in Brünn zusammengetreten und scheint einen sehr guten Verlauf zu nehmen. Die Zahl der Delegirten wird auf einige 40 angegeben. Ein Bersuch der Anarchisten, den Kongreß zu sprengen, mißlang. In nächster Nummer ausführlicher darüber.
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Rußland . Aus einem dem„ Revolté" zur Verfügung gestellten Privatbriefe aus Sibirien entnehmen wir folgende ergreifende Mittheilung: Zweifelsohne wissen Sie schon, daß es Myschkin , Jourkowski, Dikowski, Bolomeze, Chroustchoff und, wenn ich nicht irre, auch Tichanoff gelungen war, fich der Zwangsarbeit durch die Flucht zu entziehen. Nach den neuesten Nachrichten, die wir erhalten, find die fünf Erstgenannten leider gefaßt worden. Ihre Flucht hatte eine Maßregel zur Folge, so unwürdig, daß man sie nicht genug geißeln kann. Um sich für die Kosten der Verfolgung der Entflohenen schadlos zu halten, hat die Behörde die Kleidung, das Geld und die Bücher der übrigen zurückgeblie benen Gefangenen tonfiszirt. Die Letzteren beantworteten diese Maßregel ihrer Henker mit einer Hungerrevolte, d. h. fie verweigerten sämmtlich, Nahrung zu sich zu nehmen. Um sie zur Unterwerfung zu zwingen, stürzten sich die rohen Kerkermeister auf die " Hungerrebellen" und mißhandelten sie, bei welcher schenßlichen Rohheit sich besonders die Kosacken auszeichneten. Im Gefängniß von Irkutst wurde Legky, der aus Charkow wegen der Sytianko- Affäre deportirt worden war, bei Nacht aufgehängt und zwar mit raffinirter Barbarei. Sein Verbrechen bestand in einem Fluchtversuch; nach Verlauf von zwei Wochen aufgegriffen, wurde er im Gefängniß mit so ausgesuchter Grausamkeit mißhandelt, daß er sich eines Tages zur Wehre setzte und in der Vertheidigung seinen Beiniger tödtete.
Stschedrin hat man mit Ketten an einen Karren gefesselt, den er Tag und Nacht mit sich herumziehen muß.
Jm Distrikt von Kerensk hat der Chef der Lokalpolizei einem politischen Gefangenen 100 Ruthenftreiche geben lassen, unter dem Vorwand, daß er beim Distriktsvorsteher Geld gestohlen habe.
Ich glaube nicht, daß man in der Welt Leute von so verhärtetem Gemüth finden wird, daß sie beim Hören solcher Nachrichten ruhig bleiben können."
Darf uns unter solchen Umständen die Nachricht von der Ermordung des Gouverneurs von Ostsibirien durch einen politischen Gefangenen Wunder nehmen? Mögen die Anhänger der zarischen Ordnung über den Tod eines Henkers greinen, wir wissen, wem wir unser Mitleid schulden.
- Lebendig begraben. Ueber das Schicksal des großen russischen Denkers Tschernyschewsky lesen wir in dem in Genf erscheinenden liberal- revolutionären„ Baltischen Föderalist":
" Oft hat sich das Gerücht vom Tode Tschernyschewsky's verbreitet, wir sind in der angenehmen Lage dasselbe widerlegen zu können auf Grundlage einer Korrespondenz aus Sibirien , welche wir hiermit den Lesern mittheilen*): In diesem strengen Klima und traurigen Gegenden Oft- Sibiriens weilt Tschernyschewsky noch bis heute.„ Die strahlende Leuchte der geächteten Wissenschaft" verkümmert hier in den Schneemassen von Jakutsk , einsam und obdachlos, abgeschnitten von aller Welt, die ihn zu begreifen fähig wäre. Er lebt in Kolym st, einem sehr tleinen Städtchen von einigen hundert Einwohnern. Die gebildete" Gesellschaft beschränkt sich auf den Geistlichen und etwa zwei oder drei Beamte. Wegen des Mangels einer Wohnung in der Stadt lebt Tschernyschewsky in einem Zimmer bei der Polizei, was übrigens auch zur Bewachung bequemer ist, welche noch sehr streng ist. Während des Tages hat Tschernyschewsky das Recht, in der Stadt zu spazieren, zur Nacht muß er jedoch in's Haus zurückkommen. Wissenschaftliche Arbeit ist ihm fast unmöglich, da er gar keine Hülfsmittel, Bücher u. s. w. bei sich hat. Außerdem ist ihm streng verboten, in Zeitungen oder Journale zu schreiben. Einmal versuchte er irgendwohin einen Aufsatz zu schicken, der Gouverneur hielt denselben indessen zurück. Nichtsdestoweniger schreibt Tschernyschewsky fleißig irgendwaser schreibt und verbrennt alles Aufgezeichnete.
