und daran läßt er's auch in der Regel nicht fehlen; und wenn der Herr Profeffor dann hinterher ihm das so" Angewöhnte" als Nothdurft rechnet, den Arbeitern aber als Lurus, so mag das zwar den Bemittelten gegenüber recht freundlich sein, den Arbeitern gegenüber ist es eine schuftige Fälschung.

Die Wahrheit ist einfach, daß wenn der Arbeiter mit 23 Sh. seine Nothdurft befriedigen kann(?), dies beim Bemittelten auch der Fall ist, und Alles, was der Reiche über 23 Sh. ausgibt, ist für Lurus veraus­gabt. Und hiernach, Herr Profeffor, wollen wir einmal sehen, wie es nun mit dem Prozentsatz aussieht, den beide Klassen von ihrem Ein­tommen für Lurus aufwenden.

Die Ausgaben der Bemittelten sind nach Ihnen 55 Sh. pr. Woche. Der Mensch kann, wiederum nach Ihnen, mit 23 Sh. seine Nothdurft befriedigen, es verschwendet also der Reiche jede Woche 32 Sh. oder ca. Woche 60 Prozent, während der Arbeiter nach Ihren eigenen Aufstellungen, die beiläufig ziemlich werthlos sind, weil die Durchschnittsrechnung durchaus nicht zutreffend, nur 20 Prozent verschwendet. Ist es da nicht schändlich, dem Arbeiter Verschwendung vorwerfen, und die Bemittelten und Reichen als die Stüßen und Vermehrer des Nationalreichthums hinzu­stellen? Heißt das nicht die Wissenschaft fälschen und die Thatsachen auf den Kopf stellen?

Ist es nicht schon schändlich genug, daß die heutigen Gesellschafts­zustände es erlauben, daß ca. 9,000,000 Menschen sich theilen in 564,000,000 Pfd., während 27,000,000 zufrieden sein müssen mit 436,000,000 Pfd., so daß demnach die Arbeiter 17 Pfd. 15 Sh. pr. Kopf und Jahr haben, die Reichen und Bemittelten jedoch 62 Pfd. 13 Sh., also über 31, Mal so viel?

So miserabel stellt sich das Mißverhältniß schon bei der Durchschnitts­rechnung Leone Levy's, welche, wie ich schon vorher sagte, nie der Wirk­lichkeit entspricht.

Es würde zu weit führen und den Raum des Blattes zu sehr bean­spruchen, wollte ich noch dieser Durchschnittsrechnung gegenüber nach dem wirklichen Zahlenverhältniß forschen. Ich will mich deshalb darauf be­schränken, einfach zu konstatiren, daß das Einkommen eines Arbeiters in England nicht 28 Sh. pr. Woche im Durchschnitt beträgt, und daß der Herr Professor nur zu diesen Zahlen gekommen ist, entweder durch ungenügende Quellen oder durch willkürliches Rangiren der Klassen. Der Herr Professor spricht auch schlauer Weise von der Familie, welche 28 Sh. verausgabi, was unbedingt auf die Täuschung berechnet ist, dem Volte glauben zu machen, es sei das Einkommen eines Arbeiters 28 Sh. pr. Woche, während thatsächlich die ganze Familie arbeiten muß, um diese Einnahme zu erzielen.

Zum Schluß möchte ich nur noch den Wunsch aussprechen, daß die Arbeiter sich den Rath des Herrn Professors bezüglich des Sparens nicht allzusehr zu Herzen nehmen; wozu sollen wir sparen, damit die Reichen unser Erspartes zu unserer Ausbeutung verwenden? Schlimm genug, daß sie das uns Gestohlene zu diesen Zwecken benutzen.

