erhaben. Sie hat das Privileg, zu schimpfen, zu verläumden, zu lügen| und staatsmännischen wie unstaatsmännischen Unsinn zu schreiben. Mit Ausnahme einiger Zakaien mit und ohne Uniform, welche die Erpektorationen und Erkremente des Dalai Lama als Ausflüsse der Gottheit zu verehren und, wenn es sein muß, auch aufzuspeisen pflegen, weiß Jeder mann, daß dieses Blatt das Asyl aller Niederträchtigteit und Dummheit ist.
Wenn es gilt, einen Gegner zu beschmutzen, eine recht dicke Lüge, eine recht saftige Verläumdung in die Welt zu schicken und recht tief in den Straßenkoth zu greifen dann ist es die„ Norddeutsche Allgemeine", die für dieses Ehrenamt ausersehen wird. Und sie verrichtet es mit sichtbarem Wohlgefallen.
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In jüngster Zeit hat das saubere Blatt, da es wegen seiner Ungeschicklichkeit und allzugroßen Verrufenheit im Landtagswahlkampf nicht verwandt werden konnte, sich mit besonderer Vorliebe darauf verlegt, die Sozialdemokratie zu beschmutzen und die tollsten Lügen über sie zu verbreiten.
Gewiffe Vorgänge in Frankreich werden in der groteskesten Weise entstellt und aus den grellsten Farben haarsträubende Schauergemälde zusammengefleckt, welche der schaudernden Menschheit zeigen sollen, daß die Sozialdemokraten Räuber, Mörder, Brandstifter und der Himmel weiß, was sonst noch, sind, und daß die französische Republik nothwendig zu Grunde gehen muß, weil sie außer Stande ist, sich solcher Scheusale zu erwehren wozu natürlich nur eine Monarchie mit einem Majordomus( Hausmeier) à la Bismarck fähig ist.
Bei dem Wiener , Raubmord- Attentat" war es die„ Norddeutsche", welche am unverfrorenften dasselbe der Sozialdemokratie in die Schuhe schob und die schuftigsten Denunziationen anknüpfte.
Als vor 14 Tagen eine österreichische Staatsanwaltschaft die tretinenhafte Unverschämtheit beging, die ungarischen Judentrawalle auf geheime Machinationen der Sozialdemokratie zurückzuführen, war die ,, Norddeutsche Allgemeine" das einzige Blatt, welches diesem ebenso dummen als gemeinen Streich zujubelte und dem Idioten von Staatsanwalt sekundirte, obgleich sie ganz genau weiß aus ihrer nächsten Nähe und durch ihre eigene persönliche Erfahrung weiß daß die sogenannte ,, antisemitische Bewegung" in den Sozialdemokraten ihre entschiedensten Gegner hat und in Deutschland , speziell in Berlin , trotz eifrigster Unterfügung seitens des Patrons der„ Norddeutschen Allgemeinen" an der Haltung der Sozialdemokraten gescheitert ist.
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Die neueste Lügenleistung der„ Norddeutschen" besteht in einer längeren Notiz, dahingehend, daß die Frage der Verlängerung des Sozialistengesetzes einen„ heftigen Streit" unter der deutschen Sozialdemokratie hervorgerufen habe.
Die Liebknecht'sche Gruppe" sei der Ansicht, daß die Fortdauer des Sozialistengesetzes im Interesse der Partei liege, von anderen( Gruppen?) würde diese Anschauung als Politik der" Phrase" bekämpft und daß der so entstandene Streit innerhalb der sozialdemokratischen Partei mit den gröbsten Waffen geführt werde, verstehe sich von selbst." Die Leser des„ Sozialdemokrat" wissen, was es mit dieser Flunkerei auf sich hat. So wenig es innerhalb der sozialdemokratischen Partei Gruppen" im Sinne der„ Norddeutschen" gibt, gibt's einen Streit" über irgend eine Frage, und nun gar über die der Verlängerung oder Nichtverlängerung des Sozialistengesetzes.
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Wir sind zu gute Realpolitiker", um uns um ungelegte Eier zu befümmern, und stehen dieser Frage mit dem Gefühle absolutefter Wurftigkeit" gegenüber. Wird das Sozialistengesetz abgeschafft, so wissen wir, daß es nicht aus Liebe zu uns abgeschafft wird, und wir bleiben, was wir sind; und wird es nicht abgeschafft, so bleiben wir erst recht, was wir sind. Daß das Sozialistengesetz für die Schulung und Feftigung unserer Partei unbezahlbar gewesen ist, und überhaupt eine treffliche erzieherische Wirkung gehabt hat, darin stimmen übrigens alle Sozialdemokraten ohne Ausnahme überein.
