Blutsaugern; wer zum Schlechten bestimmt ist, findet, und ginge er bis zum Landesherrn, keine Gnade, er ist unrettbar verloren. Die liberalen Casinos und deren Verbündete sorgen dafür, auch für Verfolgung, so man fich wehrt. Selbst von der Gerichtsbehörde in Nieder- Olm  , die mir als ehrenhaft geschildert worden ist, habe ich einen Akt von Gerechtigkeit" zu erwähnen, der, nach dem Gebahren der liberalen Casinos und ihrer Beschützer zu schließen, nicht vereinzelt dastehen dürfte. og fam Letztes Frühjahr ließ sich ein Junge von 17 Jahren ein Vergehen gegen die Sittlichkeit zu Schulden kommen, wofür er zu 15 Monaten Einsperrung verurtheilt wurde, obgleich die Sache nie so weit hätte fommen können, wenn der Vater des Kindes, ein sogenannter Jasager, dem Jungen hatte eine fühlbare zurechtweisung angedeihen lassen, sowie sein Kind vor Verhätschelungen durch einen Buben besser gehütet hätte. Dasselbe Vergehen wurde dann von einem 40jährigen unverhei­ratheten Mann begangen; dieser wurde aber nicht allein freigesprochen, sondern des Kindes armer Vater erhielt außerdem 4 Tage und seine Mutter 8 Tage Gefängniß; die Verurtheilung wurde dazu noch 14 Tage lang recht auffällig veröffentlicht. is

sds

Der Arzt, welcher das Kind untersuchte, zog die armen Eltern 9 Tage lang herum, um die Sache zu vertuschen; trotzdem hat sich herausgestellt, daß demselben Gewalt angethan war. Freilich, der Sünder wie auch der Arzt find Mitglieder des liberalen Casinos in Nieder­Olm, von welchem die lange Hand eines Bergsträßers bis in die Berg­straße reicht. Der Thäter, Pumpenmacher Schwarz, gehört eher in's Narrenhaus, aber er konnte sich ja einen Advokaten kaufen. Der arme Vater des geschundenen Kindes dagegen ist rechtlos! Der Doktor, ein brutaler Nimmersatt, weiß sein Thun   und Treiben durch Verunglimpfen und Verdächtigungen zu beschönigen, sowie durch Bütteldienste gegen die armen Mitbürger, welche sich verzweifelt abmühen müssen, um ihr Leben zu fristen. Dazu verlangen solche liberalisirende Gecken noch, der arme Arbeiter solle dafür, daß man ihm die Thüre vor der Nase zuschlägt, noch hübsch sagen: ich danke!

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Das Schändlichste, was die Beamtenwirthschaft in Nieder- Olm   in obiger Sache geleistet, ist, daß nachdem die armen Leute Geld zusammen­gelegt, damit der Vater des geschändeten Kindes sich auch einen Advo­taten nehmen konnte dieser 2 Tage vor der Gerichtsverhandlung sich weigerte, ihm beizustehen. Muß unter solchen Schurkereien nicht der edelste Mensch zu Grunde gehen? Ist das christlich, ist das menschlich? Schande über solche Wortbrüchigkeit, über ein so unwürdiges Gebahren, verübt von Beamten, die das Land, dem sie dienen sollen, ausplündern und betrügen!

Wer sich bisher sträubte, einer bestimmten Partei anzugehören, der wird, wenn er nur einen Funken von Ehrgefühl in seiner Brust birgt, unwillkürlich gezwungen, sich den Sozialisten zu nähern und für sie zu wirken. Ach ja, Sozialisten wachsen in Deutschland   geradezu aus der Erde. Wer keinen Stein auf seine Mitbürger wirft, die in den Schlamm ge­zogen wurden, wer die Schurkenstreiche mißbilligt, der wird schon als Sozialist gebrandmarkt, er muß sich daran gewöhnen, als schlechtes Subjekt verfolgt zu werden, er mag sich winden wie ein Wurm, der mit unbarmherzigen Fußtritten in den Staub getreten wurde.