Wir haben keine Ursache, den sogenannten Nationalreichthum zu ver­größern, da für uns dies nichts anderes heißt, als den Reichthum der Reichen zu vergrößern, zu dem uns Geraubten noch freiwillig das Abgedarbte hinzuzufügen. Nein, nein, Herr Professor, Ihre Fäl schungskünfte werden uns nicht irre machen, wir wissen ganz genau, daß das, was wir heute schaffen und ersparen, morgen gegen uns aufsteht und uns todtschlägt.

Deshalb nur immer so fortgefälscht und gelogen, wir werden schon Mittel finden, dem Volke die Lügen aufzudecken und die Lügner an den Pranger zu stellen.

London  , 23. September 1882.

H. Radow.

St. Etienne oder Roanne  ?

Zur Spaltung der französischen   Arbeiterpartei. III.( Schluß.)

Von den Arbeiten der zwei Kongresse sind für uns von prinzipieller Bedeutung nur die in St. Etienne   vorgenommene Kenderung des Parteiprogramm 8 und die in Roanne   beschlossene Aenderung

der Parteiorganisation.

Was die erstere anbetrifft, so wurden in St. Etienne   an Stelle der von uns in Nr. 41 veröffentlichten Erwägungen" andere beschlossen, über deren Werth wir hier nicht diskutiren wollen, weil uns der Raum zu ihrer Veröffentlichung mangelt; nur wiederholen wir, daß uns die Nothwendigkeit dieser Aenderung nicht einleuchtet. Denn daß das neue Programm gegen das bisherige einen Fortschritt bedeute, wird wohl Niemand behaupten wollen. Es ist zum Theil ein Rückgreifen auf das mit Rücksicht auf die damals noch proudhonistischen Franzosen sehr all­gemein gehaltene Programm der Internationale, zum Theil eine Um­schreibung des bisherigen Programms, und nicht immer eine glückliche. So finden wir den schönen Satz:

,, daß dieser Uebergang der Produktionsmittel in Gemeinbesitz nur aus der revolutionären Thätigkeit der als selbständige politische Partei organisirten produzirenden Klasse des Proletariats hervorgehen kann;"

in folgender Weise umschrieben:

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daß diese Emanzipation nur dann ihrer Verwirklichung ent­gegengeht, wenn durch eine Sozialifirung der Produktionsmittel man(!) sich in der Richtung auf eine kommunistische Gesellschaft vorwärtsbewegt, in der Jeder, nach seinen Kräften gebend, nach seinen Bedürfnissen empfangen wird."

Man braucht sich nur der Agitation für die Bismarck  'schen Verstaat­lichungsprojekte zu erinnern, und man wird uns zustimmen, daß diese Aenderung feinen Fortschritt dokumentirt.

Noch weniger vermögen wir es als einen Fortschritt anzusehen, daß die pofitiven Programmforderungen aus dem Parteiprogramm gestrichen wurden und jeder Lokalorganisation die Freiheit" gewahrt wurde, ihr Lokalprogramm zu redigiren. Damit verliert die Partei ihren einheit­lichen Charakter und wird zum Tummelplatz aller möglichen Syftemler und Projektenmacher.