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Die Frage, ob die Verlängerung oder Nichtverlängerung des Sozialiftengesetzes wahrscheinlich sei, ist allerdings im Parteiorgan und nur hier behandelt worden, jedoch, wie das in der Natur des Themas liegt, ganz akademisch. Und wo ist, so fragen wir, der Streit", der mit so groben Waffen geführt" worden sein soll? Auch nicht ein Wort, das die Behauptung der Norddeutschen" rechtfertigte. Das Bismarck 'sche Leibblatt kennt offenbar noch nicht die für Lügner von Profession so unentbehrliche Regel, daß man wahr lügen muß, d. h. daß die Lüge einer Beimischung von Wahrheit bedarf, um flügge zu werden.
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Beiläufig hat sich die„ Norddeutsche" von der„ Liberalen Correspondenz" sagen laffen müssen, daß sie mit dieser ihrer Notiz eine folossale Dummheit gemacht. Denn ein besseres Argument für die Aufhebung des Sozialistengesetzes könne es doch nicht geben, als daß deffen Fortdauer von den Sozialdemokraten gewünscht werde. So weit hatten die Verstandeskräfte des Bismarc'schen Leibblattes allerdings nicht gereicht.
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Preußische Justiz. Dem konservativen ,, Reichsboten" entnehmen wir folgende, an den Attentais sommer erinnernde Mittheilung:
Wegen wiederholter Majestätsbeleidigung ftand dieser Tage ein Tapezierer Namens Adolf Stier vor der Straffkammer des Landgerichts I . Vielleicht hatte der bedauernswerthe Mensch es darauf abgesehen, auf längere Zeit Versorgung zu bekommen, denn er war wegen Bettelns und Vagabondirens bestraft, oder er ist seiner Verstandesfräfte nicht ganz mächtig, denn er hatte eine über die Verbüßung einer dreitägigen Haft ihm ausgestellte Bescheinigung benutzt, um auf die Rückseite derselben einen Schmähbrief an den Kaiser zu schreiben und hatte einen zweiten Schmähbrief mit„ Stierenburg", ja eine Postfarte ähnlichen unfläthigen Inhalts sogar mit seinem Namen A. Stier unterschrieben. Trotz alledem bestritt er bei dem Verhör seine Autorschaft und erst eine Handschriftenvergleichung konnte die Identität seiner Schrift herausstellen."
Und der„ bedauernswerthe"," vielleicht seiner Verstandeskräfte nicht ganz mächtige" Mensch wurde von der ehrenwerthen Strafkammer zu 4, fage vier Jahren Gefängniß verurtheilt! Schade, daß die Namen der Biedermänner nicht genannt find! Solche Knechtsseelen muß man sich merken für den Fall, daß sie einem später einmal in den Weg laufen.
- Der Belagerungszustand für Hamburg- Altona wurde in der Bundesrathsfizung vom 24. Oktober auf ein weiteres Jahr berlängert. Debatte gibt's nicht. Es wurde einfach abgestimmt und Ja gesagt. Wir begreifen wirklich nicht, warum die Herren Bundesräthe nicht nach dem Muster der Bismard'schen Strafformulare fich Belage= rungszustands formulare in blanco anschaffen, die gleich im Voraus dugendweise unterzeichnet und je nach Bedarf dann, wenn gebraucht, vom ersten besten Schreiber ausgefüllt und mit dem Datum bersehen werden könnten. Es wäre immerhin eine Zeitersparniß. Vielleicht findet unser Borschlag Antlang und fann schon für Berlin , das Ende dies Monats( November) an die Reihe kommt, praktisch verwerthet werden.
Ein gutherziger Professor. Herr Adolph Wagener, der jetzt Dank dem fonservativen Hauch glücklich in den Hafen des preußischen Landtages eingelaufen ist, sagte am 27. Oktober, am Jahrestage seines vierfachen Durchfalles, in einer Versammlung der christlichsozialen Partei:
" Den Vorwurf, er wirte mit„ hochfürstlichem Privilegio" und er sei bom Fürsten Bismarck mit dem Tabaksmonopol als" Patrimonium der Enterbten" in den April geschickt, weise er zurück. Fürst Bismarc habe sich diesbezüglich mit ihm, Redner, in voller Uebereinstimmung
befunden und ihn ermächtigt, ja gewünscht, daß diese| seine eigene Parteipreffe wenden, welche den Raubanfall an Merstallinger Idee weiter verbreitet werde. Die Jdee habe vielfache Sympathien, namentlich auch bei den Arbeitern gefunden. Wenn der Fürst Reichskanzler inzwischen anderen Sinnes geworden ist, so nimmt ihm das Redner als Realpolitiker und Taktiker, der mit verschiedenen Faktoren zu rechnen hat, nicht übel."