Aber immer lauter ertönen die Stimmen des bevorstehenden Welt­gerichts, feine Erdenmacht vermag sie mehr zum Schweigen zu bringen; die Henker des enterbten Volkes fühlen nur zu gut das Herannahen der rächenden Nemesis! Der Unwille des empörten Volkes hat schon manchen Baschastaat beseitigt, er wird auch obsiegen über die elende Gesellschaft, die es wagt, nach Bekämpfung des dämmerungssüchtigen Pfaffenthums mit Hilfe des Staates die Knechtung der Enterbten verewigen zu wollen! Ehrlose Wichte, die unter liberaler Maske ihr Gewerbe betreiben, die die Finsterniß ebensosehr lieben, als ihre ,, Besiegten" im Purpur, mögen mit diesen im Verein wohl hie und da ihre angehäufte Schande bedecken fönnen, aber niemals fönnen sie die Volksgewalt ersticken, niemals den brausenden Ruf nach Freiheit, den Nothschrei der empörten rachedürftenden Rechtlosen. Wie das Pfaffenthum seine Laren und Heiligen für sich selbst behalten mag, so mögen auch die liberalen" Freunde der Heuchelei ihr Labyrinth von politischem Schwindel für sich behalten, das Volk schreitet doch von Stufe zu Stufe höher an politischer Erkenntniß, je mehr es durch endlose Hetzereien der Pfaffen und Fachpolitiker in Verdummung gehalten werden soll. Gerade in Deutschland   ist die Hezzerei an der Tagesordnung, lassen wir uns dadurch nicht beirren! Wir werden frei sein, wenn wir uns nicht in's Schlepptau nehmen lassen von hinterliftigen Wegelagerern!

Darum Glück auf zum Völkersturme, zur Freiheit Deutschlands  !

Rustikus.

- Bielefeld  , im August. Harmonte zwischen Kapital und Arbeit. Das ist der feinklingende Satz, auf den die Herren Ausbeuter des Volkes so gerne pochen, sobald von gesetzlicher Regelung des Arbeitsverhältnisses die Rede ist; denn diese, so schreien die Herren aus Leibeskräften, sei eine ganz ungerechtfertigte Beschränkung der per­sönlichen Freiheit. Die Regelung müsse Sache freier Uebereinkunft, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer sein und bleiben, und die Gesetz­gebung habe sich durchaus nicht in dieses Verhältniß einzumischen. Harmonie zwischen Kapital und Arbeit, wie schön das doch klingt! Doch wie die Harmonie und freie Uebereinkunft von den Herren Fabrikpascha's gehandhabt wird, zeigt Folgendes:

In der hiesigen Bielefelder   Nähmaschinen Fabrik von Dürkopp und Komp., in welcher ungefähr 600 Mann arbeiten, wurde im Spätsommer 1880 durch Anschlag bekannt gemacht, daß einige Tage hindurch eine halbe Stunde früher Feierabend sei, weil es sich noch nicht lohne, Licht anzuzünden, die hierdurch versäumte Zeit werde später wieder nachgeholt. Dies dauerte jedoch kaum eine Woche, dann ging es bis 8 Uhr.( Sonst war gewöhnlich um 7 Uhr Feierabend, des Sonn­abends um 6 Uhr.) Es hätten somit schon drei Abende genügt, um das Bersäumte nachzuholen, die meisten Arbeiter waren auch der Meinung, daß es nicht länger dauern würde. Doch die Herren Fabrikanten dachten anders, denn es vergingen Wochen, Monate, und es blieb bei dem bis 8 Uhr Arbeiten. Des Sonnabends ging es gewöhnlich bis 10 Uhr, und die Herren wußten so famos zu harmoniren", daß sie die Arbeiter für die verlängerte Arbeitszeit durch Lohnabzüge entschädigten. Als alle Borstellungen von Seiten der Arbeiter auf Aufhebung der Ueberzeitarbeit nichts fruchteten, beschloß ein Theil der Arbeiter, der Sache selbst ein Ende zu machen.