Was die Organisation anbetrifft, so liegt der Schwerpunkt derselben in dem Nationalkomite der Partei. Der bisherige Modus seiner Zusammensetzung war nach unserer Ueberzeugung durchaus verfehlt; wir glauben uns berechtigt, das hier öffentlich auszusprechen, nachdem wir es lange vor dem Kongreß einem der einflußreichsten Mit­glieder des Komite's( Vertreter der Majorität) gegenüber brieflich gethan. Es ist die Frucht einer Uebertreibung des föderalistischen Prinzipes. Die französische   Arbeiterpartei ist bekanntlich in sechs Regionalfederationen ( Gauverbände) eingetheilt, jede dieser Federationen hat nun fünf Mit­glieder des Nationalkomites zu ernennen, das somit aus 30 Personen besteht. Dadurch ist es schon moralisch an Paris   gebunden, denn an einen anderem Blaze Frankreichs dürfte schwerlich eine so große Anzahl von Kräften für das Nationalkomite disponibel sein. Nun klingt es sehr schön auf dem Papier, daß jeder Verband fünf Mitglieder ernennt, da diese aber in Paris   wohnhaft sein müssen, so ist der Verband ge­zwungen, und noch dazu auf einer Delegirtenkonferenz, auf bloße Empfeh­lungen hin Personen zu ernennen, die er entweder gar nicht oder nur mangelhaft keunt. Dadurch ist natürlich nicht nur allen Intriguen Thür und Thor geöffnet, sondern dieselben werden auf diese Art geradezu provozirt. Hier war es nach unserer Ansicht geboten, zu reformiren, und das hat der Kongreß von Roanne   gethan. Er hat an Stelle des Nationalkomite's einen aus fünf Personen bestehenden Nationalrath eingesetzt, den die Mitglieder des vom jedesmaligen Kongreß zu bestim menden Ortes zu ernennen haben. Für das Jahr 1882/83 wurde Lyon   als Sitz des Nationalraths bestimmt.

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Soweit über die Hauptbeschlüsse beider Kongreffe. Wie man sieht, ist die Spaltung komplett fie dehnt sich sogar auf die Namen aus. Die Partei des Proletaire" nennt sich sozialistisch- revolutionäre Arbeiter­partei", die der Egalité  " einfach Arbeiterpartei", da wer Arbeiter­partei sagt, auch revolutionäre Expropriation der kapitalistischen   Bour­geoisie und Sozialifirung der Arbeitsmittel sagt."

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Wenn wir nun zur Beantwortung der Frage Roanne   oder St. Etienne  ?" schreiten sollen, so würde man nach dem Vorhergesagten schließen dürfen, daß wir uns für Ersteres entschieden und gewisser­maßen unserer Partei empfehlen, ein Gleiches zu thun. Aber dem ist nicht so. Wenn wir in prinzipieller Beziehung keinen Augenblick an­stehen, den Beschlüssen von Roanne   den Vorzug zu geben, so verkennen wir darum keineswegs, daß in St. Etienne   ein namhafter Theil des organisirten französischen   Proletariats vertreten war, daß unter den dortigen Delegirten sich Männer befinden, die für die Sache des arbei­tenden Volkes unter der Kommune gekämpft, im Bagno und in Neu­ kaledonien   geduldet haben und daß der Kongreß von St. Etienne so gut als der von Roanne   ein sozialistischer Arbeiterkongreß war war. Wenn wir seine Beschlüsse kritisirten, so thaten wir es mit größtem Bedauern, aber wir sagten uns, daß, wenn wir nicht mit ein paar banalen Phrasen über die Spaltung berichten wollten, es unsere Pflicht war, unsere Meinung offen heraus zu sagen. Die Sprache der Kritik kann nur beschränkte Geister verlegen, eine Partei der vorgeschrittensten Ideen des Jahrhunderts darf sie nicht verpönen.

Anderseits stehen wir zwar prinzipiell dem Kongreß von Roanne  näher, dagegen vermögen wir Vieles im praktischen Verhalten seiner hervorragenden Mitglieder nicht zu billigen. Wir wollen hier nicht näher auf diese Frage eintreten, da wir den Verhältnissen zu fern stehen, um in Fragen der Taktik, der Polemik 2c. ein zutreffendes Urtheil abgeben zu können, aber daß von Seiten der Männer der Egalité" grobe Fehler begangen wurden, das fühlen wir uns verpflichtet, hier zu kon­ftatiren. Es wurde eben auf beiden Seiten gefündigt, und wer sich der Kämpfe erinnert, welche die Fraktionen der deutschen   Sozialdemokratie vor dem Einigungskongreß zu Gotha   gegeneinander führten, der wird das begreiflich finden. Heute ist wohl keiner in unserer Partei, der da behaupten wird, daß der Zwist lediglich ein persönlicher einzelner Führer war. Es war ein prinzipieller, und im Kampf haben beide Theile von einander gelernt. Wie es scheint, wird die französische   Partei eine ähn­liche Entwicklung durchzumachen haben. Wünschen wir, daß sie weniger Zeit dazu braucht als die deutsche.

