Soziale Kurpfuscherei.

Die Leipziger Zeitung", mit der wir uns schon des öfteren zu be­schäftigen hatten, macht seit etwa anderthalb Jahren sehr stark in prat­tischem Christenthum und Sozialreform". Und man will entdeckt haben, daß ihr Eifer mit besonderer Lebhaftigkeit stets dann zu Tage tritt, wenn die sächsische Regierung durch ihre Polizei oder Richter irgend einen besonders unchriftlichen Streich gegen die Sozialdemokraten aus­führen läßt. Das Defizit des praktischen Christenthums" der Wirt­lichkeit soll durch den Ueberfluß des praktischen Christenthums" der Theorie auf dem Papier ausgeglichen worden.

Unter solchen Umständen konnte es nicht verwundern, daß das amt­liche Hauptorgan der sächsischen Regierung gerade um die Zeit, wo die Erneuerung des über Leipzig und Umgegend verhängten Belagerungs­zustandes, nebst den zu dieser Maßregel gehörigen Extraprozessen,-Aus­weisungen und Polizeiskandalen jeglicher Art die öffentliche Aufmerkſam­feit erregte, mit wahrer Berserkerwuth sich auf das praktische Christen­thum" und die Sozialreform" warf, und einen Wolkenbruch von sozial­reformatorischen und praktisch christlichen Artikeln niederprasseln ließ. Einer derselben gab uns bereits Stoff zu einigen Betrachtungen. Heute wollen wir zwei anderen, die den Niedergang des Bauernstandes und die Mittel, diesem Niedergang zu steuern, behandeln, ein paar Minuten widmen.

geholfen und sein weiterer Niedergang" verhindert werden nur durch Radikalmittel, nur durch eine gründliche Umgestaltung unserer gesammten Produktions- und Gesellschaftsverhält nisse, wie die Sozialdemokratie sie erstrebt.

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Wer sich zu dieser Radikalkur nicht entschließen kann oder will; wer gleich dem Gelehrten der Leipziger Zeitung" und dem Troß unserer deutschen Regierungs- und Polizeisozialisten, unter hochtrabenden Namen, und mit charlatanistischer Wichtigthuerei wirkungslose oder lächerlich un­genügende, in ihrer Wirkungslosigkeit pofitiv schädliche Heilmittel ver­schreibt, der ist kein ehrlicher Sozialreformer, sondern ein verächtlicher Kurpfuscher.

Da aber die Leipziger Zeitung" ein offizielles Regierungsorgan ist, und unter den deutschen Zeitungen, welche die Bismard'sche ,, Sozial­reform" systematisch vertheidigen und vertreten, unzweifelhaft den obersten Rang einnimmt, so wird der soziale Kurpfuscher, der in der Leipziger Zeitung" sein Wesen treibt, für uns zum typischen, klassischen Repräsentanten der gegenwärtig unter den Auspizien Bismarcks zur Schande des Volks der Denker" graffirenden sozialen Kurpfuscherei.

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Der Niedergang des Bauernstandes hat, dem Verfasser zufolge, sieben Wie die Sozialdemokratie ihre gefallenen

Ursachen( sieben ist bekanntlich eine heilige Zahl, und wer in praktischem Christenthum macht, muß sich auch an die heiligen Zahlen halten.)

Diese sieben Ursachen sind( wörtlich zitirt):

1) Die unbeschränkte Dismembrationsfreiheit( Güterzerstückelung);

2) Die zerstreute Lage der Grundstücke;

Vorfämpfer ehrt.

Hamburg , 10. August 1882. Am 1. August d. J. waren es drei Jahre, daß Wilhelm Leopold August Geib ,

3) Mangelhafte Intelligenz und in Folge dessen mangelhafter Betrieb; geboren am 10. April 1842, im Alter von 37 Jahren aus unserer 4) Mangel an Real- und Personalkredit;

5) Mangel an Genossenschaften, oder

6) wo dieselben vorhanden sind, Nichtbetheiligung an denselben;

7) Nichtbetheiligung an den Mobiliar, Hagelschädenvergütungs- und Viehversicherungsgesellschaften.