" Ich weiß nicht, was das bedeutet und welches Drama sich hinter dieser furchtbaren Selbstverbrennung verbirgt. Mit mehr Freiheit betreibt Tschernyschewsky physische Arbeit. Zu seiner Verfügung steht ein Garten, in welchem er verschiedene Versuche für Verbesserung der hiefigen Gewächse anstellt. Unlängst drainirte er seinen Garten, da der Boden hier außerordentlich sumpfig ist; er lebt das ganze Jahr von den Erzeugnissen seiner Arbeit: Gemüse u. s. w. Er lebt arm, vollständig asketisch, so daß er nicht einmal das ihm von der Krone überlassene Geld verbraucht, von welchem er sich 120 Rubel erspart hat, die bei dem Polizeibeamten aufbewahrt werden.
,, Die Gesundheit Tschernyschewsky's soll sehr schlecht sein, er ist alt und hinfällig geworden. In der Stadt genießt er die allgemeine Achtung und die Bevölkerung hält ihn sogar für heilig; natürlich kommt das nicht daher, daß irgend Jemand seine wissenschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung begreift, man verehrt ihn einfach wegen seines Verstandes, wegen seiner seltenen Humanität, wegen seinem wahrhaft heiligen Leben und wegen der Festigkeit, mit welcher er sein schweres Kreuz trägt."
Dies das Schicksal eines Mannes, der im Jahre 1864 wegen der Tendenz seiner Gesammtschriften zu vierzehnjähriger Straarbeit verurtheilt worden war.
*) Jm 2. Hefte der von der Terroristenpartei veröffentlichten Flugschrift In der Heimath"( ruff.) p. 70. London 1882.
sarteigenossen! Bergeßt der Verfolgten
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und Gemaßregelten nicht!
Korrespondenzen.
Nowawes , 8. Oktober. Ich muß heute meinen Bericht mit der traurigen Nachricht eröffnen, daß wir einen jungen Genossen, Adolf Kiepert, durch den Tod verloren haben; er starb an der Brustwaffersucht, welche ihn in dem Alter von 23 Jahren schnell und unerwartet hinwegraffte. Der Turnverein, dem er angehörte und in welchem er sich unter den Mitgliedern sehr beliebt gemacht hatte, trug ihn zu Grabe. Das Begräbniß fand natürlich ohne ,, Schwarzkittel" statt. Ehre seinem Andenken!
Unser Genosse Studenbrut, welcher einen Brief an den Landrath Handjery geschrieben haben sollte, woriu unser guter Kaiser" beleidigt und die Regierung aufgefordert wurde, bessere Wege einzuschlagen, wenn sie noch länger leben wollten, hat vom Gericht ein Schreiben erhalten, worin ihm mitgetheilt wurde, daß die Untersuchung gegen ihn eingestellt sei, weil seine Handschrift mit derjenigen des Briefes nicht identisch ist.
Suchet, so werdet Ihr finden!
R- a.