Allerdings nicht übel, diese„ Gutherzigkeit" des Herrn Wagner. Nach dem er zum infamsten Bauernfang gemißbraucht worden, bezw. fich hat mißbrauchen lassen, und nachdem er in dem Leibblatt Sr. Durchlaucht erst kürzlich, in Sachen der Kapitalsteuer, einen Fußtritt gröbsten Kalibers erhalten, besorgt er doch nach wie vor unterthänigst die Massenbearbeitung für die Volksbeschwindeleien des Sozialreformers". Er nimmt ihm nichts übel.
Und ein so unselbständiger, um nicht zu sagen charakterloser Mensch hatte die Stirn, um die Stimmen der sozialistischen Arbeiter Berlins und des Wupperthals zu werben. Möge er es noch einmal versuchen, und er wird noch ganz anders heimgeschickt werden, als am 27. Oktober 1881. Die Arbeiter wollen Männer zu ihren Vertretern, aber keine Waschlappen.
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schreibt die„ San Jose Times", die von englischen Firmen in ShangEin Chinesen Streit. Die chinesischen Hafenarbeiter, hai angestellt sind, bekommen 6 Dollars per Monat, wovon Doll. 3.80 für Verpflegung in Abzug kommen, so daß Doll. 2.20 für eine monatliche harte Arbeit übrig verblieben. Diese undankbaren Arbeiter ließen sich nun beikommen, zu streiken und 8 Doll. monatlich zu verlangen, wofür ste nach den bestehenden Gesetzen der Todesstrafe verfallen sind.
Selbst die so tief gesunkenen Rassen in Asien beginnen, wie man sieht, nach einem besseren Dasein zu trachten. Wir wünschen den Streikern in Shanghai besten Erfolg!
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Aus Leipzig , 28. Oktober, schreibt man uns: ,, Unsere Polizei der Grünängige" an der Spitze ift seit 14 Tagen in einer entsetzlichen Aufregung. Durch Versehen eines Genossen und landesübliche Poststieberei hat sie zwei Sendungen Sozialdemokrat" in die Hände bekommen und gab sich dem komischen Wahn hin, dem Vertrieb des Parteiorgans hier und in ganz Deutschland nebst umliegenden Ländern auf der Spur zu sein und ihn ganz verhindern zu können. Wäre es gelungen, welche Verzierungen für's Knopfloch und welche Goldfüchse in's Portemonnaie! Ist aber leider nicht gelungen. Auch andere Leute haben Augen, wenn's auch nicht grüne sind. Jtem unsere Polizei der ,, Grünäugige" an der Spitze hat den Staat nicht gerettet; sie müssen noch bei den Gänsen in die Schule gehen, die es weiland im alten Rom beffer fertig gebracht haben.
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Die Lohnbewegung der Weber dauert fort. In Greiz haben die Fabrikanten durch ihre Brutalität eine Berständigung unmöglich gemacht; ebenso in Trimmitschau. Aus beiden Orten wird das hiefige„ Tagblatt" aus Fabrikantenkreisen mit Korrespondenzen bedacht, welche die Rohheit und verlogene Gleißnerei, die vielfach in diesen Kreisen herrschen, recht deutlich wiederspiegeln. Den Arbeitern, so hören wir da, ift es nie so gut gegangen wie jetzt; die Fabrikanten haben stets in väterlichster Weise für ihre Arbeiter" gesorgt, ja sich förmlich für sie aufgeopfert, indem sie ihnen höhere Löhne bezahlten, als der Waarenpreis rechtfertigte; die Arbeiter sehen das auch ein, aber sie sind durch fozialdemokratische Wühler aufgehegt worden. So die Dichtung im„ Tagblatt". Die Wahrheit ist, daß die Arbeiter am Hungertuch nagen, nach offiziellen Ermittelungen so niedrige Löhne beziehen, daß sie nicht davon leben können; und daß die Sozialdemofratie als solche mit dieser ganzen Lohnbewegung absolut nichts zu thun hat.