Es waren die Arbeiter der Dreherei, von deren Thätigkeit es abhängt, ob die Dampfmaschinen in Betrieb sein müssen oder nicht, welche eines Abends punkt 7 Uhr alle ohne Ausnahme ihr Licht auslöschten und Feierabend machten. Dieses Vorgehen rief eine ungeheure Aufregung in der Fabrik hervor, die Harmonie und freie Uebereinkunft entpuppte fich in ihrer wahren Gestalt. Am andern Morgen wurden an die Wände des Fabrikportals große Plakate angeschlagen, deren Inhalt den mili­tärischen Kriegsartikeln auf ein Haar ähnelten. Jedes dritte Wort war Strafe. Berbannung( Entlassung) 2c., sogar das Sprechen mit einander in der Fabrik wurde mit 3 Mt. Strafe bedacht. Einige Arbeiter wur­ben sofort entlassen, weitere Entlassungen wurden vorbehalten, und die Arbeitszeit blieb bis auf Weiteres bis 8 Uhr.

Am Abend wurde alles, was an Aufpassern vorhanden war, als Meister, Techniker, Komptoirpersonal, die Fabrikanten selbst inbegriffen, in die Dreherei poftirt, um aufzupassen, wer um 7 Uhr zuerst sein Licht ausblasen werde. Und als um 7 Uhr einige Arbeiter einer andern Nähmaschinen- Fabrik vor der Dürkopp'schen Fabrit auf den Ausgang der Sache warteten, wurde auch noch, um die Harmonie zwischen Kapital und Arbeit vollständig zur Wahrheit zu machen, zur Polizeiwache geschickt. Es erschienen auch wirklich einige Polizisten, jedoch zum Einschreiten tam es nicht, denn die Arbeiter blieben bis 8 Uhr aus Furcht vor voll­ständiger Ruinirung ihrer Eristenz sie hätten hier in Bielefeld   keine Arbeit wieder bekommen.

Dieser Art freier Uebereinknnft" zufolge blieb es bei der Arbeitszeit bis 8 Uhr. Die Herren hatten mittels ihrer harmonischen" Diktatur gestegt, und bei den Arbeitern hatte der Groll tiefe Wurzeln geschlagen, auch wurde mancher Speichellecker bei dieser Gelegenheit entlarvt. Der Lackierermeister Altenloh äußerte bei dieser Gelegenheit den Fabri­kanten gegenüber die Arbeiter seien noch zu übermüthig, fie verdienten noch zu viel! Dieſem guten Rathe folgend, beuteten die Herren die gewonnene Gewalt aus, denn Lohnabzug stand von da ab auf der Tagesordnung. Den einen Lohntag wurden bei den Drehern und Freesern Lohnabzüge gemacht, den zweiten Lohntag bei den Schlossern und Justirern, den dritten bei den Tischlern und Lackierern u. s. w. und schließlich wieder bei den Ersteren angefangen. So belaufen sich die Lohn­abzüge in dieser Fabrik seit jener Zeit schon auf über 5 Proz., was bei 600 Arbeitern jeden Lohntag alle 14 Tage gewiß ein nettes Sümmchen ausmacht. Die 4 oder 5 Reitpferde, die sich diese Blutsauger seit jener

Zeit halten, geben beredtes Zeugniß davon. Die Arbeiter aber müssen sich quälen und schinden, denn arbeiten ist das nicht mehr zu nennen, und find kaum noch im Stande, einen leidlichen Taglohn zu erzielen, da sie auf Stüd arbeiten müssen und die Preise, wie schon bemerkt, sehr herab­gedrückt find.

Die Unverschämtheit dieser Herren ging sogar soweit, daß fie für die Latrinen extra einen Portier anstellen wollten, damit kein Arbeiter ohne Erlaubnißschein dorthin dürfe, und sich ja Keiner zu lange dort auf­halte. Dies war jedoch sogar der Behörde zu start, welche anführte, daß so etwas nicht einmal in Zuchthäusern Sitte sei. Der Abort befindet sich ganz gesetzwidrig unmittelbar zwischen dem Kesselhaus und dem Lackier- Ofen, doch darum bekümmert sich die Behörde nicht, obwohl sie Kenntniß davon hat.