Solange beide Fraktionen ihren proletarisch- sozialistischen Charakter bewahren, kann daher unsere Stellung ihnen gegenüber nur folgende fein: mo

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wohlwollende Kritik,

ihren prinzipiellen Beschlüssen ihren persönlichen Streitfragen absolute Neutralität, ihren Kämpfen gegen Ausbeutung und Unterdrückung rückhalt lose Solidarität.

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Früher als sie es geahnt, haben unsere französischen Genossen die schädlichen Folgen der Spaltung erfahren müssen. Die wohlorganisirten Bergarbeiter des Loirebeckens haben sich vom Kongreß ferngehalten und eine Gegendemonftration unter der Führung von radikalen Deputirten ab gehalten, anderseits haben die Revolutionsromantiker, Anarchisten und Sozialrevolutionäre, aus dem Konflikt Nugen gezogen. So unbedeutend diese Richtung auch ist, und so wenig fie auch positiv auszurichten ver mag, so sind ihrer Anhänger doch genug, um, wo sich nur Gelegenheit bietet, die Desorganisirung zu befördern. Auf der einen Seite Anarchisten, auf der anderen eine bürgerlich radikale Partei, deren Programm stark sozialistisch gefärbt ist und das der deutschen   Volkspartei weit übertrifft, welche Kämpfer der Kommune und Männer von tadellosem Ruf und be­währtem Charakter in ihrer Mitte zählt, da muß sich die absolute Noth­wendigkeit eines festen Aneinanderschließens aller aufrichtigen Sozialisten viel schneller fühlbar machen als in Deutschland  .

Sozialpolitische Rundschau.

Leo.

Die Wahlen zum preußischen Landtag haben den Liberalen nicht den erhofften Stimmenzuwachs gebracht; das geschieht ihnen recht und ist auch sonst kein Unglück. Der geriebene Puttkamer hat seinen ganzen Beeinflussungsapparat spielen lassen und damit in Stadt und Land die herrlichsten Erfolge erzielt; da die Liberalen in früheren Jahren der Regierung selbst die Mittel dazu apportirt haben und jeden als Landesverräther bezeichneten, der dieselben verweigerte, so haben sie kein Recht, sich zu beschweren. Sie waren es ja auch, welche 1874 den Antrag des Zentrums auf Einführung des allgemeinen Wahlrechtes in Preußen mit Entrüftung abwiesen, jetzt deklamiren sie ebenso entrüftet gegen die Dreiklaffenwahl, dieses elendefte aller Wahlsysteme". Einen Antrag auf Abänderung deffelben werden sie aber trotzdem nicht ein­bringen, lieber warten sie, bis der liberale" Kronprinz ans Ruder kommt, dann wird ja der Apparat" wieder für sie arbeiten. Wenn sie sich nur nicht verrechnen!

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Aller Voraussicht nach, und es ist für die Zustände in Preußen be­zeichnend, daß man sechs Tage nach der Wahl noch nicht einmal das Ergebniß derselben kennt, werden die ,, Mittelparteien" einige Site ver­loren und die Extremen"- Konservative und Fortschrittler die selben gewonnen haben. Dadurch wird eine liberal- konservative Regie­rungsmehrheit vollends unmöglich, und Bismarck   ist ohne Rückhalt auf die flerital- tonservative Koalition angewiesen, diese wird also nunmehr zu zeigen haben, was sie ausrichten kann, oder vielmehr was sie nicht aus­richten kann. Die Juufionen, welche fich namentlich Handwerker und Bauern in Bezug auf eine Herrschaft der christlich- konservativen Bolts­freunde gemacht, werden schnell zerstieben und diese Elemente zur Erkennt­niß bringen, daß ihnen in der bürgerlich- kapitalistischen Gesellschaft über­haupt nicht mehr geholfen werden kann. Auf der anderen Seite können im Jahrhundert der Eisenbahnen und Dampfmaschinen die privilegirten Volksverdummer beim besten Willen die allgemeine Kulturentwickelung nicht zurückschrauben, sie können sie nicht einmal mehr aufhalten, als es der Kapitalismus   ohnehin thut. Wie aber dieser wider seinen Willen die Revolutionsarmee, die ihm einst den Garaus machen wird, selbst organisirt, so auch sie.