Dies die Ursachen. Mit der Erkenntniß der Ursachen sind natürlich auch die Heilmittel gegeben. Und da der Ursachen sieben sind, sind selbstverständlich auch der Heilmittel fieben.

Die sieben Heilmittel sind, den sieben Ursachen" genau und mit un­tadelhafter Logit entsprechend:

1) Gesetzliche Beschränkung der Dismembration;

2) Zusammenlegung der Grundstücke;

3) Ein größeres Maaß von Intelligenz unter dem Bauernstand;

4) Beschaffung von Kredit;

5) Pflegung des Genossenschaftswesens;

6) Anregung zur Theilnahme an Genossenschaften;

7) Betheiligung der Bauern an den Hagel-, Feuer-, Vieh- und son­ftigen Versicherungsgesellschaften.

Man sieht, für jede der sieben Ursachen" auch ihr entsprechendes Heilmittel.

Sehen wir uns nun die Heilmittel etwas näher an( bei einer Kritik der Ursachen" wollen wir uns heute nicht aufhalten).

1) Also der unbeschränkten Dismembration muß gesteuert werden. Richtig. Unbeschränkte Parzellirung ist in der That der Ruin der Landwirthschaft. Wie soll der Dismembration gesteuert werden? Durch ein Gesetz. Gut. Aber man kann doch den Landverkauf in der heutigen Gesellschaft nicht gänzlich verbieten. Das Gesetz soll dafür sorgen, daß kein Gut kleiner wird, als zur Ernährung einer Familie ausreicht." Aber was reicht denn zur Ernährung einer Familie aus? Der Verfasser sagt es nicht.

Was soll aus den Kindern werden, die das Gut nicht bekommen? Der Verfasser sagt es nicht. Und was soll aus den Bauern werden, deren Güter schon zu klein sind? Der Verfasser sagt es nicht.

2) Die Zusammenlegung der Grundstücke ist unzweifel­haft praktisch, und das wird allgemein anerkannt. Aber was soll aus den Bauern werden, die keine Grundstücke zu­sammenzulegen haben? Der Verfasser sagt es nicht.

3) Das größere Maß von Jntelligenz wäre für unseren Bauernstand allerdings sehr nützlich. Als Mittel, um Intelligenz unter die Bauern zu bringen, schlägt der Verfasser vor: ,, überall landwirth­schaftliche Bauernvereine" und in jedem Kreise oder Amtsbezirke eine Ackerbauschule mit einer Anzahl Freistellen für Söhne unbemittelter Bauern."

Das ist gut, aber lange nicht ausreichend. Jedenfalls müßte der Beitritt zu den Vereinen und der Besuch der Schulen( die Vereine und Schulen als tüchtig vorausgesett) obligatorisch ge­macht werden. Indeß, was nügt die Intelligenz", wenn es an der ökonomischen Möglichkeit zu ihrer Verwerthung fehlt?

An die Herbeiführung dieser ökonomischen Möglichkeit denkt unser Verfasser, indem er

4) Beschaffung von Kredit fordert. Vortrefflich. Aber wie? Durch Kreditvereine, welche die Bauern unter sich gründen sollen!! Mit anderen Worten, die Bauern, deren Niedergang" em­phatisch konstatirt worden ist, sollen sich selbst mit dem nöthigen Kredit versehen. Auf welche Art dieses Wunder bewerkstelligt werden soll, verglichen mit dem das Kraftstück Münchhausens, der sich an seinem eigenen Zopf aus dem Sumpfe zog, eine Kleinigkeit war, das verschweigt der bescheidene Verfaffer.

Doch Geduld, es bleiben ja

5) die Genossenschaften. Was für Genossenschaften? Produk­tivgenossenschaften? Ackerbau Genossenschaften? Gemeinschaftlicher Dorsbetrieb?

