kommt vor das Landgericht, und ist vor einigen Tagen zu einem Jahr drei Monaten Gefängniß verurtheilt worden, obgleich es sich erwiesenermaßen nur um eine bekannte, sehr salonwidrige, aber auch sehr gebräuchliche Redewendung handelte, bei welcher die Meisten sich gar nichts denken! Wenn das Majestätsbeleidigungen sind, dann werden jeden Tag in Deutschland   ein paar Mal hunderttausend verübt. Wie schlecht muß es aber um die Achtung vor den Majestäten stehen, daß man solche Urtheile, und Gesetze, die solche Urtheile ermöglichen, für nöthig hält.

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Das Reichsgericht, welches mit der Präzision eines wohl­regulirten Uhrwerks jebe gegen einen Sozialdemokraten auf Grund des famosen§ 131 ausgesprochene Verurtheilung bestätigt hat, ist sotonsequent gewesen, das freisprechende Erkenntniß, welches in einem§ 131- Prozeß gegen einen unserer Genossen gefällt worden war, zu verwerfen. Die Verurtheilungen bestätigen, die Freisprechungen tafsiren was kann man mehr von deutschen   Reichs­richtern verlangen?

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Bekanntlich sind die freisprechenden Erkenntnisse in den§ 131- Prozessen gegen unsere Parteigenossen äußerst selten so selten wie weiße Raben. Und unseres Wissens hat wenigstens seit diese Prozesse epidemisch überhaupt blos ein Gericht in Deutschland  , wenn wir geworden find vom Hannover  'schen absehen, das offenbar nur irrthümlicher Weise ein­mal anständig war und den Makel der Anständigkeit seitdem gründlich abgewaschen hat, bei Prozessen auf Grund des§ 131 freisprechende Er­tenntniffe gefällt: nämlich das Zwickauer   Landgericht, von welchem auch Bebel, Kleemann und Goldhausen   freigesprochen wurden. Und so war es denn auch ein Erkenntniß des Zwickauer   Gerichts, welches kassirt worden ist das Erkenntniß in Sachen Preißer's. Die Auflage gründet sich in diesem Fall auf einen von Preißer unterzeichneten Wahl­aufruf für den 17. sächsischen Wahlkreis( Glauchau  - Meerane  ). Man sieht, die Prozesse aus der letzten Reichstagswahl gehören zu den Würmern, die nicht sterben können", und wenn sie zu Ende sind, dann wird es wohl nach Art des: Le roi est mort, vive le roi!( der König ist todt, es lebe der König!) heißen: Die Wahlprozesse sind todt, es leben die Wahlprozesse! Nämlich bei der nächsten Wahl.

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Stöder in tausend Aengsten. Niemand hat größere Furcht vor der Nichtverlängerung des Sozialistengefeßes als Stöder und Konsorten, mit deren Herrlichkeit es dann allerdings, trotz ihrer hohen und höchsten Gönner, ein schleuniges Ende nehmen würde. Nach außen hin thun fie natürlich ungeheuer groß, indeß benehmen sie sich dabei so täppisch, daß ihnen jedes Kind anmerkt, wie hinter all ihren Prahlereien nichts als die blaffe Furcht steckt. Ihre Verzweiflung ist so groß, daß sie zu dem dimmsten aller Auskunftsmittel gegriffen haben: die Provozirung einer Erklärung seitens unserer Vorkämpfer. Stöcker und Kompagnie thun plötzlich in ihrem Moniteur, dem christlich- sozialen Korrespondenz­blatt", als hätten sie im Reichstag   die Mäjorität.

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,, Es ist recht hübsch von den Herren Liebknecht  , Viereck und Genossen", heißt es da, daß sie sich die Aufhebung des Sozialistengesetzes eventuell gefallen lassen; noch hübscher aber wäre es gewesen, wenn sie sich gleich­zeitig darüber erklärt hätten, was sie zu thun gedenken, die Redressirung des Gesetzes zu ermöglichen. Denn so naiv sind die Herren doch nicht, zu glauben, Regierung und Reichstag   würden uur deshalb das Gesetz aufheben, weil es den Herren Viereck, Liebknecht und Genossen so ge­fiele. Wir erwarten weitere Kundgebungen in dieser Sache. Verharren die Herren auf ihrem bekannten Standpunkte, so ist nicht anzunehmen, daß man ihnen irgend einen gesetzgeberischen Gefallen thun werde. Das non possumus beruht dann auf Gegenseitigkeit."