- Chemnik, im September. Endlich läßt nach den letzten großen Wahlschlachten auch die hochburg, aber nicht die vou anno 78, Vopel'schen Angedenkens, wieder etwas von sich hören. Alles in Allem haben unsere lieben Freunde, die Feinde, immer noch das alte Wort: Nichts gelernt und nichts vergessen! an sich bewährt. Wer z. B. die hiesigen politischen Kämpfe seit drei Jahren beobachtet hat, der mußte vor allen Dingen wissen, daß auch bei den Besiegten, namentlich da es Sozialdemokraten sind, noch eine Messerspitze Gefühl steckt. Unsere hiesige Ausbeuter- und Polizeisippe aber hat bis vor Jahresfrist sich benommen, als ob sie es mit Waschlappen zu thun hätte.
Doch nun zur Sache. Vor allen Dingen gelobte auch die alte Garde, die Partei nach stattgehabtem Wahlkampf nicht nur im engeren Kreise, sondern auch nach Außen hin wieder tlichtig zu bekräftigen, was uns bis jetzt auch gelungen ist. Wir sind glatt, und der Tanz könnte unsert
wegen jeden Tag wieder losgehen. Die Hauptsorge um unsere gesunde Weiterentwicklung bekundet die hiesige Polizei Siebdrath und seine Helfershelfer bleiben eben die Alten.
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So war beispielsweise vorigen Winter Genosse Vollmar eines Sonntags Abends in unserer Mitte, wir waren ungefähr 100 Mann beisammen; es dauerte aber höchstens zehn Minuten, da erschienen un gefähr ein Dutzend Polizeibanditen oder Wächter der 29 Paragraphen des Gesetzes der gemeinnützigen Bestrebungen der Sozialdemokratie in Hut und Blechspitze. Selbigen Abend gings urgemüthlich zu, wir machten allerhand Scherze, und die lieben Spizel fielen darauf hinein, namentlich war es unser Oberspitzel, genannt Wurst Bedert, welcher schließlich in seiner Wuth einen mitanwesenden Berliner Ausgewiesenen aus unsrer Mitte riß. Nach höchstens zehn Minuten war der Betreffende übrigens wieder bei uns. Da ich gerade bei unserem Wachtmeister Beckert, seines Zeichens ein verbummelter Webergeselle, bin, so will ich bemerken, daß genanntes Genie von uns wie eine Drathpuppe dirigirt wird; wo wir ihn nicht brauchen, da wiffen wir uns seine angenehme Gesellschaft fernzuhalten, soll er uns dann finden, so suchen wir ihn und seine Garde fast lauter verbummelte Genies auf.
Was die Arbeiterverhältnisse hierorts anbelangt, so gehen die Geschäfte im Allgemeinen wieder etwas flotter, was freilich eine Erhöhung des Arbeitslohnes noch nicht nach sich gezogen hat. In der Ausbeutung der Arbeiter überbieten sich unsere Fabrikpascha's gegenseitig, was nicht zu verwundern ist, wenn man bedenkt, wie leicht ihnen das gemacht wird. Die größeren Fabriken arbeiten jest wieder Tag und Nacht, bis in die Millionen hinein wird überproduzirt, die Leistungen der Arbeiter müssen mit der Erhöhung der Dividende immer gleichen Schritt halten, und das Ende vom Lied wird sein: der große, große Krach!
Hoffentlich kracht's da einmal ordentlich, und zwar so, daß allen unseren Krähwinklern die Michelsmüze auf dem Kopfe kracht. Zu wünschen wäre nur, daß dann verschiedenen Herren der Kopf gründlich gewaschen
würde.
Unter den hiesigen Arbeitern hat eine Erbitterung Platz gegriffen, die nur der kennen kann, der täglich mitten drinnen steht; manch ferniger Fluch rollt über die Lippen, der mehr als seine Berechtigung hat. Den Chemnitzer Arbeitern scheint wenigstens der gesunde Sinn von früheren Zeiten nicht abhanden gekommen zu sein; der momentane Schreck des Ausnahmegesetzes hat schon lange seine Wirkung verloren, was uns nur recht sein kann, denn wir sind jetzt gerade dabei, wahre Soldaten der Cornac. Revolution zu werden.