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GIT

Um aber zu zeigen, daß sie nur dann länger arbeiten ließen, wenn es durchaus nothwendig sei(???), ordneten unsere Fabrikherren nach längerer Zeit an, daß die Arbeitszeit wieder nur bis 7 Uhr daure, jedoch nur auf wenige Wochen, dann ging es wieder bis 8 Uhr. Da hatte denn ein Arbeiter der Fabrik( Tischler) ein Gedicht verfaßt, das die Ueberschrift trug: Bescheidene Bitte. In demselben war folgende Stelle enthalten:

Den hiesigen Thierschutzverein Bitten wir recht artig und fein, Zu dem Vielen, was er geschafft, Zu widmen seine ganze Kraft Dem edelsten Thiere, dem Menschen. Ferner hieß es am Schlusse: mind

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Wenn Einer selbst zu sprechen wagte, Ihn morgen schon der Hunger plagte, Und doch ist's mehr als nur ein Thier.

Die liberal- fortschrittliche Bielefelder   Zeitung, Wächter" genannt, ver­weigerte die Aufnahme des vorstehenden Gedichts, denn die Herren Dürkopp und Komp. sind eben selbst liberal.

Dafür brachte es die konservative ,, Neue Westphälische Volkszeitung", und schrieb noch einen Artikel dazu, worin sie die Fabrikanten vor all­zustarker(!) Ausbeutung der Arbeitskraft warnte, sie sollten dem Arbeiter wenigftens den Sonntag laffen,( ein großer Theil der Arbeiter muß in der Fabrik fast jeden Sonntag Vormittag arbeiten), damit die Arbeiter wenigstens dem Gottesdienst beiwohnen können.( Welche menschenfreund­lichen Motive!) omid

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Der betreffende Arbeiter wurde am folgenden Morgen, nachdem die Nummer der Neuen Westphälischen Volkszeitung" mit dem erwähnten Gedicht erschienen, auf's Fabrit Komptoir gerufen und ihm erklärt, daß er entlassen sei und die Fabrit sofort zu verlassen habe. 3war wurde ihm für 14 Tage der Lohn ausbezahlt, dann aber wurde er hinausgejagt. Dabei war der betreffende Arbeiter nicht einmal Sozialdemokrat, sondern Parteigenosse der Herren Fabrikanten, nämlich liberal- fortschrittlich, und das fragliche Gedicht, wenn dasselbe überhaupt den Namen Gedicht verdient, eine so bescheidene Bitte und so harmlos wie nur etwas und die Antwort war ein Fußtritt!*)

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Die Fabrikanten hatten sich durch diese Entlassung gründlich blamirt, diese Scharte mußte also wieder ausgewegt werden, denn Harmonie zwischen Kapital und Arbeit trotz alledem und alledem. Und um vor den Augen der Welt diese Harmonie zu retten und recht einleuchtend kund zu thun, wurde auf indirektes Schüren der Fabrikanten von den Arbeitern ein Ball arrangirt, wozu die Herren Fabrikanten huldvollst 300 Mt. hergaben um der Welt zu zeigen, daß sie für ihre Arbeiter auch etwas übrig hätten. Auf dem Ball(?) mußten die Arbeiter gewiß die meisten mit bitterem Widerwillen in das von einigen Speichelleckern ausgebrachte Hoch auf die Herren und die Firma einstimmen, um nicht arbeitslos zu werden, und mit hungrigen Magen zum Ergötzen der Herren herumtanzen. Und um die Arbeiter vollends von der Milde und Güte der Herren zu überzeugen, erhielten die Ersteren je eine Flasche Wein gratis. Als einige Tage zuvor eine Betheiligungsliste in der Fabrik zirkulirte, wurde den Arbeitern, welche den Ball nicht mitmachen wollten, nicht undeutlich zu verstehen gegeben, daß sie alsdann dafür gezwiebelt würden. Ein großer Theil wird sicher mit schwerem Herzen zum Ball gegangen sein, während mehrere Arbeiter, welche den Ball dennoch nicht mitmachten, in der Ballnacht d n Dampffeffel reinigen mußten!! Doch die Harmonie zwischen Kapital und Arbeit war gerettet. Und das Leiborgan der hiesigen Fabrikanten, die Bielefelder Zeitung Wächter", welche die Auf­nahme des vorerwähnten Gedichtes verweigert hatte, nahm von diesem Ball bereitwilligst Notiz und schilderte die Harmonie zwischen Kapital und Arbeit, welche auf demselben so recht zu Tage getreten sei, in so verherrlichender und poetischer Weise, daß es für den Unbetheiligten faft rührend war. Die von den Fabrikanten zu dem Ball beigeschossenen 300 Mart waren extra hervorgehoben, jedoch der Lohnabzüge in dieser Fabrik, welche an einem einzigen Lohntage schon an einige Tausend Mart ausmachen, wurde und wird von diesem Blatte mit feiner Silbe erwähnt( von den beiden hier erscheinenden konservativen Blättern natürlich ebenfalls nicht).