In Großenhain und an anderen Orten wird die jetzige Bewegung zur Organisation von Gewerkschaften benützt, was sehr vernünftig ist und allgemein nachgeahmt werden sollte.
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Auf einer Weberversammlung in Glauchau wurde der Nachweis geliefert, wie die Fabrikanten es fertig gebracht haben, daß im Vergleich zu früher"„ keine Lohnherabsetzung" stattgefunden habe. Die biederen Herren Fabrikanten ich zitire hier einen Bericht der amtlichen„ Leipziger Zeitung" haben, bei Einführung des neuen Maaßes, einfach die Brabanter Elle, mit der bisher gemessen worden war, durch den Meter ersetzt und den Meter als Brabanter Elle berechnet, obgleich diese um zwei Siebentel kürzer ist! Dank diesem sinnreichen Kunststück sind seit Einführung des neuen Maaßes die Löhne in Wirklichkeit in dem Maße gefunten, wie sich der Meter zur Brabanter Elle verhält! Es werden also für dieselbe Arbeit, die früher mit sieben Mark bezahlt wurde, jetzt noch fünf Mark bezahlt!
Aber, nach Meinung oder Behauptung der Herren Fabrikanten ist das teine Lohnherabsetzung, weil für den Meter gerade so viel bezahlt wird wie weiland für die Brabanter Elle!
Ich glaube, ein hübscheres Stückchen von Fabrikanten Moral und Fabrikanten Pfiffigteit wird nicht leicht aufzutreiben sein!
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Anarchistisches.„ Trotz aller Bemühungen der parlamenta rischen Führer, der ehemaligen sogenannten Sozialisten, hatte ihnen die große Masse des Volkes bewiesen, daß sie nichts mehr von Wahlpossen hören will. Die Arbeiter Berlins haben massenhaft ihre Betheiligung an der Wahl abgelehnt. Mögen die Liebknecht und Kompagnie in ihren Blättern soviel Lügen veröffentlichen als sie nur wollen um das Volk zu doktrinarisiren sie werden bald gezwungen werden, zu gestehen, daß sie mit ihrem Predigen des Parlamentarismus einen Kadaver zu beleben suchen."
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Also schreibt über die preußischen Landtagswahlen ber Genfer, Revolt é". Da sein Hauptmacher die Verhältnisse in Deutsch land sehr gut kennt und unser Blatt sehr sorgfältig liest, so hat er nicht einmal die Entschuldigung der falschen Information für sich. Es ist bewußte unwahrheit, auf Deutsch : Lüge, infame Lüge!
Was sagen die zarten Seelen dazu, die gleich entrüftet sind, wenn wir den Anarchisten einmal auf ihre gehäffigen Unterstellungen ein grobes- nicht doch! nur ein der bes Wort erwidern?
Herr Heinrich Hozze, der flüchtige Redakteur der Wiener " Zukunft", veröffentlicht in der„ New- Yorker Volkszeitung" eine Erklärung gegen alle Diejenigen, welche ihn der Theilnahme an der Mer stallinger- Affäre für verdächtig erklärten, wozu u. A. auch wir gehören. Da unsere dahingehende Notiz( Nr. 38 vom 14. September d. J.) auf direkte Mittheilung von durchaus zuverlässigen Wiener Genossen beruhte, und da Herr Hozze zwar sehr viel erflärt aber nichts widerlegt, so sehen wir vorläufig keine Veranlaffung, das, was wir dort gesagt, zurückzunehmen.
Herrn Hote's sehr weitschweifige Erklärung hier wörtlich wiederzugeben, finden wir uns gleichfalls nicht veranlaßt, da unsere Begriffe von Gerechtigkeit und Kollegialität es uns nicht vorschreiben, auf Fußtritte mit Gefällig teiten zu antworten. Wer Letztere von uns verlangt, der wende sich in anständiger Form an uns.
Herr Hozze hat, so lange er als Redakteur der Zukunft" fungirte, fich zum Rolporteur der infamften Berläumdungen unserer Partei und unserer Vorkämpfer gemacht, er gehörte zu jenen, welche unsere Genossen Bebel und Liebknecht mit Vorliebe als Feiglinge, Verräther und Schufte, brandmarkten", er spielte sich emphatisch als„ Mann der revolutionären That" auf, und brannte hinterher in feigfter Weise durch. Einem derartigen Poltron mehr Glauben zu schenken als Genoffen, die seit langen Jahren in aufopfernster Weise für die Sache der Sozialdemokratie wirken, sind wir wirklich außer Stande.