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Aus dem Wahlkreise Annaberg ( Sachsen ), Anfangs Oktober. Was die Parteiverhältnisse in unserem Reviere anbelangt, so fönnen wir immerhin zufrieden sein, wenn wir auch noch nicht in der Lage waren, das Parteiorgan in zufriedenstellender Abonnentenzahl einführen zu können. Wir hoffen indeß, daß die älteren und wackeren Genoffen das ihrige dazu beitragen werden, um dem„ Sozialdemokrat" mehr und neue Abonnenten zuzuführen.
Erfreut haben wir uns einmal recht herzlich an einem der letzten Sonntage, indem eine Anzahl Genossen aus der Umgegend zusammentrafen und zum ersten Male nach dem Ausnahmegesetze die Parteiverhältnisse besprachen, sowie auch gelobten, Alles aufzubieten und einzusetzen, um unser Ziel recht bald zu erreichen. In unserer Mitte befand sich auch ein Genosse, welcher dem verruchten Ausnahmegesetz zum Opfer gefallen war, d. h. ein Ausgewiesener.
Es ist nicht zu schildern, welcher Grimm und Haß im Herzen Platz greift, wenn man einen Menschen, einen noch nie gekannten und gesehenen Genossen heimathlos umherirren sehen muß, welcher nicht im Interesse seiner selbst, sondern im Interesse des getretenen Volkes ſeine Existenz auf's Spiel setzte und noch setzt und auch nicht ablassen wird, es ferner zu thun. Nun, dieser Genosse kann auch versichert sein, daß wir seiner ftets gedenken, wir wünschen nur, denselben recht bald wieder einmal in unserer Mitte zu haben. Es ist auch sehr vonnöthen, daß hin und wieder ein tüchtiger Genosse hierherkommt, damit in unserem Gebirge Propaganda gemacht werde, denn es gibt in unserem Wahlkreise Orte, wo noch kein Lichtstrahl der modernen Erkenntniß gedrungen ist, Orte, in denen noch eine geistige Nacht sondergleichen herrscht. Auch Schreiber dieses hat nur zu lange gewissen politischen und ökonomischen Wahnideen Glauben geschenkt und die Sozialdemokratie vom Hörensagen als ein raublustiges, rohes und schlechtes Gesindel beurtheilt, er wurde aber von einem vor einigen Jahren verstorbenen Achtundvierziger zu geistiger Nahrung angeregt, las die ,, Freien Glocken" von A. Specht,„ Theologie und Wissenschaft"," Entwickelung des Weltalls" u. s. w., lernte dann den Vorwärts" fennen; und ich freue mich heute, mittels zum Denken anregender Lektüre dem Morast der Lüge und Niedertracht entronnen zu sein und der einst auch von mir gehaßten Partei der Sozialdemokratie anzugehören.
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Man braucht eigentlich nur einige Blicke auf das Treiben unserer Gegner zu werfen, und schon dann müßte man Sozialdemokrat werden. Diese Gesellschaft betrachtet es als ihre Mission, das Proletariat in den Staub zu treten, und wir können von unseren Gegnern mit dem Dichter sagen:
Oder auch:
Zu verderben und zu schaden, Suchet nur das böse Herz,
Sucht mit Wolluft sich zu baden
In des Nächsten Qual und Schmerz!
Bitt' um Erbarmen den Tiger der Wüste, Bitt' um Erbarmen den Bären des Waldes, Sie beweisen Dir's eher wie ich!
Wir aber wollen kein Erbarmen, wir wollen nicht bitten, sondern fordern! Die Unthaten unserer Gegner aber werden uns einst am Tage der Rechenschaft und Vergeltung den zweiten Spruch anzuwenden nöthig machen, denn sie haben es jetzt schon vielfach verdient, erbarmungslos behandelt zu werden. Martin.