So muß es tommen. In deutschen   Blättern zirkulirt folgend Notiz aus Elberfeld  :

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Das Ausnahmegesetz hat in Elberfeld   eigenthümliche Zustände geschaffen, welche treffend dahin gekennzeichnet werden können, daß bisher die Sozialdemokraten unter der Polizei gestanden hätten gegenwärtig aber die Polizei unter den Sozial. demokraten stehe. Das verbotene Organ der Sozialdemokraten, der in Zürich   erscheinende Sozialdemokrat", welcher- nebenbei bemerkt fich hier eines größeren Leserkreises erfreut als die im Absterben begriffene Elberfelder Zeitung", deren Auflage auf kaum 1000 Exemplare geschätzt wird, hat nämlich seit kurzer Zeit sein Augenmert auf die hiesige Polizei gerichtet und bringt fast in jeder Nummer peinliches Aufsehen erregende Enthüllungen. Bereits find verschiedene Polizeibeamte diesen Angriffen zum Opfer gefallen." Das ist gut so, und Elberfeld   woher wir bereits wiederum aus tompetenter Feder einen schäzbaren Beitrag zur Würdigung gewiffer Ordnungssäulen erhalten haben wird nicht der einzige Ort bleiben,

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über deffen Polizei wir die Fuchtel schwingen. Schon längst ist unsere Partei wieder zur Offensive übergegangen, und auch ohne Pulver und Dynamit weiß die deutsche Sozialdemokratie ihre Gegner empfindlich zu strafen, indem sie sie mit den Waffen bekämpft, die sie am empfindlichsten treffen. Der Rechtloserklärung begegnen wir durch Kennzeichnung der Rechtsstrolche, der polizeilichen Willkür durch Entlarvung der Spizbuben­moral der Polizeibüttel, und daß unsere Genossen auf das In- die- Acht­

Erklären zu antworten wissen, zeigt folgende Einsendung aus Neustadt bei Magdeburg  , die wir zu Nutzen von Freund und Feind hier­mit an dieser Stelle veröffentlichen:

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Die Alte Neustadt   ist in Gefahr! Das Ausnahmegesetz treibt wirklich schöne Blüthen! Hat da kürzlich Genosse Hasen clever auf einer Reise Magdeburg   berührt und bei Restaurateur Lösche in der Alten Neustadt ein Glas Bier getrunken. Bei Lösche sowohl als auch bei jedem anderen Restaurateur der Neustadt verkehren aber in der Regel Sozial­demokraten, was sehr erklärlich ist, da wir zur Reichstagswahl in der Neustadt stets die absolute Stimmenmehrheit auf unseren Kandidaten vereinigten.

Nun erfährt nachträglich die Polizei und der Borgemeester", daß Hasenclever und eine Anzahl Genossen bei Lösche Bier getrunken, ohne es vorher der Polizei angezeigt zu haben.

Das war zu viel! Welche Gefahr für die Neustadt! Was für teuflische Pläne mögen da bei Lösche entworfen worden sein!