Sollte man nicht meinen, Wir" regierten bereits in Deutschland  ? So weit sind Wir" denn doch nicht, Herr Hofpriester! Jm Uebrigen können Sie unbesorgt sein. Bei dem bekannten Standpunkt", der Ihnen bei der Stichwahl im November 1881 so fatal flar gemacht wurde, wird nach wie vor festgehalten, auf die Gefahr hin, daß man" uns irgend einen gesetzgeberischen Gefallen nicht thun werde. Man" soll uns überhaupt keinen Gefallen thun, sondern" man" soll seine reaktio­nären Gesinnungen offen dokumentiren und sich nicht hinter der heuch­lerischen Phrase von den verirrten Brüdern" verstecken. Nicht weil ,, man" es so will, droht das Sozialistengesetz zu fallen, sondern weil das deutsche Volt es so will, und wenn man" es im Reichstag   durchsetzen kann, daß von unseren Abgeordneten eine Erklärung verlangt wird, ob sie be­reit sind, zu Gunsten der Aufhebung des Sozialistengesetzes auch nur ein Titelchen unserer Forderungen aufzugeben, so wird man" damit nur uns einen Gefallen thun. Die Antwort wird an Deutlichkeit nichts zu wüin­schen übrig laffen.

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Die hiesigen Genoffen seien aufgefordert, sich durch nichts einschüchtern zu lassen; trop Polizei und Staatsanwaltschaft überall frei und offen Farbe zu bekennen und für die Verbreitung unserer Ideen zu wirken, ebenso für die Verbreitung des Parteiorgans zu sorgen. Das Empfehlen des Abonnements ist, wie Ihr wißt, nicht strafbar.

die gebührende Ruhe zu verschaffen gewußt. Jn Gent hat Louise Michel  | paffender Gelegenheit sollen Sie jedoch von mehreren Ihrer ergebenen Abonnenten gebührend entschädigt werden. am Tage vor der betreffenden Versammlung an einem von unseren Ge­noffen einberufenen, glänzend besuchten Arbeiterfeste theilgenommen und dort eine feurige Ansprache an die Genter Arbeiter gerichtet, die mit un­beschreiblichem Enthusiasmus aufgenommen wurde. Montags hatten unsere Genter Genossen wiederum eine Volksversammlung einberufen, um auf die Jnsulten, welche die Bourgeoisie, insbesondere die Herren Bourgeoissöhnchen, die Studenten, Louise Michel   in der Hippo­dromversammlung zugefügt, zu antworten. Die tapferen Schreier aber blieben wohlweislich aus, sie hätten es ja nicht mit einer wehrlosen Frau, sondern mit fräftigen Arbeitern zu thun bekommen. Die Ver­sammlung war wiederum glänzend besucht, schon um 712 Uhr war der Saal überfüllt. Die Genossen E. Anseele und Van Beveren

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Auch den polnischen Genossen sei derselbe Mahnruf ans Herz gelegt, für Verbreitung des Predswitt" die größtmöglichste Sorge zu tragen, damit es endlich in den Köpfen der polnischen Arbeiter Licht werde, und wir bei den nächsten Reichstagswahlen geschloffen vorgehen können. Drum muthig in den Streit,

Ob auch der Feind Kartätschen speit.

X.  

hielten mit rauschendem Beifalle aufgenommene begeisternde Ansprachen. Ein entlarvter deutscher   Polizeispion.

Ersterer geißelte das Verhalten der Bourgeoisie, die, ob radikal, ob liberal, ob klerikal, an jenem Abend gemeinsame Sache gemacht hatte, und zeigte, warum wir heute ein solches Schauspiel vor uns sehen, letzterer schilderte in längerer Rede das Leben und Wirken Louise Michel's  . Hierauf beschloß die Versammlung, sofort ein Sympathie Telegramm an Louise Michels zu senden, und zwar in corpore zum Telegraphenbureau zu gehen. Und so zogen denn im mächtigen Zuge 2000 Arbeiter, die Marseillaise  , das Verbrüderungslied, und Morgen ist keine Schule" ( Spottlied auf die Studenten) singend, durch die Stadt zur Station.