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Behüte ein Konsumverein zum billigeren Ankauf von Maschinen, Geräthen, Kohlen c. Parturiunt montes.*) Und das nennt sich Hebung des Bauernstandes durch Genossenschaften!" Wie viel Groschen das Jahr ein im Niedergang" begriffener Bauer durch einen solchen Kon­sumverein erspart, hat der Herr Verfasser uns vorzurechnen ver­gessen. Wir bedauern es. Der arme Schulze( von Delitzsch ) hätte wenigstens eine fleine Freude gehabt.

6) Daß man die Bauern zum Beitritt in derartige Kon­sumvereine animirt, fann nicht schaden. Ein paar Seidel Bier das Jahr springen allemal heraus angenommen, daß der Konsum­

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verein teinen Schulze'schen Genossenschaftsbankrott macht.

7) Auch die Betheiligung an den einschlägigen Versiche- rungsgesellschaften ist durchaus empfehlenswerth. Allerdings muß zugegeben werden, daß die Zahl der Bauern, welche in Folge der Nichtbetheiligung an Versicherungsgesellschaften( also durch Hagelschlag, Bichsterben, Feuer), niedergehen" oder ,, niedergegangen" sind, eine ver schwindend kleine ist, neben den Hunderttausenden, die all­jährlich in unseren kontinentalen Kulturstaaten nach allgemeinen ökonomischen Gesetzen regelrecht zu Grunde gehen.

Von diesen allgemeinen ökonomischen Gesetzen hat der Gelehrte der ,, Leipziger Zeitung" feine Ahnunng. Sonst würde er die jämmer­lichen Balliativmittel, von denen die praktischen an vielen Orten längst ganz oder theilweise in Anwendung find, nicht vorgeschlagen haben.

Auch nicht eins der sieben Heilmittel, auch nicht alle sieben Heil­mittel zusammen sind im Stande, den ökonomischen Prozeß zu beein­flussen, durch welchen der Niedergang des Bauernstandes bedingt wird. Dem Bauernstand( soweit dieser Ausdruck sich in einer Gesellschaft an wenden läßt, die keine Stände mehr hat), dem Bauernstand kann auf­

*) Es kreisen die Berge.

Mitte durch den Tod hinweggerafft wurde.

Ein unendlicher Verlust ist es, den wir durch seinen Tod erlitten. Die Achtung, die selbst unsere größten Feinde auch im heftigsten Kampfe vor dem schlichten Volksmann bezeugten, bewies schon allein, mit welch' über­zeugender Gewalt er die Reinheit und Größe der von ihm vertretenen Sache zu vertheidigen wußte.

Für das arbeitende Volk Hamburgs und Umgegend war Geib in Wahrheit der unentgeltliche, stets bereitwillige Rathgeber und, wo er es vermochte, Helfer. Trotzdem hörte man ihn niemals davon reden er hatte einen zu hohen Begriff von seiner Aufgabe, als daß er sich dessen zu rühmen vermochte, was er als seine Pflicht erachtete. Freund und Feind empfing er im persönlichen Verkehr mit gewinnender Sanftmuth, gleich einem Lehrer, der zu überzeugen sucht, anstatt zu zwingen. Galt es aber, das Unrecht und dessen Träger zu geißeln, so fehlte es ihm nie an schneidiger Schärfe, an vernichtender Kritik.

Geib's politische Thätigkeit ist allen aufgeklärten Männern des Volks in Deutschland und über dessen Grenzen weit hinaus bekannt. Er hatte ein thatenreiches Leben, eine eifrige Wirksamkeit in Wort und Schrift hinter sich, trotzdem er so früh von uns scheiden mußte. Wir glauben daher, die Gelegenheit heute nicht vorüber gehen lassen zu dürfen, an die Redaktion des Sozialdemokrat" die Aufforderung zu richten, sich mit den Genossen Auer, Bebel, Liebknecht, Hasenklever u. s. w. in Verbindung zu setzen, um die zahlreichen Zeitungsartikel, Reden, Ge­dichte u. s. w. Geib's zu sammeln, und sie alsdann gesichtet als Geib's Werke im Druck herauszugeben, als Vermächtniß unseres großen Todten und zum Andenken an denselben.