Boller Energie läßt nun Borgemeester Schaumburg sämmtliche Gastwirthe und Restaurateure auf das Rathhaus entbieten und theilt denselben dort mit, daß er sie ersuche, Sozialdemokraten künftig aus ihren Lokalen zu verweisen, widrigenfalls er andere Mittel ergreifen müsse: Kontrole der Lokale durch eine zu schaffende Anti- Sozialisten Bürgerwehr, Entziehung der Konzession 2c.

Höchst wahrscheinlich werden nun die Wirthe den lächerlichen Befehlen Schaumburg's nachkommen und ihr Bier selber trinken!

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Den Wirthen theilen wir nun mit, daß, sobald sich einer derselben erdreiftet, Genoffen aus seinem Lokale zu weisen, wir ihn in Acht" erklären und dafür sorgen werden, daß der Arbeiterverkehr von seinem Lokale ferngehalten wird. Als den ersten von uns zu dieser Strafe Ver­urtheilten nennen wir Lösche, We

Weinbergstraße 16a, welcher

2 Genossen sein Lokal verboten hat. Er der erste, der Herrn Schaum­burg gehorchte, und ersuchen wir die Neustädter Genossen, solange nicht bei Lösche zu verkehren, bis er seine Maßregel zurückgenommen.

Das rothe Vehmgericht der Neustadt."

So ift's recht. Durch Befolgung dieser Anordnung, woran wir bei der bewährten Disziplin unserer Genossen keinen Augenblick zweifeln, werden dieselben dem Herrn Borgemeester" und seinen gehorsamen Dienern zeigen, daß sie es mit Männern zu thun haben, die nicht drohen, sondern handeln, und was bei dieser Gesellschaft der Appell an das Rechts­gefühl nicht vermag, vermag dagegen um so sicherer die Furcht.

Zum Schuß der nationalen Arbeit". Der Geschäfts­bericht der Sächsischen Maschinenfabrik( Hartmann) zu Chemnitz  " pro 1881/82 schließt mit einem großartigen Hymnus auf die Erfolge der neuen Wirthschaftspolitik des deutschen   Reiches, das heißt der Politik des sogenannten Schutzes der nationalen Arbeit". Betrachtet man aber den Bericht selbst etwas näher, so erhält dieser Schutz ein ganz anderes Aussehen, reduzirt sich, wie schon oft nachgewiesen, auf den Schutz der nationalen Ausbeutung. Die Produktion ist aller­dings gefliegen, aber nicht in Folge der Schutzzölle, sondern in Folge der allgemeinen Konjunktur auf dem Weltmarkte, der Profit der Kapita­liften ist, Dank der Schutzzölle, gleichfalls gestiegen, und zwar beträgt die Dividende 9 Prozent gegen 6,2 Prozent im Vorjahr bei sehr beträchtlichen Abschreibungen und Tantièmen.

--

bu

Und der Arbeitslohn? Nun, auch der ist gestiegen, und zwar um ganze 92 Pfennige pro Mann und Woche, dafür hat aber auch die Arbeitgleistung entsprechend zugenommen: gegen 3976 Kilogramm stehen jegt 4178 Rilo pro Mann. Die 92 Pfennige reichen natürlich nicht hin, um den Ausfall zu decken, den der Arbeiter an Zöllen auf Lebensmittel zu zahlen, und so löst sich der Segen der christlich- germa nischen Wirthschaftsreform auf in: erhöhte Arbeitsleistung für den Proletarier und erhöhten Profit für den Ausbeuter!

-Aus alten Zeitungen. Der russische Regierungsanzeiger" vom 1. Juni a. c. enthält Folgendes:

,, Um 8 Uhr heute Morgen hat Ihre Kaiserliche Majestät die Frau Kaiserin Maria Feodorowna, nach heftigen Schmerzen von nervösem Charakter, geruht( izvolila), glücklich niederzukommen mit einem Kinde" u. s. w., gezeichnet Leibaccoucheur Krassovsky."

Auf diese Weise hat also auch wohl Alexander II  . geruht, sich die Beine abschießen zu lassen! Wofür aber dann Diejenigen hängen, die ihm dabei geholfen?

