesenen Bildhauers Grün von der deutschen Polizei in Frankfurt a. M. ermittelt worden sei..
Die Zeitungen fnüpften daran die Bemerkung, daß der betr. Grün der deutschen Sozialdemokratie angehöre. Darauf haben wir Sozialdemokraten deutscher Zunge, in Paris wohnhaft, Folgendes zu erwidern:
Der angebliche Mörder Grün ist uns vollständig unbekannt; wir haben von ihm erst erfahren, als er in Folge der Demonstration am 23. Mai 1880 auf dem Bastilleplatz verhaftet und ausgewiesen wurde. Wir haben ihn auch nachträglich nicht kennen gelernt. Wir verwahren uns also dagegen, daß besagter angeblicher Mörder Grün, Balthasar oder Dehaut, wie er sich nennt, der deutschen Sozialdemokratie angehören soll; wir haben nichts mit ihm gemein.
Wir ersuchen die geschätzte Redaktion um Aufnahme obiger Erklärung.
Die in Paris wohnhaften Sozialdemokraten deutscher Zunge Die Erklärung ist dem Organ der französischen Partei, dem„ Proletaire", sowie der„ Bataille", dem ,, Intransigeant", der Justice" und dem„ Citoyen" zugegangen.
Aufforderung.
Heinrich Schäfer, früher beim„ Volksfreund" in Frankfurt am Main , wird hiermit vom Ableben seines Vaters in Kenntniß gesetzt.
Seine Familie bedarf erbtheilungshalber dringend seiner Adresse und ersuchen wir Jedermann um Bekanntgabe an Schäfer oder, wenn thunlich, Mittheilung seines Aufenthaltes hierher, direkt oder an unsere Deckadresse. Die Expedition des„ Sozialdemokrat".
-
-
-
Briefkasten
1
-
-
der Expedition. Auktionserlös für eine a. d. Töpfer bei 3. gefundene Zigarre: Mt. 5,25. Weitere Mt. 4.14 à Cto. Ab. dfd. gutgbr. Bfl. am 5/8 mehr. Bariser Genossen: Fr. 17,25 Ertrag e. Tellersammlg. f. d. Gemaßregelten, sowie Fr. 43,90 pr. Schst.- Cto. dkd. erh. Frühere Fr. 31,30 a. Schft.- Cto. herübergenommen. Peter: Mt. 14,20 Ab. Juli erhalten, 20 Bfg. fehlten. Brieflich mehr. Fz. W. W.: Mt. 3, Ab. 3. Qu. erh. Addr. vorgemerkt.--0- Hanau : Mt. 40,- d. Ufds. dkd. zugew. Ktbf. Th. Mt. 3, Ab. à Cto. 3. Qu. gutgbr. Listen später benützen. Bfl. am 1. u. 7. Weiteres. A. Bkr. Bern: Fr. 16,50 Ab. 3. Qu. erh. J. G. Kbg.: Fr. 8,40 Ab.- Rest 3. Qu. u. Ab. 4. Qu. erh. Gebr. Hmghs. St. Louis: Fr. 101,25( 20 Doll.) à Cto. Ab. gutgebr. A. Lanfermann Chicago : Fr. 151,90( 30 Doll.) à Cto. Ab. erh. Gewünschtes abgg. M. St. Namur: Fr. 2,50 Ab. 3. Qu. erh. Ch. M. Pittsburg: Fr. 17,50 á Cto. Ab. 3. Qu. erh. H. O.: Fr. 2,50 Ab. 3. Qu., sowie 50 Cte. f. d. Ufds. dkd. erh. " Par les menuisiers chez Keller": Fr. 6,05 pr. Ufds. dkd. erh. Kopenhagen J. M.: Fr. 22,75 Ab. 3. Qu. u. Bortozuschl., sowie Fr. 7,15 f. Schft. gutgbr. Bfl. Weiteres. Schufterle: Mt. 7,20 Ab. Aug. erh. Alles beachtet. Catilina : Fr. 2, Ab. 3. Qu. erh. Dorndistel: Mt. 7,08 für Ab. 3. Qu. u. Schft. i. Gegenrchng. gestellt. Lopatin: Fr. 4,30 für Schft. erh. J. Ribch. u. Gen. Obstr.: Fr. 17, Ab. 3. Qu. erh. Titelfritze: Fr. 67, à Cto. Ab. erh. Bft. Weiteres. Schnürung: Mt. 100, à to. Ab. durch E. erh. Bestellung folgt. Bummelfriße: Mt. 28,40 pr. Ab. 3. Qu. u. Schft. i. Gegenrchng. gebucht. Bfm. werden besorgen. Maulwurf Gz. Mt. 18, Ab. 2. 11. 3. Qu. Rbch., sowie Mt. 7,- pr. Ufds. dkd. erh. Agitationsmaterial folgt. Frrthum mit d. Addr. liegt an Zwischenhand.- U. a. D. 681: Mf. 3, Ab. 3. Qu. erh. Sch. Stglz.: Mt. 1,80 Portozuschlag bis Ende 3. Qu. erh.