Derartige Bälle und Feste haben eben nur den Zweck, das Elend, welches eristirt, zu vertuschen und verdecken. Genug, vor den Augen der Welt war die Harmonie also gerettet, und nun konnte das alte Syftem von Neuem losgehen, was denn auch geschah. Bald nach dem erwähnten Ball bekam jeder Arbeiter, der mit Maschinenbetrieb arbeitete, von 1 bis 6 Mann zum Anlernen. Zweck war, falls den alten Arbeitern die Sache oder der Unfug denn doch zu toll würde, stets neue und ge­fügige Kräfte zur Verfügung zu haben. Dabei wurde den älteren Arbeitern eine geradezu unerhörte Verantwortung noch für Alles aufgehalft: denn was was die neu Anzulernenden verfertigten, ging auf Konto der Aelteren, was dieselben verdarben, ebenfalls; letzteres war gewiß nicht wenig. Auf diese Weise erhielten die Anzulernenden ihren Lohn von dem Lohn der älteren Arbeiter. Dazu wurde auch noch Doppelschicht eingeführt; die jüngeren Arbeiter schafften bei Tag, die älteren bei Nacht, und Alles ging auf Kosten der älteren Arbeiter, auch was bei Tage, also wo sie gar nicht da waren, gemacht, resp. verdorben wurde. Die Doppelschichtarbeit hat zwar wieder aufgehört, doch das vorerwähnte System besteht noch fort. Die Fabrit wird jetzt noch vergrößert, und find zu diesem Zwecke einige zwanzig Maurer eingestellt worden.

Auch den Maurern wurde bald bekannt gegeben, daß sie bis Abends 8 Uhr zu arbeiten hätten. Dieselben zogen jedoch vor, die Arbeit einzu­stellen, bis auf vier Mann, welche damit beschäftigt waren, an der einen Außenseite der Fabrit eine Mauer aufzurichten. Als nun am Abend diejenigen Maurer, welche die Arbeit eingestellt hatten, ihre Kollegen, welche weiter arbeiteten, darüber zur Rede stellten, schlich der Fabrikant Dürkopp tazenartig in das an der Fabrikseite befindliche Gebüsch, um die Maurer zu belauschen; auch wurde heimlich zur Polizei geschickt. Zum polizeilichen Einschreiten kam es jedoch nicht.

Den vorgenannten Herren würdig zur Seite stehen die Herren der Näh­maschinen- Fabrit Schmidt und Hengstenberg. Diese Herren erklärten vor einiger Zeit einer Arbeiter- Deputation aus der Fabrit, welche den Herren Fabrikanten wegen Lohnabzitgen Vorstellungen machen wollte: Mit Komplotts geben wir uns nicht ab." Eine Arbeiter­Deputation ist eben ein gefährliches Komplott.