Unser Genter Bruderorgan, die Toekomst  ", erscheint jetzt in einer Auflage von 5000. Dieser Ausschwung der flämischen Bewegung ist hoch erfreulich, leider steht es mit der Agitation in den wallonischen ( französisch redenden) Distrikten weniger günstig.

De Paepe in Brüssel   ist, wie ein Jeder wünschte und hoffte, frei­gesprochen.

Der Zigarrenmacherstreik in Gent   dauert noch immer fort. ftreifen zur Zeit 220 Bigarrenarbeiter.

Es

Gottfried Kinkel   t. Am 13. November starb in Unterstraß­Zürich Gottfried Kinkel  , der bekannte Republikaner. Sein Vorleben ist bekannt. Unserer Partei gegenüber war sein Verhalten in den letzten Jahren nur auerkennenswerth. Nicht nur hielt er im deutschen   Arbeiter verein Zürich   wiederholt Vorträge zum Besten unserer Ausgewiesenen, er steuerte auch direkt zu unserem Unterstützungsfond bei, und erwies sich verschiedenen Genoffen, die sich an ihn wendeten, als bereitwilliger Rathgeber und Helfer. Wenn er sich bei solchen Gelegenheiten Partei­genoffen nannte, so macht das seinem guten Herzen gewiß alle Ehre, Er war doch dürfen wir ihn deshalb noch nicht den Unsrigen nennen. vielmehr einer der besseren Repräsentanten des demokratischen Bürger­thums.

Und als solchen werden wir ihm ein dankbares Andenken bewahren.

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Korrespondenzen.

Burgstädt  ( in Sachsen  ), Ende Oktober. Die hiesige Bevölkerung befindet sich gegenwärtig in lebhafter Aufregung. Grund derselben ist die Auflösung des Stadtverordnetenkollegiums durch das Ministerium und die angeordnete Neuf wahl. Die Auflösung erfolgte, weil die Stadtverordneten beschlossen, mit einem Mitglied, welches sich eines Taubendiebstahls halber drei Tage Gefängniß zugezogen hatte, nicht mehr zu arbeiten. Uns fann es übrigens recht sein, wir sind schlagfertig und denken das reaktio­näre Back diesmal vollständig aus den Sattel zu heben; ich werde seinerzeit darüber berichten.

Der hiesige nationalliberale Verein hat eine Petition an den Reichstag abgehen lassen, in welcher um Beschneidung des Wahl­rechts gebeten wird, denn dieser Sippschaft wird es angst und bange: überall werden sie von den öffentlichen Körperschaften verdrängt. Bei der vor­jährigen Stadtverordnetenwahl äußerte ein Herr Rätzer, da er mit großer Majorität aus dem Kollegium herausbugfirt wurde: Jetzt kann auch jeder Leck.. wählen. Und dieser saubere Patron wäre doch der größte Leck. wenn er sich nicht mit fremden Federn schmücken könnte, denn er hat zwei bis dreimal seine Gläubiger im Stillen gehörig über das Ohr gehauen.

Noch Einiges über unseren netten Herrn Bürgermeister. Dieser Ehren­maun, der besser als Polizeigenie paßte, gelobte vor seiner Wiederwahl, das Geschehene solle vergessen sein, er wolle andere Saiten aufziehen, man solle ihn nur wiederwählen, denn seine ganze Existenz käme in Frage, wenn man von ihm absehe 2c. 2c. Daraufhin brachten es seine Freunde fertig, daß er mit neun gegen sieben Stimmen auf weitere sechs Jahre gewählt wurde, natürlich waren erst vorher verschiedene Be- tehrungs­versuche mit Zweien vorgenommen worden. Einer dieser Biedermänner ist der Tanzkomponist Semper, der Andere ein Herr Springer, welcher vorher dem Bürgermeister Jungen und verschiedene andere Ehrentitel in der Oeffentlichkeit angehängt hatte. Ich ersuche die Barteigenossen, namentlich in Musikerkreisen, wenn sie mit dem Ersteren in Beziehung stehen, Notiz von seinem Verhalten zu