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Standard", 19. September: Eine Abtheilung von 40 Mann des ersten Derbyshire  - Regiments ging gestern von Castlebar   ab, um der Zivilbehörde beizustehen in der Austreibung der Bewohner der Insel Jnisturt, über die Herr C. McDonell waltet( holds Control), unter dem Grafen von Lucan. Sie werden von Westport   in einem Kanonenboot, begleitet von Polizeimannschaft, abgehen und bleiben auf der Insel bis Samstag, den 23. Alle Häuser sollen nieder­gerissen werden."

Die Insel Jnisturk liegt an der Westküste der Grafschaft Mayo  , ist etwa 4 km. lang und 3 km. breit. Kraft Befehl des Grundherrn Grafen Lucan wird die sämmtliche Bevölkerung dieser Insel einfach ausgetrieben und durch Vieh ersetzt, zu dessen Beaufsichtigung eine Hirtenfamilie genügt. Was die Gesammtmasse der irischen Landlords wünscht: Ersetzung des Frländers durch Vieh- das kann hier Einer von ihnen auf einer tleinen Insel durchführen. Und da wundert man sich, daß die Irländer ,, wieder schießen"?!

Lebt der Wurm auch noch? Unterstaatssekretär Herr furth, schreiben die Zeitungen, ist zum Vorsitzenden der auf Grund des Sozialistengesetzes gebildeten Reichskommission ernannt worden. Bekanntlich haben es sich unsere Genossen im Reich zum Prinzip gemacht, an diese famose Reichskommission, die jede Polizeischurkerei gegen uns turzerhand bestätigte, überhaupt nicht mehr zu appelliren, so daß diese Laster'sche Schöpfung immer mehr die Rolle des Wurms, der nicht leben und nicht sterben tann, spielt. Bezögen die Mitglieder derselben nicht die fetten Diäten, so hätten wir nichts dawider, wenn sie ihr Dasein dem kleinen Beilchen gleich, das im Verborgenen blüht, bis zum jüngsten Tage der Polizeiherrlichkeit weiterführte, so aber wollen wir die Gelegenheit nicht vorübergehen laffen, ohne an die 25,000 Mart zu erinnern, welche von dieser samosen Kommission für Nichts und wieder Nichts auf Koften des Staatssäckels verschlungen werden!

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Rüdwärts auf der ganzen Linie! Ein Freiherr von Rotenban auf Buchwald bei Hirschberg in Schlesien   scheint die gute alte Zeit" schon für wieder angebrochen zu halten, denn er hat sich bereits als gutherrliche Polizei aufgespielt und nicht nur über ein 15jähriges Mädchen die Prügelstrafe verhängt, sondern auch, als der Gensdarm ihm nicht start genug schlug, höchsteigenhändig mit der Reit­peitsche brein geschlagen. Das Mädchen leidet seit der Zeit an Krämpfen.

Die Herren haben es wirklich sehr eilig mit der Rückkehr ins Mittel­alter. Nur zu! Wenn es aber sein muß, dann mögen sie auch auf mittelalterliche Gegenmittel gefaßt sein; der Freiherr von Roten­hahn tönnte leicht mit einem rothen Hahn Bekanntschaft machen, dessen sich die Bauern im Mittelalter bedienten, wenn ihre Herren sich zu viel Freiheiten herausnahmen.

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Wie Pindter flunkert. Die Norddeutsche Allgemeine" nimmt von der in unserem Blatt eröffneten Diskussion über die Frage: Aufhebung des Ausnahmegesetzes", an hervorragender Stelle Notiz, wobei das edle Blatt von einer Spaltung zwischen der Liebknecht'schen" Richtung und einer mehr die wirthschaftlichen Reform betonenden faselt. Bindter kann sich beruhigen, jeder, der unsere Partei einigermaßen fennt,