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Die Herren dieser beiden vorgenannten Firmen haben nun miteinander ein Bündniß abgeschlossen, wonach keiner derselben einen Arbeiter aus der Fabrik der Anderen annimmt, wenn dieser von den Fabrikherren, bei denen er zuletzt gearbeitet hat, nicht eine Bescheinigung bringt, daß dieselben nichts dagegen einzuwenden haben, wenn er in der andern Fabrik in Arbeit genommen wird. Einen solchen Schein bekommt der Arbeiter natürlich nicht, und so muß er drei Monate außer Arbeit gewesen sein, ehe er wieder Arbeit erhalten kann. Die dreimonatliche Hungerkur hat den Arbeiter dann mürbe und gefügig gemacht. Ausnahmen finden nur

*) Den betreffenden Arbeiter haben übrigens keineswegs grade edle Motive zur Verfassung und Veröffentlichung des fraglichen Gedichtes veranlaßt. Derselbe war in früheren Jahren hier mit Hauptwortführer, wobei er im Stillen unserer Sache entgegen gearbeitet hat. Dann ver­schwand er und kehrte vor ungefähr einem Jahr, nachdem er sich auch anderwärts abgewirthschaftet hatte, zurück und suchte nun auf alle mögliche Art sich wieder populär zu machen, oder besser eine Rolle zu spielen, denn er hatte sich schon vorher mit seinem Gedicht breit gemacht und herumgeprahlt. Auch suchte er sich bei unseren Genossen einzu­schmeicheln, wobei er sich den Anschein giebt, als sei er Parteigenosse und stehe mit mehreren auswärtigen bekannten Genossen in Verbindung. Mögen daher diejenigen Genossen, die denselben noch nicht genau tennen, ihm gegenüber vorsichtig sein und ihm nicht mehr mittheilen, wie jeder Gegner wissen darf.

dann statt, wenn die Herren den betreffenden Arbeiter gerade nothwendig brauchen. Ob noch mehrere hiesige Fabrikanten diesem sauberen Bündniß, welches wohl eher den Namen Komplott verdient, angehören, konnte ich noch nicht erfahren.

Die im Nähmaschinenfach thätigen Arbeiter allerorts mögen sich da­her die beiden vorgenannten Firmen merken, und sich erst gehörig besinnen, ehe sie einem etwaigen Rufe nach hier folgen. Denn die Herren Dür­topp und Komp. gedenken, sobald die Fabrikvergrößerung vollendet ist, mindestens 1000 Mann zu beschäftigen, und sie werden alsdann wohl Nähmaschinen- Arbeiter durch Inserate in auswärtigen Blättern unter den schönsten Versprechungen nach hier zu locken suchen. Also aufgepaßt! Die Namen der beiden Firmen find folgende: Bielefelder   Nähmaschinen- Fabrik von Dürkopp& Komp.

und

Bielefelder   Nähmaschinen- Fabrik von Schmidt& Hengstenberg. um derartige Bündnisse, wie das obenerwähnte Fabrikanten- Bündniß, darf sich nach der Meinung der Herren keine Polizei oder Behörde fümmern, noch sich darin einmischen; das muß eben Sache freier Ueber­einkunft sein, und der Arbeiter hat das Recht, aus freier Uebereinkunft zu verhungern. Nur wenn sich einige Arbeiter einigen, um derartigen Schuftereien, wie die vorerwähnten, entgegenzutreten, hat die freie Ueber­einkunft bei den Herren fofort ihr Ende erreicht und es heißt bei diesen Freiheitshelden: Bolizei her!

Was hat nun aber der Arbeiter solcher Schandwirthschaft gegenüber zu thun? Die beste Antwort ist: schließt Euch den Reihen der wahren Kämpfer für die Volkssache an, tretet ein in die Reihen der Sozial­demokratie! Unsere Losung sei und bleibe: Nieder mit der Ausbeutung und Knechtschaft in jeder Gestalt! Es lebe die internationale Völker­verbrüderung! Hoch die Sozialdemokratie!

Das Halten und Lesen unseres Parteiorgans, des Sozialdemokrat", sei Pflicht und Ehrensache aller Parteigenossen, jeder mache es sich zur Pflicht, für Verbreitung desselben nach Kräften Sorge zu tragen. D. Ueber den Stand der Bewegung ein andermal.