" Friedrich von Gottes= Gottesgnadenthum. gnaden, Großherzog von Baden", nennt sich der Mann, der den Thron des badischen Landes ziert, und in der That, er hat Grund, den Gott, der ihm den Thron verschafft, gnädig zu nennen. Dieser Gott  " hat es nämlich zugelassen, daß der am 29. September 1812 nach den herr­geborene älteste Sohn des Erb- Großherzogs Karl nehmen. von der Maitresse des schenden Rechtsbegriffen also der Thronerbe Großvaters desselben, einer Gräfin Hochberg, am 15. Oktober desselben Jahres gestohlen und mit einem fterbenden Bauernkinde vertauscht wurde, so daß als Karl starb, der kinderlose Margraf Ludwig den Thron bestieg, und denselben später an den Sohn der obigen Maitresse vererben konnte, dessen Nachfolger eben Friedrich von Gottes Gnaden, der Schwiegersohn des " Hohenzollern  " Wilhelms, ist.

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Derselbe Gott  " ließ es auch in seiner Gnade" zu, daß der gestohlene Prinz zuerst bei einer Gouvernante, dann bei einem Pfarrer und zuletzt bei einem ehemaligen Soldaten, späteren Schloßkaftellan, aufgezogen wurde das heißt, wie man ein Vieh aufzieht dann plößlich in Nürnberg  als halber Jdiot auf der Straße aufgefunden, als Kaspar Hauser  eine weltberühmte Person wurde und, als scharfsinnige Leute seiner wirk­lichen Abstammung auf die Spur tamen, plötzlich ermordet wurde. Auch ließ es derselbe Gott in seiner Gnade zu, daß alle Diejenigen, welche damals den Muth hatten, die wahre Abstammung Kaspar Hausers zu konstatiren, binnen vier Jahren starben, während er ver­schiedene Kollegen der vorerwähnten Pfarrers, denen dieser seiner Zeit im Rausch von der Affaire erzählt hatte, die aber reinen Mund hielten, glänzende Karriere machen ließ. Der Eine wurde Ministerialrath und Kommandeur des Zähringer Löwenordens, der Zweite Geheimrath und Besitzer der besten Pfarrei im Lande, der Dritte, ein Dr. Ignaz Demeter  , ebenfalls Kommandeur des Zähringer Löwenordens und Erzbischof von Freiburg  Gottes   Gnade ist unermeßlich g. Alles das und noch viel mehr, ist jetzt attenmäßig festgestellt in einer foeben in Regensburg   erschienenen Broschüre über Kaspar Hauser  , u. A. F. G. Kolb nachdem früher bereits verschiedene Forscher zu ähnlichen Schlüssen gelangt waren.

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Uns, die wir weder Anhänger des Gottesgnadenthums sind, noch überhaupt großen Respekt vor dem Gott" der Bibel und seiner Gerech tigkeit haben, uns kann es natürlich gleich sein, auf welche Weise der jezige Großherzog von Baden, bezw. sein Vater, Thronerbe wurde.

Dagegen ist es gut, wenn dem deutschen   Michel solche Dinge öfter vorgehalten werde, damit er erkenne, warum die Religion dem Bolte erhalten werden muß".

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Belgien  . Die Zeitungen wissen sehr viel von den Versamm­lungen in Brüssel   und Gent zu erzählen, in denen Louise Michel   von der gebildeten" Gesellschaft niedergebrüllt wurde. Wir halten es daher für unsere Pflicht, hier zu konstatiren, daß dies Versamm lungen gegen ziemlich hohes Entree waren, die Arbeiter, vor allen Dingen unsere waderen Genter Genossen, hätten sonst der muthigen Frau schon

Da nun jetzt des Bürgermeisters Bauer Eriftenz wieder gesichert ist, verfällt er auf seine alten Gewohnheiten, stellt Untersuchungen von aller Art an, revidirt selbst die Schantlokale, bestraft auf alle nur erdenklichen Dinge hin und schraubt die Einwohner, wo er nur kann. Dieses Genie ftammt auch aus der Aera des Nationalliberalismus; es ist eine fleine Kratzbürste, bläft sich aber auf wie ein Blasebalg. Man holte ihn seiner­zeit aus Leipzig  , wo er Rathsreferendar war; ich rathe den Leipzigern, daß sie denselben wieder holen, einen beffern Polizeidirektor können sie nicht bekommen..