Uebrigens mag sich Herr Hozze mit seinen Reklamationen zunächst an
als erste That" feierte. Nach ihr kann der Verdacht der Theilnahme an dieser„ That" ja nur etwas ehrenvolles sein; wenigstens läßt unsere Logit einen anderen Schluß nicht zu. So lange diese Herren Anarchisten und Sozialrevolutionäre ihre Presse in dieser Beziehung nicht desavoniren, haben sie keinen Grund, sich über Leute zu beschweren, welche die Auslaffungen derselben als maßgebend für sie betrachten.
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Belgien . Letzten Sonntag, Montag und Dienstag, schreibt man der wackeren„ Toekomst ", hat Louise Michel in Brüssel drei Vorträge gehalten. Die Kanaille in Glaceehandschuhen hat die muthige Frau fortgesetzt unterbrochen und sich auf echt krötenhafte Weise benommen. Die Herren und Damen, die stets über die Sprache und Manieren des Boltes herziehen, haben sich unfläthiger aufgeführt, als der gemeinste Mann, als die tiefft gefallene Frau. Man muß in die Freudenhäuserquartiere gehen, will man ein Bendant von dem sehen, was der noble Böbel leistete.
Natürlich hatte die gesammte Presse, die offen reaktionäre wie die sogenannte unparteiische, kein Wort des Tadels für diese Flegeleien. Ja, wenn es Arbeiter gewesen wären!
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Italien . Der radikale Arbeiterbund, der aus 8 Organisationen, darunter die Mitgliedschaften der italienischen Arbeiterpartei und des Lombardischen Sozialistenverbandes, sowie den Verein:„ Die Söhne der Arbeit" besteht, hat in einer gemeinsamen Versammlung einstimmig beschlossen, den langjährigen Redakteur der" Plebe", Oswald Gnochis Viani, zum Kandidaten für die Deputirtenwahl aufzustellen. GnochiViani ist ein erprobter Sozialist und den deutschen Genossen durch seine Mitarbeiterschaft an der Zukunft" und an der Sozialdemokratischen Korrespondenz" noch in guter Erinnerung.
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Aus seiner vortrefflichen Kandidatenrede, die er am 27. Oftober im Theater Caftelli hielt, heben wir folgende Stellen hervor:
,, Einige fragen uns: Wie steht es mit Eurem religiösen Glauben? Darauf antworten wir offen: Wir sind Atheisten. Söhne der revolutionären materialistischen Philosophie glauben wir an teine Gottheit, wir leugnen das Uebernatürliche.( Wiederholter Beifall.) Wir können den Begriff eines persönlichen Gottes nicht zulassen, weil er die unerschöpfliche Quelle übermächtiger Autorität ist, weil er von der Höhe des Olymp herab auf die Erde einen Hagel von kleinen Despotismen herabfallen läßt; auch aus einem Gefühle der Menschlichkeit können wir ihn nicht akzeptiren, weil wir sehen, wie dieses höchste Wesen bei dem Landvolk als Zügel dient, damit diese armen Leute ihre Wünsche und Bedürfnisse nicht höher schrauben.
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Es bleibt mir noch ein Argument zu widerlegen, welches Vielen von uns sympathische, wenn Ihr wollt, erhabene Erinnerungen erwecken wird. Aber die Wissenschaft erheischt, die Wahrheit zu befunden, auch wenn sie uns rauh und schmerzlich berührt. Ich spreche vom Vaterland. Das Vaterland ist ein großes Jdeal, aber es ist im Verbleichen begriffen. Alles ist vergänglich auf Erden; und das Buch des Schicksals weiß nichts davon, daß dasselbe nicht vergänglich sei. An die Stelle des kleinen Vaterlandes setzen wir das internationale Vaterland: wir haben weder Grenzen noch Schlagbäume; an unserem Horizonte leuchtet strahlend die Verbrüderung der Völker.( Großer Beifall.) Es ist Zeit, die geographischen Lösungen durch soziale zu ersetzen, heute internationalisirt die Wissenschaft Alles, Industrie und Handel; auch das Kapital, dessen Bestrebungen gewiß nicht sehr hochherzig sind( Heiterkeit), ist international, die Koupons haben nach ihm kein Vaterland. Wenn aber unter dem Schutze der Gesetze und dem Beifall der Regierungen das Kapital fich international entfaltet, warum den Arbeitern, den Repräsentanten der Arbeit verbieten, fich international zu organisiren?"