Briefkasten

der Redaktion: Korrespondenzen aus Berlin  , Dresden   und dem 6. sächsischen Wahlkreis in nächster Nummer.

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der Expedition. V. d. Gen. in Jeßnizz: Mt. 4, d. Ufds. u. Mt. 3, d. r.+ dkd. zugew. Morgenroth: Nachr. v. 28/8 mit 25 Cts. Strasporto eingetr., da mit nur 5 fr. frankirt, statt mit 10 fr. Agricola: Nachr. v. 29/8 durch H. erh. Das Weitere erwartend. O. P.   Grandson: Fr. 4, Ab. f. 2 Expl. Sept.- Ende Nov. erh. ,, Unversöhnlicher": Alles eingetroffen. Großer Stoff­andrang. Roland: Zur Hälfte an kompetente Stelle gewiesen, da diesbezügl. bestimmte Vorschr. bindet. Rother M. St. S.: Alles wurde rechtzeitig abgesandt, auch Ersatz. Judeß, wo Alles stiehlt, kanns Karl Werner: Nachr. v. 1/9 eingetr. u. Habsburg   auch nicht lassen! vorgem.-esca-: Mt. 60,20 Ab. 3. Qu. 2. Dflr. 2c. erh. Alles wohl. Gruß! aber Ferd.: Bf. v. 3. ds. am 5. erh. C. schweigt, leider kein Gold. Weiteres erwartet. Bf. folgt. Cognac: Fr. 2,50 Ab. Sept., Okt., Nov. erh. R- 100- ph.: Mt. 100,- Ab. 1. Qu. erh. Ahasverus: Das Lied", das dich so tief ergriffen", ward. näher euch, als uns gepfiffen. Der Esel" heißt,(- jest weiß ich s besser,) in eurer Heimath sonst Professer". P. a. a. a.: Mt. 1, Ab. Sept. u. Mt. 1,- p. Agfds. dkd. erh. Bf. c. abgg. A. d. Eider: Mt. 85,50 Ab. 3. Qu. u. Schft. erh. Weiteres folgt nach Wunsch. Stockholm  : Fr. 30,- à Cto. Schft. erh. W. S. W'thr.: Fr. 6,60 à Cto. Schft. durch K. erh. R. Mte. Buenos- Aires: Fr. 301,80 f. Ab. 3. Qu. zc. Schft. u. beide Bfe. erh. Wird Alles nach Kräften besorgt werden. Hannibal  : Mt. 35,- auf altes Cto. erh. Th. 2. V.: Mt. 2, Ab. 3. Qu. erh. H. F. Stäfa  : Fr. 1, f. Schft. erh.

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D. F. Anvers.: Fr. 7,60 Ab. 3. Qu. erh. Esp. 3. Fr.-, 45 f. Schft. erh. Mercurius G. i. B.: Mt. 3, Ab. 4. Qu. erh. Adr. notirt. Pommer u. Gen. Limeira: 10 Millreis à Cto. Ab. erh. Grüße an d. Gen. im 18. sächs. Wahlkreis sind hiermit bestens besorgt u. erwiedert. Abrechng. folgt. Efld.: Fr. 18, à Cto. eingetr. Bf. erwartet.

Anzeigen.

Bei uns ist erschienen und kann durch uns und die Expedition des " Sozialdemokrat" bezogen werden:

Die soziale Baukunſt

oder

Gründe und Mittel für den Umfturz und Wiederaufbau der sgesellschaftlichen Verhältnisse.

Von

J. Alois Petzler.

Dieses für das Studium und die Lösung der sozialen Frage wichtige Werk ist im Verlage der Volksbuchhandlung zu Hottingen  - Zürich  , so­wohl in Einzelfieferungen als auch gebunden in zwei Bänden erschienen. Preis: 50 Cts. das Heft.

Preis pro Band, brochirt In Ganzleinwand

Fr. 4.

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5.50 5.