Nächstens werde ich über hiesige Industrie- und Arbeiterverhältnisse Joseph.

berichten.

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Pofen. im Oktober. Es geht doch nichts über die Schlauheit unserer hochlöblichen Polizei. Neulich ward ihr von einem Spaßvogel die Mär aufgebunden, daß unsere polnischen Genoffen Versammlungen im Kobylolper Walde abgehalten hätten, flugs wurden daher mehrere Genossen nach der Polizeidirektion fiftirt und einem peinlichen Verhör unterworfen; auch über die Verbreitung des polnischen Parteiorgans Przedswitt" und über die Anwesenheit eines polnischen Agitators sollten fie Auskunft geben; Resultat natürlich gleich Null.

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Am eifrigften in Sozialistenheze zeigen sich unser Kriminalpolizeiinspektor Büttner und Bolizei nspekor Glasemann. Erstgenannte Spür­nase ließ sich eines Tages in einer Kneipe auf der Wallischei( Weiß), wo mehrere Genossen von uns verkehren, in die Küche sperren, um durch das Fenster, welches in die Gaststube führt, unsere Genossen beobachten zu können; der Schlauberger" möchte nämlich gar zu gern wieder einen Sozialistenprozeß inszeniren. Ihr Herren von der Polizei, mit Eurer Pfiffigkeit ist es jedoch nicht weit her; wir meinen, Euch darin doch noch zu übertreffen, wir werden Euch und der ganzen Bourgeoisfippe trotz aller Schnüffelei noch manchmal ein Bein stellen.

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Alhier eriftirt ein polnisches Käseblättchen, Orendownik" genannt, welches leider viel von Arbeitern gelesen wird, dessen Redakteur, Dr. Szymansky, die infame Rolle als Polizeihandlanger übernommen hat; ob befagter Ehrenmann im Solde unserer Wohllöblichen steht, kann Schreiber dieses nicht bestimmt behaupten, aber möglich ist es immerhin, daß sein Doppel- Patriotismus honorirt wird. Vor Kurzem wurde an die Redaktion des Orendownit" eine Nummer des Przedswitt" vom Auslande( Paris  ) gesandt, worauf der ehrenwerthe Herr fich sofort zur Polizeidirektion begibt und denunzirt; ein langer Artikel im Oren­downit" war die weitere Folge( fiehe Nr. 3 des Przedswitt"). Befagter Artifel hat uns übrigens weiter nicht geschadet, im Gegentheil hat er die indifferenten Arbeiter auf unsere Bewegung aufmerksam gemacht­Nur so weiter, Herr Doktor! Für die Agitation in den Spalten Ihres Blattes vorläufig unsern besten Dant.

Die Belohnung für Ihre infamen Denunziationen, welche schon von dem Prozeß her batiren, milffen wir Ihnen noch schuldig bleiben, bei

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Der Kaufmann F. Schmidt, Markgrafenstraße 18/1 Dresden, seit Frühjahr hier in Zürich  , angeblich flüchtig und steckbrieflich verfolgt wegen betrügerischem Bankrott und Urkundenfäl­schung, wurde am Mittwoch den 15. November, Abends, durch unsere Parteigenossen Obrist, wo er wohnte, und Oppenheimer in freundschaftlicher Weise aufgefordert, um sich wegen dem längst gegen ihn gehegten Verdacht der Spitzeleis zu reinigen, seine Effekten und Wohnung 2c. einer genauen Prüfung unterziehen zu lassen. Schmidt willigte ein, und verlief die peinliche Haussuchung" durchaus zu seinen Ehren.