Wie sehr Geib vom arbeitenden Volke geliebt wurde, bewies am besten die Thatsache, daß an seinem Beerdigungstage, Sonntag, den 3. August 1879, mindestens 30,000 Arbeiter geschlossen seinem Sarge folgten. Und am 1. August d. J. trat klar zu Tage, daß die Arbeiter, die in der Heimath gebliebenen, wie auch diejenigen, welche durch das infame Ausnahmegesetz von Weib und Kindern hinweg jenseits des Oceans getrieben wurden, ihren August Geib nicht vergessen haben und nicht vergessen werden.

Mit dem Schlage 51%, Uhr Morgens wurden am 1. Auguft in wenigen Minuten drei, zwei und einen halben Fuß im Durchmesser große Lorbeer­fränze mit blutrothen Schleifen an drei zu diesem Zwecke angefertigten zehn Fuß langen Blumenstangen auf das Grab Geib's befestigt; in der Mitte, mit mächtig langer rother Schleife, der von den Parteigenossen Hamburg's und Umgegend gewidmete Lorbeerkranz, während an den Lorbeerkränzen zur rechten und linken Seite die imposanten, von den deutschen Sozialisten Newyork's und Chicago's gewidmeten blutrothen Schleifen flatterten.

Diesen drei großen Kränzen folgten acht weitere, ca. zwei Fuß im Durchmesser haltende Lorbeerkränze, gleichfalls mit prachtvollen rothen Schleifen, die an den unteren Enden der Blumenstangen und an dem Grabstein des Verstorbenen befestigt wurden. Um 6 Uhr war das Grab bereits ein einziger Blumen- und Schleifenschmuck. Kleinere Kränze suchte man auf allerlei Art am Grabe zu befestigen. Von Männern, die man nie gekannt, wurden die herrlichsten Kränze stillschweigend auf das Grab niedergelegt. Hunderte von Menschen hatten bereits Morgens 7 Uhr das Grab unseres braven Vorkämpfers besucht, während den ganzen Tag über eine förmliche Wanderung nach dem Grabe stattfand. Gegen 11 Uhr Morgens ließ die Gattin des Verstorbenen, die schon in der Frühe um 6 Uhr das Grab besucht hatte, auf Anrathen einiger Freunde die großen Schleifen von den Lorbeerkränzen trennen, um sie zum Andenken an ihren Mann aufzubewahren. Indeß kann man sagen, daß der Belagerungs­zustand bis jetzt über das Grab Auguft Geib's noch nicht verhängt wor den ist. Konstabler patrouillirten längs der Chauffee, an deren Grenze Geib begraben liegt, ruhig auf und nieder und betrachteten erstaunt das reichgeschmückte Blumengrab.

Als Hamburg 1870 in Belagerungszustand erklärt wurde, ließ der preußische Gouverneur Vogel von Faltenstein auf Grund einer Annonce im Leipziger Volksstaat" Geib als Staatsverbrecher verhaften und nach Lözen an die russische Grenze schleppen. Da man aber Geib in feiner Beziehung eines Verbrechens überführen konnte, so legte sich der Hamburgische Senat in's Mittel und reklamirte seinen Hanseatischen Bürger, worauf Geib im Dezember 1870 wieder in Freiheit gesetzt wurde. Wäre Geib nicht gestorben, dann wäre er mit der Erste gewesen, der, als 1880 der Belagerungszustand über Hamburg und Umgegend verhängt wurde, ausgewiesen worden wäre.