-
-
-
-
-
-
Bei uns ist erschienen und kann durch uns und die Bolksbuchhandlung bezogen werden: Zweite Auflage.
Stieber's Verdruß.
Geheimschrift zur Sicherung des Briefverkehrs
in und mit Deutschland und anderen Ländern, in denen die Reaktion ihr Wesen treibt.
"
3weite vermehrte Auflage.
Mit großer, zum Aufziehen eingerichteter Chifferntafel. Preis: 20 Pf.= 25 Cts.
Weiter ist durch uns zu beziehen, soweit der Vorrath reicht:
Chiffrir- Scheiben
in Schachteln, zum schnellen und sicheren Chiffriren nach dem System Stieber's Verdruß", mit Vereinfachung des Zahlen Chiffrirens. Preis: pro Eremplar franto: Fr.-, 75 Mt.-, 60. Die Expedition des„ Sozialdemokrat".
=
Sozialdemokratisches Arbeiterfest auf Schloss Wyden .
Am 20. bis 23. August 1880 tagte auf Schloss Wyden bei Ossingen ( nahe Winterthur ) der erste Kongress, den die vogelfrei erklärte sozialdemokratische Arbeiterpartei Deutschlands im Ausland abzuhalten gezwungen war. Dieser Kongress ist als Ausgangspunkt für die Neugestaltung der verfolgten Partei, sowie der Arbeite:- bewegung überhaupt von weittragender Bedeutung geworden. Zur Erinnerung hieran findet Sonntag den 27. August( bei ungünstiger Witterung acht Taage später) ein
statt. Zusammentreffen der Theilnehmer früh 8 Uhr 40 Min. in Andelfingen ( Station der Winterthur Schaffhauser Linie). Marsch nach Wyden. Daselbst, 1/211 Uhr
Versammlung unter freiem Himmel. Tagesordnung: 1) Die Ziele des Sozialismns. 2) Die Aufgaben der Sozialdemokratie in Deutschland .
Als Redner sind bekannte Parteigenossen aus Deutschland eingeladen.
12 Uhr: Gemeinsames Mittagsmahl in Ossingen à 1 Fr. 50( mit Wein). Gegen 2 Uhr
Fest auf der Schlosswiese, bestehend aus Chor- und Massengesängen, Deklamationen und der Festrede: Die alten und die neuen Raubritter.
Nach 5 Uhr. Abmarsch nach Andelfingen und Heimfahrt. Festordnungen( mit Liedertexten) à 10 Cts. berechtigen zur Theilnahme. Alle in der Ostschweiz wohnenden Parteigenossen jeder Landesangehörigkeit, alle mit uns sympathisirenden Arbeiter und die Einwohner des Bezirks Andelfingen sind eingeladen.
Nur wer sich bis Donnerstag den 24. August anmeldet, kann mit Bestimmtheit auf ordentliche Verpflegung rechnen. Anfragen und Anmeldungen zu richten au A. Uhle, Casinostr. Nr. 3 Hottingen- Zürich . Der Festausschuss.
Schweizerische Vereinsbuchdruckerei Hottingen- 3ärid.
g
5
fa
bi
C
u
fa
fa
δι
S
b
iE
in
in
ge
en
10
8