Auf das nun aber von Genoffe Obrist weiter gestellte Begehren, auch Schmidt's sehr beleibte Brieftasche diskret est beaugenscheinigen zu dürfen, befiel Herru Schmidt, nach mehrfachen erfolglosen Ausreden, das dringende Bedürfniß, bei Seite zu gehen". Nach sofortiger Unter­suchung des Latrinenfasses im Abort hatten unsere Genossen, die hierauf nicht unvorbereitet waren, die Genugthuung, ein Brief- und Atten­bündel im Umfang eines leidlichen Bibelbuches an's Lampenlicht zu fördern, welches der in die Enge getriebene Hallunke dorthin versenkt hatte.

Der wohlgeordnete Inhalt besteht aus Dutzenden von interessanten, mit den Polizei­nummerirten Instruktionen und Korrespondenzen

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helden Weller und Paul in Dresden  , mit der Berliner  Polizei, mit Schuft Kaltenbach in Mülhausen   i. E., sowie mit einem in London  , unter Leitung eines höheren deut schen Polizeibeamten bestehenden internationalen Polizeibureau. Fühlung mit der russischen Polizei ist daraus gleichfalls ersichtlich.

Wir beabsichtigen dieses interessante Material dem Partei- Archiv einzuverleiben, zuvor aber in einer lehrreichen Broschüre zu verarbeiten. Ein historischer Beitrag zu der internationalen Polizei­Verschwörung gegen Gesetz und Ordnung im Allge= meinen und gegen die Schweiz   im Speziellen.

Nieder mit den Verschwörungsmachern, nieder mit den Polizeispionen!

Sprechsaal.

An die Redaktion des Sozialdemokrat".

Zürich  , 29. Oktober 1882. Ich erachte es für angezeigt, im Interesse unserer Gesinnungsgenossen, welche sich durch die Verhältnisse genöthigt sehen, den deutschen   Gewalt­habern valet zu sagen, und sich asylsuchend nach der Republik   Helvetiens zu begeben entschließen, einiges zur Beachtung mitzutheilen.

Die meisten politischen Flüchtlinge gelangen ohne Heimathslegitimation hierher. Solche legitimationslose Flüchtlinge merden auf ihr Ansuchen bei den jeweiligen Kantonsregierungen auf furze Zeit geduldet; wenn dieselben sich aber dauernd niederlassen wollen, so werden von Unver­heiratheten 1000, von solchen, die heirathen wollen oder schon verheirathet find, 1500 Franken Kaution verlangt.

Nun ist es schon vorgekommen, daß solche, welche die Kaution gestellt hatten, aus irgend welchen Gründen von hier abreisen( auswandern) wollten und das Kautionsgeld zur Reise zurückverlangten, dabei aber ab­schlägig beschieden wurden, weil der betr. Kanton, der dem Flüchtigen Asyl gewährte, so lange diese Kaution zurückbehält, bis der Betreffende anderswo Asyl oder Heimathrecht sich erworben hat.

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Wenn nun ein politischer Flüchtling, der die Kaution geleistet hat, nicht weiß, unter welchen Bedingnissen er die Kautionssumme wieder erhält nebenbei bemerkt, wäre es Pflicht der Behörde, darauf auf­merksam zu machen so ist es sehr begreiflich, daß der Betroffene dadurch meist erheblich geschädigt wird. Denn hat er darauf gerechnet, mit dem Gelde, welches er bei seiner Abreise erheben zu können glaubte, seine Wege ziehen zu können, sieht sich plötzlich wider Erwarten in seinem W. H. Vorhaben gehemmt.

Daß die politischen Flüchtlinge in der Schweiz  , wenn sie mittellos find, nicht auf Rosen gebettet, sondern allerhand Chikanen der Lokal­behörden ausgesetzt sind, ist nicht zu leugnen, es hängt aber sehr vom guten Willen der letzteren ab. Insofern ist die Warnung vor der Schweiz   als Asylort nur berechtigt. Die oben geschilderte Art der Kautionszurückhaltung ist jedoch entschieden eine Ueberschreitung der den Behörden zustehenden Vollmachten, gegen die ein Rekurs an die Ober­behörden zweifelsohne von Erfolg sein würde.

Albert Groß, Schneider, zuletzt in Frankfurt   a. M., jetzt vermuthlich in London  , wird gebeten, seine Sachen in Fr. in Ord nung zu bringen.