Der Hamburgische Senat, der seit 1870 sich zum gehorsamen Diener des schmutzigen Geizhalfes, zum ergebenen Helfershelfer des schuftigen Landjunkers Bismarck degradirt hat, hätte Geib diesmal vor der Aus­weisung nicht geschützt, nachdem er überhaupt schon so tief gesunken ist, auf Befehl von Berlin durchaus unbescholtene Männer aus ihrer Vaterstadt von Weib und Kindern ausweisen zu müssen. Es ist heute nicht unsere Absicht, die Handlungsweise des Senates zu kritisiren, wir werden das ein anderes Mal und bei passenderer Gelegenheit besorgen; heute wollen wir nur wiederholen, was am 1. August Tausende und Abertausende von Proletariern in Hamburg fühlten und durch festen Händedryck am Grabe Geib's sich mittheilten und gelobten. Mag man uns noch so wüthend verfolgen, mag man uns noch so gewaltsam unter­drücken, nimmer wird es uns gelingen, unsere Ueberzeugung aus unseren Herzen zu reißen, nimmer wird man uns den Glauben an einen Sieg des Rechtes über das Unrecht, der Freiheit über die Unterdrückung, der Arbeit über die Ausbeutung rauben können. Aber so wahr es ist, daß Druck stets Gegendruck erzeugt, so wahr ist es auch, daß ein Volt, das die politische Knechtschaft jahrelang willig erträgt, schließlich demoralisirt und zum Sklavenvolk herabfinkt.

Seien wir daher unermüdlich, laffet uns die trägen und wankelmüthi­gen Arbeiter zum Kampfe anspornen und raftlos neue Streiter für unsere gerechte Sache, für die Sache der darbenden Menschheit, zu gewinnen

suchen. Lassen wir uns die besten unserer Todten als leuchtendes Beispiel dienen!

Ehre unseren im Kampfe gefallenen Streitern!

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Nachfolgend laffen wir hiermit die Inschriften der an den verschiedenen Lorbeerkränzen befestigten Schleifen folgen:

Die Parteigenoffen von Hamburg , Altona , Ottensen , Wandsbeck und Harburg : Dem Andenken ihres August Geib: Im Harren und Krieg,

Jm Sturz und Sieg, Bewußt und klar,

So wirkt er fort

In unserer Schaar.

Von den in New- York weilenden Genossen aus Hamburg , Altona , Ottensen und Wandsbeck:

Ihrem August Geib gewidmet:

Alles nur in Allem:

Er war ein Mann!

Die deutschen Sozialisten Chicago's ihrem verstorbenen Kampfgenossen August Geib am 1. Auguft 1882: Sein Leib ist todt,

Sein Geist lebt fort!

Wir können die gold'nen Früchte am Baume der Gesellschaft nicht erreichen, weil die Schlange der Reaktion um denselben ge­wunden ist. Wir müssen ihn also fällen! August Geib. Von persönlichen Freunden des verstorbenen August Geib wurden zwei prachtvolle Lorbeerkränze auf das Grab gelegt, deren blutrothe Schleifen folgende Inschriften trugen:

I.

Memoriæ indelebili A, G. In tyrannos!*)

II.

Der Sonnenaufgang läßt sich nicht verhängen Mit Purpurmänteln und mit schwarzen Kutten. August Geib, der wahre Volksfreund,

Unverkleinert, unverdunkelt,

Leuchtet seines Namens Ehre!

Die Korbmacher Hamburgs:

Gewidmet von Korbmachern ihrem August Geib am 1. August 1882.

Er war unser!

Die Eimsbüttler Parteigenossen:

Dem Andenken ihres unvergeßlichen August Geib von Eimsbüttler Freunden gewidmet:

Sein Leben liegt faltenlos und leuchtend ausgebreitet, Kein dunkler Flecken blieb darin zurück!

Von einigen hiesigen Parteigenossen:

August Geib.

Vom Volk geliebt, vom Feind geachtet, Ein hohes Ziel, das Du errungen. Drei Schleifen hatten keine Inschriften. In zwei Lorbeerkränzen mit rothen Schleifen waren die geschriebenen Worte zu lesen:

I.

Durch das Ausnahmegesetz neu geworbene Freunde ihrem August Geib 1882.

II.

Dem Kämpfer für Freiheit und Recht. 1882.

Auch die in Bremen weilenden Hamburger Ausgewiesenen sandten L. F. einen Kranz mit entsprechender Juschrift ein.