Ulm - Heidenheim . Bei der Neuwahl im 14. württem bergischen Reichstagswahlkreis erhielten Stimmen: 309
Bebel
Liberal- Konserativer Magirus 7160 ,, Volts" parteiler Hänle 7376.
Bei der Wahl im Jahre 1881 erhielten wir im ganzen Bezirk 81 Stimmen. Der Bezirk Heidenheim gab für uns diesmal 260 Stimmen ab gegen 1 von 1881, ein Resultat, auf welches unsere wackeren Geuoffen dort mit Recht stolz sein können. Wir hoffen und wünschen, daß dieses Resultat der Anfang sei zur dauernden Eroberung dieses hochwichtigen Bezirkes. Geislingen lieferte 19 Stimmen gegen 2 im Vorjahre; auch ein sehr lobenswerther Anfang in Anbetracht dessen, daß nirgendwo im Lande die politische Abhängigkeit der Arbeiter von ihren Brodherren" so groß ist und so schmach volle Formen angenommen hat wie in Geislingen .
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Wir halten es für Pflicht des Parteiorgans, den Genossen in Geis lingen und Heidenheim den Dank der Partei für ihre opferwillige Arbeit auszusprechen.
Ulm nebst Umgegend, mit 85 Stimmen im Vorjahre, gab diesmal 19 ab: Thatsache ist es leider, daß selbst solche, die sich Sozialdemofraten nennen, offen für den voltsparteilichen Kandidaten eintraten, in zarter Besorgniß, demselben eine Stichwahl zu ersparen. Ein solches Verhalten entspricht weder den Prinzipien und der Würde der Partei, noch auch den gefaßten Beschlüssen.
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Bern , 17. Oktober. Der deutsche Arbeiterverein hat in seiner Generalversammlung vom 16. d. M. folgenden Beschluß gefaßt: " In Erwägung, daß der Verein durch die Aufzwingung einer falschen Fraktionspolitit schwer geschädigt worden ist, beschließt die Generalversammlung den Austritt aus der sogenannten Londoner Internationale. " In Anbetracht ferner, daß das Vorgehen der Freiheit" gegenüber den organisirten Arbeitern ein die Sache des Sozialismus schädigendes, sowie unwürdiges ist, wird die Filiale der Freiheit" vom Verein abgeschafft.
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" In fernerer Erwägung, daß der Verein lange Zeit zum Tummelplatz der anarchistisch revolutionären Elemente benutzt wurde, welche jedes planmäßige Vorgehen im Intereffe der Arbeiterbewegung anfeindeten und zu verhindern strebten, erklärt der deutsche Arbeiterbildungsverein Bern mit den gekennzeichneten Sonderbestrebungen nichts mehr zu thun zu haben, sondern, seiner Bestimmung entsprechend, alle Anstrengungen darauf zu richten, daß die Arbeiter unter Beseitigung aller kleinlichen Zwiftigfeiten ihren großen Kampf mit vereinten Kräften tämpfen.
Dieser Beschluß wurde mit 50 Stimmen gefaßt, da furz zuvor zirka 30 Mann der Londoner Richtung den Saal verließen, was im„ Sozial
demokrat", sowie der Arbeiterstimme" veröffentlicht wird. Somit hat der deutsche Arbeiterverein Vern mit der Londoner Sonderbündelei vollftändig gebrochen.
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Der Vorstand
des deutschen Arbeiterbildungsverein Bern , Speichergaffe 29.