Die Wahl hat am 29. November stattgefunden, über den Ausfall wissen wir bis jetzt nur, daß in Imola Genosse Andrea Costa gewählt ift. Vivat sequens!
Aus England. Am 27. Oktober fand in Manchester eine Bergarbeiter- Konferenz statt, auf der Delegirte aus Yorkshire , Lantashire, Cashire, Nord Staffordshire, Derbyshire und Nord- Wales anwesend waren, die 114,674 Personen vertraten. Sie nahmen folgende Resolution an: Daß nach der Meinung dieser Konferenz dort, wo die Minenbesitzer eines Distriktes eine Erhöhung von 10 Prozent über den jetzigen Lohnsatz anbieten, diese als Kompromiß anzunehmen ist, um einen Streit zu vermeiden.
Johann Most , dessen Haft letzten Donnerstag ablief, wurde schon Mittwoch Nacht freigelaffen, um die Demonstration zu verhindern, welche seine Freunde auf Donnerstag früh vor dem Gefängniß verabredet haben sollen. Er soll wohl aussehen. Nächsten Montag kommt Mertens aus dem Gefängnisse.
Sie haben vielleicht in englischen oder französischen Zeitungen gelesen, daß in Paris eine Konferenz englischer und französischer Arbeiter stattfinden soll, um das Kanaltunnelprojekt zu unterstützen. Ich weiß nichts über die Franzosen , aber so viel weiß ich, daß nicht Einer der Engländer, die man als Delegirte nennt, hinginge, wenn er nicht schwer dafür bezahlt würde. Ich weiß auch, daß die Kosten nicht von den Vereinen gezahlt werden, denen sie angehören, und ich weiß ferner, daß die englischen Arbeiter sich gar nicht darum kümmern, ob der Tunnel gebaut wird oder nicht. Wer das Geld aufbringt, weiß ich nicht, aber es sind keine Arbeiter. Lassen Sie daher die feftländischen Arbeiter nicht glauben, es sei hier eine Agitation für den Tunnel im Gange. Es denkt hier Niemand daran. Ch. J. Garcia.
Serbien . Ein töniglicher Schurtenstreich! Als am 24. Oktober Milan, der König von Oesterreichs Gnaden, nach seiner Rundreise in sein beglücktes Land zurüdkehrte, wurde er von Frau Helene Martowitsch, der Wittwe des auf seinen Befehl friegsgerichtlich erschoffenen Oberst Jefrem Markowitsch, mit einer Kugel empfangen. Der " Engel der Könige" beschützte den dicken Patron, die Kugel ging fehl, das Vaterland war gerettet.
Milan versteht sich ebensosehr auf den Schwindel wie seine lieben Vettern", er ließ sofort in die Welt hinaustelegraphiren, daß das Volt in seiner Wuth die Attentäterin bald zerrissen hätte, und daß das Attentat zu dem Zwecke unternommen war, um die russische Partei in Serbien ans Ruder zu bringen. Das Eine so erlogen wie das Andere. Das Volt war so entrüftet, daß es noch Nachts unter Hochrufen auf die Republik die Straßen durchzog, und wie„ russisch " das Attentat war, geht daraus hervor, daß Milan die prononzirtesten Anhänger der„ Samo uprava "( Selbstverwaltung), des Organs der Radikalsozialisten, sowie den Redakteur der revolutionär- sozialistischen„ Borba"( der Kampf), verhaften ließ. Brutalitäten gegen Frau Markowitsch erlaubten sich nur verschiedene der Herren Offiziere.
Jefrem Markowitsch, der im serbischen Feldzug wahre Heldenthaten verrichtete und erschossen wurde, weil er einst den offenbar zweckwidrigen Anordnungen der Klique des ebenso großmänligen wie unfähigen russischen storbener Bruder, der allen serbischen Sozialisten unvergeßliche„ serbische Generals Tschernajeff nicht Folge geleistet, war, wie sein leider zu früh verLassalle", Svetozar Martowitsch, ein unversöhnlicher Gegner Ristitsch's, des ehrgeizigen Agenten der russischen Regierung. Das war sein Verbrechen, wegen deffen er den Tod erleiden mußte, denn Milan war damals noch russischer Knäs. Man bemesse demnach die Schamlofigkeit, welche dazu gehört, die Verzweiflungsthat der unglücklichen Wittwe als im Dienste Rußlands geschehen hinzustellen!
Korrespondenzen.