Briefkasten

der Redaktion: A. K. in B.: Genosse Hasenclever wird am 18. November aus dem Gefängniß zu Leipzig   entlassen; seine Adresse bleibt: alle a. S., Anhalterstraße 9 a III.

der Expedition. Der rothe Lichtstrahl: Mt. 3,- f. Schft. 2c. erh. Gewünschtes war bereits unterwegs. Rothkragen a. d. Zislar:

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Bf. v. 7. erh., Schft. kosten Mt. 4,80. Sippokrates: Fr. 15,- pr. A. Bfr. Bern: Ab. u. Schft. erh. Auszug am 14/11. brieflich. Fr. 47, Ab. 4. Qu. erh. Droffelbruder: Mt. 20,- pr. 3. Qu. erh. Zahlungsaufforderung in Nr. 41 geht auch Ihre Nachzügler an. Deffintlicher Extrarippenstoß wird besser durch Anstreichen betr. Stelle Jhrerseits ersetzt. Blaschte: 3. fl. 1,70 Ab. 4. Qu. erh. Schft. pr. Zweispänner mi 46 fort. W. noch immer stumm!- J. K. Schaffhsn.: Fr. 1,50 für Retourfog. gutgebracht. Unversöhnlicher: Einzelnes längst inhibirt. Etwa noch Landendes müßte also anderwärts losgelassen sein. Königsberger Genossen: Mt. 20, f. 5 Antheile erh. Bfl. am 14/11. X: Mr. 6,- Ab. 4. Qu. 82 u. 1. Ou. 83 erh. Rftt.: Mt. 32, à Cto. Ab. hier. Bf. erw.( i): Beftllg. folgt. X 3: Liffag. Kommune" franz., Berlag Brüssel   längst vergriffen. Mt. 50, à Cto. Ab. erh. Bf. erwartet. M. XH.: 105,70 Ab. Juli, Aug., Sept. u. Gegenrchg. pro 3. Qu. gebucht. Altes bitten zu ver mitteln. Bf. folgt. Stbrg.: Mt. 20, à Cto. Ab. erh. Bestellg. mit Dorndistel: Mt. 16,60 Ab. 4. Du. erh. 46 fort. Auszug folgt. Panzerschiff: Mt. 36,- à Cto. Catilina: Fr.-, 85 f. Schit. erb. eingetr. Bf. erwartet. Roderich: Mt. 15,- f. Schft. u. 4 Quartale erhalten. Sdg. abgg. Hombrecht ö. fl. 1,- u. Mt. 1, d. Ufd.

Weiteres.

dfd. zugew.

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A. P.

Von Doris: Fr. 2, d. Ufd. dkd. zugew. Eba: Mt. 3, Ab. 4. Du. erh. 5. T. Jgft.: Mt. 11,70 f. Schft. Dift. Paris  : Ruprecht: Mt. 10, à Eto. Ab. 4. Du erh.

erh.

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Fr. 50,-

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Cto. Bl. gutgebr. Bf. abgeg. B. Gtsm. Basel  : Fr. 15,-

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à Cto. erh. R: K. Lyon: Fr. 4, nachträglich in unsere Hrud ge tommen. Behalten Sie gut Fr.-, 25 à Cto. Ab. 1. Qu. 83. Ales abgesandt. Rothbart: Mt. 260,- à Cto. erh. Bestllg. folgt. Bf. auch. Der rothe F. M. Str.: 3. fl. 1,75 Ab. 4. Qu. erh. Nachtfrg. 2c­folgt. Adr. geordnet.-h: Mehrbestllg. folgt, ebenso die 5 weiteren Antheilscheine. A. B. Bern  : Nachbestellg. dir. gesandt. Fr. 2, Ab. 4. Qu. gutgebr. Sch. 1105: Mt. 3,- Rest Ab. 4. Qu. erh. Un Bayr. geborene Koupons bitten fünftig draußen austragen zu laffen. Hiesel: Nachr. beachtet. N. W.   1877 eriftirt nur in fompletten Jahrgängen à Mt. 4.80 franto. Beter: Bf. v. 12/11. unfrantirt. Koftet 50 Cts. Strasporto. Aufgepaßt. Bf. folgt.

Schweizerische Genossenschaftsbuchdruderei Hottingen  - Zürich  .

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