Brüssel, 2. Oftober. Am 26. September hielten die Sozialisten deutscher Zunge hier eine Volksversammlung ab, zu welcher der zum großen Lütticher Arbeiterfest anwesende Genosse Vollmar als Redner eingeladen war. Derselbe sprach in nahezu zweistündigem Vortrag über die Stellung der Sozialdemokratie zur Entwicklung der Dinge in Deutschland . Zum Schluß des Vortrages den zu stizziren die Beschränktheit des Raumes unmöglich macht wies der Redner darauf hin, wie selbstverständlich es sei, daß die deutschen Sozialdemokraten ebensowenig vom Parlament als von der Regierung die Befreiung des Volkes erwarten. Die Lösung der großen sozialen Frage könne nur vom Volfe selbst bewerkstelligt werden. Die Lehren der Geschichte wie unsere eigene Erfahrung von der Verblendung unserer Gegner bürgen dafür, daß die Entscheidung nicht auf dem Wege des friedlichen Geistesringens fallen werde, sondern auf der Wahlstatt des gewaltthätigen Waffenkampfes.
Die Rede Vollmar's wurde von allen Anwesenden mit stürmischem Beifall aufgenommen. Von den in der sehr lebhaften Diskussion das Wort Ergreifenden opponirten zwei Redner, indem sie sich zwar prinzipiell mit dem Vortrage Vollmar's einverstanden erklärten, aber der Partei die Betheiligung an den Wahlen und den Mangel an Radikalismus zum Vorwurf machten. Statt aber ihre Einwendungen in dem( namentlich auch durch Vollmar's Vortrag hervorgerufenen) versöhnlichen Sinne zu entwickeln, begaben sie sich leider sofort auf das Gebiet der widerlichsten Persönlichkeiten. Freilich nur zu ihrem eigenen Schaden, denn die unwillige Versammlung wurde schließlich beim wiederholten Auftreten des einen Redners so unruhig, daß legterer abbrechen mußte. Zum Schluß wurde vom Vorsitzenden der Versammlung zum Abonnement auf die sozialistischen Zeitungen aufgefordert.
Parteiyenoffen, Bürger! Begnügt Euch nicht mit dem bloßen Anhören solcher Redner, arbeitet unausgesetzt an unserem großen Werke. Vor Allem aber schließt Euch der Parteiorganisation an, denn nur durch die Vereinigung unserer Kräfte, nur durch ein geschlossenes Vorgehen kann die Arbeitersace zum Siege gelangen. Seht Ihr doch, wie unsere Feinde in Staat und Gesellschaft eine geschlossene reattionäre Masse bilden, um die große Sache des revolutionären Proletariats aufzuhalten. Doch vergebens, denn der Tag der Befreiung, der Tag des Sieges ist trotz alledem nicht mehr allzu ferne deshalb an die Arbeit! H.
Es lebe die soziale Revolution!
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Nur vorwärts!
Am Webstuhl gedichtet. Und ob die Wolfen sie verhüllen, Die Sonne bleibt am Himmelszelt. Und ob die Freiheit niederfällt,
Den Freiheitsdrang kann Niemand stillen. Die Zeiger an der Weltenuhr,
Der Zeitgeist mit, gehn vorwärts nur.
Für uns wird auch der Zeitgeist sorgen, Drum nicht gebangt, die Hoffnung winkt: Die Freiheit, die heut niedersinkt, Kann uns erblühn am nächsten Morgen. Die Zeiger an der Weltenuhr, Der Zeitgeist mit, gehn vorwärts nur.
Bald haben wir das Ziel errungen, Die Freiheit kommt im Sturm heran, Viel Tausend kämpfen Mann für Mann, Nicht ruhn sie bis das Werk gelungen. Die Zeiger an der Weltenuhr, Der Zeitgeist mit, gehn vorwärts nur! Ein Wirter
aus dem 15. sächs. Wahlkreis.