In Halbleinwand gebunden Der Reinertrag ist für die Opfer des Sozialisten­gesetzes bestimmt.

Volksbuchhandlung.

Abonnements- Einladung.

Mit Nr. 40 beginnt ein neues Quartalsabonnement auf den ,, Sozialdemokrat" Wir ersuchen unsere Leser, ihr Abonnement rechtzeitig zu erneuern, sowie für Gemin­nung neuer Abonnenten unabläffig thätig zu sein. Weder das Abonnement auf den ,, Sozialdemokrat" noch das Empfehlen desselben ist in Deutschland  ftrafbar, sondern lediglich die direkte Verbreitung.

Es ist deshalb Pflicht wie Interesse jedes Parteigen offen, aufs eifrigste für die Berbreitung des Sozialdemokrat ju wirten. Da der Sozialdemokrat" in Deutschland   bekanntlich auf Grund des Ausnahmegesezes verboten ist, so muß die Verbreitung selbstverständlich mit größter Boricht geschehen; lettere angewandt, ist die Sache übrigens durchaus ungefährlich und leicht ausführbar. Das bloße Abonnement ohne Weitervers breitung ist gesetzlich erlaubt.

Der Sozialdemokrat wurde vom letzten Parteifongreß einstimmig jum einzigen offiziellen Organ der sozialistischen   Arbeiterpartei Deutsch  

lands erklärt.

Der vorauszahlbare Abonnementspreis des Sozialdem." beträgt viertelji. für Deutschland   und Desterreich 3 Mart( 1 fl. 70 fr.), wofür das Blatt wöchentlich als verfchloffener Brief verfandt wird; für die Schweiz   2 Fr., für alle übrigen Länder des Weltpoftvereins 2. Fr. 50 Gts.( unter Band). Diefer Preis tann indessen, namentlich in Deutschland  , bedeutend ermäßigt werden, wenn sich die Genossen eines Ortes jum Wenn underdächtige Empfangs­Bezug im Großen bereinigen. adressen gewählt werden und damit stets gewechselt wird, wenn ferner die geheime Vertheilung an die abonnirten Genoffen vorsichtig geschieht dann ist die Gefahr der Entdedung beim Gesammtbezug weit geringer wie bei den Brieffendungen.

Bis zu 16 Exemplaren tönnen in Doppelbrief übermittelt werden; bei größeren Be stellungen ist die Zusendung in Badet vorzuziehen. Bei Bezug von zehn Exemplaren an ist der Preis per Quartal auf M. 1. 80. franto ins Haus festgefekt, und ist der Betrag monatlich mit 60 Pf. im Voraus einzusenden. Sämmtliche Sendungen werden gut verpadt, nicht in der Schweiz  , sondern in Deutschland   aufgegeben. Briefmarten aller Länder werden für voll angenommen; größere Beiträge in Papier  . geld mittelst eingeschriebenem Brief oder Post- Einzahlung.

Da nicht unbedeutende Kosten durch ungenügendes Frantiren entstehen, so machen wir darauf aufmerksam, daß einfache Briefe( bis 15 Gramm) nach der Schweiz   20 Pfg.. resp. 10 Kreuzer 3. W. toften, bei schwereren Briefen je 15 Gramm weitere 20 Pig.. refp. 10 Kreuzer.

Man wende fich bei Einzelbestellungen an die Expedition, Hottingen  - Zürich  , bei gemeinsamem Abonnement und um Aufschlüsse an die bekannten Agenten in Deutschland  , oder an die Unterzeichneten durch Bermittlung in der Schweiz   oder jonst im Ausland lebender Freunde.

Ronatliche Borausbezahlung des Abonnementspreises an unsere Ber trauensmänner und Filialeverwalter ist unerläßlich! Parteigenoffen! Sammelt Euch um Eure Fahne und benützt die Euch gegebene Waffe mit Eifer und Geschick; jeib rührig und thut Eure Pflicht!

Redaktion und Expedition des Sozialdemokrat".

Echweizerische Genossenschaftsbuchdruderei Hottingen  - Zürich  .