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Wir benutzen diese Gelegenheit, die nachfolgende Korrespondenz aus Braunschweig zu veröffentlichen, die uns vor einiger Zeit, leider etwas verspätet, zugegangen ist:

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Braunschweig , im Juni.

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es war der

Am 29. Mai, dem Geburtstag unseres verstorbenen Wilhelm Bracke , war der Grabhügel und das Denkmal desselben reich geschmückt mit Kränzen, welche mit rothen und weißen Schleifen und sinnreichen Widmungen versehen waren. Von früh bis zum Abend zweite Pfingsttag zogen die Genossen mit Weib und Kind hinaus zur letzten Ruhestätte ihres nur allzufrüh dahin gegangenen Vorkämpfers. Der Denkstein, der Bracke's Grab schmückt, ist ein sammt dem Sockel 14 Fuß hoher Obelisk von weißem schwedischen Granit. Der Sockel weist auf der Vorderseite den Namen des Verstorbenen, sowie Datum des Geburts- wie Todestages desselben auf, die Rückseite enthält die Inschrift: Dem Manne des Volkes, dem Freunde der Menschheit. Den Obelisk schmückt ein wohlgetroffenes Relief Bracke's, dessen Modell ein junger Künstler, der Bildhauer Stein in Leipzig , angefertigt hat, während den Guß der hiesige Kunstgießer Pecht ausgeführt hat. Beiden darf nachgerühmt werden, daß sie sich bemüht haben, Vorzügliches zu leisten. Die Kosten des Denkmales, welches Alles in Allem 1600 Mark gekostet hat, sind folgendermaßen aufgebracht worden: 1100 Mark die hiesigen Genoffen, 400 Mark die Genossen im übrigen Deutschland , 50 Mart schickte ein Freund Bracke's.

Am Enthüllungstage des Denkmals( 29. Mai 1881) wurde die Grab­ftätte photographisch aufgenommen, und zwar von dem Photographen Meyer in Braunschweig .

Nicht ohne hohe Befriedigung werden die Genossen allerorts von den obigen Berichten Kenntniß nehmen. Die Opfer, welche da aufgewendet wurden, sind sicherlich gut angewendet worden; denn sie sind für die Ausbreitung unserer großen Sache von nicht zu unterschätzender Wirkung. Theoretisch mögen wir ja über alle Aeußerlichkeiten erhaben sein, aber wir dürfen nicht vergessen, daß wir heute eine Minderheit sind, deren Bestreben es sein muß, auf die große Masse Eindruck zu erzielen. Für uns Sozialisten, Kampfgenoffen von Brade und Geib, bedarf es weder der Kränze noch der Schleifen mit ihren Inschriften, in unsern Herzen lebt das Andenken an unsere waderen Vorkämpfer auch ohnehin fort; aber auf die große Masse wird kaum eine Demonstration nachhaltigeren Eindruck erzielen, als die, welche ihr zeigt, wie die Sozialdemo kratie ihre gefallenen Vorkämpfer zu ehren weiß.

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Sozialpolitische Rundschau.

3ürich, 16. August 1882.

Zur egyptischen Krisis. Die berühmte Konferenz in Konstanti nopel, welche die egyptische Frage lösen sollte, ist seit einigen Wochen unausgesetzt auf dem Sprunge auseinanderzulaufen, das Gescheidteste, was sie überhaupt thun kann, nachdem sie mit dem möglichsten Aufwand von Scharfsinn dafür gesorgt hat, daß diese Frage um keinen Schritt ihrer Lösung näher gebracht worden ist. 12

Es ist uns von befreundeter Seite der Vorwurf gemacht worden, wir hätten uns von unserer berechtigten Sympathie für die unterdrückten Fellahs zu weit hinreißen lassen, es sei mehr wie wahrscheinlich, daß Arabi Pascha und dessen Freunde nicht beffer seien, als die orientalischen Pascha's überhaupt. Letzteres mag richtig sein, wenngleich fast alle Be

*) Dem unauslöschlichen Andenken August Geib's. Wider die Tyrannen!

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