Briefkasten
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der Expedition. Nitsche N.- York: Fr. 21,66 It. Bf. v. 23/9 à Cto. gutgebr. Dr. G. Stblg. N.- York: 12 Lesebuch" eingetr. u. in Gegenrchng. zunächst Ab. 3. u. 4. Qu. mit Fr. 5. gebucht. Bayr. Hiesel: Betr. Quttg. befindet sich in Nr. 37 unter Ufds. E. Blum: Mt. 1,- f. Schft. erh. Addr. war falsch! B. K. O.: Mt. 3, Ab. 4. Qu. erh. Morių: Mt. 6, Ab. 4. Qu. erh. G. u. R.: Ab. 3. Qu. eth. Weiteres besorgt. Näheres über Sch. wäre willkommen. X. 3: Mt. 30,- à Cto. Ab. u. Bf. v. 12/10 eingetr. ein Butterbrod. Bfl. Näheres über viel Lärm um H. N. 2.: Fr. 3,75 Ab. 4. Qu. erh. Stg. H. a. S.: Mt. 25,- à Cto. nebst Bf. erh. Antw. am 14/10 abgg. W. W. Luzern : Fr. 1, durch K. erh. Bestllg. fort. Pariser Genossen: Fr. 150,- d. Flgfds. dkd. zugewiesen. P. St. Gall.: Fr. 2, für 1 Bld. erh. Th. Sch. Pstein.: Mt. 2,80 Ab. Nov. u. Dez., sowie für Schst. erh. J. K. M. Gl.: Mt. 6,- Ab. 4. Qu. f. 2 E. erh. H. Wbg.: Mt. 1,20 Titelfrize: Fr. 82,95 erh. Bf. erwartet. Hippof. Schft. erh. frates: Fr. 20, à Cto. Ab. 4. Qu. erh. Weiteres besorgt. Für 83 gilt N. W. K." Ausstellg. folgt. E. E Hahn.: Mt. 40,- f. Schft.reft erh.-L. G. Ptm.: Wit. 13,40 f. Ab. erh. Bfl. am 16. Weiteres. Schufterle: Mt. 7,20 Ab. Ott. 2c. eingetr. Rmm. Addr. D.: Fr. 2,- Ab. 4. Qu. erh. H. M. Field.: Fr. 2- Ab. 4. Qu. erh. Weiteres betrifft Bbholg. B. Genossen Syracuse : Fr. 26,10( Doll. 5,15) d. 1. a. D.: Mt. 28,80 Ab. 4. Qu. erh. Ufds. bkd. zugew. Rother Greif: Mt. 20, à Cto. Ab. erh. Bstülg. folgt. Weiteres angenehm.- D. V. Zürich : Fr. 4,95 Ab. 4. Qu. u. Schft. erh. Für Weiteres dkd. Figbl. abgef. Mitgl. flingen: Fr. 9,45 f. P. B. dem L.-A. drd. beO. Bauer N.- Y.: Fr. 5,07( Doll. 1,-) d. Ufds. n. Agfds. händigt. dtd. zugew. Nachlfrg. S. abgg. Allseits frdl. Grüße u. dem„ Schuurr" den Himmel auf Erden!- C. Shum. Cincinn: Bsillg. mit 42 fort. Pr. P. K. Weiteres. Petersen N. Y. Bei Groß direkt zu haben.
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Anzeigen.
Taschen- Chiffrirapparate.
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Schieber, schnell und sicher nach dem System„ Stieber's Verdruß" arbeitend, find, soweit der Vorrath reicht, für à 40 Pfg. durch die Expedition des„ Sozialdemokrat" zu beziehen.
Gesuch.
Ein alter Parteigenosse braucht zur Erweiterung seines Geschäftes dringend 400 Mark, für welches Darlehen er durch notarielle Verpfändung seiner Möbel volle Sicherheit geben wird. Dieselben sind mit Mk. 600. in der Brandversicherung taxirt. Näheres durch die Expedition des ,, Sozialdemokrat".
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Zur Beachtung!
Derselbe versammelt sich jeden Montag in Jean Grosz's Hamburger Hall 176 Ost 3. Street. 1.00]( 3) Der Vorstand,
New- York Arbeiter- Fortbildungsverein
Schweizerische Genossenschaftsbuchdruderei Hottingen- Zürich.